Einzelbild herunterladen
 
  

Jeeie foZmlijlifthe hochsthule. Bürgerliches und proletarisches Bewußtsein in der modernen Dichtung.

Im Rahmen der Freien Sozialistischen chochschule sprach gestern abend im Plenarsaal des Herrenhauses Frau Professor Anna S i e m s e n zum ThemaBürgerliches und proletarisches Bewußt- sein in der modernen Dichtung". Sie führte aus: Literatur und Dichtung werden gern scharf von der Politik ge- trennt, in der Auffassung, daß sie sich nicht miteinander oermischen dürfen. Der überzeitliche und echische Charakter, der sie über die Streitigkeiten des Alltags hinausheben solle, wird betont. Dieser Ausdruck von Ewigleitsgehalt birgt etwas Richtiges. In der Tat ist kein« menschliche Gemeinschaft ohne Dichtung, die ein Ausdruck ihrer Gefühle und ihrer Erlebnisse ist. Obwohl sie gesellschaftlich ver- schiedenen Zeiten entspringen, wirken aus uns die Totenklage eines Eskimos, die Schlachtgesänge israelitischer Krieger und die Klagen finnischer Leibeigener. Doch dies reicht nicht aus, die Dichtung los- zulösen vom Alltag, im Gegenteil, sie ist mit der jeweiligen Gesell- schaft verbunden. Goethe selbst ist«in Kronzeuge dafür, daßleb- Haftes Gefühl der Zustände und die Fähigkeit sie auszudrücken." den Dichter machen.Jeder auf seinem Stern bildet die Dinge, wie er sie sieht", sagt Kipling. Für den Politiker ist es unendlich wichtig, daß die lebendigere und lebhafter« Gestaltung des Dichters die Be- grenzung des eigenen Zustandes der Masten überwindet, was ab- strakten und logischen Sätzen bei ihr nicht in dem Maße gelingt. Das verschiedenartige Bewußtsein, durch gesellschaftlich« Zustände ge- schaffen� bedingt den eigentümlichen Geist einer Zeit, und ihr volles Hineinfühlen erfordert das Berstehen einer Zeitepoche. Mr stehen an der Wende zweier Zeiten. Roch nicht ganz in der neuen, befinden wir uns doch nicht mehr ganz in der alten. So sind wir beiden angehörig und beiden verwandt und so befähigt, sie beide zu ver- stehen. Die bürgerlich kapitalistisch« Zeit aus der einen Seite und die neue erwachend« Zeit des Sozialismus auf der anderen. Das Erbe vergangener Jahrtausende spiegelt sich in unserer lebendigen Literatur wider, die unter dem Einfluß vergangener Dichtungen steht. Es besteht ein großer Gegensatz zwischen bürgerlichem und nicht- bürgerlichem oder proletarischem Bewußtsein. Mit dem Beginn der freien Wirtschaft löste sich der einzelne au» der ständischen Ge- meinschaft. Im freien Beruf eroberte er sich seine Stellung in der Welt. Während das Bürgertum bereits in der ganzen Welt herrschend war, begann es sich im Deutschland der Goetheschen Zeit in der Goetheschen Persönlichkeit am stärksten zu entfallen. Die geprägte, nicht zerstörbare Form, die lebend sich entwickelt, das faustische Sehnen, sein eigenes Selbst zum Selbst der Welt zu ge- stalten, ist der Ausdruck jener Zeit, die erkennend, genießend, leidend, mitfühlend, aus sich heraus zum würgenden Zentrum der Welt strebte. Der einzelne strebt nach Macht und Besitz, um sich seinen Wirkungskreis zu verschaffen, sei es als großer Organisator, als Künstler oder Ackerbauer. Die Besitzsicherheit erst sichert die Persönlichkeit, die dem aufsteigenden, kämpfenden und noch reoolutio- nären Bürgertum sich in verschiedener Weise manifestiert. Der Gegensatz der nach Freiheit ringenden Persönlichkeit zu den Bedin- gungen der umgebenden Welt bedingt den Konflikt des einzelnen, der untergehend oder siegend uns in den Dramen Schillers oder Goethes noch stark als nacherlebter Konflikt nachwirken. Auch bei Hebbel noch fühlen wir mehr mit der alten Welt, während die ein- famen Helden Ibsens und Gerhart Hauptmanns , die um die Freiheit ihrer Persönlichkeit ringen, uns ziemlich kalt lasten. Der reoolutio- näre Geist des individualistisch«ingestellten Bürgertum» manifestiert

sich nur noch in Pubertätsromanen und Dramen, die durchaus nicht mehr erschütternd auf uns wirken. Das Bürgertum ist in den Besitz eingetreten und mit seiner Herrschast änderte sich sein Be- wußtsein. Die Schilderung seines Lebens fließt breit und behaglich in ungehemmtem Strome dahin, wofür die klassischen englischen Romane ein Beispiel sind. In allen Licht- und Schattenseiten kommen sie zur Bejahung des Daseins, ebenso wie der Schweizer Dichter Gottsried Keller die kleinen Berhältniste mit alle»- menschlichen Vollendung und Freude schildert. Der ungebrochene Optimismus sieht trotz aller Schattenseiten die Welt in harmonischem Zusammenhang. Dies ist die klassische Phase der englischen Romane. die von der kritischen Phase der S t e n d h ol und Balzac abgeglöst wird, wo rücksichtslose Gewalt und Ehrgeiz geschildert werden. Thomas Mann und S t e r n h e i m gehören noch in die zweite Phase, während Heinrich Mann der dritten angehört. Die vierte Phase ist die Epoche des tiefen Ekels vor dem Leben und überwältigend stark von F l a u b e r t geschildert, der die ganze Gesellschaft schmutziger Fäulnis auseinanderfallen sieht. Auch bei Wilhelm Raabe finden wir Ansätze dieser Resignation und Ab- kehr von der Welt, ebenso in dem letzten Werke von Heinrich Mann Der Kopf ". Es ist nicht leicht, im Gegensatz dazu das Werdende zu formulieren, denn es ist seiner selbst noch nicht bewußt. Im Dichter vonPelle der Eroberer", N e x ö, und in der überraschenden starken Proletarier- und Kämpfernatur Jack London sehen wir dm Ausdruck dieses Werdenden. Ebenso im Charles Louis Philippe, der trotz aller Kleinbürgerlichkeit den Geist der Ge- meinschaft fühlt. Nicht mehr besitzen, weil er fühlt, daß er dann bundensein mit einer Masse, die gemeinschaftlich da» gleiche Schicksal trägt, ist das eigentümliche Reue der Epoche. Nicht mehr interessiert uns das Schicksal des einzelnen, sondern das der großen Gesamtheit. So ist es absolut gleichgültig, ob beispielsweise Pelle der Eroberer zugrunde geht. In der bürgerlichen Dichtung ist das Schicksal de» Helden entscheidmd(Egmont , Wallenstein oder Marquis Posa), in der proletarischen ändert der Tod des Helden nicht» an der fortrollenden Entwicklung, die er für eine neue Zeit verkörpern durfte. Indem er sinkt, steigt eine neue Welle. So ist auch die modeme Biographie, wie KorolenkosGeschichte seines Zeitgenosten", von den Zeitgenostm getragen und mit ihnen ver­bunden. Die landläufige Anschauung, daß Künstler Sonderwesen seien, wie wir sie auch bei überzeugten Sozialisten finden, ist in diesem Zusammenhang unrichtig. So tonnte sich auch der sozialistische Schriftsteller Upton Sinclair in dem RomanDer Liebe Pilgerfahrt" davon nicht frei machen, während Jack London in seinem Dichterroman den Dichter im Zenith seiner Erfolge zugrunde gehen läßt, weil er die Gemeinschaft mit der Mass« verloren hatte und die Brücke nicht mehr zu ihr schlagen konnte. Dieses proletarische Bewußtsein Ist überall, es mag sich im poli- tischen oder unpolitischen in kriegerischem oder ausharrendem Geiste äußern. Dies Bewußtsein ist zeitbedingt und aus der Zeit geboren, aus den gesellschaftlichen Zuständen, den Röten und Bedürfnisten de» Proletariats. Es klingt wieder in dem Lied der Roten Armee in Rußland ,Seht, wie der Zug von Millionen endlos aus Rächt- lichem quillt* wie in Walt WhitmonsWir stürmen vor". Es ist die Grundlage und Kraftantrieb unseres Kompfes und unserer Sehn- sucht und wird ewigkeitsgeboren Ewigkeiten überdauern.

Der Protest gegen öen Verfassungsbruch. Fort mit Luther ! Reichsbanner i« Front. Magdeburg . 8. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Das Reichs- banner Schworz-Rot-Gold hatte feine Abteilungen und die gesamte republikanische Bevölkerung Magdeburgs am Sonn- abend zu einer Protestkundgebung gegen den Flaggenraub der Regie- rnng Luther aufgerufen. Auf dem D o m p l a tz versammelten sich um 7 Uhr etwa 30 000 Menschen. Mit klingendem Spiel, mit wehenden Fahnen waren die Abteilungen des Reichsbanners aufmarschiert. Redner der drei republikanischen Parteien sprachen. Sie forderten den Rücktritt der Regierung Luther und riefen die Massen zum Kampf gegen solchen Handstreich auf die republikanischen Farben auf. In einer Resolution wurde die Empörung der Republikaner Magdeburgs über die Flaggen- Verordnung zum Ausdruck gebracht. Hörsing gegen Luther . Nürnberg , 8. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Eine gewaltige Kundgebung veranstaltete am Eonnabendabend da» Reichsbanner und die republikanischen Parteien in Nürnberg . Zum Protest gegen Echwarzweißrot versammelten sich inmitten der Stadt nahezu 40 000 Republikaner unter ihren Führern. H ö r f t n g rechnete scharf mit der Reichsregierung ob. Das deutsch « Dolk sah den verbreche- rischen Bandenaufstand, e» mußte den politischen Mord, dem die Besten zum Opfer sielen, über sich ergehen lasten und muß jetzt zusehen, wie die Regierung ein grausames Spiel mit den Farben Schwarzrotgold treibt. Die Regierung Luther bemühe sich, alles zu tun, was die Deutschnationalen haben wollen. Man wolle jetzt dazu übergehen, daß im Ausland die schwarzweiß- rote Fahne die rechtmäßige Flagge Schwarzrotgold ver- drängen solle. E» gäbe für die Republik nur eine Parole und die laute: Fort mit der Regierung Lutherl Her mit der republikanischen Regierung! E» war ein ge- waltiger Augenblick, als 40 000 Hände sich erhoben zum Gelöbnis, an den verfassungsmäßigen Reichsfarben Schwarzrotgold unter allen Umständen festzuhalten. Ter Republikanische Richterbund zur Flaggenverordnung. Bom Republikanischen Richterbund erhalten wir folgende Er- klärung: Der Republikanische Richierbund, in Sorge um den E i n k l a n g des Rechts mit der Weimarer Reichsverfassung, kann an der Flaggenverordnung vom S. Mai 1026 nicht schweigend vorübergehen. Er hält sie für nicht vereinbar mit der un- zweideutigen Ordnung des neuen Reichssymbol» in der Berfastung, die zu Reichsfarben die Farben Schwarz-Rot-Gold erklärt und nur der Handelsflagge die Farben Schwarz-Weiß-Rot zugesteht. Behörden, die da» Reich nach außen vertreten. dürfen allein die Grund satzfarben Schwarz-Rot- Gold zeigen. An diesem klaren Rechtsverhältnis hat die Flaggen- Verordnung von 10 21 nicht gerüttelt. Nach deren Vorschrift hatten die Außenvertretungen der Reichsrepublik die Nationalflagge oder die gleichfalls schwarzrotgoldene Landdienstflagge zu histen. Diesen verfassungsmäßigen Zustand zerbricht die neue, dem Einspruch der republikanischen Parteien zum Trotz erlastene Verordnung. Sie besiehlt den Reichsvertretungen in Uebersee und Hafenorten die gleichzeitige Führung der Handelsflagge Schwarz-Weiß-Rot. Das kann nicht Rechtens sein. Die dienstherliche Gewalt des Reichspräsidenten über die Reichsbehörden kaNn nun und nimmer eine Berwaltungsverordnung begründen, die kurzerhand«ine unmittelbare Derfastungsiolge aushebt. Da s ist n»cht mehr gesetzmäßige Ausübung des Berord- nungsrechts, es ist die unzulässige Borwegnahme eines verfassungsändernden Gesetze». vns zweite volksentscheiösaefetz. Tas Gesetz gegen das TlufwertungSvoltsbegehren dem Reichstag zugegangen. Der Reichsminister de» Innern hat dem Reichstag den ver- fassiingsändernden Gesetzentwurf zugehen lassen, der die Möglichkeit des Dolksbegchrens für alle Gesetze ausschließt, die die Folgen der Geldentwertung für vor dem 14. Februar 1924 begründete Rechts- Verhältnisse regeln. Der Gesetzentwurf wendet sich gegen die von den Aufwertungsorganisationen vorbereiteten Volks- begehren. Der Reichsrat hat dem Gesetzentwurf zugestimmt.

�arte Wahrheiten für sie Agrarier. Zwilchenfälle auf der Tagung des LandwirtschaftsrateS. Wenn den Agrariern einmal die Wahrheit gesagt wird, ver- liercn sie die Sprache. Da» Zentralorgan des Reichslandbundes , dieD e u t s ch e T a g e s z e i t u n g". bekommt es tatsächlich fertig. den schweren Rüffel zu oerschweigen, den die Großagrarier wegen ihres hetzerischen Auftretens sich kürzlich vom Reichskanzler Dr. Luther geholt haben. Der Vorgang, der für die politischen Ten- denzen in der Großlandwirtschaft gleich bezeichnend und beschämend ist, spielt« sich so ab: Der DeutscheLondwIrtschostsrot hatte für den 6. und 7. Mai feine Getreuen zu einer Tagung noch D a r m st a d t»in- berufen, die wieder einmal zur Demonstration der Großagrarier gegen das übrige Dolk werden sollte. Der Präsident Dr. Bran- de» hat in seiner Rede die bekannten Saiten aufgezogen, die auf TonSchreien, schreien und nochmal» schreien" ge- stimmt sind. Das Pech wollte es. daß nach ihm der Reichskanzler Dr. Luther zum Wort kommen sollte. Brandes hatte der Re- gierung Luther vorgeworfen, daß sie lediglich die Förderung des Exports auf Kosten der Landwirtschaf» anstrebe, und er hatte daran die Folgerung geknüpft, die Landwirtschaft dürfe nicht mehr auf die Steig er ung der Produktion, sondern auf die Erhaltung ihres Besitzes bedacht sein. Diese Aeußerungen waren wohl das Letzte, was der fchwarzweißrötliche Reichskanzler als Antwort auf feine Schutzzollpolitik erwartet hat. In den Der- Handlungen entstand eine peinliche Pause, bis sich Dr. Luther be- wegen ließ, doch noch zu reden, um den Agrariern klar zu machen, daß unbedingte Einstellung auf Sachlichkeit und fester Willens- entschluß Dorbedingung für den Ausbau der Wirtschaft seien. M a n kann die deutsche Wirtschaft, auch die agrarische, nicht aufbauen, wenn man mit der h o l b« n Welt Zo l l- krieg führt. Praktische Politik ist ohne Steigerung der Ausfuhr nicht möglich." Auf die Intensivierung der Produktion müste das Hauptgewicht gelegt werden. Diese Zurechtweisung wurde noch überboten von einer durch wiederholte Zwischenrufe unterbrochenen Rede de» Reichsbankpräsi- deuten Dr. Schacht, in der er darauf hinwies, dl« Devise Trcudeutsch und pensionsberechtigt" müsse endlich abgetan werden. Al» er erklärt«:Die Reichsbant wird sich die Herren Kreditnehmer ganz genau darauf ansehen, ob sie den Kredit lediglich zur Erhaltung ihre, Besitze, zu haben

wünschen", rief jemand dazwischen:Diktatur des Kapi- t a l s". Dieser Zwischenruf war außerordentstch bezeichnend für die Auffassung mancher Agrarier, die zu glauben scheinen, daß Kredite Geschenke sind. Schacht erklärte darauf unzweideutig, daß derartige Kreditsucher ohne die Hilfe der Reichsbank auskommen müßten. Das ganze Niveau, das sich In der Rede des Präsidenten des Landwirtschaftsrates und in den Zwischenrufen bekundete, zeigt nur, wie weit die Demagogie gewisser Agrarierführer und ihrer Syndizi heute schon geführt hat. Unnötig zu sagen, daß die Agrarier versuchten, die verfahrene Situation durch beschwichtigende Reden zu retten. Der Außenstehende mußte den Eindruck gewinnen, daß hier jemand, der nicht mehr ganz fest steht, den Eselstritt erhalten hat. Ausgerechnet von den Leuten, die von der Regierung Luther durch Schutzzölle und Kredite Millionen und aber Millionen freudig schmunzelnd einstrichenl

Das Schicksal üer Junkerewerke. Eine neue Stützungsaktion. Die Iunkers-Flugzeugwerke A.-G. in Destau. die im vorigen Jahr« noch S000, gegenwärtig etwa 2000 Mann beschäftigen, bean« spruchten in den letzten Tagen in erheblichem Maße die Oeffentlich- keit. Die Werke, ein« Gründung des Flugzeugkonstrukteurs Prosestor Junker», kamen im Sommer v. I. in erhebliche finanzielle Schwierig- leiten, denen das Reich durch ein« Garantie über 12 Millionen Mark Kredit« zu begegnen suchte. Nach den letzten Erklärungen im Haus- Haltsausschuß des Reichstags scheint sich dies« Garantie zu Leistungen de» Reick)«» im Betrag« von 14,7 Millionen ausgewachsen zu haben. Infolge seines Eingreifen» oerfügt das Reich heute über die Majorität des Aktienkapitals und übt auch in der Derwaltung einen entscheiden- den Einfluß aus. Ueber die Absichten des Finanzausschusses der Iunkers-Werke, durch den die finanziell« Reorganisation der Werke unter dem Einfluß des Reiches erfolgen sollte, verlautet« in den letzten Tagen, daß der größer� Teil des Werkes zunächst stillgelegt und so der Umfang des Betriebes feinen finanziellen Kräften ange- paßt werden sollte. Naturgemäß trat der Einfluß de» Gründer», Profesior Junkers, zurück. Ueber die weitere Entwicklung de» Werkes sollte die Generalversammlung der Iunkers-Werke beschließen. Nach langen Verhandlungen mit der Reichsregierung(Verkehrsministerium und Luftfahramt) konnte die Generalversammlung ein Kommunique veröffentlichen, das die Stellungnahm« der Majorität der Aktionäre, also auch des Reiches erkennen läßt. Nach diesem Kommunique soll der Geldaufwand des Werkes mit dem Auftragsbestand in Ueberein- stimmung gebracht werden, ohne die Forschung, die Bersuchsanstalt und die Entwicklung neuer Flugzeugtypen und-molore zu beein- trächtigen. Das Wert werde in der Lage sein, ungeachtet der zeit- lichen Einschränkung, den Auftragen nachzukommen. Die für die Umstellung notwendigen Mittel sollen bereitgestellt werden. Danach ist klar, daß die Weiterentwicklung de» Werkes, soweit dem Werk« nur Aufträge erreichbar sind, an der Beschaffung der Mittel zur Finanzierung dieser Aufträge nicht scheltern soll. Das Reich stellt selbst oder durch seine Vermittlung die Gelder zur Ber- fügung. Insbesondere wird auch dem für das Werk sehr verdienst- lichen Profesior Junkers in dem Sinne eine Brücke gebaut, daß feine speziell« Arbeit in der Junkers-Motorenbau G. m. b. H. nicht be­einträchtigt werden sog. Da» Reich wird natürfich daraus zu achten

haben, die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit im Werte auch auf die Dauer nachdrücklich zur Geltung zu bringed. Die Gegensätze zwischen Majorität und Minorität scheinen aber noch nicht endgültig beigelegt zu sein, wie sich au» dem Sonderkom- munique der dem Profesior Junkers nahestehenden Gruppe ergibt. Danach ständen die Absichten der Majorität mit ihren Hand- lungen in Widerspruch. Auch wird die Rechtmäßigkeit der jetzigen Mehrheitsverhältnisie bezweifelt. Angesichts der Bedeutung der Iunkers-Werke für den Export und da die Flugzeugindustrie nach den letzten Pariser Verhandlungen größere Bewegungsfreiheit er- halten hat, ist selbstverständlich von feiten des Reiches die größte Vorsicht in der Behandlung der Iunkers-Werke geboten. Wie zuletzt gemeldet wird, sollen alle einschneidenden Maßnahmen in der Be- triebsführung zunächst aufgeschoben werden, bis das Gutachten des Reichsgerichtspräsidenten Dr. Simons über die Reichsbeteiligung und ihre Rechtmäßigkeit vorliegt.

Der üeutstb-spanische �anöelsvertrag. In Madrid unterzeichnet. M a d r i d. S. Mai.(Eigener Drahiberichl.) Am Freitag abend um 7 Uhr ist der deutsch -fpanlsche Handelsvertrag in Gegenwart des Staatssekretärs Hagedorn unterzeichnet worden. In der vielumftrittenen Frage der Einfuhr spanischer Tisch- und Süßweine gewährt Deutschland die Meistbegünstigung. d. h. die italienischen lveinsähe. Da» Abkommen soll bereit» bis zum IS. Mai ratifiziert sein. Es gilt auf unbestimmte Zeit, mindestens ober auf 1 Jahr.

Rumänilcbe 8asck>iftenp!eite. ZlvereSeu will sichdrückcn, Ferdinand läftt ihnnichtzieljen. Bukarest , 8. Mal.(TU.) ver heutige außerordentliche Ministerrat, der unter dem Vorsitz des Königs stattfand, hat sich ausschließlich mit der t e l- Z n s l a t i o n. der Finanz- und Wirlschast�tage beschäftigt. Aus bester Quelle verlautet, daß Averescu wegen der Verweigerung der Unterzeichnung de» neuen Zolltarifs durch den König die Demission des Gesamt- kabinetl» angeboten hat, die aber der Köuig nicht angenommen hat. Die Lage Ist äußerst kritisch. polnischer Zaschiftenexzeß. Sprengung einer Arbeitslosenversammlung. Nikolai(Ostoberschlesien), 8. Mai. (WTB.) Der deutsch -sozia- Sstische Sejm -Avgeordnete Kowall sollte hier in einer Arbeits- losenversammlung sprechen. Als er lein Referat in deutscher Sprache halten wollte, wurde er von etwa 40 polnischen Fa- jchisten daran gehindert, deren Vorgehen weiter zur Spren- gung der Versammlung führte. » T- ist sonst Faschistensitte. sich der Arbeitslosen gegen die So- zialdemokratie zu bedienen. Die Aufrichtigkeit, mit der diese pol- Nischen Faschisten ihre Arbeiterfcindlichkeit von vornherein bekunden, ist dankenswert. Uebrigens hat der Kattowiger Provinzialsejm. entgegen dem Ausschußantrog, beschlosien, Genossen Kowall für den VoUsbund'-Prozeß dem Gericht auszuliefern.