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Der internationale Aünöholztrujl. Sein Eindringen in die deutsche Zündholzindnftrie.

Die bereits seit langem unternommenen Versuche des s ch m e« disch-amerikonischen Zündholztrusts, in der deut- s ch e n Zündholzindustrie eine beherrschende Position zu erringen, sind von Erfolg gewesen: der deutsche Zündholzmarkt dürfte heute mindestens zu 60 Prozent von kontrollierten Werken dieses Trusts beliefert werden. Im Reichstag wurde deshalb von bürger- licher Seite eine Interpellation eingebracht, worin die Reichs. regierung gefragt wird, was sie gegen eine derartige Monopolisie- rung durch einen internationalen Trust zu unternehmen gedenkt. Aus diesem Grunde erscheint es angebracht, diesem geschlossensten und international ausgedehntesten Trust einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Entstehung und Entwicklung des Trusts. Die schwedische Zündholzlndustri« besitzt Weltruf. Der Schwede Johann Edward Lundström erfand in den 40er Iahren das Patentzündholz und errichtete in Iönköping eine Fabrik. Dieser Fabrik folgten andere und in den folgenden Jahrzehnten errangen sich die sogenannten Schwedenhölzcr ihren Ruf in allen Kultur- ländern. Eigentümlicherweise waren es die Japaner, die den Schweden a-inliche Zündholzer nachahmten und deren internationalen Vorsprung zu erschüttern drohten. Das gab den Anlah zu einer Zusammenfassung der schwedischen Industrie im Jahre 1003. Die damals sieben grdtzten Zündholzfabriken in Schwe- den wurden zu einer Gesellschaft Iönköping u. Vulkan oer> schmolzen. Im Anschluß daran wurde eine international weit oer- ästelte Exportorganisation aufgebaut. Doch neue Fabriken entstan- den, die wiederum in einem Konzern, der Aktiebolaget- rende Svenska Tändstickfabriier zusammengefaßt wur- den. Die treibende Kraft bei diesem Zusammenschluß war ein In> genieur Ivar Kreuzer. Die schwedische Zündholzindustrie er- lebte im Kriege durch den Ausfall namentlich der deutschen Kon- kurrenz einen mächtigen Aufschwung. Der Export hob sich in ungeahnter Weise. Das alles führte zu einer neuen Konzentration, die in der Weise zustande kam, daß die beiden Konzerne 1917 zu einem Unternehmen, der Svenska Tändstickaktiebolaget verschmolzen wurden. So unterstand die gesamte schwedische Zünd- Holzindustrie der Kontrolle Kreuzers. Von dieser Basis ausgehend, schritt man zur Beherrschung des gesamten Weltmarktes. Führend hierin war die A. B. Kreuzer u. Toll, die als Dachgesellschaft die gesamten Produttionsunternehmungen, die Finan- zierungsgesellschasten und die Exportorganisation kontrolliert. Von dem 180 Millionen Kronen betragenden Aktienkapital der Svenska Tändstick A. B. sind 28 Millionen Kronen im Besitze von Kreuger u. Toll. Bon dem übrigen Kapital befinden sich mehr als 100 Mil­lionen Kronen im Besitze englischer Kapitalisten, der Rest in den Händen nationaler und internationaler Finanzgruppen, hauptsächlich solcher Amerikas , wobei zu bemerken ist, daß die Akttenkategorie A, die sich in Kreuzers Händen befindet, tausendfaches Stimm- recht und damit das absolute Uebergewicht besitzt. Die internationale Ausdehnung de» Trust». Im Jahre 1023 gelang die größte Eroberung und zwar eine Verständigung mit der amerikanischen Konkur- r e n z. Diese wurde von einer Gruppe kontrolliert, zu der folgende Finanzgrößcn gehörten: Rockefelle r, das Bankhaus Lee, Higgenfon u. Eo., die Mechanic u. Metal National- dank und der Z.uckerkönig Havemeyer. Mit diesen ge- meinsam wurde die International Match Corporation gegründet. Die neue Gesellschaft hat ein Eigenkapital von mehr als 50 Millionen Dollar, deren Mehrheit im Besitze des Schwedentrusts A. B. Kreuger u. Toll. Stockholm , ist. Außerdem gründete der Trust noch eine eigene Tochtergesellschaft, die American Kreuger u. Toll Corporation, New Vork, die sich ganz in den Händen der schwedischen Muttergesellschast befindet. So war dieser internationale Trust mit Riesenkapitalien unter- mauert und somit in der Lage, jeden Widerstand in allen Erdteilen zu überwinden. In allen Ländern und Erdteilen wurden Fabriken oder Export- und Importgesellschasten gegründet oder bereits vor- handene in den Besitz des Trusts gebrachl. Es gelang die Eroberung folgender Länder: Nordamerika , Kanada . Südamerika , Peru , China , Indien , die englischen Dominion». Belgien , Holland , die Schweiz , Finnland , Nor - wegen, Dänemark und Japan . Interessant war der Ein- bruch in Japan , wo sich, wie bereits bemerkt, sehr früh eine fühlbare Konkurrenz geltend gemacht hatte. Es gelang Japan nicht nur, die durch Japan im Kriege eroberten neuen Märkte wieder abzu- nehmen, sondern auch im Lande selbst die dort vorhandenen Fabri- ken zum größten Teil an sich zu bringen. Von der N i p o n M a t ch S e i z o in Kode(Japan ), einer der größten Fabriken, wurden sämt- liche Anteile erworben und mit weiteren kam es zum Abschluß einer Interessengemeinschaft. In Polen , Lettland und der Türkei bestehen S t a a t s m o n o p o l e, die der Trust Im Besitz hat. In Polen wurde zur Unterstützung des Trusts eine Bank, die A m e- rican Bank of Poland gegründet, die im Gebäude des ftaat- lichen Zündholzmonopols ihren Sitz hat. Außer den obengenann- ten Ländern hat der Trust auch in allen übrigen mehr oder weniger Fuß gefaßt oder er hat ein Lieferungsmonopol. Am wenigsten dürfte es noch in Frankreich gelungen sein, wo ebenfalls ein Staats- Monopol besteht. Der Trust war ursprünglich auf Zusammenfassung gleichartiger Produktion, also horizontal ausgebaut. Unter Ivar Kreuger » Lei- tung wurde er zum V e r t i k a l t r u st. der nicht nur Großbanken von finanziellem Ausmaß sein eigen nennt, sondern auch chemische Fabriken, Sägewerke, Papierfabriken, Moschinenbauanstalten zur Herstellung der benötigten Maschinen, riesigen Waldbesitz in vielen Ländern. Export- und Importhäuser und eine die ganze Welt um- spannende Verkaufsorganisation. Neuerdings wurde die S w e d i I h American Investment Corporation gegründet, die eine Kontroll- und Finanzierungstätigkeit ausübt und die Grund- stücks- und Bauinteresien des Trusts wahrzunehmen hat. In Deutschland verwaltet letztere Gesellschaft einen Riesen- besitz von Grundstücken, die der Trust in seinen Besitz brachte, indem er für den Erlös der in der Inflationszeit nach Deutschland gelieferten schlechten Zündhölzer Grundstücke und Ge- bäude, namentlich in Berlin erwarb. Nach derFrankfurter Zci- tung" sollen diese Grundstücke mit nicht weniger als 12,8 Millionen Dollar bei der Swedish American Investment Corporation zu Buch stehen. Die deutsche Zündholzindustrie und deren Eroberung. Di« Zündholzindustrie Hierzuland« war bereit» vor dem Kriege übersetzt. Es gab und gibt Betriebe von den größten bi» zu den winzigsten. Deshalb gelang vor dem Kriege noch nicht einmal eine private Verständigung nach der Richtung der Produktionsregelung. Ein im Jahre 1010 errichtetes Syndikat wurde schon nach kaum einjährigem Bestehen ausgelöst. Darauf schritt die Regierung im Mai 1011 zur Zwangskontingentierüng. Diese Regelung wurde von der Nationaloersammlung 1019 ausge- hoben. Der nun einsetzende Konkurrenzkampf erhielt dadurch seine besondere Schärfe, daß die Ausfuhrmörtt« vollständig verloren ge­gangen waren. Gleichzeitig fand der Schwedentrust Eingang in die deutsche Industrie. Von den beiden Kasseler Fabriken Stahl u. N ö l k e A.-G. und der Deutsche Zündholzsabriken A.-G. erwarb der Trust durch seinen deutschen Vertreter General- direktor N a u, Hamburg , die Mehrheit. Der sogenannte Kasseler Konzern, der so entstand, beliefert den deutschen Markt zu rund 'l' Proz.

Bei dem nunmehr entbrannten Kampf zwischen den in dem Derein deutscher Zündholzfabriken vereinigten Unternehmungen und den dem Schwedentrust nahestehenden Werken gewannen die letzteren immer mehr an Boden. Eine Reihe Fabriken verließen die Kampffront auf der einen Seite und waren froh, ihre Werke beim Trust noch einigermaßen günstig losschlagen zu können. Verständigungsoersuche zwischen dem Verein deutscher Zündholz- sabriken und den Trustwerken schlugen fehl. Und so hat ein ruinöser P r e i s k o m p f bis auf den heutigen Tag ange- halten. Nur schade, daß hiervon die Konsumenten wenig merken. Die Basis, von der Direktor Nau ausging, war die Allgemeine Zündholz-Export-Zentrale G. m. b. H. in Hamburg . Die Gründung dreier Holding- und Vertaufsgesellschaften, der A.-G. Mitteldeutscher Zündholzfabriken in Ham- bürg, Norddeutsche Zündholzfabrik A.-G. Berlin und der Süddeutschen Zündholzfabrik A.-G. München sollte den Intcresienkreis des Trusts erweitern. Di« Verwaltungen der Kasseler Fabriken wurden nach Homburg verlegt, wo die Jnter- essen des Trusts konzentriert sind. Außer Herrn Nau ist ein Dr. R e g e n d a n z für den Trust tätig, der Einfluß bei der Deutschen Union-Bank besitzt und außerdem eine hollän- dische Finanzgruppe vertritt. Die Union-Bank hatte seit je Be- Ziehungen zum Schwedentrust. Mit der A.-G. Union V e r. Zündh.olz- und Wichsefabriken, Augsburg , ging die leistungsfähigste Gesellschaft aus dem Lager des Vereins deutscher Zündholzsabriken auf den Trust über. Der Trust kontrolliert zurzeit folgende Unternehmungen der deutschen Industrie: Die deutsche« werke des Trusts. Allgemeine Zündholz-Export-Zentrale G. m. b. fl.. Stahl u. Nölke A.-G.. Hamburg : Deutsche Zündholz- fabri ken A.-G., Hamburg : A.-G. Mitteldeutscher Zünd- bolzfabriken, Hamburg : Norddeutsche Zündholzfabnt A.-G., Berlin : Süddeutsche Zündholz A.-G., München : A.-G.-Union Zündholz- und Wichsefabriken, Augsburg : Friedrich S p e i t e l, Zündholzfabrik und Sägewerk A.-G.: Königsberger Zünd- holzfabrrk A.-G.: Niederhessische Zündwarenfabrik Al- brand u. Halt north G. m. b H.: Werk Hennickendorf der Allgemeinen Zündholz zentral?: Zündholzkabrik W ö l l e r in Pfungstadt : Dietzel u. Riemeyer, Habelschwert in Schlesien : Zündholzkabrik Gebr. Paetschke In Waldheim : Firma Max Pohl u. Söhne, Zanow in Pommern und Ziegenhals : Zündholzfabrik W. L. Schumann, Gernrode : I.(Banden- b e r g e r, Pfungstadt und den der Zündholzfabrikation dienenden Teil der Industriewerte Schleißheim A.-G. Der Kampf gegen die Monopolisierung. Die genannten Fabriken sind zweifellos ein erheblicher Teil der deutschen Unternehmungen dieser Branche überhaupt,. Die mit großen Geldmitteln unterstützte Expansionstätigteit des großen Weltrufts ist in Deutschland geglückt, das in Aussicht genommene Staatsmonopol, zu der der Schwedentrust gegen Bezahlung hoher Summen in Beziehungen treten sollte, ist bekanntlich abgelehnt worden. Der Trust hat die Sache nunmehr von der anderen Seite angefaßt und ein eigenes Monopol errichtet. Nicht der inter - nationale Charakter des Trusts an sich oder gar die Ueberfremdunas- gefahr für die Industrie sind dabei das Bedenkliche sonst müßte man ja auch andere internationale Trustkombinationen bekämpfen. wie sie gerade jetzt und nicht zuletzt von nationalistisch eingestellten Unternehmern angestrebt werden. Die Gefahr liegt vielmehr darin, daß eine verhältnismäßig kleine Finanzgruppe hier ein Monopol geschaffen hat, das di« ganze Welt um- spannt und das daher durchaus in der Lage ist, die Preise zu diktieren und unbequeme Außenseiter niederzuringen. Unter diesen Umständen wäre ein staatliches Monopol diefein privaten fraglos vorzuziehen. Wahrscheinlich würde aber ein solcher Plan auf den geschlossenen Widerstand des Bürgertums stoßen. In jedem Falle bleibt die Möglichkeit, durch Stärkung einer gesunden Außen- seiterkonkurrenz m der deutschen Zündholzfabrikation den Gefahren der Monopolisierung entgegenzuwirken. Genossenschaft- licher Geist hat ja schon in den Zündholzsabriken der G r o ß e i n- kaufsgesellschast Deutscher Konsumvereine eine kräftige Gegenwehr gegen die privatkapitalistischen Monopol- bestrebungen auf diesem Gebiete erstehen lasien. Wenn es daher dem Bürgertum ernst ist mit seiner Sorge vor der Preisgabe des deutschen Zündholzmarktes an ein internationales Monopol. so braucht es nur mit der Sozialdemokratie dafür«inzutreten, daß durch Förderung der Verbrauchergenossen- s ch a f t e n und ihrer Produktionsbetriebe die Versorgung des deut- jchen Volkes mit biesem wichtigen Gebrauchsartikel unabhängig von internationaler privater Spekulation gemacht wird. _ Paul Ufermann. Der firbeitsmarkt in Ser dritten Maiwoche. Die A r b e i t s m a r k t l a g« hat sich in der dritten Maiwoch« nicht wesentlich oerändert. Die Zahl der unterstützten Erwerbslosen ist weiter ganz schwach zurückgegangen: doch kann von einer Be- lebung der Nachfrage nach Arbeitskräften nicht gesprochen werden. Die Landwirtschaft ist in der Haupt- fache nur für gelemte und jüngere Kräfte aufnahmefähig. Im Baugewerbe ist mit Ausnahme der Maler in allen Berufszweigen ein erhebliches Ueberangebot von A-beitern vorhanden. In den übrigen Berussgruppen hielten sich Einstellungen und Entlassungen von Arbeitskräften ungefähr die Wage. Eine leichte Besserung zeigen die chemische Industrie, zum Teil da» Bekleidungsgewerbe und die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel, das Verviel- sältigungs- und das Gastwirtsgewerbe.

vie wankenden Währungen. Der stark« Rückgang der Frankenwährungen und der Lira wurde seit Ende letzter Woche durch StützungskSufe der beteiligten Zentralbanken unterbrochen. Der Erfolg war eine wesentliche Besserung der französischen, belgischen und italienischen Wechselkurse. Die Freude an diesen Stlltzungskäufen scheint jedoch bereits wesentlich erlahmt zu sein. Nachdem der günstigste Kur? mit 145 Franken für das englische Pfund erreicht woroen war, kostete es gestern bereits wieder 140. in New Park sogar 151 X Franken. Cbenio ist die Lira immer noch im Wanken. Ihr Kurs verschlechterte sich wieder nach vorübergehende Besserung aus un- gefähr 130 Lira je Psund. Bei der italienischen Lira liegen die Gründe de» neuerlichen Kursrückgange» ganz offenkundig tiefer. Die in Paris erscheinend« Corriere degli Italiani" berichtet, daß die Ursachen für die Erschütterungen der Lira in New Park zu suchen sind, und daß alle Erklärungen, die die offiziellen faschistischen Organe dafür haben (englischer Streik, Erschütterung des französischen Franken. Speku- lation), nur einen unbedeutenden Einfluß ausüben. Der Kursrück- gang der Lira ist«ine Folge des Mißtrauens der amerikani- fchen Finanzkreise zu der Wirtschaftslage Italiens . Der römische Korresponden! desJournal des D 6 b a t»" veröffentlicht einen kurzen, aber sehr interessanten Artikel über diesen Geyen- stand. Er glaubt nicht an die Auesührungen der Faschisten über spekulative Börsenmanöoer. Seit etwa vierzehn Tagen erklärten oertraulich Börsenmakler, daß die Regierung, um die italienische Industrie zu stützen, die durch� den Lirakurs, durch die französisch« und belgische Konkurrenz bedroht ist, an die Stabilisierung auf der Grundlag« eine» Pfundkurses von 130 Lira herangehen will. Die

letzten Nachrichten bereiten die Oeffentlichkeit zwischen den Zeilen auf einen weiteren Lirasturz vor. Die italienische Regierung, die bekanntlich eine strenge Zensur über die Presse ausübt, g e- stattet pessimistische Kommentare. Das ist bezeichnend! Die italienische Regierung begünstigt die Bestrebungen der I n d u- st r i e l l e n, deren Absicht es ist, die Lira schrittweise zu entwerten und wartet noch immer auf einen günstigen Augenblick, um den Kurs zu stabilisieren._ Reparationskohlen und Reichswirtsihastsgericht. Zwischen der Reichsregierung und den Lieferern der Repa- rationskohle an die empfangsberechtigten Staaten waren schon einige Monate hindurch Verhandlungen über die Höhe des für diese Liese- rungen zu zahlenden Kohlenpreises geführt worden, ohne zu einer Verständigung zu kommen. Schließlich«inigte man sich dahin, daß das Reichswirtschaftsgericht darüber entscheiden sollte. welcher Kohlenpreis vom Reich an die Lieferer zu zahlen sei. Strittig war diese Angelegenheit geworden, seitdem England an den Berg« bau Subventionen zahlte, die ihm gestatteten, den Aus- f u h r p r e i» beträchtlich zu senken. Entsprechend der Bestim- münzen des Versailler Vertrages wurde Deutschland von dieser Zeit ab auf Reparationskonto nur in der Höhe des englischen Ausfuhr- Preises gutgeschrieben und das Reich entschädigte die deutschen Kohlenlieferer mit dem Preis, den es selbst als Gutschrift erhielt. Für die deutschen Kohlenlieferer entstanden dadurch beträchtliche Per- luste, deren Erstattung sie vom Reich sorderten mit der Be- gründung, daß dieser Preis unter den Gestehungekosten liege. Das in gegenseitiger Verständigung angerufene Reichswirt- schaftsgertcht hat nun entschieden, daß für die Reparationslieferungen der deutsche Inlandspreis abzüglich etwa auch im Inland gewährter Rabatte zu zahlen sei. Welchen Gesamtbetrag das Reich nun nach diesem Urteil zu zahlen haben wird, ist schwer zu sagen, da Rabatte nicht nach einheitlichen Sätzen, sondern je nach den Konkurrenzverhältnissen in den einzelnen Absatzgebieten in v e r- ich i e d e n e r Höhe gegeben worden sind. Da aber nur erstklassige Brennstoffe von den Empsangsländern angefordert werden, ist mit einem Betragvon unge!ähr2M. im Durchschnitt pro Tonne zu rechnen. Entsprechend der Liefermengen vom 1. August 1925 bis 30. April 1026 käme somit einGesamtbetragoon20bis 25 Millionen Mark in Betracht. Das Urteil des Reichswtrtschaftsgerichts hat seine Wirkung auf die Aktien des Ruhrbergbaues nicht verfehlt, denn ihr Kurs ist beachtlich gestiegen. Es hat auch Bedeutung für die Zukunft, wenn nach Beendigung des Konflikts im englischen Bergbau die Sub- ventionspolitit fortgesetzt und Itadurch der Ausfuhrpreis wieder mit diesen Mitteln gesenkt werden sollte. Praktisch bedeutet ja der Entscheid des Gerichts, daß Deutschland für die Kohlenlieserungen vn Frankreich etwa dieselben Subventionen bezahlen muß, die England seinen Kohlenexporteuren gewährt! * Wie wir dazu von anderer Seite hören, ist der Spruch des Reichswirtschaftsgerichts als eine Art B o r e n t s ch e I d zu be- werten, auf Grund dessen da» Reich und dos Kohlensyndikat noch einmal Einigungeverhandlungen über die strittige Frage pflegen sollen Die endgültige Entscheidung dürste erst Anfang Juni fallen. Immerhin werden die Interessenten nicht fehl gehen in der Annahme, daß das Reichswirtschaftsgericht mit diesem Vor- entscheid bereits seine grundsätzliche Einstellung zu der Frage und damit auch in gewissem Grade seine endgültige Entscheidung vorweg bekundet hat._ von den Kord- und Ostseehäsen. Uns wird geschrieben: Der deutsche Welthasen Hamburg zog in der Zeit vom Beginn dieses Jahrhunderts bis zum Beginn des Weltkriege» nicht weniger als 40 Proz. desjenigen«ingehenden Schiffsverkehr, auf sich, der sich auf die großen Häsen Antwerpen, Rotterdam und Hamburg oerteilte. Daß sich die» unter den wirtschaftlichen Wirkungen de» verlorenen Krieges ändern mußte, war klar: inwieweit sich dieses Verbältnis geändert hat. lieh sich jedoch erst erkennen, nachdem etne gewiss« Zeit seit der Stabilisierung der deutschen Valuta vergangen war. das heißt nachdem ein Wirtschaftsbild für eine gewisse Zeit vorhanden war. das nicht durch die Inflationszeit verwirrt wurde. Die Stabili» sierung der deutschen Valuw muhte für Hamburg im Konturrenz- kämpf gegen Antwerpen und Rotterdam einen Rückschlag bedeuten, denn damit hört« die Möglichkeit, auf Grund der großen Geldent- wertung billiger zu sein al» die Häfen mit ungleich besserer Valuta, auf. So trat Im Jahre 1924 Antwerpen an die erste Stelle vor Hamburg und Rotterdam . Im Jahre 1025 wurde die Lage für Hamburg noch ungünstiger: es trat an die dritte Stelle vor Ant- werpen und Rotterdam ; das ergeben folgende Zahlen über den ein- gehenden Schiffsverkehr de» vergangenen Jahres, die die anteiligen Prozente nennen: Jan.-März April-Juni Juli-Sevtbr. Oktbr.-Dezbr. Hamburg .. 34.20 33.80 31,02 31,84 Antwerpen . 34,76 31,63 34,05 35,64 Rotterdom. 30,05 84,48 34,03 32,52 Im Jahre 1025 war also Hamburg nur noch mit 32,08 Proz. am eingehenden Schiffsverkehr beteiligt, nachdem es in den Iahren 1023 und 1024 schon auf 37,08 bzw. 33,17 Proz. zurückgegangen war. Bemerkenswert erscheint, daß, während die Verkehrsztffern der anderen beiden Häsen schwanken, diejenigen Hamburgs einen steten Rückgang ausweisen. Inzwischen sind zwischen Holland und Belgien Staotsverträge geschlossen worden, die Weiterentwicklung des Rotterdamer und Antwerpener Verkehrs noch mehr zu begün- ftigen. Daß sich dieses Bild mit der Besserung unserer Wirtschaft»- läge ändert, ist zu erwarten. Unterdessen hat auch die preußische Regierung für die Verbesierung der preußischen Häsen größere Mittel angefordert. Für Stettin ist die Anlage dreier Erzverladebrücken sowie dreier fahrbarer Erzbunker von je 250 Tonnen Fassungsver- mögen und außerdem neue Gleisanlagen geplant. In Emden sollen die Erz- und Eisenkais ausgebaut werden und in Wesermünde soll der Fischereihafen bedeutend erweitert und eingeschleust werden. Es ist auch der Bau eines bis jetzt dort fehsenbeii Heringskai» mit Schuppen geplant. Für vierausschankeinrichlungen gute Beschäftigung und Ge- winne. Eine Dividende von 8 Proz. verteilt die Spezialsirma für Bierausschankeinrichtungen und sonstige Armaturen Gebr. K r ü- g e r u. C o. A.-G. Berlin , die in ihren Werken eine Belegschaft von über 1100 Mann beschäftigt. Schon 1024 mußte der Maschinen- park erweitert und die Belegschaft vermehrt werden, weil di« Auf- träge nicht bewältigt werden tonnten. Auch für 1025 meldet der Geschäftsbericht eine bemerkenswerte Steigerung des Absatzes. Das- selbe gilt für das halbe Dutzend Tochtergesellschaften, die ebenfalls hauptsächlich Annaturen herstellen. Bilanz und Gewinnrechnung verraten Ueberschüsie, die von dem ausgewiesenen Reingewinn (159 000 M.) und der 8prozentigen Dividende nicht er- schöpft werden. So hebt der Geschäftsbericht selbst hervor, daß alle Anlagekosten niedriger geworden und di« Borrät«(528 000 gegen 444 000 M.) mit äußerster Vorsicht bewertet worden seien. Der Be- triebsüberschuß beträgt 772 000 M. gegen 605 000 M. im Vorjahr. Die Geschäftsunkosten sind von 362 000 auf 507 000 M. gestiegen, die Abschreibungen mit 64000 M. denen des Vor- jahres etwa gleich. Der Kamps um da» Erdöl . Auch das faschistische Italien ist bemüht, sich seinen Anteil im internationalen Kamps um die Erdöl - vorkommen zu sichern. Aus Rom wird die Gründung derSocleta Agianda Generale Italia bei Petroli" gemeldet, deren Aktienkapital von 100 Mill. mit 60 Millionen vom italienischen Finanzministerium und mit je 20 Millionen von zwei öffentlichen Versicherung»- anstalten übernommen wird. Es handelt sich also um«ine reine faschistische Staatsunternehmung mit dem Ziel, die italienischen Petroleuminteressen zu monopolisieren. Dazu die Reser- ven von Sozialversicherungen in Anspruch zu nehme», ist allerdings eine Neuerung, die nur au» der besonderen faschistischen Mentalität zu erklären fem dürfte.