Gegen neuen Zollwucher!
Eingabe der Gewerkschaften.
„ Nach dem§6 des Gesetzes über Zolländerungen vom 17. August 1925 find für die wichtigsten Lebensmittel ermäßigte Zollfäße bis zum 31. Juli d. J. vorgesehen. Nach Ablauf dieser Frift sollen gemäß dem Gesetz die weit höheren autonomen Bollfäße in Kraft treten, soweit nicht durch Handelsverträge geringere Sätze für einzelne Positionen vereinbart worden find.
§6
Der§ 6 des Gesetzes hatte den Zweck, die volle Auswirkung der Zölle auf die Preisgestaltung nur allmählich und in einer wirtschaftlich günstigeren Zeit herbeizuführen.
Die Toten reden!
Aus dem Portal des Krematoriumfriedhofs tritt eine auf den Die fünf Spizenorganisationen der Gewerkschaften, der Allge ersten Blick ländlichen Charakter verratende Frau. In der Hand trägt meine Deutsche Gewerkschaftsbund, der Affie feft und sicher einen Schag, eine fchentaplet, mit dem Auftrage, Bund, der Allgemeine Deutsche Beamtenbund, diese noch am gleichen Tage bei der Friedhofsverwaltung ihres hinter der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Gewert den Grenzen Groß- Berlins gelegenen Heimatborfes zur Beilegung in schaftsring der Arbeiter, Angestellten- und Be Mutter Erde abzuliefern. Aus den finnenden, frühzeitig gealterten Zügen der Frau spricht fast mehr Troß und Härte als Trauer. Die amtenverbände haben am 18. Juni an die Reichsregierung Asche in der Kapsel- das ist alles, was von dem Lebensgefährten und den Reichstag die nachfolgende Eingabe über die Berlänge übrig blieb. Ich kenne die Frau und ich tenne die Geschichte des rung der Zollermäßigungen gerichtet: Mannes, der nur noch ein häuflein Asche ist. Eine Geschichte wie hunderttausend andere. Gestorben an den Folgen des Weltkrieges, an den zerschoffenen Knochen und dem Rheumatismus , der bis zum Herzen fraß und es zum Stillstand brachte. Wie hate er sich gefreut auf den 20. Juni, auf den Tag der Abrechnung! Ein ein facher Spreß vom Lande war er, aufrecht und gesinnungsehrlich, ohne Furcht vor den reaktionären Umtrieben dörflicher Hohltöpfe. Beigt mir doch einen einzigen von all den Großen, die in uns nur Kanonenfutter sahen, hatte er so oft gesagt, einen einzigen nur, der gleich mir und einem Heer anderer Kriegsbeschädigter leidet! Da führen fie alle ein Wohlleben in vornehmen Stadtwohnungen, auf Gütern und Schlössern, da schlägt dem kaiserlichen Deserteur, der die Kriegsartifel nur für den gemeinen Soldaten tannte, in der Freude an seinen Millionen noch nicht einmal das Gewissen, weil er feins hat. Wer diesem Manne und seiner Sippe auf Resten des leidenden Volkes neue Millionen unverdient in den gierigen Rachen wirft, ist vom Stamme Raffte wie er selbst oder hat einen unheilGinnen überhaupt noch etwas zum Streiten? Rechts- und Moralbaren Klaps. Gibt es denn da unter Menschen mit fünf gesunden begriffe werden hier zu Phrasen. Nur einer, der sich am eigenen Rodzipfel aufhängen will, fann mit Rein stimmen oder in Nachahmung der Feigheit des schlechtesten Deutschen sich der Stimmpflicht entziehen,... Der Mund ist verstummt, der Aasgeier des Krieges hat ein neues Opfer geholt. Die beredte Sprache lebt fort, lebt aus Brüften und Aschenkapseln. Die Geister der Millionen, die Hab und Gut und Leben hingeben mußten für den Kriegswahnfinn, für die unerfättliche Habgier der Fürstengeschlechter, verlangen drohend und gebieterisch: Macht diese Schmaroßer am Boltsmart nicht um einen Pfennig reicher!
Diese wirtschaftlich günstigere Lage ist aber zurzeit angesichts der seit mehr als einem halben Jahr vorhandenen Wirtschaftstrife nicht gegeben. Die Zahl der erwerbslosen Hauptunterstützungs empfänger hat sich seit der Zeit, wo das Zollgesetz beschlossen wurde, fast verzehnfacht, die Zahl der Kurzarbeiter vervierfacht. Infolgedessen ist die Rauftraft der besiglofen Berbraucher. massen dermaßen geschwächt, baß die höheren Zölle eine für die ärmste Bevölkerung weitere Belastung darstellen würden, die in der Tat unerträglich wäre.
Es kommt hinzu, daß gerade in den Sommermonaten der Biehauftrieb nachläßt, daß ferner jenes die Preise günstig beeinfluffende Kontingent zollfreien Gefrierfleisches bereits fast völlig aufgezehrt worden ist. Aus diesen beiden Tatsachen ergibt sich ohnehin die Gefahr einer preissteigernden Wirkung. Auch die Getreidepreise pflegen um diese Jahreszeit merklich in die Höhe zu gehen.
Schon jetzt haben Preiserhöhungen landwirtschaftlicher Produfte allgemein eingesetzt, während die Industriestoffpreise ständig sinten, diese gegensägliche Bewegung ist bereits soweit gediehen, daß die Meßzahlen des Statistischen Reichsamtes für die Großhandels preise die Schließung der Preisschere" anzeigen.
Das Gesetz über Zolländerungen galt übrigens nur als vorläufige Regelung und weite Kreise des deutschen Volkes waren der Annahme, daß im Wege des Abschlusses von Handels. verträgen eine spürbare herabfegung der Lebens. mittelzölle alsbald erfolgen werde. Das ist bisher nicht geschehen.
Ueber drei Millionen.
Starte Bermehrung der Stimmberechtigten in Berlin . Nach den jetzt bei dem Wahlzentralamt in Berlin von den einzelnen Bezirksämtern eingegangenen Nachweisen der Stimmberechtigten, find 3091 000 Stimmberechtigte vorhanden, biefes ist jedoch die runb angenommene Zahl, welche zur Besorgung der Stimmzettel angegeben ist; gewöhnlich ist diese Zahl um 20 000 bis 30 000 Stimmen zu hoch angegeben. Rechnet man mun sehr gut eine Erhöhung von 30 000, fo bleiben nach den amtlichen Feststellungen immerhin 3 061 000 Wahlberechtigte übrig. Bei der Präsidentenwahl im ersten Wahlgang, waren 2 954 380 Wahlberechtigte verzeichnet, bei der Stichwahl hatte sich die Ziffer weiter auf 13 846 Stimmen er amtlichen Ziffern hätte sich die Zahl der Stimmberechtigten um 92 774 wahlfähige Personen feit der Präsidentenwahl erhöht. Wie gleich bemerkt wird, find hierbei die Beanstandungen der Lifteneintragungen noch nicht berücksichtigt, die aber an der allgemeinen Summe auch nicht viel ändern können. Sogar in Zentralwahlamt vorliegen, find 7862 mehr Wahlberechtigte als bei der Präsidentenwahl vorhanden.
Alle diese Tatsachen, in deren Bordergrund die Not des arbeiten den Bolles steht, veranlaffen die unterzeichneten Spitzenverbände, an die Reichsregierung und den Reichstag das dringliche Erhöht und betrug die Zahl der Wahlfähigen 2 968 226. Nach diesen suchen zu richten, die bis zum 31. Juli 1926 gefeßlich festgelegten Zollermäßigungen mindestens für weitere vier Mo nate in Gültigkeit zu lassen."
Für Volk und Recht!
Die Britzer Sozialdemokraten hatten gestern ihren großen Tag im Kampf gegen das fürstliche Raubgefindel. Ein gewaltiger PropaSchwarzrotgoldenen Fagnen, sowie zwei Musiltapellen brachte den gandaumzug mit zahlreichen drastischen Plakaten, vielen roten und Anwohnern von Briz die eminente Wichtigkeit des 20. Juni als Entscheidungstag zwischen Republik und Monarchie nochmals mahnend in Erinnerung. Jugend und Reichsbanner beteiligten sich vollzählig an dem überaus wirksamen Werbeumzug, auch die Kommunisten hatten sich angeschlossen. Im überfüllten großen Saal von Radday' Festfälen in der Chauffeestraße versammelten sich etwa 2000 Bersonen, zu denen Genosse Wilhelm Landa, oft von stürmischem Genossen Schma som und einem begeisterten Hoch auf die Beifall unterbrochen, sprach. Mit einer Schönlant- Rezitation des Republik und den Sozialismus fand die Kundgebung ihren Abschluß. fonen versammelt. Am Eingang brängten sich die Massen, die keinen Im Schloß Weißenfee hatten sich wohl über 1000 PerBlaz finden konnten. Genosse Künstler zeigte als Referent, wie wenig die früheren Fürsten ein Recht haben, heute Forderungen an land in der Stunde der Not feige im Stich ge= den Staat zu stellen. Der oberste Kriegsherr hat das Bater= lassen. Während des Krieges find viele Soldaten angeblich wegen Meuterei und Fahnenflucht erschossen oder zu schweren Kerferstrafen verurteilt worden. Wilhelm II. ist auch geflohen, und er befigt jetzt die Dreiftigkeit, vom deutschen Bolte dafür Milliarden zu fordern. Und uns, die wir diesen Raub am Boltsgut abwehren wollen, wirft man vor, wir verstößen gegen die Gefeße der Moral. Das Bolt wird die entschädigungslose Enteignumg durchführen, und dabei ist nicht nur die Moral auf seiner Seite, sondern auch das Recht. Während der Rede tam es oft zu stürmischen Beifallskundgebungen.
Die Genoffen des Bezirks Kreuzberg veranstalteten am Donnerstagabend gemeinsam mit dem Reichsbanner einen Bropagandaumzug für den Volksentscheid. Um 7 Uhr abends setzte sich der viele Tausende umfassende Zug unter Vorantritt des Reichsbanners in Bewegung. Zu beiden Seiten der Straßen standen dichte Reihen Spalier. Schwarzrotgoldene und rote Fahnen wehten über den mitgeführt. Ein mit dem Raiserschnurrbart ausgerüsteter Genoffe in Demonstranten. Eine große Menge von Plakaten wurden im Zug Uniform trug ein riesiges schwarzes Holzkreuz, gekrönt von einem grinsenden Totentopf mit Soldatenmüße. Ein Plakat am Kreuz trug die Aufschrift: 3 Milliarden Goldmart an die Fürsten für 2 Millionen Tote." Ein Polizeioffizier bestand darauf, daß der Totentopf entfernt wurde. Besonderes Aufsehen erregte ein Wagen, auf dem neben dem Kutscher der schlafende deutsche Michel saß. Gruppen auf dem Wagen gaben trefflichen Anschauungsunterricht. An einem rohen Tisch sah man einen Kriegsverlegten mit Frau und Kind, auf dem Tisch einen Teller mit Hering und Kartoffeln. Das Plakat daneben verkündet:„ Wir haben Hunger!" Am anderen Ende des Wagens stand ein üppig beladener weißgedeckter Tisch. Hier hatte einer der abfindungshungrigen Fürsten mit einem weiblichen Wesen Plaz genommen. Cine Aufschrift daneben verkündet:„ So leben wir von den Milliarden des Boltes!" Eine furze Ansprache des Genossen Fe chenbach beendete diese wuchtige Rundgebung.
Zwei
Das„ Burgfriedensministerium" gescheitert. dem Bezirk Tiergarten, aus dem die genauen Zahlen bei dem anzueignen, ba ja der König fein eigener Gefeßzgeber durch„ Kabi
Briand hat den Plan aufgegeben. Paris , 18. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Der gefirige dritte Tag der Minifterkrise hat mit einem negativen Ergebnis für Briand geendet. Sämtliche Besprechungen, die er mi politischen Persönlichkeiten im Laufe des geftrigen Tages gehabt hat, haben ihn von der Unmöglichkeit überzeugt, seinen zuerst gefaßten Plan der Bildung eines Ministeriums der Nationalen Einheit" durchzuführen. Briand hat einsehen müssen, daß die besonders von reaktionären Blättern lancierte Möglichkeit eines Minifteriums der„ Nationalen Einheit" in Wirklichkeit ein start rechts gerichtetes Ministerium bedeuten würde. Angesichts der fofortigen Abfage der Sozialisten und der im Laufe des geftrigen Tages erfolgten Ablehnung Herriots hat Briand diesen Plan aufgeben müffen.
Der„ Quotidien" bemerkt heute früh, Briand habe selbst von vornherein nicht an das Gelingen dieses Experiments geglaubt und erklärt mit Recht, daß im Falle der Berwirklichung dieser Kombination starte Meinungsverschiedenheiten über die Finanzpolitik und über die auswärtige Politit die Folge sein müffen. Auch Briand hat Journalisten gegenüber im Laufe des gestrigen Tages mitgeteilt, daß fein Plan des Minifteriums der Nationalen Einheit aufgegeben sei und er sich darauf beschränken werde, ein Ministerium „ breifefter politischer Konzentration" zusammenzuftellen. Von diesem Augenblid ab werfen fich für Briand neue Schwierigteiten in der Personenfrage auf.
Herriot lehnt den Eintritt ab.
Paris , 18. Juni. ( WTB.) Heute vormittag fand unter dem Borsiz des Rammerpräsidenten Herrigt eine Borstandssigung der Radikalen Partei statt, nach deren Beendigung erflärt wurde, Herriot merde sich zum Ministerpräsidenten begeben, um das An
gebot, in das Kabinett einzutreten, abzulehnen. Eine Erflärung der Radikalen Partei foll hierüber veröffentlicht werden. Briand hat heute vormittag zehn Uhr seine Besprechung wieder aufgenommen. Er empfing zuerst Poincaré .
Der Verfassungskampf in Polen .
Moscidi droht mit dem Rücktritt. Warschau , 17. Juni. ( TU.) Wie in Regierungsfreifen verlautet, wird Präsident Mofcidi zurücktreten, wenn der Vorschlag zur Aenderung der Verfassung von den gesetzgebenden Körperschaften nicht angenommen werden sollte. Auch der Sejm - Vorsitzende, Rataj, erklärte heute noch einmal ganz entschieden, daß er zurüdtreten werde.
Fürstliche Hoch- und Landesverräter.
Bismard schrieb in den Preußischen Jahrbüchern"( 1886): Jede Dynastie, ob groß oder flein , widerstrebte einer gemeinsamen, die Einzelrechte beschränkenden Einrichtung und suchte in dem Chaos sich zu erhalten und ihren Besiß zu mehren, so gut sie tonnte, indem sie in Zeiten der Not ein Unter tommen fuchte, wo es fich finden ließ, wenn es auch bei dem schlimmsten Räuber an deutschem Gut und deutscher Ehre mar."
Doch noch Versöhnung Cloyd George- Cord Orford? Die Jahrestagung der Liberalen in Weston- Super- Mare hat eine Ents fchließung angenommen; die das Vertrauen in die Führerschaft von Asquith- Orford ausspricht, aber ausdrücklich eine Rüge für Lloyd George ablehnt. Die meisten Redner setzten sich für eine Versöhnung awischen den beiden Führern ein,
Gestern nachmittag veranstaltete die Kriminalpolizei noch einmal einen Lokaltermin am Wannsee . Augenzeugen, die vom Lande und vom Wasser die Vorgänge beobachtet hatten, waren herausgebeten worden. Einwandfrei wurde festgestellt, daß das Boot, von dem die Kinder absprangen, zwischen dem Nordflug und dem Freibad Wannsee etwa 60 meter vom anbe entfernt lag. Diese wertvollste Bekundung machte ein Herr, dessen Hausboot in unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle lag. Nach seiner Meinung muß den Knaben, als er ins Waffer sprang, ein Unwohlfein befallen haben, da er feine Schwimmbewegungen machte. Er war auch der erste, der von seinem Boot aus Rettungsversuche unter nahm. Der ertruntene Rnabe ist troß allen Suchens bis jetzt noch nicht gefunden worden. Er war mit einem Hemd, einer leichten Hose und Bluse und mit Strümpfen bekleidet. Durch die Nachsuche des Wasserschutzes wurden gestern aber zwei andere Leichen geborgen. Der eine ift ein 20 Jahre alter Otto Rast, der am 30. Mai beim Baden ertrunken war. Der andere Lote ist noch unbefannt. Er ist etwa 15 bis 17 Jahre alt, 1,62 Meter groß, hat hellblondes Haar und war nur mit einer Manchesterhose und Stußen bekleidet. Während des heutigen Vormittags fanden auf dem Polizeiamt noch einige 3eugenver nehmungen statt. Die friminalpolizeilichen Untersuchungen werden noch heute abend zum Abschluß gelangen. Das Material wird zur Sichtung der Staatsanwaltschaft III überwiesen werden, von wo aus dann Antlage gegen die Schuldigen erhoben wird.
Rote und schwarzrofgoldene Fahnen sind in der Jahnenvertriebsfielle der Partel, Berlin , Linderftr. 3, 2. Hof lints, 2 Treppen, Zimmer 11( Jugendfekretariat) zu haben. Geöffnet, heute, Freitag und morgen, Sonnabend, bis 7 Uhr.
Diebstahl im Bölferkundemuseum. Museumsdiebe arbeiteten mit Erfolg im Museum für Böltertunde in der BringAlbrecht- Straße. In der asiatischen Abteilung ftahlen fie ein japanisches Rollbild, das aus der Caro- Schule im 17. Jahrhundert stammt. Das auf Papier gemalte zarte Tuschbild ist 77 Zentimeter hoch, 27 Zentimeter breit und oben und unten durch einen Rundstab abgeschlossen. Es stellt einen vom Pferde fallenden Priester dar und trägt auf der Rückseite einen roten Stempel mit chinesischen Schriftzeichen. Der Wert wird auf mehr als 1000 m. beziffert. Die Diebe haben das Bild von der Wand abgehängt und es verstanden, es unbemertt aus dem Gebäude herauszuschaffen. Erst nach Schluß des Museums wurde das Fehlen von den Aufsehern entdeckt. Bor Ankauf des Bildes wird gewarnt. Mitteilungen über sein Auftauchen erbittet Kriminaltommiffar Trettin im Polizeipräsidium.
Der Selbstmörder vom Belle- Alliance- Blah festgestellt. Wie wir gestern berichteten, wurde auf einer Bank auf dem Belle- Alliance. giftet hatte. Er wurde jetzt festgestellt als ein 45 Jahre alter, Blaz ein Mann tot aufgefunden, der sich mit Strychnin ver. aus Templin gebürtiger Lithograph Otto Hartwig aus der Willibald- Aleris- Straße. Aus welchen Gründen der Mann Hand an sich gelegt hat, ist unbekannt.
Der Schuhverband geschädigter Auslandsdeutscher", der sich einzig und allein nur mit der Entschädigungsfrage befaßt, bittet alle Geschädigten, schriftlich ihre Adresse an die Geschäftsstelle Herrn Aug. Trapp, Berlin- Schöneberg , Kligstraße 3, umgehend angeben zu wollen, damit sie über den Stand der weiteren Schritte in der Entschädigungsfrage rechtzeitig unterrichtet werden können.
„ Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflage bei.
"
In der Aula des Gymnafiums im Grunewald in der CasparTheiß- Straße sprach Genoffe Regierungsrat Richard Joachim vom Arbeitsministerium vom juristischen Standpunkt aus über die rechtlichen Forderungen der Fürstenenteignung. In hochinteressantem, jedem Laien verständlichem Bortrag segte er flar und eindeutig den Unterschied zwischen Privatrecht und Staatsrecht auseinander, bewies an der Geschichte, daß es als Fürst, bevor wir eine Verfassung hatten, sehr einfach war, Brivateigentum fich nettsorder" war. Auf welche Weise die Hohenzollern ihr Privateigentum durch Kabinettsorder sich erworben haben, zeigt so recht deutlich, daß der erste Ahne, der Burggraf von Nürnberg , arm wie eine Kirchenmaus nach Brandenburg tam, um mit Wilhelm II. , dem legten glorreichen Regenten, der über 19½ Millionen Mark Zivillifte" verfügte, Reißaus zu nehmen! Daß Fürsten im staatsrecht lichen, nicht privatrechtlichen Berhältnis stehen, hat wohl am besten der große Bismard bei der Einziehung Hannovers bewiesen, Ueber die Enteignung des letzten Raisers gäbe es tein Kopfzerbrechen, denn er fällt wie der Kronprinz unter das Militär strafgesetzbuch, demzufolge Fahnenflucht mit dem Tode und Ein ziehung des Vermögens bestraft wird. Die Hugen bergsche Bresse hat wahrlich teine Berechtigung, über Recht und Wahrheit" diskutieren zu wollen, denn gerade aus rechtlicher Ueberlegung mill ja das Volk das Fürstenenteignungsgesetz schaffen. Reicher Beifall lohnte die hervorragend überzeugenden Ausführungen des fachmännischen Referenten.
In einer sehr start besuchten Versammlung der 8. Abteilung Tiergarten sprach der Genoffe Moses . Mit hinreißenden Worten zeichnete er das Bild der Gegenwart; der Kräfte, die sich dem Boltsentscheid entgegenstellen, angefangen vom Aufruf des Grafen Bestarp über die Studentenkundgebung in Hannover , Aufruf der deutschen Bischöfe, der Justiz, der Reichswehr , der Bresse, bis zum Barteilofen und Spießbürger. Zustimmung wurde ihm bei Behandlung der Frage, daß die Schlösser der Fürsten zu Erholungsheime für unsere fiechen und franken Kinder benutzt werden sollen. Die Versammlung nahm einen glänzenden Berlauf.
Im dichtgefüllten Saal des Schiller- Lyzeums in Charlottenburg sprach Genoffin Todenhagen zum Boltsentscheid. Der Ausgangspunkt dieser ganzen Bewegung ist natürlich in unserer großen wirtschaftlichen Lage zu suchen und gerade darum müssen wir all unsere Kraft daran setzen, den Kampf siegreich durchzufechten. Mit treffenden Worten tennzeichnete die Rednerin die Begehrlichkeit der Fürsten und fand mit ihren Ausführungen den stürmischen Beifall der Versammelten.
In Mariendorf war der Riesensaal bei Graßl bis auf den legten Stehplag gefüllt, die Bersammelten hörten mit großem Intereffe die Ausführungen des Genoffen Otto Meier an. Kampfgefänge des Boltschors Tempelhof Mariendorf umrahmten die Rede. Vor der Versammlung veranstaltete das Reichsbanner einen Demonstrationsumzug durch Mariendorf , der von der Bevölkerung jubelnd begrüßt wurde.
In Kaulsdorf hatte die Kundgebung einen Umfang angenommen, wie ihn Kaulsdorf bisher noch nicht erlebt hatte. Eingeleitet wurde die Kundgebung durch einen Umzug des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold und des Tambourkorps Junge Republit". Die Ausführungen des Redners ägold wurden häufig von Beifallsfundgebungen unterbrochen.
Jn Tempels Festfälen in Friedrichsfelde sprach Genosse Adolph Hoffman unter allgemeinem Beifall über Die von Gottes Gnaden". Der Saal war überfüllt, die Stimmung der Versammelten ließ die besten Hoffnungen auf das Gelingen des Boltsentscheids aufkommen.
Auch in Bernau fand am Donnerstag ein großer Demonstrationszug statt. Annähernd 3000 Wähler waren dem Rufe der Sozialdemokratie gefolgt, um auf dem Marktplatz gegen die Schamlofigkeit der Fürstenforderungen zu protestieren. Der Rebner, Gebrüchige Moral unserer Fürstendiener. noffe Kurt Heinig , brandmarkte in treffenden Worten die brüchige Moral unserer Fürstendiener. Die Aufforderungen des stürmischen Beifall. Ein Hoch auf die Republik und ein gewaltiger Borfizenden, am Sonntag unter der Parole Ja" zu stimmen, fand Umzug beendete die eindrucksvolle Kundgebung.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
5. Kreis Friedrichshain : Die Abteilungstaffierer rechnen 3%, wie beschlossen und anßerdem 10,-. für den Boltsentscheid am Sonnabend, den 19. Juni, nach mittags 4%, Uhr, mit dem Kreistassierer und zwar bei Schmidt, Fruchtstr. 36 a, pünktlich ab.
33. Abt. Die Bezirksführer rechnen die Maimarten und die Gammelliften am Gonnabend, den 19. Juni bzw. Sonntag mit dem Raffieret ab.
34. Abt. Seute, Freitag, abends 6 Uhr, wichtige Flugblattverbreitung bei Rofin, Gubener Str. 19.- Sämtliche Bezirksführer müssen unbedingt erscheinen,