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, mit uns zieht Sie neue Zeit."
Der Garten öes Paradieses. Eine psingftfahrk durch die spanische huerta. Don Armin T. Wegner  . Hinter der Küste ein grüner Streifen, so hell, so überquellend, daß er fast die Farbe des Meeres oerlöscht. Von Tarragona   hinab bi» Dalenna zieht er sich, eine schmale, duftende Schlepp«. Dies ist die Huerra, der»Barten Spaniens". Er enthält alle», was dt« Phantast« des Nordländers sich so gern unter dem Paradiese vor» zustellen pflegt: Blumen, Früchte und einen ewig heiteren Himmel. Fast alle Früchte der Erde bringt diese Ebene verschwenderisch an das Licht. Und dieser Garten ist kein Naturgarten, er ist künstlich: bei allen Gaben, die die Schöpfung überreich dieser Erde verlieh, gab doch erst die menschliche Kunst ihren letzten Zauber dieser Natur, die uns überall dort am stärksten anspricht, wo sie die ordnende Hand des Menschen formte. Die« ist da» Geheimnis von Granada  , der springenden Brunnen, der blühenden Terrassen, es ist die ver- borgene Wirkung des Menschen in der Landschaft, die erst durch ihn ihre architektonischen Formen gewann, und die in gegenseitig ge- heimnisoollem Wechsel in der Ferne sortzuschwingen scheint in den Linien der Berge. Hoch oben an den Hängen hat man das Wasser der Bäche auf» gesangen. Ganze Flüste hat man aus ihren Betten geleitet. E» ist eines der gröhten Meisterwerke der Bewässerungskunst und die höchste Schöpfung der Bodenkultur, mit dem kein andere» künstlich bewässertes Gelände tn Europa   sich messen kann. In breiten Gräben fällt die Flut die Hügel hinab, strömt durch die Schleusen, sich in tausend schmale Rinnsale über Ebenen von vielen Quadrat» kilometern verzweigend, wie in ein Netz von Adern, durch die da» kristallene Blut in da» blühende Fleisch der Erde dringt. Die.Ke»l lAcquia del Jucir" ollein bewässert in Zahlen 14 000 Hektar. Wo kein fliehende» Wasser hinkommt, hat man Zisternen tn die Erde gegroben. Zwischen den hellen Streifen der Kanäle aber, von grünen buschigen Raupen von Rasen etngefaht, dehnt sich die fruchtbar« kupferne Scholle, Mandeln, Granatäpfel. Rosinen, Weizen, Gerste, Mai», Luzerne, Baumwolle, Hanf, Melonen, Zuckerrohr. Raps, Mohn und Erdnüsse reisen unter der heißen Sonne und Orangen, Orangen. Orangen. Meilenweit ziehen sich diese Wälder mit Apfelsinenbäumen, viele sind noch jetzt im Mai mit Früchten de» hängt, dl« man. durch Sackleinen vor der Sonne geschützt, künstlich bi» tief in den Frühling an den Arsten erhalten hat. Ueber und über mit Früchten beladen, scheint es, als wären diese Paradies» bäume mit zahllosen runden Lampions behängt, die feurig au» der Dämmerung der Blätter leuchten. Unter anderen, die man soeben abgeerntet hat, türmen sich die goldgelben Bälle zu hohen Pyramiden. Die meisten aber stehen in Blüte oder sind schon am Verblühen: ja an einigen, die an einem Teil ihrer Zweige noch Frücht«, an den anderen schon Blüten tragen, tonn man den Zauber von Frühling und Herbst am gleichen Baum« bewundern. Der starke anregende Wohlgeruch der kleinen seidigweichen Blüten ist dem Jasmin nicht unähnlich, betäubend und klingend steht er wie Musik über dem Land. Mitten in diesem blühenden Garten liegt D a l e n c i a, von den Arabern Medina--Tarab. die Stadt der Freuden, genannt. Mit ihren hellen, bäum- und brunnenbestandenen. Plätzen, besonder» dem Plaze de la Marcado, diesem phantastisch-merkwürdigen drei» eckigen Platz, dessen Marktleben ein wenig an Verona   erinnert, scheint mir Dalencia»ine der heitersten Städte der Welt und der schönst« Platz, um Pfingsten, da» hellste Fest de» Jahres, zu feiern. Ständig wirft der duftende Garten der Ebene seine Frücht« bis in die Straßen der Stadt. Die Derkaufstisch« unter den hellen Sonnendächern biegen sich von Artischocken und gewaltigen Blumen- kohlköpfen, die die Größe eine» Kürbi» erreichen. Llumenmärkte. Bogelmärkte. Fischhallen. Ueberall brechen Farben wie Schlangen hervor. Di« Straße St. Vincente ist eine tobende Schlange von Menschen, die im Begriff sind, ihre Einkäufe für die Festtage zu machen. In den hellen Schaufenstern blitzt es von Kämmen, Fächern, kostbaren seidenen Tüchern. Die vielen schmalen Seiten- gasten ertönen wie die Saiten einer Mandoline, auf der die Freude, die Arbeit, der Handel, die grundlos« und darum tiesste menschliche Lust, die Leben»fr»ude. ihr heitere» Spiel spielen. Blickt man von dem achteckigen Turm der Kathedrale, dem Miguelete, aus die Stadt, so sieht man zahlreiche Azulechoskuppeln aus den Dächern austteigen. die mit ihrer länglich-runden. nach oben zugespitzten Form, der strahlenden Glasur ihrer blauen Kacheln wie hängende Glockenblumen in der Lust schweben. Die kleinen Glocken, die unter ihnen zu schlagen beginnen, drehen sich in wildem Salto- mortale um ihre hölzerne Achse. Nur die große Glocke dicht über uns schweigt. Ihr Klöppel ist festgebunden. Es Ist die Wasser- glocke von Dalencia. An ihrem Rande befindet sich ein schwerer eiserner Hammer. Aber nur zeimal bewegt er sich: um 9 llhr abend« und um 4 Uhr morgen» gibt er den Bauern draußen in den Gärten da» Zeichen, wann jeder au» seinen Gräben das Master an seinen Nachborn abzulosten hat. Dicht neben der Kathedrale ist vor dem Aposteltor eine Tribüne ausgeschlagen. Hier tagt an jedem Donnerstag da»»Tribunal de Aguas", da» Wassergericht. Es ist«ine« der merkwürdigsten und ältesten Gerichtsverfahren der Welt, das über die gerechte Verteilung de» Wassers wacht. Die Mitglieder des Gerichts sind Bauern, das Verfahren ist mündlich und kostenfrei. Fügt sich der verurteilte nicht, wird ihm zur Strafe dos Wasser entzogen. Mitten durch die Stadt windet sich der Guadalquioir, der weiße Fluß. Aber sein Bett ist ausgetrocknet. Sieht man seinen staubigen, mit Steinen erfüllten Grund, so begreift man doppelt die lebensschöpiend« Kraft der Flut, um die man ihn be- roubt hat. Au» seinem trockenen Boden hat man einen großen Kompsplatz für Fußballspiele und ein Ktnotheater für nächtlich« freie Luftausführungen eingerichtet, die heut« am Pfingstsonntag ihr« besondere Anziehungskraft auf die Menge ausüben. In dieser immer amerikanischer werdenden Welt beginnen die Fußballkämpf» selbst in Spanien   allmählich die Ktiergesechte zu verdrängen, die freilich während de» Pfingstfeste» noch immer da« Hauptvergnügen bilden. Weit draußen vor Sagunt   aber liegt ein schwarzer, tintiger Fleck in der Landschaft: es sind die Eisenfabriken. die selbst an diesen Festtogen nicht aufhören, wie ein finsterer, schwach rauchender Vulkan aus der grünen Eben« zu dampfen. Den» auch dieser heiteren Stadt hat die Arbeit ihren schwarzen Ruß auf die Stirn« gezeichnet. Die breit« Straß«, dl» nach Grao, dem Hafenplatz Valencia  » hinau»- führt, ist so häßlich und traurig wie jede Fabrikstrahe in Europa  , wenn sich auch heute hier eine Meng« buntgekleideter Menschen drängt. Hier liegen die großen Exportfirmen. Das Sortieren und Verpacken der Orangen, da» Einmachen und Einsalzen der Fische häll«ine Menge von Arbeitern in Atem. Wie Wasser stießt aus
den Leitungen in die Fässer da» Oel, da» au» Erdnüsten gepreßt wird, die mau in der Huerta anbaut. Ein« der größten Export- firmen gehört einem Deutschen  , ein Teil des sehr beträchtlichen Wein- Handel» liegt in Schweizer   Händen. Nähert man sich während der Wochentage dem Hofen, nimmt das Getöse zu. SV 000 Kisten Orangen werden täglich von den Kais auf die Schisse oerladen, von denen jede 300 bi» dOO Früchte enthält. Die Gesamtaussuhr beträgt S bi, 6 Millionen Kisten im Jahr«. Von hier machen sie die Reise über das Meer nach Liverpool  , da» Hauptsammelpunkt für den Orangenhandel nach Europa   und dem Westen ist. Verläßt man Dalencia, so erstreckt sich an der Küste entlang der Albufcrasee, da» kleine Meer der Araber, ein S Kilometer langes, durch eine Nehrung vom Mittelmeer   abgeschnittenes süß- wasserhaltiges Haff. Es ist reich an Fischen und Wasseroögeln und liefert Madrid   seine Enten. Aber wichtiger ist seine Bedeutung für die Reiskultur. Mährend an kaum einer anderen Stelle Europa  » der Reisbau überhaupt möglich ist, ist der Reis hier zu einem Haupt- Produkt des Lande? geworden, das nicht nur nach den übrigen Pro- vinzen Spaniens  , sondern auch nach England und Frankreich   aus- gesührt wird. Man hat die Felder der flachen, sumpfigen Ebene mit Neinen fußhohen Dämmen von Lehmerde eingerahmt, die sich mit Wasser füllen. Dt« Erde ist so fruchtbar, daß man viele dieser Felder zweimal im Jahre, erst mit Weizen und dann mit Reis be» baut. Wie helle, glitzernde Spiegel stehen diese Becken in der grünen festlichen Landschaft, in schmalen Spitzen schießen die Halme au» der flachen Flut. Ueberall an den Wegen stehen buntgekleidet« fröhliche Menschen umher. Mitten über die Felder aber ziehen sich als ein Zeichen der Neu- zeit die großen elektrischen Ueberlandzentralen hin. Aus allen Plätzen, selbst in den Dörfern gibt es Benzinstationen für Auto- mobile, die wie losgelassene Hunde bellend über die Landstraßen jagen. Daneben sieht man in merkwürdigem Gegensatz die Reste einer oeralteten primitiven Kultur, große backsteingepflasterte Tennen, aus denen da» Getreide noch heute wie im innersten Mesopotamien   mit hölzernen Schlitten gedroschen wird. Im Augen- blick freilich liegen sie still und verlassen. In dem sorgsam gepflegten Lande glänzen die weih gekalkten Häuser wie die frisch gewaschene Schürze einer Bäuerin. Weizen-, Gemüsefelder folgen sich. Alleen von Maulbeerbäumen, denn die S e i d e n k u l t u r ist nicht weniger bedeutend, und bald mit seiner frisch gepflügten Erde, bald mit wogendem Grün leuchtet da» quadratisch eingeteilte Land wie ein bunter schottischer Kattun. Ll» der Zug zwei Tag« nach Pfingsten uns in der Abend-
dämmerung davon trägt, beginnt das Wasser der Reisfelder unter dem Nachtwind ick kleinen Wellen zu wogen. Nun tönt die Wasser- glocke von der Höhe de» Turmes. Langsam hallen die Schläge viele Stunden weit über da» nachtstille Land. Jetzt schießt da» Wasser durch die Schleusen. Man fühlt, wie die Erde trinkt. Wilder dringt der betäubende Dust aus den Pflanzen, während in der Ferne Valencia  , dessen Name so weich klingt wie Musik, ein Wort, da» uns auf den Lippen zergeht wie das süße Fleisch der Orangen.
/Irbeiterjugenö-pfingstfahrt. Don einem Iugendgenossen. Die Sonne stand noch hinter den Bergen. Der Himmel war grou. Taufrisch die Erde. Die Blümlein jchltcfen, die Döglein schlummerten und lautlose Stille herrscht« im Kein Wind spielte mit den Blättern der Bäume. Wir wanderten auf die Höhe de» Berges. Dort, wo alter»-, grau, Türme in den Himmel ragten, Moos und Efeu verfallene» Gemäuer überwucherten und Geheimnisse vergingen«? Zeit in tiefen. dunklen Schächten ruhten. Viele Stunden müssen wir noch wandern, über steiickges Ge- röll, baumlos« Höhen, durch dunklen Wald über grüne Wiesen. Der Weg zur Höh« ist steil. Nur langsam kommen wir vor- wärts. Ost müssen wir anhalten, Atem holen und ein wenig au»- ruhen. Dann blicken wir zum Tal hinunter. Unser Weg geht den Fluß entlang. Wir sehen das ruhig fließende Wasser silbern glänzen, sich durch lästige Wiesen dahinschlängeln, von Bergen um- zäumt und im Noroen einen großen, weiten Bogen machen. Hier schaut ein kleines Dörfchen au» dem Grün des Tale». Hell blitzt bie Spitze des Kirchturm« und rot leuchten die Dächer der Bauern- Häuser. Ein bunte», stille» Bild! Wie lang« wir schon wandern? Wir wissen e» nicht. Bis die Sonne aufgeht. Eine rot» Feuerkugel schießt hinter dem Berge hervor, oerschwindet wieder, taucht strahlender wieder auf. wirst warme Strahlen über die aufwachend« Erde   und taucht da« Grün und Rotbraune de» Waldes in leuchtende» Goldgelb. Jetzt begleiten uns dre kleinen, zuckenden Strahlen der immer wärmer werdenden Sonne. Sie gehen un» voraus, eilen über Steine, gefällt« Bäume. Strauch und wildschießendes Unkraut. Nach frohem Ausschreiten ersteigen wir die Höhe, nehmen den letzten Anlauf und eilen auf schmalem Pfad der Ruine zu. Sie ist versallen wie jede andere Burg. Auch hier umwittern Geheimnisse die verfallenen Gemäuer. Nachdenklich stehen wir vor den letzten Resten vergangener Zeiten, schweifen zurück, holen Er- innerungen und Kenntnisse hervor und malm im Geist« die Zeit