gu fernen. Ebenso erfprießlich war feine fünfjährige Zättg feit als Mitglied des Reichstages. Land und Reich hat der Verstorbene an führender Stelle in hervorragender Weise gedient. Preußen betrauert heute den Verlust seines legten Ministers der öffentlichen Arbeiten; das Reich seinen früheren Reichsinnen- und Reichsverkehrsminister.
In schwerster Zeit zum Leiter des größten wirtschaftlichen Be triebes berufen, hat der Verblichene seine ganze Kraft, feine reichen Erfahrungen, fein umfangreiches Wiffen in den Dienst des Unter nehmens geſtellt, bis ihn qualvolle Krankheit daniederwarf, die dem Unermüdlichen jetzt den Tod gebracht hat. Es ist nicht meine Aufgabe, an dieser Stelle die Verdienste des Generaldirektors Deser im einzelnen zu würdigen. Sie gehören der
Geschichte an.
Aber das eine darf ich doch hervorheben: Als es galt, unter dem Drud der außenpolitischen Verhältnisse die Reichsbahn einzugliedern in das System der Reparationsleistun gen, da ist es Defers bleibendes Verdienst gewesen, diese Eingliede rung in eine Form gebracht zu haben, die dem Reich das unein geschränkte Eigentum an dem großen nationalen Vermögen, das die Reichsbahn darstellt, erhalten hat. Und weiter: wenn es dann der Reichsbahn gelungen ist, die dazu erforderliche Umstellung in verhältnismäßig furzer Zeit vorzunehmen, den ihr auferlegten Verpflichtungen nachzufommen und daneben den lebenswichtigen Interessen der Wirtschaft weitgehend zu entsprechen, so muß auch dafür das Verdienst dem Verstorbenen in hohem Maße zugeschrieben werden. Für all das gebührt ihm der Dank des Baterlandes. Es wird die vornehmste Aufgabe der Zukunft sein, dieses Werk zum Wohle des deutschen Boltes fortzuführen, und zwar immer in dem gleichen Bestreben, die Reichsbahn in erster Linie den Intereffen Deutschlands und der deutschen Wirtschaft nuzbar zu erhalten. Wir neigen uns vor der Bahre dieses aufrechten, pflichtgetreuen und vaterlandsliebenden Mannes und geloben ihm ein treues Gedenken. Gott gebe ihm die ewige Ruhe. Die Feier beschlossen Ansprachen des Präsidenten des Berwaltungsrates, Dr. C. F. von Siemens, sowie Dorpmüllers und Geheimen Oberbaurats Rehbock von der Technischen Hoch
schule Karlsruhe.
-
Der Festzug der 700 Jahre.
Letzter Tag der Lübecker Feier.
F. Kt. Lübed, 6. Juni. ( Eigener Bericht.) Der legte und Haupttag der 700- Jahr- Feier der Reichsfreiheit Lübecks hatte eine solche Menge des lübischen Boltes auf die Beine gebracht, daß die Stadt schon um die Morgenstunden einem riesigen Heerlager glich. Im Hafen war das Bild der Schiffe, die viel farbig über die Toppen" geflaggt hatten, das Treiben der fleinen Rundfahrtboote über alle Begriffe eindrucksvoll. An den Straßen, durch die sich der vorher schon viel beredete Fe st zug winden sollte, hatten sich die Massen erwartungsvoll festgeteilt. Sie hodten auch in den Luken der hohen Giebelhäuser in den alten engen Straßen, sahen von den Dächern herab und staunten aus den Schallöchern in den Glockentürmen der Kirchen. Kein Winkel in dem Gewirr der Giebel, Dächer und Türmchen, den nicht bunte Kleider belebt hätten. Der Festzug selbst ging durch die Straßenschluchten mit den Steilen Häusern, er mußte bildlich und plastisch hinaufgedrängt werden durch Bauten, Fahnen, Schilder, durch Stangen mit Zeichen und Wappen, durch Lanzen, Fahnen und hohe Kopfbedeckungen. Er begann mit dem Auftakt 40 lübischer Kinder, alle weiß- rot gekleidet. Dann folgten als Symbol der 700- Jahr- Feier, ganz weiß oder rot gefleidet, 67 Mann, die die goldenen Buchstaben der Worte: 700 Jahre Reichsfreiheit vorantrugen. Es folgte die feierliche Urkunde, die einst der Hohenstaufe Friedrich II. ausgestellt hatte. Dann spazierte der Erzbischof einher, gefolgt von den Domherren, den Kaplänen feiner Zeit, mit den Modellen seiner Kirchen hinter sich. Sie schloffen in fich eine der eindrudsvollsten Szenent
den Totentanz. Darauf nahte ein Kaufmannszug, der eine ganze Horde gefangener Raubritter mit den gestohlenen Planwagen mit sich führte. Symbol der Blütezeit der Herrschaft Lübecks in der Hansa : eine Haupt- und Admiralstogge Lübeds, verbunden durch Bänder mit den folgenden Schiffen der Hanja. Dann die Bergenfahrer, die Nowgorodfahrer und die vielen Und noch faufmännischen Niederlassungen aus dem Mittelalter. viel sehr buntgekleidete Geschichte Lübeds kommt vorüber. Kaiser Karl VI. , der einst 1375 hier seinen Einzug hielt. Der historische Lübecker Jürgen Wullenwewer durfte natürlich nicht fehlen; es waren auch die Zünfte da und die Scholaren. Einmal im Zuge gab es lübische Sagen und Gebräuche, mimisch dargestellt, mit sehr viel Freude am frischen Durcheinander grotesker, sentimentaler, tomischer und trauriger Szenen. Dann leitete in die Neuzeit hinüber das erste Kampfschiff, die erste ruppelnde und ratternde Eisenbahn mit frohen Gästen. Das Jahr 1926 marschiert an, mit allen Fahnen der Länder, die mit Lübeck im Seeverkehr stehen, mit englischen, amerikanischen, schwedischen, dänischen, hol ländischen aber feiner deutschen . Wo ist eure Fahne?" fagte ein Schwede neben mir. Natürlich sollte diese Frage an die Beranstalter der Feier gerichtet werden.
-
-
-
Republikanisches Nowawes.
Zentrum für Schwarzrotgold.-Totenehrung für Defer.
In unserer jüngsten Stadt No wawes fonnte man gestern aus Anlaß der Bannerweihe des Reichsbanners Schwarz Rot- Gold mit freudiger Genugtuung, aber auch mit einem leifen Neidgefühl feststellen, daß der weitaus größte Teil der städtischen Berwaltung fich aus aufrechten und entschiedenen Republikanern zusammensetzt. Nicht genug damit, daß diese Berwaltung die Beflaggung des Rathauses mit der Nationalflagge angeordnet hatte, hatte fie fich auch selbst sowohl an dem Begrüßungsabend, wie an hatte sie sich auch selbst sowohl an dem Begrüßungsabend, wie an dem Tag der Bannerweihe zahlreich eingefunden.
fart erotisch war, Lugow feruelle Handlungen angehängt habe, bie er felber an sich vornahm. Durch seine Kameraben und später durch den Untersuchungsrichter wurde er in seiner fünstlichen Konstruktion des von ihm geschilderten Vorfalles einfach hineingejagt. Den besten Beweis dafür lieferten die unzähligen Widersprüche in feinen Ausfagen. Rechtsanwalt Dr. Frey versuchte an Hand der Anklagerede des Staatsanwalts nachzuweisen, daß jeder seiner Säge ebenso gegen, wie für den Angeklagten sprächen. Das sei eben das Charatteristische in diesem Prozeß: am Ende desfelben angelangt, fann man nur immer wieder sagen, ignoramus", b. h. man weiß nichts. Festzustellen jei aber, daß ein homosexueller Einschlag pielleicht einem jeden Menschen anhafte und daß auch Grausamkeit in jedem Menschen stecke. Seine Küffe dürften nicht als unfittlich bezeichnet werden, feine Schläge hatten für ihn nur den Zwec der Erziehung. Das Richtige habe einer der kleinen Beugen getroffen, als er fagte:„ Seine Liebe zeigte fich darin, daß ich oft Dresche betam." Rechtsanwalt Dr. Fren wird seine Ausführungen am Dienstag fortsetzen.
Die Elternbeiratswahlen. Berluste der Chriftlich- Unpolitischen.
An dem Begrüßungsabend hatte der Erste Bürgermeister Rosenthal eine bemerkenswerte Ansprache an die erschienenen Bäfte gehalten. An dem Tag der Bannerweihe begrüßte der zweite Bürgermeister Litterscheid namens des Magistrats die Er Schienenen. Heißen Dant, so sagte er, gebührt dem Manne, der das Reichsbanner gegründet hat, dem staatsflugen Bundesvorsitzenden hörsing, der auch weiterhin dem Reichsbanner die Wege geebnet hat. Er hat sich damit ein wahrhaft nationales Berdienst um die Stadtverordnetenvorsteher Fleischmann Republik erworben. widmete namens der Stadtverordnetenversammlung und der repu- Bon den am gestrigen Sonntag vollzogenen Elternbeiratsblifanischen Bevölkerung von Nowawes den erschienenen Reichswahlen liegen bis zur Stunde erst Ergebnisse vor, die ein bannerleuten Worte herzlichen Willkommens. Landtagsabgeordneter ander sehr widersprechen. Die Montagsausgaben bürgerlicher Hartmann bezeichnete als die wahren Novemberverbrecher jene Blätter bringen Zahlen, die für die„ Chriftlich- Unpolitischen" günftig gewissenlosen Menschen, die nach dem verlorenen Krieg und dem Zusammenbruch das deutsche Volt verräterisch im Stich gelassen hatten, wären, wenn sie zuträfen und es sich schon um die Ergebnisse aus und widmete dem allzu früh dahingerafften Reichspräsiden allen Schulen handelte. In Wirklichfeit feh It aber in den Gesamtten Ebert Worte warmer Anerkennung. Der Provinzialvorsitzende zahlen, die da wiedergegeben werden, noch eine sehr große der Windthorstbünde, Dr. 3 immermann, versicherte in von Zahl Schulen. Nach den Mitteilungen, die uns bisher vorliegen leidenschaftlicher Erregung durchzitterten Worten, daß das 3en und die gleichfalls noch unvollständig sind, haben erhalten: Unsere trum nicht daran dente, den Wünschen der Rechten nach Listen Schulaufbau" 989 Gige, die fommunistischen Listen zukommen und sich von der Republik und Schwarz- Rot- Gold zurück- Rind in Not" 337 Eige, anders bezeichnete Gegenliften zur Bezuziehen. Die Zentrumsjugend im besonderen erachte es als ihre rämpfung der Chriftlich- Unpolitischen" 75 Size, die Liften der heiligste Pflicht, mit dem Reichsbanner zusammen die Republik und ihre Farben zu schützen und, wenn es sein muß, auch Chriftlich- Unpolitischen" 1083 Sige. Dazu tommen an 36 weltdafür zu kämpfen und zu bluten.( Starter Beifall.) Auch der lichen Schulen noch etwa 450 Size für die Linksparteien. jezige Reichstanzler Mary dente nicht daran, dem Reichs banner den Rüden zu fehren. Er betrachte es nach wie vor als Ehre, mit Millionen anderer Deutschen Kamerad des Reichsbanners zu sein. Dann sprach Reichstagsabgeordneter Kamerad Franz Künstler Weiheworte. Acht Jahre ſteht nun bald unsere Republif. Wenn sie auch bei weitem nicht alle unsere Wünsche erfüllt hat, so können wir sie doch nicht fallen lassen. Denn würde auch nur vorübergehend die Monarchie wieder errichtet werden, so würde ein Kampf aller gegen alle entbrennen, und man fann zweifeln, ob das deutsche Bolt sich jemals von einem solchen Bruderkampfe würde er holen fönnen. Deshalb müssen mir die Republit um ihrer selbst willen verteidigen und, wenn es sein muß, mit dem Einfah unseres Lebens.( Brausender Beifall.) Am 20. Juni wird eine Entscheidungsschlacht zwischen Republit und Monarchie geschlagen werden, aus dem die Republik und ihre Farben fiegreich her. vorgehen müssen. Tragt eure neue Fahne den Feinden der Republik entgegen unter der Losung Auf zum Kampf und zum Sieg!" Kamerad Rowad als Vertreter des Gauvorstandes des Reichsbanners, fand ergreifende Worte für die Toten, gedachte auch des eben dahin gegangenen Generaldirektors der Reichsbahn, Deser, als eines ehrenhaften und aufrechten Republikaners, und machte die auffehen erregende Mitteilung, daß es dem Reichsbanner weigert worden sei, sich an der Beiſezung des Verblichenen zu beteiligen und über seinem Sarg die schwarzrotgoldenen Fahnen zu fenten. Dann vollzog sich der Ummarsch der zu mehreren Tausenden herbeigeeilten Reichsbannerleute durch das feudale Babelsberg und die freundliche Stadt Nowawes . Den Abschluß der bedeutsamen und wohlgelungenen Feier machte ein Ball in den brei größten Lotalen der Stadt.
Der=
Der gestrige Sonntag hat in den Vororten Berlins eine Reihe von Veranstaltungen der Partei und des Reichsbanners gebracht, die sämtlich unter dem Eindruck des Abstimmungskampfes am 20. Juni ftanden. In Baumschulen weg hatten fleißige Hände in der Hauptstraße sämtliche Bäume in den Farben der Partei und des Reiches, in unseren alten roten Farben, ausgeschmüdt. In der Riefholzstraße traf der Zug der Partei und des Reichsbanners, die beide eine Bannerweihe begingen, zusammen. Die umliegenden Ortsvereine der Partei hatten Bannerabordnungen entsandt. Nach einem Umzug durch die reich beflaggten Straßen, in denen der Bug freudig begrüßt wurde, wurden auf dem festlich geschmückten Platz an der Kiefholzstraße die Banner geweiht. Genosse Ruttner gab einen furzen Rüdblid auf die Geschichte von Schwarz- RotGold und weihte das Banner. Wir fämpfen für Freiheit und Recht. Für das Recht des Boltes. Und will das Bolf in einer großen Sache selbst entscheiden, durch eine Boltsabstimmung Recht sprechen, so stehen die Bataillone des Reichsbanners bereit. Unter den schwarzrotgoldenen Bannern fämpfen wir für das Bolt gegen die Fürsten ." Genosse Lempert weihte ein neues Banner der 102. Abteilung der Partei. Wir haben unser Rot stolz vorangetragen im Kampfe für den Achtstundentag und für soziale Berechtigkeit. Rotist unsere Sturm- und Kampfesfahne; unter ihr bauen wir uns Stein für Stein die sozialistische Republik: Hoch das Banner! Unser die Welt trotz alledem!
Großfeuer in Cöpenick.
Es sollte aber noch beffer tommen. Nach dem abschließenden Aufmarsch defilierte die Mannschaft des Kreuzers. „ Emden ", der hier aus Anlaß der Jahrhundertfeier Station gefabrit Marienhütte in der Marienstraße in Copenid ein macht hat. In dem Augenblid als der Zug sich der Tribüne der Ehrengäste näherte man hatte es gut abgepast erflang aus den Matrosenhörnern, frisch, fromm und fröhlich: Stolz weht die Fahne Schwarzweißrot". Es wäre interessant zu erfahren, ob das Spielen diefes Liedes in diesem Augenblid nur auf eine Taftlosigkeit des Kapellmeisters oder auf eine ausdrückliche Anordnung des Kommandanten des der deutschen Republik gehörigen Kreuzers Emden ", deren Fahnen Schwarzrotgold find, zurückzuführen ist.
Der Nachmittag brachte unter leicht rieselndem Regen noch die Einweihung eines Freilichttheaters und damit das Ende der Feier, auf die später noch einmal zurüdgekommen werden soll.
Kowno , 7. Juni. ( Mtb.) In seiner Rede zur Eröffnung des 3. litauischen Sejm führte Staatspräsident Stulginstis u. a. aus: Mit Ausnahme der Grenze nach dem Osten, wo der polnische Nachbar das Litauen gegebene Versprechen gebrochen hat und die alte litauische Hauptstadt mit den litauischen Brüdern durch Bolen besetzt gehalten wird, ist die Frage der Festlegung der Grenzen mit den Nachbarn endgültig geregelt. Litauen hat die Oftgrenze bisher nicht anerkannt und wird sie in ihrer heutigen Linie auch nicht anerkennen. Es wird alles tun, um seine Brüder und das Schloß des Gediminas zu befreien.
Kowno , 7. Juni. ( Mtb.) Der Parteitag der Sozialdemofraten hat die Beteiligung der Sozialdemokraten an der neuen Regierung gebilligt.
Asmus Landgerichtsdirektor in Chemnih. Die sächsische Staatsfanzlei teilt amtlich mit: Der Oberstaatsanwalt Dr. Asmus in Freiberg ist mit Wirkung vom 16. dieses Monats ab zum Land gerichtsdirektor beim Landgericht in Chemnig ernannt
worden.
Am Sonntag abend furz vor 11 Uhr brach in der Glas Großfeuer au, das mit großer Schnelligkeit um sich griff und einen Schuppenkompleg in Asche legte. Als das Feuer bemerkt wurde, hatte es so große Ausdehnung angenommen, daß durch Alarm Großfeuer mehrere Wehren zur Hilfeleistung herbeigerufen wurden. In den Schuppen lagerten große Mengen Kisten, Stroh, Badmaterialien und Bretter, sowie ein Teil von Fertigfabri faten, die zum Versand bereit lagen. Es wurde insgesamt aus zwei Rohren größten und vier Rohren fleineren Kalibers etwa drei Stunden lang Waffer gegeben, bevor es gelang, das Feuer niederzu fämpfen. Die angrenzenden Gebäude, die eine Zeitlang starf gefährdet waren, haben unter Wasserschaden gelitten. Bei Redaktionsschluß ging uns die Nachricht zu, daß an der Brandstelle ein neues Feuer ausgebrochen ist. Mehrere Mehren sind bereits wieder an der Brandstelle tätig.
Der Lühowprozeß.
Die beiden letzten Plädoyers.
Als erster fam an dem letzten Berhandlungstage der Berteidiger Justizrat Dr. Vallentin zu Wort. Er begann seine Rede mit der Feststellung, daß das Gericht eine viel größere Vorurteilslosigkeit in der Beurteilung des Angeklagten an den Tag gelegt habe als dies bei dem Untersuchungsrichter und der Staatsanwaltschaft der Fall gewesen sei. Es habe die persönliche Anständigkeit v. Lügoms nicht in zweifel gezogen und dies durch seine Enthaftung zum Ausdrud gebracht. Es handelt sich in erster Linie darum, Lüzom mensch liches Berständnis entgegenzubringen. Das sei seitens des größten Teiles der Sachverständigen geschehen, die ohne die Mängel des Angeklagten zu unterschäßen, seine Erfolge als Erzieher anerkannt haben. So erkannten sie auch die Quelle seiner Berfehlungen in der Berquidung des Landeserziehungsheims mit der Presse". Diese Bresse " führte zu dem Brügeln, das Prinzip des Landeserziehungsheims lag den Zärtlichteiten zu grunde. Böllige Berständnislosigkeit hatten aber die Sachverständigen Dr. Blazed und Dr. Störmer bewiesen. Das Gutachten des ersteren fei mehr feuilletonistisch als wissenschaftlich gewesen: Er fam bereits in den Gerichtsjaal mit einer vorgefaßten Ansicht. Ebenso wenig vorurteilslos habe Dr. Störmer feine Aufgabe gelöst. Der Verteidiger kommt zu dem Schluß, daß der Zeuge Weiß, der selbst
Die Wahlbeteiligung war an vielen Schulen etwas reger als in den früheren Jahren, doch war auch die diesmal erreichte Anteilziffer immer noch recht gering. Nur an einzelnen Schulen famen über 50 Proz. der Wahlberechtigten zur Wahl, in den meisten hielt sich die Beteiligung zwischen 25 und 40 Prozent. Zählt man aus den bisher vorliegenden Teilergebnissen die abgegebenen Stimmen zusammen, so haben erhalten:„ Schulaufbau" 19 165, Kind in Not" 8 495, Christlich- Unpolitische" 28 005. Die erdrückende Mehrheit für die„ Christlich- Unpolitischen", mit der vor zwei Jahren die Elternbeiratswahlen endeten, ist starf zurückgegangen. Wäre man diesen Trägern der Schulreat tion überall entschlossen entgegengetreten, so hätten sie eine heftige Niederlage erleiden müssen. Leider ist ihnen wieder eine Anzahl Schulen ohne Kampf überlassen worden, ohne Aufstellung irgendeiner linksgerichteten Liste. Zum Teil haben auch die unberechtigten Listenzurüdweisungen ihnen vorläufig den Sieg" an einer Anzahl Schulen verschafft, für die nach Erledigung der eingelegten Proteste nochmalige Wahl angeordnet werden muß.
Der entscheidende Sieg der Chriftlich- Unpolitischen", von dem
das Agrarierblatt„ Deutsche Tageszeitung" schon vor einigen Tagen Meldungen herausrechnen zu können glaubt, dürfte noch eine mer f liche Korrettur erfahren.
schrieb, und den das Scherlblatt schon aus den bisher vorliegenden
Das am Montag vormittag festgestellte Ergebnis der Elternratswahlen in Altona ergab einen Erfolg der sozial. demokratischen Liste Schulfortschritt. An den 23 Schulen erhielt Lifte Schulfortschritt" 158 Size, die chriftlich unpolitische nur 53 und die kommunistische Liſte" proletarischer Schulfampi" 28 Size. In einer Reihe Schulen wurden Einheitsliften aufgestellt, die zum Teil paritätisch zusammengesetzt sind.
Blitzschlag in eine Straßenbahn.
Das heute über Berlin , besonders über Schöneberg nieder. gehende schmere Gewitter hat gegen 1 Uhr mittags ein schweres Unglück herbeigeführt. Ein Bliß fchlug in der Hauptstraße in Schöne berg in einen vollbelegten Straßenbahnwagen ein. Es entstand unter den Fahrgästen eine Banis. Mehrere von ihnen wurden verletzt. Eine bisher noch unbefannte Frau ist so schwer verlegt worden, daß sie durch einen Wagen des städtischen Rettungsamtes in das Krankenhaus überführt werden mußte.
Schweres Motorradunglüd auf der Adlershofer Chauffee. Ein entsegliches Unglück, dessen Einzelheiten noch nicht einwandfrei geflärt find, ereignete fich Sonntag nacht 12 Uhr auf der Chauffee zwischen 2 dlershof und Oberschöne weide. Der Kaufmann m. Sager aus der Elsholzftr. 6 befand sich mit seiner 24jährigen Ehefrau Margarete auf seinem Motorrade auf dem Heimwege. Aus entgegengesetzter Richtung nahte ein Lasttraftwagen, und es erfolgte ein Zusammenstoß, wobei Frau S. vom Rade geschleudert wurde und unter den Lastkraftwagen geriet. Der Ehemann blieb glücklicherweise unverletzt. Die Schwerverletzte, die einen doppelten Schädelbruch davongetragen hatte, wurde nach dem Augusta- hospital übergeführt, doch trat bereits auf dem Wege dorthin der Tod ein. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht.
Doppelluftmord an einem Breslauer Schülerpaar. Eine Mutter ihrer beiden einzigen Kinder beraubt. Breslau , 7. Juni. ( TU.) Ain gestrigen Sonntagvormittag ist
durch einen Wächter der Breslauer Wach- und Schließgesellschaft ein Rapitalverbrechen entdedi worden. An der Mauer der Technischen Hochschule fand der Wächter bei seinem Rundgang ein etwa 1 Meter hohes und 50 Zentimeter breites Pafet in Sacffeinewand. Als er es öffnete, fiel ihm der abgeschnittene Kopf eines zwölf jährigen Knaben entgegen. Von der zuständigen Revierwache alarmiert, erschien die Mordkommission am Fundort, die das Paket völlig öffnete und weiter die Leiche eines zehnjährigen Mädchens feststellte. Die Kopfhaut war vollkommen skalpiert, dem Rumpf fehlten die Eingeweide. Inzwischen war bei der Vermißtenabteilung eine Meldung der Bitme Fehle eingelaufen, die seit Sonnabend nachmittag 5 Uhr ihre beiden Kinder rermißte. Der zwölfjährige Schüler Otto Fehse war mit seiner zehnjährigen Schwester am Sonnabendnachmittag 5 Uhr aus dem im Mittelpunkt der Stadt gelegenen Geschäft der Großeltern meggegangen. Die Geschwister sollten beim Paketpoftamt nach einer Sendung fragen. Von diesem Augenblid an fehlte bis zur Auffindung der Zeichenteile jede Spur von ihnen. Die entsetzte Mutter erkannte in dem Inhalt des Palets die zerstümmelten Leichen ihrer Kinder wieder. Der Regierungspräsident von Breslau hat eine Belohnung von 2000 Mart für die Ermittlung des oder der Täter ausgelegt. Nach den bisherigen Feststellungen handelt es sich um einen Luftmord.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
16. Abt. Dienstag, abends 8 Uhr, Funktionärsikung bei Döhlina, Brunnene 79. 20. Abt Seute, Montag, abends 7 Uhr bei Bofe, Roloniefte 15. Funktionärligung.
107. Abt. Alt- Glienice. Mittwoch. 9. Juni, 8 Uhr, bei Thieme, Faltenberg.
1. Bortrag des Genoffen Veters: Bariser Reisecindrücke". 2. Neuwahl des Abteilungsleiters. 3. Bolfsentscheid. Gäfte willkommen.