Einzelbild herunterladen
 
Der Mojlulftieöen unterzeichnet. Der zwölfjährige Kriegszustand England-Türkei   beendet.
Am Sonnabend Ist In Angara zwischen dem britischen  Botschafter Sir Ronald Lindsay   und dem Außenminister der türkischen   Republik  , Ruchdy Bei. unter Teilnahme eines Vertreters des ueugeschasfenco Irak  - Freistaates da« so­genannte Mossulabkommen unterzeichnet worden, durch das im Sinne der Völkerbundsentscheidung das Mosfulgebiet als unabhängiger Staat von der Türkei   losgelöst und dem militärischen Schuh Englands für die Dauer von 25 Jahren anvertraut wird. Die Grenzen des neuen Gebietes entsprechen den schon vor Jahren aus einer Brnsteler Tagung des völkerbundsrat» gemachte« vor- schlügen, bi» aus eine unwesentliche Grenzberichtignng. zugunsten der Türken. Damit ist der F r i e d e n s z u st a n d zwischen England und der Türkei  , der seit dem lzerbst 1914 formell gebrochen war und weder durch den Vertrag von Scvres noch durch den Vertrag von Lausanne  , die die Angoraregierung sich bisher hartnäckig geweigert hotte, zu ratifizieren, wieder hergestellt. Die türkifch« Re» gierung hatte noch vor wenigen Monaten in Genf   durch ihre Ab» gesandten beim Völkerbundsrat mit der größten Entschiedenheit er­klären lassen, daß sie der Abtrewng des Iraks n i e m a l« zu- stimmen würde. Wenn sie sich jetzt eines anderen besonnen hat, so liegt es wohl hauptsächlich daran, daß die wirtschaftliche Log« der Türkei   einen latenten Kriegszustand mit dem britischen  Reich nicht ertragen hoben würde. In den letzten Monaten hotte es die britische   Regierung verstanden, durch Versprechungen auf wirtschaftlichem Gebiete die Angora-Regierung zum Einlenken zu veranlassen. Die Türkei   soll nach dem neuen Abkommen mit 19 Vrozent an den Abgaben aus der Erdölgewinnung des Mossulgebietes betelligt sein, die im übrigen von den vor- wiegend englischen Petroleumgefkllschasten betrieben wird Damit hat das britische   Reich und haben insbesondere die britischen Erdöl  .
interessenten ihr wirtschaftlich, imperial! st isches Ziel im wesentlichen erreicht, und dos ist wohl der Hauptgrund, weshalb das»reue Abkommen von der Londoner Presse mit Überschwang- lichen Worten gepriesen wird. Ein Blatt nennt es sogar dos er- freulichste Ereignis seit dem Waffenstillstand. Weniger erfreut durch diese Vertragsunterzeichnung dürste die amerikanische   Petroleumkonkurrenz sein, die die Festsetzung Englands im Mossulgebict sehr ungern gesehen hat und die eine Fortdauer des latenten Kriegszustandes zwischen England und der Türkei   in Mesopotamien   vorgezogen haben würde. Vor allem aber bedeutet dieses Abkommen einen schweren Schlag für die russische   Außenpolitik, die in ihrem Kampfe gegen das britische   Reich große choffnimgen auf die An- goraregierung gesetzt und noch zu Beginn dieses Jahres einen auf, sehenerregenden Neutralitätsvertrag mit Muflopha Kemal abgeschlossen hatte, dessen Spitze sich offenkundig gegen Lon- don richtete. Nach einer Meldung der TU. soll die Sowjetregierung noch in letzter Stunde einen starken Druck aus die türkische Re- gierung ausgeübt haben, um sie von der Unterzeichnung des Ab- kommens mit England abzuhalten, doch sei man in Angara durch diesen Pressionsversuch lediglich unangenehm berührt worden. Jeden- falls erleidet gegenwärtig die sowjetistische Außenpolitik einen Rück- schlag nach dem andern: Erst kürzlich haben ihre Exponenten in China   und zwar sowohl in Peking   sowie in Kanton Schifs­bruch erlitten und nun folgt auch die überraschende Enttäuschung mit der Angoraregierung! Tschitscherins letzte chosfnung bleibt dem- nach Mussolini  , den er demnächst aufsuchen will, um nach den Mitteilungen eines Vertreters der sowjetrussischen Botschaft in Rom   gegenüber dem FaschistenblatiIinpero" die Bildung eines Blocks der völkerbundfeindlichen Staaten zu vcr- suchen!
entscheid für 1 Pf. zugunsten der Kasse des Ortsverein, oerkauft. Ihre Verhaftung erfolgte durch uniformierte Schupoboomt« wegen unbefugten Geldsammelns und wegen unbefugten Vertriebs von Schriften. Sie wurden zur Polizeiwach« gebracht, wo sie eine Stunde lang festgehalten wurden. Offenbar war die Festnahme aus eine Denunziation hin erfolgt. Der Wachthabende rief inzwischen bei dem stellvertretenden Chef der Polizeidirektion, dem deutsch  » Nation alen Regierungsrat Hartwieg, an und teilte nach einiger Zeit mit, daß der stellvertretende Leiter der Polizei eine Entschei- dung erst abgeben wolle, nachdem er die Broschüre des Genossen Saenger   gelesen habe. Sie wurde darauf durch Radfahrer zur Polizeidirektion geschafft und endlich erhielt der Wachthabende von dort die Weisung, die beiden Festgenommenen nach Ausnahme eines Protokolls zu entlassen, aber die noch vorhandenen vier S a en g e r> B ro s ch ü r en und 93 Flugblätter zu be- schlagnahmen. Die beiden Genossen erklärten sofort zu Proto- koll, daß sie hiergegen Verwahrung einlegen. Da sehr viel« Schupo- beamte in jenen Quartieren unterwegs waren, kann man als sicher annehmen, daß eine regelrechte Razzia auf die Flugblattverteiler gemocht wurde. Die sozialdemokratische Landtagsfraktion wird sofort die geeigneten Schritte unternehmen, um die Broschüren und die Flugblätter wieder zu erhalten. Der ganze Vorgang zeigt aber, welch verbissene Gegner des Volksentscheids in der braunschweigischen Polizeidirektion und in der braunschweigischen Stahlhelmregierung sitzen.,_ Zlaggenfrage- Volks entscheiö. Die Reichsregierung beschäftigte sich am Montag nachmittag in einer Kabinettssitzung u. a. mit der Flaggenfrag« und der Fürstenabfindung. Wie wir erfahren, wurde das Kabinett sich dahin schlüssig, das Material, das sie zur Flaggensrage gesammelt und gesichtet hat. dem Aussichuß zu unterbreiten, der demnächst aus Parlamentariern. Heraldikern usw. zusammengesetzt zu­sammentreten und Dorschläge ausarbeiten soll. Die Reichsregierung selbst hat sich einstweilen für keinen der zahlreichen ihr zuge- gangenen Floggenentwürf« festgelegt. In der Frage der Fürstenabfindung will die Regierung nach Zusammentritt des Parlaments in den nächsten Tagen sich mit den Führern der Regierungparteien in Verbindung setzen, um zu sehen, ob und was für ein Kompromiß möglich ist.nochoordem Volksentscheid l Strejemanns Sonüeraktion. Sofortige Durchführung der Flaggenverordnung. Als die Regierung Marx das erstemal vor den Reichstag trat, ließ sie durch den Mund des Reichskanzlers erklären, daß die Flaggenverordnung, wie es der Reichskanzler Luther be- reits angekündigt hotte, erst dann durchgeführt werden sollt«, wenn alle deutschen   Missionen nicht nur im Besitz der Verordnung, sondern auch des Fahnentuches gelangt, sein würden. Man rechnete in Regierungskreisen alsZeitpuntt zur Verwirklichung der Verordnung die ersten Septembertage und gab sich den Anschein, daß bis dahin die Einheitsflaggc erfunden ist und so eine Durchführung der Verordnung nicht mehr in Frage kam- men würde. Inzwischen hat sich der Reichs o u ß e n m i n i st e r er- laubt, gegen die Erklärungen der Reichsregierung zu handeln und vollendete Tatsachen zu schaffen. Es bestätigt sich nämlich, daß in Nordamerika  , Spanien   und Schweden  , wo in diesen Tagen deutsche   Schisse der Reichsmarine angelaufen sind oder noch anlausen werden, die schwarzweißrote Fahne nicht etwa gehißt werden darf, sondern gehißt werden muß. Angesichts dieser Totsachen fragt sich, ob der Reichstag dafür da �ist. Erklärungen der Regierung entgegenzunehmen, die später nicht gehalten werden? Unser �Scheinlieg". Ter Kastenjammer der Rechtspresse über die Mecklen» burger Wahlen. Mit verbissener Wut muß die gesamte gegnerische Presse zugeben, daß die Sozialdemokratie aus dem mecklen- burgischen Wahlkampf als einzige Siegerin hervorgegangen ist. Selbst ein Verschweigen der Größe der Nieder- läge, wie es zu einem Teil versucht wird, Hilst nichts mehr. Die Sozialdemokratie hat den Kampf gewonnenwieder auf Kosten der Rechtsparteien". Es ist ein schwacher Trost, wenn die.Kreuzzeitung"mit Gott für König und Vater- land" das Wahlergebnis so auslegt, daß jetztnur ein Gleich» gewicht der Kräfte" vorhanden fei und glücklicherweise es des- wegen«eine Lösung des innerpolitischen Machtstreites auf parlamentarischem Wege nicht mehr gibt". Die Deutschnationalen verraten damit nur, daß sie dieStaats- k r i s e" und die gewaltsame Austragung von inner- politischen Gegensätzen überall d o für notwendig halten, wo s i e aus der Regierung herausgedrängt werden. Das wird ihnen in anderem Zusammenhang bei der Besprechung der angeblich von der Linken provoziertenPrÄidentenkrise von derG e r m a n i a" deutlich bescheinigt. TsHe schreibt über die Machenschaften dieser Putschisten: .Diese Drohungen beleuchten die revolutionäre« Tendenzea derer, die nicht gewillt sind, einen Zustand ruhig hinzunehmen, der sie selbst nickst in dem Besitz der Macht sieht... Sie haben sich noch immer nicht daran gewöhnt, den Staat nicht als ihre ausschließlich« Domäne zu betrachten. Sie haben sich einzufügen in das ' Etaatsganze, auch wenn Regierungen am Ruder sind, die ihren l Herzenswünschen nicht entsprechen und die auf l e g i t i m e Weise zu beseitigen sie niemand hindert." In Mecklenburg   sind die Deutschnattonalen jedenfalls durch die Wahl am Sonntag aus der Regierung endgültig beseitigt.Die Regierung Brandenstein ist weggefegt." Es gibt keine Kombination in dem neuen mecklenburgischen Land- tag mehr, die den Deutschnationalen die Ausübung der Macht weiter ermöglicht. Mit den Völkischen und selbst mit der Volkspartei zusammen befinden sie sich im neuen Landtag in einer hoffnungslosen Minorität. Es gibt nur eine Möglichkeit der Regierungsbildung unter sozialdemokratischer sführung. Die sozialdemokratische Fraktion wird mit 21 von SO Mandaten das weitaus stärkste Machtzentrum darstellen und um sie werden sich die Splitter gruppieren müssen, die links von den Deutschnationalen und der Volkspartei noch eine Reihe von Mandaten errungen haben. Die Rechte weiß den politischen Sinn dieser Wahl sehr wohl einzuschätzen. Schmerzbewegt stellt StresemannsTägliche Rundschau" fest: .Dos Ergebnis, soweit es bis jetzt feststeht, sst schon beachtens- wert genug, da es die Hoffnungen der Linken stark anzuschwellen geeignet ist." Am allerunangenehmsten ist der Rechten der Rückgang der kommunistischen   Stimmen. Wie gewöhnlich plau- dert das dieDeutsche Zeitung" aus, die auf die geniale Idee rekommen ist. ihre Mecklenburger Trauermeldung mit der jchöneo Ueberjchrist:Sozialistijcher Scheinjieg" zu vep.
sehen. Sie findet, daß die Niederlage der Kommunisten wohl dos Ueberraschendste" ist. Die schöne Zeit des Ballspielens geht eben zu Ende. Was macht die Reaktion, wenn sie niemand mehr hat, dem sie links von der Sozialdemokrasie die Bälle zuwerfen kann? Dann muß sie einpacken. Das nennt sie dann in ihrer Sprache S t a a t s k r i f e". Nur wird sie niemand finden, den sie mit solch albernen Drohungen bange machen kann. * Schwerin  . 7. Sinti.  (Eigener Drahttiericht.) In unterrichteten Kressen oerlautet, daß die drei Wirtschaftsparteiler bereit sein sollen, neben dem demokratischen Abgeordneten und dem Mieterparteiler mit d« r Sozialdemokratie ein« Re» gierung zu bilden.
. Der hannoversche Stuüentenskanöal. Auszug nach Braunschweig  . Lrannschiveig. 7. Juni.  (Eigener Drahtbericht.) Am Montag trafen nr Braunschweig   mit Extrazug 14<X) Studenten der Technischen Hochschule Hannover ein, um hier mit ihren braun- schweigischen Kommilitonen zu beraten, was man gegen die Be- schlüsse des preußischen Kultusministeriums im Fall L e s s i n g unternehmen könne. Ihr Einzug wurde durch einen starken Platz- regen, de? ihre nationalistischen Leidenschaften schnell abkühlte, arg gestört, zumal die Haltung der braunschweigischen Studentenschaft keineswegs einheitlich ist. Auch eine starke Minderheit der Hoch­schullehrer Braunschweigs wendet sich gegen die Rodaustudenten. So äußerte sich z. B. Prof. Dr. F ö p p l- Braunschweig: .Die Studierenden der Technischen Hochschule Hannooer haben da» Recht, die Dorlesungen, die ihnen nicht zusagen, zu meiden. Da» ist akademische Berussfreiheit. Sie maßen sich aber das Recht an. Borlesungen eines Dozenten, der ihren Anstoß erregt hat, ge- wollsam zu verhindern, und das ist«in A n g r i s f aus die a k a- demische Lehrfreiheit. Es stände schlimm um alle aka- demischcn Lehrer, wenn den Studierenden wirklich das Recht zuge- standen würde, das Abhallen der Vorlesungen von mißliebigen Pro- fessoren zu verhindern. Schon der Gedanke, daß man bei Abhollung von Dorlesungen vom Wohlwollen der Studenten a b- hängig sein soll, wäre ttef beschämend für jeden akademischen Lehrer. Auf einem solchen Boden könnte keine Wissen- s ch a f t gedeihen, die sich in der Welt behaupten könnte." Der Dorsitzende der Braunlchweiger Studentenschaft hatte eine Sympathiekundgebung nach Hannooer abgehen lassen. Auch dieses Vorgehen wurde von einem Teil der Swdentenschaft getadelt. Am Montag abend sind die Studenten wieder mit Extrazug zu den heimischen Bierseideln Hannover  , zurückgekehrt. Hannover  . 7. Iunt.(Eigener Drahtbericht.) Der Studenten- krawall an der Technischen Hochschule hat sich nunmehr zu einem Skandal ausgewachsen. Die Mehrzahl der Studenten will einen achttägigen Streik durchführen, der größte Teil der Vor- lesungen und Uebungen ist bereits eingestellt worden. Pro- fesior L e s s i n g beabsichtigt trotz des Streiks eine Vorlesung ob- zuhalten. Das Rektorat der Hochschule hat im Einverständnis mit dem Oberpräsidenten R o s k e, der genügend polizeilichen Schutz zur Verfügung gestellt hat. alle Maßnahmen getroffen, um Pro- fesior Lessing   vor Tätlichkeiten auf dem Wege zur Hochschule zu schützen. Wie Oberpräsident Roste erklärte, sind alle Maßregeln getroffen, um mit Schärfe durchzugreifen, falls die Studenten sich neue Ausschreitungen zuschulden kommen lassen.
Serlepsch Seifetzung. Leiparts Dank der Gewerkschaften. Am Sonnabend wurde in Seebach  , Kreis Langensalza, der ehe- molige preußische Handelsminister von Berlepsch beigesetzt. Nach der eindrucksvollen kirchlichen Leichenfeier in der Dorfkirche begleitete ein stattlicher Leichenzug den Toten durch die Dorfstraßen zu dem Privatfriedhos im Schloßpark, wo der Verstorbene neben seinen beiden im Kriege gefallenen Söhnen bestattet wurde. Am offenen Grobe sprach zunächst der Vorsitzende der Gesell- schaft für soziale Reform, Präsident des Sächsischen Der- wallungsgerichte» von N o st i g, der Berlepsch als den Gründer der Gesellschaft und erfolgreichen Förderer ihrer Bestrebungen feierte. Anschließend sprach der Generalsekretär des Volksvsreins für das katholische Deutschland   Dr. Hohn, der die Teilnahme der katholischen Bevölkerung zum Ausdruck brachte. Im Namen der Gewerkschaften aller Richtungen bekundete alsdann Genosse L e i p a r t die Teilnahme der deutschen  organisierten Arbeiter und Angestellten an dem Hingang des Mannes, der als Erster unter seinesgleichen schon in frühester Zeit nicht nur ein warmes Herz für die Nöte der abhängigen und unterdrückten Arbetterschaft gezeigt, sondern auch machtvoll In schwieriger Zeit für den gesetzlichen Arbeiterschutz gewirkt habe. Freiherr von Berlepsch Hab« nicht nur als Mensch, sondern auch als Staatsmann
sich als Freund der Arbeiter erwiesen. An den Fortschritten der Sozialpolitik in Deutschland   habe er einen großen Anteil, und der gesetzliche Arbeiterschutz sei durch sein machtvolles Eintreten stark gefördert worden. Aber auch der Mut und das Vertrauen der Arbeiterschaft zur e i g«n e n K r a f t und der Glaube an die Erfolg. Möglichkeit der gewerkschaftlichen Organisationen sei durch das Auftreten von Berlepsch gestärkt worden. So seien die organisierten Arbeiter und Angestellten dem Derstorbenen zu gro- ßem Dank verpflichtet. Im Namen des preußischen Hondelsministe- riums würdigte dann Staatssekretär Dönhoff Herrn von Ber- lepsch als Staatsmann und widmete ihm auch namens der Beamten» schaft warme Worte des Dankes für sein vorbildliches Wirken. Zusammentritt öes völkerbunüsrats. Mello-Franco demonstriert. Ter neue anglo-türkische Vertrag genehmigt. Gens. 7. Juni.  (Eigener DrahtlBricht.) Die am Montag ab- gehaltene Eröffnungssitzung des Dölkerbundsrates brachte eine Ueberraschung, indem der brasilianische Natssitz leer blieb und Herr Mello-Franco mittellen ließ, daß er wegen U n p ä ß- l i ch k e i t der Sitzung nicht beiwohnen könne. Man hat es hier zweifellos mit einer kleinen Demonstration zur Ratssitzfrage zu tun, die jedoch auf die Ratsmitglieder keinen großen' Eindruck gemocht haben soll. Das wichtigste Ergebnis der Sitzung war neben der Genehmi» gung einiger Berichte über unbedeutendere Angelegenheiten eine nicht auf der Tagesordnung stehende Erklärung Chamber- l a i n s über den Abschluß des Berstöndigungsoertrages zwischen England, der Türkei   und dem Irak  . Der Vertrag sieht eine kleine Aenderung der Brüsseler Linie als endgültige Mossul  -, Grenze zugunsten der Türkei   vor. Die genaue Festsetzung der ganzen Grenze soll bald vorgenommen werden, wobei der schwci- zerijche Bundespräsident als Schiedsrichter zur Beilegung evtl. Meinungsverschiedenheiten amtieren soll. Der Vertrag wurde vom Bölkerbundsrat einstimmig genehmigt. Die nächste öffent- liche Ratstagung findet am Mittwoch statt.
Zwangswirtschaft in Zrankreich. Einfuhr- und Berbrauchsbeschränkungcn geplant. parls, 7. Juni.  (Eigener Drahtbericht.) Die Kommentore zu dem Beschluß de» Ministerrats am Sonntag, Maßnahmen zur Einschränkung derEinfuhr und desVerbrauchs zu ergreifen, gehen stellenweise bis zu der Vermutung, daß die Re- gierung die Wiedereinführung der Brotkarte erwäge. So weit- gehenden Charakter dürften die Maßnahmen voraussichtlich aber nicht haben. Trotzdem scheint Frankreich   eine neue Periode von einem gewissen Zwangswirtschaftscharakter einleiten zu wollen, dte man jetzt schon allgemein mit den Worten Eaillaux':Die große Bußzeit" betitelt. Welche Maßnahmen die Regierung im einzelnen zu ergreifen gedenkt, steht noch nicht fest. Darüber soll der von der Regierung eingesetzte Arbeitsausschuh, bestehend aus vier Ministern, beraten. Die Blätter kündigen gewisse Maßnahmen zur E i n s ch r ä n- kung de» Brot- und Fleischverbrauchs sowie zur R a- tionierung der K o h le und des Benzins an. Nach dem �Zntranfigeant" schlägt Arbeitsminister de Monzie u. o. vor, durch eine bessere Ausnutzung der deutschen   Sach- lieserungen die französischen   Käufe im Auslande zu vermin- dern. Ferner soll de Monzie für die Einführung gewisser Einschrän- kungen des Imports von L u x u e erzeugnissen sowie von Anthrazit eintreten. Für Dienstag ist die erste Sitzung des Arbeitsausschusses angesagt. Seine Aufgabe ist um so schwieriger, als Frankreich   bei dem Bestreben, seine Käufe im Ausland zu vermindern, darauf be- dacht sein muß, nicht Gegenmaßnahmen anderer Staaten gegen die französische   Ausfuhr auszulösen. Weiterer Frankensturz. B-ris. 7. Juni.  (TU.) Di« Deoisenhausse an der Pariser Börse schreitet fort. Der Dollar notierte bei Bärsenschluß 22,97, das Pfund 160,10._
Morüprozeß Zanibon!. Mussolinis Attentat. Rom  . 7. Juni.(WTB.) Wie verlautet, hat der Generolstaats- anmalt der Anklagekammer im Fall« Zaniboni vorgeschlagen. Zaniboni wegen versuchten und überlegten MordesanMusso- l i n i anzuklagen und ihn sowie fünf weitere Angeklagte, darunter General Cabcllo, unter der Anklage der Verschwörung gleich- falls vor den Richter zu stellen. Gegen fünf andere Personen wurde vom Staatsanwalt die Anklage fallen gelassen. Unter den letzteren befindet sich auch der Großmeister der italienischen Freimaurer,