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langen es wird dabei von einem Locarno des Oftens be, sonders viel gesprochen, hat zunächst zeigen wollen, daß fie in Bessara bien besonders beliebt" ist. Dieses Ländchen zwischen Pruth und Dienestr ist während der Wahlen direkt vergewaltigt worden, um ihm die Möglichkeit zu nehmen, die so oft für die Bauernpartei bewiesene Treue nochmals zu bestätigen. Glaubt da jemand in Bukarest im Ernst, daß von einem außenpolitischen Locarno die Rede sein fann, solange im Innern solche Wunden geschlagen werden und an ein innenpolitisches Locarno niemand an maßgebender Stelle denkt?!
Bon der Theiß bis zum Dnjestr , von den Karpathen bis zur Donau herrscht tiefe Trauer im Land. Aperescu hat gefiegt, das Land ist besiegt worden. Die Klagen der Leben den übertönen die der Toten. An seine Geschichte fich erinnernd wird vielleicht aber eines Tages auch der Rumäne die Hand an die Sense, wenn nicht an die Flinte, legen, um der Reaktion den Garaus zu machen, mit ihren eigenen Mitteln, da andere nicht verfangen. Bis dahin kann allerdings sein Herrscher, der Hohenzoller Ferdinand, während der wahren Schlachten, die feine Regierung gegen das Bolt schlägt, weiter große Jagdpartien organisieren und auf der Donau Ausflüge machen.
Deutschnationale Ehrabschneider. Der Geschäftsführer der Deutschnationalen wegen Vers leumdung verurteilt.
Der Fürstenanwalt im Reichstag, Dr. Everling, spielte in der Straffache gegen den Geschäftsführer der Deutschnationalen Partei, Dr. Weiß, eine einigermaßen lächerche Rolle. Er fand in seiner Erklärung und in seinem Plädoyer nicht genügend Worte der Entrüstung über den ,, Borwärts", der feinen Februarbericht über die vertagte Gerichtsverhandlung Deutschnationale Ehrabschneider" betitelte. In Wirklichkeit erbrachte er nur den Beweis dafür, wie richtig der Titel gewählt war.
Die Deutschnationale Schriftenvertriebsstelle G. m. b. 5. gab für die letzte Reichstagswahl die Broschüre Republikanische Muster beamte" heraus. Als republikanische Musterbeamte und Nuznießer der Futterkrippe murde unter anderem auch der Merseburger Landrat, Genosse Guste, genannt. Neben seinem Namen stand zu lesen: Feuerwertsteutnant, Deserteur, Strafverfahren wegen Hochverrats. Während der Wahlen wurde ihm diese Verleumbung entgegengehalten. Das auf seine Beranlaffung gegen leumbung entgegengehalten. Das auf seine Veranlassung gegen Dr. Weiß eingeleitete Strafverfahren wurde als unter die Amnestie fallend niedergeschlagen. Im Oktober bekam dann Genosse Guste auf Bersammlungen dieselbe Berleumdung zu hören. Sie war auch in deutschnationalen Flugblättern zu lesen. Es kam ihm zu Ohren, daß die Broschüre nach wie vor Verbreitung fand. Da bestellte er sich fünf Cremplare durch die Buchhandlung Stollberg in Merses burg und erhielt fie auch wirklich zugeschickt. In der ersten Gerichts verhandlung im Februar erklärte der Angeklagte Dr. Weiß, daß ihn feine Schuld treffe, da er sofort nach der Vernehmung im ersten Verfahren den Befehl erteilt habe, die Verbreitung der
Broschüre zu sperren.
Die gestrige Verhandlung ergab, daß Dr. Weiß seinen Auftrag angeblich an irgendeinen Hilfsbeamten telephonisch erteilt, und daß der Leiter der Versandstelle von dieser Anordnung nichts erfahren hat. Die Broschüre soll der Schriftenfammelstelle ohne irgendeinen Bermert einverleibt worden fein, fonnte fomit auch anstandslos weiter versandt werden.
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Gericht den Vorsiz führte Amtsgerichtsrat Dr. Gayl-, Staatsanwalt und Nebenfläger waren der Meinung, daß Dr. Weiß fahrlässig gehandelt und nichts unternommen habe, die weitere Verbreitung der Berleumdung zu verhindern. Dr. Weiß und sein Verteidiger Dr. Everling waren anderer Ansicht. Jener erflärte, daß er die Sozialdemokratie, die am Berlust des Krieges mie an der Revolution schuld sei, stets nur fachlich bekämpft habe; biefer stürzte sich mit der ganzen Inbrunft seines deutschnationalen Pathos auf das„ korrupte System" der Republik . Die Deutschnationale Bartei lege besonderen Wert darauf, den politischen Kampf mit ,, blanken Waffen" zu führen! Sofern die Behauptung der Broschüre
Rudi.
Von Alfred Fritsche. Rubi ift ein kleiner Profetenfpag- fünf Jahre alt, brei Stäfe hoch, mit einer Stubsnafe im Gesicht, vergnügten Augen und blondem Haar. Sein Vater der tagsüber im Afford in einer Fabrit schuftet hat eine Laube gebaut, die steht draußen vor ber Stadt, zwischen dem Kanal und einem fleinen Kiefernwald.
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An einer hohen Stange flattert eine schwarzrotgoldene Fahne- ste flattert über einem grünen Meer. Blumen, Beerensträucher, Erdbeerbeete, kleine Obstbäume und duftende Holunderbüsche stehen in dem Garten, in dem Rudi mit seinen Eltern den Sommer ver lebt. Nach Feierabend kommt der Vater, hängt das Arbeitszeug an einen Nagel, läuft in Hemd und Hose herum, läßt sich die Knochen von der Sonne bescheinen und pusselt hier ein bißchen und dort ein bißchen. Und wenn die Sonne rotglühend hinter den Häusermaffen der nahen Stadt versintt, setzt er sich auf die Bank unter dem Holunderstrauch und spielt auf der Harmonifa.
Abends glimmt eine kleine Lampe in der Laube. Des Nachts find nur die Sterne über ihr. Vater, Mutter und Rudi schlafen. Die Fenster stehen offen und die kühle Nachtluft duftet nach Erde,
Blättern und Holunderblüten.
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Die drei schlafen... Bis irgendwo ein Hahn träht... Bis Bater zu Arbeit muß... Dann besteigt Rudi sein Schiff... Das hat ihm der Vater gebaut. Aus Sand und Holz. Genau so, wie es Rudi haben wollte. Es ist ein ganz modernes Schiff. Mit einem richtigen Verdeck. Mit einer Antennenanlage aus Wäscheleinen. Da mit Rudi fragen kann, wohin er fahren soll, ob es einen lieben Bott gibt und ob er oder wer?„ Das Leben gemacht hat"? Das Schiff hat ein Steuerrad. Das ist ein alter Kochtopfdeckel, der sich auf einem Stocke dreht. Immer ringsherum. Das genügt. Die Welt ist rund und muß sich drehen. Das hat Rudi von seinem Bater gelernt. In einen Kaffeetrichter ruft Rudi" Stopp!" oder Welter!" hinein. Er muß sich sehr vorsehen, damit er nicht Purzel" überfährt. Der ruht am Ufer", gleich neben dem Schiff. Er meiß nicht, was er dem Rudi für Sorgen macht. Denn Burzel ist ein Hund ein toter Hund. Stiefmütterchen neigen ihre blauen und gelben Samtblätter über seinen fleinen Grabhügel. Rudi fährt am toten Burzel vorüber. Den Kochtopfdeckel dreht er dann immer sehr schnell... Sein Schiffsmaft ist ein Baum, ein richtiger, grüner Baum. Dreimal so hoch wie Rudi, mit vielen 3meigen und grünen Blättern, die im Winde rauschen und schwirren. Vor diesem Mastbaum steht Rudi, die Hand wie ein erfahrener Seemann über die Augen gelegt, und späht über's Meer. Ueber das grüne Meer der Laubenkolonie. Wir fragten ihn, ob er in Schulzes Garten, der gleich nebenan liegt, hineinfahren mill? Quatsch!", sagte Rudi, ich fahre mit mainem Schiff in die weite Welt, ich fahre solange, bis ich groß bin
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In Bezug auf den Rebentläger Guste nicht richtig fel, wäre der An-| Kartellausschusses beim Reichswirtschaftsministerum abgewartet wer geklagte bereit, eine entsprechende Ehrenerklärung zu geben. In den, ehe sich der Reichstag mit der Sache befaßt. Natürlich war Wirklichkeit aber bebeutete diese Ehrenerflärung nichts mehr und dieser Wunsch das Stichwort der Rechtsparteien, um nurt nichts weniger als eine neue Beschimpfung der Hunderte von Ge- ihrerseits allerhand Schwierigkeiten zu konstruieren, die angeblich der noffen, die in der Broschüre aufgezählt waren. Es hieß darin, daß Behandlung der Kartellfrage entgegenstehen sollten. Auffallender die Verleumdungen, die gegen diese Genossen erhoben werden, weise fanden sie dabei die lebhafteste Unterſtügung bei dem demokra richtig seien. tischen Abg. Dr. Hummel. Dieser scheint nicht zu wissen, daß sein Reichstagstollege Schneider fürzlich in einer Konferenz in Cott bus die schwersten Angriffe gegen die Kartellpolitik gerichtet hat. Schneider verlangte die Abkehr von den Kartellen, wenn Abhilfe in der Wirtschaftsnot geschaffen werden solle.
Gen. Guste lehnte jeden Bergleich ab. Dr. Everling glaubte darauf die Position des Verklagten dadurch erleichtern zu fönnen, daß er sich den Inhalt der Broschüre zu eigen machte, die u. a. auch von Ebert, Braun, Severing, Sollmann u. a. m. als von Nußnießern der Futterkrippe" und vom Reichstagspräsidenten Löbe als bestraften Minister" spricht. Ein Arbeiter habe überhaupt nicht das Recht, im Staate irgendeine Rolle zu fpielen.
Das Gericht überging die lächerlichen Ausführungen des deutschnationalen Reichstagsabgeordneten mit Stillschweigen, und der urteilte Dr. Weiß laut§ 21 des Preßgefeßes, gemäß dem Antrage des Staatsanwalts, 3 u 1000 m. Gelb ftrafe. Genossen Gusfe wurde außerdem das Recht der Publikation des Urteils in der Deutschen Zeitung", im„ Borwärts" und im Kreisblatt in Merseburg zugesprochen.
Die kommunistische Niederlage. Die Note Fahne" über die Mecklenburger Wahlen. Das Zentralfomitee der Kommunistischen Partei fann an der Tatsache der fatastrophalen Niederlage in Mecklenburg beim besten Willen nicht mehr vorübergehen. Im alten Landtag perfügten die Kommunisten noch über neun Mandate gegenüber 15 Mandaten der Sozialdemokratie. Im neuen Landtag ist das Verhältnis 3:21. Während die Kommunisten also bisher mehr als halb fo start waren wie die Sozialdemokratie, ist ihr Einfluß jezt auf ein Siebentet zusammengeschrumpft. Die Rote Fahne " muß deswegen auch feststellen, daß die Sozialdemokraten als einzige Partei im Wahlkampf erfolgreich abgeschnitten haben, und daß fie mit über 100 000 Stimmen im Landtag an der Spige stehen.
Um diese Tatsache zu bemänteln, gibt das Zentralfomitee der RPD. eine langatmige Erklärung, die aber an den entscheiden. den Dingen vollständig vorübergeht. Das Ansteigen des tommu nistischen Einfluffes mar genau wie das Anwachsen der reaktionären Welle eine Inflations erscheinung. Seit der Stabilisierung der Unterbrechung zurückgegangen. Die furchtbare Arbeitslosigkeit hat Berhältnisse ist die kommunistische Bewegung ständig fast ohne jede ihr vorübergehend einen kleinen Auftrieb gegeben. Aber die Tendenz zum Rückgang hat nichts aufhalten fönnen. Der Hin weis auf die beſſeren Preſſe- und Organisationsverhältnisse der Sozialdemokratie perfängt absolut nicht, denn in Mecklenburg verfügt auch unsere Partei nur über ein einziges Organ. Die Arbeiter schaft wendet sich eben immer mehr wieder der Sozialdemokratie zu, weil sie ihre Interessen wirklich vertreten sehen will und meil sie von dem hemmungslosen Radikalismus der Kommunisten sich nicht das geringste mehr verspricht.
Man kann niemandem zumuten, daß er sich selbst aufgibt. Beim Zentralfomitee der KPD. fehlen außerdem für solche Einsicht alle Boraussetzungen. Vielleicht sehen aber doch in einer stillen Stunde manche Kommunisten ein, daß die Rolle des Köters, der hinter der Sozialdemokratie herfläfft, auf die Dauer feine Befriedigung bieten fann.
Angst vor der Kartellkontrolle. Quertreibereien im volkswirtschaftlichen Reichstagsausschuß.
Im Volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstags sollte am Dienstag über Maßnahmen zur Kontrolle der Kartelle per handelt werden. Die sozialistische Reichstagsfraktion hat eine Entschließung dazu eingebracht, in der eine Reihe von Vorschlägen für die Kontrolle gemacht werden. Diese Entschließung stand zur Ver handlung. Aber es kam zunächst nicht dazu. Die Reichswirtschaftsministerium wünschte, daß erst die Verhandlungen der Enquetetommission und die Untersuchungen des kleinen
und wo ich aussteige, weiß ich noch nicht. Ein roter Wimpel meht am grünen Mastbaum seines Schiffes.
Rudi wird's schon schaffen. Denn er sieht nicht nach links und nicht nach rechts; er fährt an dem toten Purzel vorüber, er fieht nicht Schulzes Garten vor sich, er steht fröhlich am grünen Mastbaum und ruft in den Kaffeetrichter hinein:„ Vorwärts, immer vorwärts!"
Strahlen aus dem Weltenraum.
Kolhoerster Ueber die von ihm entdeckten neuen Strahlen, die aus dem Beltenraum zu uns gefommen, fprach Dr. Rolboerft er in der Physikalischen Gefellschaft. Unter den von radioaktiven Substanzen ausgesandten verschiedenen Strahlen, die man als Alpha, Beta- und Gamma- Strahlen bezeichnet, sind die letzten die härtesten. Das bedeutet, fie haben das größte Durchdringumasver mögen. Die Strahlen verraten sich durch ihre Fähigkeit, Gafe zu ionisieren, d. h. elektrisch leitend zu machen, wobei fie ihre Energie verbrauchen. Während aber die Alpha- Strahlen ihre Energie schon nach Durchfeßen eines Blattes Schreibpapier verlieren, die Betha Strahlen schon nach Durchdringung einiger Millimeter Metallblech, iſt es bei den Gamma- Strahlen erst nach einigen Dezimetern Metall der Fall. In einem allseitig luftdicht geschlossenen Zylinder aus drei Millimeter bidem Binkblech fönnen also von außen mur Gamma- Strahlen eintreten Man beobachtet sie durch ihre Wirkung auf ein eingeschlossenes Elektrometer, das man von außen aufladen und ablesen fann. Schließt man nun auch alle Gamma- Strahlen durch Umgeben von diden, alle Strahlen abhaltenden Schichten aus, 3. B. durch Einsenken des Gefäßes in Wasser, so zeigt sich doch noch stets eine geringe fogenannte Reftstrahlung, die aus der Erde 34 ftammen schien, da sie mit der Höhe abnahm. Als Kolhoerster aber im Freiballon zu großen Höhen aufstieg er gelangte in den Jahren 1908 und 1909 bis zu 9300 Meter Höhe- nahm diese Strahlung zwar anfangs langsam ab, dann aber von 1800 meter an wieder langsam und später von etwa 5000 Meter Höhe an sehr ftart zu. Die 1914 peröffentlichten Ergebnisse Kolhoersters, worin er diese neue Strahlung als höhenstrahlung" bezeichnete, begegneten fehr startem Zweifel, wurde aber burch neue Verfuche, die Kolhoerster dank der Unterstügung von Prof. Nernst im Jahre 1922 wieder aufnehmen konnte, ganz unwiderleglich bestätigt.
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Ueber die Herkunft diefer Strahlen, die jetzt gewöhnlich als Ultra X". oder Ultra Gamma Strahlen“ bezeichnet werden, hat er eine merkwürdige Hypothese aufgestellt. Sie zeigen nämlich in ihrer Stärke eine deutliche Anhänglichkeit von dem Stand der Milchstraße , von der sie also herzukommen scheinen. Deshalb vermuten Kolhoerster und Nernst, daß sie von junger, erft im Ent. stehen begriffener Materie oder sich bildenden Atomen ausgehen, die in Billionen von Jahren sich zu Nebelmassen und Sonnen Bote war, der uns von dem Geschehen im Weltall Kunde gab, inftemen entwickeln. Während bisher der Lichtstrahl der einzige scheint in diesen Strahlen ein weiteres bedeuten des Hilfsmittel der Forschung entstanden zu sein. Interessant ist, daß der amerikanische Forscher Millitan irok der von anderen bestätigten Ergebnisse Kolhoersters die Existenz
Die Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion im Ausschuß wandten sich zum Teil mit sehr scharfen Worten, gegen den neuen Verfuch, die eminent wichtige wirtschaftliche Frage, die die Inter effen von Millionen berührt, von der Verhandlung fernzuhalten. Der Antrag sei dem Ausschuß überwiesen worden und dieser hat die Pflicht, über ihn zu verhandeln. Der Reichstag dürfe sich nicht durch Verhandlungen, die an anderer Stelle stattfinden, daran hindern lassen, selbst zu der Kartellwirtschaft Stellung zu nehmen. Denn ehe der Enqueteausschuß zu einem Ergebnis kommen werde. würde wahrscheinlich eine lange Zeit vergehen. Es gelte aber bei den Berhandlungen im Reichstag zu untersuchen, inwieweit schon vor einer allgemeinen Aenderung der Kartellgesetzgebung Einzelheiten gebeffert werden könnten.
Diese Ausführungen verfehlten ihren Eindrud nicht. Die Bere treter des 3entrums schloffen sich der Bertagung auf unbestimmte Zeit nicht an; fie beantragten nur die Verhandlungen noch ein paar Tage auszusehen, damit sie Zeit bekommen, erst einmal unter sich zu der von uns eingebrachten Entschließung Stel lung zu nehmen.
Der Antrag, auf unbestimmte Zeit zu vertagen, wurde also gegen die beiden Rechtsparteien abgelehnt. Die Verhandlung über die fozialdemokratischen Vorschläge wird also in den nächsten Tagen beginnen.
Der Verfassungskampf in Bayern . Die Pläne der Reaktion vorläufig gescheitert. München , 8. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Im bayerischen Landtog war am Dienstag nachmittag ein großer Tag". Es stand die entscheidende Abstimmung über den bekannten verfassungsändernden Antrag der vereinigten Reaktion auf der Tagesordnung, die darauf abzielt, den monarchistischen Bar Aussichten noch recht unsicher. Die Spannung stieg deshalb aufs teien weitere Machtpositionen einzuräumen. Bis zuletzt waren die höchfte. Im legten Augenblick wurde der Plan der Reaktion durch die Stimmenthaltung des dem linken Flügel des Bauernbundes angehörenden Abgeordneten Klarhauser und die ein- Stimme eines wilden Abgeordneten vereitelt. Die Verfaffungsstürzer fonnten die erforderliche Jahl von 86 3aStimmen nicht erreichen. Die Auszählung ergab 85 Ja, 37 Rein und eine Stimmenthaltung. Unter dem lebhaften Bravo und Hände flatschen der Linken verkündete der Präsident dieses Ergebnis, wäh rend die Drahtzieher des dunklen Planes wie begossene Bubel ab30gen.
Uebernationaler Zollkampf.
Prag . 8. Juni,( WTB.) Im Budgetausschuß des Abgeordneten hauses wurde heute der auch von dem Bund der deutschen Landwirte und den deutschen Chriftlichsozialen unterstüßte Initiativ antrag der tschechischen bürgerlichen Parteien, der feste Zölle für landwirtschaftliche Produtte an Stelle der gleitenden Zollfäße einführt, nach mehrstündiger Obstruktion der Der Antrag ge sozialistischen Parteien angenommen. langt in der morgigen Blenarsigung des Abgeordnetenhaufes als erster Bunft zur Beratung.
Der Abschluß des deutsch - dänischen Schiedsvertrages hat einen sehr freundlichen Briefwechsel des Reichsaußenministers mit dem stellvertretenden dänischen Außenminister Genossen Stauning veranlaßt.
| dieser Strahlen hartnäckig leugnete, bis er in jüngster Zeit durch eigene Beobachtungen zu denselben Ergebnissen fam, mum aber diese Strahlen als von ihm neu entdeckt ausgibt und die Berdienste feiner Borgänger, vor allem des eigentlichen Entdeckers, mit feinem Wort erwähnt. Nun, die Wissenschaft ist international und ihr Fortschritt hängt glücklicherweise nicht ab von fleinen menschlichen Eitelkeiten und Eifersüchteleien ihrer Bertreter, B. Bt.
Unser neuer Roman. Wir beginnen heute mit der Veröffent. lichung der neuesten Arbeit des deutsch - merikanischen Dichters B. Traven , des Verfassers der Baumwollpflücker", die wir vor einem Jahre brachten. Die Handlung des Wobbly jchließt na an die der Baumwollpflücker" unmittelbar an, ist aber auch ohne deren Kenntnis verständlich. Zur Erklärung des Titels bemerken wir, daß man im amerikanischen Sprachgebrauch unter" Bobbly" einen Menschen versteht, der die Eigenschaft hat, überall, wohin er auch fommt, absichtlich oder unabsichtlich Unruhe zu stiften.
Theaterstandal in Köln . Der Berliner Kammerfänger Michael Bohnen , ber zurzeit in Köln ein Gaftfpiel gibt, sang am Montag den Hans Sachs in den Meistersingern. Nach dem ersten Aufzug wurde mitgeteilt, daß der Gaft wegen stimmlicher Unpäßlichkeit nicht weiterfingen fönne. Es tam hierauf zu stürmischen Entrüstungs fundgebungen. Das Orchester mußte das Spiel unterbrechen, da unter Johlen und Pfeifen Schluß verlangt wurde. Generalintendant Remond fonnte erst nach längeren Bemühungen die erregten Zuschauer beruhigen. Er erflärte, daß Bohnen sich außerftande fühle, bie anstrengende Partie durchzuhalten. Wer die Borstellung ver laffen wolle, erhalte sein Eintrittsgeld zurück. Darauf verließ ein Teil der Besucher das Haus. Die Vorstellung konnte dann mit einem anderen Darsteller zu Ende geführt werden. Ein alter Operettenschlager. Aus der vor Jahren mit großem Erfolg aufgeführten Wiener Operette Ein Herbst manöver fällt uns zufällig ein natürlich ohne jeden bestimmten Anlaß vielgesungener Schlager ein. Der Kompaniefeldwebel tritt vor die Rampe und fingt: ,, Das ist mein Freund der Loeb'l, Für den hab' ich ein Faible. Alles mach' ich nur für ihn. Geh' mit ihm durch dick und dünn. Ich bin der Freund von ihm!"
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Ballell- Mafineen der Staatsoper. Um dem Ballett im Spielplan gröhere Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten, follen an Sonntagen Ballettmatineen aut boltstümlichen Breisen( Einheitspreis 1 M.) stattfinden. Die erste am 18... bringt eine Wiederholung der Ballette Don Morte" und Pulcinella.
Eine Borlesung über Organisation und Technit des deutschen Zeitungs Bolitit, Schinkelplak 6. wesens beginnt Dr. Dobijat, ber befannte Fachmann für Beitungs funde, heute, nachmittage 5 Uhr, in der Deutigen hochschule für ist unentgeltlich. Der Besuch der beiden ersten Borlesungen
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Thren Austriff aus dem Deutschen Bühnenverein haben die Berliner Theaterdirettoren Meinhardt, Barnowsty, eugen Robert und Friedmann Fredrich erklärt,
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