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Der Tag ües Arbeitersports. T Die Werbewoche für den Arbeitersport schloß gestern im S t od i o n G r u n e w a ld mit dem Reichsarbeit« r- sporttag» kurz RA«T genannt, ob. Berlin mit seinen weit» verzweigten Arbeiterjportvereinen. dürste von allen RAST-Ver- anstaltuvgen im Deutschen Reiche weitaus die größte Beteiligung gehabt haben. An den Uebungen und Vorführungen selbst waren rund iOOO Sportler aller Arten beteiligt, die Zahl der Zuschauenden und der Gäste ist mit LölKK) nicht zu hoch geschätzt. (fitt farbenfrohes Bild bot sich aus dem grünen Rasen dar, als nach einem gemeinsamen Einmarsch aller Teilnehmer gymnastische Frei- Übungen gezeigt wurden. Flieger-Radrennen, Stasettenläuse, leicht» und schwerarhletische Wettkämpfe aller Art, und schließlich ein. Fußballspiel B e r l i n» C h e in n i tz, das die Berliner mit 6: 2 Toren gewannen, wechselten in bunter Reihenfolge ab. Die Schwimmer hatten ihr Publikum für sich, an der Schwimmbahn saßen die Wasserbegeisterten Kops an Kops. Das Fest war gut organisiert, wenngleich man wünschen konnte, daß, der Bedeutung der Arbeiterschaft im neuen Staat entsprechend, neben den vielen roten Fahnen auch die Farben der Republik gezeigt worden wären. Wir werden im morgen erscheinenden Arbeitersportteil noch ein» gehender berichten.

Lichtlustbäüer auf Msfichtshöhea. Lei aller Würdigung de- modernen Sport» darf man nicht ver. geffen, daß er für sehr viele besonders geistig angestrengt tätige und für an sich nervöse Menschen nichts ist. Es wird kaum einen Arzt geben, der Menschen dieser Art einen nur mit Bewegung und An» spannung von Körper und Nerven verbundenen Sport empfehlen wird. Selbst die Anwendung von kalten Bädern ist nicht zu emp- fehlen. Das L i ch t l u f t b a o ist hier das gegebene. Man bewegt sich mäßig durch Umhergehen, man sonnt sich; man spielt und turnt ein wenig. I» der Hauptsache oberahlt" man sich. Ganz besonders angenehm ist es, wenn man dabei auch noch, wie bei vielen in Gebirgsgegenden gelegenen Lustbädern, einen Fernblick genießen kann, der der von Arbeit ermüdeten Seele«inen feinen und wohl» tätigen Reiz vermittelt. Diesen seltenen Vorteil haben in Verlin nur zwei Lichtluftbäder und zwar ein schon bestehende» in S t e g l i y «rnd ein soeben eröffnetes in Charlottenburg . Das Bezirksamt Charlottenburg hat in Westend , an der Spandauer Chaussee, Ecke Kastanicnallce, ein neue» städtisches Familienbod eingerichtet. Die Anlage befindet sich aus dem Grund» stück des stillgelegten Berliner Wasserwerkes, dessen Bassin zu diesem Zweck nur ausgebaut zu werden brauchte. In der Mitte läuft eine Mauer, die die Abteilung für Schwimmer und Nicht» f ch w i m m e r scheidet, der Wasserstand zeigt hier eine Höhe von 0,30 bis 1,50 Meter, eine Psahlreihe zeichnet die Grenze ob. bi» zu der Kinder gehen dürfen. Um das Bassin Hot man Sand zum Lagern geschichtet, und aus der Ostseite des Becken« sind in langen Holzbaracken die gemeinsamen Umkleideräumesür 1500 Per» fönen, geteilt für Männer und Frauen, untergebracht, außerdem sind noch 250 Einzelzellen vorhanden. Aus dem Süduser de» Bassins besindct sich aus einer drei Meter hohen Böschung das Lust», Sonnen» und Familienbad. von hier aus ge< winnt man einen größeren Fernblick bi» Tegel und Reinicken» darf. Der ganze Bau steht in unmtttelbarer Verbindung mit dem Städtischen Sport- und Spielplatz Westend und vervollständigt damit «ine Anlage, die dem Sportbedürfni» der Charlottenburger Be» rölkerung dienen soll. Sämtlich« Preise sür die Benutzung dieser Einrichtung sind niedrig gehalten. Wenig bekannt ist dos Licht», Luft- und Schwimmbad des Per» «ins für Gesundheitspflege e. V. in Steglitz , am Ende der Schrebergärten des Schöneberger Südgelände » gelegen, um dessen in der Inflationszeit mit kommunalen Mitteln erfolgten Ausbau sich unser leider zu früh verstorbener' Genosse Stadtrot M o h s ein besonderes Verdienst erworben hat. Es ist die» eine nach den Grund- sätzen modernster Hygiene angelegte Erholungsstätte. Neben einem großflächigen Bassin, das sowohl für Schwimmer al» auch für Nicht- schwimmer benutztbar ist, ist auch«in Planschbecken für die Kleinen vorhanden. Dos für Männer, Frauen und Kinder gesondert eingerichtete L u s t b a d umsaßt olle modernen Geräte, die für dos so wichtige Turnen im Freien notwendig sind. Rings um das ganz« Terrain läuft eine Aschenbahn, die für Leichtathletik bestimmt ist. Eine Ersrischungshalle sorgt für die Stärkung der Gäste. Für den Winter ist eine ctwr 200 Meter lange Rodelbahn angelegt, die mit harmonisch gleitenden Kurven versehen ist. Die Preise sind so niedrig gehalten, daß die Benutzung allen Schichten d«r Be- völkerung möglich ist. Eine ganz besondere Ueberraschung bietet auch dieses Luftbad durch seinen prachtvollen Femblick, den es auf das ganze üppige zu seinen Füßen liegende Schöneberger Süd- xelände und darüber hinaus auf Schöneberg . Berlin und Tempelhof gewährt._

Bresche in die �sürstenhochburg. Eine äußerst wirkungsvolle De m o n st r a t i o n für den Volks- entscheid veranstaltete am gestrigen Sonntag in Zchlendors unsere Partei gemeinsam mit dem Reichsbanner, in dessen Händen der Ausbau des Zuge» log. An zwei Stellen, in Nikolassee und Zehluidors-Mitte, sammelten sich die Teilnehmer und strebten in zwei Zügen, unter Vorantritt von Trommlern und Pfeifern, über» wall» von zahlreichen Bannem und unter Mitsührung vieler In» schristentaseln, dem Sammelpunkt, dem Parteilokal von Mickley in Zehlendors, zu. Hier formierte sich ein großer Zug von Reichs» bonnertameraden, in der Mitte die Partei mit ihrem roten Banner, die SA3. und die Frauen, der sich durch den alten Ortsteil bewegte, während der vornehmlich durch Nikolassee . Schlachtcnsee und Zehlendors-West gegangene Zug den dortigen feudalen und zum größten Teil deutschnationalen Dillenbesitzern wohl in jener Gegend zum erstenmal praktischen Republik - schütz demonstrierte. In Zehlendors sprach dann Genosse Franz von Puttkamer. Di« für die Fürstenabfindung sich einsetzenden Parteien haben sich, so sagte er. dem Volt als die wahren Lakaien der Fürsten enthüllt. Wir ober werden daraus achten und werden es nicht vergessen, wer am 20. Juni für das Volk mit ja stimmt. Wir werden uns ober auch alle jene merken, die nichtzur Wahl gehen. Sicher wird der Sieg am 20. unser sein, ober der eigentliche Kamps beginnt erst danach, denn die Fuislcnknechte wollen den Versuch gewaltsamen Umstürze» und Rechtsbeugung machen. Was ich vor dem Femeausschuß gesagt, wiederhole ich: Die Gegner schicken Mörder gegen unser« Führer aus Sie wollen die Arbeiterschaft um ihre wenigen politischen Rechte betrügen. Es werden der Reaktion ihre hinterlistigen ver» brecherischen Pläne nicht gelingen, wenn die Einheit und Geschloffen» heit der arbeitenden Massen wird stärker werden. Festigen und ver» stärken wir die Partei und da» Reichsbanner, dann wird die Re» publik unüberwindlich. Langanhaltender Beifall dankt« dem Redner. Die Demonstration war die stärkste republikanische Kundgebung. die der 10. Kreis bisher gesehen hat.

Heimgang Georg Reumann». Unter großer Beteiligung fand gestern die Einäscherung de» Bezirksverordneten Genas, en Georg Neumann aus Tempelhos statt. Di« Bezirksomtsmitglieder waren fast vollzählig vertreten. Genosse Neumann hatte nur ein Aster von 46 Jahren erreicht, aber bereit? seit dem IS. Lebensjahr war er in der Partei und in der Sswerkschast nicht nur al. Mit» glied, sondern al» eifriger Kämpfer tätig. Al» vor etwa 15 Iahren die Parteiorganisation in Pankow ausgelöst werden mußte, hat er den ihm erteilten Auitrag zu' Sammlung und Neugründung glcnecnd durchgeführt. In der Rcichedruckerei hat er al, Mitglied der Betriebsoerlretuna die Jnteresien seiner Arbeitsgenossen jähre» lang nach dem Grundsatz.Schutz der menschlichen Arbeitskraft" zur Zufriedenheit erfolgreich oertreten. Seit dem Jahre 1919 war et

Großkampftag für Da» war der erste Großkampftag gegen die sürstlichen Milliarden. räuber! Schon in den frühen Morgenstunden ging's los. Treppauf, treppab, in Vorder, und Hinterhäuser gelangten die Werbe» und Mahnzettel der Sozialdemokratie. Die Parteimitgliedschaft war auf dem Posten. Und auch aus den Straßen stieg die Papierschlacht dos Volksentscheids. Ein Kreuz- und Trommelfeuer fetibedvuckten Papiers beginnt auch die hartgesottensten Indifferenten und Teilnahmslosen mürbe zu machen. Im Lustgarten, wo die Fürstenknechte ihre Häus- lein dem Hohne des Publikums vorführten, schrie die Clique der schwarzweißroten Betrüger in hysterischen Flugblättern vonRaub", Plünderung" undDiebstahl". Selbst mit der gefährlichsten Hetze werden sie nicht genug Dumme für ihr freoelhastes Spiel finden können. Wieviel Arbeit aber, auch in Proletariervierteln, noch zu leisten ist, das werden unser« Genossen bei ihrer Hauspropaganda und der systematischen Straßennrbeit gesehen haben. Irauen zur vemonftratioa! Durch die Straßen der Reichshauptstadt demoyjtriert heute das werktätige Volk leidvoll und dennoch in ausrechter Willensstärke. So muß es sein. Klagen dringen nicht bis zu Fürstenherzen. Und wenn schon was kümmert es sie, wie ihr mit euren Kindern da» Dasein fristet. Das Ausland nahm eure Kinder jahrslang in Pflege, um sie vor Untergang oder Siechtum zu bewahren. Ml- l�Im II. lebte in denselben Jahren, umgeben von einer 20köpfig«n Dienerichast. wahrhaft sürstlich aus Schloß Doorn . Er lebt heute in derselben Weise weiter. Ein Vermögen von Millionen gestattet ihm da». Trotzdem steht sein Sinn nach mehr. Was kümmern ihn Deutschlands elende Kinder. Das ist Sache der Auslandshilse. Ein Volk, das sich nicht selber Hilst, das ist nicht wert, daß ihm andere helfen. Es kann auch nimmermehr aus die Hilse anderer rechnen, weil jene anderen an der Möglichkeit zu helfen verzweifeln mußten. Hinter Euch liegen Massengräber, vor Euch steht ein Heer an Leib und Seele Geschädigter. Eine um so vieles betrogene Jugend dürstet nach seinem Recht aus Leben in Frohsinn. Ein in Rot verkümmern» des Alter steht Euch aus hilflosen Augen an. Dein Volke überließen die Fürsten die Verantwortung für Unheil, an dem sie soviel schuld sind. Nun wollen sie aus dem Volke Vermögen im Werte von drei Milliarden herausvresicn. Frauen Berlin », gehen Euch unsere Kinder und unsere Alten nickt mindestens soviel an, wie sie seinerzeit oem helfenden Aus- lande angingen? S ch ützt unser Volk vor seinen Fürsten, die sein Unglück waren. Demonstrieri heute mit dem werk- tältgen Volk sür die entschädigungslose Enteignung der Fürsten , schließk Euch den Zügen der Arbellermasscn nach dem Lustgarlen an! vie»vaterlanüifchen" im Lustgarten. Eine klägliche Kundgebung der Fürstendiener. Da» also war dergroße Tag"! Jene mit Marktschrciermanier angekündigtepatriotische" Revue der Fürstcndiener beiderlei Geschlechts, die den Roten einmal zeigen sollte, wie der schwarzweißrete Sturm weht. Ee war kein Sturm, es war auch kein Wind, dazu langte es nicht mehr. Was da auszog an Krieger- vereinszqlindern mit der Hausmedaille de» letzten'Wilhelm im Knopfloch, unentwegten Hohenzollerntanten und martialisch heraus. geputzten Kindern mit phantasteoollem Unifonnbehang hätte jedem Maskenverleihinstitut Ehre gemacht. Fahnentuch hatten die letzten .dieser Mohikaner in Riesendimensionen mitgebracht. Fahnen waren zu bemerken in ollen Größen und in jeder Spielart Totenkops- wimpel(die Herrschaften jagen sich selbst gern einige Heldenschauer über den Rücken), Hakenkreuzstondarten in' recht- und schiefwinkliger Ausmachung. Kriegsslagocn zum steten Gedenken an die Kohlrüben» zeit, Stahlhelm» und Wikingbanner, Aus etwa 500 llnisvrmierte der verschiedensten vaterländischen Zwerggruppen kamen rund 5000 bis 7000 Ziviliften, darunter zu 70 Proz, Frauen jüngsten und ältesten Datum». Dazu kamen noch 2000 gegnerische Neugierige, die den Karneoolsaujzug der Schwarzwcißrötlinge topsschüttelnd als bumorvolle Straßen darbietung ohne Entree an sich vorüberziehen ließen. Roch nie soft hotte der Lustgarten so winzige Demonstra» tionsgrüppchen und so heftiges Heil» und Hurragebrüll gehört, wie an diesem Sonntag vormittag. Als die Redner dos Wort nahmen, waren im ganzen 8000 0000 Personen versammelt, L a- merenz, Kube, Soden st ern und ein dcuischnationaler Pfarrer aus Kyritz sprachen von der Freitreppe des Doms. Kube wurde umgeben von 500 Hitlerjungen temperamentvoll be» grüßt. Nach dem gemeinsamen Gesang des Ehrhardtliedcs zogen die ein.zelnen Trupps wieder ob. Bernerlenswert war, daß die uniformierten Züge, die nie mehr als 20 25 Mann stark waren, aus den verschiedensten Organisationen zusammengestellt waren und im ganzen«inen sehr verstörten Eindruck machten. Der größere Teil des Publikums war Gegner der Kundgebung: es verhielt sich passiv und weigerte sich, die Hüte abzunehmen, sobald die völkischen Hymnen erklagen, Angesicht» der Uebermacht der Gegner trauten sich dieVaterländischen" nicht. gegen Flugblattverteiler, die sük die Enteignung waren, etwas zu unternehmen. Von einer Seite des Lustgartens erscholl vielhundcrt- stimmig die Internationale über den Platz, Nack dem A b- marsch sammelten sich kleine Gruppen, in denen dieIa"-Stimmer eifrig Aufklärungsarbeit leisteten. Rechtsradikale prügeln mit Slahlrulen. Mit welch raffiniertem Zynismus die schwarzweißroten Provo. kateur« Etraßenkrawalle organisieren, erhellte aiifs charakteristischste «in Vorfall, der sich am Spätnachmittag des Sonntags in der Gegend

als Gemeinde- und später als Bczirks-Verordneter kommunal- politisch tätig. Die Trauer um den allzu früh Heimgegangenen, der eine jühlbare Lücke hinterläßt, ist allgemein. Tragische» Ende einer Schauspielerin. Di« Schauspielerin Ellen Neustödter hat sich in ihrer Wohnung in der Knesebeck » straße mit Deronal vergiftet und ist der Vergiftung erlegen. Die Künstlerin teilte in der letzten Zeit mit Hunderten ihrer Kolleginnen da» Los dauernder Engagementslosigkeit. Schon zweimal hatte sie versucht, ihrem Leben ein Ende zu machen. Ein dritte, mal gelang e» ihr. Ellen Neustädter stammt aus einer angesehenen Berliner Familie und unser August Bebel, der mit ihrem Vater eng befreundet war, ging dort in den neunziger- Jahren au» und ein. Der Pslanzervercia weiße INoucr veranstaltete aus seiner Sied» lung in der Müllerstraße am vonntag nachmittag einen Jugend- spieltag. Die Kinder der Kolonisten führten Reigen aus und zeigten sehr gute turnerisch« Uebungen: unterstützt wurden sie darin durch die Mädchengruppe derFreien Turnerschast Wedding". Der Verein Weiße Mauer hat ungefähr 120 Waisenkinder au» dem Waisenhaus Malchow an diesem Jugendspieltag zu sich zu Gast« geladen. Bereits um 9 Uhr früh trafen die Waisen- kinder, die von der Straßenbahnhaltestelle Oiencr Straß« mit Musik abgeholt wurden, in der Siedlung ein. Den ganzen Tag über wurden sie von den Pflanzern aus dos Beste verpflegt, ein Bor- gehen, da» ollen anderen al» Beispiel dienen kann. Unfall de» verlia-Vaseler Schnellzuges. Bei der Blockstelle Starchennest zwischen R a st a t t und Baden-Oo» sind am Sonn» tag vormittag gegen 10K Uhr die beiden letzten Wagen des Berlin - Baseler Schnellzuges D 2 entgleist. Aus der wegen Umbauten ein- gleisig geführten Strecke war die Bauweiche vorzeitig umgestellt worden. Personen sind nicht zu Schaden gekommen, da die beiden letzten Wagen nicht besetzt waren. Das Hauptgleis war zwei Stunden gestört.

Jürstenenteignung de» Hallesch«» Tore» abspielte. Ein Trupp von etwa 5 0 uni- formierten Rechtsradikalen marschierte nachmittag« uin XS Uhr unter Gesang provozierender Hetzlieder vom Kreuzberg über das Hallesche Tar das Hallesch« User entlang. Plötzlich setzte die Meute ohne jede sichtbar« Ursache unter wüstem Gebrüll hinter einen Repu- blikaner her. Der Mann flüchtet« in«ine Wirtschast, die 30 Helden hinter ihm her. Di« durch da» skandalös« Vorgehen der völkischen Rowdys mit Recht erregten Possanten sammelten sich vor der Wirt- schalt, e, kam zu einem Tumult, bi» die Polizei eingriff. Ein völkischer wurde dabei gefaßt, wie er mit einer Stahlrute aus einen Straßenbahner einschlagen wollte. Nicht allzu geschickt scheint sich hierbei ein Polizeibeamter benommen zu haben, der allzuschnell einen Revolver gegen die empört« Meng« gezückt haben soll. Der ganze völkische Trupp wurde sodann zur 115. Polizeiwache gebrocht, wo eine Durchsuchung nach Massen stattfand. Noch um S Uhr befanden sich die völkischen Rowdy, tzn Polizeigewahrsam. Wie später verlautet, wurden den gemeingefährlichen Burschen etwa 2 5 Gummiknüppel, Stahlruten, Totschläger, Dolch» und Messer abgenommen. vie Gegenkundgebungen. Di« Gegendemonstrationen des Ausschusses für Fürstenenteignung und der Kommuni st ischen Par» t e i, die aus dem Wittenbergplatz, im Humboldthain. Friedrichshain und aus dem Kaiser- Friedrich-Platz in Neukölln stattfanden, waren weit st ä r k e r besucht als die Ausmärsche" der Fürstenknechte. Im Anschluß an diese Veran- staltungen fanden stärker« kommunistische Werbeumzüg« vor allem lirr Westen statt. Zwischenfälle ereigneten sich hier nicht. Ein Demonstrantentrüppchen der Fürstenknechte, da» au» dem Osten dem Lustgarten zustrebte, wurde von Tausenden von Republikanern begleitet, die ihrer Empörung laut Au»- druck gaben. Vor dem Lustgarten drängte die Polizei die Republi- kaner ab. um die Schwarzweißrötlinge passieren zu lassen. Die Dolksmasscn zogen daraus zum Kappen platz, nachdem sich unter dem Gesang vroletarischer Lieder spontan«in großer Demon- strationszug gebildet hatte. Aus dem Koppenplatz brachte die Menge nach einer Ansprache ein begeistertes Hoch aus den Volks- entscheid au». Der Polizei berichl. Der Berliner Polizeipräsident teilt mit: Die gestrigen Demonstrationen sind im allgemeinen ziemlich ruhig verlausen, ohne daß«» irgendwo zu ernsteren Zwischensällengekommen ist. Die umfangreichen Sicher­heitsmaßnahmen der Polizei, insbesondere die ganau sestgelegten An- und Atnnarschzeiten, sowie Weg« haben sich durchaus als wirlsam er- wiesen. Trotzdem ist e» an verschiedenen Stellen zu kleineren wischensällen gekommen. Zwangsgestellt wurden insgesamt 7 Personen, davon 4S Kommunisten und Rote Frontkämpfer wegen Belästigung politisch Andersdenkender, Tätlichkeiten und im- befugten Wafsentragens: 43 von ihnen wurden deni Polizeipräsidium zugeführt. Von Mitgliedern der Rechtsparteien und-oerdände wur- den 51 festgestellt und zwar 48 Personen wegen Ueberschreiten» der Bannkreisgrenze und Verletzung der Banntreisoorschriften. Drei Personen wurden dem Polizeipräsidium wegen unbefugten Waffen- tragen» zugeführt. Die fluslanüsöeu�chea zur �ürftenabfinöung. Gestern vormittag hielten die Auslands» und Kolonialdeutschen. die Grenzdeutschen und Elsaß-Lothringer im Lehrervereins- haus ein« Lersanmilung ab. in der Reichstag?abzeardneter S ch i r m e r, der Vorsitzend« de» Enlschödigungsausschusses, zur Fürstenabsindung sprach. Die Versammlung war van unserer Partei einberufen worden. Zum ersten Mal« sind wir damit an die Aus- landsdeutschen herangetreten: sie waren dem Rufe der Partei zahlreich gefolgt, Genosse Schirmer. wiederholt von der stürmischen Zustim-.' mung der Zuhörer unterbrochen, zeigte in seinem Referat, was die Fürsten fordern und was die Ausländsdeutschen bisher bekommen beben. Wenn die Anspruch« der pursten erfüllt worden sollen, dann haben auch die Auslandsdeutschen jetzt ein Recht, zu fordern, daß ihre Forderungen sofort erfüllt werden. Wenn man iemand Dank schuidig ist. so nicht den Fürsten , sondern den Ausländsdeutschen, die all ihr .Hab und Gut verloren und doch Deutschland nicht im Stichs gelassen haben. Während de» Krieges waren sie zum Teil interniert, ihr Ver» mögen wurde beschlagnahtnt, und als sie bei Beendigung des Krieg'» nach Deutschland zurückkamen, fanden sie keineswegs sreudige Auf» nähme. Viele sind jetzt noch ohne Wohnung und völlig mittellos. Di« Fürsien aber, die dos ganze Unglück verschuldet haben, wohnen in Schlössern und fuhren ein Schlemmerleben, Aber auch das genügt ihnen noch nicht, Sie sind in ihren Forderungen unersätzlich. Die Schäden der Ausländsdeutschen betragen rund 15 Milliarden, bi» jetzt ist noch nicht«in« Milliarde an die Geschädigten gezahlt worden. M-rn sagt immer, die Mittel seien dazu nicht da, ober wenn man bereit ist, den Fürsten Milliarden in den Rachen zu werfen, dann muß auch etwas für die Ausländsdeutschen da lein. Diese müssen um ihr« Forderungen kämpfen, tl-wpsen an der Seite des werktätigen Volkes, In der Diskussjon nach den mit stürmischen Beifall ausgenommenen Au»sührungen kam die Empörung der Auslandsdeutschen über die Forderungen der Fürsten zum Aus» druck. Es wurde ausgesprochen, daß sich die Sozialdewolrotische Partei für die Ansprüche der Auslandsdeutschen einsetzen solle. Von den Deutschnationalen, hinter denen derBund der Auslands- deutschen" steh«, sei nichts zu erwarten. Mit einer Ansprache des Genossen Künstler, der die Versammlung leitete, schloß die sehr gut verlausen« Kundgebung,

SendespielDie beiden Rachtigallen". Dos Biedermeiertum ist «in dankbarer Operetten» und Lustspielstoss. Märchenhafte Dinge von geradezu erfreulicher Geniüllichkeit und Behaglichkeit werden au» dieser Zeit berichtet sollten sie nicht geeignet sein, dem ge- hetzten Menschen der Gegenwart auch einige Stunden freundlicher Ruhe zu suggerieren? Nach des Tages Müh und Last, nach de» lehrenden Vorträgen und Marek Webers Jazzmusik brachte also auch der Rundfunk seinen Hörern«in« Reminiszenz an jene sozusagen .goldene" Zeit, Willy Bredschneider dirigierte seinebeiden Nachtigallen". Man muß«» dem Rundfunk lassen, daß er mit wenigen Ausnahmen es versteht, seine Operetten gut zu besetzen. Es wurde nett und geschmackvoll gesungen und musiziert unter der Leitung des Komponisten, und das musikalisch hübsche, allerdings etwas zu breit« Werk verdiente sich gewiß reichen wenn auch ungehörten Beifall._

Wirbelfturmkatastrophe in der Schweiz . lieber«in« Dirbelsturinkatostrophe. die die Umgebung von Ehoux-de-Fond» heimgesucht Hot. erfährt die Schweizerisch« Depeschenagcntur: Der Zyklon setzte mit äußerster Heftigkeit aus den Bergkämmen westlich von Chaux-de-Fond? ein und wütete auf einer Läng« von über 25 Kilometern. Ein Dutzend Ge- Höst« wurde auf das schwerste beschädigt, einige wurden sogar voll» ständig vom Boden wegges-gt. Mindestens 100 Personen sind ob» dachlo». Die Zahl d« Opfer an Menschenleben steht noch nicht mit Sicherheit fest. Ein Landwirt wurde vom Wirbelsturm erfaßt und mehr al» 120 Meter weit sortgetragen. Er wurde schwer per» letzt. Soweit da« Aug« reicht, hat sich der Zyklon ein« breit« Furche durch den Tannenwald über die oerschiedenen Höhenzüge aui einer Länge von beinahe?0 Kilometern gepflügt. Der Sachschoden wird aus zwei Millionen Franken geschätzt. Seit Jahrzehnten hat teine Katastrophe von einem solchen Umfange den Iura Hein:- gesucht.-.t