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1. Heilage öes VorWärts

Vonnsrstag, 27.ZNa! 142ö

Da» Isergekirge, da» da» Sebl«t der Bezirk« Gablonz . Bannwald in RordbShmen umfaßt, heute zur tschechoslo- wakischen Republik gchört. ist seit aktersher da» Etammland der Glasindustrie. Die Anfänge dieser Industrie lasten sich schon im 16. Jahrhundert feststellen. Sie weist seltene Vielseitigkeit und Dielgestaltigkeit auf und ist in der ganzen Welt bekannt, da ex sich fast ausschließlich um Exportware In Form von Luxus- und Schmuckartikeln handelt. Eine der bekanntesten Branchen ist die Erzeugung von Glassteinen, die als Besatzsteine für Broschen. chutnadeln, Fingerringe, Spangen usw. verwendet werden und die auch oftmals als»falsche Edelsteine" bezeichnet werden. Eine bis ins kleinste gehende Arbeitsteilung, die verschiedensten Betriebs- arten, kleine Fabriken, kleingewerbliche Betriebe, freie chausarbeit mit eigenen Betriebsmitteln und hausindustrielle Frauenarbeit er- schweren die Beobachtung des Werdegangs dieser Waren außer- ordentlich. Die Heimat öes �falschen Schmuckes�. Jedes der vielen kleinen Häuschen, die bis hoch hinauf in die Berge verstreut liegen, bietet ein Bild regen Gewerbesleißes. Im Erdgeschoß sind Gürtlerwerkstätten, in den anderen, oft sehr engen Wchnungen, sind Frauen neben ihrer Hausarbeit mit Heimindustrie besänftigt. Sie Allen Similisleine und Guttaperchakuchen, um sie für dea Similiseur fertig zu machen, der die freigeblieben« Seite mit einer Metallschicht überzieht, wodurch der wasterhelle Stein zum Gürtleodiamanten" wird. Andere fasten die Steine für den Gürtler

tn Schmuckgegenstände, nähen Knöpfe- auf Karton» und sitzen oft .. Mk MM Xai cn - 5'~' Hindufrau am Ganges schmückt ihre Arme mit den hier erzeugten

genug mit ihrem Manne und Sindern am Werktisch Tausend« Uciniger Hände sind am Werke, um die in der ganzen well be- kannten gläsernen Luxus- und Schmuckartlkel herzustellen. Di«

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bunten gläsernen Ringen, und die Berliner , Pariser und Rem Forker Modedame weiß die böhmischen Similibrillanten, Glas» perlen. Flacons und Besatzsteine wohl zu schätzen. Der Werdegang öes Eimili..... Das Rohglas für diese Glassteine wird von den Glashütten in der Form von 1H Meter langen Glasstangen geliefert, die dann zur weiteren Verarbeitung zu dem sogenannten Glaspresser kommen. Dieser Glosprester arbeilet in kleiner Wertstätte, wo sich ein kleiner Schmelzofen befindet, der mit Kohle geheizt wird und wo die Glasstangen noch einmal erglüht werden und zwar soweit, daß da» Glas ganz weich zur weiteren Verarbeitung wird. Dieses weich ge- wordene Glas wird dann in eigens hierzu bestimmte Formen ein- gepreßt, wodurch die Glassteine entstehen. Diese Glassteine werden dann zur weiteren Veredelung hlnausgegeben, die zum größten Teil tn Heimwertstätten, aber auch in großen Fabriten durchge- führt wird. Diese Veredelung besteht aus dem sogenannten Schleifen und Polteren der kleinen Steinchen und es werden hier eine große Anzahl sogenannter Ecken aufgeschnitten, wodurch der Bruch der Licht-

strahlen entsteht, der später den faszinierenden Reflex hergibt. Die Veredelung in den Hennwertstätten ist eine sehr pvinuttve und das Schleifen der Sleinchen geschieh» aus Zinnscheiben, die in einem Kasten eingespannt sind. In der gleichen Form geschieht auch das sogenannte Polieren, wodurch der Schnitt einen Glanz erhält. Die Existenz dieser Arbeiter ist keine beneidenswerte, da der Lohn nicht hoch ist, alsFolge derProdukiion in den Großbetrieben, wo das Veredeln der Glaesteine maschinenmäßig betrieben wird. Hier werden diese Steinchen auf große Platten zu vielen Dutzenden auf- gekittet und kommen dann in der Form in W« Maschine, die nach einer bestimmten Richtung auf den viklen Dutzend Sternen einen Eckenschnitt herstellen. Durch Verändern de» Apparate» wird dann dieser Eckenschnitt tn einer anderen Richtung vollzogen und durch weitere« ablitten und wieder neu auskitten ist es möglich, diese kleinen Steinchen an ihrer ganzen Oberfläche mit vielen solcher Echnittecken zu versehen. In den Maschinenbetrieben gibt es fünf

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Glasschleifer Im Hause.

Arbeiterkalegoclen und zwar: die Aufkittcrinnea, den Schleiscr, den Polierer, die Abkilterin und die Sortierer. Das Auskitten geschieht in größeren Räumen mit flüssigem Glasgips, wie auch das Sortieren tn derart großen Räumen vollzogen wird. Die Leute sitzen an einem langen Tisch und sortieren zuerst die Ware noch ihrer Qualität und dann nach ihrer Größe. Die Schleifer und Polierer bedienen die Maschine und geben auf den Arbeitsprozeß acht, währenddem die Abkitter dann das Lösen der Steine von den Apparaten aus- zuführen haben. Die Geißel öes ,Schieiferlanö!s�. Wenn der Reisende mit der gemütlichen Gebirgsbahn von Gab- Icmz herauf dasSchlciferlandl" durchsährt, so wird er e» kaum für möglich halten, daß dieser gesunde, wildromantische Landstrich mit seinen mächtigen Bergwäldcrn und schäumenden Wildbächen da» Land de» frühen Todes ist. Jahraus, jahrein fordert die Tuber­kulose unzählige Opfer. Sie ist zu 90 Proz. die Todesursache. Die Stickluft, die mörderische Hitze und vor allem der seine Glasstaub bringen den Glosarbeiter auf desPfarrers Schleifmühle ". ehe ihm«in Schimmer der Freude und Schönheit des Daseins zuteil

geworden wäre. Der zähen Arbeit der Organisation Ist«» zu ver» dank«n, daß sich in den Betrieben und Heirmverkstätten in gesimdheit» licher Beziehung vieles gebessert hat. Die Organisation war es auch. die dem kindermorden, der veschäfllguna von Kindern in den Schleismiihlen, sowie der Sinderarbeit überhaupt erfolgreich ent­gegentrat. Ihrer Energie und Fürsorg« ist e» zu verdanken, daß seit der Jahrhundertwende das Durchschnittsalter in diesem Gebiet von 33 aus 44 Jahre aufgerückt ist. Dennoch gibt es im Gebirg« Ort- schaften und Werkstätten, wo der Schleiferwitz:Du, o die SchWfer hau a Methusalem, der Susensvanz is«rfcht mit 36 Iahr'n ge» slorb'n", berechtigt ist. Die Profitgier und Rücksichtslosigkeit de» Unternehmertums führte in den 90er Jahren zu offenen Aufständen der verzweifelten Arbeiterschaft, die zu blutigen Zusammenstöße« mit Gendarmerie und Militär führten. Reben der Tuberkulose trat der Hungertyphus auf den Plan, so daß sich selbst die österreichisch« Regierung zum Einschreiten gegen die Stützen von Thron und Altar gezwungen sah, allerdings mit illusorischem Erfolg. Erst d«r Zusammenschluß des Proletariats zum..Zentraloerband aller Glas- orbeiter und verwandter Deruse" setzte ihnen ein« Mauer«ntgegen. * Der in der Heimat der böhmischen Glasarbeiter bekannt« Knittelvers: Wenn die Schleifer wölde warn', Wollen fe Oll's zerreißen. Wenn fe wieder zohme sein, Losten se of sich---* trifft nicht mehr zu. Der Glasarbeiter hat die Vorteil« der Ge- wertschaftsarbeit gegenüber der Selbsthilfe erkannt. 85 Proz. der böhmischen Glasarbeiter sind organisiert. Vieles ist erreicht im Schleiserlandl". doch noch viel mehr ist zu erreichen.

Max Knorke war ein.eigener, schwer zu behandelnder Mensch", sagte seineßlle" die eigentlich seine Junge war. denn sie war etwa zwei Jahrzehnte jünger als er und fem« zweite Frau geworden, nachdem ihm die andere mit einem Sipowachtmeister durch die Lappen gegangen war und ihn mit drei hoffnungsvollen Kindern hatte sitzen lasten. Die drei Kinder waren echte Zille-Figuren. Die zwölfjährige Annelies« mit ein paar kräftigen Hängezöpfen und großen roten Schleifen Bubikopf konnte sie nicht leiden, das fei was für ältere Damen, war ihre Meinung. Der zehnjährige Karle, das Schreckenskind nicht nur der Familie, sondern des Hauses und der ganzen Kleinen Markusstraße, richtete alle Tage was anderes an. Denen es serviert wurde, hatten allen Geschmack daran verloren. Der jüngste Knorke, Fritze, acht Jahre alt. der Famllie Wunderkind, das alles konnte, alles wußte, alles pro- bierte und alles kaputt kriegte. Mutter hatte mit ihm wirklich ihr blaues Wunder. Jeden Abend, wenn die.Rasselbande" im Nest war, saß Mutter Knorke und stopfte, flickte, bis ihr die Augen.zufielen. Sie erfüllte mirklich die Bedingungen, die Knorke als Grundlage für feine Ehe gestellt hatte: Treue, Freundlichkeit und den Kindern eine gute Mutter. Die erste und zweite Be- dingung zu hatten hatte sie alles Zeug. Wenn es ihr auch bei der zweiten nicht immer leicht und bei der letzten sehr schwer fiel. Trotzdem behauptete ihrOller", sie verwöhne die Gören, di« wirklich mit großer Liebe an ihr hingen besonders, wenn sie Leckerbissen zu verteilen hatte. Knorke verwöhnte die Jören nicht, aber die Järe,

nämlich FrMe. Das war fein ausgesprochener Liebling, sein Berater. Mit rhm besprach er politische Ereignisse, Lohn- kämpfe, Werkstattangelegenheiten, ja selbst Erziehungsfragen. Dabei wurde der Vengel manchmal ziemlich frech und ließ seinen Vater seine Ueberlegenheit an Geist, wo es paßte, fühlen. Trotz alledem war und blieb die.naseweise Kröte" sein Liebling, ja, fem Vertrauter, denn eins wußte Knorke: Teilte er Fritzen was mit und legte dabei zum Schluß den drohenden Zeigefinger als Schweigezeichen über den Mund, dann lockte keine Katze, und wäre sie von Marzipan, aus ihm etwas heraus. Knorke hatte auf Veranlastung eines Arbeitskollegen seine drei Kinder aus der bisherigen Volksschule herausgenommen und sie in eine Lebensgemeinschastsfchule geschickt. Das hatte er sehr gern getan, weil in der alten Schule besonders wegen Fritzen sich allerlei Widerwärtigkeiten ge- zeigt hatten..Wer sollte auch mtt dem Frechdachs aus- kommen," hatte Mutter Knorke gesagt. Na, ich komme doch mit ihm aus," antwortete ihr Aute- piep, wie sie ihn nannte, wenn sie besonders gut gelaunt war. .Ja. du!" gab sie zurück..Det is ja och dein jetreuer Ab- klatsch." .Also", kapierte er ganz logisch,.ich bin och Frechdachs? Du, det is nischt Neies: oet haste mo schon gesagt, als ick dir anbot, meine Frau zu werden." Na, warst es da etwa ntch?" fragte sie und guckte ihn dabei recht eigentümlich an. .Ach wat." entgegnete er..ick brauchte een« Frau, meine drei Kinder brauchten ne Mutter, nachdem ihre die Polizei jeholt hatte, und da hatte ick keene Zeit, mir mtt langen Re» densarten zu behelfen." .Ja. ja, der Appel fällt nich weit..." Von't Pferdt," unterbrach der herinstürmende Fritze die Rückerinnerung Knorkes. .Ja, so stinkst de och!" sagte Mutter Knorken, das Frücht - chen betrachtend..Wo hast du wieder jelesen?" .Uff'n Damm. Sie haben uns, die wir kerne Religion mitnehmen, ausgezogen und da hab'n wa se verhaun." Nanu." sagte Knorke,wenn du aufn Damm gelegen hast, scheint's doch umgekehrt zu sein." Na, fünse gegen vierztg. Aber jehaun ham wir für fufzig."' Das war für Knorke zu viel. Er ging zum Rektor und meldete all« drei Knorkes zur Lebensgemeinschaftsschule um.

Als das Kleeblatt das erstemal aus dieser Schule nach Hause kam. examinierte Knorke:Wat is nu? Wie gefällt eich der neie Weisheitstrichter?" Anneliese verzog das Schnutchen ziemlich verächtlich und sagte:Bis jetzt Hab ick von'ner Schule noch nischt jemerkt." Siehste," sagte Frau Knorke triumphierend zu chrem Max.Det sagt die Meiern och immer. Det wern ja teen« lichtije Schulen." .Die olle Meiern soll sich um die Bolln in ihre Strümpfe kümmern und nich um Dinge, von die se keene blasse Ahnung hat. Det ist eben die neue Fahrstraße, in die so'ne alte ab- getakelte Fregatte sich nicht rin traut aus Angst, sie würde von de neien Drakeschisse gerammt." Karle hatte vorläufig bloß festgestellt, daß in der neuen Schule Fensterscheiben, wenn man sie mal verbogen hat und sie wieder gerade biegen will, ebenso leicht kaputt gehen wie in der alten. Da er das aber heute erst bei zwei probiert hott«. tonnte er ein endgültiges Urteil noch nicht abgeben. .Na," sagte Mutter Knorke,»da rate ick dir, nimm alle deine Hedelbeern aus de Sparkaste und berappe." Bis jetzt," meinte Karle,hat ma noch keener Ield verlangt. Ick wer ma doch nich vordrängeln." Aber Hiebe hats jesctzt." sagte Mutter halb schadenfroh. Nee," grinste Karle. Der Lehrer sagte man bloß: Siehste, wärste jetzt in eener Schule nach'm alten System, erhielst de ne Tracht Prügel. Aber die Scheiben würden davon nicht wieder ganz." ,L>u," sagte Knorke, sei- ner Minne in die Seite schupfend, schelmisch:Da hat er eijentlich recht. Manch- mal wird's davon noch schlimmer. Weeste noch, wie der Lausbub, Karle, nei- lich mtt seine nei erfundene Drel zertrümmerte und du denn mit'n und dabei die jute Kaffeckanne zerteppert hast? Sollte ick ihn vielleicht auf den Schoß nehmen und streicheln?" fragte Frau Knorke gereizt »Fortsetzung folgt.)

leuder das Küchenfenster usklopper ihn vertobaktest