Donnerstag 10. Juni 1920
Unterhaltung unö ÄNissen
Seilage Oes vorwärts
Die Matratzenbewohner. von Bela Revesz. M u» dem Ungarischen von Dr. Frieda Böhm.) Ein Kind war ich, weiches man der Studien wegen nach Pest schickt«. Mit mütterlichen Warnungen in meiner Seele und mit der schwarzen Armut an meinen kämpfenden Schultern erschütterte mich und mein furchtsames Kinderherz der Anblick der Großstadt mit ihrem wilden Geschmetter derart, daß, als ich mich am späten Abend auf meiner Matratze hinlegte— ich erinnere mich noch— sich in meinem Hirn die düstere Blüte des weltweisen Gedankens entfallete: Warum stirbt nicht ein armes Kind eigentlich?... Für die Matratze unterrichtete ich ein verwöhntes, Neines Mädel, und die Wirtin, mit der ich mein Abkommen traf, teilte mir auch mit, daß nur die Hälfte der Matratze mir gehöre. Dünste steigen auf... ein Traum... rufe ich diese Nächte wach... Das Haus, wo ich wohnte, war eine traurige Mietskaserne, je weniger Wände, je mehr Fenster, bis zu den kalten Wolken hinauf, wo ununterbrochen der Wind säuselt. Diese Luftströmung wehte ständig um das Haus und am Abend, wenn ich mich schlafen legte, schwebten eigentümliche Stimmen um mein Bett; in der nächtlichen Stille begann das Glashaus zu singen: die Fenster seufzten, aus der Tiefe des bewegten Hauses erhob sich Gemurmel, welches sich dem Murren der oberen Stockwerks hinzugesellte. Aus dem Stimmengewirr zischte ein Zanken, eine Klage schwebte dahin, klang- loser Lärm, stummes Reden flogen um das Haus, mit betäubtem Wochen wartete ich an der einen Hälfte der Matratze... von der Dunkelheit hob sich ein müder Schatten ab... Eine Weile irrt er umher, er bleibt stehen, in der Zwischenzeit wirft er sein Gewand lässig ab und klettert auf die andere Hälfte der Matratze: er streckt sich stumm neben mir aus, um uns flüstert das Glashaus und mein stiller Gefährte sendet einen tiefen Seufzer in diese chaotische Unruhe... Nie sah ich das Gesicht meiner Nachtgesährten. Sie mußten sehr gejagte Menschen sein. In der Nacht— während das Glashaus leise erklang— kamen sie und in der Morgendämmerung, als die Studenten-Kinderträume mit ihrem Schwanenflaum mein Lager schon erweichten, verschwanden sie. Meine Spekulationen über Verpflegung, über Schulgeld, über die tränenvollen Bilder bei uns zu Haufe hielten mich lange wach und da, in der ratlosen Dunkel- heit grübelte ich über meine Schlafgefährten, die sich aus der anderen Hälfte der gut rentierenden Matratze mit reicher Abwechselung neben mir ausstreckten. Ich horchte, ich lauschte. Die aufsteigende Musik machte meinen Verstand schwindlig, doch es kam der Wohlbeleibte, der Schlanke: der Dicke wälzte sich viel mit seinem heißen Körper herum, im Trauerzelt der Nacht setzt« er sich häufig auf. Der Friseur oerscheuchte mit seiner wohlriechenden Hand und mit seinem falben- gepflegten Haar den saueren Geruch des Quartiers: wütend bestieg ein kleines Männlein die Matratze und zog die Decke an sich. Mir war kalt und ich rupfte die Decke zurück, der Wuchtige nahm sie mir wieder, doch ich wickelte mich, Grund meiner Rechte, gut in die Decke ein, mein giftiger Kompagnon griff noch einigemal nach dem armen Flanell, aber endlich erstarrte der Schlaf seine selbstsüchtigen, schlogbereiten Hände: der Kampf legte sich, nur das Glashaus turtelte wie die vielen bitteren Geheimnisie, die einer Lösung harren... Einmal lag ich hungrig auf der Matratze... an diesem Abend schleppte ich mich mit heißem Kopf und meiner ganzen gefräßigen Jugend auf den Straßen umher und in meinem Herzen läutete die ordnende, reife Frage: Warum stirbt nicht ein armes Kind eigentlich?... Meine sehnsüchtige Phantasie wurde von Abendessen, Mittag- mahlen, dampfenden Suppen, fettem Fleische überflutet. Es war ein heißer Abend, gelbe Gaslichter brannten über den Platanen, der feingezeichnete Schatten der laubigen Aeste fiel auf den Asphalt und ich watete mit sinkenden Füßen in den vor mir ausgebreiteten schwarzen Draperien.... Kummer, Feigheit, mit den Schreck- gespenstern des Seins fechtendes, altes Klügeln bearbeitete, stieß und prügelte meine Kinderseele: mein ungestümer Magen, mein hungriger Gaumen lungerte so in der Stadt umher, wie der Räuber, der sich zum Bösen rüstet... Die Erregung erschlaffte, der Regen, einem Leichentuche gleich, siel herab und unter einem Gesimse klatschte ein Regentropfen auf mein« Schulter: Entsetzten erschütterte meinen hohlen, leeren Körper. Schwach und welk lag ich aus der Matratze, vor meinen brennen- den Augen schwammen Visionen, mein erregter Appetit erniedrigte sich zum Schmatzen und bewegte wahnwitzig meinen Mund:«in Krampf durchzuckte mich vom eingefallenen Bauch bis zum schwind- ligen Kopf, dann unter der ungeheuren Walze brachen meine Schultern, meine knochigen Hüften zusammen.... Aus meinem Schädel entfloh meine leichte Phantasie und mit flackernder Lebhaftigkeit wob sie Bilder über mich. Diese höhlen- artige Finsternis, die lauernde Stille, die trostlose Verlassenheit hüllten mich, wie ein ausgesetztes Wickelkind ein.... Schlummer- lied sickerte durch die mitternächtliche Stille, das Glashaus tutete, die Glaswände tönten, an der bis zum Himmel erhobenen Harfe erklangen falsche Töne, als hätten sich Alpdrücken, räuberische Ver- mählung, mit dem Tode plauderndes Wachen aus den schlechten Zimmern, mit ihrer Seelenstimme in Bewegung gesetzt: über mein krankes Herz zitterte die Flöte des Weltalls und irgendeine glück- liche Uebelkeit erstickte in mir die Qualen des Hungers.... Mein stiller Schlafgefährte legte sich sanft neben mich. Meine namenlosen Visionen erzündeten Wunder in meiner Phantasie, mein treuer Gefährte auf dem gemeinschaftlichen Bett lallte im Traum, er murmelte, stotterte unbekannte Worte und unerwartet schluchzte er auf... Wie eine Fee, die den Umherirrenden in ein Wäldchen lockt. hob auch mich das Weinen in seine warmen Arm« und indem ich meine Jugend, meinen Hunger im Kahn der Tränen unterbrachte. weint« ich ohnmächtig auf der anderen Halft« der Matratze.... Ms unser Kaiser noch aus«eisen ging. (Aus den Erinnerungen einer kaiserlichen Hofdame.) Ein« kaiserliche Schrulle, die von dem Qberhofmarfchall Liebenau immer wieder belebt wurde, war Wilhelms Leidenschaft des Reisen». welche dem Oberhofmarschall entweder bedeutende Nebeneinkünste sicherte, da er Seine Majestät begleitete oder, wenn er zurückblieb. ihm unbeschränkte Herrschaft ließ. �, Während Liebenaus Verwaltung ging der Jkaner nach Stock« Holm und Kopenhagen . Frankfurt . Stuttgart . München . Dien. Rom , Hamburg . Leipzig . Breslau . Stettin ,«ückeburg Oldenburg . Wil - Schwedt . BWtimr»raunschweig, Dresden . Osborne.
Helüsackfoliüan'tät.
was kümmert sich das Kapital Um Republik unü Majestät! vem Gelösock ist das ganz egal. Vach fühlt er immer national, wenn es um einen GelOfack geht. Zwar schwört er jeden 5reiheitsschwur Unö pfeift auf jeöe Majestät. Doch wenn den Majestäten nur Ein Volksentscheid ins Zan're fuhr, dann übt er Solidarität l
Sandown Boy, Aldershot , Karlsruhe , Straßburg , Metz , Münster , Minden , Hannooer. Schwerin , Athen , Dessau , Darmstadt , Worms , Bremen , Frankfurt a. M., Altenburg . Königsberg : im ganzen hielt er sich mit seinem Hoflager in 37 verschiedenen Städten in Deutsch - land und außerhalb auf, von denen manche drei- oder viernwl besucht wurden, und das alles in dem kurzen Zeitraum von einem Jahr und zehn Monaten. Graf Schuwalow, welcher zu jener Zeit russischer Botschafter in Berlin war, erzählte mir, daß der Zar Alexander II. zu sogen pflegte, daß es in der Geschichte nur einen ähnlichen Fall gebe, der von Karl XII. , dem„Verrückten des Nordens". Zur Entschuldigung der beinahe immerwährenden Abwesenheit vom Sitz der Regierung und zur Beruhigung der öffentlichen Meinung wegen der ewigen Gastereien werden von Wilhelm und seinem Gefolge alle Arten von Gründen beigebracht.„Wenn er es versäumt, den König von Belgien zu besuchen, könnten unsere asri- konischen Besitzungen ausgelöscht werden," sogar rascher, als Eugen Richter es wünschte. Ein Mrnat Seereise gibt dem Kaiser die sehr erwünschte Gelegenheit,„seinen inneren Menschen zu studieren". Aber die wahren Ursache« dieser Reisen ist die krankhafte Un- ruhe(Lz�ckopstbi» vagans), die den Kaiser beherrscht und ihn von einer Stadt zur anderen, über Seen und Berge jagt. Die Adjutanten, die Vertreter des Militär, und Zioilkabinetts, Leibärzte, Kammerdiener, Garderobiers, Silberbeschließer, Keller. meister. Stallmeister, Kutscher , Reitknechte, Köche, Küchenpersonal und die Schar der Jäger und Lakaien, die ihn aus jeder Reise be- gleiten, sind so geübt in der Handhabe des Massengepäcks und Zu- behörs, daß ein Befehl, innerhalb einer Stunde fertitz zu fein, sie weder überrascht noch aus der Fassung bringt. War die Reise schon einige Zeit vorher geplant, wird ein gedrucktes Reiseoerzeichnis den Abteilungsleitern geliefert, ober sehr oft ist nicht einer von den Männern imstande, irgend etwas außer der Stunde der Abreise zu erfahren. Der Kaiser redet seine Diener nur mit einsilbigen Worten an und gibt sich nicht einmal die Mühe, deutlich zu sprechen. Um die Wiederholung eines Satzes zu bitten oder irgendeine Frage zu tun, würde ein unerhörter Bruch der Etikette sein: so bleibt nichts anderes übrig, als auf eine günstige Gelegenheit zu warten, um im Unge- wissen weiterzuarbeiten, uni so mehr, als die Adjutanten oft nicht mehr über die Absichten Seiner Majestät wissen als die Stalljungen, die jede kaiserliche Gesellschaft zum Tennisspiel begleiten. Besonderes Schweigen wird beobachtet, wenn dos Reiseziel irgendeine Stadt oder Festung weil im Westen oder Osten des Reiches ist, wo nach einer Reisenacht der Kriegsherr um 5 oder 6 Uhr morgens zu landen und mit großem Gefolge und Trompeten durch die Straßen zu reiten beabsichtigt, um die Garnison zu alarmieren. Wenn der diensttuende Garderobier vermutet, daß die Reise ein der- artiges Ziel Hobe, wendet er jedes mögliche Mittel an, um das Ge- heimnis zu ergründen, und mehr als einmal habe ich dem armen Kerl geholfen, indem ich versuchte, aus der Kaiserin herauszubekom- men, was er wifse» wollt«. Jedoch ist Ihre Majestät auch nicht immer auf dem Laufenden. Man wird die Angst des Garderobiers besser verstehen, wenn ich erwähne, daß Wilhelm es sich zur Regel macht, immer die Uniform des Hauptregiments zu tragen, welches in der betreffenden Stadt steht. Der Leibdiener, welchem es nicht gelänge, aus dem Gepäck die richtige Uniform herauszunehmen, würde seinen Namen rasch von der Liste gestrichen sehen. Wenn ich noch hinzufüge, daß eine Kaoallerieuniform aus 14 verschiedenen Teilen besteht, kann der Leser sich einen Begriff von der Arbeit machen, welche durch die plötzlichen Reisen entsteht: den» eine Uni- form ist natürlich nicht genug, es müssen drei oder vier vorhanden sein und auch Zivilkleidung und Jagdkostüm. Ebenso ergeht es dem Stallmeister. Wird ein Infanterie-, Kavallerie- oder Artilleriepferd gebraucht werden? Denn Seine Majestät reitet jedesmal ein anderes Pferd bei jedem anderen Truppenkörper. Sechs Pferde, zwei von jeder Art, müssen für ihn mitgenommen werden, außer Wagen- und zahlreichen Pferden für das Gefolge. Das alles erhöht die Reisekosten sehr, denn, wenn auch die meisten deutschen Eisenbahnen Staatseigentum sind, muß der Kaiser doch wie jeder andere Mensch Kilometergeld zahlen. Der kaiserliche Zug fährt gewöhnlich um 1» Uhr abends ab und muß möglichst leise fahren, damit des„Allerhöchsten" Schlaf nicht gestört wird. Es braucht kaum gesagt werden, daß der Extra- zug mit allem möglichen Luxus ausgestattet ist— ein rollender Palast, welcher Empfangs-, Speise- und Schlafzimmer, Bade- und Antleidezimmer, Küche, Abwaschküche und Stnllnng enthält. Die einzigen Dinge, welche fehlen, sind Bequemlichkeiten für die Diener- schaft, welche auf Polstern oder aus dem Fußboden schlafen muß. Um 5 Uhr eder zeitiger wird dem Monarchen eine Tasse Tee gc- reicht. Bad und Ankleiden folgen und dann das Frühstuck, welches viel reicher und mit viel mehr Abwechslung in den Speisen als zu Hause serviert wird. So gestärkt und erfrischt, steigen bei Dämme. rung der Kaiser und sein Gefolge zu Pferde, und mit Trompeten an der Spitze galoppieren sie in die Stadt, um der Soldaten und auch der Bürger Morgenschlgf zu inorden. Einer der kaiserlichen Adjutanten beschreibt den Hergang beim Alarmieren der Garnison Posen wie folgt:„Während des Frühstücks und auf unserem Ritt in die innere Stadt sprach Seine Majestät von
nichts anderem als von den dummen Gesichtern, welche der Kom- Mandant und die Offiziere machen würden, wenn man sie plötzlich weckte. Nun waren wir hineingelassen, nachdem wir die Tages- porole abgegeben hatten, und bald erklangen Trompetenstöße und der scharfe Klang der Hufe unserer Pferde in der Hauptstraße. Posen, obgleich nur halb polnisch, hat so viele Belogerungen, Ein- älle und revolutionäre Taten gesehen, daß soldatisches Treiben eine Einwohner nicht erschreckt. Fenster wurden geöffnet und ge- chlossen, während wir vorübertrabten: Männer, Frauen und Kin- der in Nachthemden sahen erstaunt die sonderbare Rciterschar an. Seine Majestät amüsierte sich wahrhast königlich auf seine Art, wie er denn überhaupt die ganze Expedition wie einen Bombenwitz be- handelte, arrangierte, um ihm ein neues Vergnügen zu verschaffen.' Reisen ist eine solche Manie des Kaisers, daß, wenn die Staats- geschäfte oder die Tatsache, daß niemand zu besuchen ist, ihm das Reisen unmöglich machen, er manchmal eine Nacht in seinem Salonwagen zubringt, der auf der Station Wildpark steht, nur süns Mi- nuten von dem Neuen Palais entfernt, unter dem Vorwand, daß er am folgenden Morgen zu einer unmöglichen Swnde in Berlin fein müßte. Anfang- Sommer 189S ging er diesem merkwürdigen Zeitver- treib immer häusiger nach, bis eines Abends im Juni die Kaiserin den Mut fand, als er zur Station fahren wollte, ihm damit zu drohen, daß sie ihn in seiner Iunggesellenwohnung besuchen wurde. Wilhelm II. ließ dann mehrere Monate von dieser Gewohnheit ab, und das war ein Glück, da unter den Dienstboten, die keine Lust hatten, so oft in ihren Kleidern zu schlafen, eine Verschwörung aus- zubrechen drohte. Sie wollten ein Mitglied der Linken im Reichs- tage benachrichtigen, wo Seine Majestät die Nächte zuzubringen pflegte: wird doch der Eisenbahnverkehr sehr gestört, wenn Majestät auf Station Wildpark nächtigt. „Mehr als hundert Beamte und Arbeiter sind heute nacht wach wegen des Kaisers Laune, in seinem Wagen zu schlafen." sagte Ende Mai Graf Culenburg eines Abends zu mir. „Unmöglich! Hundert Personen?" „Hundert und mehr— das Verzeichnis ist durch meine.Hände gegangen. Denken Sic einen Augenblick über die Arbeit iwch: Güterzüge müssen auf ein Nebengleis geschoben werden, und Per- soncnzüge müssen langsamer fahren: da die gewöhnlichen Signale, der Pfiff der Lokomotiven und das Läuten der Glocken nicht statt- finden, muß die Zahl der Beamten verdoppelt werden,»m ein Eisenbahnunglück zu verhüten." <Mit Erlaitdm» de» Berlaa«« Nusto» gieinsen, Berlin -Lankwitl.I Die erst- Thealerkrilik in der deutschen presse. Die Theaterkritik ist heute ein so wichtiger Teil des Zeitungsfeuilletons, daß wir uns ein Blatt ohne Theaterkritik kaum vorstellen können, und doch ist diese heute so reich entwickelte Einrichtung Nicht viel über hundert Jahre alt. Wie Dr. Ernst Widdecke im„Zeitungsverlag" ausführt, war noch während des ganzen 18. Jahrhunderts die Rezension der Theaterstücke aus die Zeitschriften beschränkt, und auch Lessmgs „Hnmburgische Dramaturgie" ist ein solches mehr wissenschaftliches Unternehmen, das nicht in erster Linie auf das Publikum Rücksicht nah»,. Die erste deutsche Theaterkritik in einer Zeitung, die unseren heutigen Referaten annähernd entspricht, war die Kritik des„Götz" in der Berliner „Privilegierten Zeitukig", der heutigen„Vossischen", am 1k. April 1774. Der Verfasser soll Ramler gewesen sein, fand aber keine Nachfolge. Erst Kcitzebue versuchte wieder, 1798, ohne Namensnennung für die„Wiener Zeitung " ständige Theater- besprechungen zu schreiben. Die Idee wurde aber„als sehr unschick- sam und auffallend betrachtet": die Zensur mischte sich hinein, und ein kaiserlicher Erlaß befahl„von den neuaufgeführten Stücken" nur zu melden,„jedoch ohne sich in eine Kritik einzulassen". Im Jahre 1892 brachte der damals beliebte, heute nur noch als„Goethe- Gegner" unrühmlich bekannte Schriftsteller Gerlieb Merkel einen Aufsatz in der„Vossischen Zeitung" über die Ausführung des„Don Carlos", der viel Anklang fand. Das Konkurrenzblatt, die„Spenerfche Zeitung", fürchtete, wenn öfters solche Beiträge erschienen. Abon- ncnten zu verlieren, und wandte sich an Merkel mit der Bitte, solche Theaterbesprechungen in ihren Spalten zu verfassen. Daraufhin trat Merkel mit dem Blatt in nähere Beziehung und führte im Oktober 1892 eine vollständige Umgestaltung des„gelehrten Artikels" durch, die zum erstenmal ein Feuilleton im modernen Sinne brachte. Dieses Feuilleton enthielt auch regelmäßig Besprechungen über Bühnen- aufführungen, und so wurde Merkel zum Vater der deutschen Theaterkritik. Der Magnet als Slraßenreinigcr. In Idaho (USA .) sind er- folgreiche Versuche gemacht worden, die Straßen durch einen Magneten absuchen zu lasten. Der Mahnet wird mit Akkumulatoren gespeist und er schwebt 19 Zentimeter über dem Boden am Hinteren Ende eines besonders gebauten Kraftwagens. Man fand auf 8 Kilo- meter nicht weniger als 99 Kilogramm Eisennägel. Bolzen, Draht- stücke usw., die sonst kaum sichtbar waren. Der volkswirtschastliche Wert des Verfahrens wird ersichtlich, wenn man an die vielen Schäden denkt, die durch diese Eisenreste täglich an den Gummireü- der Auto» oerübt werde«.