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Kr. 242 4Z.�ahrgaag

Heilage öes vorwärts

Mittwoch, 26. Mot 1426

Die Eisenbahnkatastrophe bei München Feststellung der Toten. Die Trauer in München .

IZach den lehlen amklichen MitteUungen hal die surchkbare Eisen bahnkakasirophe in der Röhe des Müochener hauptbahnhofs tllsgesaml 11 Tote und 83 verlehte gefordert. Die Opfer der Elfenbahnkatafirophe sind fSmtllch Münchener Ein- wohn er. deren Personalien seslgestelll werden konnten. Es handelt sich dabei fast ausnahmslos um Münchener Touristen. passaglere der vierten wagenklasse. die von ihren pfingstausflügen zurückkehrten. Wie bisher festgestellt werden konnte, trifft die Schuld an dem schweren Unglück den 4SsShrigen Loko­motivführer A u b e l e. einen Beamten mit den besten Dienst- Zeugnissen, der da» Vlockstgnal überfuhr und aus den vor dem Ein- sahrtssignal in München -Ost haltenden Personenzug 820 aufsuhr. Der schuldige Lokomotivführer gibt zu. dost er zwar das Blocksignal überfahren habe, führt aber zu seiner Entschuldigung an. daft das Einfahrtssignal auf»frei" stand. Dies triff« allerdings zu. jedoch galt das Areisignal dem vorherfahrenden Personenzug, der ein« ein- stllndige Verspätung hatte. Mehrere der verlehten, die In den in der Bähe liegenden Krankenhäusern Aufnahme fanden, befinden sich noch in Lebensgefahr. Der Berkehr ist bereit» unter Zu- hilfcnahme de» nahegelegenen Rangierbahnhose» wieder auf- genommen oder wird auf der Strecke München -Rosenhcim und um­gekehrt im Laus« der Rächt wieder ausgenommen werden. Zur Durchführung der Untersuchung haben sich als Vertreter de» Reich»- verkehrsmlnisterium» au» Berlin Gehcimrat Zickler und als Der- treter der Hauptverwaltung der Deutschen Relchsbahngesellschaft Reichsbahndirektor Silp nach München an die Unglücksstätte be­geben. Vis bisherige» Jeststellungen. München . 2S. Mai.(Eigener Drahtbericht.) Di« Wirkung der furchtbaren Cisenbahnkatastroph« vor dem Münchener vstbahnhos tietz sich erst im Laufe des Dienstagnachmittag voll übersehen. Od die Schwerverletzten, die in der Hauptsache komplizierte Brüche aufweisen, alle am Leben erhalten werden kännen, läßt sich noch nicht übersehen. Die Zahl der Leichtverletzten ist noch nicht fest- gestellt. da die meisten sich nach Hause begeben haben. Nach dem Ergebnis der bisherigen Untersuchung trifft die Hauptschuld an der Katastrophe den Zugführer de» Personen- z u g«» 814, der fahrplanmäßig Salzburg 6.12 Uhr verlassen hatte und Punkt 10 Uhr im Bahnhof München -Ost hatte eintreffen sollen. Infolge seiner halbstündigen Verspätung überfuhr der Lokomotiv- führer da» mit Beginn de» Sommerfahrplans wieder in Betrieb befindliche Blocksignal, da» auf halt gestellt war, und beachtete lediglich da» S0Ü Meter weiter auf freie Fahrt gestellte Haupt- einfahrtsflgnal. Diese» Signal galt aber dem beschleunigten Per- sonenzug, der 5.20 Uhr Berchtesgaden verlosten hatte und mit einer einstündlgen Verspätung vor dem Ostbahnhof aus die Einfahrt ge- wartet hatte. Di« Schlußlichter dies«, Berchtesgadener Feiertag». zuge» waren infolg« der Gleiskrümmung und der gerade hier sich vielfach kreuzenden Gleis« für den Lokomotivführer de» Salzburger Zuge» sehr schwer zu sehen. Der Führer war auch nicht daraus gefaßt, daß sein Vorzug«in» voll« Stunde Verspätung hatte. Kurz nach dem Zusammenprall erklärt« der Lvkomatioführer folgende«: Die Kurve ist schuld. Man konnte die Gleis« nicht übersehen und die Signale haben aus Einfahrt gestanden. Sowohl da» Vor- signal. da» Blocksignal, als mich das Einfahrtssignal. Ich habe meine Augen die ganz« Zeit auf den Schienen gehabt. Man kann bei diesem Pfingstbetrieb ja nie misten, wo, vorkommt, wir kamen in voller Fahrt durch die Kurve, und als ich dle übersehen kouule, gewahrte Ich plötzlich vor mir das Schlußsignal de» Vorzugs. Mich packte da» Entsetzen, ich zog sämtliche Bremsen, aber e» war zu

spät." Leider haben die HIlssvorrichlungen der Reichsbahndlrektion München nur ungenügend funktioniert. Trotz der Näh« der Münchener Bahnhöfe traf der erste hilsszug erst nach einer Stunde, also gegen Vi\1 Uhr an der Unglücksstätte ein. Dieser erste hilfs- z u g war überdies mangelhaft ausgerüstet. Er hatte nicht einmal genügend Laternen zur Beleuchtung der Unglücksstelle. Auch die Zahl der Tragbahren war vollkommen ungenügend. Mit den vorhandenen leichten Bellen und Sägen war den ineinander. geschobenen Eisenbahnwagen nicht beizukommen, so daß die Toten und Schwerverwundeten nicht befreit werden konnten. Der einige Zeit später eintreffende zweite chilfszug brachte wohl Sauerstoff. gebläse für Schneidbrenner mit, aber«» fehlten die Leute, die diese Apparate bedienen konnten. Der erst« Schneidbrenner konnte erst gegen 12 Uhr in Betrieb gesetzt werden. Es muß also festgestellt werden, daß die Rettungsorganisation der Reichsbahn in diesem Falle selbst nach Ansicht der eigenen Beamten oersagt hat. Auch das System in der ch i l f s o r g a n i s a t I o n am Unglücksplatz war mangelhaft. Wirkliche Hilfe brachte erst die Feuerwehr, die von der nahegelegenen Straße au» mit Scheinwerfern die UnHeilstätte beleuchtete. Auf diese Weis« waren mehr al» zwei Stunden ver- gangen, bis das Rettungswerk einigermaßen organisiert war. München , 25. Mai. (TU.) Die Polizei beabsichtigt, am Tage der Beisetzung der Opfer des Eisenbahnunglücks, voraussichtlich am Donnerstag, ein Verbot aller Lustbarkeiten, einschließlich der Theatcraufführungen und Kinovorstellungen zu erlösten. Die Stadt München hat heute vormittag Trauert» eflagguna der städti­schen Amtsgebäude angeordnet. Das Glockenspiel am Rathausturm unterbleibt. Der Stadtrat wird zu einer Trauerkundgebung einberufen werden. Ob die Toten in einem Mastengrab auf Kosten der Stadt beigesetzt werden, steht noch nicht fest. Nach einer neueren Meldung ist setzt auch der letzte Tote au » den Trümmern geborgen worden, so daß gegenwärtig 23 Tot« im O st f r i e�> h o f auf­gebahrt sind. Es ist inzwischen gelungen, den größten Teil der Namen der Opfer bereit» festzustellen, die sämtlich au« München stammen. Auch die Namen der verletzten stnd zum weitaus größten Teil bereit» bekannt. Eine Unfallstatistik üer Deutschen Reichsbahn . Das furchtbare Münchener Eisenbahnunglück hat die Auf- merksamkeit erneut auf die Uniallstatistik gelenkt, die dl« Deutsche Reichsbahn vor kurzem über das Jahr 1S25 veröffentlicht Hot. Aus dieser Statistik gehl hervor, daß die Zahl der Unfälle im Kriegs- sahr 1917 am größten war. Dom Jahre 1920 ist die Unfallkuro« dann sehr gefallen, bis zum Jahre 1922 hiell sie sich ungefähr auf der gleichen Linie, um im nächsten Jahr« erneut abzunebmen. Die Jahre 1924 und 1925 brockten dann«in Ansteigen dieser Kurve. well der Betrieb der französisch-belgischen Eisenbahnregie der Reichs- bahn 10 v. H. ihrer Strecken und 13 v. H. ihrer Lstriebsleistunaen enfcing. Auch batt« das Jahr 1923 eine dichtere Zugfolge. Die Besserung ergibt sich aber au» einem Vergleich mit 1922. gegen da, dle Zahl aller Unfälle um rund 13 v. H. und die Zahl der Cnt- Weisungen und Zusammenstöße um rund 35 v. H. abgenommen hat. Gegenüber dem Jahre 1924 betrug im Jahr« 192» die Äerminde- runa in der Gesamtzahl der auf l.MillIon Zugkllometer entfallenden Unfälle rund 12 v. A, In der Zahl der Entgleisungen und Zu- lammenstöß» sogar rund 19 v. ch. Bon den E n tg l e I s u n g« n oes Jahre» 192» find zurückzuführen� 24 auf Naturgewalt und bös- willige Handlungen Dritter, 116 durch falsch» Diensthandhabung. 189 durch Mängel Her Einrichtungen und 86 durch sonstig« Ur- fachen. Die Entgleisungen durch falsche Handhabung de» Dienste» sollen zur Hälste dem Weichendienst zur Last, während die zweit« Hälfte durch Fehler im Zug- und Ranglerdienst entstanden. Di« auffällige Zunahme der auf Mängel der Einrichttingen zurück- zuführenden Entgleifungen betrifft in der Hauptsache Mängel an Gleisanlagen, die 1924 in 40. 1925 aber In 88 Fällen al» Ursache

festgestellt wurden. Ein Teil dieser Mängel ist nach den Angaben der Reichsbahnstatistik eine Folge der durch die Regieverwaltung der Rhein-Ruhr-Bahn vernachlässigten Gleisunterhaltung. Ferner hol sich ungünstig bemerkbar gemacht, daß es durch den Krieg und durch die wirtfchastlichen Röte der Nachkriegszeit bisher nur teilweise möglich gewesen ist, die notwendige allgemeine Erneuerung des Oberbaus der Strecken, auf denen er den Beanspruchungen durch die schweren neuzeitlichen Fahrzeuge aus die Dauer nicht gewachsen ist, durchzuführen. Bei den Z u s a m m e n st ö ß e n sind die weitaus meisten Fälle auf falsche Diensthandhabung zurückzuführen. Bon den durch Ileberfahren von Haltsignalen entstandenen Zusammen- stößen sind 1925 11 Fälle, 5,2 v. H. der Gesamtzahl zu verzeichnen- Die Sichtbarkeit und Erkennbarkeit der Streckensignale ist durch Baken und Lichttagessignale erhöht worden. Im Jahre 1923 wurden bei Eisenbahnunglücken 567 Personen verletzt und 87 Personen getötet. Im Jahre 1924 wurden ohne Rhein - und Ruhrbahnen gerechnet, 329 oerletzt und 8 getötet, während im Jahr« 1925 437 verletzt und 36 getötet wurden. Im Jahre 1923 entfallen 78 Tote auf die Unfälle bei Kreiensen , Löhnde und Unter- türkheim. Da» Jahr 1925 hat den schweren Unfall bei Herne zu verzeichnen, bei dem 22 Menschen zu Tod« kamen. Ein weiteres Eisenbahnunglück bei Wien . Zu einem Tag der Katastrophen ist das Pfingstfest ge- worden. Neben dem Eisenbahnunglück in München wird eine An- zahl von Verkehrsunfällen gemeldet. So ist auf der Station Simering bei Wien durch die Unachtsamkeit eines Weichen- steller» ein oollbefetzter Wagen dritter Klasse aus den Gleisen ge- sprungen und umgestürzt. Zwei Personen waren sofort kol. SO wurden schwer und 13 leicht oerletz h

die Not üer Staüt öerlin. Ungünstige Verteilung der Reichs- und candessteuern. Di« wiederholten Aenderungen der Verteilungsmaßstäbe bei den Reichs- und Landessteuern, an denen die Stadt Berlin mit Anteilen beteiligt Ist, haben zu einer erschreckenden weiteren Ver- kürzung der Einnahmen der Stadt geführt, die sich bei der Gestaltung des Haushalts für 1926 in einer entsprechenden Anspannung der Gemeindesteuern auswirken muß. Während Berlin im Haushalt für 1925 noch 80,3 Millionen als Anteil an der E l n- k o ni m e n st e u e r und Körperschaft» st euer einsetzen konnte, sind ihm für 1925 tatsächlich nur 69, l Millionen zugeflossen. Bei der U m s a tz st e u e r muß infolge des Strukturausgleichs mit einein Rückgange des stadtischen Anteils von 22,7 Millionen auf 18,4 Mil- lionen gerechnet werden. Bon der R e i ch s k r a f t s a h r z e u g- st e u e r hat die Stadt Berlin im Jahre 1925 zwar 7,7 Millionen aufgebrocht, aber selbst mir 167 000 M. erhalten, während die Zluf- Wendungen für Straßenunterhaltungskosten rund 20 Millionen betrugen. Demgegenüber konnte die Provinz Brandenburg mit der Ueberweisung von 2,7 Millionen rechnen, wodurch mehr als ein Viertel der im Haushalt vorgesehenen Straßenunterholtungskosten gedeckt wurden. Durch die reichsgesetzliche Neuregelung der Kraft- fahrzeugsteuer ist nunmehr der Stadl Berlin auch die Erhebung von Vorausleistungen für die Wegeunterhaltung(kurz Automobilsteucr genannt) unmöglich geiuacht worden. Bei der H a u vz i n s st e u e r ist zwar infolge der Erhöhung der Steuersätze von 700 Proz. auf 900 Proz. der staatlichen Grundsteuer eine Erhöhung des Anteils für Wohlfahrtszwccke zu erwarten, so daß in den Haushalt 18 Mil- iionen eillgesetzt werden konnten gegenüber 14 Millionen, die der Stadl im Jahre 192ö zugeflossen find. Gleichwohl werden durch diese Beträge auch nicht annähernd die Mehrausgaben auf dem Gebiete der Wohlsahrtspflege gedeckt(Kleinrenlner, Sozialrentner, Kriegsbeschädigte usw.), für deren Bestreitung dieser Finanzanteil au» der Hauszinssteuer bestimmt ist. Auch letzt erhält die Stadt bei der Verteilung dieses Gemeindeanteils mir ein Fünftel nach dem örtlichen Aufkommen und vier Fünftel nach der Bevölkerungs- zahl.- und alle Bemühungen, diesen für die Großstädte und ins- besondere für Berlin so überaus unbilligen Verteilungsschlüssel zu ändern, sind bisher vergebens gewesen. Der Magistrat hat sich deshalb in einer neuen ausführlichen Eingabe an das Staatsmini st crium gewandt und dringend gebeten, weitere Schädigungen der Städte und insbesondere

Zamile unter den Zedern. 421 Von Henri Bordeaux. (Berechtigte Uebersetzung von I. Kund«.) (Schluß.) Es war«In Kampf zwischen ihnen entbrannt, und ich hört« wie beim Säbeltanz in Bescherr« di« Schwerter auf die Schild« schlagen. Wir nahmen, weil dl« Stund « vor- gerückt war und die Diskussion erschöpft war. Abschied von unserer Wirtin. Ich seh« sie in meiner Erinnerung noch auf der Schwelle dieses Raumes, der an den Empfangssaal eine» Klosters gemahnte: vom Nimbus des hellen Fackelscheines umleuchtet, glich sie einer ehrwürdigen, strengen Aebtisfin. Draußen lag der Hof im Dunkel der Nacht... Da» Grab yamile». Am anderen Morgen verließ ich Bescherr«. um nach Tri- polt» aufzubrechen, wo mich auf der Reede der Aviso er- wartete, de? mich nach Beirut bringen sollte. Khalil Khurry nahm freundschaftlich von mir Abschied. Ich danke Ihnen," sagte er llberschwänglich,einen glücklichen Tag. Er hat di« Erinnerung an Yamile neu er- weckt. Aber diese alte Frau gestern abend war unerträglich." Muntaha war alt geworden, während dieser Mann die Jugend Äamiles unveraänalich bewahrte: ob sie lebte oder tot war, er vergötterte sie feit einem halben Jahrhundert, er sand alle Seligkeit und ollen Schmerz in dieser Liebe. Ich sollte über die Geliebte Omars mehr als er selbst in ���In�Tripolls�nahm man mich mit ritterlicher Höflichkeit auf. Dgr Kommandant V.. der Befehlshaber der Kolonial- infanterie er war auch als Berwaltungsrat dem Sand- schak Libanon-Nord zugeteilt empfing mich. Ich hätte nie- mand begegnen können, der mit der Geschichte des Libanon besser vertraut gewesen wäre. Er erinnerte sich an den Wahr- spruch eines Familientribunals. der eine junge Frau aus De- scher« verurtellt hatte, weil ste einen Ungläubigen geheiratet. .Liefe Exekution hat ihre Früchte getragen." fügte er hinzu.Keine Maronitin hat jemals wieder einen Mo- hammedaner geehelicht. Während des Krieges, Sie wissen, welche Verheerungen die Hungersnot im Libanon verur- fachte-- mußten manche, vom Hunger getrieben. Stellungen in mohammedanischen Häusern«nehmen, wo sie übrigens gut behandelt wurden. Jetzt ist das auch vorüber." So bestätigten sich di« Worte der Muntaha Zäher- Was mir im Vertrauen erzählt worden war. erwies sich als Tat- fache. Aber ich fahndete nach einem noch stärkeren Beweis. »Dieser Khalil Khurry," sagte ich zu meinem Gastgeber,

Ist schon SV Jahre alt. Es ist möglich, daß auch Omar noch lebt. Wäre das nicht zu erkunden?" Ex ließ mich den Namen wiederholen: Omar-Bei-el- Hussein ans Atta. Dieser Name hätte ihm bekannt sein müssen, denn er unterhielt viele Beziehungen zu den No- tabeln des Sandschaks. Er zog sofort Erkundigungen ein: niemand erinnerte sich an den Geliebten Aamiles: man mußte annehmen, daß er längst gestorben sei. Aber Abdulrajak-Bci- el-Osman leb« noch: er verbrachte den Winter und Früh- sing In Tripolis und zwar zurzeit noch nicht ins Gebirg« zurück- gekehrt, wohin er seine Gäste gern zur Falkenjagd einzuladen liebte. Könnte ich ihm keinen Besuch abstatten?" Gewiß: ich werde Sie zu ihm begleiten." Ich verschob ineine Abreise aus dem Kriegsschisi um einen Tag und wir begaben uns zu dem roten Kavalier. Sein Hau» lag an einer engen Straße und war an einer Tor- Wölbung kenntlich, di« nach Khalil Khurry» Beschreibung genau der vor dem Haus« Omars gleichen mußte. Und wieder nahm ich mit Ueberraschiing wahr, daß sich häufig in der Levante hinter einer ormseligen Außenseite«in Palast aus Tausendundeiner Nacht verbirgt, dessen mit Mosaik ausgelegte Zimmer auf«inen Hof hinausgehen, in dessen Mitte«w von Blumenbeeten umgebener Brunnen plätschert. Wir durften diesen Hof erst betreten, als sich dt« Frauen in ihre Gemächer zurückgezogen hatten. Abdulrafak, der weder körperlich noch geistig den Eindruck eines alten Mannes mochte, empfing uns mit einem gewissen Hochmut und wartet« mit asiatischem Luxus auf. Wir lager- ten uns auf Teppichen und seidenen Kissen: man trug un- zähllge Platten mit Leckereien und arvnlatischen Getränken auf. dann brachte«in Diener die Nargilebs. Wir konver- sierten mit diplomatischer Zurückhaltung und das Gesprächs- tempo war«in orientalisch langsames, wozu der Umstand beitrug, daß unser Gastgeber nur arabisch sprach Ein Dal- metscher übertrug jeden einzelnen Satz. Er sagt," begann dieser, daß er des Fnonzösischen mäch­tig war. aber er hat es vergessen." Nachdem wir genügend Komplimente über sein Hau» in Tripolis an ihn gerichtet, die Fruchtbarkeit von Atta, n» ihm mehrere Dörfer gehörten, gerühmt hatten, berührten wir mit scheinbarer Gleichgültigtest den Zweck unseres Besuchs. Hatte er nicht vor vielen Iahren einen Omar-D«I-el-Huss«in gekannt, der den Fehler beging, eine Christin zu heiraten? Da nach dieser Frage Schwei�cn eintrat, glaubten wir, daß er die Antwort schuldig bleiben wollte. Wir erklärten ihm, daß wir mir rtn vrivates Interesse daran hätten und daß die Geschehnisse zu weit zurücklägen, als daß sie für die Oeffent- lichkest von Belang fem könnten. Er beruhigte sich und ließ

sich bereit finden, In feine Erinnerungen wie in einen ver- schütteten Bninnen hinabzusteigen. Ich habe ihn vor fünfzig Jahren gekannt," antwortete er endlich.Er hatte diese Frau aus dem Libanon entführt. Wir waren jung. Aber man soll die Fremden meiden." Wir fragten ihn. was er über diese Ehe wisse. Die Frau hieß Pamile. Sie mußte, um Omar heiraten 8u können, übertreten. Die Zeremonie fand in Chrar statt. kurz darauf hat ihre Familie sie Omar enttissen und massa- triert." Und er?"Er Hai ihren Leichnam zunickgebracht und sie mit eigenen Händen bestattet." Wir fragte», wo ihr Grab sei. In dem kleinen Friedhof vor der Zitadelle." Und was ist aus ihm geworden? lieh Ich den Dol« metscher fragen Warten Sie. Er wollte in Atta eine Bewegung hervorrufen, um diesen Tod an den Christen zu rächen. Die Einsichtsvollen haben sich dem widersetzt. Man erklärt keinen Krieg wegen eines Unrechts, das einer einzelnen Person zugesügt wurde. Auf dem Grabe dieser Frau hat er sich dann eine Kugel ins Herz gejagt. Er hatte mich gebeien, ihn in demselben Grabe bestatten zu lassen, was auch geschah. Das ist alles." Könnten wir dieses Grab auffinden?" Wenn Sie wünschen, werde ich Sie hinführen und es selbst suchen." Wir nahmen diesen Borschlag an und gingen bei Sonnenutttergang nach dem Friedhof, der unterhalb der rötlich schimmernden Mauern des Schlosses lag, welches der Melisande gehörte. Ich sah das blaue Meer, in welches der Sonnenball hinabtauchen wollte, die Zitronenbäume vor E! Mino und auf der andern Seite die mächtige alte Zita- belle, welche so vielen Delagenmgen getrotzt hatte, das kleine Derwischkloster, welches die Wellen des Kadischa bespülten, den mit Oliven bewachsenen Hügel und im Hintergrund den Libanon, dessen Schnee sich rot zu färben begann. Ich gab mich noch einmal diesem Anblick hin, um diese Bilder mir für immer einzuprägen. Hier weilte Pamile und verzehrte sich in Liebe, wie perlende Tautropfen vom Licht aufgesogen werden. Da flüchtete sie vor Butros und ergab sich in ihr Geschick. Unverändert ragten die weißen Stellen auf. Nach kurzem Suchen blieb Abdulrojak vor einem Grabstein stehen, den ein alter Eichenbaum tief beschattete und den die Gräser des Frühlings halb überwucherten. Leicht bog seine Hand die kecken Halme beiseite und er zeigte uns eine fast erloschene Inschrift. Di« arabischen Lettern waren wie zu einem kunsi- reichen Spitzendessin ineinander verwoben. Zwei Nomen standen daraus: Omax r- Dami»