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Sonnabend, den 29. Mai 1926
Landbund und Stahlhelm.
Gelder für ,, militärische Betätigung“.
Bir veröffentlichten vor einiger Zeit ein Schreiben des Pommerschen Landbundes, Kreisgruppe Stolp, aus dem hervorging, daß die Landbündler, die vorgeben, das nötige Geld für die Steuern nicht aufbringen zu können, für politische Bestrebungen Summen auswerfen, mit denen die Steuerbeträge bequem gedeckt werden könnten. Ein weiteres Schreiben liefert ben Beweis, daß der Landbund Pommern, Kreisgruppe Stolp, feinen Mitgliedern außerdem zumutet, für 3wede, die als legitim nicht mehr bezeichnet werden fönnen, Gelder abzuführen. Das mehr bezeichnet werden fönnen, Gelder abzuführen. Das bedeutsame Rundschreiben hat folgenden Wortlaut: Bommerfcher Landbund.
Stolp , den 12. Mai 1926. An die Herren Mitglieder der Arbeitgebergruppe. Die Leitung des Stahlhelms, Bund der Frontsoldaten, Kreisgruppe Stolp, ist an uns mit der Bitte herangetreten, in den Kreifen unserer Mitglieder durch eine Geldsammlung die Bestrebungen des Stahlhelm zu unterstützen. Die Bewegung, die gerade in allerletzter Zeit im Kreise Stolp einen ganz erheblichen Aufschwung genommen hat, fann aus Mangel an Mitteln nicht in dem Maße weiter getrieben werden, wie es im Interesse der guten Sache notwendig erscheint. Die Bildung von Ortsgruppen auch in den fleinsten Ortschaften des Landkreises scheitert an diesem Umstand. Die jeht in Aussicht genommene Aufnahme der sportlichen und militärischen Betätigung der Mitglieder des Stahlhelms erfordert sehr erhebliche Mittel, die allein von den Beiträgen nicht aufzubringen find. Erschwerend hierbei trift noch der Umstand in Erscheinung, daß ein großer Teil der Mitglieder des Stahlhelms fich gerade aus dem finanziell leistungsschwachen Teil der Bevölkerung zusammenfeßt. Um die Bewegung in einem dem Wiederaufbau des Vaterlandes bienenden Sinne weiter führen zu können, ist aber eine finanzielle Grundlage Borbedingung.
Wir bitten daher unsere Mitglieder, sich erneut für den Gedanken der Wehrhaftmachung unseres Boltes durch lleberweisung eines angemessenen Betrages betätigen zu wollen. Die Beiträge bitten wir an den Stahlhelm zu Händen des Herrn Billy Marschke in Stolp , Bahnhofstr. 16, zu überweisen. Die
Die Regierung redet wie Witos. Cissabon, 28. mai.( WTB.) Hier ist eine neue Militärrevolte ausgebrochen. Zwei Divifionen, die eine im Norden, die andere im Süden, haben gemeutert. Das Minifterium erklärt, der Unbotmäßigkeit Herr werden zu können.
Die Verbindung zwischen der Hauptstadt und dem Innern des Landes ist wegen des Militäraufstandes unterbrochen. Der Kommandant der meufernden Truppen richtete an die Bevölkerung einen Aufruf. Die Regierung hofft jedoch, die Bewegung unterdrücken zu können.
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Vorwärts- Verlag G.m. b. H., Berlin SW. 68, Lindenstr.3
Boftschecktonto: Berlin 37 530 Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Ballstr. 65; Diskonto- Gesellschaft, Devofitentaffe Lindenstr. 3.
erfolgte leberweisung bitten wir, uns auf der anliegenden Boftfarte Franzosen und die Spanier so gut wie beendet, denn die mitteilen zu wollen.
gez. Stier, Geschäftsführer.
In dem Schreiben wird hervorgehoben, daß der Stahl helm beabsichtigt, seine militärische Betätigung wieder aufzunehmen. Die Gelder, die von den Mitgliedern des Landbundes angefordert werden, werden ausdrücklich für diesen Zweck in Aussicht genommen. Jede militärische Behelm, Biting, Olympia und wie die rechtsradikalen Verbände tätigung privater Verbände ist aber verboten. Stahlalle heißen mögen, haben deshalb auch wiederholt in der Deffentlichkeit betont, daß sie sich mit militärischen Dingen nicht befassen. Das Schriftstück zeigt wieder einmal deutlich, was von derartigen Beteuerungen zu halten ist..
Es ist außerdem ein Beweis dafür, wie wenig fich seit den Tagen der schwarzen Reichswehr geändert hat. Der Landbund war der Geldgeber der schwarzen Reichsmehr. Mitglieder des Landbundes waren es, die darauf hinarbeiteten, die schwarze Reichswehr in das Abenteuer eines gewaltsamen Umsturzes hinein zu dirigieren. Dieser felbe Landbund entpuppt sich jetzt als der Geldgeber des Stahlhelms. Er will es dem Stahlhelm möglich machen, die militärische Betätigung aufzunehmen. Bu vaterländischen Zweden versteht sich! Was sich hinter den „ vaterländischen" 3weden bei diesem Landbund und dem Stahlhelm des fanatisch- völkischen Düsterberg verstedt, ist nicht weniger selbstverständlich.
Die Gefahren, die sich aus einem Zusammengehen zwischen Landbund und Stahlhelm zweds militärischer Betätigung ergeben, liegen auf der Hand. Es ist die Pflicht des Staates, fich derartige Bewegungen nicht über den Kopf wachsen zu laffen. Daß nur rücksichtsloses Borgehen die politischen Babanque- Spieler in den Schranken halten kann, die jedem Staatsbürger gezogen find, hat die Vergangenheit mehr als einmal gelehrt. Jedenfalls wird es gut sein, wenn der Steuerfistus jenen Agrariern, die Gelder für die militärische Betätigung des Stahlhelms und ähnlichen Sport" übrig haben, flar macht, daß ihre Pflichten dem Staat gegenüber vorgehen.
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Die„ Reinhaltung" des Faschismus. Neuaufnahmen verboten.
Paris , 28. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Der„ Corriere Paris, 28. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Der„ Corriere degli Italiani" veröffentlicht das faschistische Parteidekret, in dem erklärt wird, daß die Parteiliften endgültig geschlossen sind. Der Generalsekretär der Partei betont, daß jede neu aufnahme feit dem 21. April unbedingt und endgültig" unterbleiben müsse. Alle Anschlußversuche seien rücksichtslos abzuweisen. Das Blatt fügt hinzu, daß man bereits mehrfach ähnliche Erklärungen zu hören bekommen habe, die von den Tatsachen jedesmal über den Haufen gerannt worden sind. Der Faschismus lebt von seinen dfortwährenden Widersprüchen. Er wird wie bisher, so auch zu tünftig seine Pforten allen offenhalten, die aus den niedrigsten Beweggründen in seinen Dienſt treten wollen. Verbrecher wie Dumini, Schieber wie die Senatoren Borletti, Silvestri und Castiglioni und andere dunkle Existenzen können eben nur im Faschismus Blatz finden. Hat man doch foeben erft festgestellt, daß sogar megen och verrats während des Krieges rechtskräftig verurteilte Subjekte vom Faschismus für seine Zwecke verwendet
Unzufriedenheit mit Briand . Auch in der Herriot - Partei. Paris , 28. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Der Verlauf der Rammerligung am Donnerstag hat in den Reihen der Radital fozialen Partei eine lebhafte Unzufriedenheit über die Haltung des Kabinetts hervorgerufen. Die Radikalfoziale Rammerfraktion, die am Freitag zu einer Sigung zusammentrat, beschloß, die Haltung ihrer Redner während der Kammerfizung am Donnerstag zu billigen und ihnen den Dank der Fraktion auszusprechen. Darüber hinaus sollen Schritte unternommen werden, um die Absicht der Regierung in der Behandlung der Interpellationen zur Finanzfrage zu erfahren. Ganz besondere Bedeutung kommt dem weiteren Beschluß der Fraktion zu, die Interpellationen über die Finanzfrage in acht Tagen nochmals in der Kammer einzubringen, falls die Regierung nicht bis dahin ihre Stellungnahme mitgeteilt hat. 10
Amerika und unser Stahltrust.
Deutsche Konzessionen notwendig. New York , 28. Mai. ( WIB.) Ein Bertreter der amerikanischen Importeure weilt zurzeit in Washington , um dort über die Anwendung des Zuschlagszolls auf die Einfuhr von Stahl und Eisen aus Deutschland zu verhandeln. In den Kreisen der Impor
teure mird teilweise die Ansicht vertreten, es handele sich um einen politischen Schachzug gegen Deutschland . Bon anderer Seite wird diese Ansicht für absurd erklärt und betont, es handele fich bei der Anwendung der betreffenden Baragraphen des Zoltarif gefeges lediglich um eine wirtschaftliche Maßnahme und gewiffe Ronzeffionen des Deutschen Stahlperbandes feien augenscheinlich unerläßlich
werden.
es
Diplomatische Folgen des franko- spanischen Sieges. Abd el Krims Unterwerfung ist nun endgültig vollzogen. Der militärische Feldzug im Rifgebiet ist damit für die wenigen Stämme, die einstweilen noch im Gebirge den Guerillatrieg fortsetzen dürften in Ermangelung eines anerfannten Führers und jeglicher Verbindung mit der Küste ebenfalls bald zur Kapitulation gezwungen werden. Damit dürfte Frankreich militärisch betrachtet, in Marokko etma um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Algier erzielt hatte, gleichen Zustand erreicht haben, den als es in der Regierungszeit des Bürgerfönigs" Louis Araberhäuptling Abd el Kader nach einem fünfzehnPhilippe und unter Leitung des Marschalls Bugeaud , den jährigen Feldzug( 1832-1847) endgültig besiegte, gefangennahm und in die Berbannung schickte. Seit dieser Zeit ist Algier , von fleinen Araber- und Kabylenaufständen lokaler Art abgesehen, fest in der Hand der Franzosen , die daraus eine technisch sehr fortgeschrittene und wirtschaftlich sehr einträgliche Kolonie gemacht haben, in der die Eingeborenen mit den Kolonisten im allgemeinen ganz harmonisch zusammenleben.
Aber der große Unterschied zwischen der Eroberung Algiers und Marokkos liegt darin, daß Frankreich , als es vor nahezu hundert Jahren in Nordafrika Fuß faßte, freie Hand besaß, weil es damals feine Nebenbuhler hatte. Sowohl Deutschland wie Italien befanden sich noch in einem Zustand innerer Zerrissenheit und mußten erst an die Ber wirklichung ihrer eigenen Einheit denken, ehe sie sich um den Erwerb eines Kolonialgebietes fümmern fonnten. Spanien machte eine schmere innere Krise durch und kam aus dem Zustand des dynastischen Bürgerkrieges nicht heraus. Selbst England war damals mit der Errichtung seiner Kolonialmacht in anderen Gebieten zu sehr beschäftigt, als daß es Frankreichs Pläne in Algier wirksam durchkreuzen
fonnte.
Auch
Ganz anders liegen die Dinge in Marotto, deffen Eroberung von Anfang an, d. h. feit den neunziger Jahren, nicht nur mit militärischen, sondern auch mit diplomatischen Hindernissen verbunden gewesen ist, weil inzwischen andere europäische Mächte auf den Plan ge= treten waren, die entweder auf Marokko selbst oder auf toloniale Rompensationen für die Ueberlassung von Maroffo an Frankreich Anspruch erhoben. Während Spanien , unter der Hand von England und Deutschland ermuntert, einen direkten Anspruch auf einen Teil von Marokko erhob, verlangten sowohl England wie Deutschland und Italien Gegenleistungen dafür, daß sie Frankreich freie Hand in Marokko ließen. Die ersten elf Jahre des 20. Jahrhunderts brachten eine internationale Marokko - Krise nach der anderen und die europäische Atmosphäre wurde durch dieses Wespennest dauernd beunruhigt. Zwischenfälle, aus benen Weltfriege zu entstehen drohten, Geheimabkommen, die zufällig" ans Licht tamen, internationale Konferenzen, auf denen man sich gegenseitig zu betrügen versuchte waren die Merkmale dieser Periode, in der Deutschland durch die Tölpelhaftigkeit seiner faiserlichen Diplomaten außer dem Ruf eines Störenfrieds schließlich doch einiges Sumpfgelände im nördlichsten Kamerun als Rompensation" erwarb. England sicherte sich dagegen freie Hand in Aegypten , Italien stürzte fich auf Tripolis und Spanien befam das Ausbeutungsrecht an der Nordküste Marokkos mit Ausnahme der Stadt Tanger , die man internationalisierte, weil sie feiner dem anderen gönnte.
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das
Durch den Weltkrieg und durch den Versailler Bertrag ist Deutschland aus der Reihe der am Schicksal von Marokko direkt interessierten Mächte ausgeschieden. Worüber die Presse zu schweigen hat. Das mag zwar für die Alldeutschen und für einige Industrielle à la Mannesmann schmerzlich sein, für das deutsche Volk, Paris, 28. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Der„ Corriere degli das nach der Tangerrede Wilhelms 11. im Jahre 1904 und Staliani" ist in der Lage, Angaben über die fortlaufenden Instruf nach dem„ Panther"-Sprung von Agadir im Jahre 1911 beitionen zu machen, die von der faschistischen Regierung an die Prä nahe in einen europäischen Krieg verwickelt worden wäre, ist feften gerichtet werden, um die Veröffentlichung von unbequemen Nachrichten durch die Presse zu verhindern. Millionen von Menschen zu opfern. Aber außer Deutschland es ein Glück, daß es wegen Maroffo nicht mehr ristiert, In den letzten Tagen ist u. a. verboten worden, den Zusammen find alle Konkurrenten von ehedem immer noch da und be= bruch der Banca Garibaldi di Imperia in irgendeiner trachten die Entwicklung des marokkanischen Problems mit Form zu erwähnen. Es handelt sich um ein Unternehmen, das mit größter Sorgfalt und stärkstem Mißtrauen. Durch die Nieeinem Bassivum con 59 Millionen Liren verkracht ist, wodurch zahl derwerfung Abd el Krims ist die bisher ungelöste Frage der reiche fleine Sparer aus der Gegend von San Remo und Venti miglia ruiniert werden sind. Durch diesen Banttrach ist der faschi Ruteilung des Rifgebietes afut geworden. An sich französisch- spanische ftische Abgeordnete Moreno fo schwer tompromittiert ist dieses Problem eine rein französisch spanische so Angelegenheit, pölferrechtlich aber fann fie nur worden, daß er aus der Mussolini - Partei entfernt werden mußte. mit Zustimmung auch der sonstigen Unterzeichner des Das ist auch zweifellos der Grund, weshalb die Presse über diese Algeciras - Abkommens von 1906 gelöst werden, mit Aus
ganze Affäre schweigen muß.
Ebenso ist den Blättern untersagt worden, über die Entstehung von Unregelmäßigkeiten in der Turiner Druckerei Carte- Balori, einem sta a tlichen Unternehmen, sowie über die Verhaftung eines Mannes zu berichten, der falsche Scheds und Staatspapiere in diefem faschistischen Staats betrieb herstellen ließ!
nahme von Deutschland und Desterreich- Ungarn , die auf alle Rechte aus diesem Abkommen verzichten mußten. Die Gefahr besteht nun, daß die jetzt notwendig gewordene Neuregelung der Besitzverhältnisse in Maroffo von ein einen Mächten zum Ausgangspunkt einer allgemeinen Neuregelung der Besizverhältnisse im Mittelmeer gemacht merde. Gleich nach der Bekanntgabe der Unterwerfung