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Der �Hort öer Freiheit" Und die Gerechtigkeitsapostel von Jena  .
In ihrem Briefe an den alldeutschen Professor Ludwig Bern» Harb in Berlin  , bei dem im Zusammenhang mit den letzten Putsch- planen eine Haussuchung stattfand, hatten 30 Jenenser Professoren von den«meineidigen Hochoer rätern von ISIS" ge- sprachen und«Preußen unter seinen Königen" als den«Hort der Freiheit und Gerechtigkeit" gefeiert. Zu diesem echtdeutschen Professorenstreich bringt jetzt die«Boss. Ztg." eine wertvolle Erinnerung an die Tätigkeit eines der Mit- Unterzeichner jenes Briefes, des Nationalökonomen Professor E l st e r, als«Hort der Freiheit" an preußischen Hochschulen: Besonders seltsam ist es aber, unter den prozessierenden Pro- fcssoren den Wirtlichen Geheimen Oberregierungsrat Professor Dr. Ludwig Elster zu erblicken. Professor Elster hat als Herausgeber der«Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik", vor allem aber des«Wörter- buches der Volkswirtschaft" und des«Handwörterbuches der Staats- Wissenschaften" sich wissenschaftliche Verdienste erworben. Aber diese Leistungen haben ihn nicht gehindert, denstolzen Hort der Freiheit und Gerechtigkeit" recht oft zu oerleugnen. Vom Jahre 1837 bis Ende 191S war Elster als Vortragender Rat und Dezernent für Hochschulangelegenheiten im preußischen Kultusministerium der vertraute Gehilfe und Freund des allmächtigen A l t h o f f s, und nach dessem Tod« der aussisslag gebende Mann für die Personalfragen der Universitäten. In dieser Eigenschaft trägt er die Hauptverantwortung für den Fall Arons  , eine Angelegenheit, die seinerzeit in der ganzen politischen und wissenschaftlichen Welt weit über Deutschlands   Grenzen hinaus da» größte Aussehen erregte. Leo Arons  , feit 1890 Privatdozent an der Berliner   Uni- versität für das Fach der Physik, hatte sich als Mitarbeiter Professor Kundts schon durch bedeutend« physikalische Unrer- i u ch u n g e n auf dem Gebiete der Optik und Elektrizität einen Namen gemacht, aber bereits als junger Assistent in Straßburg   das Verbrechen" begangen, mit den arbeitenden Klassen in enge Fühlung zu treten und sich der Sozialdemokra- tischen Partei anzuschließen. Wenn er auch niemals wie viele der Protestler von Jena   heute seinen Katheder zu einer politischen Agitation mißbrauchte: ein Universitätsdozent, der sich im Privat- leben zur Sozialdemokratie bekannte, schien der damaligen Regie- rung ein« unmögliche Erscheinung, und da keine Möglichkeit bestand, auf dem Disziplinarwege gegen ihn vorzugehen, wurde im Landtag für diesen speziellen Fall am 17. Juni 1898 ein Gesetz über die Disziplinarverhältnisse der Privatdozenten angenommen, das seitdem den Namen Lex Arons" führt. In dem auf Grund des neuen Gesetzes eröffneten Anschuldi- gungsoerfahren spielte Ludwig Elster   den Staatsanwalt, und in seiner Anschuldigungsschrist vom 7. Juli 1899 wies er darauf hin, daßein Beamter, welcher die Bestrebungen dieser revolutionären Partei(gemeint sind die Sozialdemokraten) bewußterweise unterstützt und fördert, sich des Ansehens und des Vertrauens, die fein Beruf erfordert, unwürdig macht." Derselbe Elster, der einen ernsten Gelehrten nur deshalb zu Fall brachte, weil er Sozialdemokrat war. empört sich heute über dle Tat- fache, daß die Regierung es wagt, bei einem politisch verdächtigen Professor eine Haussuchung vorzunehmen. Damals mußte sich Elster von den Professoren der philosophischen Fakultät der Berliner   Universität unter ihnen Männer wie Wag- ner. Schmoller, Dilthen, Delitzsch  , Delbrück  . Willamowitz, Moellen- dorsf. die A r o n s s r e i sprachen, weil die bloße Zugehörig- teil zur Sozialdemokratie kein. Grund sei, ihm die Lehrberechtigung zu entziehen, sagen lassen, ein Beweis für die revolutionäre Gesinnung de» Angeschuldigten sei«von der Anklage auch nicht einmal versucht worden". Wo blieben Freiheit und Gerechtigkeit, als Elster er» widerte, es käme nicht darauf an,«was der Angeklagte sich vielleicht
gedacht hat..., sondern darauf, was er erstrebt"? Wenn Elster zu jener Zeit so viel Empörung über einen glatten Rechtsbruch empfunden hätte, warum schloß er sich bei dem E i n f l u ß, den er im Kultusministerium besaß, nicht dem Urteil der philosophischen Fakultät an? Weshalb ließ er Arons   als Privatdozent beseitigen? Der gleiche Professor Elster war es dann wieder, deruber den Kopf dervhilosophischen Fakultät im Jahre 1908 den gleichen Professor Ludwig Bernhard nach Berlin   berief, den er heute verteidigt. Seine Parteinahme für Bernhard ging so weit, daß er derDeusschen Literaturzeitung" Inseraten- auftrage des Kultusministeriums entzog, weil deren Herausgeber. Professor H i n n e b e r g. sich angeblich tri- tisch über den Fall Bernhard geäußert hatte. Auch damals legte Elster keinen Wert auf die Freiheit der Wissenschaft. Wo blieb die Empörung jener dreißig Jenaer   Vorkämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit, als im Iahre 1917 preußische Behörden gegen den Professor der Geschichte an der Universität Halle. Dr. Karl heldmann, vorgingen und bei ihm Haussuchungen vornahmen, weil er im Verdacht stand, einer angeblich geheimenVereinigung Gleichgesinnter" anzugehören und pazifistischen Bestrebungen nachzugehen? Dieser Fall Heldmann war ein Fall Aron» in zweiter Auslage, nur daß es damals die Fakultät war, die die aus den Briefen Heldmannssich ergebende Gesinnung und Handlungsweise auf das fchärffte" verurtellte und ihnwissenschaftlich und moralisch nicht für geeignet" hielt,weiter ein Staatsamt zu bekleiden und besonders an einer solchen Universität Geschichte zu lehren". Dies geschah im Januar 1v18. Was hätte wohl der langjährige Personalreferent Elster im Preußischen Kultusministerium zu einem Dozenten gesagt, der es unter einem preußischen Könige gewagt hätte, den Man- archen als meineidigen Verräter zu bezeichnen, weil seine Vorfahren die dem Volke gegebenen Versprechungen nicht zu halten pflegten? Ist nicht die Republik der wahre Hort der Freiheit, wenn sie papierene Proteste auch jenen ge- stattet, die ihre Aufgabe darin erblicken, die Freiheit aller Anders- denkenden in Fesseln zu legen? Sie Schützlinge öer Elster& Co. Das«Berliner Tageblatt" veröffentlicht eine Zuschrift, in der über das unverantwortliche Verhalten reaktionärer Hochschullehrer Klage geführt wird: «Geheimrat W o l l e n b e r g, Dr. h. c.  , Richter der Uni- versität Berlin  , sagt zu einem ihm bekannten Studenten Baron  , der ihn in seiner Sprechstunde konsultiert:Wie kommen Sie zu Baron   Sie heißen B a ru ch!" Soviel Sachkenntnis findet man im allgemeinen nur bei.ehemaligen" Juden... Im Sommersemester 1923 sprach ich den Rektor der Universität Jena in seinem Amtszimmer wegen der Verleihung der Ebren- doktorwürde an einen bekannten Großkaufmann. Magnifizenz fragten sofort nach der K o n f e s s i o n des Bewerbers. Er war ein Jude. Darauf der Herr Rektor:Für uns kommen nur Leute vom Schlage eine» Ludendorff   in Vekracht." Jener Kaufmann ist heute Ehrendoktor einer amerikanischen   Hochschule!" Noch radikaler gebürdeten sich dem Verfasser gegenüber Mit- glleder der Berliner   Rechtefakultät. Einen Hinweis auf ent- gegenstehende Verordnungen des Kullusministeriums beantworteten sie mit der höhnischen Bemerkung:Die können verordnen, soviel sie wollen, wir hin. was wir für richtig halten!" Wie der Herr, so das Gescherr. Bei dieser Einstellung der Rechtsprofessoren kann man sich nicht wundern, wenn das Verhallen des richterlichen Nachwuchses dementsprechend ausfällt. Und das ganze nennt man dann Erziehung zum Staatsbewußtsein und zur Pfstchttreue!
Luöenüorffs Generalftab. In Vorbereitung neuen Bürgerkriegs. ImParlamentsdienst der Zentrumspartei" wird diese nett« Geschichte erzählt: Ein in Berlin   wohnhafter General, der von der Repu» b l i t eine jährliche Pension von nahe 20000 Reichsmark bezieht und seine Einkünfte benutzt, um als völkischer A g i» t a t o r im Sinne des Umsturzes der gegenwärtigen Staatsordnung sich zu betätigen, hat vor kurzem in einem engeren Kreis, den er für vertrauenswürdig hielt, die Pläne der völkischen Putschisten ausgeplaudert. Er behauptete, daß die Völkischen eine ganze Menge von Waffen hätten, und daß, wenn es losginge, man hoffe, zum mindesten die Deutschnationalen und die hinter ihnen stehenden Kreise und gegebenenfalls auch die Deutsche Volkspartei   zu sich herüberzuziehen. Der Führer müsse Ludendorff   werden, denn Kapp wäre seinerzeit ein «schlapper Kerl" gewesen. Ludendorff   hätte aus seinen Erfahrungen hinzugelernt, und er würde, wenn es zum Klappen käme, vor nichts zurückschrecken. Beispielsweise würde jeder zehnte Streikende erschossen werden, dann würde man die anderen schon von selber«kusch" bekommen. Das ist alles zwar so hirnverbrannt, wie nur mögllch, aber es kennzeichnet den Geisteszustand der Anhänger des Meisters Ludendorff, der seine politische Erkenntnis aus dem Protokoll derWeifen von Zion" zu schöpfen pflegt. Leute mit solcher Geistesverfassung werden nur gefährlich, wenn sie mit Schießeisen hantieren dürfen. Man sollte sie ihnen wirk- lich abnehmen und den Putsch-Generalen ihre Pension dazu.
,die Gefahr bleibt/ Hngenbergs Parole. «Die kommunistische Gefahr bleibt," befiehlt Hugenbergs Nacht- ausgäbe. Die Gefahr bleibt, denn Herr Hugenberg gebrauchteine tiefgehende Beunruhigung der ganzen friedlichen Bevölkerung", wie es derLokal-Anzeiger" nennt. Er ist deshalb auch mit dem Ver- halten der Polizei furchtbar unzufrieden. Zwar muß der«Lokal- Anzeiger" zugeben, daß sie sich.musterhaft" benommen hat, aber viel zu schsnend"» Besonders erbost ist er auf den Vize- Präsidenten der Polizei: Skandalös war es, daß Dr. Friedensburg verschiedene Beamte wegen energischen Auftretens zur Rede st e l l t e. trotzdem dle Beamten bis aufs äußerste gereizt wurden. Man»ersteht! Zu tadeln ist es, daß sich die Polizei eben musterhaft" benommen hat. Das Verhalten de« Vizepräsidenten ist skandalös, well er einen noch größeren Skandal vermieden hat. Die um Hugenberg gebrauchteneine tiefgehend« Beunruhigung der ganzen friedliebenden Bevölkerung", sie gebrauchen Unruhen. Und die Polizei erlaubt sich, ihnen das Geschäft zu verderben? Skandalös! Dadie kommunistische Gefahr bleibt", dürfen die Hugenberg- Leser natürlich auch nichts darüber erfahren, daß die K o m m u- nistenführer selbst den Vorfällen fernstanden. Der Polizeibericht stellt das ausdrücklich fest: Darauf trat allmählich Buhe ein. und da auch die kommu- nistenführer sich bemühten, die Menge zum Auseinandergehen zu bewegen, konnte die Polizei in erheblichem llmsange aus das Revier zurückgezogen werden. Einen eigentlichen politischen Eha- rakter haben die Ruhestörungen nicht gehabt. Was macht dieNachtausgabe" daraus? Sie unterschlägt den amllichen Bericht. Sie unterschlägt die Vermittlungsattion der KommunistensüHrer. Dogegen heißt es in einer Polemik gegen den Vorwärts": a Ebenso sagt er(derVorwärts") gar nichts zu dem polizei» lichen Satze, daß die Polizei«in erheblichem Umfange auf das Revier zurückgezogen werden" mußte, da, heißt, daß die Polizei den Rückzug vor den radaulustlgen Elementen des kommunistischen  Pöbel» anzutreten gezwungen war! Sie verkehrt also den klaren Sinn de» Polizeiberichts in das Gegenteil. Der Polizeibericht weist auf die Möglichkeit hin, daß P ro v o k a t e u r e am Werke waren: B e m e r t e n sw e r t ist, daß einer der festgenommenen Hauptruhestörer außen auf dem Rock   ein Reichsbanners b- zeichen, auf der Weste aber ein Hakenkreuz trug, außer- dem noch ein Abzeichen des Roten Fr ontkämpferbundes. Auch das muß dem Hugenberg-Leser natürlich verheimlicht werden. Deswegen dichtet dieNachtausgabe" diesem zweifelhasten Individuum In einem Bericht, der sich nach ihren Angabenmit dem amtlichen Kommunique deckt" einfach an, daß es eingefchriebe- nes Mitglied des Roten Frontkämpferbundes   ist! Provokateure am Werk Fälscher am Werk!«Die tommu- nistische Gefahr bleibt!"_ der Lehrertag in Vanzig. Schule und Elternhaus. Das Lehrerproblem. vanzig. 28. Mai.(Eigener Drahtbericht.) Der 9. Deutsche Lehrertag beschäftigte sich am Mittwoch mit der L e h r« r b i l d u n g, dem Problem Elternhaus und Schule und der wrrl schaftlichen Lage des Lehrerstande». Zur Lehrerbildung wurde«ine Ent- schliehung einstimmig angenommen, in der gegen die Regelung der Lehrerbildung In Mecklenburg   und Baden Einspruch erhoben und die preußische Regelung als unzulänglich bezeichnet wird. Von der Reichsregierung wird in der Entschließung ein Reichsgesetz verlangt, das den Forderungen der Weimarer   Lersassung gerecht wird. Der Referent über da» Thema.Ellern und Lehrer" erklärte. die Schultüren müßten weit ausgemacht und eine enge Zusammen- arbeit zwischen Eltern und Lehrer erstrebt werden. Durch die Be- Ziehungen von Mensch zu Mensch sei leicht die Erziehungsgemein- fchaft herzustellen, in der das Kind den Ring zwischen Elternhaus und Schule schließt. In der das Referat und die Aussprache zu- sammenfassenden Entschließung wird die lebendige Anteilnahm« der Elternschaft an der Iugendbildung und Erziehung als dringend« Not- wendigkeit angesehen. Die Mitglieder des Deutschen   Lehrervereins werden aufgefordert, alles zu ton, um ein vertrauensvolle» Zu- sammenarbeiten zwischen Eltern und Lehrern zu sichern. Gegen die Versuche, das Elternrecht zu einem mißbräuchlichen Werkzeug für kirchlich« und politische Machtbestrebungen zu benutzen, wandte sich die Versammlung und stellte solchen Ver- suchen das oberste Recht der Volts- und Staatsgemeinschast ent- gegen. Von den öffentlichen Gewalten wird erwartet, daß sie die Entwicklung der deutschen   Volksschule nach den Erfordernissen der kulturellen und nationalen Bedürfnisse fördern. Das dritte Referat behandelte die wirtschaftliche Lage de» Lehrerstandes. Von der Reichsregierung und dem Reichstag wird gefordert, die wirtschaftlich« und rechlliche Stellung der Beamten und Lehrer zu festigen und zu stärken. Am Schluß der Beratungen konnte der Vorsitzende des Deutschen   Lehrer,eretn» feststellen, daß die Verhandlungen«in seltenes Bild einmütiger Geschlossenheit gezeigt hätten. Fast alle Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt. Schließlich wurde noch die Mitteilung gemacht, daß der Deutsche   Lehreroerein die i n t e r- nationalen Beziehungen zu den großen L«hreroerbänd«n des Auslande» aufgenommen hat.
Abschluß üer ersten Vorkonferenz. Ei« ungarisches Abrüstungsmemorandum. Unter- kommisfionen tagen weiter. Gens, 26. Mai.(Eigener Drahtbericht.) In der vorläufig letzten Plenarsitzung der Vorbereitenden Abrüstungskonferenz am Mittwoch leuchteten noch einmal die tieferen Gegensätze zwischen verschiedenen Staatengruppen in der Abrüstungsfrage grell auf. Die Wortführer waren dabei die Vertreter der Kleinen Entente  , die zunächst an dem Bericht des Redaktionsausschusses verschiedenes auszusetzen hatten. Dennoch wurde er schließlich ein- stimmig angenommen. Mehrere Vertreter der Kleinen Entente   wandten sich dann gegen das Memorandum der ungarischen Regierung. In diesem Schriftstück wird auf 27 eng bedruckten Folioseiten zu jedem einzelnen Punkt des Abrüstungsfragebogens eingehend Stellung genommen, in einer Reihe von vergleichenden Tabellen auf die militärischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Ungarns   und seiner Nachbarländer hingewiesen und daraus die Schlußfolgerung gezogen. daß Ungarn   ssch bedroht fühl«. Entweder müsse der Frie- densvertrag von Trionon revidiert oder die Ungarn   umgebenden Staaten mühten aufdengleichenStandabgerüstet werden. Dabei wird die Einführung eines gleichen Rekrutterungsfystems und eine Kontrolle des Völkerbundes vorgeschlagen. Der südslawische, rumänische und tschechoslowakische Delegierte erwiderten darauf zum Teil recht scharf, daß ihre Staaten Ungarn   keineswegs bedrohen und der ungarischen Regierung schon mehrmals, jedoch bisher ver- gebens, den Abschluß von Nichtangriffsabkommen angeboten hoben. Sowohl dies« Redner wie nach Ihnen auch Lord Robert Eecil. der Franzose Elauzel(Paul Boncour   ist am Dienstag abend nach Elermont-Ferrand abgereist) und der Italienische Vertreter lehnten es ab. über die Friedensverträge zu diskutieren. Graf B e r n st o r f f führte kurz aus. daß Deusschland zwischen zwei Situationen unterscheide: der gegenwärtigen, mit der es sich aus die Dauer ebenfalls nicht abfinden könne, und der z u k ü n f- t i g e n Lage nach der vorgenommenen Abrüstung, die er in allen seinen Erklärungen allein im Auge gehabt habe. Zum Schluß wurde das Memorandum Ungarns   und ein solches Griechenlands  , das zu keiner Diskussion Anlaß gegeben hatte, in ihren militärischen und wirtschaftlichen Punkten, mit allen Vorbehalten zu den politl- schen Argumenten, beiden technischen Kommissionen überwiesen, womit sich der ungarische und der griechische Ver- treter einverstanden erklärten. Die Wiederaufnahme der Plenarberatungen der Vorbereitenden Abrüstungskonferenz soll sobald wie möglich erfolgen. Einen bestimmten Zeitpunkt dafür festzusetzen hielt man trotz des dringen- den Wunsches des amerikanischen   Delegierten jedoch nicht für möglich. Die wirtschaftliche und mtlitärlsche Kommission beginnen sofort mit ihren Arbeiten. Eecil über das Ergebnis. Gens. 26. Mai.(TU.) Der englische   Vertreter. Lord Robert Eecil, erklärte, daß«über Erwarten zufrieden sei. Di«
Aufgabe der Konferenz sei ursprünglich nur gewesen, Richtlinie« für die Arbeiten der Untertommission auszuarbeiten. Statt dessen fei sie in zwei Fragen zu einer grundsätzlichen Stellung- nähme gelangt, und zwar erstens in bezug auf die Beschränkung der Abrüstung auf die Friedensheeres stärke und zweitens in bezug auf den Grundsatz, daß jedes Land auf der kommenden Abrüstungskonferenz genaue Vorschläge und Anregungen mit- bringen werde. Di« Arbeiten der vorbereitenden Konferenz bedeuten, daß die Frage der Abrüstung nunmehr in Angriff genommen sei. Der Zeitpunkt für die Einberufung der Abrüstungskonferenz fei gegenwärtig in keiner Weife zu bestimmen, jedoch nehme er n i ch t an. daß diese vor Ende nächsten Jahres einberufen werden würde. Hierdurch würde aber in keiner Weife der Abschluß von regionalen Verträgen ausgeschlossen. Lord Robert Eecil wie» darauf hin, daß in den Arbeiten der Abrüstungstommission un- zweideutig die Tendenz der allgemeinen Abrüstung unter Ablehnung einer regionalen Abrüstung hervorgetreten sei.
Kohlenwirtschast unü Schiffahrt. Die Interparlamentarische Wirtschaftskonferenz. London  . 26. Mai.  (WTB.) Die Internationale parlamentarisch« Wirtschaftskonferenz nahm eine Entschließung an. in der sie die Regierungen der Welt ausfordert, die Wirtfchaftsverhältnisse einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. In der Hoffnung, daß nach Beseitigung der gegenwärtigen Schwierigkeiten mit einer Er- höhung der Weltkohlenerzeugung gleichzeitig einhergehen werde eine Verstärkung der Nachfrage, eine Senkung der Preise, ferner«ine Förderung der industriellen Entwicklung und verbesserte Lebensbedingungen für die Arbeiter und Beamten der Kohlenindu- ftrie. Die Konferenz beschloß die Einsetzung eines Ausschusses, der die internationale Seite des Problems prüfen soll. Der Schiffahrtsausschuh nahm ein« Entschließung an. in der die Konferenz die Ansicht vertritt, daß Schiffseigner und Schiffahrtsgefellschaften der Einkommensteuer in anderen Ländern als den ihres juristischen Wohnsitzes nicht unterliegen sollten, jede Form von Doppelbesteuerung sei für den überseeischen Handel außerordentlich schädlich und deshalb zu vermeiden. In einer weiteren Entschließung wird den europäischen   Staaten emp- sohlen, die Bestrebungen de» Völkerbunde» zur Vereinheitlichung des Prtvotrechts für die Binnenschiffahrt soweit wie irgendmöglich zu unterstützen. Eine weitere Entschließung empfiehlt den verschiedenen parlamentarischen Gruppen, bei den in Betracht kommenden Regierungen und Parlamenten auf die baldige Anwen- dung der von der Brüsseler diplomatischen Seerechtskonfe- renz angenommenen Seefchiffahrtsabmachungen zu dringen._
Der neue belgische Wehrminlster Brockeville hat zu seinem Kabinettsches den Obersten N u y t e n ernannt. Nuyten ist der Ur- Heber des Plane» der Ueberfchwemmung von Nieuport, der den deusschen Vormarsch im Jahre 1914 aufgehalten hat.
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