Unterhaltung unö �Nissen
Seht, die ßlaggenakrobaten fiUes wurde weggeblasen, Sind in einen Sturm geraten. Utas sie kürzlich noch besaßen, Eben waren sie noch keck. Und das Portefeuille isi weg.
wir. Vir sind es. die kühn vorwärts schauen. wir, die am Werk der Zukunft bauen. wir sind es. die das Wellrad treiben, wir. die mit ihrem Blute schreiben Das neue werde � Der Erde. wir sind es. die das Eisen schmieden. wir Kämpfer für den Völkerfrieden. wir sind es, die nach Sternen greifen, wir. die im Licht der Zukunft reifen Zum neuen werde Der Erde. wir find es, die noch glücklos werben, wir, die in grauen Hütten sterben. wir sind es, die noch Ketten tragen. wir sind es, die das Leben wagen Ums neue werde Der Erde. wir sind es. die au» schwarzen Schächten, wir. die aus elendsschwangren Büchten Empor zum Licht der Sonne steigen. An» ist der Zukunft Krone eigen Im neuen Verde Der Erde«arl Benscheck. Tischler.
Himmelfahrt. Von Bruno Schönlank . Der revolutionäre Prophet fuhr auf seinem Wagen mit feurigen Rosien sbm Himmel, die christlich« W«it ließ ihren Stifter auf hoch. schwenden Wolken sich der Erde entheben, während di« modernen Menschen mit Rateten in roftnd schnellem Flug den Weltenraum 1 türmen wollen. Wer weiß, wie lang«, und der kühn« Traum wird zur Wirklichkeit. Zurzeit aber kann sich nach Meinung der Eläubigen nur die körperlose Seele in den Himmel schwingen und doch per- möglich in diesem Jammertal zu bleiben, denn das Reisebilleh wird möglich in diesem Sammertal zu bleiden. denn das Reisebillet wird erst nach dem Tode verÄifolgt. So schwärmen sie von dem himmlischen Paradies und können ihre Sehnsucht danach kaum bändi- gen. laufen aber ängstlich zum Doktor oder Quacksalber, wenn auch nur die geringsten Anzeichen einer Krankheit sich bemerkbar machen. Die Erde mit ihren Freuden und Leiden hält sie fest. Das Blühen einer Blume, da» Lächeln eines Kindes, verliebtes Träumen, der gefüllte Fleischtopf, dos volle Glas, ja, das nur leben und atmen können, sie empfinden es auf einmal mit einer Stärke, daß sie den Tod mit allen Mitteln hinzuhalten oersuchen. Am liebsten schlügen sie den Tod gleich ganz tot, um sich über das Paradies keine Kopf. schmerzen mehr machen zu müssen. Alle Sehnsucht nach dem Himmel entspringt ja dieser Angst vor dem RiHtmehrsein. dem nicht mehx denken können, tramnen und arbeiten tfiNTreh, ausgelöscht sein für immer von diesem Stern, den wir liebin. Und dieser Himmel soll dazu noch di« Erfüllung aller Wünsch« und Sehnsüchte bringen, die das Leben nicht gab. Und die Gerechtigkeit bringen, dl« auf Erden zu erkämpfen die Menschen nicht stark genug waren. Darum das Suchen nach einem Beweis für da. Fortleben nach dem Tode, der Hokuspokus der Spiritisten. Ueber das eigentlich« Fortleben nach dem Tods ist beim besten Willen nichts aus der malträtierten Geister. weit herauszubekommen, und so kann man es niemand verdenken. daß ihm der sichere Ertienspah lieber ist als di« ungewiss« Himmelz. taube. Diese Erkenntnis setzt sich allmählich immer mehr durch, und so wird e» wohl kein« Jahrhunderte mehr dauern, daß man endlich di< Erde selber zum Schauplatz des Paradiese» macht. Mögen noch die sonatisterten Mohammedaner ihr Leben in der Schlacht wegwerfen, um schnurstracks in ihren erotischen Himmel mit den verführerischsten üppigen Huri» zu gelangen, mögen noch Millionen und abermals Millionen sich geduldig kuschen und feige die Ungerechtigkeit ertragen, um dafür dort oben um so herrlicher entschädigt zu werben. Diese Rechnung ist erbärmlich. Do» Symbol der Himmelfahrt ist unserer Zeit der Stahlwerke und Flugmoschinen und brandenden Energien fremd geworden. Der neue Mensch weiß Himmel und Hölle in seiner Brust. Geburt, Aus- erftehung und Ausgießung des Geistes— sie sind Symbole, die wir verstehen und mitfühlen. Doch das Entrücktsein zu seligen Himmeln bewegt uns nicht mehr. Unser Rhythmus ist Eroberung und Kampf. Wir wollen dies» Erde uns erkämpfen und zum Stern der Gerechtig- keit machen, und wenn sie uns zu eng wird, uns himmelstürmend neue Gestirne erobern.
Der Schlüssel. Von Gottfried Sölwel. Seit Jahren hing der Briefkasten als rotes, längliches Biereck an der Gangtür und meist gähnte monotones Dunkel durch die Lücken am unteren Ende wie unter Zähnen hervor. Unterbrach aber«in Brief oder ein« Karte das Dunkel, so wanderte der kleine Schlüssel, der in regloser Schmalheit stets am Türgerüst hing, in das Schlüssel. loch und kehrte nach zweimaliger Umdrehung, erst auf, dann zu, wieder zurück an den ewigen Nagel. Da geschah es nun eines Tage», als eben ein Brief angekammen war. daß der Schlüssel nicht mehr an seinem Platze hing. Die In. haberin der Wohnung. Anna Schopf, eine schon ziemlich bejahrte, ober noch rüstige Frau, sah nach, ob er nicht au» Versehen am Kasten stecken geblieben sei, und griff dann immer wieder mit ihren von Arbelt fast hornhautig gewordenen Fingern an den leeren Nagel. Ja. es war ihr unfaßlich, daß der seit Jahren hier hängende Schlüssel plötzlich nicht mehr da sein sollite. Bielleicht sei er heruntergefallen, dachte sie. und da e» dunkel war, griff sie alle Fugen und Winkel ab. Doch vergeblich. Selbst eine herbeigebrachte Kerze vermochte ihn nicht an» Licht zu bringen. Ohne nun irgendwie zweifelnd zu überlegen, mit einer bei vielen Frauen von vornherein überzeugten Gewißheit, schob Anna Schopf die Ursache des Verlustes ihrem Dienstmädchen zu. Amalie Wurth, noch nicht neunzehnjährig, war die Tochter eines kleinen Beamten und hatte weder Vater noch Mutter mehr. Zuerst war sie in das S)(ax* ihre» Bormunde», eines geizigen Schreinermeister», gekommen, lind dann, als sie erwachsen war, zu Anna Schopf, die in einem
fernen Verwandtschastsocrhältnis zu ihr stand. Hier sollte sie mit- Helsen bei der Arbeit, kochen, scheuern, und weil Frau Schopf fast olle. Zimmer ihrer Wohnung an Untermieter abgegeben hatte, die Betten aufrütteln, Waschwasser wechseln, abstauben, putzen, kurzum alles tun. was in einer Wohnung täglich bis zum Ueberdruh geschieht. Von Jugend auf an Arbeit gewöhnt und fleißig, tat Amalie auch alles ohne Widerspruch, ergeben in ihr Schicksal. Freilich dachte sie dabei, zumal sie Immer mehr in die verlangenden Jahre ihrer jugend- lichen Fülle wuchs, manchmal an Dinge, die den Geist oller schwellen- den Mädchen bewegen und so süß scheinen, wie nichts sonst auf der Welt. Dichter erzählen von Rittern, di« aus Wolken durch den Himmel sagen, von staunenden Mädchenaugen und Händen, denen oft plötzlich die Arbeit entfällt... Wenn aber Frau Schopf mit den Finger-- nageln durch die Ritzen der Möbel fuhr, um nach Staub zu suchen, wie schrie sie da das Mädchen aus goldenem Traum! Eklig war doch alles Erwachen: der Waschkrug war noch nicht gefüllt, die Teekanne trug Flecken am Bauch, ein Löffel war nicht ganz sauber oder das Kisten im Bett nicht wie ausgemesien hingelegt: manchmal lief die Milch über und das Schmalz in der Pfanne fing zu stinken an. Da» bei flogen natürlich die Scheit- und Fluchworte immer kräftiger um Amalien? Ohr und schließlich mußte sie oft hören, sie sei ja nicht ein. mal das Essen wert, denn geschweige den Lohn!— Noch heftiger aber ging es heute zu. als Amalie beteuerte, sie habe den Schlüssel seit Wochen überhaupt nicht berührt, und Anna Schopf erboste derart (zumal ein Mieter erzählte, der Schlüssel sei noch am Morgen an seinem Platz gehangen), daß sie mit Fäusten auf Kopf und Rücken des Mädchens einschlug und diesem immer wieder in» Ohr rief:„Du. nur du bist schuld an diesem Aerger. Der Teufel soll dich holen! Zu eiwAS Besserem bist du doch nicht auf der Welt!" * Bor Einbruch der Nacht, überdrüssig solchen Daseins, verließ das Mädchen in ihren Sonntagskleidern die Wohnung. Bepackt mit einer großen Schachtel, in der sie all Ihre Hobseligkeiten, von der Schlafhaub« bis zu den Pantoffeln, verschnürt hatte, wanderte sie in das dämmernde Dunkel einer langen Straße hinein. Wo sie nächtigen sollte, wußte sie noch nicht. Unter blühenden Kastanienbäumen, als eben die ersten Gaslampen aufflackten, setzte sie sich auf die Bank. Ausruhen wollte sie in der milden Mailuft, überlegen, wo sie unter- kommen könne. Sie hatte schon des öfteren von einem Gasthof gehört, in dem gewöhnliche Leute vom Land« bleiben, weil dort alles einfach und billig fei. Morgen früh, fo faßt« sie den Entschluß, werde sie sich dann nach einer neuen Stelle umsehen, und so schien alles seinen geraden Weg zu gehen. Doch als Amalie, fest entschlossen, eben die Bank verlassen wollte, yen dem Gasthof„Zur goldenen Rose* zuzusteuern, da trat, von hinten her, ein junger Mann zu ihr und setzte sich neben sie auf die Bank. Er war groß gewachsen, von stattlicher Figur. Seipe gute Kleidung, sein« Handschuhe und Lackstiefel schienen den sogenannten Herrn besseren Standes zu verraten. Dies« Vermutung bestärke sich in Amalie, die ansang» erschrocken und errötet war, um so mehr, al» der Fremde mit ihr zu sprechen begann. Sein« Red« war sicher und ohne Dialektik. Dabei schlug«in freundlicher, betörender Ton in seiner Stimm« auf, besonders, wenn er von allem möglich Schönen der Großstadt erzählte: Bar, Kabarett. Theater. Tanz bis zum grauen Morgen, Ausflüge. Holelterrasien. Konditoreien. Lauben- gänge im Part.... All die» war«malte unbekannt. Die Schön.
hell der Welt überkam das Mädchen so traurig, daß es, ohne sich vor dem Fremden zu bezwingen, fast starr vor sich hinsah. Der Herr brauchte nur zu fragen und mit dem Vertrauen eines noch unberührten Mädchens schüttete die Heimatlose alles heraus, was drückend in ihr lastete. Wke van einem Bruder nahm sie alle Tröstungen hin und fühlt« sich rasch mit ihm verbunden. Sein Angebot, die Schachtel von einem Packträger in den Gasthof bringen und dort«in Zimmer bestellen zu lassen, nahm sie ohne Widerstreben an. All diese Freund' lichtesten taten ihr wohl. Sie sah lächelnd zu ihm aus. Er ab«r, mit einer versteckten Gebärde, nahm sie unterm Arm und führte sie hinein in di« au» allen Lichtern fackelnde, von Menschen durch- wirbeite, bunte Nacht. * Indessen war es Sommer geworden und Herbst, und Frau Schopf hatte wohl schon Amalie ganz vergessen, da fand sie eines Tages, als sie eben einen Knopf annähen wollte, in der Hofen- lasche eines Mieters einen Schlüssel, der ziemlich klein war und einen scharf geseilten Bart trug. Mit einemmal dachte Frau Schopf wieder an den Schlüssel des Briefkastens. Obgleich sie ober auch sofort einsah, daß es sich hier um einen ganz anderen Schlüsset handeln mußte, denn er war ja viel größer als jener zum Brieflasten, ja macht« er ihr doch wider alles Erwarten viel zu schaffen. Neugierig, wie sie war, probierte sie den Schlüssel heimlich an den Koffern des Mieter», an seinem Wäschekorb, überall, wo ein fremdes Schloß war, oder stets ohne Erfolg. Immer wichtiger kam ihr nun dieser Schlüssel vor. und weil sie über den Studenten, den seine Eltern an eine der oberen Klassen des Gymnasiums hierher gebracht hatten, eine Art mütterlich« Aufficht zu führen hatte, fragte sie ihn, gleich nach seiner Heimkehr, zu welchem Schloß dieser Schlüssel gehöre. Der Jung« war äugen- blicklich oerlegen, und als Frau Schopf, sehr erstaunt darüber, keinen Blick von ihm wandte, errötete der Gesragte sogar und sagte, es werde wohl der zur Schulgarderobe fein, Frau Schopf möchte ihn doch herzeigen. Natürlich sei es der Schlüssel zur Schulgarderobe! bestimmte er, und schob ihn, etwas hastig, in die Tasche. « Als der Junge on einem schulfreien Nachmittag angab, seinen Freund zu besuchen, schloß auch Frau Schopf die Wohnung hinter sich Sie wollte scheinbor Einkäufe besorgen, folgte aber in Wirk- lichkeit, seit dem Schlüsselsund voll Mißtrauen und Neugierde, dem Studenten auf jeder Spur. Durch Straßen und Gassen, immer im gemessenen Abstand, ging sie dem Jungen nach. Wenn er um eine Ecke verschwand, beeilte sie sich, ihn wieder einzuholen, blieb er ober irgenowo stehen, staute auch sie den Schritt, machte sich vor irgendeiner Auslage zu schaffen oder suchte im Gewühl der Menschen zu verschwinden. Schon fühlte sie sich müde werden, da bog der Junge nach kurzem Stehenbleiben, wie um nachzudenken, plötzlich in eine Gasse ein und oerschwand in einem unscheinbaren Haus. Rur mit Aufwendung aller Kraft und größter Vorsicht war es der Allen gelungen, den Studenten nicht au» den Augen zu verlieren. Klopfen- den Herzens und an beiden Beinen zitternd, blieb sie reglos im Haus- stur stehen. Deutlich unterschied sie. wie der Junge bis In» vierte Stockwerk hinausstieg. Vergeblich wartet« sie aus dos Läuten einer Klingel, und ehe sie es dachte, siel schon eine Tür klappernd ins Schloß. Da wurde es der Alten Nor: Der Junge hatte selbst ge» öffnet. In diese» Schloß gehörte der Schlüssel,