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Die Arbeitslosigkeit steigt weiter.

5000 neue Erwerbslose in Berlin .

Im Gegensatz zu den Berichten aus dem Reiche ist festzustellen, daß in Berlin die schwere Krise am Arbeitsmartt immer noch fortschreitet. Während sich die ohnehin sehr hohen Ar­beitslosenzahlen in der letzten Woche um rund 3000 erhöhten, stiegen fie in dieser Woche um 5000, so daß der Stand jetzt 254 623 beträgt. Diefer starke Zugang ist unter anderem auf das Nachlassen des Be­fchäftigungsgrades in der konfektionsindustrie und auf die geringe Bautätigkeit zurückzuführen.

In den Brufsgruppen des Baugewerbes ist das Ansteigen der Erwerbslosenziffern als recht erheblich zu bezeichnen, während die Metall- und Holzindustrie nur in geringerem Umfange eine Steigerung aufweisen. Belebungen irgendwelcher Art sind kaum zu­tage getreten oder so geringfügig, daß sie für den allgemeinen Ar­beitsmarkt ohne Bedeutung bleiben. Ein beachtenswertes Zeichen für den enormen Grad der jezigen Arbeitsmarktfrise ist, daß ein großer Teil Arbeitsuchender bereits ohne wesentliche Un­terbrechung seit Anfang des Jahres sich auf den Arbeits­nachweisen erfolglos um Beschäftigung bemüht. Auch eine Ab­wanderung in andere Berufe oder ungelernte Arbeit, die in früheren Zeiten für manchen noch einen Ausweg bedeutete, kommt bei der gegenwärtigen Lage faum in Frage, da auch hier keine Aufnahme­fähigkeit besteht. Insgesamt muß gesagt werden, daß der gesamte Arbeitsmarkt recht troftlos ist und kaum Aussichten auf Befferung für die allernächste Zeit vorhanden sind.

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Es waren 254 623 Personen bei den Arbeitsnach meisen eingetragen, gegen 249 824 der Vorwoche. Darunter befinden sich 166 505( 163 975) männliche und 88 118( 85 849) meib­liche Bersonen. Unterstützung bezogen 132 943( 131 451) männliche und 62 461( 61 371) weibliche, insgesamt 195 404( 192 822) Bersonen. Außerdem wurde noch an 30 411( 29 430) Personen Erwerbslosenhilfe gezahlt und 3999( 4182) Personen bei Notstandsarbeiten beschäftigt.

Faschistische Opferschändung.

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Sie stören eine Matteotti- Feier! Genf , 12. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) In einer von der Sozialdemokratischen Partei Genf am Freitag abend abgehaltenen öffentlichen Versammlung zum Andenken an Matteotti tam es zu Zusammenstößen mit einer Gruppe von etwa 40 italie nischen Faschisten, welche in zwei geschlossenen Gruppen angerückt waren und die Versammlung start provozierten. Nach der ersten Rede soll ein Versammlungsteilnehmer Musso­ lini ist ein Mörder!" gerufen haben, worauf die Faschisten mit Es lebe Mussolini " und Stockschlägen auf den Boden antwer­teten. Das mar das Seichen zu einem heftigen Handgemenge, in welchem mit Stühlen geschlagen und eine Anzahl Personen verlegt murde. Ein junger Genfer Anarchist Tronchet gab zwei Revolver schüffe ab, die jedoch niemand trafen. Unter den 20 von der Bolizei Abgeführten befanden sich 17 Faschisten, darunter der Bize tonjul Binci, ein Generalsekretär der faschistischen Gemert­schaft und mehrere italienische Beamte des Völker bundssekretariats und des Internationalen Arbeits­amtes. Nach der polizeilichen Bernehmung wurden sämtliche Ber­haftete mit Ausnahme des Tronchet freigelassen.

Wieder ein Ueberfall auf den Avanti". ailand, 12. Juni. ( WTB.) Faschisten drangen in die Re. daktion des Avanti ein und zerstörten das Mobiliar. Ein sozialistischer Führer, der sich in den Redaktionsräumen aufhielt, wurde verprügelt.

pps. und Pilsudski .

Der polnische Ministerpräsident Bartel leitet noch das Eisen­bahnministerium, ist aber aus sachlichen wie aus gesundheitlichen Gründen nicht imstande, dieses Amt wirklich auszuüben. Nun hat der polnische Sozialist Abg. Moracjemati die Stelle eines un terstaatssekretärs in diesem Ministerium angenommen. Er ist Eisen. bahningenieur von Beruf, war einst hoher Eisenbahnbeamter in Altösterreich( Galizien ) und wurde schon 1911 ins Parlament zu Wien gewählt. Im wiedererrichteten Polen war Moraczewski sein erster Ministerpräsident. Bor einiger Zeit hat er eine schwere Krank­heit überstanden und wurde, als er auf dem Neujahrstongreß der PPS., noch mit verbundenem Kopf und mühselig schreitend, erschien, ftürmisch begrüßt. Er ist ein Führer der gemäßigten Richtung in der PPS . und ein Freund und Billennachbar Pilsudftis in Sule juwet. Dies mag erklären, daß Moraczewski trotz der offenbar zunehmenden Enttäuschung der Arbeiterschaft und darum auch der PPS. über Pilsudskis Tätigkeit wieder in den Staatsdienst eingetreten ist allerdings in einer Funktion, die nicht politisch zu sein braucht, sicher aber Moraczewskis altem Beruf entspricht; mag jein, daß patriotisches Pflichtgefühl hier start bestimmend war.

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Pilsudski gegen Neuwahlen.

Warschau , 12. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Außer den Sozia listen haben auch die Bauernpartei und selbst die Thugutt- Partei, der der Ministerpräsident angehört, die Forderung nach Auflösung des Parlaments und Neuwahlen im Ottober erhoben. Dagegen ist Pilsudski gegen Neuwahlen, er will eine möglichst lange Bertagung des Barlaments, während der durch Berord nungen mit Zustimmung eines Staatsrates von etwa 30 Mitgliedern regiert werden soll. Mit dieser Forderung hat sich Pilsudski in Widerspruch zu sämtlichen Linkspar. teien gesetzt und sich das politische Programm der Rechten zu eigen gemacht.

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Briand über Marokko . Frankreich gegen eine Mittelmeer - Konferenz. In der gestrigen Rammersigung fand eine Interpella. tionsdebatte über Marotto statt, aus der nur die eine Tatsache hervorzuheben ist, daß Briand gegenüber Anspielungen des Kommunisten Doriot auf die Möglichkeit der Einberufung einer internationalen Marotto Ronferenz widerte, es bestehe zu einer solchen Einberufung absolut tein Grund. Auf den Hinweis auf italienische und englische Blätter. stimmen entgegnete Briand , Zeitungsstimmen genügten nicht, um die Einberufung einer internationalen Konferenz zu rechtfertigen. In einer Angelegenheit wie dieser habe Frankreich seine Stimme und seine Autorität. Als Deriot dabei blieb, daß Italien eine Re. vision des Mittelmeerſtatutes erftrebe, wie die Reise Mussolinis nach Tripolis und das faschistische Kolonialprogramm zeige, ant wortete Briand schroff: Mischen Sie sich nicht in die Angelegenheiten anderer Länder ein."

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Es will uns scheinen, daß der französische Ministerpräsident gegenüber dem italienischen Faschismus überhaupt- und nicht nur in diesem Fall eine gefährliche Bogelstraußpolitit treibt. Jebenfalls haben fich in den letzten Tagen die Stimmen der faschi. stischen Presse gemehrt, die energischer denn je eine Beteiligung Italiens an der Neuregelung der Besitzverhältnisse im Mittelmeer verlangen. Es ist fraglich, ob Frankreich mit bloßen Redensarten biefem brennendem Broblem wird ausweichen können,

Helft dem Rechte zum Siege!

Ueberfüllte Kundgebungen.

Siege!

Riefenfundgebung auch in Spandau .

Im großen Saale des Gemertschaftshauses hielten der Sozialdemokratie. Um sich in der Mart ansiedeln zu können, unsere Genossen von der 3. Abteilung gestern abend ihre öffentliche pumpten sich die Hohenzollern vom Wiener Hofjuden 300 000 Mari. Kundgebung für den Bolfsentscheid ab. Alt und jung war zusammen Sie haben ein glänzendes Geschäft gemacht. Ihr Wilhelm der Flüch­gefommen, um zum Ausdrud zu bringen, daß die Fürsten nichts tige aber sagt: Das Wesen der Demokratie ist unerfättliche Geld­haben sollen. Genosse Aufhäuser, der das Referat hielt, fand gier", als die Stadt Mülhausen ihn um ein Autogramm bittet. mit seinen Ausführungen die stürmische Zustimmung der Zuhörer. 2 Millionen find tot, 2 Millionen Invaliden und Krüppel, 2 Millio Warum sollen die Fürsten beffer leben als wir? Wir sind unschuldig nen Erwerbslose! Können sie uns das je wieder ersehen? Sie sollen an dem Kriege und an den Hungerjahren, aber die Fürsten nicht. fich hüten, sonst hat die Lammsgeduld des Volkes wirklich ein Ende Lmderung beitragen. Hindenburg wirft uns in feinem befannten Sie haben die Not herbeigeführt, und jetzt wollen sie nichts zu ihrer mit Schrecken. bei dem sie mit ihrer Haut zahlen müssen. Briefe Mangel an Traditionsgefühl vor. Wir kennen die Geschichte, und gerade weil wir sie fennen, find wir für Enteignung. Heute gilt Am Freitag abend versammelten sich auf den Ruf der SPD. ­das Recht, das sich auf die Verfassung stüßt. Dieses Recht geht vom Spandau auf dem großen Blaz vor dem Rathause etwa Bolte aus. Wir täuschen uns nicht über die Schwierigkeiten, aber 30 000 männer und Frauen, um für die Fürstenenteignung wir sind uns sicher, daß das Recht am 20. Juni siegen wird. zu demonstrieren. Adolf Hoffmann hielt eine wiederholt von Für die 32. Abteilung sprach in Schmidts Gesellschafts - stürmischem Beifall unterbrochene Rede, worin der alte Kämpe be­haus, Fruchtstr. 36a, Genosse Bernhard Göring vor voll- onders seiner Freude über das starte Wachstum der Sozialdemo der durch sein persönliches Eingreifen fich offiziell auf die Seite der steht bekanntlich mit 44,3 Broz. sozialdemokratischer Stimmen an der belegtem Saal für den Voltsentscheid. Vom Appell Hindenburgs, tratie in dem ehemals föniglichen Spandau Ausdrud gab. Spandau Gegner gestellt habe, ausgehend, schilderte der Referent in beredten, Spitze der Groß- Berliner Bezirke. Die Teilnehmerzahl des sich an überzeugenden Worten die große Wohnungsnot, das zunehmende die Rundgebung anschließenden Fackelzuges mit Mufit­Elend der Erwerbslosen , der Bitwen und Waisen, Hier sozialer Trommlerforps, Schildern und Fahnen war schließlich derart ange­Jammer, dort unglaubliche Forderungen egoistischer Habgier, die mit wachsen, daß zwei Umzüge, einer in Richtung Neustadt und einer in dem Wörtchen Gerechtigkeit" von der gegnerischen Seite bemäntelt Richtung Wilhelmstadt, formiert werden mußten. Ganz Spandau werden. So sieht also das Boltsrecht des verarmten Deutsch stand am Freitag im Zeichen der von der SPD . aufgerufenen Massen­lands aus, wenn es sich um Forderungen arbeitender Klassen handelt. fundgebung für den Volksentscheid. Der Voltsentscheid allein wird es zeigen, ob wir im Ausland unsere ganges behalten werden oder nicht. Den zu Herzen gehenden Worten bisherige Geltung als Bolt wirtschaftlichen Aufbaues oder Unter­des Redners, die flar und nüchtern Tatsachen Phrasen gegenüber­stellten, folgte reicher Beifall der Anwesenden. In einer Stegliger Kundgebung sprach Genoffe Pfarrer Bleier in der Aula des Gymnasiums Heeseftraße. Der Saal war überfüllt, und doch drängten sich noch immer Nachzügler zur Ber. fammlung. Unter den Zuhörern befanden sich auffallend viel Ber­treter des Mittelstandes. Die Rede des Vortragenden fand restlose Zustimmung und wurde oft durch spontane Beifaqsäußerungen unterbrochen. Die Stellung der Kirche zu der Enteignungsfrage wurde u. a. besprochen. Die Kirche, in der Furcht, die Enteignung auch auf sich ausgedehnt zu sehen, unterstützt die Fürsten . Sie schadet fich damit selbst; denn das letzte Ansehen, das sie noch befigt, muß sie bei allen rechtlich denkenden Menschen verlieren. Reicher Beifall lohnte die Ausführungen des Redners am Schluß. Zur Distussion meldete sich niemand. Auf Argumente des Rechts fann man nach so eindrucksvollen Ausführungen eben nichts entgegnen. Mit einem och auf die Republik trennte sich die Bersammlung. Für den Bezirk Wilmersdorf sprach in den Florasälen, Halensee , Genoffe Dr. Kurt Löwenst ein zunächst gegen die Tattit des Hindenburg - Briefes. Hindenburg habe wenig von Ebert gelernt, ber allerdings nicht in der Rabettenanstalt gewesen wäre, aber gewußt hat, was er seinem Bolt schuldet. Der Boltsentscheid ist in der Berfaffung verankertes Recht, und wenn ein Reichspräsident fich gegen ihn wendet, stellt er sich in Widerspruch zur Verfassung. Den deutschen Fürsten war alles Recht. Sie traten ihr Boltstum jo fcham­los mit Füßen, wie man es in der Geschichte anderer Bölter ver­geblich sucht. Ein nobler Herzog Karl von Braunschweig wurde 1830 fortgejagt. Da floh er nach Genf , stahl seinem Lande 30 Millionen und einen großen Diamantenschah, um ihn der Stadt Genf zu ver­machen, falls fie ihm ein Reiterstandbild setze. Preußen beschlag.nungen der Polizei Folge geleistet und alles unter­nahmte den Welfenfonds, ja sogar das Privatvermögen des Bantiers lassen wird, was andere zu stören geeignet wäre. Die Polizei wird der Könige von Hannover und verwendete das Geld zur Bekämpfung jedem Störungsversuch rücksichtslos entgegentreten.

Der Prozeß Gerth.

Der Staatsanwalt beantragt zwölf Jahre Zuchthaus.

Der heutigen Gerichtsverhanfbung wohnten von den inter effierten Bersonen außer einem Diensttameraden die Schwieger­mutter und die Frau des Angeklagten bei. Es ft unmöglich, ohne mutter und die Frau des Angeklagten bei. Es ft unmöglich, ohne Mitleid auf diese bescheidene fleine Frau zu schanzen, als der Staats­anwalt alle Einzelheiten, noch einmal die gräßliche Tat, durchgeht.

Der Staatsanwalt nimmt in seinem Plaidoyer die psychiatrischen Gutachten äußerst leicht; operiert mit dem unwissenschaftlichen Be­griff finnlose Trunkenheit und glaubt auf diese Weise fich über die wissenschaftlich gegründete Meinung der befanntesten Berliner Aerzte hinwegzujeßen. Er erklärt, daß die Sachverständigen die Opfer des Unfugs der psychologischen Einfühlung und der Stimmungsmache felbft für die bösartigsten Berbrecher sind und apelliert an die Souveränität und den gesunden Menschenverstand der Richter. Es bedürfe feiner Sachverständigen, um den Ernft einer im Rausch begangenen Tat zu beurteilen; es genüge dazu die eigene Lebenserfahrung. Die Tötung der Hoffmann und der Trautmann qualifiziert er als Totschlag. Die Allgemeinheit wird es nicht verstehen, wenn das Gericht den Lodungen des Mitleids er­liege und in Widerspruch mit dem echten deutschen Gefühl Totschlag nicht als Totschlag bezeichnen würde. Die Unterbringung in der Irrenanstalt bedeutet feinen Schutz der Gesellschaft. Der Angeklagte felbst forderte die Sühne. 3 wölf Jahre Zuchthaus unter Anrechnung von zwei Jahren drei Monaten Untersuchungshaft und zehn Jahre Ehrverluft würden genügen, um das geschehene Unrecht zu fühnen. Dann beginnt Dr. Frey sein Blaidoner mit den Worten: Die Rede des Staatsanwalts war juristisch hervorragend, friminalpolitisch überholt, schwurgerichtlich glänzend und für Gerth falfch." Er stellt darauf eine ganze Reihe von neuen Beweis anträgen, die sich auf die Rede des Staatsanwalts beziehen. Das Gericht entfernt sich dann zur Beschlußfaffung.

Abstimmungsleiter beim Boltsentscheid.

Die Maßnahmen der Polizei am Sonntag. Der Berliner Polizeipräsident teilt mit: Am kommenden Senntag finden in Berlin Kundgebun­gen größeren Umfanges für und gegen den Boltsent­fcheid über Enteignung der Fürstenvermögen und andere Ber­anftaltungen, zum Teil sportlicher Art, statt. Das hierdurch be. wirfte Zusammenströmen zahlreicher Anhänger entgegengesetzter politischer Richtungen während fast gleicher Tagesstunden muß in ficherheitspolizeilicher Beziehung starte Bedenken erregen. Trogdem ist von einem Berbot oder einer wesentlichen Einschrän tung ber geplanten Rundgebungen Abstand genommen worden. Denn das Recht zu Demonstrationen und freier Meinungsäußerung steht verfassungsmäßig jedem Staatsbürger und jeder Partei zu, und die ungestörte Ausübung dieses Rechts soll unter allen Umständen er­möglicht werden, obwohl de hurch an die Polizeibeamten wieder ein­mal ganz außerordentliche Anforderungen gestellt werden. Beranstalter der einzelnen Findgebungen haben sich dem Kommando der Schußpolizei gegenüb. in eingehenden Berhandlungen zur Innehaltung ganz beffimmier Bedingungen verpflichtet, von deren forgiamer Beachtung die reibungslose Abwicklung der Demonstra. tionen am fommenden Sonntag abhängt. Deshalb muß vor allen Dingen von den an den Kindgebungen beteiligten Kreisen zunächst erwartet werden, daß sie sich den Maßnahmen der Veranstalter ud Führer unbedingt fügen, darüber hinaus aber von ihnen und von der Bevölkerung Berlins überhaupt, daß die im Interesse der öffentlichen Sicherheit und des Verkehrs ergehenden Anord­

Die

land muß nunmehr energisch trachten, den Forderungen der neuen Zeit zu entsprechen. Hamburg , Frankfurt , Mannheim , Breslau befizen bereits folche Serual- Beratungsstellen, ebenso Desterreich. Die Einrichtungen Deutschlands auf diesem Gebiete unterscheiden sich von denen des Auslandes dadurch, daß sie nicht bloß das Problem der Mutterschaft, sondern den ganzen Komplex des Sexualgebietes zu erforschen trachten und in weiterer Folge alle darauf basierenden Uebel und seelischen Nöte zu lindern und zu heilen versuchen. Jeden Donnerstag, abends von 7 bis 9 Uhr, findet in den oben­erwähnten Räumen tostenlose Beratung und Untersuchung für Männer und Frauen durch erfahrene, berufene Vertreter der Wissenschaft statt. Biele Aerzte und Aerztinnen , desgleichen Juristen von Ramen und Ruf haben sich ehrenamtlich der guten Sache zur Verfügung gestellt.

Der Reichs- Arbeitersporttag im Stadion.

Der Beginn des morgen Sonntag im Stadion im Grunewald ftattfindenden Reichsarbeitersporttages ift auf 1 Uhr festgesetzt. Dem Einmarsch aller teilnehmenden Sportler folgen die Wettkämpfe und Vorführungen auf der Laufbahn, dem Rasen, der Radrennbahn und dem Schwimmbaffin. Die Omnibusgesellschaft läßt ihre Autobusse von 10 Uhr ab vom Alexanderplatz und vom 300 verkehren.

Familientragödie in Berlin O.

Eine furchtbare Familientragödie wurde heute morgen furz nach 9 Uhr im Often Berlins in der Rüdersdorfer Straße 44 entbedt. Aus der Bohnung der 45jährigen Witwe Hertha Biente drang starter Gasgeruch, was Hausbewohner veranlaßte, die Polizei und Feuerwehr zu alarmieren. Man brang gewaltsam ein und fand die schreckliche Bermutung bestätigt. In dem mit Gas gefüllten Bimmer( ag Frau B. bereits bewußtlos, während die zwölfjährige Adoptiotochter Erna noch schwache Lebenszeichen von sich gab. Sofort angestellte Wiederbelebungsversuche hatten nur bei dem Kinde Erfolg. Frau B. war bereits tot. In sehr bedenklichem Zustande murde die Tochter in das Krankenhaus am Friedrichshain gebracht. Nah­rungssørgen sollen Frau B. zu dem Berzweiflungsschritt getrieben haben.

Zur Durchführung des Boltsentscheids über Enteignung der Fürstenvermögen sind von dem Oberpräsidenten der Provinz Bran denburg und Berlins folgende Abstimmungsleiter ernannt worden: a) für den Stimmfreis 3( Potsdam II) Dr. Bizdamm, Stellvertreter Studentischer Bunimel vor dem Herrenhaus. Am gestrigen Regierungsrat Dr. Freiherr von Ziegefar; b) für den Stimmfreis 4 ( Botsdam I) Regierungsrat Dr. Jacobi, Stellvertreter Regierungs. Freitag abend sollte bekanntlich Brofeffor Theodor Leffing von der rat Wolfram; c) für den Stimmfreis 2( Berlin ) Stadtrat Dr. Richter, Hochschule zu Hannover in dem Plenarjaal des ehemaligen Herren­hauses einen Bortrag halten. Der Vortrag war aber abgesagt wor­Stellvertreter Stadtrat Brühl; d) für den Stimmkreis 5( Regierungsben. Das wußten natürlich die Herren Stubenten nicht und so bezirt Frankfurt a. d. O., Proving Grenzmart Bosen- Westpreußen ) Regierungsaffessor Mock, Stellvertreter Regierungsaffessor Dr. Mir. deutschen Nation so üblich ist, zum Empfang des ihnen mißliebigen waren sie denn, wie das heute wohl bei der akademischen Blüte der Professors mit Stöcken und Knüppeln erschienen, die fie muskel­gefchwellt auf den Bürgersteig stießen. Der mit so freundlichem Empfang Bedachte tam aber nicht und so zogen schließlich die Bum­melanten mißmutig in ihre Bierquartiere.

Eine neue Ehe- und Sexualberatungsstelle. Der Deutsche Bund für Mutterschuh, Ortsgruppe Berlin , eröffnete gestern in den Räumen des Bezirksamtes Fried­The und Segualberatungsstelle. Frau Dr. phil . Helene Stöder richshain, Gesundheitsamt, An der Schillingsbrüde 2, eine begrüßte als 1. Borsigende die Anwesenden und sprach in schlichten, warmen Worten über 3med und Ziele dieser Einrichtung. Die Be­wegung für Mutterschuß und Segualreform erwächst auf dem Boden froher, lebensbejahender Weltanschauung und hat es fich zur Auf­gabe gemacht, die Ertenntnis von der Widerwärtigteit gesellschaft. ficher Zustände im immer weitere Streife zu tragen. Die Bermirrung der heute herrschenden sittlichen Wertungen, die daraus hervorgehen­den persönlichen Leiden und sozialen lebel schreien nach rafchester Abhilfe. Bereits im Jahre 1922 hat sich die englische Aerzteschaft auf dem Gebiete der Geburtenregelung große Berdienste erworben, indem von 164 Aerzten 161 erklärten, daß die Frage der Geburten­regelung eine der Hauptaufgaben des Aerztestandes sei. Ebenso wurde dieses Thema voriges Jahr gelegentlich des 5. internationalen Rongreffes in Rem Vort an erster Stelle behandelt. Auch Deutsch .

Eine schwere Schlägerei gab es gestern spät abends in Treptow . In der Schantwirtschaff Turteltaube" an der Ecke der Graeß- und Lohmühlenstraße gerieten der 35 Jahre alte Maurer Frig Sch. und der 44 Jahre alte Maler Karl M., beide aus der Braeßstraße, in einen Streit, der sich auf der Straße fortjeßte. Hier fam es zu Tätlichkeiten. Sch. schlug seinen Gegner nieder, so daß er einen Schädelbruch erlitt und nach dem Krankenhaus am Urban gebracht werden mußte. Sch. wurde nach der Wache gebracht.

Umleifung von Straßenbahnlinien. Begen Bauarbeiten in der Röthe­ner Straße werden vom 14. Juni d. Js. ab bis auf weiteres die Linie 4 über Lüzowftr., Botsdamer Sir., Potsdamer Plak, Königgräger Str., und die Linien 24, 51, 57, 92 und 55 über Schöneberger Ufer, Schöneberger Straße, Asfanischer Plaz, Königgräger Straße( Linie 55 Schöneberger Str. Anhaltstr.) umgeleitet.