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redende Zahl von Ueberstunden bedeuten. Auch muß durchaus beftritten merden, daß das Bedürfnis für die Aufhebung der Polizei Stunde vom Gesichtspunkt des Zurück zur Weltstadt" unterschiedslos für alle Betriebe gegeben ist. Dafür würde genügen, wenn eine verhältnismäßig geringe Anzahl Gaststätten in den Bergnügungs­zentren eine besondere Konzeffion bekommen. Diese Konzession müßte nur erteilt werden, wenn dem Personal gewisse Zugeständ­nisse gemacht würden, eine besondere Nachtschicht und bessere Be zahlung der Nachtstunden vorgesehen würde. Wie es mit dem ,, allgemeinen Bedürfnis der Aufhebung der Polizeistunde" steht, haben die drei Faschingssonnabende bewiesen. Nur ein großes Café am Potsdamer Platz hat gute Geschäfte gemacht. Von den anderen Gaststätten, auch im Innern der Stadt, hat ein Teil am dritten Sonnabend gar nicht mehr aufgemacht, da sich an den beiden ersten das Geschäft durchaus nicht gelohnt hatte. Die Kellner haben in den letzten Jahren den Wert einer geregelten Arbeitszeit tennen gelernt, fie haben gesehen, um wieviel reicher dadurch ihr persönliches Leben murde und sie denken nicht daran, sich dies Recht auf Bersönlichkeit wieder nehmen oder durch Trinkgelder abkaufen zu laffen. Die Wandlung des Kellners vom trinkgeldgierigen, rechen gewandten Herrn Ober" zu dem heutigen Kellner, der auf Brozente in fester Arbeitszeit arbeitet, Sport freibt und durch Sprachkurse feine Ausbildung fördert, iſt das beſte Zeugnis dafür, was die

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gegenseitig schmer. Frau Sommer Hatte 8000 m. in ihrer Bluse verborgen gehalten und war in der Nacht von Berlin abgereift. Der Hotelbefizer aus Sommerfeld befundete unter Eid, daß der deutsch­nationale Barteifefretär Dug zweimal nach Sommerfeld zu dem Pärchen gefommen fei, als biefes unter falfchem Namen bei ihm im Hotel mohnte. Der betrogene Betrüger, Höne, wurde zu sieben Monaten Gefängnis, mit Bewährungsfrist verurteilt. Gegen Frau Sommer erging das Urteil wegen Diebstahl und Urkunden­fälschung auf zehn Monate Gefängnis. Die Untersuchungs­haft wurde nicht angerechnet. Der Angeklagte Gerhard Sommer erhielt wegen Anstiftung zu schwerem Diebstahl, Anstiftung zum Be trug und Anstiftung zu schwerer Urkundenfälschung und Hehlerei zwei Jahre Gefängnis. Erhard Müller erhielt wegen Begünstigung zur Hehlerei a cht Monate Gefängnis.

Zuſammenkunft der Sozialbeamtinnen!

Montag, d. 10. Mai, abds 7 Uhr, im Saal 3 des Gewerkschaftshauses, Engelufer 24/25: Vortrag der Genoffin Minna Todenhagen über Die Arbeiterbewegung und die Wohlfahrtspflege."

Heraushebung eines Standes aus unsicheren Erwerbsverhältnissen" und ungewisser, meist überlanger Arbeitsdauer für den einzelnen bedeutet.

Berlin hat 18 000 Gastwirtsbetriebe. Nur in 2000 von ihnen arbeiten Rellner resp. Kellnerinnen, insgesamt 15 000 Angestellte. Das übrige find zumeist Zwergbetriebe. In welchem Maße hier ein

übles Kneipenwesen floriert, sieht man daran, daß 3. B. in einer Straße, die in einem ausgesprochenen Proletarierviertel liegt und die nur an einer Seite bebaut ist, in zehn Säufern fich neun Rneipen befinden. Aus einzelnen Bolizeibezirten laufen täglich vier bis fünf Konzessionsgefuche ein. Man vergegenwärtige fich da, mas für alle diese Betriebe, was für die Bolksgesundheit die schranken. lofe Aufhebung der Polizeiftunde bedeuten würde, und man wird den Standpunkt der Berliner Kellner begreifen und ihn teilen.

Ausstellung im Zoo

Rind und Haus." Ausstellung im 300. Aeußerft belehrend. Erstens: Das Haus des modernen Menschen bedarf aller Bequemlich feiten und allen Komforts, der auf der Ausstellung zu haben ist. Es bedarf allerdings des guten Willens, sie zu erwerben. An diesen wird reichlich appelliert. Geld- stillschweigende, aber selbstver­ständliche Boraussetzung. Zweitens: Das Leben ist eitel Luft und Freude, sowohl für den Erwachsenen, als für das Kind, da soviel glänzend Schönes zur Verfügung des täglichen Lebens steht. Drit tens: Nichts ist schön und foftbar genug für das Kind. Viertens: Babys werden in Tüll und Spigen geboren, in feinstes Linnen ge­hüllt, in seidenen Wiegen gewiegt. Fünftens: Nahrung und Pflege find in musterhafter Weise ausgeflügelt. Sechstens: Für später sind Samthöschen und Seidenkleidchen in beliebiger Anzahl und Aus­wahl vorbedacht, bis ins Jugendalter, bis in die Hochzeitsausstattung. Ebenso fünstlerisches Spielzeug, wie Fröbel, Montessori und Matadorgaben, die auserlefendste Kinder- und Jugendliteratur. Wie hie Festtische der Erwachsenen fast brechen unter der Last des Porzel Tans, Kristalls und Silbers, so die der Kinder unter der Fülle füßer Lederbiffen. Und das Haus muß es nicht ein Baradies werden, menn in hohen, hellen Räumen all die fostbaren Möbel harmonisch zueinander geordnet werden, wenn streng modisch schön gefleidete Menschen fich fatt und zufrieden brin bewegen? Da muß gewiß die leidige, armselige Proletarierwelt in den Abgrund versinken vor der Macht und dem Glanz des Reichtums. Eine Nähmaschinenfabrik hatte Sinn für die Wißbegier des Publitums und gönnt ihm den Einblick in die Entstehung der mannigfaltigen Seidenvolants und Maschinenstickereien. In langer Reihe hat sie hinter den Näh­maschinen bleiche Frauen ausgestellt, deren fleißige Hände unter den Augen der Beschauer öffentlich zum Ruhm der Fabrit arbeiten dürfen. Schade, daß sie vergaß, die Modelle der Säuglingsheime, Montessorihäuser und Horte auszustellen, in denen die Kinder dieser bleichen Nähterinnen behütet, gepflegt und erzogen werden, indes die Mütter zum Besten der Reichen Wunderwerke der Mode zu fchaffen das Glück haben. Gedanten drängten sich auf in dieser Richtung. In Wirklichkeit ist für das Kind des Boltes in dieser Ausstellung tein Wintet hergerichtet, der darauf deutete, daß man geneigt wäre zu zeigen, was Brattifches, 3medmäßiges und Schönes mit bescheidenen Mitteln für Kind und Haus des Arbeiters, des eigentlichen Schöpfers der Ausstellungs, merte, etma hätte geschaffen werden fönnen. Selbst die Interessen bes schlicht- bürgerlichen Kindes verschwinden in der Fülle und leber fille des Lurus. Dafür durfte eine 3wölfjährige durch den Heim arbeiterverband das Spigentaschentuch zum Kauf ausbieten laffen, an das feine müden Augen, feine blutleeren Finger Kinderkraft gemandt. Es gelang nicht zu erfahren, welcher Bruchteil der als Raufpreis ausgefeßten Mart dem Kind als Arbeitslohn zufallen bürfte.

Der betrogene Betrüger.

Ein treu deutschnationales Betrügerfonsortium. Bor dem Botsdamer Schöffengericht hatten sich der 26jährige Raufmann Gerhard Sommer, dessen 24jährige Ehefrau Käte, geborene Dur aus Potsdam und der 32jährige Technifer Erhard Müller aus Berlin zu verantworten. Dem Kleeblatt, von dem Sommer und Müller bereits vorbestraft sind, wird Anstiftung zum Diebstahl, Urkundenfälschung und Hehlerei zur Last gelegt. Der große Schedbiebstahl auf der Potsdamer Forstrenien taffe, bel dem die Staffe um 10 000 m. geschädigt wurde, ist der Hintergrund zu dieser Anklage.

Bekanntlich wurde die Potsdamer Forsttasse im September 1924 burch ihren 16jährigen Lehrling Walter Hönge um obige Summe gefchädigt, indem Hönge einen Scheck der Forsttasse entwendete, diefen fälschte und bei der Reichsbant 10 000 m. barauf abholte. Bei diesem Berbrechen haben die drei Angeklagten dem Hönge geholfen, Am Lage, als der Coup gelungen war, fuhr Hänge mit den brei Angeklagten im Auto nach Berlin , nahmen in einem Hotel zwei Zimmer und Hönge versteckte das Geld hinter einer Baschtoilette. Er ging für turze Zeit zum Friseur. Als er zurückfam waren die brei Angellagten fort und ebenfo das Geld. Müller murde in Düffel horf( päter verhaftet und das Sommerfche Ehepaar blieb ein Jahr lang landesflüchtig. Zuerst hatte es sich nach Forst in der Baufis begeben, wo der Bater bar Frau Sommer, ein Herr 2. Dug als beutschnationaler Parteifetretär unb Rreis gefchäftsführer tätig war. Unter falschem Namen wie Dalmy, Brauer und Dur wohnten die Landesflüchtigen in einem der besten Hotels in Forst. Dann war Sommer auch für die Partei in Sommerfelb als Raffierer tätig, und auf einem Rittergut eines Barons von Nagmer wurde das Bärchen dank der guten Bartel beziehungen untergebracht. Eifrig suchte die Bolizei und trotzdem her Scheddiebstahl in allen Zeitungen befanntgemacht worden war, Lonnten Flüchtigen erst nach einem Jahr verhaftet werben, und zwar in Stettin bgm. Dresden . Zu der gestrigen Berhandlung maren viele Zeugen geladen. Der Parteisekretär bekundete, daß er nicht gewußt habe, daß seine Tochter und fein Schwiegerfohn pon ber Polizei gefucht werden. Die drei Angeklagten belasteten fich

Im Anschluß daran gemütliches Beisammenfein.

Der Mord bei Strausberg . Eine Gräfin Lambsdorff aus Strausberg das Opfer. Der Mord im Walde bei Strausberg , der nicht nur die Straus berger, sondern auch die Berliner Bevölkerung in große Erregung verlegt hat, hat insofern inzwischen eine Auftlärung gefunden, als bie Ermordete nunmehr als die in Strausberg wohnhafte Gräfin identifiziert werden konnte. Die Familie der Gräfin, beren Mann von Lambsdorff. geborene reiin von Reibniz, Leiter der baltischen Vermögensverwaltung in Deutschland ist, mußte bei ben Unruhen in den baltischen Provinzen im Jahre 1919 flüchten und bewohnte feitdem eine Billa in Strausberg . Die auf so furcht bare Weise jäh ums Leben Gefommene hinterläßt vier unmündige Kinder. Die Mordkommission, die sich noch am Tatort befindet, hatte die Leiche ins Schauhaus nach Strausberg überführen laffen, wo die Identifizierung durch Strausberger Bewohner stattfand. Inzwischen ist die Beiche den Verwandten der Ermordeten frei gegeben worden.

Der Mörder wurde zuerst von einem Maler gesehen, der in der Gegend Stizzen machte. Nach dessen Beobachtungen muß der Mörder nach der Tat die Leiche zuerst verlassen haben, dann aber aus irgendeinem Grunde wieder zu ihr zurückgekehrt fein. Als der Maler mit anderen Leuten, die er herbetrief, herantam, ergriff der Mörder die Flucht in den Wald hinein. Er wurde noch ein Stück Beges verfolgt, hielt sich aber die Verfolger vom Leibe, indem er fie mit der Schußwaffe bedrohte, und entfam so. Er ist ohne Zweifel berselbe Unhold, der bereits zwei leberfälle in der gleichen Gegend auf Frauen verübte. Sein erstes Opfer wurde am 1. Mai die Tochter eines Strausberger Bürgers, die er per gewaltigte, nachdem er sie in heftigem Kampfe überwältigt hatte. Am Freitag in den frühen Nachmittagsstunden machte er einen Anschlag auf die Tochter eines Bolizeibeamten, bie ihm jedoch enttam. Gleich darauf beging er die Mordtat. Der Täter ist etwa 22 bis 25 Jahre alt und etwa 1,67 Meter groß. Er bat ein wunden aufweist, und trug eine gut erhaltene graue mi blaffes, martantes Gesicht, das ohne Zweifel jetzt ra- titarioppe, eine dunkle Müge mit Korbel und Luchschirm und um den Hals ein dunkles Knüpftuch. Auf seine Ergreifung wird vom Regierungspräsidenten in Botsdam und von der Bürgermeisterei Strausberg eine hohe Belohnung ausgefeßt. Mitteilungen zu feiner Ergreifung an die Kriminalpolizei in Strausberg , die Land­lägerei und die Mordkommiffion Albrecht Engel im Berliner Polizei präsidium, Zimmer 103.

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schlossen. Seine Begleiterin hat sich nicht im Haufe verstedt, sondern ist eiligst hinausgegangen und hat wieder abgeschlossen. Der Bes stohlene hat nun die Wahl, entweder bis zum nächsten Morgen auf der Treppe zu schlafen oder einen Hausbewohner zu weden, der ihn hinausläßt.

Waffersportausstellung in Potsdam .

Bom 8. bis 25. Mai.

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In Potsdam ist gestern die zweite Waffersport. ausstellung eröffnet worden. Es ist eine Schau maffersport­licher Artikel vom Kupfernagel bis zum Rotorsegler. Die Luft­fchiffballe und die Nebengebäude find start belegt und es foll zugegeben werden, daß sich die einschlägige Industrie Mühe gibt, immer wieder Neues an alten Objefen zu bieten. Die Konkurrenz ist groß, bei der gespannten Wirtschaftslage ist gerade für Wasser­sportartifel feine große Raufluft vorhanden und so müssen die Firmen fürs Geld schon etwas bieten. Eine wirfliche Neuerung ist der fpantenlose Kanadier eine Bootsart, die ihre Form den Wasserfahrzeugen der Indianer verdankt. Eine Potsdamer Fabrik preßt entsprechend vorbereitete Holzplatten in Formen und verbindet zwei Bootshälften durch eine Rielleiste. Allerdings wird erst dar prattische Gebrauch fiber die Zukunft biefer Bauart entscheiden. Die schon längere Zeit bekannten Schlauchboote, die fast wie große Rettungsringe aussehen, hat man jezt mit Segel und Steuer. Dorrichtung versehen und sogar ein Kielschwert angebracht. Einbaumotoren für Kleinboote sint in vielen Ausführungen zu sehen; die Preise sind an sich nicht hoch, aber immer noch unge­eignet, einen Massenkonsum herbeizuführen. Interessant ist, daß die Faltboptwerften jezt einem längst im stillen gehegten Wunsch fleine ägelchen zum der Faltbootbesizer nachkommen und Transport der in Rucksäcken verstauten Boote mitliefern. Die Ges schichte scheint also doch nicht ganz so leicht gewefen zu sein, wie es die Brospette immer darstellten. Am Havelstrand liegen bie großen ein, was Zustellun Segel und Motortreuzer- wer's dazu hat, fent fich hin

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Das Ausstellungsgelände ist einfach ideal. Die Stadt Potsdain hat das Gebiet des alten Luftfchiffbafens gefauft und in einen herrlichen Sportplah umgewandelt. Ein schönes Stadion gibt von den Tribünenplägen die Blidrichtung über die Havel , den Üferwald und die Havelberge frei und am Ufer entlang geht eine Die Hapel felbst, die hier den Namen Schmimmbahn. Templiner See führt, ist eine tlaffische Rennstrede für jede Art Wasser fahr sport. Bei der Besichtigung am Freitag fand der führende Magistratsvertreter viele Worte nicht nur für die gefamie Anlage, sondern auch dafür, daß der Sport ein Ersatz für die entgangene Mehrpflicht sein müsse. Da ist es ein Trost, daß es in Potsdam außer Magistratsvertretern und feudalen Sportklubmit­gliedern auch noch eine Arbeiterbevölkerung gibt, die den Sport aus anderen Gründen ausübt.

Ein Opfer der Völkischen.

Wir berichteten im Dezember vorigen Jahres von dem brutalen Ueberfall auf den 74jährigen Philofophen und Dozenten der Jüdischen Bolkshochschule, Dr. Stelfohn, vor dem berüchtigten pöllischen Strafeelerdorado Wilhelma". Ein finnlos betrunkener Flegel, der sich Baron v. Engelhard nennt, stürzte sich am Heiligen Abend unter dem Gebrüll: Haut den Juden tot!" völlig unmotiviert auf den greisen Gelehrten und gab ihm mit einem schweren Knüppel einen so wuchtigen Schlag über den Schädel, daß der alte Mann bemußilos zusammenbrach. Von der Untat des Rohlings hat sich der Greis nicht mehr erholt. Er war nach dem Attentat bett wurde wegen finnloser Trunkenheit und Sachbeschädigung" zum lägerig und ist in diefen Tagen gestorben. Der völkische Held zuständigen Bolizeirevier gebracht. Bon einem Verfahren gegen den Burschen ist nie etwas befannt geworben.

Erwerbshilfe.

Arbeit und Brot für Erwerbsbeschränkte herbeizufchaffen, ist

hoppelt schwer in Seiten des Arbeitsmangels, wo ſelbſt bie Erwerbs fähigen zu Hunderttaufenden vergeblich auf Arbeit warten. Im Verwaltungsbezirt Brenzlauer Berg besteht unter dem Namen .Erwerbshilfe" ein vom Bezirksamt eingerichtetes Unter­nehmen, das den Erwerbsbeschräntten helfen will, die ihnen noch gebliebene Arbeitstraft zu ver werten. In Betracht kommen hauptsächlich ältere Bersonen, bie von der Sozial- und Kleinrentnerfürsorge oder von der Kriegshinter­bliebenenfürsorge unterstügt werden und durch ein bißchen Heim arbeit noch etwas dazuverdienen wollen. Gedacht wird an Nähen, Striden, Stiden, an Anfertigung von Puppen und anderem Spiel. zeug, an Zeichnen, Malen und tunstgewerbliche Arbeiten. Erwerbshilfe bietet die Möglichkeit, in einer kleinen Berfstätte ich einige Fertigteiten in Näherei und Schneiderei anzueignen. In einem Ausstellungsraum zeigt sie Muster von Arbeiten ihrer Schüßlinge und sie nimmt für sie Bestellungen zur Aus

Am Nachmittag wurde in Gegenwart des Oberstaatsanwalts Altroge die Obduktion vorgenommen. Sie ergab, daß der Mörder aus nächster Nähe aus einer modernen Pistole, Kaliber 7,65 Millimeter, einen Schuß auf fein Opfer abgegeben hat. Die Beranlassung zu dem einsamen Spaziergang der Gräfin wurde da durch gegeben, daß sie einen Gast zum 4- Uhr- Zuge an den Bahnhof begleitete. Auf dem Heimweg wanderte sie einen schmalen Fußweg entlang, der mit dem Bahndamm parallel läuft und von einem Brandgraben und einem Waldstück begrenzt wird. Wildstück muß der Mörder sich verborgen gehalten haben. Er fiel über die ahnungslose Frau her und schleifte sie ein Stüd in den Wald hinein, bis er den tötlichen Schuß auf sie abgab. Er entfolh nach der Tat in der Richtung nach Edersdorf, wo seine Spur verloren ging. Die Nachforschungen nach dem Mörder werden von den zuständigen Polizeibehörden, der Landjägerei und der Berführung solcher Arbeiten entgegen. Die Werkstätte kommt liner Mordkommission unermüdlich fortgesetzt.

Den Kuß auf's Ruie.

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In diesem

Der Lüzow- Prozeß eilt entscheidenden Augenblicken entgegen. Die letzten Belastungszeugen marschieren auf. Da war es 3. B. vor einigen Tagen einer der Lieblingsschüler Süßows. der junge N. Er wurde etwa sechs Stunden lang vernommen in der Hauptfache wegen eines Ruffes, den er auf das nadie nie erhalten haben soll. In den ersten vier polizeilichen Bernehmungsprotokollen hatte er aber nichts darüber verlauten laffen und seinem Bruder, der gegen Lüzom Material fammelte, hatte er nichts davon gesagt und so weiß man wieder nicht, ob es wahr ist oder nicht. Und dann Fräulein Schulz und Dr. Lipp­mann. Sie waren es, die v. Lügom erbittertſte Feindschaft ge­schworen hatten. Die Aussage der ersteren ist nichtsfagend. Lipp mann war aber nicht gut auf Lüßom zu sprechen, schon um der Privilegien willen, die die Schüler des Angeklagten genoffen. Man merft es ihm heute noch an. Er war es ja auch, der mit 15 3ög. fingen 3offen verließ und nach Bucom ging. So liefern Die Aussagen diefer beiden 3eugen, wie auch die des Pastors und des Regierungsrats Risch fein neues Belaftungsmaterial gegen den Angeklagten. Noch immer steht es foalles fann fo und auch anders gedeutet werden. Bleibt noch der Zeuge Weiß. Er fommi Dienstag dran.

Die Witwe in Halbtrauer."

Biele Opfer hat schon seit längerer Seit eine Frau gefunden, die im Dsten und Südosten der Stadt, in der Fürstenwalder, Langen und Görlizer Straße ufm. ihr Unwesen treibt. Eine Nacht mandlerin" von etwa 36 Jahren, die den Eindrud einer Bitwe in Halbtrauer macht und gar nicht mie ein Straßenmädchen aus sieht, nähert sich unaufdringlich betruntenen männern und läßt durchbliden, baß sie nicht abgeneigt lei, mit ihnen noch ein Stündchen zu parfeben. Menn sie mit dem Mann in irgendein Haus hineingeht, zu bem sie einen Schlüffel befigt, fo tut fie fp, als ob sie hinter ihm wieber abfchließe. Drinnen aber erflärt fie, baß fie boch Bebenten habe, den Begleiter auf ihr Simmer im pierten Stad mitzunehmen, und so fommt es, daß das Baar auf der Treppe bleibt und Zärtlichkeiten austauscht. Blöglich raffelt braußen an der Haustür ein Schlüffel. Das Mädchen erschridt und eilt in ber Angst, von einem Befannten aus dem Hause gesehen 3 werden, hinunter, um sich rasch zu versteden. Auf die Bleder fehr wartet der Bezechte vergeblich. Etwas ernüchtert ftellt er bald fest, daß mit der vermeintlichen Bitme auch eine Brieftasche und feine Uhr verschwunden sind. Die Frau stiehlt bei einer heftigen Umarmung stets beides, Brieftasche und Ihr zugleich. Das Raffeln an der Haustür, das stets auf einen leichten Sustenanjall der Diebin erfolgt, besorgt deren Freund, der dem Paar heimlich gefolgt ist. Die Haustür findet der Bestohlende immer wieder ner

Die

auch denen zugute, die selber ihre Kleidung anfertigen möchten, aber nicht die erforderlichen Kenntnisse haben. Hier lernen sie das Nötige und sie dürfen die von der Erwerbshilfe bereitgehaltene

Nähmaschine benutzen. Bisher fehlte es der Erwerbshilfe an ge eigneten Räumen, jest aber hat sie im Hause Esmarch str. 10 einen fleinen Laden für die Ausstellung und zwei dazugehörende Nebenräume für die Werkstätte und für die Arbeitsausgabestelle erhalten. Am Sonnabend wurden die Räume von Frauen und Männern, die in der Wohlfahrtspflege des Bezirks tätig sind, unter Führung des Wohlfahrtsdezernenten Stadtrat Rosemann be fichtigt. Die Erwerbshilfe, deren ehrenamtliche Leitung in den Händen von Frau Ba to wsti liegt, hat bisher schon vielen Er. werbsbeschränkten ihr Los zu erleichtern vermocht. Diese nach ahmenswerte Wohlfahrtseinrichtung wird in den neuen Räumen, wo sie mehr Beachtung finden dürfte, sich noch beffer entwickeln und noch mehr hilfsbedürftigen beistehen können. Die Räume find ge­öffnet wochentäglich von 9 bis 1 Uhr und 3 bis 7 lhr. Die Aus­ftellung fann von jedermann ohne Kaufzwang besichtigt werden.

Auf die Straße gesetzt.

Im Hause Wilhelmstr. 5, in einer Zweizimmer- Barterre Frau, die sich von der Abgabe eines 3immers notdürftig ernährte. wohnung, wohnte die 40jährige Banda Schläfte, eine fräntliche Die Wohnungsmiete, die 45 M. monatlich beträgt, ist die Sch. schon mehrere Monate schuldig geblieben. Am Freitagnachmittag wurde die Frau vom Gerichtsvollzieher ermittiert, bie Möbel auf den Hof gefeht, sie selbst obdachlos. Schuld an bem Nichtzahlen der Wiete follen die Untermieter, ein Mann und eine Frau sein, die angeblich schon eine ganze Anzahl Monate mit der Miete im Rückstand sind. Um das Unheil pollzumachen, fam noch eine schwere Erfrantung, die die Frau zu einem achtwöchigen Aufenthalt in der Klinik zwang. Bor etwa 14 Tagen war die Sd). nach Hause zurückgekehrt. Inzwischen war der Klage des Hauswirts ftatinegeben worden, Von den Untermietern will Frau Sch. trok mehrfachen Drängens fein Geld erhalten haben. Man muß die allerschwersten Bebenten gegen ein Snftem haben, das ganz maschi. nell, ohne die Umstände zu berücksichtigen. die Zahlungsunfähigen in die Berzweiflung stößt. Ein lehrreicher Beitrag zum fläglichen fozialen Inhalt unserer Wohngefeßregelung.

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Die Redner der Reichsbanner- Rundgebungen. Das Reichsbanner ruft die gesamte republikanische Bevölkerung auf. fich geschlossen an Rundgebungen zu beteiligen, die bas Reichs banner gegen die neue Flaggenverordnung am Montag und Dienstag abenb peranstaltet, damit der Regierung und dem Reichstag die wahre Stimmung des Boites über die neue Flaggenverordnung deutlich vor Augen geführt wird. Zu den Kundgebungen haben als Rebner bereits fest zugesagt: die Reichstagsabgeordneten Georg Smidt, Unterfeiter. Minchen, Lemmer , Freiherr von Richthofen, Schöpflin, Ministerpräsident a. D. Stelling und