Einzelbild herunterladen
 

Nr. 266 43.Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Die Verwaltungsorganisation für Groß- Berlin.

Eine Aussprache bei der Haushaltsberatung in der Stadtverordnetenversammlung.

Die Berliner Stadtvererdneten setzten gestern die Stadthaushaltberatung fort. Die im ganzen nicht sehr cufregenden Verhandlungen wurden durch zwei Zwischenfälle belebt, die von ungleicher Bedeutung waren. Der deutschvölkische Knüppel. Runze leistete sich wieder mal eine unverschämtheit und holte sich dafür bei unserem Genossen Reuter die verdiente Stäupung. Wichtiger war eine von den Deutschnationalen herbeigeführte Aussprache über die Berwaltungsorgani fation für Groß- Berlin. Hier erklärte Oberbürgermeister Boß, daß auch der Magistrat eine Aenderung des Gesezes Groß- Berlin für notwendig hält und baldigst Borschläge dazu machen wird. Gegen die Bertrauensseligteit, mit der Herr Böß feine Hoffnungen auf den Breußischen Landtag septe, wandte fich Genosse Reuter. Bon dieser Instanz, deren Feindseligkeit gegen Berlin bekannt ist, habe man gewiß nichts Gutes zu erwarten. Unser Redner wies bei dieser Gelegenheit auf das Eintammersystem für die Gemeinden hin, das bei der Reform der Städteordnung angestrebt werden müsse und von dem eine Vereinfachung zu erhoffen sei.

eine Erklärung

In der außerordentlichen Stadtverordnetenverfammlung gab por Eintritt in die Tagesordnung Stadtverordneter Genosse Flakan folgenden Inhalts ab: In der Sigung der Stadtverordnetenver fammlung am 29. April d. 3. hat Frau Stadtrat Rausler in der Debatte über die Boltsspeisung" ausgeführt: Die Berteilung ist alsbald erfolgt, und es haben sämtliche Antragsteller Geld bekommen bis auf einen Antrag allerdings, der eingereicht worden war, bei dem sich dann aber bei der Nachprüfung herausstellte, daß über­haupt teine Speisung vorhanden war. Diesem An­trage tonnte natürlich nicht stattgegeben werden. Auf eine Anfrage des Stadtverordneten Merckel hat Frau Stadtrat Kausler er

814

gänzend hinzugefügt: es war der einzige Antrag, der an mich zur Speisung erwerbsloser Jugendlicher tam. Er ist gestellt worden Don feiten des Engelufer- Gewertschaftshauses, von der Af." Nach diesen Angaben im amtlichen Bericht, der mir erst jeßt zugängig gemacht worden ist, kann es sich nur um einen von mir unterstüßten und gezeichneten Antrag handeln. Ich erkläre, daß die von Frau Stadtrat Ka usler in ihren ersten Ausführungen aufgestellten Behauptungen in feinem Punkte den Tatsachen ent­sprechen. Die Richtigkeit meiner Erflärung und die Unrich­tigteit der Angaben der Magistratsdezernentin wird dadurch bemiefen, daß diese selbst laut offiziellem Schreiben des Landes­Wohlfahrtsamts Berlin vom 12. Mai 1926 für die von der ge­nannten Gewerkschaftsstelle durchgeführte Speisung der erwerbslosen Jugendlichen auf Grund der beigebrachten Nachweise einen Be trag als Teilerfaß überwiesen hat

-

Mittwoch, 9. Juni 1926

nosse Reuter, auf seine im Ebert- Prozeß gespielte Rolle nicht stolz zu sein. Tobender Protest der Rechten. Pastor koch rief dem Redner wiederum unverschämte Bemerkungen zu, die ihm eine 3u­rechtweisung und einen Ordnungsruf durch den Vor­steher einbrachten! Interessant bei der Auseinandersetzung war, daß auch der Boltsparleiler Falh eine Gemeinschaft mitder Wirtschafts partei und ihren Führern ablehnte. Im übrigen machte die Etatsberatung gute Fortschritte. Bom Titel Werte" wurden noch eine ganze Reihe Abteilungen erledigt, ebenso vom Titel Gesundheitswesen". Beim Kapitel

Berwaltungskosten

"

Ober.

von 36 auf 44 Millionen erhöhen. Die Erhöhung der Kämmerei abgabe darf aber unter feinen Umständen eine Erhöhung der Tarife zur Folge haben. Die Versammlung ftimmte den Aus­fchußbefchlüffen zu. Bei der Beratung des Etats der Müllabfuhr­gesellschaft und des Stadtfuhrparks glaubten die Stadtv. Kunze ( Deutschsozial) und Müller- Franken( Wirtsch. Bartei) an der Ber - fritsierte Stadtv. Detlefsen( Dnat.) die hohen Berwaltungskosten der waltung dieser Betriebe Kritik nach ihrer Art üben zu müssen. Stadtgemeinde Berlin . Nach seiner Meinung wäre die Umständlich Dabei fam es zu einem Zusammenstoß zwischen Runze und der feit der Geschäftsführung daran schuld, deren Ursache in Fehlern fogialdemokratischen Frattion und auch der Wirt. der Organisation der Zentrale und der Bezirke liege. fchaftspartei. Ausgerechnet Herr Kunze sprach von Korbürgemeister Böß gab für den Magistrat die Erklärung ab, ruption und rempelte unsere Partei an. Genosse Reuter stellte daß der Magistrat sofort nach den Ferien mit Vorschlägen für eine gegenüber Herrn Runze fest, daß dieser nicht den Mut gehabt Abänderung des Gesetzes Groß- Berlin habe, zu feinen Behauptungen zu stehen, als der Borsteher ihn zur hervortreten werde, die die Anstände des Stadto. Dethlofffen Intereffe an einer Zurechtweisung des Runze. Ein Mann von den Reuter Gelegenheit zu längeren Ausführungen zu der Erklärung Ordnung rufen wollte. Er, Reuter, habe selbstverständlich fein zu beseitigen geeignet sind. Die Debatte gab unserem Genoffen geistigen und moralischen Qualitäten eines Runze tönne natürlich des Oberbürgermeisters. Genoffe Reuter betonte unter dem Beifall unsere Bartei nicht beleidigen. Der Wirtschaftspartei und unserer Genossen, daß man die Aufgaben der Stadtgemeinde Berlin ihrem Führer Müller Franien sagte Genoffe Reuter einige unmöglich mit boftrinär angewandten Begriffen wie Zentral­fräftige Wahrheiten. Diese Partei, deren Bertreter in den Barla- fafion oder Dezentralisation beurteilen tönne. menten stets auf den neuen Staat und die führenden Es gibt Gebiete in der Berwaltung, die bei einer zentralen Männer in Staat und Gemeinde fimpfen, hätte Behandlung durchaus besser gedeihen als bei einer bezentralen, bisher noch nirgends prattische Mitarbeit am Aufbau geleiftet. Ihre bagegen haben wir wiederum Berwaltungszweige, für die die De Kritit ift daher stets unfruchtbar gewefen und wird es folange zentralisation, also eine örtliche Behandlung die einzig geeignete ift. bleiben, solange diese Partei nur teintiche, egoistische man follte die Regelung aller dieser Fragen endlich aus dem Gebiet Sonberintereffen einer feinen Gruppe der Bevölkerung der Schlagworte herausnehmen und objectiv prüfen, was in Rahmen vertritt. In den veranstalteten Versammlungen werden unter Füh- des Gefeßes möglich ist, und was getan werden kann. Bei dieser rung der leitenden Männer der Wirtschaftspartel Anders Brüfung und bei einer etwaigen Menderung der Bestimmungen ver­bentende brutal niebergeschrien und auch sonst in Brüfung und bei einer etwaigen Menderung der Bestimmungen ver­zichten wir allerdings von vornherein auf die Mitarbeit einer Partei kaum wiederzugebender Weise behandelt. wie der deutschnationalen, der es in Berlin noch nie auf eine ehrliche, fachliche Mitarbeit angelommen ist. Den Optimismus des Oberbürger meisters in der Frage der Benderung des Gefeßes Groß- Berlin fönnen ich und meine Parteifreunde allerdings nicht teilen. Die Hoffmungen des Stadtoberhauptes dürften an dem Widerstand des Landtages scheitern. Es gibt eben Dinge, die sich organis entwidein müssen und dazu allerdings Ruhe und verständnisvolle Bearbeitung brauchen; mit fortwährend wechselnden Parolen ist da nichts getan. Wir sind damit einverstanden, daß der Magiftrat Sachgebiet für Sachgebiet barcharbeitet und ums feine Borschläge unterbreitet. Wir werden dann sehen, ob die Abände rungsvorschläge unferen Bestrebungen und unserem Willen Rechnung tragen, wobei wir jetzt wie stets betonen wollen, daß wir eine regionale Selbständigkeit, wie fie jetzt in den Berwaltungsbezirten zu finden ist, nicht nur wünschen, sondern sogar fordern. Eine fo große Stadtgemeinde wie Berlin fann nicht ausschließ­lich von einer Stelle aus geleitet werden. Dazu ist die Eigenart der einzelnen Bezirfe zu groß. Deshalb mus eine gewiffe Gelbständigkeit und Verantwortung bei den Bezirken bleiben. Viel besser als eine Aenderung des Gefeßes Groß- Berlin wäre eine Menderung der Städteorbnung mit dent Ziel des Ein­

Je größer das Mundwerk dieser Herren außerhalb der Parla­mente ist, um so geringer ist die Qualität ihrer Mitarbeit zum Wohle des Ganzen.

Wir lehnen es deshalb ab, auf die Kritik des Herrn Müller. Franken ebenso auch wie die des Herrn Kunze irgendwie ein zugehen oder sie auch nur als berechtigt anzuerkennen. In der Ab mehr unflätiger 3 wischenrufe, in denen sich der deutsch nationale Pastor Roch wieder einmal gefiel, riet ihm Ge

Volksentscheid ist Gericht

Für das Bolt- Gegen die Fürsten :

Oeffentliche Kundgebungen:

Heute, Mittwoch, den 9. Juni:

Mitte( 5. ut.): 7% Uhr im Reichstafino, Neue Königstr. 26. Redner: Franz Rünstler, MdR.

Artur Richter, MdL.

Lichtenrade: 8 Uhr im Lotal von Rohrmann. Redner: Hans

Blettner.

9

Der im ersten Abfaz der Erklärung erwähnte Antrag auf Be. Lichtenberg( 117 Abt.): Uhr in der Schule Lücftr. 60. Rebner: tammersystems. Nur so fanm eine Vereinfachung der Berwaltung willigung von Zuschüssen für die von dem Berliner Orts Partell des Af Bundes eingerichtete Speisung für er­merbslofe Jugendliche ist also nicht nur eingereicht worden, fondern die deutschnationale Stadträtin hot fogar selbst einen Geldbetrag als Zuschuß übermiesen. Ohne Debatte stimmte die Ber. Jammlung ber Magistratsporlage zu, nach ber ein Dar lehen bon

10 Millionen Mart zur Finanzierung der Bautätigkeit im Jahre 1926 bei der Stadtbant aufgenommen werden foll. Die Bersammlung fezte dann die Beratung des Stadthaushalts fort. Beim Kapitel Werke

betonte der Berichterstatter, Genosse Reuter, daß in den Ausschuß­verhandlungen von allen Seiten die gute Entwidlung der sei,

Morgen, Donnerstag, den 10. Juni:

Kreuzberg : Abends 6% Uhr, Fontane Promenade. Abmarich zum Bropagandaumzug mit Mufit. Charlottenburg . 7 Uhr im Saal des Schiller- Theaters, Bismand­Straße. Rednerin: Klara Bohm- Schuch, MdR Schöneberg- Friedenau : Demonstration mit Mufit. Treffpunkt Schöneberg - Friedenau : Demonstration mit Mufit. abenbs 7 Uhr Hauptstraße, Ede Innsbruder Straße. An­schließend Helmholz- Gymnasium, Rubensstraße. Redner: Land gerichtsrat Ernst Ruben

erreicht werden.( Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) Die Bersammlung hatte mit lautloser Aufmerksamkeit die grundsätzlichen Ausführungen unseres Redners angehört. Niemand wagte zu wider. sprechen, so daß auch bei dieser Gelegenheit wieder einmal zum Ausdrud tam, daß die sozialdemokratische Fraktion unstreitig die Führung in der Kommunalpolitik hat. Genosse Wendt setzte sichy dann in vorgerüdter Shinde für eine höhere Eingruppierung der Feuerwehrleute ein. Die Abstimmungen über die Etattitel murden auf Donnerstag vertagt.

-

Agitationsfahrt zum Boltsentscheid.

ſtäbtischen Berle anerkannt worden fet, so daß man nicht zuviel Deffentliche Franenkundgebung burg Sonntag, ben 13. Juni, eine Agitationsfahrt nach

jage, wenn man die im Besitz der Stadt befindlichen Werte als bas Rüdgrat des Stadthaushaltes bezeichne. Der Aus­Schuß habe beschloffen, die Abgaben, die die Werte und Betriebe an den Kämmerer zu leisten haben, von 8 auf 10 Proz. zu er. höhen. Die daraus sich ergebende Summe murde fich demnach

F

1]

Der Wobbly.

Bon B. Traven.

Copyright by Buchmeister- Berlag, Berlin und Beipsig.

I

Der Inhaber der Bäderei La Aurora, Señor Doug, sah aus, als ob er die Ewige Malaria hätte. Er war auch immer fräntlich und lief herum mie ein totfranfer. Aber effen fonnte er für zwölf Lebende. Frühmorgens um vier Uhr stand er auf. trant einen Liter Milch und sechs Eier mit geröstetem Schinten. Dann trant er einen Kognal, und hierauf ging er auf den Markt, um für den Tagesverbrauch einzulaufen. Neben der Bäckerei und Konditorei hatte er noch ein gutgehen des Café- Restaurant, wo man außer den üblichen Eis. getränken, Sahneeis, Fruchteis, geeifte Früchte, Weine, Bier, auch Frühstück, Mittagessen und Abendessen bekommen fonnte. Das Café war zu ebener Erde. In dem Stodwert da rüber befand sich ein Hotel, das Señor Doug aber nicht felbft leitete, sondern verpachtet hatte. Mit dem Bächter hatte er täglich eine erfrischende Unterhaltung. Wenn man dieser Unter haltung einmal beigewohnt hatte, bann tonnte man begreifen, warum Señor Doug nie gefund werden konnte, und warum er fo elend, fo gelbgrünmeiß im Gesicht aussah.

Der Streit ging meist um das Wasser. Wasser ist ja nun in den Tropen nicht nur eines der kostbarsten Dinge, sondern auch eines der Objekte, um die ewig getämpft wird. Die Natur tämpft um das Waffer auf Leben und Tod; die Tiere zer fleischen sich um das Waffer oder vertragen sich um seinet willen so sehr, daß der durftige Jaguar bem fleinen Bidlein am Waffer fein Leib antut, fondern es in ehrfurchtsvoller Entfernung vom Waffer auf dem Rüdwege erwartet.

Behmütig auweilen ist der Kampf der Pflanzen und Bäume um das Waffer. Aber wenn sich die Menschen um das Basser streiten, fo find fie allen anderen irdischen Geschöpfen in Den Rampfesmitteln überlegen. Die Menschen führen den Rampf am erbarmungslosesten gegen Tiere, Pflanzen und Nachbarn.

Das Gebäude hatte nur zwei Stodmerte, unten das Café, bben bas hotel. Nach Art der meisten Gebäude in Latein Amerita mar das Haus eigentlich ein Hausblod, herumge­bracht um einen Hof, in dem trapische Pflanzen standen, die bis über den obersten Stod hinauswuchsen. Die Borderfront nahm das Café ein; die rechte Seitenwand die Restaurations tiche, Toiletten, Baschräume und Vorratstammern; die finte Seite bilbete Bäderei und Ronbitoret und den Schlafraum der

am Donnerstag, den 10. Juni:

abends 7% Uhr in den Brachtfälen om Märchenbrunnen, Am Friedrichshain 29/31( Runstabend). Referentm: Marie Juchacz , MDR.

-

Bäckereiarbeiter. In der Hinterfront waren die Wohnräume des Inhabers.

Das Hotel erstreckte fich gleichfalls in einem Biered um den Hof herum, alle Türen und Fenfter lagen nach dem Hofe hin, nur die Fenster der Borderfront gingen auf die Straße. Dort befand sich ein Balkon, der die ganze Länge des Hotelftods einnahm.

Auf dem Dache ftanden zwei große Waffertants. Der eine war für den unteren Stod, der andere für den oberen. Jeder Tant hatte seine eigene Pumpe, die das Waffer mit motorischer Kraft in die Tants pumpte. Wenn die trockene Jahreszeit tam, lief der Brunnen, der zur Bäckerei und zum Café gehörte, leer, während der Brunnen für das Hotel reich lich Weffer hatte. Das Café und die Bäckerei fonnten ohne Baffer nicht durchkommen, und nun begann der Kampf. Señor Doug wollte jetzt das Waffer aus dem Hotelbrunnen in seinen Tant pumpen unter der wahren Behauptung, daß er ja der Besizer beider Brunnen fei. Der Hotelpächter aber gestattete das nicht: er hatte es in feinem Rontratt, daß ihm der Hotelbrunnen allein zustehe. Er befürchtete, wenn er dem Café erlaubte, Wasser aus seinem Brunnen zu entnehmen, daß er dann eines Tages selbst tein Wasser haben würde und den Gästen teine Bäder geben tönne, und ohne Bäder ist ein Hotel in den Tropen wertlos.

Beide Brunnen waren abgeschlossen. Der Pächter hatte einen Schlüffel für seinen und Señor Doug einen Schlüffel für den Cafébrunnen. Es blieb alfo Señor Dour nichts anderes übrig, als in der Nacht den Brunnen feines Bächters aufzu­brechen, die Rohre zu toppeln und die Pumpe laufen zu leffen. Wenn der Bächter die Bumpe hörte, wachte er natür lich auf, und es gab einen Morbsspettafel mitten in der Nacht. Die Hotelgäste mischten sich ein, die Cafégäfte, manch mal in angeheiterter oder in tampffreudiger Laune, nahmen Partei, es flogen Flaschen, Stühle, Brote, Eisbroden und ent­feßliche Flüche und Bermünschungen durch die Luft. Die Pumpe, parteilos und absolut gleichgültig gegen das Getobe, arbeitete allein und pumpte den Tant inzwischen voll. Dann toppelte Señor Dour die Rohre ab und der nächtliche Frieden begann und wurde am nächsten Morgen aufs neue gestört. Es begann damit, daß der Hotelpächter einen Handwerfer fommen ließ, der den Brunnen besonders schwer verrammeln mußte. Dann lief Señor Doug zur Polizei, weil nach dem Gesetz niemandem das Wasser abgesperrt werden darf. Dann zeigte der Hotel­pächter feinen Kontratt, den Señor Doug eigenhändig unter fchrieben hatte, und der auch die vorgeschriebenen Steuer­marten trug, und die Polizei zog wieder ab. In der Nacht

|

|

.

Die Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde Berlin- Mitte ver anftaltet auf Beranlassung des Bezirksausschusses der SPD . Branden Blumberg . Bersammlungsrebner und Leiter der Fahrt ist Lelir Fechenbach. Treffpunkt Sonntag, den 13. Juni, morgens 7.45 Uhr am Stettiner Vorortbahnhof. Fahrkarte bis Buch. Bon dort zweistündiger Marsch nach Blumberg . Alle Bartei und Jugendgeneffen werden gebeten, sich anzuschließen.

wurde der Brunnen wieder aufgebrochen, weil Señor Dour ja Waffer haben mußte.

Es hatte also wohl seine guten Gründe, daß Señor Doug wie ein Sterbender aussah und troßdem gut effen konnte. Wenn Señor Dour heimtam, gegen sechs Uhr.etma, früh stückte er erst einmal. Fisch und Braten und eine halbe Flasche Wein, hinterher Kaffee mit drei oder vier Stüden Ruchen.

Inzwischen famen schon Frühgäfte. Dann mußte mit den Lieferanten verhandelt und abgerechnet werden; es lief die Post ein; nun famen Bestellungen auf Brot, Brötchen, Kuchen, Torten, Backwaren und fandierte Früchte.

Um halb neun machte Señor Doug zweites Frühstüd, an dem seine Frau teilnahm. Diesmal gab es neben einem Eier­gericht noch zwei Fleischgerichte und großen Nachtisch mit Bier.

Señora Doug war eine hübsche Frau, aber sehr behäbig Im Widerspruch mit der Auffassung, daß alle Wohlgenährten immer guter Lame feien,-war Señora Doug ewig mißge launt. Nur wenn sehr viele Bestellungen auf Badware ein liefen, verzog fie. das Geficht zu einem furzen Lächeln, das jedoch nur ein paar Sefunden währte. Das Café fonnte zum Brechen voll sein, die Leute mochten sich um die Size schlagen, Señora Doug machte trotzdem ein faures Geficht und gudte jeden Gast an, als ob er ihr persönlich schweres Leid zugefügt habe und die Absicht habe, fie für ihr ferneres Leben unglüdlich zu machen. Sie trug nie Schuhe oder Stiefel, son­dern immer nur weiche Pantoffel. Ich glaube nicht, daß sie jemals ausging; gefehen habe ich es nie. Sie fürchtete, daß während ihrer Abwesenheit ein Rellner fie betrügen fönnte. Sie hatte ihre Augen überall; es geschah nichts im ganzen Haufe, was sie nicht wußte, oder worüber fie feine Kontrolle hatte. Was sie am meisten bedauerte( eigentlich bedauerte fie alles), das war, daß der Mensch, wenigstens fie, schlafen müffe. Denn während sie schlief, fonnte ja irgendetwas geschehen, was fie nicht fah. Aus diesem Grunde betrachtete fie nieman­ben mit größerem Mißtrauen als die Arbeiter in der Bäderef und Ronditorei. Die arbeiteten nachts, zu der Zeit, wo Señora Dour schlafen mußte, um den ganzen Tag über, bis spät in die Nacht hinein, das Café zu überwachen. Obgleich sie schon alles am Halfe hängen hatte, übernahm fie auch noch die Raffe. Eine Raffiererin würde es auch bei ihr nicht ausge halten haben. Die Señorita hätte ehrlich sein können und un­beftechlich wie der Erzengel mit dem Schwert, Señora Dour würde fie trojdem täglich ein paarmal angeschuldigt haben. baß fie wieder zehn Befos unterschlagen habe.

( Fortsetzung folgt.)