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heit für alle beteiligten Bölter. Die Schlagkraft dieser fortschrittlichen Argumentation hat jetzt in Genf gewiffe Erfolge erzielt. Vor allem scheint der verhängnisvolle Begriff aufgegeben worden zu sein, den man die potentielle Rüstungsfähigkeit genannt hat, jener völlig dehnbare und unfaßbare Begriff, nach dem sämtliche Faktoren aufgezählt werden sollen, die die triegerische Machtentfaltung eines Staates jetzt und in Zukunft bedingen- angefangen von der Geburtenziffer, jährlichen Bevölkerungszunahme, bis zum Eisenbahnnetz, zur geographischen Lage, Umstellbarkeit der Industrie eines Landes für Kriegszwede und Wirksamkeit von Bündnissen.

Statt dieser völlig in die unabsehbare Irre theo­retischer Diskussionen führenden Erörterung aller mög lichen, die Kriegsstärke des einen Landes ausmachenden und die Sicherheit seiner Nachbarländer bedrohenden Faktoren ist der jetzt in Genf weitertagenden militärischen Unter kommission die Aufgabe zugewiesen worden, sich über die rein militärischen Faktoren ein flares Bild zu ver­Schaffen: Stärke der stehenden Heere, Zahl und Dauer der Ausbildung der jährlich eingezogenen Mannschaften, Biffern des Kriegsmaterials, der Tanks, Geschüße, Maschinengewehre, der Gewehre, der Militärflugzeuge usw. Weiterhin hat die wirtschaftliche Unterfommiffion die Aufgabe, zu prüfen, ob es möglich sei, die Borbereitungen für den Giftgas frieg etwa durch den Veröffentlichungszwang aller Er­findungen auf diesem Gebiete, nicht nur theoretisch, sondern mit praktischer Wirksamkeit zu unterbinden. Drittens ist be­schlossen worden, Borschläge für die organisatorischen Ber­waltungsmaßnahmen ausarbeiten zu lassen, um die bisher so gut wie unwirksam gebliebene Auskunftspflicht der Staaten über ihre Rüstungen praktisch durchzuführen. Und piertens und legtens foll geprüft werden, ob und inwieweit das bisher nur den Besiegten des Weltkrieges auferlegte stän­dige Ueberwachungsrecht des Wölferbundes der militärischen Rüstungen auf alle Staaten ausgedehnt werden

tann.

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Zeigt so einerseits diese Aufzählung der Kommissions­beschlüsse, daß man auf einigen Einzelgebieten von bloßer theoretischer Idealforderung zu praktischer Inangriffnahme ron Einzelproblemen geschritten ist, so ergibt sie doch anderer feits, daß man noch nicht gewagt hat, das eigent liche europäische Rüstungsproblem das Pro­blem der großen im Frieden stehenden Heere an zupaden. Man scheint sich darüber einig geworden zu sein, daß hier das Problem liegt gewiß ein Fortschritt im Ber­gleich zu der Dezembertagung des Bölkerbundsrates, wo die mögliche triegerische Machtentfaltung im Mittelpunkt der Erörterung stand aber noch sind die Bertreter der Re­gierungen nicht darangegangen, die Herabsetzung der europäischen Friedensheere a uch nur zu beraten!

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So hat man z. B. nicht darüber beratschlagt, ob und in­wieweit die Ausbildungsdauer und die Zahl der jährlich ein­gezogenen Mannschaften durch internationalen Bertrag zu begrenzen, ob die jährlichen Rüftungsausgaben fortschreitend durch internationales Abkommen zu vermindern, oder ob die Herstellung bestimmter Waffen Flugzeuge, U- Boote, schmere Geschüße- zu begrenzen oder zu verbieten sei usw. Im Vergleich init der Zukunftsaufgabe der Abrüstung fann man nur mit Bedauern und Enttäuschung feststellen, daß die bisherigen Einzelberatungen an dem Kern des Ab rüftungsproblems vorbeiführen.

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Adam Stegerwald , der frühere preußische Ministerpräsident und Führer der chriftlichen Gewerkschaften, der am Donnerstag zur Teilnahme am Charitastag in Trier eintraf, wurde bei dem Aussteigen aus dem Zuge das Opfer eines schweren Unfalls. Er erlitt einen tom plizierten Beinbruch und mußte in ein nahegelegenes Hotel gebracht werden.

Averescus Terrorfieg. Nach vorläufigen Berechnungen erhält die Volkspartei( Averescu ) 280 Size, der nationale Bauernblcd 80, die Liberalen 15 und die Christliche Bereinigung 9 Size. Sozialisten und Kommunisten erhalten t einen Sig.

Hauptmann und die Dichterakademie.

Ablehnendes Schreiben Gerhart Hauptmanns an den Kultusminifter.

Die Preußische Akademie der Künfte hat, wie wir seinerzeit mitteilten, eine Seftion für Dichtfunst" eingerichtet. In diese neue Sektion wurden als erste Mitglieder Arno Holz , Gerhart Hauptmann , Thomas Mann , Hermann Stehr und Ludwig Fulda vom Kultusminister berufen. In einem Schreiben an den Minister hat nun Gerhart Haupt­ mann die ihm zugedachte Berufung abgelehnt, weil er die Notwendigkeit eines solchen Dichterfollegiums zur Ermirfung und Verteilung staatlicher Unterstützungen verneint. Das Schreiben Hochverehrter Herr Minister!

lautet:

Soeben von langer Reise nach Hause zurückgekehrt, finde ich die Zuschrift des hohen Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Boltsbildung, durch die ich eingeladen werde, der neugegründeten Sektion für Dichtkunst innerhalb der Preußischen Akademie der Künste beizutreten. Bei voller und dankbarer Würdigung der mir zugedachten großen Auszeichnung wird es mir doppelt schwer, zu tun, was doch geschehen muß, nämlich zu bitten, von meiner Ernennung zum Mitglied dieser Seftion abzusehen.

So sehr ich eine Akademie der Wissenschaften, eine Akademie der bildenden Künste und der Musik als eine staatliche Notwendig teit ansehe, da es sich hier um Geistesgebiete handelt, die durch gemeinsame Arbeit gefördert werden müssen, und hinter denen staatliche Lehrinstitute in großer Bahl stehen, so wenig vermag| ich mich von der staatlichen Notwendigkeit einer akademischen Seftion für Dichtkunft zu überzeugen. Und zwar um so weniger vermag ich das, je mehr ich darüber nachdenke. Es bedarf keines Dichterfollegiums, um staatliche Unterstügungen zu erwirten und zu verteilen, sondern nur einiger gebildeter und wohlwollender Männer von Taft und Geschmad.

Was aber die weiteren und höheren Aufgaben der Dichtkunst anbetrifft und ihre verantwortliche Förderung, so bin ich leider, wenn ich an die neu zu gründende Sektion dente, fleinmütig. Eine bewußte Führung auf dem Gebiete der Dichtkunst gibt es nicht. Staatlich beamtete, führende Dichter bilden ein Novum. das mit Recht in den Kreisen der freien Boeten beanstandet werden wird. Was mich betrifft, so fann ich mir weder eine unbewußte, noch eine bewußte Führerstellung dieser Art zu [ prechen. Wenn ich, wie andere Schriftsteller und Dichter, auf Menschen im Sinne der Menschlichkeit gewirkt habe, ist es mir genug.

Sie sehen mich also, Herr Minister, auf Seite derer, die schon vor meiner Zeit gegen die Bildung einer Dichterafademie gewesen

find. Ich bin gewiß, Sie werden nichts anderes von mir erwarten, als daß ich dies freimütig eingestehe.

Es liegt mir dabei ganz fern, an der entgegengesetzten Meinung oder gar an dem edlen Beschluß des hohen Ministeriums

Hugenberg und seine Pikanterien.

Der selbstlose verfolgte Märtyrer.

Jm Reichstag ergreift er das Wort nie. In seiner Presse er­Herr Hugenberg tritt nur selten an die Deffentlichkeit. scheinen nur bei ganz besonderen Anlässen mit Namen ge­zeichnete Artikel. Er war bisher der Mann im Dun fein, der, ein zweiter Holstein hinter den Kulissen, selbst unsichtbar durch die von ihm beeinflußten Zeitungen und Dr­ganisationen arbeitete". Jetzt hat er ausnahmsweise einmal in Bielefeld vor deutschnationalen Bertrauensmännern gesprochen und den Inhalt seiner Ausführungen durch seine Telegraphen- Union verbreiten lassen. Natürlich ist er ein verfolgter Märtyrer. Natürlich dient er genau wie Ludendorff und alle anderen Butschiften nur selbst los" dem Baterlande. Diese Selbstlosigkeit unterscheidet nach seiner Meinung ihn von allen anderen Politikern, namentlich von den Männern der Linken. Viel mehr weiß er freilich nicht zu sagen. Immerhin, der harmlose Hugenberg gibt zu, daß man fleine bedeutungslose Pifanterien" bei den Haussuchungen gefunden habe. Die Hänge- Not verordnung ist sicher eine fleine Bifanterie". Herr Hugenberg meint, daß die preußische Staatsregierung fein Recht habe, sich um solche Pifanterien zu fümmern. Börtlich erklärt er:

Andeutungen von verpaßten Gelegenheiten, aber er weiß auch jetzt nicht zu sagen, was denn praktisch und positiv an die Stelle der gegenwärtigen Außenpolitik gesetzt werden soll. Hat Hugen­berg überhaupt positive 3iele? Man sucht fie in seinem neuen Feldzug jedenfalls vergebens. Es sei denn, daß man zu dem Schluß bereit wäre, daß eine Verschärfung der wirtschaftlichen Not­lage burch politische Verhetzung ihm aus irgendwelchen Gründen und Bestrebungen besonderer Art gelegen fäme. Und dieje Ziele fönnten nur auf die geistige Vorbereitung eines Rechtsputsches hin­auslaufen.

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Noch viel liebloser und ungerechter gegen den selbst­losen" Hugenberg ist sicher der Hinweis, daß dieser tref­fenden Charakteristik des Mannes im Dunkeln der offiziel en Korrespondenz der Deutschen Bolts­partei entnommen war. Damals, als Hugenberg die Sprengung der Luther - Regierung erreicht hatte, machte die Volkspartei ihrem gepreßten Herzen Luft und sagte die Wahrheit über Hugenberg und seine Pläne. Diefelbe Volkspartei, die jezt über den angeblichen Polizeiskandal" in Preußen zetert, mußte damals genau so gut, wie fie es heute weiß, daß Hugenberg nur für die Vor­bereitung Herr bereitung eines Rechtsputsches arbeitet. Benn es anders wäre, warum enthält dann die Darstellung der Hugenbergschen Ausführungen nur persönliche Sen­timentalitäten? Daß Hugenberg ein Ehrenmann ist, versteht sich doch wohl von selber. Ehrenmänner sind sie alle. Ein Ehrenmann war sicher der Verfasser der famosen Notverordnung, ein Ehrenmann war Luden= dorff, als er zufällig am Brandenburger Tor spazieren ging, ein Ehrenmann ist Adolf Hitler , trok seines Bürgerbräu­teller- Butsches! Wenn Hugenberg weiter nichts zu sagen hat, als solche Selbstverständlichkeiten, dann gibt er damit selber nur zu, daß im übrigen seine ,, aufbauende Arbeit für die nationale Gesamtheit" nichts anderes ist, als Borbereitung des kommenden Rechtsputsches.

Sollten die politischen Gegner, die heutigen Machthaber, fich nicht eigentlich bis in das Innerfte ihrer Seele hinein schämen, wenn sie darauf ertappt werden, daß sie diesen Kreis von Männern mit absichtlichem Durcheinanderwerfen der verschiedensten alten und neuen, gar nicht dazu geeigneten und auch gar nicht zusammenhängenden Dinge zu einem Kreise von Verschwörern und Hochverrätern zu stempeln suchen, und daß fie aus politischer Reugier rechtswidrig bei ihnen Haussuchung halten? Sind solche Machthaber zum Regiment in Preußen geeignet?"

Wahrscheinlich hält Herr Hugenberg es für richtiger, wenn die preußische Regierung geduldig abwartet, bis die fleine " Pifanterie" der Hängeverordnung in Kraft getreten ist. Dann fönnte man ja immer noch etwas gegen diese Pi­fanterie unternehmen! Ünd Hugenberg ist doch ein so harm­loser, menschenfreundlicher Mann! Schade nur, daß an­dere über ihn so anders urteilen. Wie lieblos war es z. B. vom Borwärts", im Januar während der damaligen Re­gierungsfrise die folgende Charakteristik Hugenbergs zum Ab­druck zu bringen:

Wenn er nur ein ehrlicher Fechter wäre und mit sauberen Waffen den Kampf führte! Das ist nicht der Fall.... Er führt den Kampf mit unehrlichen Waffen. was willer?

Bisher war er der Mannim Dunkeln, der, ein 3 weiter Holstein, hinter den Kulissen blieb, und, selbst unsichtbar, durch die von ihm beeinflußten Zeitungen und Organisationen arbeitete. Sein überraschendes persönliches Hervortreten wingt zu dem Schluß, daß er auf diese Weise sein erstes Ziel, den Sturz Stresemanns, nicht mehr zu erreichen hofft. Vielleicht ist auch in Kreisen der Mitarbeiter der Glaube an die Führerquali. täten ugenbergs geringer geworden. So muß er selbst hervortreten. Nach seinen Richtlinien, darf man wohl sagen, hat der Lotal- Anzeiger" gefämpft fowohl far wie gegen Rapp, fowohl für wie gegen Hitler , sowohl für wie gegen Kahr, sowohl für wie gegen Held, und, wenn wir uns nicht irren, auch abwechselnd für und gegen Hergt. Es wäre also durchaus begreiflich, wenn einmal der Glaube an diese Führung"

iranten würde.

Preußen und Lübeck .

Amtlich wird mitgeteilt:

Pressemeldungen zufolge soll der Lübecker Senat zum Zeichen des Protestes einen Schritt bei dem preußischen Ministerpräsidenten Braun anläßlich der Veröffentlichung des bekannten Briefes an den Bürgermeister Dr. Neumann durch den Amtlichen Preußischen Pressedienst unternommen haben. Ministerpräsident Braun foll bei dieser Gelegenheit sich mit der Ueberstürzung der Ereignisse entschuldigt und die bestimmte Zusicherung abge­geben haben, daß in Zukunft vor Veröffentlichungen Lübed gehör werden sell.

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Hierzu ist festzustellen, daß der Lübecker Senat bei dem preußi­schen Ministerpräsidenten Braun nicht protestiert hat oder por stellig geworden ist. Erfolgt ist lediglich ein Besuch des Lübeckischen Gesandten. Diesem hat der Ministerpräsident erklärt, daß kein Anlaß vorgelegen hätte, vor der Veröffentlichung des Briefes erſt offiziell von der preußischen Staatsregierung aus mit dem Lübeckischen Senat Fühlung zu nehmen. Denn der Brief des Justizrats Dr. Claß an den Bürgermeister Dr. Neumann stelle sich absolut eindeutig als Privatbrief und nicht etwa als eine Antwort auf eine Amtshandlung des Lübeckischen Staatsoberhauptes dar. Einen solchen Privatbrief bei der damals durch die ganzen Ereigniffe gebotenen Eile anders als irgendein anderes wichtiges Dokument eines Privatmannes zu behandeln, aus dessen Inhalt der Verdacht einer staatsfeindlichen Handlung zu folgern war, lag fein Anlaß vor. Der Ministerpräsident erklärte fich aber von sich aus bereit, in 3Zukunft in einem ähnlichen Falle den Lübeckischen Gesandten in Berlin rechtzeitig zu seiner eigenen Information Mitteilung zu machen, damit dieser nicht erst gezwungen sei, sich selbst und seine vorgesetzte Behörde aus der Presse zu informieren. Von einer vorhergehenden Verständi­gung mit dem Lübecker Senat oder seiner Anhörung in etwa kommenden Fällen war in dieser Unterredung nicht die Rede.

Darum Hugenberg persönlich! Alle diese Kämpfe, von denen die meisten zu schweren Nackenschlägen für die deutsche Wirtschaft führten, waren für Hugenberg nur Etappen in seinem einzigen Kampfe gegen Stresemann. Persönlicher Haß hat ihn damals blind gemacht, a ß trübt heute seine Urteilskraft. Welch praktischer pofitiver Erfolg soll für die deutsche Wirtschaft aus der neuen Auf­wühlung der politischen Leidenschaften durch die Agitation des Lokal- Anzeigers" erwachsen? Nicht der geringste; nur Wegen Ermordung des Sowjetpräsidenten von Moldawanien find jetzt vier in der Anklage als Banditen bezeichnete Personen schädliche Wirkungen fann diese Agitation in diesem Augen- hingerichtet worden. Die Moldawanenrepublif ist erst vor blick hervorrufen. Und welche Wendung verspricht er sich davon furzem an der Westgrenze der Sowjetukraine als ein Borposten für die deutsche Außenpolitik. Er spricht in dunkelen gegen Rumänien errichtet worden.

irgendwie Kritik zu üben. Nur für mich und ganz allein nur für| Vorsiz. Dann folgten lange Wanderjahre über die verschiedensten mich foll meine Ueberzeugung maßgebend sein. Mit den Ausdruc tiefsten Refpeftes

Gerhart Hauptmann . Soweit wir informiert sind, haben die vier anderen Herren die Berufung angenommen.

Ein halbes Viertel!

Die Armut begegnet uns täglich in tausenderlei Gestalt. Sie fennt viele Nuancen zwischen frasser Berlumptheit und irreführender Glanzpolitur. Neulich im Laden trat sie neben mich im einfachen, peinlich sauberen Gewande, was wollte sie hier, im feinen Deli tatessengeschäft? Ach, für den Sonntag auch etwas erſtehen von den risch ausgebreitet lagen! Ein halbes Viertel!" bat die Frau, mehr lodenden Herrlichkeiten, die hinter spiegelnden Scheiben so verführe als fie verlangte, denn nur zu der fleinsten im Kaufe erfaßbaren Quantität wollte der Inhalt des schmalen Portemonnaies langen. mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgen die Augen das Abschneiden der kostbaren Ware in durchfichtig dünnen Scheiben und den schwachen Ausschlag der Ware, die für sie zur Goldwage geworden ist. Sorgfam wird der Schaß nach Hause getragen, und unterwegs rechnet die Frau: das gibt zwei Schnitten für den Mann und eine fleine für mich, morgen am Sonntag.

Eben, wo sie den Laden verlaffen, ist eine elegante Dame mit einem zierlichen Seidenpinscher auf dem Arm. hineingeschwebt. Gnädige Frau, es ist ein halbes Viertel zu viel geworden," bedauert der Verkäufer beim Abwiegen der stattlichen Menge von derselben Ware. Ach, das macht gar nichts, was zu viel ist, bekommt mein fleines füßes Fifichen; der krieg es schon noch auf, das kleine halbe Viertel!"

Julius Türt, deffen Name den alten Mitgliedern der Freien Boltsbühne wohlbekannt ist, ist dieser Tage in Berlin gestorben. Schwer hat er fein Leben lang zu kämpfen gehabt. Ein Stüd jener heute nur noch in allerhand sagenhaften Anekdoten existierenden Boheme, die sich auf Berliner und Friedrichshagener Boden am Ausgang des Sozialistengefeßes zusammengefunden, ging mit ihm hin. Sein Interesse war von jeher dem Theater zugewendet. Ich lernte ihn bei der Begründung der Freien Bolfsbühne, an der er mit ganzem Herzen hing, als einen der Mitbegründer fennen. Bis dahin hatte er, so erzählte er öfters, ein Doppelleben geführt; des Vormittags als stellvertretender Verkäufer in einem fleinen Bigarrenladen, nachmittags über Büchern, um sich für die Vorträge vorzubereiten, die er abends in Barteifreisen hielt. In ihm fand unsere junge Volksbühne, beim Beginne, wo fie aus der reichen Fülle der neuen naturalistischen Dramatit schöpfen fonnte, ihren ersten Regisseur. Die hoffnungsfrohe Stimmung, das Bewußtsein dessen, was der Verein den Arbeitern an fulturellen Gütern ver­mitteln werde, mob einen heiter- frohen Glanz um jene Zeit. Später fam es dann zu Streitigkeiten und zur Spaltung des Vereins, die auch der Freundschaft Türks mit Bruno Wille ein Ende sezte.

Türf wirfte bann noch einige Jahre im alten Verein, wenn ich nicht irre, bis zu der zeitweiligen Auflösung desselben unter Mehrings

Theaterstätten. Nur noch in einer einzigen flüchtigen Begegnung sah ich ihn seither wieder, auch damals, wie stets, voll Zuversicht mit neuen Plänen und Projetten. Nun hat der Kampffrohe, dem die Mitglieder ein freundliches Gedächtnis wahren werden, aus gefämpft. Möge ihm die Erde leicht sein! Konrad Schmidt.

Unfallverhütung und Gefundheitsschutz in Polen . Der polnische Ministerrat hat in einem Erlaß die Gründung eines Ge fundheitsrats als beratendes Organ beim Arbeitsministerium angeordnet. Der Rat soll: 1. Gutachten abgeben über die die Ge fundheitsfragen betreffenden Gesezentwürfe, mitwirken an einer fundheitsfragen betreffenden Gesezentwürfe, mitwirken an einer engeren Zusammenarbeit zwischen der zentralen Gewalt, den felb­ständigen öffentlichen Körperschaften und den verschiedenen privaten soll er zu den ihm vom Innenministerium vorgelegten Fragen über Einrichtungen, die sich mit Gesundheitsfragen beschäftigen. Ferner den Gesundheitsschutz Stellung nehmen. 2. Dem Innenministerium die zur Verbesserung der Gesundheit geeigneten Maßnahmen vor­schlagen. Der Rat setzt sich zusammen aus Bertretern des Innen­minifteriums, des Arbeitsministeriums und einer Reihe anderer öffentlicher Körperschaften, die für Gesundheitsfragen zuständig sind, Aerztekammern, des Städtebundes, des Verbandes der Selbstverwal­aus Vertretern der. medizinischen Fakultäten, aus Bertretern der tungsförperschaften, des Verbandes der Krankenkassen und einigen Dom Innenministerium zu ernennenden Sachverständigen.

Die Leitungen der Staatsoper und der Städtischen Oper haben eine Interessengemeinschaft abgeschloffen, nach der sich beide verpflichten, sich gegenseitig in jeder Weise zu fördern und die gegenseitigen Intereffen unter Berücksichtigung der Eigenart der Institute und der ihnen kunstpolitisch zukommenden Ziele und Zwede zu wahren. Es wurde hierbei vereinbart, sich zu Beginn jeber Spielzeit über die Gestaltung des Spielplans in großen Richtlinien zu verständigen. Ferner ist eine Regelung der Lage für Erstauf­führungen und Neueinstudierungen erfolgt, so daß fünftighin das Zusammentreffen besonderer Veranstaltungen auf ein und denselben Wochentag in beiden Theatern vermieden wird.

Mag Reinhardt in Argentinien . Zwischen Mar Reinhardt und maß gebenden Vertretern des argentinischen Theaterwesens baben in den leßten Tagen Besprechungen stattgefunden, die auf ein Reinhardt- Gastspiel in Buenos Aires im nächsten Jahre hinzielen. Es sollen sogar Vorbereitungen getroffen werden, um mit deutschem und argentinischem Stapital ein eigenes Reinhardt Theater in Buenos Aires erbauen zu lassen.

schweig im Baut. Die Einweihung soll am 8. Auguft unter gefchloffener Ein Denkmal für Friß Ebert ist in dem Dörfchen Querum bei Braun Teilnahme der Braunschweiger Drtsgrupppe des Reichsbanners Schwarz- Rot­Gold" erfolgen.

sciences morales et politiques" bat den 1834 für die schönste und Ein Preis für die größte Kufopferung. Die Parlier Académie des größte Aufopferung auf irgendeinem Gebiete" gestifteten Audiffred Preis im Betrage von 15 000 Francs dem Radiologen Marime Ménard zuge prochen. Ménard hat wiederholt infolge seiner Tätigkeit schwere Ber brennungen erlitten