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Nun erst recht! Be«tgt euch dem Terror nicht? �äglick geht uns neues Material zu, aus dem hervor- geht, daß die �ürstenfreundc beabsichtigen, die Wähler am Sonntag durch Terror von der Abgabe ihrer Stimme ab- zuhalten. Besonders ist es der L a n d b u n d, der vor keinem Mittel zurückschreckt. Wie uns aus Pommern mitgeteilt wird, soll dort der Terror des Landbundes geradezu unge- heuerlich sein. Die Absichten dieser Sippschaft kennzeichnet folgendes Rundschreiben: Pommerschcr Landbund.?ramburg, den II. Juni 1926. Kreisgruppe Drambnrg. An die Herren Ortsgruppenvorsigenden! Beifolgend geh! Ihnen Material zu, was Sie wünschen und was wir bitten, unter die>enigen Ihres Ortes zu verteilen, die wanket- m ü t.i g sind, und solche, von denen Sie glauben, daß sie evtl. zum Volksentscheid hingehen. Ferner bitten wir aber auch, unsere Mit- glteder, und zwar auch die, von denen Sie wissen, daß sie unter keinen Umständen den Volksentscheid mitmachen, zu unterrichten, damit sie in Versammlungen gegebenenfalls Hetzrednern entgegen- treten können. Dann bitten wir, bis Sonntag festzustellen, ob jeder in die Wahlliste eingetragen ist. Es darf auch nicht ein einziger Wahlberechtigter fehlen. Wenn es früher öfter so gehandhabt worden ist, daß man glaubte, auf alte Mütterchen usw. käme es nicht an, so kommt es heute auf jeden Stimmberechtigten an. Zeder einzige muß in der Wahlliste stehen, nur mästen Sie dafür sorgen, daß nie­mand am 20. zur Abstimmung hingeht, ferner bitten wir. am Wahllokal jemand auspasten zu lasten, der feststellt, wer überhaupt hingeht, damit wir sehen, wer diesen Diebstahl mitmacht. Daß es diesmal gerade um das Fürstenvermogen geht, spielt eigentlich gar keine Rolle. Die Hauptsache ist, daß wir zeigen, daß Recht Recht bleiben und daß Eigentum geschützt werden soll. Sollten Sie noch Aufklärungsschriften brauchen oder sollte die Anwesenheit eines Redners dringend notwendig sein, dann bitten wir um eine ent- sprechende Nachricht. Mit Bundesgruh gez. Schulz. Die terroristischen Maßnahmen der Fürstendiener be- weisen besser als alles andere, welche Angst sie vor dem Sonn- tag des Volksentscheids haben. Sie wissen genau, das Volk ist f ü r den Entscheid. Aber Terror solldenVolkswillen brechen. Es wird eine Ehrenpflicht jedes einzelnen am Sonntag sein, den Fürstenknechten zu zeigen, daß sich der Wille des Volkes vor dem schwarzweißro�en Terror nicht beugt?

Warnung vor /�bstimmungsterror. Eine amtliche Mitteilung. Der Amtliche Preußische Pressedienst schreibt: Zahlreiche Einzelfälle lassen erkennen, daß mit Mitteln w i r t° s ch a f t l i ch e n Boykotts, insbesondere der Androhung der Lösung von bestehenden Vertragsverhältnissen oder geschäftlicher Schädigung selbständiger Existenzen versucht wird, diejenigen Staats- bürger, die gewillt sind, sich an der Abstimmung über den Volks- entscheid zu beteiligen, einzuschüchtern und von der Stimm- abgäbe abzuhalten. Demgegenüber wird darauf aufmerksam gemacht, daß ein solches Unterfangen nicht nur dem Geiste der Verfassung widerspricht, son- dern unter Umständen auch aus zivilrechtlichem Gebiet Ernste Folgen für derartig sittenwidrig handelnde Personen nach sich ziehen kann. Der Artikel 118 der Reichsverfassung gewährleistet jedem Deutschen das Recht freier Meinungsäußerung und be- stimmt ausdrücklich, daß ihn an diesem Rechte kein Arbeits- oder Anstellungsverhältnis hindern und niemand ihn benachteiligen darf, wenn er von diesem Rechte Ge- brauch macht. Ein sehr wesentlicher Fall der Ausübung des Rechts der freien Meinungsäußerung ist die Ausübung des Wahl- oder Abstimmungsrechts. Die Bestimmung der Reichs- Verfassung Artikel 118 Abs. 1 Satz 2 ist unmittelbar anwendbares

fleißige Lieschen. Don Theodor Lessing . Hannover , 12. Juni 1926. Tage der Unruh... Auf meinem Fensterbrett blühn in den braunen Scherben zwei Bauernblumen. Das Volk um Hannover nennt sie: die Spinnerinnen oder auch: fleißiges Lieschen. Es ist eine Pflanze wie das Leben selbst: rastlose Selbstgestaltung, gar nicht umzubringen! Sie hat ein schmales aber sehr festes Blatt voll satten Chlorophylls und starken Adern. Sie trägt eine ganz zarte blaßrote Blüte, meist fünf oder sechs Blätter wie kleine Herzen. Und sie blüht und welkt, welkt und blüht ohne Unter- laß. Meine beiden Lieschen haben in den letzten Wochen viele hundert Blüten gesponnen. Die Blüten fallen nach wenigen Tagen ab, und auch die Blätter gilben schnell, aber es treten sofort neue an die Stelle der alten. Diese zierliche Topfpflanze ist die Lieb- lingspflanze in den niedersächsischen Bauernhäusern. Die Frauen und Mädchen schenken einander Ableger. Die schlagen Wurzel schon nach wenigen Tagen und beginnen Blumen zu spinnen. Es ist unsere Heimatblume... An meinen beiden Pflanzen kann ich beobachten, daß Blumen verschiedene Seelen haben. Das eine der beiden Lieschen(ich nenne es Martha) wächst viel schneller. Das andere(Maria) blüht langsam-beschaulich. Es ist dabei zu merken, daß eine Art Widerstreit obwaltet zwischen Blüte und Blatt. Je mehr Blätter die Pflanze spinnt, um so seltener blüht sie. Wenn ich die Pflanze schlechter behandle und ihr weniger Wasser gebe, dann blüht sie schöner. Es ist. als ab die Seele sich verteidigt durch Blüten. Das Blatt dagegen dürfte aufzufassen sein als ein nütz- licher Ernährungsspeicher, ein Wasserbehälter für Tage der Not. Das größere und derbere der beiden, Martha, säuft wie ein deutscher Korpsstudent. Es ist unheimlich, welche Wassermengen dieses Pflänzchen schlucken kann, und wie viele Blätter sie bildet. Man kann ruhig sagen: man sieht diese Pflanze wachsen. Aber die beschauliche kleine Martha treibt große Blüten mit herzförmigen Kelchblättern von tiefem Rot. Ich weiß nie, welche von beiden mir die liebere ist. Als Jesus gefragt wurde, ob er Maria mehr preise oder Martha, da wollte er durchaus nicht sagen, daß die Blüte wertvoller ist als das Blatt. Er saglr nur: Maria hat das gute Teil erwählt, wobei noch dahin steht, ob Marthas Teil nicht das bessere ist. Ich stehe in Tagen der Unruhe und schreibe Kampfworte, aber immer wenn ich aufblicke, fällt der Blick auf die beiden, und ich merke: Martha hat indeß wieder ein Blatt und Maria wieder eine Blüte gesponnen. Und ich schäme mich vor den Äolz dieser demütigen Geschöpfe. Die sind wie der breite gesunde Wald unseres Volks. Sie arbeiten Tag um Tag, sie bauen nützliche Blätter oder träumen schöne Blüten. Sie wissen gar nichts von den Kämpfen des Geiste» und von ihrem Logos und Ethos. Ich verstehe jetzt,

Recht, so daß z. B. kein Richter in einer verfasiungsmäßigen freien Meinungsäußerung durch Stimmabgabe«inen Entlassungs- oder Kün- digungsgrund für ein bestehendes Vertragsverhältnis erblicken kann. Würde ein Vertragsverhältnis gleichwohl daraufhin beendet oder sonst ein wirtschastlicher Nachteil wegen Beteiligung an der Ab- stimmung bereitet werden, so könnte, da die fragliche Bestimmung der Reichsversassung ein zum Schutze des Staatsbürgers ergangenes Schutzgesetz bedeutet, ein Schodenersatzanspruch aus 8 823 Abs. 2 BGB. gegen den Schädiger gestützt w er d e n.

die Loebelliten von Naumburg . Fflncht vor der Zlbstimmung zu Erbsen und Speck. In einem bekannten volkstümlichen Lied wird geschildert, wie die Hussiten vor Naumburg erschienen und sich die braven Bürger dieser Stadt während der Belagerung keinerlei Rat mehr wußten. Aber das Lied schildert auch die Erlösung von dem Schrecken: Doch der Meister von der Schul' sann auf Rettung und versul endlich auf den Ausweg: Kinder, sprach er, ihr seid Kinder, unschuldsvoll und keine Sünder, ich führ' zum Prokop euch hin, der wird nicht so grausam sin, euch zu massakrieren. Tatsächlich soll dieser Schullehrer mit seinem Auszug der Kinder ins Zelt des Husiitenführers Erfolg gehabt haben. An diesen bedeutenden Vorfahren haben setzt auch sicherlich die Loebelliten von Naumburg gedacht, als sie mit Schrecken gewahrten, daß der Abstimmungstag zum Voltsent- scheid immer näher heranrückte. Sie sind deshalb auf den gleich genialen Gedanken verfallen, einen allgemeinen Auszug aus Naumburg zu veranstalten, und zwar, indem sie sämtliche �vaterländischen", Gesang- und Sport- vereine unter der Hand zu Ausflügen am 2l>. Juni beredeten. Die Sache sollte streng geheim bleiben und ganz unter der Hand betrieben werden. Unser Zeitzer Parteiblatt, der.Dolksbote", aber war in der Lage, das vom 1. Juni datierte R u n d f ch r e i b en des Loebell-Ausschusies an seine Vertrauensmänner der Oeffentlichkeit zu übergeben. Mit jedem einzelnen Verein sollte durch besondere Vertrauensmänner verhandelt werden, so mit dem Stahlhelm, dennationalen" Verbänden, dem Waldverein, Ver- schönerungsverein, Heimatsverein usw. Außerdem auch mit den Innungen, Fußball-, Turn-, Schwimmvereinen und dergleichen. In dem Rundschreiben heißt es: Eine besonders schwierige und vorsichtige aber desto drin- gendere und nötige Verhandlung haben die Herren durchs- führen die mit den Gesangvereinen, dem Ortsausschuß für Leibesübungen, den Turn- und Sportvereinen die Ver- Handlung führen.... Bei der letzten Gattung von Vereinen darf es auf keinen Fall den Anschein erwecken, daß die Veran­staltung einen anderen Zweck versoige, als den der Förderung ihrer eigenen Bestrebungen." Die Adressen der Personen in den einzelnen Vereinigungen, mit denen verhandelt werden darf, sind genau angegeben, und dann wird hinzugefügt:Auf keinen Fall dürfen irgendwelche Verhandlungen und Besprechungen mit Herrn Müller vom TVFr., Herrn Schlegel vom MTB., Herrn Maier vom Schwkl. W., oder Herrn Ermisch vom OFL- Fesührt werden. Die Verhandlungen dürfen sich nur auf die treffenden Veranstaltungen am 20. Zuni beziehen, ohne daß aus den Ab­stimmungslog irgendwie Bezug genommen wird. Alle Vera». staltungen sind s o zu legen, daß die Mitglieder schon vor 8 Uhr morgens in Anspruch genommen werden und e r st nach 6 Uhr abends wieder in Naumburg eintreffen. Die Familienmitglieder müssen an der Teilnahme stark interessiert sein, sonst erfüllt dieselbe nicht ihren Zweck." Damit den Sportlern der Ausflug leichter fällt, ist für jedes von dem Ausschuß vorgesehene Spiel sogar ein Pokal gestiftet, der sofort in den Besitz der siegenden Mannschaft übergeht. Wenigstens gilt das für F u ß b a l l v« r e i n e. Die Turner und Schwimmer sollen nur Diplome bekommen, ebenso wie Autofahrer,

was das Wort heißt:Volkes Stimme, Gottes Stimme". Wirk» lich, es schweigt Gott selber darin zu all unseren Kämpfen, weil Gott weiß:Ist Gott Dein Freund und Deiner Sachen, was kann Dein Feind, der Mensch Dir machen?" Diese stummen und schlichten Seelen haben wohl vor zwei- tausend Iahren genau so geträumt und gesponnen. Sie werden immer noch Gestalten träumen und Blätter bauen, wenn all unsere Kämpfe morgen verschollen sind. Und der Gedanke wandert zwei- tausend Jahre zurück. In den griechischen Städten bestand die Sitte des Scherbengerichts. Wenn ein Mann in' seiner Heimat miß- liebig oder gefährlich wurde, dann tonnte abgestimmt werden, ob man ihn behalten oder verbannen wolle.. Danxal» lehrte in Athen der weise Sotrates. Die Stadt Athen hatte ein. springendes weißes Pferd als Wappen. Davon berichtet uns Plato :Sokrates hat gesagt, ich bin eine lästige Fliege, die sich auf die Nase des athenischen Rojses gesetzt hat und das Roß nun zum Ausschlagen bringt. Die Stadt Hannover an der Leine hat wohl nicht mehr Aehnlichteit mit Athen , als ich sie habe mit dem weisen Sokrates . Aber so viel ist richtig: auch Hannover führt als Wappen das weiße Welfenroß, und ich bin dem Rosse eine lästige Fliege. Heute am zwölften Juni wurde ich auf das Rathaus gebeten. Da stand im Amtszimmer der Oberbürgermeister und redete:Sie sind an- geklagt, daß Sie die Jugend der Stadt verderben. Di« Stadt fordert, daß Sie auf Ihr Amt freiwillig verzichten. Hier liegt der Verzicht. Hier haben Sie meine Stahlfeder. Unterschreiben Sie." ... Ich antwortete so, wie der Zorn antwortet und der beleidigte Stolz. Denn draußen vor den Fenstern leuchtete in Sonne der alte Marktturm und die vielen alten Häuser. In denen wohnten meine Großeltern und Eltern, und darin habe auch ich als Knabe und Jüngling gewohnt. Und wenn man heute in Deutschland die Stadt Hannover nennt, dann verbinden viele damit meinen Namen. So aber fühlt man nur unter Menschen. Nun bin ich daheim, und immer noch blühen und spinnen meine beiden fleißigen Lieschen. Und au» ihnen schweigt Gott :Ameisenkämpse! Ameisenkämpse! Alle Eure Kämpfe sind morgen verschollen, die Kette metner Blüten aber spinnt durch die Jahrtausende." Da streichle ich demütig Blüte und Blatt und spreche:Blumen, verzeiht uns."

Ein völkischer Thealervorstoß. Die deutschvölkische Freiheits- partei in Weimar hat an das Bolksbildungsministerium eine An­frage gestellt. Sie tut entrüstet über den Spielplan de» Weimarer Deutschen Nationaltheo.ters", der nach ihrer Ansichteine Anzahl von Aufführungen" zweifelhaften Inhalts und zweifelhafter Autoren gebracht hat: TollersSchwalben", JanaceksIenufa" und CoctanisHypathia". Der SatzDie Kunst sei international" dürfe für ein Theater, das sichDeutsches Nationaltheater" nennt und eine Tradition zu wahren hat, kein Freibrief fein, dem deut- fchen Volke Stücke minderwertigen Inhalts und jüdischer Moral, wieIenusa" zu bieten. Die drei Fragen der Völkischen lauten:

Motorradfahrer und Radfahrer. Das beste aber ist dieseschmack­hafte" Mitteilung: Für sämtliche Teilnehmer, deren Zahl in der Sitzung vom 17. Zun! genau anzugeben ist, steht in sämtlichen veranstaltungs- orten kostenlose Massenspeisung<E r b s e n m i t Speck) zur Verfügung. Vorbereitungen werden von hier in die Wege ge- leitet." Die Loebelliten in Naumburg treiben also das unwahrhaftige Spiel weiter, das ihr Herr und Meister in Berlin mit seinem Brief an Hindenburg begonnen und mit seinen lügenhasten Ausreden und Plakatsälsthungen ergänzt hat. Wie hier 5)indenburg, so werden in Naumburg die Vereinsleitungen systematisch irregeführt, wobei man verdächtige" Personen von den Verhandlungen von vornherein ausschließt. Aber wie hier, so weht auch in Naumburg der r e« publikanische Wind selbst die Geheimschreiben in die sozial- demokratischen Redaktionen.Es gelingt halt nichts mehr!" Nach» dem der dunkle Plan einmal dem Lichte ausgeliefert worden, ist feine Wirkung schon erledigt! Röhricht. Fürstenschtnus eines junkerlichen Landtagsabgeordneten. Das Volksbegehren hat den Deutschnationalen gezeigt, daß sie sich desüberwiegend monarchistisch gesinnten" Volkes absolut nicht sicher sind. Was sie damals an Agitation im Gefühl absoluter Sicherheit versäumten, suchen sie jetzt vor dem Volksentscheid durch Hochbetrieb in Gegenpropaganda nachzuholen. Eine Flut von fau st dicken Lügen, schiefen Darstellungen und maßlosen Be» schimpsungen ergießt sich über das Land. Da ist u. a. eine Broschüre unter dem TitelVolk ent- scheide!" erschienen. Der Verfasser verschweigt schamhaft seinen Namen. Aber in einem Anschreiben an die Gutsbesitzer bekennt sich dazu ein handfester pommerscher Landjunker, der deutschnationale Landtagsabgeordnete v. Rohr. Das Pam- phlet soll an dieGutsleute" zur Verteilung kommen. Was in diesem Machwerk über 16 Druckseiten der aristokratische Dersasier den Landarbeitern an Märchen aufbinden will, geht nicht auf alle pommerschen Kuhhäute. Au» der Fülle desnach amtlichen Quellen" bearbeiteten Materials geben wir nur einige Kostproben: Um dieses einen Falles willen(der Landesverräter Carl Michael, mecklenburgischer Prinz und russischer Heerführer während des Krieges! Die Red.) dürfen aber nicht 3<X> deutsche Prinzen und Prinzessinnen in völlige Armut gestoßen werden." Rohr stolpert dabei nicht einmal über die Zahl 300. Drei- hundert prinzliche Nichtstuer von der Republik er» nähren zu lassen, diese Forderung kann allerdings nur an das deutsche Volk gestellt werden. Weiter: Lediglich dem Kaiser ist von der Regierung für seinen Haushalt in Holland ein Betrag freigegeben." Die Höhe des Betrages verschweigt der Biedere. Wir er- gänzen sie: es sind fünfzigtausend Goldmark im Monat, womit der Aermste sein kümmerliches Dasein fristet. Ein A l t r e n t n e r hat mit Familie 1,20 M, ein Arbeitsloser mit Familie bestenfalls 2,52 M tägilches Einkommen. Nach Rohr will der Volksentscheid,daß das gesamte Ver- mögen der Fürsten einschließlich Betten, Hausrat und Kleider ohne Entschädigung enteignet wird." Ueber 300 Landesväter, Prinzen und Prinzessinnen, nach dem Volksentscheid ohne Betten, im Asyl für Obdachlose, nackt, ohne Hosen und ohne Kleider, eine schaurige Aussicht, über die freilich alle Huhner, auch die der Gutsleute, lachen. Nicht weiter verwunderlich ist die Tatsache, daß v. Rohr mit offensichtlichen Lügen operiert. So erzählt er der Landbevölkerung: Das Vermögen der Landesfürsten bestand aus Staats- und Pnvotvermögen. Das Staatsvermögen ist überall den Staaten zugefallen(so die Domänen in Preußen usw.). Das Privat- vermögen wurde von den Staaten beschlagnahmt und darüber eine besondere Auseinandersetzung herbeigeführt." Da von Rohr nach seiner Behauptung das amtliche Material kennt, ist ihm sicher auch bekannt, daß zwar das gesamte Krön- vermögen in Preußen beschlagnahmt und vom Finanzministerium verwaltet« wird, aber nur bis zurErledigung der Auseinandersetzung.

1. Ist er gewillt, bei Aufstellung des Spielplanes einen Kreis von deutschen Kunst- und Literatursachverständigen hinzuziehen? 2. Billigt es, um keinen schärferen Ausdruck zu gebrauchen, die Geschmacklosigkeit, eine Uraufführung von einem Angehörigen eines fremden Landes anzunehmen, dessen amtlicher Vertreter deutsches Land und Volk beschimpft und tyrannisiert, auch wenn der ausländische Autor die Kosten der Uraufführung trägt. Z. Was gedenkt das Volksbildungsministerium weiter zu tun, um dem deutschen Nationaltheater einen deutschen Charakter, der seiner Ueberlieferung entspricht, zu geben? Wäre es nicht einfacher, Dinier zum Intendanten des Nationaltheaters zu machen und Adolf Bartels die Blutproben zu übertragen? Shaw gegen Honorarschinder. Die Frage, ob Autoren ihre Stücke fürgute Zwecke" gratis spielen lassen sollen, ist von Ber- nard Shaw in einer aus prinzipiellen Gründen für die Arbeiter- bewegung nicht uninteressanten Weise beantwortet worden. Der Bezirk Finsbury Park der Labour-Party plante einen Unter» Haltungsabend, und die Veranstalter wandten sich an Shaw mit der Frage, ob er nicht zu diesem Zwecke die Aufführung seines Ein- aktersBlanco Posnets Erweckung" gebührenfrei gestatten wolle. Sie erhielten darauf von dem berühmten Dichter, der bekanntlich immer einer der aktivsten sozialistischen Vorkämpfer Englands ist, die folgende Antwort:Unter keinen Umständen kann ich einer Ausführung irgendeines meiner Stücke ohne die Bezahlung der vorgeschriebenen Autorengebühren zustimmen. Eine Organisation der Arbeiterpartei müßte verstehen, daß das eine gewerkschaftliche Frage darstellt. Es ist für meine vom Schicksal weniger begünstig- ten Kollegen unter den Dramatikern ohnedies schwer genug, gegen die Konkurrenz, die meine Stücke darstellen,' aufzukommen, ohne doß ich ihnen auch noch durch die Bewilligung von Gratisauf- führungen besondere Schwierigkeiten schaffe. Ich hoffe, daß Sie verstehen werden, worauf es mir ankommt." Shaws Rezept dürste seinen Kollegen nichts nützen, denn die Arbeiter von Finsbury Part wollen Shaw und nicht irgend sonst- wen spielen. Da» 5o«men>och»»«heoter Im Zoo ist von einer Krliis heimgesucht. Da» Personal will nicht mehr mittun, da e» so gut wie nichts bekommt. Sein« Umbaute« am Verllaer Schloß . In einer Berliner Zeitung wurden Nachrichten über einen angeblichen Umbau des Schlosses am u ft g a r t e n verbreitet. Wie amtlich gemeldet wird, bandelt es sich nur pm eine notwendig gewordene Ausbesserung schadhafter Stellen an er Fassade. ver potemkln-Fil« ist vom Polizeipräsidenten von Stuttgart ver- boten worden, weil er geetanet jel, die kommunistische Agitation zur vor- bereitung de» Umsturzes tn Deutschland wirksam zu unterslützen. und daber aus eine Gesährdung der ölsentlichen Ordnung schließen lasse. Wie sagte doch ein plaltdeutiches Sprichwort: die Hub ging 14 Tage vor dem Regen nach Hau », um nicht naß zu werden, und wurde nun gerade naß. Da» Sobleazer Ihealer spiel« welter. In geheimer Sitzuno der Ko» blenzer Stadtverordnelen Ist bcichlossen worden, das Tbealer uorlänsig nicht eingeben zu lassen, da die.galten de» spielenden Tbealer» nicht höher sind, als des geschlossenen. Das Orchester wird reduziert, die große Oper sällt gänzlich fort.