Einzelbild herunterladen
 

Nr. 26843.Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Eine städtische Korruptionsaffäre.

Die Rolle des Stadtverordneten und früheren Stadtbaurats Benster.

In riefiger Aufmachung mit den bei der Nachtausgabe" des zum Hugenberg- Konzern   gehörigen Tag" üblichen Methode wird über eine, ungeheure Korruptionsaffäre" berichtet, bei der die Stadt angeblich um Hunderttausende betrogen" sein soll.

Es handelt sich im wesentlichen um folgendes:

Die zu 98 Proz. städtische Berliner   Nord- Süd- Bahn A.-G. hat im Verlauf der letzten Jahre eine ganze Reihe von Grundstücs­anfäufen vornehmen müssen. Der Direktor der Nord- Südbahn hat u. a. das Aufsichtsratsmitglied, den

volksparteilichen Stadtverordneten Dr. Beuster,

Eine Schädigung der Stadt um Hunderttausende ift also nicht eingetreten. Es handelt sich möglicherweise nur noch darum, daß ein Grundstüc um etwa 50 000 mt. zu teuer oder wenigstens teurer als es bei ehrlichem Berhalten Schmits möglich gewesen wäre, gefauft worden ist. Beinlicher ist es schon, daß ein Stadtverordneter, der eine erhebliche Rolle im Rathaus gespielt hat, in eine Situation geraten ist, aus der auch bei aller vorsichtigster Beurteilung des Falles er sich höchstens durch den sofortigen Verzicht auf seine Ehrenamter herausziehen fönnte. Es ist für uns ein sehr magerer Trost, daß es sich dabei um einen deren Aufsichtsratsvorsitzender Beuster ist, rechtsstehende Kreise ver. treten. In der Nachtausgabe" des Tag" wird mit dem üblichen Berleumdergeschid dieser Standalblätter zwischen den Beilen beim Leser der Eindrud erweckt, als ob es sich um fozia listische" Gesellschaften handele. Das Gegenteil ist der Fall. Es bleibt aber ein sehr peinlicher Reft und das Mißtrauen der Sozial demokratie im Rathaus gegen verschiedene Interessentenvertreter innerhalb der bürgerlichen Fraktion ist in den letzten Wochen durch das Bekanntwerden dieser bisher vertraulich behandelten Dinge sehr verstärkt worden.

früheren Stadtbaurat des Berliner   Zweckverbandes und Borfizen- politischen Gegner handelt und daß auch die Siedlungsgesellschaften,

den bedeutender gemeinnüßiger Sierlunecnesellschaften, darum ge­beten, ihm für diese Grundstücsanfäufe einen Vermittlungs. mann vorzuschlagen. Beuster hat einen Architekten Schmit emp­fohlen, der zwei Grundstücsantäufe für die Nord- Südbahn vorge nemmen hat. Es handelt sich um ein größeres Gelände in Tempel­ hof  , das später für die Bahnzwecke Berwendung finden soll, und um ein Gelände in Neukölln, auf dem Ersagwohnungen für die am Hermannplatz abgebrochenen Häuser gebaut worden sind. In beiden Fällen ist das Bezirksamt um ein Gutachten gebeten worden. Der Tempelhofer Rauf wurde abgeschlossen, nachdem das Be girtsamt ihn als ungewöhnlich günstig bezeichnet hatte. Beim zweiten Rauf machte das Bezirksamt Neukölln   darauf auf­merksam, daß das Grundstück acht Tage vorher seinen Befizer ge­wechselt habe. Der Architekt Schmit hatte hier

eine offenfundige Schiebung

vorgenommen. Daraufhin ist von der Nord- Südbahn durch eine Ber­handlung beim Oberpräsidenten erreicht worden, daß dieser Zwischen­gewinn Schmit nicht zufiel. Das ließ sich ermöglichen, weil damals Berkäufe noch an eine Genehmigung des Bezirksamts als Vertreterin der Stadt gebunden waren. Schmit ist daraufhin nicht mehr als Bermittlungsmann bemüht worden.

Sehr viel später ist durch eine Denunziation befannt geworden, daß Schmit auch bei dem Tempelhofer   Verkauf einen Zwischengewinn von nicht weniger als 150 000 m. über die ihm vereinbarungsgemäß gezahlte Provision hinaus gemacht hat. Er ist daraufhin verhaftet worden und erst nach längerer Haft gegen Stellung einer Kaution in Höhe von 100 000 m. entlassen worden. Es schweben zwischen ihm und der Stadt Bergleichsverhand lungen, derart, daß ein erheblicher Teil des Zwischengewinns wieder an die Nord- Südbahn zurüdfließen soll. Die Juristen sind fich darüber im unflaren, ob das Berhalten Schmits zivilredt. lich oder triminalrechtlich zu beurteilen ist. Von der

-

moralischen Seite aus bedarf es feiner Erwähnung, daß ein Agent, der hinter dem Rücken der Firma, für die er gegen Provision als Treu händer arbeitet, Extragewinne einsteckt, damit in der Tat Untreue begeht. Wie weit der Boltsparteiler Beuster, auf dessen Empfehlung hin die Nord- Südbahn den Schmit erst als Agenten hin zugezogen hat, felber an den Zwischengewinnen beteiligt worden ist, hat sich bisher nicht feststellen lassen. Es soll ein Betrag von 75.000 Sweizer Franten durch Schmit auf ein Konto Beusters bei einer Züricher Banf überwiesen worden fein. Diefer Betrag ist auf Beranlassung des Untersuchungsrichters be. fchlagnahmt gewefen. Beufter behauptet, daß diese Ueberweisung in feiner Weise mit den Schmitschen Zwischengewinnen zusammen hänge. Unabhängig davon, ob diese Behauptung Beusters richtig ist oder nicht, dürfte er wohl

als Stadtverordneter erledigt

sein. In der Tat ist er auf Veranlassung seiner Frattion seit über zwei Monaten den Verhandlungen der Stadtverordnetenversammlung ferngeblieben. Der Fraktionsführer der Volkspartei, Stadtverordneter Schwarz, mar vom ersten Tage an vom Magistrat über die Vorgänge unter­richtet und hat an der Untersuchung teilgenommen, die nach der An­gabe Beusters bisher ergebnislos verlaufen ist.

2]

Der Wobbly.

Bon B. Traven.

Copyright by Buchmeister- Berlag, Berlin   und Leipzig  .

Diese Geschichte mit der Kaffe war eine schwere Arbeit. Señora Dour traute teinem Kellner. Sie saß an der Rasse oder wanderte im Lokal umher und beobachtete die Gäste, was fie verzehrten. Wenn der Gaft ging und bezahlt hatte, so mußte der Kellner das Geld sofort zur Kaffe bringen und ab­liefern. Denn hätte man ihm das Geld, das er während feiner Arbeitszeit eingenommen hatte, und das manchmal einige hundert Befos betrug, in der Tasche gelassen, damit er erst dann mit der Raffe abrechne, wenn er abgelöst, wurde, fo hätte er ja eine Biertelstunde vorher mit der ganzen Ein­nahme und unter Zurücklassung seines Hutes und seiner Jacke verschwinden fönnen auf Rimmerwiedersehen. Es muß frei­lich zugestanden werden, daß solche Dinge vortamen, fogar wenn der Kellner manchmal mur sechzig oder siebzig Besos in der Tasche hatte. Aber in dem Café La Aurora des Señor Dour war das nicht durchführbar.

Wenn wenig Bestellungen für die Bäderei eintamen, hatten die Bäcker und Konditoren nichts zu lachen. Dann fegte Señora Doug mit ihnen herum, daß meist einer oder der andere seinen Lohn verlangte und ging. Denn an solchen Tagen betrachtete fie die Ausgabe für die Bäckerei als ver­schwendetes Geld. Kamen am nächsten Tage die Bestellungen doppelt oder dreifach ein, so mußten die Leute drei, vier oder fünf Stunden mehr arbeiten, weil inzwischen natürlich fein neuer Bäcker oder Hilfsarbeiter eingestellt worden war. Die Mufiter im Café hatten es nicht besser, sondern noch viel schlechter. Die Bäder schafften ja noch etwas wenigstens, aber die Musik war die unfinnigste Berschwendung, die Señor und Señora Dour sich denten konnten. Die Mufit produ­zierte nicht, fie fraß nur und wollte immer Geld haben. Da aber andere Cafés Musit hatten, mußte Dour schon mit machen, um auf der Höhe zu bleiben. Er hatte jeden Tag Krach mit der Mufit. Waren wenig Gäste da, dann erklärte er den Musikern, daß sie Schuld seien, weil fie saumäßig spielten. Dann pacten die Musiker ihre Instrumente ein, ließen sich ihr Geld geben und gingen. Señora Dour war darüber recht zufrieden, denn nun hatte sie einen Grund, das Geld für die Mufit zu sparen und den Gästen zu erklären, daß die Musiker fortgelaufen feien.

Waren dann wieder Gäste nach ein paar Tagen unzu­frieden und verlangten fie Mufit, dann mußte Señor Doug ben Musifern nachlaufen. Oft geschah es, daß er nur einen

Volksentscheid ist Gericht

Für das Volk Gegen die Fürsten  :

Oeffentliche Kundgebungen:

Heute, Donnerstag, den 10. Juni:

Kreuzberg  : Abends 6% Uhr, Fontane Promenade. Abmarsch zum Propagandaumzug mit Mufit. Charlottenburg  . 7% Uhr im Saal des Schiller- Theaters, Bismard. straße. Rednerin: Klara Bohm- Schuch, MdR. Schöneberg- Friedenau  : Demonstration mit Mufit. Treffpunkt abends 7 Uhr Hauptstraße, Ede Innsbruder Straße. An­schließend Helmholtz- Gymnasium, Rubensstraße. Redner: Land­gerichtsrat Ernst Ruben

Morgen, Freitag, den 11. Juni:

-

Mitte( 3. Abt.): 7% Uhr im großen Saale des Gewerkschaftshauses, Engelufer 24/25. Redner Siegfried Aufhäuser  , MDR. Friedrichshain( 32. 2bf.): 7% Uhr in Schmidts Gesellschaftshaus, Fruchtstr. 36 a. Redner: Bernhard Göring  . Spandau  : 8 Uhr Demonstration auf dem Rathausvorplay. Redner: Stadtverordneter Adolph Hoffmann  . Halenfee: Uhr in den Florafälen, Johann- Georg- Straße. Redner: Dr. Kurt Löwenstein  , MdR. Wannsee: 8 Uhr im Reichsadler, Königstr. 27. Rebner: Robert Tempelhof: 7% Uhr in der Aula des Realgymnafiums, Raijerin Augusta- Straße. Redner: Bezirksverordneter Rarl Bitte. Lichtenberg  : Bersammlung unter freiem Himmel auf dem Bog. hagener Play. Redner: Artur Crispien, MDR.

Breuer.

Stimmt am 20. Juni mit Ja. In der Wanderschrift. rellame am Potsdamer und Nollendorfplas läuft feit einigen Tagen die Aufforderung der Sozialdemokratie, am 20. Juni mit Ja" zu stimmen. Die Sozialdemokratie mahnt: Geht am 20. Juni zur Abstimmung! Stimmt mit Jal"

B

Bandonium- oder Gitarrespieler betam. Die Gäste verzogen sich, und endlich brachte Doug wieder eine gute Kapelle ins Haus, bis nach einer Weile der Krach wieder da war und sich die ganze Geschichte wiederholte.

Eines Tages tam eine ganz vorzügliche Kapelle von acht Mann aus Merito- City und bot sich in den Cafés an. Sie Sie tamen zuerst zu Señor Dour.

Fünfzig Pesos den Tag für acht Mann? Zahle ich nicht. Auch noch das Essen? Ich bin doch nicht verrückt. Und nur mochenweise und mit dreitägiger Kündigung? Da tönnen Sie in der ganzen Stadt herumlaufen, gibt Ihnen niemand. Fünfundzwanzig will ich zahlen und tägliche Kündigung. Ich friege genug Leute.

Die Rapelle ging in ein anderes Café, befam, was sie verlangte, und das Café war jeden Abend gut besetzt, obgleich die Leute sich hier wenig in Cafés oder Restaurants feßen; nur gerade so lange, bis sie ihr Eis geschluckt oder ihre Coca­Cola gesaugt haben. Dann gehen sie wieder, weil sie lieber auf den Blägen spazieren gehen oder auf den Bänken sizen.

Aber die Kapelle hielt die Leute auch für zwei Eisge­tränke oder eine Extraflasche Bier, und das um so lieber, als der Wirt anständig genug war, feinen Preisaufschlag auf die Getränke zu nehmen.

Dieses Café war nur fünf Häuser weit von der La Aurora, noch im selben Blod, und La Aurora war so leer, daß es wie ein beleuchteter Leichnam aussah. Señora Dour wollte das Licht auf die Hälfte abdrehen, weil es überflüssig brenne; aber Señor Doug widersetzte sich diesem Gedanken. Jede Stunde einmal ging er, ohne Hut und ohne sich Jacke oder Wefte anzuziehen, zum Kino, um sich die ausgestellten Platate anzusehen. Er tannte sie auswendig. Aber in Wahr heit ging er nur, um die Gäfte in der La Moderna zu zählen; denn da mußte er vorüber, wenn er zum Rino wollte. Er ging vorbei, ohne den Kopf zu wenden. So sah es aus. In Wirklichkeit aber sah er doch jeden Gast in der La Moderna, und zu seiner Trauer sah er viele, die sonst bei ihm faßen. Ein paar Tage sah er sich das mit an. Dann stellte er sich vor die Tür seines Cafés und paßte auf, wann der erste Geiger der La- Moderna- Kapelle vorüberfam. ,, Einen Augenblick, Señor!" Bitte?"

Donnerstag, 10. Juni 1926

Denkt an die Prüfung der Listen!

Hinaus mit den Mitzählern"!

Soll das Boltsbegehren die Annahme des Gesetzes zur Fürstenenteignung ergeben, so muß jeder, der dieses Gesetz will, feine Pflicht tun. Dazu gehört fürs erste, wie wir schon mehrfach hervorgehoben haben, die gewissenhafte Prüfung der Liften der Stimmberechtigten, nach der nötigenfalls für Stimmberechtigte, die darin fehlen, die nachträgliche Aufnahme verlangt und für Nicht­stimmberechtigte, die darin stehen, die Streichung beantragt werden muß. Zu unseren wiederholten Hinweisen auf die Notwendigkeit, diese Prüfung der Listen rechtzeitig vorzunehmen, erhalten wir folgende sehr beachtenswerte Zuſchrift:

Die Prüfung der Wählerlisten war schon immer für jeden am politischen Leben teilnehmenden Staatsbürger die erste Pflicht vor jeder Wahl. Recht unangenehme Ueberraschungen gab es für manchen, der diese Pflicht zu erfüllen versäumt hatte. Ich erinnere mich eines Falles, den ich vor einigen Jahren als Wahlvorsteher erlebte. An den Wahltisch traten nacheinander fünf zu berselben Haushaltung gehörende Bersonen: ein Hauswirt und Gewerbe­treibender, seine Gattin, zwei wahlmündige Kinder von ihnen und die Hausangestellte. Bier davon- fehlten in der Liste: zufällig war die Hausangestellte diejenige, die nur in die Liste aufgenommen worden war. Die Bemertungen, die aus dem Munde des enttäuschten Hauswirtes und der Geinigen fielen, fann man sich denken. Bor­würfe fonnten sie aber gerechterweise nur sich selber machen; denn auch wählerlisten find Menschenwert, und Fehler sind unvermeibbar. Jeder hat die Pflicht, diese Fehler feft­ftellen zu helfen und für Berichtigung zu sorgen.

Bei dem Boltsentscheid aber ist es noch wichtiger als sonst, Fehler in den Listen zu berichtigen. Bei Wahlen tam es hauptsächlich darauf an, Lücken der Listen zu ent­deden und fehlende Wahlberechtigte nachtragen zu lassen. Diesmal aber ist es mindestens ebenso von Bedeutung, die Namen der Per­fonen festzustellen, die nicht mehr in dem betreffenden Bezirk stimmberechtigt find, und für die Löschung dieser Namen zu forgen. Wer in der Lage ist, diese Pflicht zu erfüllen und fie nicht erfüllt, ladet eine große Berantwortung auf sich! Ich will an einem Beispiel zeigen, wie wichtig diese Aufgabe ist. Ich bin Verwalter eines Grundstücks. Heute ging ich die Liste einsehen, ließ es aber nicht dabei bewenden, nachzusehen, ob ich selber und meine Familienangehörigen eingetragen waren, sondern sah mir die Ein­tragungen für das ganze Grundstück genau durch. Und was stellte ich fest? Die Liste enthielt die Namen von 191 Personen. Es fehlte in der Liste nur eine Familie, die erst in letzter Woche nach einem Wohnungstausch neu zugezogen war. Der frühere Inhaber dieser Wohnung war bereits gestrichen. Also: In Ordnung! Es fehlte eigentlich niemand. Rein, aber es stehen vierzehn Personen 8uviel in der Liste, d. h. 7% Prozent der Einge tragenen! Diese vierzehn Ueberzähligen, nicht im Haufe Bor­handenen, find: zwei Verstorbene( die eine bereits vor fast vier Jahren, der zweite vor sechs Wochen verstorben), dazu fünf ehe­nicht mehr im Hause wohnen, ferner vier Hausangestellte, malige aftermieter, die zum Teil auch schon seit drei Jahren Schon lange in anderer Stellung, endlich aber je eine Tochter aus drei Familien, die vor zwei bis vier Jahren verzogen, weil sie die Wohnung tauschten.

Ich reiche morgen beim Wahlamt den Antrag auf Strei. chung dieser vierzehn Personen ein. Hier wird der Fehler forrigiert. Wo noch? Hier sind 7% Prozent Namen zuviel, in einem Grundstüd, in dem nur wenige. Aftermieter, gar feine Schlafburschen" vorhanden sind. Wie nun erst in den Mietskafernen mit wechselnder Bewohnerschaft? Rechnen wir in Groß- Berlin 2% Millionen Namen in den Wählerlif und nur 5 Prozent ,, lleberzählige", dann erhalten wir 125 000 Personen. Zur Annahme des Gesetzes ist nötig, daß mindestens die Hälfte aller Stimmberechtigten mit Ja stimmt. Stehen in den Liften 125 000 unberechtigte Mitzähler", so erhöht sich die für die Annahme er. forderliche Hälfte unberechtigterweise um 62 500. Und das nur für Berlin  ! Sicher rechne ich noch viel zu gering. Aber es fommt nicht hierauf an, sondern darauf, daß jeder Parteigenosse, der als Ver walter oder Portier dazu besonders in der Lage ist, sich der fleinen Mühe unterzieht, in den Liften auf solche Mitzähler zu fahnden und fie streichen zu laffen."

Als wieder eine Woche vorbei war, fragte er den Geiger abermals.

But, für fünfzig, Señor." Abgemacht. Dann von Freitag an."

Señor Doug stürmte rein zu seiner Frau: Ich habe die Kapelle. Für fünfzig. Fein." Kapelle.

Die Kapelle fonnte es dafür machen, denn sie war in der La Moderna gekündigt und hatte kein anderes Engage­ment in der Stadt.

Aber die Sahne war herunter. Die Leute hätten gern wieder einmal eine andere Kapelle gesehen. Es tamen zwar genügend Gäste nun in die La Aurora, aber doch bei weitem nicht so viel, wie in der La Moderna jeden Abend gesessen hatten. Señor Doug sagte der Kapelle, daß sie saumäßig spiele. Die Musiter ließen es sich nicht gefallen, es fam zum Krach, und sie verließen das Café. Señor Dour brauchte ihnen nicht zu fündigen und sparte das Geld.

II.

Gegen halb zwölf mittags hatte Señor Dour seine Bücher ausgefüllt, und dann setzte er sich zum Mittagessen hin. Um zehn hatte er ein faltes Huhn verzehrt, weil es ihm bis zum Mittagessen zu lange dauerte. Jezt er zum ersten Male am Tage richtig. Dann ging er schlafen, weil, abgesehen von den Mittagsgästen, jetzt stille Zeit tam. Um fünf stand er wieder auf, wusch und rafierte sich und eilte ins Café, vom Hunger getrieben.

Bon jetzt an blieb er im Café bis Schluß. Die Polizei fümmert sich hier nicht um die Sitten, um die Sittlichkeit und um die Gefittung der Menschen. Das überläßt sie den Leuten selbst. Wer Zeit und Geld hat, fich die ganze Nacht im Café herumzudrüden, mag es tun. Es ist sein Geld, seine Zeit und seine Gesundheit. Wenn der Wirt feine Gäste mehr hat, macht er schon von selbst zu und braucht dazu keine guten Ratschläge und Strafmandate der Polizei, denn er ist ja ein erwachsener Mensch und fein Säugling, der noch in die Windeln macht und die Milchflasche nicht allein halten kann. Und weil teine Bolizeistunde ist, niemand einen Spaß darin sieht, die Polizei zu ärgern und an verbotenen Früchten zu naschen, so hat das Café um zwölf selten noch genügend Gäfte, daß es sich lohnt, Licht zu verbrennen. Denn die Leute, die aus Gründen ihres Berufes nachts auf sein müssen, gehen

,, Wollen Sie nicht zu mir tommen? Ich zahle Ihnen nun nicht ins Café, sondern in die Bars, wo zu jeder Stunde Fünfzig."

"

Bedaure, wir bekommen fünfundsechzig."

,, Das bezahle ich nicht."

Muy bien, Señor. Adios."

des Tages oder der Nacht vollständige Mahlzeiten oder Spe­zialplatten verabreicht werden zu billigeren Preisen als im Café.

( Fortsetzung folgt.)