Einzelbild herunterladen
 
rcflcö. Ilm   die nördlich von Feldberg   gelegenen Seen,.y a u s s e e und BreiterLucin.zu besuchen, wandern wir auf der im west- lichen Teil des Ortes beginnenden schattigen Kastanienallee, dem früherenKohdomm", zur Wasserheilanstalt. Links des Weges liegen drei Sölle, Kesselbrook(Kesselbruch), Ruhrbrook(Rohrbruch) und Mümmelbrook(Seerosenbruch). Die vielen plattdeutschen Land- schaftsbezeichnungen und Flurnamen sowie die Volkssprache bezeugen, daß wir uns hier in Fritz Reuters Heimat befinden. Die Wosserheil- anstalt wurde 1855 von Dr. Erfurt eröffnet. Auch Reuter erwähnt Aksistent Ehrfurcht mit sine Waterkunst" in seinen Werken. Voll köstlichen Humors ist die Schilderung von Bräsigs Erlebnissen in der Waterkunst(Ut mine Stromtid, 1. Teil, Kapitel 8). Heber den Stieglitzenkrug, ein beliebtes Ausflusziel der Feldberger, kommen wir zum Ufer des Haussees. Mehrere Quellen, Emma-, Rymphen-, Marien- und Marthaquelle entspringen am Futz der Buchenhänge. Uebcr den Reiherberg, auf dem jedoch keine Reiher mehr horsten, wandern wir zum Schloßberg, am Ufer des Breiten Lucin, der etwa 80 Meter über den Seespiegel aufragt. Von allen Aussichtspunkten haben wir prächtige Blicke über Feldberg und seine wald- und wasserreiche Umgebung. Auf dem Schloßberg sind Wälle und Gräben eines wendischen Ringwolls vorhanden. Man oermutet hier ein wendisches Hauptheiligtum des Obotritenlandes. das sagen- hafte Räthro. Vom Schloßberg steigen wir hinab zum Fahrweg, der gen Süd zur Feldberger Hütte führt. Hier befand sich früher eine Glashütte, die um 1850 in einen Kaltofen umgewandelt wurde, der den in der Umgegend gewonnenen Wiesen- und Seekalt brannte. Jetzt ist auch dieser Industriezweig erloschen. Die Feld- berger Hütt« liegt aus einer schmalen Landenge, die den Hausse« und den Breiten Lucin trennt. Von dem Scholbcrberg im Osten schauen wir noch einmal über die drei Seen bei Feldberg, dann mondern wir zunick zum Ort. Von Feldberg kehren wir mit der Eisenbahn über Reu-Strelitz heim. Entfernungen: Strelitz Goldenbaum etwa 12 Kilometer, Goldenbaum Feldberg etwa 15 Kilometer, Rundgang Schmaler Lucin Häussee Bretter Lucin etwa 14 Kilometer.
Das Jüpll. An der breiten Chausiee, die über Wilhelmshorst  , Michendorf  , Seddinsee nach der Heilstätte Beelitz   führt, liegt, dicht an den Dal- düngen des Potsdamer Forstes in einer versonnenen Privatstraße, ein Häuschen, dos wie ein Sonderling scheu zurückgezogen am Rande des Weges steht. In dieser behaglich verlorenen Gegend ist es wunderbar ruhig,«ine apathische Stille würzt das vielfällige Gezirp der Vögel, die sich hier, in den ersten Vorpostcnstellungen der Menschen, fast noch waldesheimisch fühlen. Don jenem sried- lichen Sonderling soll jedoch die Rede sein, dessen Zurückhaltung so sympathisch ist und dessen Verträumtheit aus lauter innerer Har- monie man recht gut verstehen kann. Vorn, an den Gittern des Gartens, ist der Briefkasten des glücklichen Bewohners befestigt. Und wenn dieser Insasse des waldnahen Idylls auch sicherlich von hier keine Börsentips dirigiert, nicht Hochkonjunkturen und Baisse- Psychosen entfesselt, der Briefträger kommt immerhin fast jeden Tag.   Denn der Mann lebt nicht auf dem Mond, und auch über Baumkronen und bei Vögelgesang will er wissen, wo» in der Welt der Krisen und Enttäuschungen vor sich geht. Der Mensch ist Nun einmal prosaisch, und die Romantik taugt kaum noch für schlechtere Kinderbücher. Um auf die Pointe zu kommen: Im Briefkasten des Sonderlings nisteten zwei Pärchen,«in Zeisig- und«in Meisenliebes. duett. Ein Dutzend winziger Nachkömmling« haben sie gemächlich da ausgebrütet, und das Gezwitscher der vier Allen und der 12 unbändigen Jungen lärmt unaufdringlich durch die stille Prioatstraße. Trotz des gewissenhaften Briefträgers, der fast täglich an die Gktterfront kommt. Glücklicher Sonderlingk Muß er wohltuend geträumt haben. Denn solch«, Leben ist schön, wenn es unbewußt und scheu-naiv von derlei Wundern umblüht wird. mioA.xlr.itv  -'-« w v*, Skanüal in Moabit  . Uebersolloersuch auf Landgerichlsdirekkor Gayl. Die Angriffe auf die Gerichtshöfe in Moabit   scheinen sich zu einer Epidemie ouswachsen zu wollen. Nach dem aufregenden Revolverattentat am Donnerstag im neuen Kriminalgerichtsgebäude war gestern der Sitzungssaal einer Schöffenabteilung des Amts- gerichls Mitte im alten Kriminalgericht wiederum der Schauplatz eines tumultarischen Vorganges, der sich um so bedrohlicher gestallete, als auch das aus dem Anhang der zur Aburteilung gelängenden Schweroerbrecher bestehende Publikum im Zuhörerraum eine drohende Haltung gegen Richter und Staatsan» w a l t einnahm. Zur Aburteilung standen zwei Männer namens Berthold Weiß und Gerhard Linde wegen eines Einbruchsdiebstahls, zu dem bei Weiß noch eine räuberische Bedrohung mit geladenem Revolver erschwerend hinzukam. Weiß ist ein schon vielfach oorbe- strafter 2<1jäbriger Bursche. Vor Gericht waren sie geständig und es schien alles glatt zu gehen. Kaum hatte aber Staatsanwall- schaftsrat Niethak gegen Weiß 6 Jahre Zuchthau» beantragt, als aus dem Zuhörerraum eine gellende Frauen st imme er. scholl, die über den furchtbaren Zuchthausantrag zeterte. Das war für Weiß das Signal, den wilden Mann zu spielen. Er griff nach einem vor der Anklageschranke stehenden Stuhl und wars ihn nach dem Vorsitzenden, Landgerichtsdirektor Gayl, einem übrigens durch sein Wohlwollen und seine Milde allgemein bekannten Richter. Nur durch die Umsicht eines Justizwachtmeisters, der noch rasch hinzu- springen und dem Wüterich in den Arm fallen konnte, wurde die Wucht des Wurfes gemildert, so daß der Stuhl zersplittert vor dem Richtertisch niederfiel. Auf der Anklagebank kam es zu einem Ringen des Iuftizbeamten mit dem tobenden Angeklagten, der trotz seiner Kleinheit über eine große Körperkraft verfügt«, so daß er sich losreißen und über die Anklageschranke setzen konnte. Er wollte nun entfliehen, wurde aber an der Tür durch zwei Beamte festgehal- ten. Inzwischen hatte aber das Publikum eine so drohende Haltung angenommen, daß Landgerichtsdirektor Gayl zunächst schleunigst den Saal von den unruhigen Elementen räumen ließ. Dann tonnte In Ruhe die Verhandlung zu Ende geführt werden. Das Urteil lautete gegen Weiß auf 3 Jahre 3 Monate Zuchthaus  , während Linde, der sich ruhig verhalten hatte, mildernde Umstände bekam, und nur 1 Jahr 6 Monate Gefängnis erhielt. Nach der Urtellsfällung ließ sich Weiß ganz ruhig abführen._
Leichtsinn oder Verbrechen? Die erst« Instanz hatte ihn zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Da» Strafmaß schien ihm aber zu hoch. Nun steht er vor den Be- rufungsrichtern und wemt unausgesetzt. Eigentlich sollte ein SSj ähriger Geschäftsführer eines großen Berliner   Restaurants sich etwas mehr zusammennehmen und in Ruhe die Gründe seines Dertrauensbruchs dem Gericht auseinm, versetzen können. Es ist doch keine Kleinigkeit. < n vier Monaten 45000 Mark zu unterschloaen und da» Geld mit einer Halbweltdame durchzubringen. Dabei ist der Angeklagte erst seit zwei Jahren mit einem netien Mädchen ver- heiratet und hatte mit 700 M. ein glänzendes Monatseinkommen. Ob er nicht«inen Teil der Summe beseüegebracht hat? Nein, dos hat er nicht! Mes hat ihm die Kokotte abgeknöpft. Er hat auch nie einen Spielklub betreten. Aber die übermaßig« Arbeit im R« st a u r a n t hat ihn keinen Augenblick zur Besinnung kommen lassen und mit der Z. war er Nacht für Nacht in den teuersten Lakelan', 100 bis 200 W. erhielt sie täglich für die Wirtschaft. Zu Hause aber wartet« auf ihn Nacht für Nacht vergeben» sein« junge Frau. Es muß sexuelle Hörigkeit gewesen sein, die ihn zu der anderen trieb. Er weiß nicht, wie e» kam. und wie es zugegangen ist.Aber wie konnte es nur dazu kommen?" fragt«in Beisitzer. ,Lch habe «in Jahr lang die Brief« von ihren Eltern gelesen. Der Baler ist Hotelier und hall zu Ihnen. Ihr« grau hat Ihnen auch verziehen. Ihr Onkel ist Konunerzienrot, und Sie?" Antwort«in neuer Tränenstrom. Ms er verhaftet wurde, fand man bei ihm noch
5000 M. In der ersten Instanz war auch die Z. mft angeklagt wegen Hehlerei. Sie hätte sich doch Gedanken machen müssen über das viele Geld, das er Tag für Täg für sie ausgab. Sie ist aber freigesprochen worden. Die zweite Instanz beließ es beim Urteil der ersten. War es nun Leichtsinn, war es Verbrechen? Vielleicht beides.
der Hochbahnprozeß. Eine grundsätzliche Entscheidung des Reichsgerichts. Im Streit der Stadt Berlin   mit der Hoch- und Untergrundbahn um die Ungültigkeit der Mehrstimmrechtsaktien hat soeben das Reichsgericht über die Höhe des Streitwertes entschieden. Es hat den Streitwert auf 50 000 M. festgesetzt und damit dem Antrag der Stadt Berlin   entsprochen. Diese Streitwert- festsetzung ist vom höchsten deutschen   Gericht für alle Instanzen des Prozesies erfolgt. Damit sind der Stadt Prozeßkostcn in Höhe von mehreren hunderttausend Mark erspart worden und den Rechtsanwälten sind die Honorare arg beschnitten. In der Sache selbst hat das Reichsgericht noch nicht entschieden. Ein verbinöungsstuüent als Mäöchenmöröer. Zum Tode verurteilt. Abgründe moralischer Verkommenheit offenbart« der Prozeß de« vor einigen Togen zum Tode verurteillen 27jährigen Darm- städter Verbindungsstudenten Joseph Meo n. Er hatte die 27jShrige Hausangestellt« G. zuerst mit seinem Totschläger hearbeitet. hinterher gewürgt und schließlich mit einem Strick stranguliert, dann die Leiche zusammengeschnürt, in eine Schlafdecke gepackt, einen Tag später auf einem gestohlenen Rad in den Wald gefahren und dort ins Gr- büsch geworfen. Zwischendurch besuchte er die Oper und schlief ruhig im Mordzimmer neben der Leiche, die im Schrank versteckt lag. Er besuchte seine Mutter in Bensheim  , kehrte nach Darmstadt   zu- rück, slüchtete ober gleich darauf nach Thüringen  . Da er kein Geld hatte, stahl er unterwegs zwei Koffer und wurde schließlich auf dem Bahnhof in Gotha   von einem Kommilitonen erkannt und gestellt. Em Mord wie viele andere? Das ist er eben nicht weder durch die Person des Täters, noch durch die näheren Umstände der Tat. Joseph Meon war der Sohn eines Bäckermeisters in Bensheiw. Er hatte streng religiöse Erziehung genossen. Roch dem Tode des Paters verlor die Mutter durch die Inslotton ihr Ver­mögen. Meon war gezwungen, als Student der Darmstädter Tech- nisqen Hochschule selbständig für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Das Werkstudententum sagte aber dem Studenten nicht zu. Seine Börsenspekulationen endeten mit einer Schuld von 1700 M. an die Bank. Sein luxuriöses Leben erjorderte Geld. Da legte er sich ans F a h r r a d d i e b st a h l. Die Beute mußte die nichtsahnende Mutter losschlagen. Und als er später die Franksurter Universität bezog, versuchte er es mit Bücher- und Manteldiebstählen. Nun begann für ihn ein Doppelleben. In schlaflosen Nächten Selbstoor- würfe, in Gesellschast sidel und übertrieben selbstsicher. Dieses künst- lich gewichtete Ueberwertigkettsgesühl nahm den Frauen gegenüber den Ton männlicher Ueberheblichkell und verächllicher Gering- schätzung an. In Wirklichkeit sank er immer tiefer er spielte bereits mit dem Gedanken eines Mordes, um zu Geld zu kommen. Da traf er eines Abend» es war der 20. November ein junges Mädchen, das erst vor kurzem nach Darmstadt   gekommen war. Ihr Nachtquartier mißfiel ihr, er schlug ihr seine Wohnung vor. Sie nahm das Angebot an. Sie schlief auf dem Sofa im Arbeitszimmer, er in seinem Schlafzimmer. Abends gab er ihr in den Tee Mar- phium und Beronal. Er behauptet, sie hätte ihn darum ge- beten, als er das Mittel zur Nacht gegen seine Schlaflosigkeit em- nahm. Bor dem Schlafengehen kam e» zu unschuldigen Zärtlich- leiten an seinem Bette. Di« Nacht verbrachte er schlaslos zwischen Begierde und Raubgier. In unbestimmter Berellschaft betrat er des Morgens da» Zimmer, in dem da» Mädchen schlief. Als sie seine Annäherungsversuch? voll Verachtung ausschlug, flammte in ihm die Tötungsbereitschaft auf. Er holte seinen Totschläger und schlug aus sie ein. sie stürzten beide zu Boden, er erwürgte sie. Mit 20 von den erbeuteten 30 M. trwg er seine Schuld ab. Er will die Tat in Erregung begangen haben, au» Empörung darüber, daß diesDienstmädchen", dem er Unterkunft gewährt hatte, ihn so gering. schätzig behandelt hatte. Ursprünglich lautete auch die Anklage auf Totschlag, dann wurde sie in Mord umgewandelt. Die Sachverständi- gen Dr. Vix. Dr. Longermann und Dr. Magnus Hirschjeld hielten die Möglichkell eines Asfett» für gegeben. Das Gericht nahm Mord an und ver urteilte Meon zum Tode Roch Berkündung de» Urteils rief er in den Saal:Das sst Mord, das ist Mord an mir!"_ Eine neue akademische Lesehalle. Anläßlich de» 2öjährig«n Priesterjubiläums Dr. Karl Sonnen- scheins, des bekannten in der sozialen Fürsorge arbeitenden katholischen Geistlichen, errichteten Freunde au» freiwilligen Bei- trägen die Sonnenschein-Stiswng. Aus den Beträgen dieser Stiftung ist nun eine akademische Lesehalle in der Albrecht st raß« 11 entstanden, die am Freitag mittag in Gegenwart de» Reichskanzler» Dr. Marx eröffnet wurde. Dies« erste katholische Lesehalle Berlin  » soll zu einer Stelle werden, an der das geistige und künstlerische Leben des deutschen   Katholizismus Berlins   zum Ausdruck kommen soll. Auch Richtkatholiken wird sie interessieren als Uebersicht über die literarisch« Arbeit des katholischen In- und Auslandes. Besondere Berücksichtigung in der Büchersammlung haben deshalb die r o m a n- tischen Autoren, also Schriftsteller Italien  », Spaniens  und des lateinischen Amerikas   gefunden, wie Dr. Sonnen- schein in seiner Begrüßungsrede ausführte. Das Ganze trägt eine stark soziale Note und ist aus der Erkenntnis entstanden, daß hier besonders die Werkstudenten einen ansprechenden Plag zum Arbeiten finden sollen. Der Raum selbst ist in klaren einfachen Formen gehalten, eine Stätte der Arbeit und ruhigen Sammlung. Reichskan.zler Dr. Marx begrüßte diese Schöpfung als Ausdruck des ernsten Willens der Kacholiken Berlins  , an deutscher   Kuttur- und Geistesarbeit tätigsten Anteil zu nehmen und eine Tradition fort- zusetzen, die mit Namen wie Clemens Brentano   oder Friedrich Schlegel   verknüpft sst._ Kindcrspeisung. Gelegentlich der bevorstehenden Elternbeiratswahlen stehen erneut olle Fragen der Schule und der Schulfürsora« im Mittel- puntt des öffentlichen Interesses. Dabei wird von Sozialdemo» kraten mit besonderem Nachdruck die alte Forderung nach einem Ausbau der Schulspeisungen erboben. Ebenso ssnd sür die nunmehr beginnende Sommererholungsfürsorge die Ernährung». fragen von grundlegender Bedeutung, zumal die herrschende Wirt. schastskrise und die noch immer nicht' abflauend« Erwerbslosigkeit es , zahlreichen Familien unmöglich machen, den Kindern zu Hause ein« entsprechend« Verpflegung zu gewähren. E» darf daher«in« im Auftrage des Deutschen Zentralausschusse» für die Auslandsbilse von der Genossin Dr. Clara Henrique» unter Mitwirtuna von maßgebenden Sachverständigen, u. a. der Genossin I u ch a c z, in Hermann Bählaus Verlag, Weimar  , herausgegebene zusammen- fassende Schrift über die Kinderspeisung(Preis 5 M., bei Bestellunq durch den Deutschen Zentralausschuß für die Auslandshilfe, Berlin   R. 24. Oranienburger Straße 13/14, 3,50 M.) in Wohlfahrt». pfleg erisch interessierten Kreisen allgemein« Beachtung erwarten. Zweck de» mft zahlreichen Pbotographien und originellen Kinder» Zeichnungen geschmückten Büchlein» ist es, die bei der Durchführung der amerikanisch-deusschen Kinderspeisung gewonnenen Ersabnmaen auch sür die Zukunft nutzbar zu machen. Der Deutsche   Zentral- ausschuß sür die Auslandshilfe fühlt sich dazu wn so mehr ver. anlaßt, als er erst kürzlich die ihm aus Grund eine» sozialdemo- krotischen Antrags aus Reichsmitteln für die Zwecke der Kinder- pessung zur Beifügung gestellte Summe von 5 Millionen Mark an die zuständigen paritätisch zusammengesetzten Ausschüsse in de»
Ländern und Provinzen verteilen konnte. Diese Zuschüsse sollen es den Gemeinden ermöglichen, das mit auslandischer Hilse bc- begonnene und seit sechs Iahren mit augenscheinlichem Erfolg durch- geführte Hilfswerk weiter auszubauen. Im Durchschnitt haben wahrend dieser Jahre täglich 500 000, zeitweise aber auch über 1 Million, durch mangelhaste Ernährung in ihrer Gesundbcit ac- schädigte oder gefährdete Schul- und Kleinkinder, Jugendliche, sowie hoffende und stillende Mütter eine tägliche Mahlzeit erhalten. In erster Linie kommt allerdings diese Fürsorge den Schulkindern (über 00 Proz. der Speisungsteilnehmer) zugute. Neben den Speisungen in den Schulen werden ober auch Kindergärten und Horte sowie Erziehungsanstalten, und insbesondere Erhalunqsbeime und Einrichtungen der örtlichen Erholungssürsorge durch Leben s- mittellieserungen oder entsprechende Zuschüsse unterstützt. Gerode die Verbindung zwischen Ernährungs- und Erholungssürsorge bat. allen ärztlichen Berichten zufolge, besonders günstige Wirkungen sür die Gesundung der heranwachsenden Jugend erzielt. die Jimk-Miete unveränöert! In Preußen bleibt die Miele sür Iuni unverändert. Infolge der kommenden neuen hauszinssleueregelung. die lm Lause des Iunl vom preußischeo Landtag verabschiedet werden wird, muß mit Eiusührung der Friedensmiete in der nächsten Zeit gerechnet werden. Nach Reichsbeschluß darf bis zum Zt. Mär, 1927 über die Friedensmiele nicht hinausgegangen werden. vom Aushub zum Züllsel. Untergrundbahn und Ouifenstadtkanal. In der Umgebung des Kottbusser Tores find jetzt die Tiesbau- arbeiten in vollem Gange. Aus dem Kottbusser Damm wird an der Schnellbahn Gesundbrunnen Neukölln flott ge- orbenet. Der Tunnel sst dort größtenteils schon ausgehoben, und auch mit der Aufstellung der Tunnelwand hat man an einer Stelle schon begonnen. Während auf dem Kottbusser Damm ein neues Berkehrsmtttel entsteht, wird am benachbarten Luisenufer ebenso flott an der Beseitigung eines alten Verkehrsweges gearbeitet. Dort­hin schafft man die beim Bau des Untergrundbahntunncls aus- gehobene Erde, um mtt ihr den zur Zuschüttung verurteilten LuilsenstädtischenKanal auszufüllen. Eine Feldbahn gei't vom Kottbusser Damm über den Hohenstaufenplatz durch Dieiien- bach- und Grimmstraße zur Admirall'riicke, weiter aus einer beson- deren Notbrücke über den Landwehrkonol zum Kottbusser User und wieder auf einer besonderen Notbrücke über den Luisenstädtischen Kanal zum Luisenuser. Don früh bis spät rattern lange Züge fand gefüllter Loren durch die Straßen, zum Mißvergnügen der Bewohner, die unter dem Lärm und Staub dieses Betriebes nicht wenig leiden. Am Kanal haben die Auschüttungsarbeitcn erst vor mehreren Wochen begonnen, sie sind aber breits so weit fort- geschritten, daß der Luisenstädtische Kanal schon gegen den Landwehrkanal abgeschlossen ist. Die ganze Kanal- strecke von der Wassertorbrücke bis zur Einmündung in den Land- wehrkanal ist ausgefüllt und zugeschüttet. Wo noch vor kurzem dos trübe Wasser des von der Schiftahrt längst nicht mehr benutzten Kanals stand und stank, blinkt jetzt sauberer Sand. Schon ist auch das Wassertorbecken, das ehemals als Hafett diente, in An- griff genommen worden, aber hier dürste die Zuschüttungsarbeit noch Wochen erfordern. Mtt dem ganzen Kanal bis zur nördlichen Einmündung in die Spree hofft man bis zum Herbst fertig zu werden. Das an der Nordstreckc liegende Engelbecken, das beträchllich größer als das Wassertorbecken ist, wird noch sehr bedeutende Erd- Massen schlucken. Das ganz« Gelände des Kanals und der beiden Häfen wird nach der Zuschüttung in Grünflächen umge- wandelt, die eine der Bevölkerung sehr willkommene Erholung?- stätte bieten werden. Di« Zuschüttung wird als Notstondsarbcit ausgeführt, bei der einige hundert Arbeiter, ein winziges Häuflein gegenüber dem ungeheuren Heer der Arbeitslosen, beschäftigt werden können.
Großer Moorbrand bei Siemensstadt  . Ein überau» gefährlicher Großbrand kam gestern auf dem sogenannten Sternseldgelände bei Sieinenöstadt zum Ausbruch. Aus bisher noch unbekannten Ursachen war ein größerer Komplex M o o r» und Tiesland in Brand gerate». Die Wehren von SiemenSstodt und Umgegend eilten sofort zur Niederkämpfung d«S Feuers herbei. Die große Brandstell« wurde von allen Seiten zugleich angegriffen und es mußten riefe Gräben gezogen werden, um ein« noch weitere Ausdehnung des Brandes zu verhindern. Außerdem mußte auch hier aus mehreren Rohren großen Kalibers Wasser gegeben werden. Nach mehr» stündiger Tätigkeit gelang es. die Hauptgefahr zu beseitigen. Nach der Germaniastr. 137/138 in Tempelhof   wurde gestern nachmittag gegen U,2 Uhr die Feuerwehr Mariendorf  alarmiert. Dort war aus dem Holz- und Baumaterialienplay der Firma Gebr. Henning Feuer ausgebrochen. Mehrere größere Schuppen standen bald in hellen Flammen und es mutzte aus mehreren Rohren größeren Kaliber« etwa zwei Stunden lang Wasser gegeben werden. E« gelang jedoch nicht, trotz aller Anstrengungen den brennenden Schuppen vor der Vernichtung zu retten.
Alpc«ländische Tommerschau. Der Oe st«rreichisch- Deutsche Doltsbund hat mit Unterstützung de» Berliner   Messeamtes in der Funkhalle am Kailer- dämm eme Alpenländisch« Sommerschau aufgebaut, die gerade noch zurecht kommt, um den Berlinern während der Psingssseiertage Gelegenheit zur Auswahl der Sommerreiseziele zu geben. Reichstagspräsident Genosse L ö b e, der Dorsitzcnd« des Dolkebundes, fand als Eröffnender herzliche Worte für den Bee- einigungsgedanken: Mit der Propagierung eine» regen Reise- Verkehrs zwischen Nord und Süd, Deutschland   und Oesterreich, wird auch die gessttg.seelisch« und kulturelle Verschmelzung der ver. schiedenen Teile des deutschen Volke» erfolgen. Unter schwarz- rotgolden en und rotweißroten Fahnen wird dieGroß- tat der Verbindungsarbeit des deusschen Nordens mit dem deutschen Süden" vollbracht so nennt der Gesandte der Republik  Deutschösterreichs, Dr. Frank, in den gedruckten Ausstellungs- sichrer den Zweck der Sommerschau. Es soll keine wirtschaftliche Angelegenhett der alpenländischen Fremdenindustrie sein, betonte der Gesandte in serner Ansprache gestern nachmittag bei der E r ö f s- nung. vielmehr soll die Sommerschau eine Pslegstell« des großdeutschen Brudergedanken» sein. Der Maler. Professor Dr. B a l u s ch« t, hat mtt den Hausarchitekten die Riesen- halle in eine Alpenlandschast verwandelt. An der einnt Seite grüßt im Panorama das liebe Wien   mit tausend traulichen Lichtern in den Gassen, gekrönt vom Kahlenberg   und demÄefsel". An der gegenüberlieqenden Wand erhebt sich der S e m m« r i n g mit dem großen Eisendahnoiadukt und einer richtiggehenden Miniatur- Scmmeringbahir. Um die Illusion vollständig zu machen, vermitteln riele, viele automatisch wechselnde Lichtbilder in den Galerie- kojen Ansichten aller Alpen  - und Alpenstadtchen. Unten im Tal (lies Hallenparterre) b retten sich grüne Matten: neben lauschigen Lauben stehen wetterfeste Schutzhütten, dazwischen ist ein Stückchen Tanzparkett eingeschoben. Ein stets wechselndes Tagesprogramm wird mtt bekannten Gastdirigenten Wiener Lieder und Tänze bringen, auch die bayerische   Eigenart wird man kennen lernen. Mit Wiener   Schrammelmusik kann man den Heurigen probieren._ Der Taschensahrplan der Stern- und Kretsschifsahrt sst erschienen: er bringt die Sommersohrpläne, die Pfingsten aus allen Linien in Kraft treten. Neu aufgenommen sind die Sonderfahrten an Sonn- und Feiertagen van Berlin   über Potsdam   nach Paretz  und von Iannowitzbrücke(Restaurant Beloedsrr) nach Teupig. Während der Psingsljerien werden auch wochentags Sonderfahrten nach Teupitz  , Kalkberge, Grünheide  , Lehnitzfee und Paretz   oeron- stattet.