sehen, gerade weil der Reichspräsident nicht die Absicht hatte, tn den Valtseirtscheid einzugreifen, auf dem Wege der Schiebung dazu zu gelangen.(Stürmische Zustimmung links? Zurufe rechts: Rcvolutlonsschleberf— Gegenrufe links: Kriegsschieber!) Zch habe nicht die Absicht, mich mit therrn v. L o e b e l l weiter zu befassen, er ist als Fälscher und Lügner öffentlich gestäupt(Geschrei recht»? Zustimmung links), und ich brauche ihn nicht mehr zu charakteri» sieren. Bisher hat nicht einmal die Rechtspresje den Mut auf. gebracht, das unquolifizierbare Benehmen Loebell» zu verteidigen. Die neue Tatsache dieses Briefwechsel» und seiner Veröfsent» lichung veranlaßt meine Fraktion zu folgender Erklärung(die wir oben wiedergeben. Red.). Nach der fast bei jedem Saß Durch lebhafte Zustimmung der Linken und häusig durch Gegcnrufe der Rechten begleiteten Er- tlorung nimmt das Wort Reichskanzler vr. Marx: Nach Artikel 5l> der Reichsversossung bedürfen alle Anordnungen des Reichspräsidenten zu ihrer Gültigkeit der Gegen- Zeichnung der Rcicheregterung. Es handelt sich dabei aber nur um solche Kundgebungen, die unmittelbar mit ge- seßgeberifchen Handlungen des Reiches in Verbindung stehen. Bei dieser Stelle der Erklärung ruft Abg. R o s e n f e l d(Soz.) dazwischen: Decken Sie den Wortbruch hindenburgs? Bei den Völkischen und Deutschnationalen erheot sich daraufhin ein großer Lärm, Zurufe kommen von dort herüber, die von der Linken stürmisch erwidert werden. Es entsteht eine minutenlang dauernd« Unruhe: vergeblich bemüht sich der Präsident, da» Hau » zu beru» higen. Schließlich kann der Reichskanzler seine Erklärung sortseßen. Er sagt, daß er den Reichspräsidenten gegen den Vorwurf in Schuß nehmen müsse, als ob er irgendeinen Wort- bruch begangen habe. Von links wird dem Reichskanzler wiederum zugerufen: Und doch bat er einen Wortbrucb began» gen! Slufs neu« entsteht großer Lärm. Die völkischen machen antisemitische Zurufe: der Präsident teilt mit, daß er den Abg. R o s e n f e l d wegen irgendeiner Äußerung zur Ordnung ge« rufen habe.» Der Reichskanzler fährt fort, daß die Berfassungsoor- 1 , fchriften von Anordnungen und Verfügungen sprechen. Die Verfassung habe sicher damit nur solche Kundgebungen im Auge. die in unmittelbarem Zusammenhange mit der amtlichen Tätigkeit der Reichsregierung stehe. Diese voraus- setzungen seien bei dem Briefe Hindenburgs nicht vorhanden, er habe nur seiner persönlichen Meinung Ausdruck gegeben, aber keine Anordnung und Verfügung gelrofsen, die bestimmt sei, in das Staatsleben einzugreifen. Die in Frag« stehende Kundgebung habe deshalb einer Gegenzeichnung nicht bedurft. Äm übrigen stehe auch die Reichsregierung aus dem Standpunkt, daß die entschädigungslose Enteignung der Ler» mögen der vormal» regierenden Fürsten mit den Grundsäften«ine» Rechtsstaates nicht vereinbar sei. Das habe sie wiederholt schon er» klärt. Di« Erklärung des Reichspräsidenten stehe auch in sachlicher Beziehung mit der von dem Reichskanzler befolgten Bolitit nicht im Widerspruch.(Beifall bei den Regierungsparteien. Lebhafter Widerspruch links.) Abg. Barth(Dtnl.) verlieft eine kurz« Erklärung seiner Fraktion, wonach sie der Ueberweisung der Vorloge an den Rechtsausschub zustimme. Ihre Stellungnahme zu dieser Frage habe sich seit den Beratungen iin Rechtsausschuß nicht geändert. Der Redner wieder- holte die Phrase, daß die entschädigungslos« Enteignung der Fürsten- oermögen, wie sie der dem Volksentscheid unterliegende Geseft- entwurs verlangt, mt den Grundsäften eine« Rechtsstaates und den Forderungen der Sittlichkeit unvereinbar sei. Er schließt: Daher haben wir auch heute dem Reichspräsidenten dafür zu danken. (lebhafte» Hört! Hört! link»), daß er sich in der Abwehr gegen di, Bolsä>«wisierung alt getreuer Eckart de» deutschen Volke» bewährt hat.(Beifall bei den Deutschnationalei,. Lachen link».) Abg. Dr. Neubauer(Komm.) wendet sich gegen den Brief de» Reichspräsidenten und erklärt die Ausführungen des Reichskanzler» über den Aolkigeseftentwurs al» Heuchelei. Dasür wird er zur Ordnung gerufen. Mit der Erklärung des Zentrums und der Demokraten, die wir auf der ersten Seite wiedergeben, schließt die Aussprache. Di« vor- läge geht an den Rechtsausschuß. lieber den kommunistischen Miß- «rauensontrag. der»och nicht im Druck vorliegt, wird erst morgen abgestimmt.
Der Kronprinz auf der Untersthristenfuche. Eine aufsehenerregende Veröffentlichung Walter v.Molos Im„Berliner Tageblatt" veröffentlicht heute morgen der bekannte Schriftsteller Walter v. Molo, der Verfasser einer Reihe von Romanen au» der Geschichte der Hohenzollern . drei Schriftstücke, die ihm von dem persönlichen Adiutanten seiner .Kaiserlichen Hoheit de, Kronprinzen" aus Schloß Oels zugegangen sind. Diese Veröffentlichung Molo, ist geeignet, da» größte Aussehen zu erregen. Sie bedeutet zu- sammen mit den ergänzenden Bemerkungen, die Molo den Schriftstücken zufügt, eine klatschende Ohrfeige für die Hohenzollern und ihr Gefolge. Aus den Veröffentlichungen geht hervor, daß die Z e n» t r a l e des Kampfes gegen die Fürstenabfindung sich beim Bevollmächtigten der Hohenzollern , Herrn v. Berg, befindet, und daß der Kronprinz selbst an der Führung dieser Aktion beteiligt ist. Dieser Herr bringt es nicht über sich, auf das T a f e l g e s ch i r r der deutschen Städte zu verzichten und beruft sich dabei durch seinen Rechtsbeaus- tragten auf di«„N o t l a g e", in der er sich befindet. Gleich- zeitig organisiert er ober mit dem offiziellen Beauftragten de» ehemaligen Königshauses zusammen mit einem Auf» wand von Hunderttausenden einen Abwehrtampf, der ausgesprochen politisch-reaktionären Zwecken dient und dienen soll. In dem Schreiben des persönlichen Adjutanten des Kronprinzen, des Major M ü l d n e r v. M ü l n h e i m. wird davon gesprochen, daß acht Tage vor dem Volksentscheid«in Aufruf mit den Unterschriften promi» nenter Persönlichkeiten erscheinen soll. Dem Aufrufentwurf liegt eine Sammlung von Unter- fchriften bei, um die nachgesucht werden soll. Diese Liste ist mehr als interessant: sie oerdient wörtlich abgedruckt zu werden. Namen der Heere«, dle um die Unterschrift unter deu Ausruf ersucht werden sollen. D. N. B. P. 6 Herren, die noch nicht feststehen D. V. P. Heinz«, Scholz, Becker. Kempke», Boeliß V. V. D. Graf Goltz, Seldte, Bouer-München, v. Hosiel-Könlgsberg, Frau Beda- Prilep....... Mahraun Völkisch« v. Ramin, Seiffert AlteArmee v. Lettow, v. Mackensen, o. Hutier , Scheer, v. Schoch-München Wirtschastspartei Humor, Drewitz und 2 andere Industrie und v. Stauß., o. Siemens, Rieher, Silver- Wirtschaft berg . Sorge, v. Schinckel, v. Beerenberg. Goßler, Heinicken. Klöckner. Keinath, Cuno Gelehrte Pompeekj, Litten, Stier-Somlo, Smend , Schmitt-Bonn. Spahn, Fischer-Breslau, O. Spengler, Conrad, v. Bodelschwingh, Seeberg, Zische, Gras Korsf A e r z t e Bier, Kraus, Bonhoeffer , Hi? Schrift st eller Suderwann, Skowronnek, Molo, Höcker, Presber, Warncke Kunst Klimsch, Bode, Liebermann und«in moderner Maler Landwirtschast Graf Kalckreuth, Hepp, Weilnböck, d. Lünink. o. Kerckerinck, o. Loö. Graf Galen, v. Popen. Loenartz, n. Landsberg Arbeiter Behrens. Bechly, Wolf. W. Schmidt, Winnefeld, Frau Behm. Frau Matz- Baltrusch und»in Beamtenvertreter(Er- gänzung vorbehalten) M i t t e l st a n d Beythln, Hagemann, Paula Müller- Ottsried Presse Becker, Rippler, Wynecken, vr. vestrelch Auslandsdeutsche Grosse, Ginschel, Seift Außerdem noch: Iaree». Luther , WInnig. Früher hatten die Fürsten ihre Hofnarren, jetzt scheinen sie Intellektuelle und Geistige zu suchen, die gegenüber dem
Volke die Unverschämtheit ihrer Ansprüche ml! einem geistigen und kulturellen Mäntelchen umhängen sollen. Man kann sehr gespannt sein, welche von den hier zitierten Aerzten, Schriftstellern, Künstlern usw. unter das Machwerk ihren Namen fegen werden. Die Antwort, die v. M o l o dem Adjutanten des Kronprinzen auf die Zumutung gibt, daß er „im Interesse des Vaterlandes" sich schützend vor die Geld- sacke der Fürsten stellen soll, ist so deutlich, daß der Herr aus Oels sie wahrscheinlich nicht hinter die Scoresvase seiner Frau Gemahlin stecken wird. Wörtlich schreibt Molo: E» wäre klüger gewesen, meine Gesinnung vorher zu erforschen, eh« man mit meinem Namen Mißbrauch trieb. Gewiß habe ich den „F r i d e r i c u»" und die.Luise" geschrieben, ich weiß nicht, od ein Franzose, der Napoleon gestaltete oder da» Leben einer fron- zösischen Fürstin, deswegen gleich Monarch! st sein muß: in gewissen Kreisen Deutschlands bestimmt man jedenfalls noch immer au» der S t o f s w a h l eines Dichters besten monarchistische oder nicht monarchistische Gesinnung. Jetzt! Denn in den Sriegsjahren wurde dem„Berliner TogeblatI". dos meinen Aridericus zuerst druckte, besten verösfenkllchung vom herbst lSlö bis Dezember 1817 durch eben die kreise unmöglich gemacht, die mich heute gewaltsam und llebrelch für sich zu verwenden versuchen. Wüßten die Zu- sammensteller dieser famosen Liste nur halbwegs in geistigen Dingen Bescheid, hätten sie wirklich auch nur eines meiner Bücher gelesen oder gar verstanden, so hätten sie erkannt, daß ich anderen Blutes bin al» die schmutzigen N a ch t r e t e r meines äußeren Erfolge», die hinterdrein einen sinnlose« und ekelhaften Göhendlensk mit den zwei worien „Fridericus Rex" entfalteten, gegen den ich immer wieder im In- und Auslande aus- zutreten gezwungen war. Niemal» habe ich„Fürst" und„Volk" einander gleichgesetzt oder gar einander gleich geachtet, immer und über- all bin ich mit oller Schärfe derverantwortungslosenAn- m a ß u n g entgegengetreten, daß eine Gruppe nationale Ge- sinnung als ihre unveräußerlichen Erbrechte allein beansprucht, daß s t« di« Masse unsere, Bolle» ihre, tiesit innerlichsten und einzigsten Besitze», der daher nicht aus der Zunge liegt, brutal enteignet, zum Schoden de» Landes, dem man angeblich bester als olle anderen gedient hat und dient. Die gleiche anmaßliche Weltfremd» h e i t, die gleiche hochmütige Blickblindheit, die gleiche feelisch« Unbildung. die nie das deutsche Volk verstand und nie verstehen wollte und tonnt«, die so viel zu unserem heutigen großen Unglück beigetragen hat. olle dies- tragischen Eigenschaften unserer nächsten historischen Vergangenheit sprechen au» den hier veröffentlichten Dokumenten, welche die gleiche herablassend« Tendenz, die unveränderte Gottesgnadengeste vor ehedem verraten, dem freien Geiste gewünschte Gesinnung in de m Augen- blick« diktieren zu wollen, derVortellversprtcht. Ich gehör« keiner Kaste und keiner Clique zu, ich liebe nur da» Volk, das arbeitet, völlig gleichgültig, ob es sich dürgrrtich, adlig oder proletarisch nennti Für mich haben Arbeit und wahr« Liebe, die kein« Einschränkungen kennt, allein Anspruch aus Achtung. Arbeit allein schafft und erhält Menschentum, die Arbeiteaden ollein geben un» Zukunft, oll« anderen verachte ich au» tiefster Seele." Aus dein Aufruf wird dann also wohl nicht» werden. Dir Herr von Oels, der sich so gerne von anderen Leuten seine Bücher schreiben läßt, hat diesen Ausflug ins zeistikt? Gebiet nicht sehr geschickt unternonnnen. Molos deutliche und aufrichtig« Antwort aber an diejenigen, di« das Geld meincn, wenn sie von„Kultur" reden und die immer so schön von der„Begehrlichkeit" der anderen reden können, weil sie selber unersättlich sind, ist gleichzeitig eine sicher un- gewollte, aber um so wirksamere Antwort an Herrn o. H i n d e n b u r g. Die Sache der Fürsten steht wirklich nicht gut. wenn sie sich solche Antworten holen, wie Moio sie Ihnen gegeben hat.
Es lebe öer Untertan. (Eine wahre Geschichte aus dem achten Zahre der Republik .) Bon Carl Merten». Der 24. April*1926. Beschleunigter Personenzug Nr. ttztz. Stralsund — Berlin . 2. Klaff«. Es ist kalt in den Kup««s d«» Zug«,, der durch das liebliche Dorado der Reaktion, Mecklenburg , saust. In Vlantense« beobachtet er, ein Repubtikaner, daß ein Elfen- bahnbeamter ein Kupe« zweiter Klasse zuschließt. Da es nur auf der einen Seite veilchlosten ist, steigen einig« Personen in Neustrelitz in dos verschlossene Kupe«. Zwei elegant« Damen beobachten vom Bahnsteig aus mit nervösen Bewegungen dies« Unverschämtheit. Dann wendet sich die eine an den Zugführer. Der reißt die Hacken zusammen, drückt die Brust vor. Macht Männchen, Hand an der Mütze. Untertänigst reißt er das Kupee auf, in dem er sitzt. Si« mustern ihn, so von oben herab. „Oh, bitte mein Herr, verlosten Sie diesen Wagen." Di« andere würdigt ihn keines Blickes. „Aber erlauben Sie, meine Domen, ich sehe keinen Grund dasür ein." Achselzuckend steigen die beiden Damen au», raufchen über den Bahnsteig zum Stotionsoorsteher. Der steht stramm, Hand an der Mütze. „Verzeihen, königliche Hoheit, ich werde neuen Wagen anhängen!" Die beiden Damen nicken ihm gnädig zu, so daß er rot wird vor Freude. Der Zug sollt« längst abgefahren sein, aber w»d«r der Station»- Vorsteher, noch der Zugführer wagen t», do» Signal zu geben. Ein Ruck geht durch den Wogen, ein neue, Kupe« ist«ngeschlossen. Die beiden Damen steigen«in. Ein Schwärm livrierter Diener springt au» anderen Wagen, rennt über den Bahnsteig, steht stramm, steigt tn den neuen Waggon, Er lehnt sich au» dem Fenster, winkt dem Schosfner. „Was bedeutet denn da», Schaffner?" Der sieht ihn erstaunt an. ist ganz aufgeregt, sein« Brust fliegt. „Aber verstehen Si« denn nicht, das ist doch die Großherzogin von Mecklenburg mit ihrem Gefolge?!" Er zuckt die Achseln. „Wohl besser« Qualität Mensch al» wir?!" Dann fährt der Zug ab, und.....»ine angenehm« Wärm « erfüllt dos Kupee. Soll er sich ärgern über das Untertanenpack, oder sich freuen über die Wärme, die er der Hoheit zu verdanken hat? Er nickt langsam ein. Di« Rädern donnern aus den Schienen. Immer«in Takt;
, Deutschland— ist— eine— Republik. Di« Staat»g«wolt— geht— vom— Bolk«— au». Im letzten Wagen unterhatten sich ihre Hoheit und die Gefell - schafterin. „Entsetzlicher Pöbel." „Dumme» Bolk, Eure Hoheit! Sl« haben kein Gefühl mehr für das heilig« Bermächtni» ihrer Ahnen." „Es wird ander» werden!" „Aber gewiß. Eure Hoheiti Denn erst die Abfindung aus- gezahlt Ist." „Dabei Ist man so bescheiden und»erlangt nicht einmal einen Salonwagen." ,Lu Befehl, Hoheit, dieser rote Pleb» sollte ausgepeitscht«erden." Im Nebenabteil stoßen sich zwei Lakaien an und grinsen. Jim Goldfischteich. ?irüh am Morgen. Auf den Bänken nur vereinzelte Gestalten. ür«inen Groschen zu„besitzenden" Stühle leer. Auf dem Wasserspiegel abgefallene Blüten überhängender Bäume. Am Ufer cin kleines alte» Boot, Daneben eine Wildenlenmutter mit lchon ziemlich herangewachsenen Kleinen. Der goldgrünköpsige Familien- ooter schwimmt feine Morgenpromenade ab. Es geht olle» sehr ruhig zu. Schläfrig langsam ziehen auch die Goldorsen rote Streifen durch das Wasier.... Die Sonn« blinkt auf, und e» wird lebendiger. Pirole und Amseln rufen und die längst zahm gewordenen Ringeltauben gurren. Nun haben uns auch die gewohnheitsmäßigen kleinen gefiederten Bettler bemerkt und eine ganze Spatzenparade ist vor uns ousmar- schiert. Jeder nimmt, wa» er kriegt. Vorrechte und Verdienste werden nicht anerkannt. Die Geschicktesten erhaschen die Bracken im Fluge. Ganz wie bci uns. Di« Buchfinken, zutraulicher als die Spatzen, haben bei jenen kein Glück- Dafür kommen sie viel näher an un» heran und picken aus der Hand- Run watscheln auch Enten und Ringeltauben heran, die mit enlwafsnender Gutmütigkeit sich vom Spatzenvolk das meiste wegschnappen lassen, schließlich aber belohnt werden. Eins der Entchen nimmt jeden Bisten erst an den Wasserspiegel, um ihn dort einzuweichen. Derweil erstickt neben un» ein Sperling nahezu an einer Brotrinde, die er auf einmal ver- schlucken will. Ein Klopfen hinter uns laßt un, aufschauen. Nur zwei Meter hinter uns fitzt ein kleiner Buntspecht am Baum« und hockt munter, auf seinem breiten Schwanz gestutzt, auf die Borke. Bald hier bald dort turnt der Fassadenkletterer am Baume herum. Nie läßt er stch fern von Berlin im Walde in solcher Nähe belauschen. Und nur wenige Schritt« vor un», auf der Ehorlottenburger Ehausjee, beginnt der Berkehr de» Tage» zu tosen. L-L. Da» End« der Prlvolthealer. In der ersten Juni- nummer der..Volksbühne", der vom Verband der deutschen Volksbühnenverein« herausgegebenen„Zeitung für sozial« Theaterpolitik und Kunstpslege". gibt Hans von Zwehl einen Ueberbllck über die Theqtertypen in Berlin und im Reich. Besonder» bemerkenswert ist tn diesen Ausführungen dt«
Feststellung, daß außerhalb Berlin » di« Zahl der Prwattheater in Deutschland außerordentlich zusammengeschniolzen ist. Wohl gibt «» in der Reichehauptstadt beute noch etwa U gute Prlvotbühn-n ?e«nüber 8 gemeinnützigen Theatern, aber im übrigen Deutschland nd nur nom etwa IS gute Privatdirekttonen und etwa 10 städtische irolotpochttyeaier vorhanden, während außerhalb Berlins etwa 90 gemeinnützig« Thealerunternehmungen gezählt«erden. Diese Aufstellung läßt allerding, die recht zahlreich zu sindenden Operetten- theater und die vielfachen Schmieren und Zweigbühnen außer Bc- tracht. vndrrerseit» wird, wie der Artikel hervorhebt, die Rolle per. Prialtheater noch geringer, wenn berücksichtigt wird, daß manche von ihnen durch nicht uni.'heUiche Beihilfen aus i'ftent.ichen Mitteln gestützt werden u»d dechalb auch einer gewissen Kontrolle durch die öffentlichen Kö .'pe« ichaslcn»ntcrliegm. Schwere Krise im russischen Filmwesen. Daß es in der russischen gilmproduktion seit«tnigec Zeit bedenklich kriselt, ist schon bekannt: in den letzten Tagen hotten sich sedoch verschiedene Crcigniste ab- !«spielt, die aus eine erhebliche Verschärfung dieser mißlichen Lag« inzudeuten scheinen. Die politische Polizei in Moskau ha« nämlich eine Reihe von leitenden Personen der Filmindustrie sowie einig« Regisseure und Aufnahmeleiter oerhaftet. Die Untersuchung hat er- geben, daß die Lage aller dieser zur Herstellung sowjetistischer gilm» bestimmten Institut« geradezu katastrophal ist. Da» Defizit belauft sich bereit» jetzt aus bVj Millionen Rubel. Enorme Summen sind aus die luxuriöse Einrichtung direktorialer Bureaus sowie die An- fchafsung von Automobilen oerwandt worden. Auch in der Pro- durtion selbst scheint eine beitpiellose Mißwirtschaft eingerissen-zu sein. So wurden zum Beispiel bei der Aufnahm? einer Szene de» neuen russischen Film«„Der Dieb von Bagdad" zweck» möglichst realistischer Darstellung einer Orgie Champagner, Wein« und teure Lebensmittel im Wert von insgesamt 200» Rubeln konsumiert. Das größte Defizit hat die Geiellschast Proletkino zu verzeichnen, die übrigen» liquidiert«erden soll. In dieser Gesellschaft wurden neun- zehn Regisseur« und inchrcre Theatermaler beschäftigt. Ihre Tötig- reit erstreckte sich jedoch lediglich aus die Entgegennahme der Ge- hälter. Während des größten Teils des Jahre» lag die Arbeit». kraft dieser hochbezahlten Künstker vollkommen brach. Die übrigen Gesellschaften sollen zu einem Syndikat zusammengeschlossen werden und eine staatliche Subvention von acht Millionen Rubel erhalten. ZeUungswissenschast in Japan . Anfang diese» Jahres ist In Tokio di«.Zeitschrift für wistenschaftllche Erforschung de» Zeltzmqs- wesens" erschienen. Herausgeber ist Hideo Ono, Professor für Ze>- tungswistenschost an der Universität Tokio . Professor Ono hat im Winte» 1983/24 im Austrage der iopanischen Regierung Deutschland , die Schweiz . Italien , England und die Bereinigten Staaten besucht, um da» Zcuunqswtsen und den Stand der zeitungswissenschastlichen Forschung dieser Länder kennen zu lernen. Auf Grund semer Er- fahrungen bei dieser Reise berichtet er in der ersten Nummer seine? Zeitschrift mich über die„Zeitungswissenschaft in deutschen Unlver. sitäten und Hochschulen". Bei dieser Gelegenheit sei auf die all- gemeine Wertschätzung hingewiesen, die da» Zettunqcwesen in Japan genießt. Die Journalisten haben sre« Fahrt auf her Eisenbahn .. Cine neue griechisch« AniverMt wird«t Ottober» Saloniki er öfsaet«erden.