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voaaerstag S. Mal 1926
Unterhaltung unö
Leklage öes vorwärts
Ein königlicher Goldmacher. Don Hanns ch. Kamm. Friedrich II.   von Preußen, den bürgerliche Geschichtsschreibung denGroßen� nennt, ist in unseren Tagen als�rideriois Rex" zum Abgott unserer Hakenkreuzler gerooröen, die in seinemauf- geklärten Despotismus" den politischen Stein der Weisen erblicken. Den hat min freilich dieser König gewiß nicht besessen, denn durch sein Hineinregieren in jede Kleinigkeit hat er indirekt das Beamten- tum korrumpiert und dadurch bewirkt, daß die Stoatsmafchine zer- brach, als seine Selbstherrlichkeit sie nicht mehr lenkte. Wer noch dem wirklichenStein der Weisen  " hat auch er noch in einer Seit gestrebt, als der Wohn, daß man damit Gold machen könne, selbst aus wenigeraufgeklärten" Köpfen fortgeweht war. Der Philosoph von Sanssouci" hat ja immer viel Geld zum Krieg- führen gebraucht, und darum oerfolgte er auch die Versuche, Gold zu machen, die sein Kammerdiener Fredersdors unternahm, mit größter Anteilnahme. Dieser Kammerdiener muß in einem seltsam vertraulichen Der- hältnis zum König gestanden haben, wie aus dem soeben erschiene- nen Briefwechsel Friedrichs mit Fredersdorf   hervorgeht.(D i s Brief« Friedrichs des Großen an seinen vor- maligin Kammerdiener Fredersdorf. Herausgegeben von Ioh. Richter. Verlagsanftalt Klemm A.-G., Lerlin-Grunewald.) Während Friedrich sonst den Tod treuergebener General« mit ver- legend kurzen Worten abtut, kümmert er sich fast in jedem Briefe Köchst besorgt um die bedenklich angegriffene Gesundheit Freders- doris und richtet geradezu zärtliche Ermahnungen an den Kammer- diener, der freilich zugleich die Geschäfte eines Kanzlers, Ober- Hofmeister». Opernintendanten, Bankiers, Kabinettsekretärs usw. ver- sah. Bei solcher Vielseitigkeit kam Fredersdorf   auch in Beziehungen zu Alchymisten und setzte seinen Herrn davon in Kenntnis. Im Sommer 1753 sandte er Friedrich ein Rezept zum Goldmachen, in dem mit alchymistischem Brimborium geredet wird von einem grünen Löwen, so den Drachen im Feuer zerrissen hat". Der König antwortet scherzend, läßt aber bald einenMistriosen brief  ", den er selbst erhalten bat, an Fredersdorf   gehen, und seine Teil- nähme wächst, als die Versuche des Kammerdieners scheinbar nicht ohne Erfolg siird. Er empfängt sogar den Alchymisten, der be- hauptct, Gold machen zu können, persönlich und ist höchst über- rascht, als dieser, sich als eine Madame Nothnagel entpuppt. Mit ihrem Manne schließt«r nun einen Vertrag, der uns freilich gar nichtköniglich" anmutet: denn wenn die Sache glückt, so zieht Friedrich den Gewinn: mißlingt sie aber, so trägt Fredersdorf   den Schaden. Immerhin rechnet der König mit der Möglichkeit eines Erfolges, dennman hat«xempels ins Kleine". Ein Fehlschlag, den Madame Nothnagel im September 1733 erleidet, läßt zunächst Friedrich alle Goldmacher zum Teufel wün- schen. Als jedoch Fredersdors behauptet, bei den auf eigen« Faust fortgesetzten Experimenten wieder Erfolg gehabt zu haben, nimmt auch des Königs Anteilnahme wieder zu. Er ordnet im Oktober l7S3 an, daß alles, was Madame Nothnagel an scheinbarer., Gold erzeugt hat,durch einen guhten goldtschmitt" untersucht und das möglicherweise hergestellte Gold für sein persönliches Konto amtlich ausgemünzt werden soll. Damals steht er ja bereitsim Handel wxgen Regimeittenj". die mit dem kunsilichen-Goldc besoldet..werden' sopen. Gelingt das»W ist nichts darühbe« d....chi»nu äft Kr Goldmachcrkunst das Höchst« auf Erden. Erst Mitte November 1763 läßt ihn ein neuer Mißerfolg endgültig die Hoffnung auf diese billige Bereicherung aufgeben. Später hat er dann das Problem ganz radikal dadurch zu lösen gesucht, daß er durch seine.Hof- juden" Münzen herstellen ließ, die schließlich nur noch L8 Proz. des vorgeschriebenen Silbergehalis hatten. Der leidtragende Teil war natürlich auch bei dieser Inflation das Volk, während der König seine Kassen mit dem Golde füllt«, das auf den Schlachtfeldern aus Blut und Tränen gemünzt wurde.
Tleuet vom Nachrichteudievst der Die neu. Es ist jedem Bienen- freund bekannt, daß sich Bienen auf irgend eine Weise noch Mit- teilung machen, wenn sie eine reich« Fusterquelle gefunden haben. Denn wenn erst einmal eine Biene eine lohnende Futterstell« entdeckt hat, dann weiß bald der ganze Stock davon, und zahlreiche Bienen
Die Lösung öer Jlaggenfrage.
:me ßlaggenkoUektion zum Aussuchen für üeutsche.HusluuüsmjMnen.
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besuchen nun rasch dieselbe Nahrungsquell«. Ueber den Vorgang dieser Mitteilung hat kürzlich Prof. o. Frisch ein« interessante Arbeit vcröfsentlicht, die sich aus sinnreich ausgeführte Experimente stützt. Prof. v. Frisch stellt« zunächst fest, daß die Gntdeckerin einer reichenTracht" nach der Heimkehr im Stock eine Art Rundtanz auf den Waben vollführt, der dann plötzlich been!»t wird. Die beim Rundtanz angestoßenen Dienen geraten in einen Zustand hoher Erregung und verlassen den Stock, um draußen selbständig also ohne Führung der Entdeckerin, die reiche Rahrungsquelle aufzusuchen. Daß sie von den ersten Bienen keine genau« Nachricht empfangen haben, geht aus der Tatsache hervor, daß sie wohllos nach allen Seiten ausschwärmen, und wie die Versuche ergaben, ihre Crkundungs- flüge bis zu Entfernungen von mehr als einem Kilometer aus- dehnten. Die Lienen   wissen aber genau, welcher Art diese Nahrungs- quelle ist: denn st« nehmen den der Entdeckerin anhaftenden Blüten-
düst wahr utst> suchen dann auf ihren Flügen nach denselben Blüten. Wurde z. B. eine Biene reichlich auf Alpenveilchenblüten mit Zucker- wasser gefüttert, so wurden kurz daraus all« Alpenveilchcnblüten der Umgebung von anderen Bienen nach Nahrung durchsucht natürlich auch dann, wenn ihnen das Zuckerwaflsr fehlle. Andererseits konnten duftlose Kunstblumen, auf denen Zuckerwasser geboten wurde, von anderen Bienen erst dann gefunden werden, wenn sie mtt einem Tropfen' ätherischen Oeles vcrsehen waren, dessen Geruch die erste Entdeckerin nunmehr annahm. Reiche Fundort« von Blütenstaub verraten die Bienen ihren Ge­nossinnen auf ähnliche Weise: sie führen nach der Rückkehr eigen- artige schwänzelnde Bewegungen aus und schlagen dabei mit. ihren blütenstaubgesüllten.Höschen" den anderen Bienen an die Fühler. Der Dust derHöschen" ermöglicht es mich in diesem Falle den
Bienen, die nichtige Blntenstaubquelle aufzufinden.
AmerikanischeLanöstreicher". De n Artur Heye  . (Tchluß.) Ich erwachte von einem erstaunlich echten Geschmack von gutem Elliman-Whisky, ein Lichtschein siel mir in die Augen.2lha, da» ist Höllenfcuer!" dachte ich.«Siehst du, Godfrey, was bist du immer so gottlos gewesen!" Ich glaubte unbedingt, ich wäre tot. Na, schließlich fand ich mich doch wieder auf diesem alten Planeten zurück und entdeckte mein wertes Ich in einem hübschen weißen Bettchen neben einem anderen Gentleman. Der schnarchte wie«ine Bandsäge, und ich tat dasselbe. Früh wachte ich mit klappernden, schmerzenden Knochen auf, aber sonst fidel wie ein Jrländer, der eine Erbschaft gemacht hat, und zerrte den Leitgcnossen am Barte. Der stellte die Bandsäge ab und wurde auch munter. Es war unser zweiter Steuermann, ein Deutscher, aber sonst ein guter Kerl. Wir waren in einer Fischerstube: sie hatten sieben Mann von uns cm Strand« aufgelesen. Zehn waren tot, der Kapitän auch zu seinem Glücke, denn wir hätten sonst den Apfelbaum am Hause mit ihm geschmückt. Trotzdem sagten wir aber drei Tage später gemeinschafllich vorm Seeamt in Baltimore   au», daß wir absolut mchis wüßten. E» war wegen der Pension für die Witwe des Allen: die konnte ja nichts dafür, daß er so ein Halunke gewesen war! Anmustern wollte ich mich nicht wieder lasten: in meinem Munde war's noch vier Wochen lang so rauh und salzig wie in einer Heringsttume. So ging ich los auf die Railroad, habe in Texas   ein paar Monate auf einer gottverlassenen Farm gearbeitet und bin jetzt wieder so gründlich aus den Brandsohlen, daß ich mit einem Deutschen   zusammen doch wieder d!« Planken betreten muß. .Na, sei nur ruhig darüber,«in Pankee, der zum Gehangen- werden geboren ist, ersäuft nicht!" gab sein Kolleg« auf den.Dutch- man" zurück. Der Amerikaner lachte lelse und ungerührt: einige Minuten herrschte Schweigen in dem Fast«, nur eine Daube trachte einmal in der Wendlühle Draußen schien der Mond groß und weiß aus den Platz herab und langweill« sich. Da geschah etwas Interestante». Ein struppiger aller Herr stieg über die Planke und schritt auf die Tonne zu. Er bückt« sich und wallte hineinkriechen, retirierte aber plötzlich rückwärts wie ein Krebs und starrte verblüfft sein Haus an. .Ich will doch gleich zu hundert Tagen verdonnert werden, wenn das nicht die blutigste Gemeinheit ist, die meine gesegneten Augen je gesehen haben!" flüsterte«r. Nachdentllch kratzte er sich die Bart- stoppeln, dorm schlich er wieder hw und späht« vorsichtig noch einmal Sineii». Er sah vier Löcher in vier Etleselsohleu.Es sind zwei
miserable Tramps, kein Zweifel, na wartet!" Sachte zerrte er einen Holzkeil unter setner besetzten Wohnung hervor und spuckte in die Hände. .Du hattest doch auch mal so etwas drüben im Pazifik  ?" fragte da der Amerikaner in der Tonne. .Hm. tja. ich muß erst meine paar Erinnerungen daran zu» sammensuchen!" antwortete der Deutsche phlegmatisch. Der Alte draußen spitzte die Ohren.  An meiner unfreiwilligen Schwimm- tour war das Gold schuld, das sie da oben in dem schönen Lande Alaska   entdeckten, wo einem nachts die Schneefüchse die Stiefel wegfressen. Ich war in Frisko und im Dalles, und wollte mir ein paar Pfund von dem gelben Dreck holen, um dem abzuhelfen. Die Northwestern Coast-Shipping-LInie fand das Gold schon auf dem Wege nach Alaska  : sie hatte die Fahrpreise dahin um das Vierfache erhöht. Schön, ich setzte sie um das Fkinffache herab und kroch in San Francisco   in den Kohlenbunker desPräsident Mac Kinley". Aber ein armer Teufel soll zu nichts kommen! Sie fanden-mich noch in der Bai, und da ich nicht freiwillig hinaufging, hievten sie mich an Deck. Ich habe den Brüdern da unten zu schassen gemacht! Eine halbe Stunde lang ging die wilde Jagd durch alle Bunker und Heizräume des Dampfers." Der Deutsche locht« leise und trocken. Draußen lehnte der obdachlose alle Gentleman über der Tonne und lauschte wie ein Mäuschen..Nim, der erste Steuermann hatte die Wache und machte mir die Honneurs. Ich bin ja auch nicht gerade ein Zwerg, aber solch ein Siebenmonatskind war mir doch noch nicht vor die Augen gekommen. Er bog sich zu mir herunter, rieb sich lächelnd seine fürchterlichen Seehundsflossen und sagte leise und schr höflich:.Na, du blutigverdammter Srowaway(Hinwegoer- flauer, blinder Pastagier auf einem Schiff), was sollen wir denn mit dir ansangen, he?" Dabei grinste der Kerl wie ein verliebter Gorilla. Ich sah. da« war ein Rauhbein, mtt Alaska   durfte ich dem nicht kommen. Ich tat, als wäre e« mir darauf angekommen, auf dem Kasten zu arbeiten..Well, mich mitnehmen und Kohlen trimmen lasten," sagt« ich ruhig und nahm einen Priem..Den Teufel werde ich, du Strolch. Steh stramm!" Und dabei schlug er mir ins Gesicht, daß mtt einen Moment sämtliche Fixsterne des Westalls vor den Augen herumfuchtelten. Im nächsten Augenblick hatte er aber auch einen gutgemeinten Box zwischen den Augen. Wild wie ein Texaestier fuhr er auf mich los, packte mich mtt seinen mächtigen Pranken beim Genick wie einen Kater und warf mich ohne wettere Dorreden über Bord. Jetzt lag ich also im Teiche und strampelte ehrlich mit Händen und Beinen davon, um nicht von der Schraube zerhackt zu werden. Der Kosten schoß sunkenpustend in die Rocht, und seine glühenden Bollaugen sahen mich recht spöttisch an. Es war sehr finster, ziem- licher Seegang und weit und breit kein Feuer oder Schiss zu sehen.
Ich gab mich keiner Hoffnung hin, noch jemals in Alaska   Gold zu graben ich hatte keine Ahnung, wo und wie weit Land war. So lange wie du in jener lieblichen Silvesternacht machte ich es nicht mit, denn die brechenden Kämme der Wogen schlugen mir so unverschämt ins Genick, wie vorher der Piratcnosfizier. Ungefähr in einer halben Stunde hatten mich die Brecher mürbe wie eist Rostbeef geschlagen. Ich machte mich reisefertig für die �ewigen Jagdgründe. Es gibt dort genug Haie, aber bei dem Seegang schwimmen sie tief, sonst hätten sie mtt schon längst ein Bein ab- gebissen gehabt. Ich stoppte ein paarmal: denn es hatte ja keinen Zweck, sich abzuzappeln: aber das Leben will uns, wenn wir es auch nicht wollen ich schwamm automatisch weiter. Well, es ging noch einmal gut. Eine gesährlich aussehende Woge kam mjt weißschimmerndem Kopfe herangesaust und riß mich hcch. Da sah ich einen Lichtschimmer, nicht weit von mtt. Ich strampelte verzweifelt drauf zu und ließ ein wahres Indianergeheul los. Dann warf mich ein besonders erboster Brecher gegen ein Fahrzeug, daß mir die Rippen krachten. Meine Stimme klang von dem vielen Salzwasser ein b'ßchen kratzig da Härte mich niemand. Es war ein niedriges Fischerboot, sie schaukellen mit gerefften Segeln her- um. waren wahrscheinlich beim Fang. So klammerte ich mich an dem Anker fest zum Hochklettern langte e» vorläufig nicht und paßte auf, daß mir keine leuchtende Rückenflosse irgendeines höllischen Haies zu nahe kam. Dann kroch ich mühselig, wie eine kranke Fliege, hoch und fiel an Deck. Sie werden sich nicht schlecht über den plötzlichen Gast gewundert haben, dir naß wie ein See- gcspenst an Deck lag, alle Biere von sich streckte und keinen Ton sagte. Na, sie päppelten mich wieder auf die Beine und sammesten 8 Dollars sür mich und lieferten mich damit am anderen Tage wieder an die Vereinigten Staaten   ab." .Ja, man liegt manchmal plötzlich drin und hat keine Ahnung wie es kam." sagte der Dankee gähnend. .Ein wahres Wort, das sollst du gleich wieder erfahren, mein Goldsohn!" sagte draußen der Alte mit einem stillen Grinsen, er spuckte wieder in die Hände und rollte dann dt« Tonne blitzschnell über die Uferböschung hinab. Ein blitzschnelle» Rumoren begann darin, ein Paar riesige Stiefel strampelten verzweifelt heraus, und dann klatschte das noble Hotel mitsamt seinen Gästen ins Wasser. Di« beiden Insassen fuhren heraus, schwammen prustend und emsig ans Land und der Deutsche schoß wütend auf den grinsenden Alten los. Der sprang gelenkig wie ein Pavian über die Planke und verschwand kichernd .Ober, Handtuch!" brüllte der Nankce lachend, der Deutsche lachte mit: sie schüttesten sich wie die Pudel, daß die Tropfen Im Mondlicht blinkten. Auf dem Mississippi   ober trieben melancholisch eine Tonne, ein Hut und ein aller Sack sttomauswärts.