Kostspielige wirtsthastsfuhrung. Die Leitungskosten der Unternehmungen.
Es Ist unbestritten, daß während der jüngst vergangenen zehn Jahre die Wirtschaftskritik auf den verschiedensten Gebieten Erheb- liches geleistet hat. Es fehlt jedoch so gut wie völlig an gründlichen Untersuchungen, z. B. über die Substanzbildung und-Umschichtung in der Industrie, über den Lohnanteil am Preise des Produktes, über die Wandlungen in den Motiven zur Konzernbildung und vieles andere. Nachdem der„Vorwärts" kürzlich den Versuch einer Darstellung über dieSubstanzbildunginderdeutschenWirtschast am Beispiel des Grund- und Gebäudebesitzes der beut- schen Aktiengesellschaften in den Iahren 1913 und 1925 veröffentlicht hat, seien hier die Ergebnisse einer zweiten, verwandten Untersuchung veröffentlicht. Auch hierbei stammen die Unterlagen aus der Wirtschastspolitischen Abteilung des Deutschen Werkmeister. Verbandes. Wir hatten bisher, abgesehen von Einzelfällen, so gut wie kein Material über den personellen Umfang der Unterneh- mungsleistungen und deren Veränderungen während der jüngst vergangenen zehn Jahre. Man begnügte sich mit Feststellungen über das ständig wachsende Handbuch der Aufsichtsräte und ähnlichem. Man mußte sich mit derlei allgemeinen Feststellungen begnügen, weil ja auch die Kontrolle mit Hilfe der Tantiemesteuer heute ver- sagt: die Aenderung der Gesetzgebung und die veränderten Metho- den der Tantiemezahlung und-Verrechnung haben das Bild völlig verwischt. Der LeitungsoPparat der Akllengeselljchofleru Die Leitung unserer rund 18099 deutschen Aktiengesellschaften setzt sich aus bezahlten und ehrenamtlichen Personen zu- sammen. Der Vorstand(Direktion) erscheint neuerdings recht häufig durch stellvertretende Vorstandsmitglieder(stelloertrc- tende Direktoren) und zahlreich« Prokuristen — die zum Teil schlecht- hin Titelprokuristen sind— wesentlich vergrößert. Die zahlenmäßige Ausdehnung entspricht aber zumeist nicht einer gleich breiten Der- teilung der Entscheidungsbefugnisse. Die eh r e n a m t l i ch e Leitung der Aktiengesellschaft verkörperl sich im A u f s i ch t s r a t, der von den Aktionären gewählt wird. Ueber die Veränderung der Größen- Verhältnisse der Aufsichtsrätc gab es bisher geteilte Meinungen. Es wurde im besonderen darauf hingewiesen, daß allein schon durch die riesenhafte Vermehrung der Aktiengesellschaften ein zahlenmäßiges Anschwellen der Aussichtsräte eingetreten sei. Die nachfolgenden Untersuchungsergebnisse geben aus die Frage der Veränderung des Leitungsapporates der Attiengesellschasten einige Antwort. Von der Untersuchung wurden 991 der 899 Aktiengesellschaften erfaßt, die an der Berliner Börse gehandelt wurden. Diese 99 4 Aktiengesellschaften umfassen insgesamt ein Aktienkapital von 5188,9 Millionen Mark. Die nicht mituntersuchten Gesellschaften sind zum größeren Teile erst nach 1913 gegründet, sie konnten des- wegen in den Vorgleich nicht miteinbezogen werden. Ein kleiner Teil der nicht erfaßten Aktiengesellschaften veröffentlicht kein« ge- naueren Angaben. Dies gilt im besonderen für die Tantiemen, auf die weiter unten im Zusammenhang noch zurückgekommen werden soll. Die Zahl der Direkloren. Aue den erwähnten sachlichen, aber auch au» statistischen Grün- den mußten bei der Feststellung der Zahl der Vorstands- lDirek- tions-) Mitglieder die stellvertretenden Mitglieder dieser Institution weggelassen werden, obwohl gerade hier— wie für Einzelfälle mög- liche Feststellungen ergaben— die Zahlen ein auffällig starkes Wachs- tum zeigen. Was ergab nun trotz jener Einschränkungen die Untersuchung? Bei den nadjprüfbaren 604 Aktiengesellschaften waren im Jahre 1913 insgesamt 1329 ordentliche Vorstandsmitglieder, also eigentlich leitende Perjonen beschäftigt. Ihre Zahl ist bis 1923 aus 1828 leitende Betrlebspersonen gestiegen. Ganze 89 Gesellschaften hoben im Jahre 1925 ihren Direktoren- bestand gegenüber 1913 vermindert, und zwar um 135 Personen. Das trifft zuerst Schisfahrtsgesellschastcn und Banken. Dafür ist die Zahl der Vorstandsmitglieder bei den übrigen Gesellschaften um 934, also nahezu um fünfzig Prozent angewachsen. Zur Erklärung dieser ungeheuerlichen Steigerung könnte gesagt werden, daß heute die Aktiengesellschaften einen viel größeren Wir- kungskreis haben als früher. Dem ist aber entgegenzuhalten, daß die deutsche Wirtschast im ganzen in ihrer Produktion über Vor- kriegshöhe noch nicht wieder hinausgekommen ist, daß also der vergrößerte Leitungsapparat im Preise der Produkte heute einen höheren Unkostenanteil darstellt als früher. Dies würde, wie schon erwähnt, noch auffälliger, wenn auch diejenigen leitenden Personen, die häufig nur aus sormalen Gründen al» stellvertretende Vorstandsmitglieder bezeichnet werden, von der Statistik mit hätten erfaßt werden können. Auf jeden Fall bleibt richtig, daß von einem Direktorenabbau im Jahre 1925 nicht g e- sprachen werden kann. Die Aufsichtsröte. Die Funktionen der Aufsichtsräte haben sich wäh- rend der jüngst vergangenen zehn Jahre ganz wesentlich ver- ändert. Der Aussichtsrat ist heute der wesentlichste Träger der sogenannten Konzernbildung. Häusig genug bestehen die„Konzerne" ja nur au» zusammengchäusten Aktienpaketen, ohne daß damit eine sachliche oder organische Produktionsverbindung zustande gekommen wäre. Die Zusammensetzung der Aussichtsräte ist viel häufiger, als gemeinhin angenommen wird, ein Hindernis der Umkehr der finanz- und spskulationskapitalistischen zu produttlonskopitalistischen Arbeit»- Methoden. Aber nicht nur die Funktion des Aufsichtsrates hat sich ver- ändert— was einer besonderen Untersuchung vorbehalten werden muß—, auch ihre Zahl und nicht zuletzt ihr, sagen wir einmal be- ruflicher Charakter hat sich erheblich verändert. Bei den erfaßten 694 Aktiengesellschaften betrug die Zahl der Aufsichtsräte iin Jahre 1913 insgesamt 398 5. In 83 Gesellschaften hat sich seither deren Zahl um 149 vermindert. Im übrigen hat aber die Zahl der Aufsichtsräte um 1742 Personen zu- genommen, so daß für die 694 verglichenen Gesellschaften sich heule 5387 Aussichtsräle ergeben. Die Zahl der Aufsichtsräte ist also um rund 43 Prozent gestiegen! Die kosten der Aufsichtsräte. Vor dem Kriege hatten wir in der Tantiemesteuer einigermaßen einen Anhalt für diesen Teil der Leitungsunkosten. Da» hat sich seit. her grundlegend verändert. Zugleich ist e» üblich geworden, an Stelle der Tantieme, die au» dem Reingewinn gezahlt wurde,«ine feste Grundvergütung zu zahlen, di« ohne Rücksicht darauf, ob ein Reingewinn ausgewiesen wird oder nicht, von der Aktien- gesellschaft zu leisten ist. Dazu tritt dann bei Dividendenausschüttung eine weitere Tantieme— nieist von dem nach 4 Prozent Dividende verbleibenden Reingewinn 19 Prozent. Außerdem ist es häufig üblich, neben der festen Tantieme noch die Unkosten, die aus den Sitzungen erwachsen, gesondert zu zahlen. Ueber die Art der Tantiemenbezüge der erwähnten 694 Aktien- aesellschaften gaben die Gesellschastsverträge statistisch verwertbare Auskunst. Eine Zusammenstellung konnte naturgemäß nur für die festen Bezüge erfolgen. Die f« st e n Bezüge der 5587 Aufsichts. röte betrugen Im Jahre 1925 rund 19,4 Millionen Mark. Von den 694 Gesellschaften, die diese festen Bezüge auswarfen, zahl- ken 1923 insgesamt 286 keine Dividende! Leider mußten im besonderen arohe chemische Betriebe und eine Anzahl fchwermdustrieller Unternehmungen au» der Unter- ' ausgeschaltet werden, well sie entweder ihre Tantieme»
überhaupt nicht veröffentlichen oder in Ihrem Gesellschaftsvertrag die Bestimmung aufgenommen haben, daß jeweils die General- Versammlung die Tantieme festsetzt. Das Entscheidende scheint uns zu sein, daß heute der Aufsichts- rat«ine Art Beamtenqualität— sichere» Einkommen— erhalten hat. Er ist nicht mehr„ehrenamtlich" tätig und er ist nicht mehr vom guten Jahresabschluß der von ihm zu beaufsichtigenden Unter- nehmen und seiner Tantieme abhängig. Das feste Einkommen des Aufsichtsrats liegt in der Regel zwischen 1999 und 2999 M.. es steigt aber auch ganz erheblich darüber hinaus. In der Sicherung eines Tantieme-Einkommenanteiles zeigt sich die oeränderte Funktion des Aussichtsrats Er fühlt sich heute gegen- über dem Aktionär, d. h. gegenüber dem unabhängigen Aktionär, als„Werksangehöriger",«sicher ist diese Veränderung der Funk- tion nicht eine Ursache, sondern nur ein Symptom, aber nach unserer Auffassung eins, mittels dessen sich doch in gewissem Umfang eine Diagnose stellen läßt. Die Stellung des Aufstchtsrats zur Dividende und damit auch zur Bilanzierung ist heute eine andere als ehedem. Sicher geht Kapital vor Rente und derjenige, der die Betriebserhaltung vor die Jnteresien des dioidendenhungrigen, irgendwoher herein- geschneiten Aktionärs stellt, verdient nicht ohne weiteres Kritik, den- noch sollte die Bedeutung jener Veränderungen nicht zu gering einge- schätzt werden. Letzten Endes liegt sie doch in einer Linie nicht nur mit der Kritik am Aktienrecht, sondern auch mit der Alachtumschlchlung in der Wirtschaft. Es ist so bekannt, daß e» kaum noch jemand kümmert, daß heute die Verleihung von Aktien st immen an Majori- täten, ja. sogar an die Verwaltungen der Gesellschaften bei den Banken üblich geworden ist. Es Ist auch schon vorgekommen, daß sogar dazu juristisch bindende Abmachungen zwischen Verwaltungen und Banken getroffen worden sind! Sollte es nicht möglich sein, überflüssige Leitungsuntosten da- durch zu ersparen, daß eben die Zahl der Aussichtsräte mit dem Aktienkapital in Beziehung gesetzt würde? In das gleiche Kapitel fällt auch die andere Frage, ob es dabei bleiben soll— wie es jetzt üblich ist—. daßdurchdieBildung besonderer Ausschüsse der Betriebsrat im Aufsichtsrat zur voilioon Bedeutungslosigkeit herabgedrückt wird. Warum kümmert sich nicht der Reichsverband der deutschen Industrie gelegentlich um die Aufsichtsratsfragen? Es wäre auch für das Statistische Reichgamt eine dankenswerte Aufgabe, mit Hilfe seines umfangreichen Apparats offizielle Untersuchungen darüber an- zustellen, wie sich zahlenmäßig die Zahl der Leitungspersonen in den einzelnen Industrien verändert hat. Ueberdies wird die Wirt- fchaftsenquete kaum an dem Kapitel der Leitungsunkosten vorüber- gehen können._ K. Hg. die erste dilanz öes Ckemietrusts. «8 MM. Reingewinn— 1« Proz. Dividende. Der erste Geschäftsabschluß der im Dezember 1925 endgültig zu einer Einhsitsunternehmung zusammengeschlossenen Firmen des trüheren Anilinkonzerns liegt nun vor. Er soll den Aktionären und der Oeffentlichkeit Rechenschaft geben über die Ver- waltung von Jndustriewerten, wie sie in ähnlicher Höhe in Deutsch - land nur der Rheinisch-Westfälische Montantrust auszuweisen hat. Ihren Umfang mag die folgende Gegenüberstellung der Bilanz- Ziffern für Anlagen, Beteiligungen, Vorräte und dementsprechend Aktienkapital und Reserven zeigen:
Anlagen.. 819.19 Mill. M. Beteiligungen 237.11,, Vorräte.. 298,63,,
Gumma: 764.93 Mill. M.
Stamm- u.Vor- !,ug«attl«n. 646.— Mill. M. Ordentliche Reserve.. 194,92„» Verschiedene Res. u.Anlaa. 57.78 Summa: 897,89 Mill. M. Das sind die Ziffern der Abschlußbilanz für da» Jahr 1925, die zugleich dieersteBilanzdesTrust» ist. Sie zeigen gegen- über den Einzelbilanzen des Vorjahres keine großen Veränderungen. Die Beteiligungen, unter denen sich auch die vom Trust voll- beherrschten Leopold Casella Frankfurt a. M. und Kalle u. Co. A.-G. Biebrich befinden, sind von 294,29 auf 237,11 Millionen erhöht. Die Vorräte mit 208,63 gegen 233,35 Millionen sind um rund 25 Millionen niedriger angesetzt. Im Stamm- und Vorzugs- oktienkapital von 646 Millionen sind die Kapitalien der sechs fusio- nierten Firmen einfach addiert. Der Rentobllitätsnachweis zeigt In der Gewinn- und Verlust- rechnung einen Rohertrag von 168,56 Millionen Mark. Davon gehen ab aus Generalkosten 45,29 Millionen, auf Abschrci- bungen, die im einzelnen nicht nachgewiesen sind, 55,77 Millionen. Der Reingewinn beträgt 6 7,69 Millionen: mit dem Vortrag von 1924 rund 68 Millionen Mark. Im Vorjahre schrieben die sechs Firmen zusammen nur 44,8 Millionen aus die Anlagen ab, also rund 11 Millionen weniger. An Reingewinn werden 1925 rund 13 Millionen mehr ausgewiesen als im Jahr« 1924, wo er 54,7 Millionen betrug. Auf da» Stammaktienkapital von 641.6 Mil- lionen kommen 10 Proz. Dividende, auf die 4,4 Millionen Vorzugs- oktien 3M Proz. Dividende zur Verteilung. Im Vorjahre wurden von den sechs Gesellschaften 8 Proz. verteilt. Die Konten über da« laufende Geschäft zeigen gegen das Vor- jähr auf beiden Seiten eine beträchtlich« Erhöhung: die Forderungen sind von 245,3 auf 279,8 Millionen, di« Schulden von 212,1 auf 397,9 Millionen gestiegen. Die Bestände der Kasse, an Wechseln und an Bantguthaben sind ebenfall» von 74,2 auf 115,7 Millionen erhöht. Was man schon von den einzelnen Gesellschaften her gewohnt war, hat der Trust getreulich beibehalten: Für die O« f f« n t l i ch- k e i t bleiben die inneren Vorgänge auch im Jahre 1925 ein Buch mit sieben Siegeln. Nicht« über die Zugänge bei den An- lagen, nichts über die Höhe und die Veränderungen der einzelnen Beteiligungen. Ob die Gewinn« au» den Beteiligungen schon im Roherträgnis enthalten find oder ob sie noch ausstehen, was wenigstens für di« voll beherrschten Easella- und Kalle-Werke nicht unbedingt anzunehmen ist, wird nicht gesagt. Stehen sie aber noch aus, so sind auch noch sehr große Gewinne noch nicht verbucht, di« die Gewinnrechnung stark verändern könnten. Auch über die B e- l e g s ch a f t e n, ihre Zahl, die Veränderung ihrer Zusammen- setzung, wird nichts oerraten. Die Bilanz hat links sechs, recht» acht Posten. Da die Fusion mit der Neuordnung der Produktione- und Ab- satzorganisation noch nicht lange in Wirksamkeit war. tonnt« der Vorstandsbcricht über die Auswirkungen der erstrebten Rationali- sierung hinweggehen. Ueber Absatz und Beschäftigung wird wenig gesagt, wa» nicht schon au» der Kenntnl» der allgemeinen Wirt- schoftslage bekannt wäre: der Absatz für Stickstoffdünger in Deutsch - land litt unter der Zurückhaltung der Landwirtschaft. Der Aus- landsabsotz hat sich erfreulich gehoben. Der Jnlandsumsatz für an- organische und organische Produkte blieb gegen 1924 annähernd gleich: der Export wurde nicht unwesentlich gesteigert. Daß di« Zollschranken absatzhemmend wirken, weiß die Oeffentlichkeit. Umsatz Ziffer» werden auch hier nicht gegeben.
Neu und beachtlich ist die Mitteilung, daß der Chemietrust nunmehr stark in die Produktion von Kunstseide geht: Nach Verständigung mit der I. P. Lemberg A.-G. und den Vereinigten Glanzstoff -Fabriken wird in neuen Fabriken Kupferammomak- und Acetatseide hergestellt. Im neuen Jahre, über das ein befriedigender Geschäftsgang gemeldet wird, wurde auch ein neuer klopffreier Betriebsstoff für Automobile herausgebracht. Die Rationalisierungsabsichten des Chemietrusts sind sicher ernst. An einem Punkt, wo er sie bisher aber schon hätte wahrmachen können, ist Ihre Durchführung aber noch nicht ein- mal versucht worden. Die Liste der Vorstandsmitglieder hat heute 83 Personen. In den alten Gesellschaften waren es 69. Das sind 14 aktive und stellvertretende Vorstandsmitglieder mehr. Die Leitung eines Riesentrusts ist zwar kein Rechen- exempel mit der Zahl der Vorstandsmitglieder. Aber diese Ver- mehrung sieht doch äußerst merkwürdig aus.
Zur Lage üer Domänenpächter. Jnventarhypotheken zur Beschaffung von Betriebskapital In besonders krasser Weise äußert sich der Betriebskapitalmangel der Landwirtschast bei den Pächtern landwirtschaftlicher Betriebe. Ihr früheres Betriebskapital wurde während der Jnflatton nicht weniger zerstört als das der Eigentümerbetriebe und die Ernte- zufäll« und di« Preisentwicklung für landwirtschaftliche Produkte treffen sie nicht weniger hart. Unmöglich ist aber für die Pächter die Aufnahme von Hypotheken, weil sie nicht Eigentümer der Böden sind, die sie bewirtschaften, und weil es für das lebende und tote Betriebsinoentar, das dem Pächter in aller Regel gehört, keinen Realkredit gibt. Nun ist das Pachtsystem in Deutschland nicht so sehr verbreitet wie m anderen Ländern. Eine besondere Rolle spielen dabei die Domänenpachtungen. Erst haben di« Standes- interessen, dann aber haben seit der Stabilisierung der Währung die Kreditverlegenheiten die Domänenpächter zu genossen- schaftlichem Zusammenschluß geführt. Bon der Entwick- lung dieser Organisationen gibt der Geschäftsbericht des Domänen- pächteroerbandes und der ihm angeschlossenen Betriebe der Oeffentlichkeit Kenntnis. Der Domönenpächteroerband hatte am 39. Juni 1925 einen Mitgliederbestand von 1174. Er ist die organisatorische Basis für die Betriebe des Verbandes, die Deutsche Domänenbank(ein- getragene Genossenschaft m. b. H.— gegründet Dezember 1924), in der das Kreditgeschäft für die Verbandsmitglieder zusammengefaßt ist, und die Domänenbetriebsgesellschoft, deren Haupt- tätigkeit die Düngeroerforgung der Mitglieder ist. In diesen Ver- banos betrieben liegt naturgemäß das Hauptgewicht der Verbandstätigkeit. In dem Tätigkeitsbericht der Deutschen Domänenbank wird das Problem sehr deutlich, ob überhaupt für die Domänenpächter die Beschaffung langsristiger Kredite(Realkredite ohne Realbesitz!) möglich ist. An eigenen Mitteln stehen nur die Geschäftsanteile der Mitglieder(am 31. Dezember 1194), darüber hinaus nur Kredite von Dritten zur Derfügung, die ihrerseits nur durch die Haft- summe der Mitglieder gesichert sind(am 31. Dezember 46,57 Mil- lionen Mark). Diese Mittel selbst können zum weitaus größten Teil nur kurzfristig ausgeliehen werden, d. h. gegen Wechsel. Am 31. De- zember 1925 betrug di« Wechselkreditausgab« rund 24,8 Millionen Mark. Wie bet der übrigen Landwirtschaft mußten auch bei den Pächtern diese Kredite einfrieren. Keine Möglichkeit aber besteht bisher bei den Pächtern, die kurzfristigen Personal- in lang- sristlge Realschulden umzuwandeln. Der Domänen- pächterverband glaubt nun einen Ausweg gefunden zu haben. Dem Reichstag liegt ein Gesetzentwurf zur Beratung vor, der das Inventar der Pächterbctrieb« zum Tragen von Reallasten fähig machen soll. Aehnlich wie beim Mobiliarpfandregister, das bekannt» lich der deutsche Großhandel an Stelle der Sicherungsübereignung vorgeschlagen hat, soll das lebende und tote Inventar der Pacht- betriebe für besonders zu schaffende Kreditinstitute als Sicherheit?- grundlage für längerfristige Kredite zugelassen werden. Vorläufig hat sich die Deutsche Domänenbank aber nicht anders als durch die Uebereignung des Pächterinoentars auf die Bank sichern können.— Der Umsatz der Deutschen Domänenbant(auf beiden «Seiten des Hauptbuchs) betrug 1925: 829,71 Millionen Mark. Die Domänenbetriebsgesellschaft wurde im Sep- tember 1925 gegründet und führte bis 31. Dezember Düngergsschäfte im Betrag von 1 Million durch. In den beiden ersten Monaten 1926 betrug der Umsatz mehr al» 2 Millionen Mark. Ihr ange- schlössen ist«ine betriebswissenschaftliche Abteilung, deren Hauptaufgabe die Kreditkontrolle und die Betriebsberatung ist. Die Aufgaben, die dem Domänenpächtcrverband besonders für die Beschaffung langfristiger Kredit« gestellt sind, ähneln der Quadratur des Kreises. Da», was er für Kredite in Pfand geben soll, Vieh und Geräte, untersteht dem Verbrauch, der Abnutzung, dem Verkauf, und muß aus den laufenden Erträgen immer wieder beschafft werden. Der Boden, den er beleihen lassen könnt«, gehört ihm nicht, und seine Arbeitskraft, die ihm wirtlich gehört, kann er nicht beleihen lassen. So scheint es z weiselhaft, ob die Be- triebstapitalfrag« auf dem gesüchten Wege zu lösen sein wird. Wird der Entwurf aber Gesetz, so hat der Pächter wenigsten» für den schweren Uebergang eine Hilfe. Dabei ist besonders erfreulich, daß mit der Kredtthilfe die sozialdemokratische Forderung nach gleichzeitiger Betriebskontrolle und»beratung Erfüllung finden wird.
Zur Loge der Maschinenindustrie. Im Gegensatz zu den auch von UNS veröffentlichten Klagen der Maschinenindustrte über schlechte Umsätze im laufenden Jahr« war Generaldirektor Dr. Reuter in der Lage, aus der Generaloersammlung der von ihm geleiteten Demag , der Deutschen Maschinenfabrlt-Attiengesellschaft, mitzuteilen, daß die Gesellschaft vor großen Abschlüssen mit dem Auslande stehe und daß die jetzt vorliegenden Auf- träge die volle Beschäftigung des Unternehmens für ein halbes Jahr ichern. Wie die Gesellschaft in ihrem Geschäftsbericht mitteilt, hat i« sich sehr erheblich mit der Stärkung des Auslandsgeschäftes be- chäftigt und besonders dem russischen Markt besondere Ausmerk- amkeit zugewandt. Man wird also ohne Trugschluß annehmen können, daß die in Aussicht stehenden Auslandsaufträge in der Houvtsache aus Rußland kommen. Die Gesellschaft ist einmal eine Produktionsgesellschast, die drei Werke in Benrath , Duisburg und Wetter a. d. Ruhr hat und außerdem eine Holdinggesellschaft, die an einer ganzen Reihe von Werken der Maschinenindustrie beteiligt ist, an der Schleß-Defries-Aktiengesellschaft, an der Hommel G.m.b.H. in Mainz , beides Unternehmen, die sich mit der Werkzeugiabrikation und mit Werkzeughandel befassen, an der Carlshütte A.-G., an der Gewerkschaft Orange, an der Carl Flahr A.-G., an der Aufbereitungs- A.-G. in Essen, an dem Eisenwerk Nagel und Kemp in Hamburg , an der Rybmcker Maschinen-G. m. b. G. und an der Maschinenbau- Akttengesellschast Tiegler in Duisburg . Die Gesellschaft erzielte ans einem Aktienkapital von 24.3 Millionen Mark einen Reingewinn von 456 341 Mark, die sie nach Abzug von 6 Proz. Dividende für die Vorzugsaktien in Höhe von 18 999 Mark ohne Ausschüttung einer Dividende auf neue Rechnung vorträgt. Ein spanisches Stohliyndlkat. Die ipaniflben Stablwerke hoben sich zu einem Syndikat zusancmkiigeschlossen, da« die Stahllieferungen entsprechend der Leistungisäbigkeit der einzelnen Werte untereinander verteilen wird. Dos Syndikat wird seinen Sitz in Madrid haben. j Ihm gehören bereit» Werke an, die zusammen 93 Proz. der spani - < schen Stahlproduktion vertrete«.