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TTA

Nr. 220+43. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts.

Reichstag und Flaggenverordnung.

Die Stellung der Parteien.

Der Reichstag beschäftigte fich gestern mit der sozialbemo| fratischen Interpellation über die Flaggenverordnung. Es Iprach zunächst Genosse Breitscheid und Reichskanzler Luther , deren Ausführungen an anderer Stelle wiedergegeben sind.

Abg. v. Guérard( 3.): Die Rede des Reichstanzlers hat in meiner Fraktion den schon vorher vorhandenen Wunsch verstärkt, fofort in eine furze Erörterung über die Anregungen des Reichstanzlers innerhalb der Fraktion einzutreten. Da ich weiß, daß derselbe Wunsch von anderen Parteien gehegt wird, bean­trage ich, daß der Reichstag sich jetzt auf eine Stunde ver tagen möge.( 3uruf bei den Kommunisten: Es lebe der Kuhhandel!) Der Antrag betreffend Bertagung der Sigung auf eine Stunde wird gegen die Stimmen der Kommunisten angenommen.

Die Sigung wird um 5 Uhr 20 Minuten wiederum eröffnet. Die Regierungsbänte sind zunächst leer.

Eine deutschnationale Frage.

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Abg. Graf Weftarp( Dnat.), der zögernd zur Tribüne schreitet. da der Reichskanzler noch nicht im Saale ist.( Abg. Hergt( Dnat.) ruft: Wo ist der Reichsfanzler?) Der Redner erklärt, er habe eine kurze und präzise Frage an den Reichskanzler zu richten, von deren Beantwortung die weitere Haltung der deutschnationalen Fraktion abhängig sein werde. Er würde es daher begrüßen, wenn der Reichskanzler diesen Ausführungen zuhören würde.( Da der Reichstanzler immer noch nicht erschienen ist, macht der Redner eine Pause von etwa 5 minuten. Reichskanzler Luther erscheint dann in aller Eile im Saale und wird mit lebhaften Burufen empfangen.) Graf Westarp richtet an den Kanzler die aus drückliche Frage und ersucht um eine flare und abfolut offene Antwort. Ist es richtig, daß von einem Teil der Regierungsparteien Forderungen gestellt und vom Kabinett angenommen worden sind, oder ist der Reichskanzler entschlossen, ohne Rücksicht auf solche Forde rungen und ohne das Ergebnis anderer Berhandlungen irgendwie abzuwarten, die Flaggenverordnung unverzüglich durchzuführen? Rückzug oder nicht Rüdzug?( Beifall rechts, Lachen links.)

Eine Erklärung Sollmanns.

große Staats- und Kabinettstrije zu machen. Um eine neue Krife zu vermeiden, wollen wir nicht die Hand dazu bieten, daß wir uns für das fozialdemokratische Mißtrauensvotum aussprechen. Mit Rücksicht darauf, daß angekündigt worden ist, daß die Flaggenver ordnung vorläufig nicht in Wirtsamfeit treten wird ( Hört, hört!), hat unsere Fraktion folgenden Antrag eingebracht. ( Der Redner verliest den Antrag. Lachen rechts.) Der Antrag entspricht pflichtgemäß dem Wunsche des Herrn Reichspräsidenten . ( Ruf bei den Soz.: Eiertan 3!) Wir werden alles tun, um die Flaggenfrage möglichst in friedlichem Sinne zu lösen.( Lebhafter Beifall in Zentrum. Große Bewegung.)

Abg. Dr. Schnee( D. Bp.) erflärt die 3 u ft immung feiner Freunde zu der Flaggenverordnung. Sie sei lediglich ein zweckmäßiges Mittel zur Behebung der vom Auslandsdeutschtum als ganz unerträglich empfundenen Zustände in der Flaggenfrage. Den Zentrumsantrag werde die Boltspartei ablehnen.

Abg. Stoeder( Komm.): Der deutschen Arbeiterschaft müßte man den brutalen Machtwillen wünschen, den Luther als Bertreter der Großbourgeoisie entwickelt. Seine Amtsführung sei eine Kette von Berfassungsbrüchen.( Beifall bei den Komm.) Der Redner ergeht fich im übrigen in Ausfällen gegen die Sozialdemokratie. tion ab, in der ein Mißtrauenspotum abgelehnt wird. Abg. Drewitz( Wirtsch. Bg.) gibt eine Erflärung seiner Frat. Abg. Leicht( Bayer. Bp.) gibt für seine Frattion eine Erflärung günstigen Zeit und ohne genügende und rechtzeitige Fühlungnahme ab, in der bedauert wird, daß die Reichsregierung zu einer menig und in der der Wunsch ausgesprochen wird, den Flaggenstreit mög mit den Fraktionen die Flaggenverordnung vom 6. Mai erlassen hat lichst bald auszugleichen. Die Bayerische Boltspartei lehne samt­liche Anträge ab.

Reichskanzler Dr. Luther:

Auf die Anfrage des Abg. Grafen Bestarp habe ich namens der Reichsregierung folgende Erflärung abzugeben:

Die Reichsregierung erachtet es für ihre selbstverständliche Pflicht, die Verordnung des Herrn Reichspräsidenten vom 6. mai 1926 durch­zuführen.( Hört! hört!) Eine Aussehung der Verordnung fann Eine Aussetzung der Verordnung fann sprechend auch die notwendigen Schriffe zur Durchführung der Ber­deshalb nicht in Frage fommen. Die Reichsregierung wird dement­ordnung alsbald einleiten. Die Durchführung erfordert aber aus mancherlei praktischen Gründen( Stürmische Heiterfeit.) erfahrungs­gemäß einen gewiffen Zeitraum, zumal vermieden werden soll, daß in der Zwischenzeit irgendwelche Uneinheitlichkeiten hinsichtlich der Durchführung eintreten. Die erfte Flaggenverordnung datiert vom 11. April 1921 und trat erst am 1. Juli 1921 in Kraft. Ueberein­stimmend damit wird die neue Flaggenverordnung spätestens Ende Juli allgemein durchgeführt sein. Die Reichsregierung ist aber, wie allen Kräften für die Durchführung der Anregungen einzusetzen, die aus meinen Ausführungen hervorgeht, ebenso entfchloffen, fich mit

Mittwoch, 12. Mai 1926

eigenes Gebäude und seine Berwaltung ist teine deutsche Behörde. Das Reich hat auf die Beflaggung des Museums feine 3mangsgewalt, es fann lediglich als einer der Hauptstifter des Mu­scums feinen Einfluß auf die Beflaggung geltend machen. Die Tatsachen haben sich nun wie folgt entwidelt:

Das Deutsche Museum in München hat jahrelang nicht in den republikanischen Reichsfarben geflaggt.

Im Juni 1923 hat der Deutsche Textilarbeiterverband gestellt. Obwohl der verdiente Organisator des Deutschen Museums der Museumsleitung eine Fahne in den Reichsfarben zur Verfügung Dstar Don Miller persönlich seine Berehrung für Annahme und das Flaggen der Reichsfarben ab. Er begründete die schwarzrotgoldene Fahne beteuerte, lehnte er die dieses Verhalten unter anderem damit, daß die Münchener Kauf­leute dem Deutschen Museum keine Stiftungen mehr machen würden, wenn das Gebäude die Reichsfarben zeige. Daraufhin hat

Reichsminister Dr. Deser

am 4. Juli 1923 an das Deutsche Museum einen Brief gerichtet, dessen entscheidende Stellen lauten:

Die Haltung, die das Deutsche Museum in München in der bekannten Frage der Beflaggung seines Gebäudes bisher ein­genommen hat, ist meines Erachtens für das Reich und die Reichs­regierung nicht tragbar.

Der Ausweg, der vom Vorstand bei dem legten Besuche des Haushaltsausschusses des Reichstages und des Reichsratsaus­schusses beschritten worden ist, überhaupt nicht au flaggen, stellt meines Erachtens bereits eine politische Demonstration dar, da damit ablehnend zu der deutschen Nationalflagge Stellung genommen wird.

Ich bitte, bei nächster Gelegenheit in persönlicher Aussprache mit Herrn v. Miller auf Regelung der Flaggenfrage in der von mir bezeichneten Richtung zu wirken. Dabei bitte ich zu betonen, daß keine besonderen Bedenken bestehen, wenn das Museum neben der schwarzrotgoldenen Nationalflagge und der bayerischen Landes­flagge auch die schwarzweißrote Handelsflagge mit der schwarz­rotgoldenen Gösch zeigt. Der Umstand, daß das Museum eine große Abteilung für Seeschiffahrt hat und der ge= famten deutschen Wirtschaft dient, läßt die Führung der Handels­flagge als zulässig erscheinen, ähnlich wie auf der deutschen Ge werbeschau 1922 neben der Nationalflagge auch die Handelsflagge gehißt wurde."

Diesen Vorschlag des Herrn Ministers Deser hat das Deutsche Museum angenommen und ich habe am 31. Auguft diese Abmachung bestätigt.

Um zu verhindern, daß die deutsche Nationalflagge etwa in fümmerlicher Ausstattung gezeigt werde, habe ich in jenem Briefe hinzugefügt: Ich sehe dabei voraus, daß die National­flagge mindestens in derselben Größe und Anordnung wie die bayerische Landesflagge gehißt wird."

Das Zentrum mißbilligt- ohne Mißtrauen! Abg. Giesberts( 3.) erklärt, die Rede des Reichskanzlers habe den Eindrud nicht vermischen können, daß die Verordnung in der gesamten Deffentlichkeit ungeheure Ueberraschung hervor gerufen habe. Eine ungünstigere Zeit für den Erlaß der Verordnung hätten weder der Reichspräsident noch der Reichskanzler wählen fönnen. Die Zentrumsfraktion hat sich, sobald uns unsere Minister einen Bericht erstattet hatten, sofort mit der Sache befaßt, und wir sind zu der einmütigen Auffassung gelangt, daß wir glauben, die Verantwortung für diese Berordnung ablehnen zu sollen. Ich bedaure, daß unser Volk durch diese Angelegenheit aufgeregt wurde, wo wir uns doch in wirtschaftlicher Not befinden tun als sich aus dem ( Sehr wahr! im Zentrum.) Die ganze Frage muß allerdings gelöjt fanzler ergeben. Wenn die verfassungsmäßigen Instanzen bis zu flagge als Grundflagge goldgelb aufweisen müsse, damit die An­

werden, es dürfte aber feinen fo abgekämpften Reichstag geben wie diefen.( Unruhe und Zurufe.) Das wissen alle diejenigen, die in diesem Reichstag mitgearbeitet haben an den Gesetzen. Die Frage muß also einer Lösung entgegengeführt werden. Aber der Zeit punkt für diese Berordnung war außerordentlich ungünstig. Dann Pommt hinzu die Art, wie die Sache gemacht worden ist. Ich glaube, daß der Reichstag eine andere Behandlung verdient hätte. Das Zentrum ift nicht geneigt, unfere Nationalflagge zu bekämpfen oder zu verdunkeln. Es liegt der Verdacht vor, daß andere Dinge ver­folgt werden, die über diese Flaggenfrage hinausgehen. Auch mir find für Fortentwicklung der Berfaffung, aber das darf mur einhelt lich mit dem Bolt auf legalem Wege, nicht aber gewaltsam geschehen. Ich hätte gewünscht, daß, als der Reichskanzler einsehen mußte, welchen Sturm die Frage erregen würde, man sich dazu verstanden hätte, die Flaggenfrage auf anderem Wege in Angriff zu nehmen. Das hat sich leider nicht erreichen lassen. Wir halten aber den Zeitpunkt nicht für gegeben, um aus der Flaggenfrage eine

Nach Brüssel - Paris - Straßburg .

Im vorigen Jahre hat der Reichs ausschuß für sozia listische Bildungsarbeit begonnen, Studienfahrten ins Ausland zu organisieren. Sein Programm in diesem Jahre umfaßt

mehrere solcher Reisen.

Die erste hat bereits stattgefunden. Sie dauerte 6 Lage und ging nach Brüssel- Baris- Straß­

burg.

Die Reifeteilnehmer, 15 Genossen, trafen fich mit ihrem Reife führer am Freitag vor Ostern und langten am Nachmittag in der belgischen Hauptstadt an. Dort wurden sie von dem Sekretär der belgischen Arbeiterbildungszentrale Genossen Landsoreng empfangen, der sie während des zweitägigen Aufenthalts führte. Die Stadt wurde eingehend besichtigt trotz der Kürze der Zeit. Man fand so gar noch Zeit, einen Ausflug im Auto in die schöne Umgebung der Stadt zu machen, den man bis auf das Schlachtfeld ven Waterloo ausdehnte. Von allem den stärksten Eindruck machte in Brüssel der wundervolle große Markt mit der Spizenfassade des Rathauses und den Zunfthäusern, von denen jenes das besondere Interesse fand, in dem vor 40 Jahren die belgische Arbeiterpartei gegründet worden ift. Einen Höhepunkt der ganzen Reise stellte der Abend dar, den die Reisegesellschaft in der Arbeiterhochschule Uccle bei Brüssel ver­brachte. Die Osterferien hatten gerade begonnen, so war Platz für die Unterbringung der Gäste vorhanden. Nach dem Abendessen ver­einigten sich Gastgeber die Lehrer der Schule und Vertreter der Arbeiterbemegung Belgiens - und Gäste in der Halle der Schule. Ein Lehrer hielt einen Bortrag über die Organisation der Arbeiter. bildung und der von der deutschen in ihrem Aufbau so sehr verschie­denen Arbeiterbewegung Belgiens . Fragestellung und Diskussion schloffen sich an und die Reiseteilnehmer bekamen einen lebendigen Eindrud gerade ven der Eigenart der belgischen Bewegung, zumal fie am gleichen Tage das Volkshaus der Genossenschaften und das genossenschaftliche Krankenhaus fennen gelernt hatten. Die Schule in Uccle , von H. de Man, dessen Namen in Deutschland wegen seines Buches Psychologie des Sozialismus" gerade sehr viel genannt wird, schon vor dem Kriege begründet, ist am ehesten mit der Heimvolts hochschule Tinz zu vergleichen Internat, die Schüler werden von den Organisationen dorthin delegiert, doch die Kurse dauern länger. Wie Schloß Tinz , ist auch die Schule in Uccle herrlich in einem Bart gelegen, der gerade in der ersten Frühlingspracht stand, als die Reifenden famen. Der folgende Tag brachte die Gesellschaft nach Paris . Der Zug fuhr durch ehemaliges Kriegsgebiet, Nech jah man grauenhafte Einzelheiten der Zerstörung, die zerfetzte Kathe­drale non St. Quentin oben auf der Höhe, die schwarzen Sfelette Der von Granaten zerschliffenen Bäume, hier und da die Brand­ruinen eines Gehöfts, nicht minder trostlos die eintönigen Reihen dunkler fleiner Baraden, Ersaz für die zerstörten Wohnungen. Was man aber noch stärker sah, war, wie Mensch und Natur dabei sind, die unmenschlichen Schäden erfolgreich wieder auszumerzen.

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Gegen Abend des Ostersonntags tamen wir in Paris an, voller Spannung und Interesse, mie sich diese Weltstadt zeigen werde. Kaum war, das Quartier bezogen, drängte es schon jeden, in das flutende Leben der Straßen zu tauchen, über das ein Rausch von Farben und Lichtern der Ankündigungen und Reflamen fich zu er.

Ausgleichs in der Flaggenfrage erreichen, so würde selbstverständlich dem vorgenannten Zeitpunkt das vorgesteckte Biel eines versöhnlichen die Berordnung zu eritieren aufhören, da der Begriff" Einheits flagge" die Einheit in bezug auf Land und See in sich schließt.

Abg. Sollmann( Soz.)

erhält das Wort zu folgender persönlichen Erklärung:

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Ich habe ferner und das hat der Herr Reichskanzler nicht Derlesen Hausflagge des Deutschen Museums als Grundfarben weiß dagegen Einspruch erhoben, daß die neue lich geworden wäre. Vielmehr habe ich verlangt, daß die Haus­erhalten sollte, weil dadurch die Annäherung an schwarzweißrot mög

über dem feineswegs reichseigenen Deutschen Museum durchaefehr. näherung an die Farben der Republik erreicht werde. Reichsminister Defer und ich haben also im Jahre 1923 gegen­daß in dem München der Aera Knilling- Kahr- Hitler die verbakten und gefchmähten Farben der deutschen Republik gezeigt wurden. Während der Herr Reichskanzler durch die Flaggenverordnung den Farben des Kaiserreichs die Wege geebnet hat.

Der Reichstanzler hat zur Rechtfertigung der Flaggenverord nung einige Säße aus einem Briefe vorgelesen, den ich am 31. August 1923 als Reichsminister des Innern an das Deutsche Museum in München gerichtet habe. Im Rahmen einer per fönlichen Bemerkung ist es mir nicht möglich, nachzuweisen, mie absurd der Bergleich zwischen einer von dem Reichspräsidenten , dem Reichskanzler und der Reichsregierung gedeckten Berordnung und einem Briefe eines Reichsministeriums an einen Museums­verein ist. Das Deutsche Museum in München ist kein reich spellation auf Mittwoch, 11% Uhr vormittags ,, vertagt.

Hierauf werden die gestern zurüdgestellten Abstimmungen über das Gemeindebestimmungsrecht vorgenommen. Der tommunistische Antrag wird gegen die Antragsteller und die Soziat demokraten, der sozialdemokratische Antrag, die Frage des Gemeinde­bestimmungsrechts zu prüfen, in namentlicher Abstimmung mit 241 gegen 163 Stimmen bei 6 Enthaltungen abgelehnt.( Rufe: Gfuffe!") Die Entschließung des Ausschusses auf Borlegung eines Gefeßes gegen den Alkoholmißbrauch wird angenommen. Gegen 8 Uhr wird die Weiterberatung der Flaggen- Inter

gießen begann. Wagemutig schwammen alle mit in dem Strom des Berlagsbuchhandlung und Buchgewerbefaal der Buchdruder. fremden Berkehrs, troßdem sie die Sprache nicht fannten, und alle Der Deutsche Buchdruckerverband hat sich mit seinem landeten sie wieder heil im Hotel. Der folgende Tag wurde dazu Haus in der Dreibundstraße der Architekt Bruno Taut verwandt, ein Bild von der Stadt zu gewinnen. Aus- und leber- hat es erbaut- ein modernes und unvergleichlich schönes Heim ge­blick vom Eifelturm, Arc de Triomphe und Montmartre prägten schaffen. Ueber den Bauſtil des Hauses selbst werden die Leser des jedem die Struktur der Stadt ein, dann gab eine Autorundfahrt Borwärts" noch eingehend unterrichtet werden; diese Zeilen sollen von einem ganzen Tag die füllenden Einzelheiten. Doch nicht nur den Zweck haben, für eine Einrichtung zu werben, die den meisten dem Rausch des äußeren Lebens gaben wir uns hin, still standen noch unbekannt sein dürfte. Der Bildungsverband der Deut Jean Jaurès legter Ruhestätte. Das Wunder der farbigen Fenster nämlich im Hause des Verbandes eine Berlagshandlung wir auch an eines Grab, ergriffen im Gewölbe des Pantheon vor schen Buchdrucker, der von Leipzig nach Berlin übergesiedelt ist, hat von Netre Dame überfam uns wie ein beglückendes Märchen, und und einen Buchgewerbesa al eröffnet, die für jedermann zu­war auch der Louvre erfüllt von Haft und Lärm der vielen eiligen gänglich sind und in denen auch ein Warenvertauf stattfindet. Besucher, hatten wir selbst auch nur knappe Stunden für seine un­Vor allem hat jeder, der im graphischen Gemerbe beschäftigt ist, Ge­ermeßlichen Schäße, es ist doch vergekommen, daß einzelne Teil- legenheit, alle Artikel, die er für sein spezielles Fach braucht, zu nehmer der Fahrt von der Erhabenheit und Anmut der Benus von kaufen und das mit der Gewähr, daß er für sein Geld auch ein ein­Milo ergriffen wurden wie von etwas Heiligem. Ein anderer wandfreies Material erhält. Etwa 50 Fachbücher, von Kollegen Tag zeigte uns Brunt und Pracht vom Schloß und Park zu Ber - geschrieben, die selbst in der praktischen Arbeit stehen, weist die Ber­failles, mir ftanden im Spiegelsaal, in dem das Deutsche Reich den lagshandlung auf. Sodann werden Arbeitstittel und nor ersten Kaiser betam und in dem der Friedensvertrag unterzeichnet allem Werkzeuge für alle in Frage kommenden Berufsarbeiten, worden ist, man ließ uns als Reliquie den historischen Tisch sehen, verkauft. Daneben ist eine reiche Auswahl von modernen Kinder­auf dem es geschah. Ein wesentliches Moment des Wertes folcher fpielzeugen, die im Spreewald hergestellt werden, zu sehen; Studienfahrten soll es sein, die besondere Art der Arbeiterbewegung ebenso gute Bilder des Bolkskunstverlages. Und schließ­des besuchten Landes fennen zu lernen. Wie sehr nun die franzo lich findet der Besucher Schreibwaren, Schreibzeuge und Lederwaren sische von der deutschen verschieden ist, das tam jedem durch einen in reicher Auswahl. Die zuletzt genannten Artikel werden mit Rüd­Vortrag zu Bewußtsein, den uns Genosse Grumbach hielt im Geficht auf die Bewohner der Umgebung angeboten, um auf diese bäude einer bürgerlichen Zeitung, des Quotidien. Die ſozia Beise auch den Geschäftsgang fictter zu gestalten. Die Ueberschüsse. liſtiſche Bartei ist in Frankreich vielleicht nicht minder politisch die die Verlagshandlung macht, kommen den Fortbildungs. einflußreich als die deutsche, aber sie hat feine einzige Tageszeitung und ihre Organisation ist zwerghaft gegenüber der unseren. Deuten zugute, die der Bildungsverband der Gewerkschaft für feine Mitglieder eingerichtet hat. licher fonnte wohl kaum den Reisegefährten zum Bewußtsein kom­men, wie sehr man sich hüten muß, die Verhältnisse und Anschauun gen der eigenen Partei wie der gefametn Bewegung auf die eines anderen Landes zu übertragen. Man erfaßt etwas die Größe der nationalen Verschiedenheit, erkennt die nicht zu vernachlässigende Be­deutung des nationalen Moments überhaupt vielleicht, fieht die Be dingtheit des Charakters der eigenen Bewegung, sieht auf jeden Fall flarer und wirklichkeitsgerechter.

Den Abschluß der Reise bildete ein furzer Besuch Straßburgs. Die Grazie des Münsters, an dessen gewaltigen Steinmassen die Kunst des Baumeisters alle Schwere aufzuheben scheint, wird ewig im Gedächtnis bleiben. Nicht minder eindrucksvoll aber wird jedem auch die Heimat bleiben. Denn im herrlichen Frühlingstag wuchsen in der Ferne tiefblau die Berge des Schwarzwalds auf, stiegen in grünen und tannendunklen Hängen herab in die blühende Ebene, stundenlang trug uns der Zug, die Bergfette entlang, durch einen der schönsten und fruchtbarsten Landstriche in seiner Frühlingspracht. Bis der warme Abend tam und sie verschleierte es war eben doch die Heimat.

Diese Fahrt wird im Sommer wiederholt. Anmeldungen für diese und andere Reisen sind an den Reichsausschuß für foz. Bil dungsarbeit, Berlin SW. 68, Lindenstr. 3, zu richten. Von dort ist auch gegen Einsendung von 30 Bf. ein reichillustrierter Brofpeft zu beziehen, der ein Verzeichnis aller Reisen und die Teilnehmerbe. Idingungen enthält.

Im Buch gewerbesaal, der mit der Verlagshand­lung räumlich verbunden ist, findet gegenwärtig eine Aus. stellung von Arbeiten statt, die aus den Fortbildungskursen hervorgegangen sind. Von der Bisitenkarte bis zum Buch und Blafat, alle Entwürfe und fertigen Erzeugnisse sind übersichtlich und der Reihenfolge nach, wie sie durch das Alter der Ausführenden be­stimmt ist, ausgestellt. Die Arbeiten stehen durchweg auf ein er. ftaunlich hohes Niveau und ganz hervorragende Leistungen find fo. gar nicht selten. Sie zeugen von einer Kraft und Originalität des künstlerischen Empfindens, die auch den strengsten Kritiker stolz und freudig machen, weil hier ein Eindruck vermittelt wird, der beweist, zu welchem beachtenswerten Faktor die Arbeiterschaft auch auf fulturellem Gebiet emporgestiegen ist.

Rein Arbeiter sollte es versäumen, die Ausstellung( der Eintritt ist unentgeltlich) und die Verlagshandlung zu besuchen und die letztere bei seinen Einfäufen in erster Linie zu berücksichtigen. A. F.

Ballett in der Staatsoper. Als erste Neuheit wird die Staatsoper am Stönigsplab am 28. Mai einen Ballettabend veranstalten, ant dem Don Morte von Wildens- Terpis und Bogelscheuch e bont de Falla Terpis zur Uraufführung gelangen.

Die Generalversammlung der Kant- Gesellschaft fällt in diesem Jahre aus. Die nächste Generalversammlung findet voraussichtlich zu Pfingsten 1927 ftatt und soll wieder zu einem fleinen philosophischen Stongreß aus. gestaltet werden.