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Symbol der deutschen nationalen Zerrissenheit. Schon glaubt es, daß die Mächte der Bergangenheit eine fröhliche Wiedergeburt

felern.

Schmerzrolyolb die Farben Schwarzweißrot gehißt merden folent. I erregt ist. Für das Ausland wäre der reaftiouare Streid ein las mind gefagt die ausländifchen miffionen wünschen es. Bir glauben das nicht. Wir haben mit Freuden feststellen können, haß unfere Fahne im Ausland an Sympathie gewonnen haf Unfere Boltsvertretung hat diese Farben mit dem Einverständ nis der größten Bolfstreife beſtimmt. Unser verstorbener Reichs. präsident Ebert war es, der mit zäher Energie versucht hat, die präsident Ebert war es, der mit zäher Energie versucht hat, die Uneinigkeit des Bolles zu zerstören. Ihm sind wir für seine Be­mühungen ewig dankbar. Bir bedauern, daß in der Fahnenfrage es nie zu einer Einigung gekommen ist.

Auf dem Wege einer Berordnung darf eine solche Frage nicht gelöst werden.

ruhigung einiger Auslandsdeuifchen über den zweifel.

Wir, die wir für die Farben des neuen Deutschland geblutet haben, dulden nicht, daß dieser Erlaß zur Tat wird.( Tosende mischenrufe.) Nehmt das eine mit von hier, das Größte, was es gibt,

das Gelöbnis des Willens zur Macht.

Die republikanischen Maffen haben die Pflicht, dafür zu sorgen, daß hiefer erste Schlag der Monarchisten augleich ihr legter jein mird. Bon diefem Blazz hat ein Größerer einst zu den Maffen des fich.) Bir grüßen Dich in weiter Ferne, in Treue bis zum Lode. heilige Rampf um die Rechte der Maffen, das Vaterland, die deutsche Republit, fie leben hoch, hoc, bed! Begeistert ftimmen die Maffen ein

unerträglich empfunden wird. Sowohl non amtlichen mie nen privaten Kreisen wird es als geboten bezeichnet, diese Berschieden heit, die zu vielen Mißverständnissen und Unstimmigkeiten Anlaß gegeben hat, auszugleichen. Diesen Ausgleich will die Verordnung in erster Linie erreichen. Ferner foll aber die Berordmmg bazu beitragen, die verständnisvolle Zusammenarbeit der Auslands­deutschen mit den amtlichen Vertretungen des Reichs im Auslande namentlich in lleberfee zu fördern; hier find wegen dieser Flaggen. differenz vielfach Gegenfäße aufgetreten, die den Interessen des Reichs und dem Ansehen des Deutschtums im Auslande abträglich find. In dieser Beziehung soll die Berordnung eine Brüde bilhen am mirtschaftlichen Wiederaufbau.

Die Beunruhigung ist sicher viel viel größer als die Bes Bolles gesprochen: Friedrich Ebert ( Die Häupter entblößen. Bu einer befferen Berständigung und einer engeren Zusammenarbeit haften augenblicklichen Erfolg. Das Boll erblickt in der Berordnung Du bist bei uns und mir find bei Dir. Der bellie Fürstenenteignung und Flaggenverordnung

in her jezigen gespannten Situation einen Angriff auf die Reichs­farben( Burufe: Meineidiger Hindenburg eine Mahnung ift: Treue den Fahnen Schwarzrofgold.( Langanhaltender stürmischer Beifall.) 2ffs Vertreter der Demotraten prach

Abg. Bergsträßer( Dem.):

tommen, so fchnell stehen auch die Reichsbannerformationen bereit, Tiefe Barovanung mar ein leberfall. So schnell wie er ge um den Ueberfall zurüdzuschlagen, Ba tam der lleherfall her? Stresemann hat die Wünsche begründet.( Gol nach Doern gehen!) Ich sage nicht Gründe der Außenpolitik, sondern

innerpolitische Gründe waren es.

Eine Bartei, die jeden Wahlkampf als schwarzweißroton Kampf gegen bie Reichsfarben geführt hat, steht hinter diefer Berordnung. Bir haben als bamatratifche Bartel den Beschluß gefeßt, gegen hie Berordnung unfern schärfften Kampf zu führen.( Rous mit den Demokraten aus der Regierung!) Die Frage ist feine juristische, ob die Berordnung zu Recht besteht, fie muß politisch gewertet merden. Die Frage tann nicht durch die Verwaltung gelöst werden. Bir haben für diese Farben sieben Jahre gefämpft. Unser Herz Bon minutenlangem Beifall und stürmischen Frei Heil.Rufen begrüßt, spricht

hängt daran.

Abg. Saenger- München( Soz.)

zu den erregten Waffen. Am 12. Mai jährt sich der Tag, an dem hirdenhurg den Già qui die schwarzrotgolbenc Reichsflagge geleistet hat.( Stürmische zurufe.) Wenn der Bräfident durch die deutschen Lande fuhr, fo murben ihm überall die schwarzrotgoldenen Fahnen entgegenhalten von den sowie ligen Händen derer, ohne deren Aufopferung es ein deutsches Boit nicht mehr geben mürde. Die Souveränität des Balfes,

Freiheit und Einheit,

has find die Symbole jener heiligen republikanischen Kompisarben, für die unsere Väter und Großvater gegen dynastische Biltür und Baterfandstofigkeit gefämpft haben.( Stürmischer, minutenlanger Beifall.) Diese Farben sind uns nicht nur Symbol der Geschichte, fondern auch ein Mahnmal des groß deutschen Gebantens, der gewaltigen Einheit mit dem Brudervolt Defterreichs. Nie. mats wäre ein Großdeutschland unter den hohenzollern mög tich gewefen.

Schwarzrotgold iff das Wahrzeichen aller Deutschen von der Etsch bis zum Belt.

Als das Bilien banner der Bourbonen unter den Schlägen her großen französischen Revolution in den Staub fant und die Trifolore des französischen Boltes aufleuchtete, mar Frankreich aus ber royalistischen Zerriffenheit zur Einheit gefchritten, Das Fahnenband Schwarzweißrat. bas unfere Gegner tragen, tit be We hapuro, daß es die Gröber jener geldinudi hot, die die Teueriten der deutschen Republif heimtudijó una feige morbet bgben( Stürmijche Blufrufe.) Unter den hohen goffern ist ber Reubau des Reiches nicht möglich gemejen. Mit dieser Regierung, die uns fo etwas zu bieten magt, gilt es abzurechnen.( Brausender Beifall.)

Bei diesem Erlas perleugnet die Regierung alles, was den werkfätigen Maffen Wahrzeichen ihrer Freiheit und ihrer Jdeale ift. Frenenilich und verantwortungslos ist dieser monarchistische Ueber fall, der dazu nog in einer Zeit fomunt, so die Seele des Boifes über die hemmungslose abgier der Fürsten im Innersten

Auseinandersetzung mit der Regierung im Reichstag. Zum Schluß sprach der Gauvorsitzende des Reichsbanners, Heute wird der Reichstag mit der dritten Lesung des Gesetz­Roch, noch einige anfeuernde Worte zu den Zehntausenden. Die entwurfs auf entfchädigungslose Enteignung der Fürsten beginnen. republikanischen Parteien müssen zusammenstehen, um das prats Rebner der Sozialdemokratie wird Genosse Scheidemann notatorische Attentot der Reaktion gegen die schwarz geblasen hat, so ist es an uns, nicht in der Defensive zu bleiben, rotgolbene Freiheit abzuwehren. Benn ber Gegner zum Angriff sondern selbst zum Angriff überzugehen. Das Bolt fall ent fcheiden. Nur Schwarzratgold. Nicht die Hälfte, sondern das Ganze wollen wir haben. Eiserne Geschlossenheit Mann für Mann geht es dem Kampf der Republif entgegen.( Donnernder Applaus, minutenlange Zustimmungskundgebungen.)

Der Beschluß der Demokraten.

Die demokratische Reichstagsfraktion hielt gestern nach Schluß der Bienarsizung eine Sigung ab, in der sie gegen die Flaggen verordnung entschieden Stellung nahm. Die Barteien feien durch diese Verordnung überrumpelt worden; quch die Abschwächung, daß ble Berordnung beschränkt wird auf die Safenftäble unb bie nur zu Schiff zu erreichenden überseeifchen Bläge genüge nicht. Die demokratische Frattian faßte daher einstimmig folgenden Beschluß: " Die Fraktion ist mit der Verordnung zur Flaggenfrage nicht einverstanden,

Der Beschluß murde sofort ben anderen Regierungsparteien mitgeteift. Welche Konsequenzen fich für die demokratische Braftion weiter qus diesem Beschluß ergeben merben, steht noch nicht fest. Der Parteivorstand der Demokratischen Partei ist zu Montag, den 10. Mai, einberufen worden. Voraussichtlich wird auch der Parteiausious noch einberufen werden.

Die Verordnung zur Flaggenfrage. Amtlich wird mitgeteilt:

ftellen, sondern auch die Stellungnahme der Sozialdemokratie zi nicht nur die fürstliche Habgier zu der Not des Bolles in Bergleich der Flaggenverordnung der Regierung zum Ausdruck bringen.

Die KPD. fchließt weiter aus. Die schwarze Lifte" noch nicht abgeschlossen. Der Kampf gegen die finte Oppofition in ber APD. geht unauf. haltsam weiter. Wie die BS.- Korrespondenz erfährt, hat das Bol bureau am Mittwoch nachmittag den Beschluß gefaßt, wei weitere Abgeordnete, nämlich Lossau und 2odingen, die beide rheinische Wahlbezirke vertreten, auszuschließen. s Grund für diese Maßnahme wird angegeben, daß beide gegen die Partei gearbeitet und zusammen mit Iwan Razz gegen die Zen trale tonspiriert hätten. Lofsau und Lodingen sollen heimlich mit Raz Zusammenfünfte gehabt haben, mit dem Endziel, die jetzige Oppofition zu stärten und die gegenwärtig führenden Männer in der Zentrale zu stürzen.

Damit scheint die Säuberungsaktion" in der Kommunistischen Partei jedoch noch nicht abgeschlossen zu sein. Sicherem Bernehmen na breht auch dem Abgeordneten Scholem in nicht allzuferner Zeit das Schicksal der bisher Gemaßregelten.

Austritt in Thüringen .

Weimar , 5. Mai. ( Eigenes Drahtbericht.) Die fommunistische Abgeordnete Frau Agnes Schmidt Gotha ist aus der Kommunistischen Landtagsfraktion ausgetreten. Eine Be Berordnung ist in Ergänzung der Berordnung über die deut- worden, Es ist aber anzunehmen, daß der Austritt auf die Durch eine heute vom Herrn Reichspräsidenten vollzogene gründung für diesen Schritt ist von Frau Schmidt nicht gegeben fchen Flaggen vom 11. April 1921 beſtimmt worden, daß die ge- politische Freundschaft mit dem vor wenigen Wochen aus der fandtschaftlichen und kanfularischen Behörden des Reiches an Aommunistischen Partei ausgeschlossenen Abgeordneten Geithner außereuropäisen lähen und an folchen europa aurüdauführen ist. Die Kommunistische Frattion hat an Frau ischen Plägen, die non Seehandelsfiffea ange- Smidt bereits die Aufforderung ergehen laffen, fofort ihr Man­laufen werden, fünftighin neben der Dienflflagge der Reichsbehör- bat nieberzulegen. Mit diesem Austritt ist die nach ber den( fchwarzrotgold mit dem Reichsschilde) such die verfaffungsleisten Wahlen 18 Mitglieder starte Kommunistische Fraktion auf mäßige andelsflagge führen, Gleichzeitig ift die Dienst­10 zusammengeschmolzen. flagge der Reichsbehörden zur See, um eine stärkere Betonung der Reichsfarben zu erzielen, durch eine schwarztofgoldene Gösch nach Art der Handelsflagge ergänzt morden.

Der Berordnung i falgenbe mtliche Erläuterung beigegeben: Die vorstehend gekennzeichnete Verorhrung hat feinerlei poft tische, sondern nur eine praftifee Bebeutung. Sie fräntt bie Bery wendung der Reichsfarben bei den Auslandsbehörden nicht ein, bringt fie vielmehr durch Hinzufügung der fchwargratgalbenen Gaich Gösch in die Flagge der Reichsbehörben zur See perftärft zur Anwendung. Die Berordnung ist peranlaßt worden durch den Umstand, daß nach den übereinstimmenden Berichten der in Frage kommenden deutschen Auslandsstellen die bestehende Berschiedenheit in den Fleggen der deutschen Handelsschiffe und der amtlichen Reichsvertretungen als

Der deutsch - schwedische Sandels- und Schiffahrtsvertrag, über ben in ben fepten Wochen in Berlin verhandelt wurde, ist gestern, Mittwoch, von den Delegierten der beiden Lander paraphiert worden. Die debife Delegation teist heute nach Stocholm zurüd. Der Bertrag foll nach Genehmigung durch die beiden Regierungen bemnat in Berlin unterzeichnet werden.

Der florte Sturs des Frankeu, der durch die maffiven Franten abgaben für englische Rechnung hervorgerufen fein bürfte, hat in Baris eine lebhafte Beunruhigung hervorgerufen. Der Dollar, der am Dienstag mit 30,60 notiert wurde, schloß am Mittwoch mit 81.50. Der Finanzminister Béret fehrt am Mittwoch aus seinem Urlaub nach Baris zuriid und wird an dem für Donnerstag ein­berufenen außerordentlichen Kabinettsrat teilnehmen, der sich mit der durch den Frankenstura geschaffenen Lage befaffen soll,

Siegmund Freud zum 70. Geburtstage. bem augenblidlichen Sch halt, jondern führte bei Nervöjen die öffentlichen Ordnung und Sicherheit und des Majors Sped nom

Bon Dr. Kurt Singer .

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Der Name Siegmund Freud hat heute internationale Geltung als einer der größten Forscher und Behrer, die in den letzten hundert Jahren erstanden find. Wie immer man zu den legten Schul­meinungen der Psychoanalytiker stehen mag der Mann, der als erster den Einbruch in die mechanistische Weltanschauung und die Atomisierung der Seele tat, der als erster jene Grenzscheide zwischen Bewußtem und Unbewußtem zu durchbrechen versuchte dieser diefer Mann verdient einen Ehrenplak unter den Großen der Geschichte. Die Zunftpfychologen nehmen ihn heute noch nicht ernst, die Universi­täten und Hochschulprofessoren der Nervenheillunde lehnen ihn mehr oder weniger systematisch ab. Kein Ehrendoktorat zeugt bisher für eine Wandlung. Ich entfinne mich noch sehr genau, wie vor zwanzig Jahren wissenschaftliche Führer der Neurologie einen Vortrag über Binchoanalyse mit dem Bemerfen abtaten, daß es sich um ein Gammelfurium von falschen psychologischen Boraussetzungen und ein Hineintragen von unbeweisbaren Dingen handle. Das blieb hamals unwidersprochen. Inzwischen tam der Krieg, und gerabe diefer ungeheure Behrmeister änderte die Gesinnung der meisten ehr lichen Forscher, die gegen Freuds Neurofenlehre eingeftellt waren. Freud operierte mit Begriffen, mie fie der Bolksmund, wie sie eine hellhörige Sprache geschaffen hat, und nahm fie als Gegebenheiten an. Er versuchte zuerst förperliche Krankheitserscheinungen afs seelisch bedingte Leiden zu erkennen und zu erklären. Er analysierte nicht nur das, was man fah und untersuchen tonnte, sondern er brang mit überlegenem Geist und einer unerhört fcharfen Dialettit in bie Brobleme des perdrängten, durch Kultur perdeckien Trieb lebens, her Affette, des Traumlebens ein. Er fcheute fich nicht, Dinge bei dem Namen zu nennen, der bei jeder bürgerlichen Gefell chaft Schreden, Angft und Abscheu erregen mußte. Schon das Wort Trieb mar ein derartiges Abschredungsmittel, slimmer noch wirfte die Serualität in ihren bewußten und unbewußten Leistungen. Der feguelle Ronflift, ber Rampf eines Trieb 3ch mit dem 3deal- Jch murbe zur Dominante in dem Afford Freudjyen Denfens. Zweifel los find hier Spitfindigkeiten und sprachliche Haarspaltereien bas fonders in der Symboldeutung des Traums vorgefommen, und sicher ist das Geschlechtliche nicht als einziger Konflikt für die Ent­ftehung von Neurofen Berantwortlich zu machen.

Seine denkerische und fast prophetische Phantafie machte fogar nicht bei Ursprünge des Leidens auf die früheste Kindheit zurüd. Ein Er lebnis in den ersten Jahren nach der Geburt, ins Unterbewußtsein verdrängt fo lehrte er fonnte Urfache und dauernder Steim für neurotische Phänome merden. Gelang es, diese unsichtbaren und un bewußten Berdrängungen zu offenbaren( abzureagieren), jo mar der Betreffende geheilt. Zu diesen Analysierungen gehörte auch das Leben und Denten im Traum, der, bei aller Umstellung der Tats fachen und Wirklichkeiten, oft ehrlicher ist als das Bachleben. Gerade das Sinnliche in dem bunten Spiel der Träume bekommt durch Freud einen Sinn, das oberflächliche Bild fann durch einen Blick in bie Ziefe außerordentlich erhellt werden. Genau so, wie aus dem Traumleben, entwidelt Freud aus den Irrtümern und Fehlleistungen des Alltags ein Mittel zur mirtlichen Aufklärung unferes Wollens. Die Sprache verbedt tatsächlich oft bas, was wir an Gedanken produzieren wollen, ja, fie verfehrt bas Gewünschte in ihr Gegenteil Es gibt feine Bufälle, und ein einfaches Berjprechen, Ber. ihreiben verrät oft schneller pie Unehrlichkeit unferer Umgangs­sprache und Formen, als es eine intensive und langdauernde Analyse Pönnte. Auch das Bergeffen ist eine solche Fehlleistung des Unbe mußten.

Freud ist nicht bei der Medizin stehengeblieben. Er hat in feinem Tiefgang durch the Seelenlammern auch die Gebiete der Rumit, der Dichtung, der nihologie, der Soziologie gestreift. Ueber die Symbolfprache des Traums, gegen fic wäre niel zu sagen, auch gegen die Erfahrungen Freuds und feiner Schüler, baß das tieffte Erfennen der Zusammenhänge schon eine Heilung bebeute. Die Individualpsychologie Alfred Adlers baut, von Freud ausgehend, an ganz anderen Wegen und scheint mir in ihrer Gleichfegung gesellschaftlicher, beruflicher und ferueller Krisen, in ihrer Psychosynthese ein gesundes Abmandern auf das Gebiet der Menschenbildung zu fein. Damit ist nichts gegen bie fumbamentalen Arbeiten Freuds gejagt, nichts gegen den Reichtum feiner been über Eros , bas Ich und das Es, die Spiterie, das Leben im Unbewußten, die Traumsymbolil. Ein dichterijger Seher, in feinem Belen Miegiche verwandt, hat unserer Zeit ein Werf inb eine Billenjchait hinterlassen, die ihr bis dahin fremd waren. Kein Menfch, der Un­fpruch macht, sein Jahrhundert zu verstehen, fann an diesem Mert eines Auserwählten vorübergehen. Auch wenn die Mode ber gesell fchaftlichen Unterhaltung über feruelle Dinge vorübergegangen ist, auch wenn in Jahrzehnten der Narsismus sich in den Menschen von bann, wenn burd Auftlärung und Belehrung bie feelischen Reifen bes einzelnen ihre Stacheln verloren haben, auch dann und gerade dann wird man Freud als einen der größten Wohltäter aller Betten preifen.

Aber der Begriff der Berdrängung, einerlei, aus welchen Konflitten und fulturellen Einstellungen er fommen mag, haftet feftiffenfchou und Erfenninismöglichteit felbft überwunden hat, auch in unserem Biffen und Bewußtsein, und auch die Doppelseitigteit aller Erscheinungen bes Seelenlebens wird in ben Schriften Freuds zu einem Ariom, Um Triebe in Schach zu halten, wozu uns eine tändige Gelbftzenfur befähigt, verbrehen wir unsere Gefühle oft in ihr Gegenteil. Wir lieben, wenn mir zu haffen scheinen, wir hoffen, machend oder träumend, wenn wir fürten müffen. Die Bipolaritāt aber Ambivalenz unferes Seelenlebens wird gerade in den Deu hungen ber Träume offenbar. Erotische Phänome verwandeln fich in Rampfeinstellungen gegen die Außenwelt oder gegen das Joh. Freub war unter ben Nervenärzten Europas ( vielleicht nach 3anet in Frankreich ) der erste, der vom Beobachten der allgemeinen Symp. tome meg zu einer Analysierung des Individuellen, des Jeh vordrang.

Der Kampf um einen Freiheitsfilm.

Die Matrajen pom Panzerfreuser Botemtin" find nicht überall jo behandelt worden, wie pon ihren Kameraden auf dem Admiralschiff, die sympathifierend die Geschüßrohre vor ihnen fentien. Die Filmprüfstelle Berlin hatte den Film Banzertreuser Botematin" auf Grund eines Gutachtens des Dherregierungsrats

| Mühleifen vom Reichstommiffariat für die Ueberwachung der Reichswehrminifterium verboten. Bor der Oberprüfstelle murden diefelben Sachverständigen pernommen. Herr Mühleisen, deffen Un­fähigkeit durch den Seedt- Attentatsprozeß fich genügend erwiesen hat, brachte impofante Aftenmälzer mit, um aus ihnen nachzu meisen, daß die Kommunistische Bartei nahe daran sei, den Staat umgustürzen und daß fie mit Borliebe sich der Erinnerung an per­gaugene Revolutionen bediene, um die Bevölkerung aufzuheßen. Der Major pon Sped sprach von einer Gefahr für Armee und Vaterland, um gleich darauf dem Anwalt der Firma, Genoffen Baul Levi, zuzugeben, daß die Soldaten nach der Besichtigung des Films anfangen würden zu meutern, molle er allerdings nicht behaupten. Die Oberprüfftelle gab den Film frei. Sie folgte dabei den Be Stimmungen des Gejeges, das ausdrüdlich untersagt, einen Film mesen feiner politischen Tendenz zu verbieten. Sie folgte aber auch dem gefunden Menschenverstand, der über die Idee lachen muß, daß in einer Beit, da die Kommunistische Partei Rückschlag auf Rück­fchlag erleidet, die Vorführung eines Films aus der russischen Re­volution von 1905 das Fundament des Staates unterhöhlen solle. Here Mühleifen hafte nicht gestug an der eigenen Blamage. Zunächst mußte das Reichswehrministerium den Film für die Spl­daten der Reichswehr perbieten. Dann erschien, ficher nicht ohne höheren Auftrag, om Bormittag der Premiere Herr Staatsfeiretär Rempner, Er hatte den preußischen Ministerpräsidenten und den Berliner Bolizeipräsidenten hingebeten. Nach der Reichsverfaliung exiftiert die Borfilmzenfur der Bolizei nicht mehr und nach dem Filmgefeg fann die Polizei nur dann die Borführung von Filmen unterlagen, menn es unmittelbar dabei oder nachher zu einer Störung der öffentlichen Ordnung tommt. Die Genossen Braun und Brcfiniti lehnten also ein Eingreifen offenbar auch aus jach lichen Gründen ab.

Danach mußte der Oberreichsanwalt den Film besichtigen, um Anflage wegen Hochnerrats? zu erheben. Der Oberreichs anmalt lehnte ab. Nun beschäftigte sich das Kabinett mit der Un gelegenheit. Bielleicht hängt auch die Nachricht des Berliner Lageblatts", bie banerische Regierung merbe ein Bieberrufsverfahren einleiten, mit diefer Kabinettsfizung zusammen. In München wird man ja freudige Helfer für solche Pläne finden.

Nach berühmten Dresdener und anderen Mustern wird in auischen offenbar von Propofateuren im Apollo Theater" ge arbeitet, um etme ein Polizeinerbot porzubereiten. Am Dienstag abend fam es zu erregten Szenen, weil eine Gruppe junger Leute aftentatin der Frichießung des Matrosenführers Beifall flatlayte Deutschen Republit weiter( chüßen, nachdem sie im eigenen Lande Bollen wir die zaristische Schandwirtschaft wirklich noch in der Deutschen Republik weiter schüßen, nachdem sie im eigenen Lande lange ihr wohlverdientes Schid al erlitten hat?

Budfunkdienst London - New Bort. Der ständige Bildfunt­Dienst London- New Dort ist am 1. Mai aufgenommen worden. Bon London aus erfolgt die Uebermittelung zunächst durch den Draht an bie Marconi - Station in Carnarvon; pon dort aus erfolgt die drahtlose Hebermittelung an die amerifanifchen Stationen Riverhead , Long Island , in der Nähe New Yorts. Der Dienst wird vorläufig in erster Binię son amerikanischen Seitungen in Anspruch genommea