.•'.r.'. Unterhaltung unö ÄAissen �
Das �ena öer Freiheit.
unter seinen Königen ist Preußen stets öer stolze Hort üer Ireiheit unö Gerechtigkeit gewesen, schreiben diese albernen Hochschulmeister aus Jena — uns hat man doch deswegen dauernd schikaniert und jahrelang auf ihren Festungen festgesetzt."
Großmutter Maluschka. von Gabriele preiß. < Schluß.) »So ist es wirklich wahr!" sprach die alte Maluschka wie im Traum, und Tränen rannen über ihr« Wangen herab.»Das ist der Vaclav nach dem Bruder meines Mannes— er hat ein gutes Herz gehabt, Gott segne ihm tausendmal dafür, daß er sich meiner er- inner hat! Kinder, Kinderl, kommt nach Haus!— Das wird eine Botschaft, eine Freude sein!* Sie packte die jüngste Anescha, hob sie schnell auf den Arm und eilte, so schnell sie nur ihre alten Füße trugen, mit dem Postboten nach Hause. Der Sohn und die Schwiegertochter waren nicht daheim, sie arbeiteten am Erdäpfelfelde. Im Hause machte sich nur die älleste Enkelin, Liesel, zu schaffen. Die Großmutter teilte ihr hastig mit, welches Glück ihnen begegnet sei und schickte sie um die Eltern. Aus dem Herzen des alten Mütterchens war mit einem Male sede bittere Erinnerung ausgezogen. Den Geldbrief legte sie auf den Tisch und stellte ein Häferl darauf und den Schatz unentwegt mit den Augen bewachend, trieb sie die Kinder immer weg, wenn sie sich demselben näherten.»Seid still— ihr werdet Augen machen, was ich euch kaufe!* versprach sie ihnen in freudiger Erregung. �Alles kauf' ich euch, jetzt Hab' ich Geld dazu!* »Mir, Großmutter, schöne Schuhe und ein Kleid mit einer Masche!* bettelte die vierjährige Bärbel, der Großmutter Namens- fchwester. »Und mir Faltensticfel mit Hufeisen dran und eine Musikanten- mutze!* freute sich der um ein Jahr ältere Franzi. »Alles werdet ihr bekommen! Gleich Nachmittag lauf' ich in die Stadt. Auf keines oergeh' ich. Was könnt' ich denn so den Zwilligen von der Tochter kaufen? Die andere Tochter hat keine Kinder— aber sie ist nach der Krankheit— der sollt' ich auch eine Freude machen.* Die gute Alte vergiß ganz, daß diese Tochter einmal der Mutter die Bitte um ein bißchen Ziegenmilch abschlug und sie mit den Worten abwies:»Ich komm' selbst kaum damit aus.* Nach einem halben Stündchen war auch schon der Sohn mit seinem Weibe da. Unterwegs hatten sie schon beraten, was die Großmutter mit den sünfundzwanzig Gulden machen werde. Nach- dem sich der Sohn überzeugte, daß wirtlich so viel Geld auf dem Tische lag und nachdem er den Brief gelesen, stellte er geradeaus die Bitte:»Ihr könntet uns, Mutter, mit dem einen Zehner helfen, den Pacht für das Feld zu bezahlen. Das macht gerade zehn Gulden, und der Mensch könnt' grau werden, bevor er's zusammenbringt.* Das Mütterchen trat an den Tisch, nahm vorsichtig«ine Zehner- note in die Hand und reichte sie dem Sohn« mit den Worten hin: »2)a hast du. Alois, ohnehin plagt Ihr euch genug!* »Ihr habt ein Einsehen, Großmutter*— sagte die Schwiegertochter, indem sie ihr die Anescha vom Arme nahm und Bärbel, die sich ihr fort aus den Rock hängte, von ihr wegtrieb.»Immer seid ihr hinter der Großmutter her— nicht eine Weile hat sie Ruh! Setzt euch. Großmutter, sicher hat euch der Brief zuerst erschreckt.* »Nu freilich— wie hätt' ich gleich an so ein Glück glauben können... Im ersten Augenblick hätt' man keinen Tropfen Plut aus mir bekommen.* »Großmutter, taust mir ein« Musikantenmütze und Stiefel mit Hufeisen?* getraute sich Franzi wieder zu erinnern. »Wie denn nicht— alles.— Jedes bekommt etwas von mir, bevor mir das Geld zwischen den Fingern davonläuft. Der Liesel kausi ich auch einen hübschen Kaneoasrock, damit sie auch ein An- denken hat.* »G'schwind, Liesel, küß' der Großmutter die Hand und du Franzi und Bärbel auch!* befahl die Mutter. »Laßt mir!* wehrte die Großmutter die herandrängenden Kinder ab.»Ich mach mich gleich nach dem Mittagessen aus den Weg in die Stadt, damit ich olles einkaufen kann!* »Da könnt' ich mit euch geh'n,* trug sie ihr die Schwiegertochter in ihrer heutigen ungewöhnlichen Freundlichkeit an. »Das könntest du.* willigte die Großmutter gerne ein.»Zum Einkaufen ist immer Berstond und guter Rat nötig.* Und dabei blieb es. Erst am Abend kehrte die alte Maluschka von ihren Einkäufen aus der Stadt zurück. Sie kaufte vor allem Schuhe und Strümpse für Bärbel und dann kam es sogar auf ein rosafarbenes Kattunkleid mit einer Masche. Der Liesel einen Kanevasrock und ein Kopftuch, aber dabei erinnerte sie sich, daß ihre zweite Tochter auch eine Liesel habe. »Damit es gerecht ist,* sagte sie,»kauf' ich ihr auch einen Kanevas- rock und ein Kopftüchel.* Nach der Liesel tauchten die Zwillinge der Tochter, Peter und Paul, vor ihrem Geiste auf, und um sich's mit diesen abzutun, kaufte sie ihnen je einen Zeugmunder*(Montur). damit sie sich gleich tragen. »Jetzt, daß ich noch.die Fränzel nicht kränke,* erinnert sie sich der ältesten Tochter,»was soll' ich denn der so zum Andenken kaufen?* »Der müßt ihr nichts kaufen,* wandte die Schwiegertochter ein.»Die hat keine Kinder, hat an nichts zu denken, aber für euch hat sie kein Herz. Denkt dran, wie ihr um die halbe Milch hinge- kommen seid.* „Was nützt dos alles,* erwiderte das Mütterchen.»Sie ist doch von meinem Blut, ich werd' sie doch in diesem Glück nicht von mir stoßen, wenigstens ein Kopftüchel um ein paar Kreuzer tauf ' ich ihr.* Sie kaufte also ein Tüchel, ein Tibettuch um neunzig Kreuzer. und während sie es zusammenlegte, warf die Schwiegertochter traurig hin:»Ich möcht' auch so eins brauchen, aber ich weiß, daß ich mir mein Lebtag zu keinem solchen verhelfen werde.' Der guten Alten war leid um sie und sie taufte ihr auch ein gleiches Tuch. Dann dachte sie nach, ob sie schon für alle ein Geschenk hotte. aber da war noch aus den Franzi und die Anescha vergessen worden. Der Anescha kaufte sie ein Stück Schottisch aus ein Räckchen, dem Franzi-ine Musikantenmütze. aber, als sie die Faltenstiefel aussuchten und über den Preis einig geworden waren— wenn sie auch ohne Hufeisen waren, die nachträglich daran angebracht werden tonnten— nahmen sie zu ihrer größten Bestürzung wahr, daß sie schon um zwanzig Kreuzer zu wenig hatten. »Da müssen wir etwas verloren haben," erschraken die beiden, aber als ihnen der Verkäufer olles zusammenrechnete, ging es sich gerade auf 15 Gulden aus. »Da ist mir gar nichts geblieben?* seufzte die Großmutter. Lder in ihrem Herzen war sie doch glücklich bei dem Gedanken, wie piet Freud« a heute um sie herum geben werde,
Als am Abend dieses bewegten Tages die alte Maluschka ihr Haupt auf ihr ärmliches Kopfkisien legte und die Augen schloß, war es ihr, als ob sie sich dos Kiffen nicht gut zurecht gelegt hätte. Und wie sie es hin- und herschob und glättete, fuhr sie mit der Hand in ein Loch im Ueberzug, und es fiel ihr ein, daß sie sich aus ihre Tuchent von Hühnernfedern und auf das Kopfkissen doch hätt« wenigstens einen Ueberzug kaufen können. Es hätte sich aus ge- .streiftem Kanevas so schön gemacht, und wenn.die Gevatterin Soitanorka zu Besuch kommt, hätte sie sich dann vor ihr ein wenig prahlen können:„Da seht her, wie ich mit dem Wiener Gelde auch an mich gedacht Hab'!* Danach kam ihr ein schwarzer, mit Lammfell gefütterter Spenser in den Sinn, solch' einer, der die Kälte recht vom Leibe hält, den hätte sie sich auch kaufen können, und auch dazu passende Filzpatschen, in denen man sich es recht bequem machen kann. »Auch ein Hemd hätt' ich gebraucht," seufzte sie.„die zwei, die ich habe, fallen schon schrecklich auseinander... Die Töchter und die Schwieger werden kaum eines für mich übrig haben." Und daß sie sich nicht wenigstens ein Fläschchen Hofniannscher Tropfen ge- kaust hat, mit denen man sich von jeder Krankheit helfen kann! Nun ist ihr das Geld wirklich so zwischen den Fingern zerronnen. Eigentlich wollte sie ja jedem nur ein kleines Andenken kaufen— es sind ihrer ober auch so viele— und man hat sie eigentlich olle lieb... Vor ihren geschlossenen Augen stellte» sie sich alle aui: Larenka, Anescha, Franzi, die beiden Liesel», die Tnch'er und der Tochter Zwillinge, die Schwiegertochter und der Sohn— jedes hielt sein kleines Andenken in der Hand und lächelte— und war, du lieber Gott, froh und glücklich darüber... Großmutter Maluschka lächelte auch im Einschlummern. Es war ihr wieder so wohl zumute, wie in der Stunde, als sie mit dem vollen Bündel aus der Stadt nach 5)aus ging und sicher war, daß es heut' um sie herum viel Freude geben werde. Das alle Mütterchen schlummerte ein und durch ihren Traum zog die alt«, wunderliche Mär', daß eine Mutter eher zehn Kinder erhält, als zehn Kinder eine Mutter. (U ebersetzt von Franziska Farar.)
Das Wesen öer Philosophie. Von Dr. Eonstanze Glaser Philosophie ist persönliche Reaktion aus das Erlebnis Leben. Aber mit einer Einschränkung: typisch-persönliche Reaktion. Deshalb gibt es verschiedene Philosophien— so viele wie es menschliche Typen, nicht so viele wie es Individualitäten gibt. Denn die feinen Nuancen, in denen ein Mensch vom anderen sich abhebt, finden in dem Bedürfnis nach Welt- und Lebensanschauung kaum Ausdruck. Das charakterologisch Typische, das in einer Philosophie lebt, über- ragt weit da? Nerstandesmäßige, das die Form geliefert �hat. Sonst wäre es nicht möglich, daß es heute noch Platonikcr, Tpinozisten. Hegelianer usw. gibt, obgleich wir durch Jahrtausende bzw. Jahr- hunderte menschlicher Enlwickelung und wissenschaftlicher Schulung von diesen Denkern geschieden sind und die soziologischen und wissen- schastlichen Bedingtheiten für den heute Lebenden ganz andere sind. Man stelle sich nur einmal vor: ein Physiker wollte heute Ptolemäist sein, d. h. Anhänger der Lehre, daß die Erde im Weltmittelpunkt gelegen sei und die Sonne sich um sie herumbewege, oder ein Chemiker Paracelseaner, also Anhänger der Lehre von der Existenz dreier Grundsubstanzen: des Brennenden, Rauchenden und sich Ver- slüchtigenden und des als Asche Zurückbleibenden. Schon diese Bei- spiele genügen, um das klar zu machen, um was es sich hier handelt. Die Gefolgschaft, durch die Jahrtausende, wie sie in Weltanschau- ungsfragen üblich ist, erscheint widersinnig, bevor man begriffen Hat, woher sie stammt. Sie beruht aus einer Aehnlichkcit der Charaktere, die der Welt, dem Leben gegenübergestellt, die letzten Fragen ähnlich stellen und ahnlich beantworten.»Was ein Mensch kür' eine Philosophie wähle, hängt von seinem Temperament ab."(Fichte.)— Sie ist nur möglich infolge der eigenartigen Wesen- heil der Philosophie. Während die Einzelwi'ienschokten ein mehr oder minder scharf nmriflene» Arbeit», und«ufa-chenfe» haben.
kann ein solches für die Philosophie mir mit Mühe aufgedeckt werden. Zu verschiedenen Zeiten wurde ihre Aufgabe verschieden bestimmt. Für Plato und Aristoteles bedeutete Philosophie so viel wie Wissenschaft überhaupt. Mathematik und Naturwissenschasten ge hörten ebenso zur Philosophie wie die Erforschung der letzten Ursachen und Zusammenhänge olles Seins, wie die Frage noch dem Sinn des Lebens. Der Name Mesnphysik oerdankt dem Zu falle seine Entstehung, daß die Schriften des Aristoteles , die sich � mit den letzten Fragen beschästigen, in der Ordnung seiner Schriften nach der Physik kamen und da diese Schriften keinen Titel hotten, als dos bezeichnet wurden, was hinter der Physik steht lhinter meto). Dieestoiker, Epttur und andere sahen in der Philosophie die Bemühung, die Gründe und Ueberlegungen aufzufinden, die zu einem glückseligen Leben führen. Während des Mittelalters hat die Philosophie die Ausgabe, die gcossenbarten Dogmenwahrheiten der christlichen Religion vor der Vernunsi zu rechtfertigen. Sie wird zur Magd der Theologie. Jn� der Renaissance erhält dann die Philosophie das Gepräge von Welt- und Lebensanschauung. Die Befreiung des Menschen von Traditionen, dos Erstarken eines neuen Lebensgefühls, das Ausblühen der Naturwissenschasten lKopernikus, Kepler , Galilei ) finden ihren Ausdruck in Renaissancestimmung und Renaissnncephilosophic, in der Erweiterung des Menschen zur Welt, im Suchen nach de» Quellen alles Lebens, im Begreifen des Kosmos durch Versenkung in sein Spiegelbild, das eigene Innere, de» Mikro- kosmos— lleinc Welt— lGiordano Bruno). Goethe hat in feinem Faust die vollendetste Darstellung der Renaissancephiloiovhie und damit der Einstellung des nach letzter Erkenntnis ringenden Mensche» gegeben. Auch in den folgenden Jahrhunderten wurden der Philo- sophie verschiedene Aufgaben zugewiesen, so die von Kant, die Be- dingungen menschlicher Erfahrung und damit den Umfang und die Grenzen den Erkenntnis aufzudecken. Das allem philosophischen Forschen Gemeinsame ist dies, daß auch dort, wo eine Spezialaufgabc der Philosophie zugewiesen wird, diese nur innerhalb der Konzeption des Ganzen unternommen werden kann. So weitet sich auch die Erkenntnistheorie Kants zu einer grandiosen Architektonik der Weltanschauung. In dieser Eigen- ort, aus das Ganze, aus Einheit, ans Totalität acrichtct zu sein, ist die Typik der Philosophien begründet.»Die Mannigfaltigkeit des Geschehens kann nur vermittelst eines einseitig ausgewählten Ele- inents aus dem Gefamtdafein vereinheitlicht werden."(Simmel.) Sa ist für Buddha Leiden Grund alles Seins, kür Fichte da? tätlae schaffende Ich, für Schopenhauer der dumpfe dumme Wille Ursache olles Geschehens, so wie er als bewußter Wille Urjache unserer Hand- lungen wird. Die Gefolgschast in Fragen der Weltanschauung beruht schließ- lich aus der Eigentümlichkeit der Philosophie, ein Mittelding zwischen Wissenschast, Religion und Kunst zu sein. Sic ist nicht Wisienschaft und doch arbeitet sie mit den Methoden der Wissenschaft und nimmt deren Ergebnisse in sich aus, sie ist nicht Religion und doch sucht sie wie diese dem Menschen seine Einstellung in der Welt zuzuweisen, seinem Handeln durch Ergrllndung des S'nns des Lebens Richtung zu geben, sie ist nicht Kunst und doch hat sie wie diese ihren eigenen ästhetischen Reiz, ihre eigene Wahrheit, ihre eigene wcsenhaste Toleranz. Wi'senschaftliche Erkenntnisse gelten nur so lange, bis sie von anderen abgelöst werden, die alten Erkenntnisse haben zum Reifen der neuen zwar beigetragen, aber damit ist ihre Mission erfüllt, sie haben aufgehört Erkenntnisse zu sein. Religionen schließen ihrem Wesen nach einander aus. Die Toleranz in religiösen Dingen, d. h. die Forderung, andere Religionen genau so zu achten, wie die eigene und deren Anhänger nicht zu verfolgen, ist ein in der Geschichte der Menschheit spät auftauchendes und noch immer nicht vollauf befolgtes Gebot. Die Lehren Platos, Spinozas, Kants ober stehen nleich lebendia und gleichwertig nebeneinander wie die Werke von Praxiteles , Michelangelo , Rodin .
Das handwerkzeug des Romanschriftstellers. Ein New-f!)orter Antiquar erzählt in der amerikanischen Presse, daß zu seinen Haupt- künden die führenden Romanschriststeller gehören. In erster Reihe Rudyard Kipling , der seine Lausbahn als Romanschriftsteller damit begonnen hat, daß er sich von den, New-Porker Antiquar eine Liste sämtlicher vorhandenen Bücher über alle Industriezweig«, Gewerbe- krankheiten und hygienische Untersuchungen.zustellen ließ, au, welchen er nicht weniger als 200 dickleibige Bände sür sich zum An» g U.-gee-----■ WUT£*1 Uli«i Lee,