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Wie denken die Auslandsdeutschen? Scharfe Verurteilung des Flaggenerlaffes in Argentinien .

Dann heißt es:

Die jetzt in Deutschland eingetroffene südamerikanische Post überbringt uns argentinische Zeitungen aus den Tagen, in denen der Flaggenstandal der Luther- Regierung bekannt wurde. Das ,, Argentinische Tageblatt" bespricht in mehreren Artikeln den Flaggenerlaß der Regierung Luther mit einer Energie, die nichts zu wünschen übrig läßt. In einem Leitartikel dieses deutschen Organs wird der Flaggenerlaß als ein später Aprilscherz bezeichnet. Die Flaggenverfügung soll angeblich einen dringenden Wunsch der Deutschen im Auslande und besonders in Süd­amerita befriedigen. Wir haben wiederholt Gelegenheit ge= nommen, die unglaubliche Verwirrung und Un= tenntnis festzunageln, die in Deutschland über Süd amerita herrscht. 3u welch üblen Folgen und verhängnis pollen Trugschlüssen die Unkenntnis der hiesigen Verhältnisse, die durch eine böswillige, tendenziöse und falsche Be= richterstattung erhöht wird, führen kann, müssen wir jetzt erleben. Gewiß, es gibt auch hier Leute, die dem desertierten Raiser nachweinen und sich nach der unhistorischen schwarzweiß roten Rompromißflagge von Versailles zurück­fehnen. Diese fonderbaren politischen Mumien stellen aber nicht die deutschen Kolonien Argentiniens oder Süd­ amerikas dar. Alle übrigen Auslandsdeutschen das sind die mit gefunden Sinnen die historische Entwicklung erlebt haben und er­leben haben für die opportunistischen Sonderbestrebungen einiger unbelehrbarer Reaktionäre im Ausland kein Verständnis; sie fühlen sich als Republikaner und kennen nur die eine uralte historische Reichsfahne schwarz rotgold. Als Gewährs­mann des Reichspräsidenten wird der Admiral Behnde ge­nannt, der vor einiger Zeit hier in Argentinien seinen unerwünschten Besuch abstattete. Er kam in der Maske des biedermännischen Ber­treters der deutschen Republik", betätigte sich aber in Wirklichkeit als reaktionärer Spigel. Und soll ein ehemals faiserlicher Offizier, der hier von einem Bankeit und einem Bierabend zum anderen geschleppt wurde, der richtige Mann sein, über die Stimmung in den deutschen Kolonien Südamerikas zu berichten? Das wird er selbst nicht glauben, denn dazu sind doch ganz andere Voraussetzungen nötig als er fie erfüllen kann. Ebensogut fonnte man auch den Ge­neral Lizmann, der hier vor einigen Jahren die Gegend un­ficher machte, um später den heillosesten Unsinn in der Heimat zu erzählen, oder die schwarzweißroten Offiziere des Kreuzers Berlin " als Gewährsleute gelten laffen. Sich auf die Berichte solcher Leute stüzen heißt leichtfertig handeln."

In einem weiteren Artikel spricht das Argentinische Tageblatt" von der katastrophalen Ahnungslosigkeit" Berliner Regierung und wirft der deutschen Gesandtschaft vor, daß fie die Zentrale über die wahre Stimmung der Deutschen in Argen­fie die Zentrale über die wahre Stimmung der Deutschen in Argen tinien falsch informiert habe.

Aber auch die argentinischen Blätter spanischer Sprache beschäftigten sich in diesen Tagen lebhaft mit dem deutschen Konflikt. Sowohl das führende Blatt ,, La Preusa", wie auch La Razon" fritisierten eingehend und deutlich den Flaggenerlaß. Letzteres Blatt schreibt: Das Defret Hindenburgs war unzweifelhaft ein Irrtum..." Bei dieser Gelegenheit erinnert diese Zeitung weiter an die Schuld, die die deutschen Behörden selbst an der Entwicklung der Dinge trifft:

,, Man möge fich nur an das offizielle Ersuchen der argentinischen Regierung erinnern, das an die deut­ sche Gesandtschaft gerichtet wurde, daß man es gerne sehen würde, wenn die Flagge der Republik gehißt werde, da ja die Re­gierung der Nation die republikanische deutsche Regierung und damit auch ihre Farben anerkannt hat.( 1) Aber unter dem Druck hier ansässiger Deutscher hißte man die kaiserliche Fahne und ant­wortete auf das offizielle argentinische Ersuchen, daß noch keine neuen Flaggen angefommen feien".(!!) Wenn wir uns recht erinnern, war es damals schon zwei oder drei Jahre her, daß man in Deutschland die neue Flagge gefchaffen hatte und sie auf allen öffentlichen Gebäuden des Reiches wehte. Auf dem Dissidentenfried. hof erlebte der Minister Dr. Pauli bei Anlaß der Einweihung des Kriegsgefallenendenkmals einen unangenehmen 3wischenfall mit einem befannten Mitglied der deutschen Ko­Ionie, weil sein Kranz die Farben der Republit trug. Nun ist dieser famose Gesandte Dr. Pauli inzwischen ersetzt worden, aber noch immer gibt es im Auslande eine ganze Anzahl deutscher Vertreter, die in der gleichen Gedankenwelt leben und die Regierung falsch informieren. Man braucht nicht einmal nach Süd­amerita zu gehen: In Stockholm sitzt der deutschnationale Herr von Rosenberg...

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Das gebrochene Schulkompromiß. Parteifrise der Chriftlichsozialen. Wien , 19. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) In der Christlich­fozialen Partei ist infolge des Schultonflits eine rise ausges brochen; ihr Obmann- Stellvertreter, Abgeordneter Kunschat, der vor einigen Tagen das Schulfompromiß mit der Sozialdemokratie abgeschlossen hatte, nachher aber von feiner Partei im Stich gelassen worden ist, weigerte sich am Sonnabend, an einer Sigung der Parteileitung der Chriftlichsozialen teilzunehmen und beharrte auf seinem Rüdtritt als Mitglied des Parteivorstandes und als Obmann- Stellvertreter. Die Parteileitung beschloß, sich nochmals zu bemühen, Kunschat in der Parteileitung zu behalten. Dieser lehnte eine Zurücknahme seines Rüdtritts mit der Begründung ab, daß er von der Partei in aller Deffentlichkeit bloßgestellt sei. Die christlichsozialen Arbeiter Wiens haben an Kunschat eine Adresse gerichtet, worin sie erklären, daß sie un­bedingt hinter ihm stehen, möge fommen was wolle.

Die Krise des Völkerbundes.

Beratung der Kleinen Entente .

Prag , 19. Juni. ( Tsch. P.-B.) Den Pressevertretern bei der Konferenz der Kleinen Entente in Beldes erklärte Dr. Benesch, es lasse sich nicht leugnen, daß der Völkerbund sich in einer fritischen Lage befinde. Heute handele es sich um eine poli­fische Krise, während im Frühjahr eine tonstitunionelle Krise vorgelegen habe. Die Herbsttagung des Bölkerbundes werde Doll gefährlicher Fragen sein. In den Balfanfragen werde die Tschechoslowakei weiterhin den Grundfaß verfolgen, sich nach der politischen Linie seiner Verbündeten zu richten. Benefch fuhr fort: leber Rußland fand keine besondere Erörterung statt. Nach gegenseitigem Austausch von Informationen wurde beschlossen, an den früheren Beschlüssen der Kleinen Entente nichts zu ändern. Ueber den deutsch russischen Vertrag hat bereits die Kommission des Bölkerbundes beraten; sie hat daran nichts Anstößiges gefunden. Folglich haben auch wir nichts gegen den Vertrag. In der Frage der ungarischen Frankenfälschung faßte der Völkerbund einen Entschluß, der auch unseren Wünschen entspricht. Das Verhältnis der Tschechoslowakei zu Ungarn ist nicht schlecht. Wir selbst sind jeden Augenblick zu Verhandlungen bereit. Das Verhältnis der Kleinen Entente zu Polen ist herzlich und wird am besten durch die Formel gekennzeichnet: RI eine Entente und Polen ." Keine Regierungsänderung tann unser Freundschaftsverhältnis ändern,

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Das Arbeiterwanderungsproblem.

Die Aufgaben des Londoner Kongresses.

gemeinsam von dem Internationalen Gewerkschaftsbund und der Am 22. Juni beginnt in London der Weltwanderungskongreß, Arbeiter- Internationale einberufen. Der Sekretär des Kongresses, John W. Brown, hat im Auftrage des Internationalen Ge­werkschaftsbundes einen zweibändigen Bericht vorgelegt, zweifel­los die umfassendste Abhandlung des so ungeheuer vielseitigen Wanderungsproblems.

Brown geht davon aus, daß man das Wanderungsproblem in zweifacher Art vetrachten fann, nämlich nach der zeitlichen Dauer und nach der Organisationsform.

Die Organisierung einer kollektiven Einwanderung ist seit der Nachkriegsauswanderung großer Arbeitermengen, be­senders aus Polen nach Frankreich , in Europa schnell vorwärts gegangen. Die Organisierung einer solchen Wanderung auf großem Maßstabe durch staatliche Behörden ist in ihrer Anwen­dung auf eurpäische Wanderer jedoch eine neuartige Erscheinung. Für die Gewerkschaftsbewegung wurde die Wanderungsfrage zu einem Problem durch die Gefahr, daß eine beträchtliche Ein­wanderung die Lebenshaltung der einheimischen Arbeiter herunter­drückt und ihre soziale Lage verschlechtert. Meistens ist der Ein­finden glaubt; er hat, durch Verheißungen beſtimmt, seine ganze wanderer dadurch verlockt, daß er Arbeit im Ueberfluß vorzu­Habe verkauft; in dem Einwanderungslande angekommen, ist er begierig, die erste beste Gelegenheit zu ergreifen; er willigt in ichlechte Bedingungen und lange Arbeitszeit ein, um nur Fuß zu fassen.

War er nicht Gewerkschaftlicher in seiner Heimat, so ist seine Lage noch schlechter.

Wie sehr die Anwesenheit einwandernder Arbeiter die einheimischen Arbeiter schädigt, ist natürlich je nach den Umständen sehr verschieden. Im allgemeinen erfolgt die Auswanderung aus Ländern mit wenig entwickelter Arbeiterbewegung nach solchen mit fortgeschrittenerer Arbeiterschaft, und in diesem Falle wird sie für die Letteren zu einer ernsthaften Gefahr.

In der Vergangenheit ist die Wanderung ein mächtiger Hebel des Fortschrittes gewesen. Wo jezt jedoch die Bevölkerung der Welt so groß und die Welt selbst vergleichsweise so klein ge­nach den noch vorhandenen guten Stätten gewinnen. Es wird für worden ist, kann sie wohl den Charakter eines wilden Rennens die Nationen der Erde gut sein, wenn sie, solange noch Zeit dafür iſt, Mittel der Siedelung nach gerechten und friedlichen Grund­fäßen finden. Darum hält es der Internationale Gewerkschafts­bund für seine Pflicht, das ganze Gewicht seines Einflusses im Rate der Nationen für eine gerechte und friedliche Koloni­fation einzusetzen, ohne die die ganze Zivilisation der Erde zu fünftiger Vernichtung verurteilt wäre.

Brown hat zur Beurteilung der Bedeutung des Wanderungs. problems ein umfangreiches Zahlenmaterial zusammengetragen. So find

Der rumänische Außenminister Mitilincu verwahrte sich gegen den ihm in der Presse zugeschriebenen Gedanken, die Kleine Entente erschüttern zu wollen. Er sagte weiter, die Bulgarien zugestandene Anleihe des Bölkerbundes dürfe nicht zu politischen Zwecken verwendet werden. Was Rußland anbelangt, so sind wir einen gegenseitigen Nicht jeden Augenblick bereit, Angriffspertrag zu schließen.

Der füdslawische Außenminister Nintschitsch bestätigte, daß alle Fragen einmütig und ohne Schwierigkeit gelöst worden feien. Das Verhältnis Italiens zu der Kleinen Entente sei gut und es gestalte sich immer inniger, denn beide Parteien hätten dasselbe Ziel, nämlich die Festigung des Friedens in Zentral­ europa

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Erst das Finanzprogramm! Vorbedingung der französischen Regierungsbildung.

Paris , 19. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Kammerpräsident Herriot hat heute außer seinen eigenen prominenten Parteifreunden auch namhafte Politiker der den Radikalfozialen benachbarten Par­teien, der Sozialisten und der gemäßigten Mittelparteien bis zu Botanowski, der bisher als der finanzielle Wortführer des Nationalen Blocs galt, empfangen. In einem amtlichen Kommu­niqué ließ Herriot jedoch abends mitteilen, daß aus diesen Empfängen feine Schlüsse auf seine Absichten in bezug auf die Kabinettsbildung gezogen werden dürfen, daß er im Gegenteil mit allen über die Finanzfragen gesprochen habe. nür Dies wird durch die Tatsache bestätigt, daß Herriot am Sonn abend ebenfalls lange Besprechungen mit dem Gouverneur und dem Generalsekretär der Bank von Frankreich und mit Sergen, dem Präsidenten des Sachverständigenfomitees, hatte. Herriot hat richtig erkannt, daß der entscheidende Punkt die Aufstellung eines Finanz­programms ist und die parteipolitische Zusammenfeßung des Rabinetts sich dann von selbst aus der Stellung der einzelnen Frat­tionen dazu ergeben muß.

Das gilt besonders für die sozialistische Partei, die aus drücklich die Frage einer Unterstützung für ein Kabinett Herriot von deffen finanzpolitischen Plänen abhängig gemacht hat. Sie will die Grundzüge dieser Pläne bereits vor der endgültigen Rabinetts­bildung kennen und, wenn diese ihr zusagen, wird sie das Kabinett Herriot parlamentarisch wieder unterstüßen. Wenn dagegen das Herriotsche Finanzprogramm von den grundlegenden Forderungen der sozialistischen Partei abweicht, fo ist das Rabinett Herriot von vornherein ein totgeborenes Kind, und es wäre aussichtslos, mit ihm auch nur vor die Rammer zu treten, oder es müßte sein, daß Herriot auf die parlamentarische Unterstützung der sozialistischen Partei ver­zichten und ein Konzentrationsfabinett nach der Mitte bilden würde. Das erscheint aber ziemlich ausgeschlossen, wenn man bedenkt, daß Herriot immer der geistige Bertreter des Lintstartells ge­wesen ist. Da er jetzt ebenfalls die Absicht hat, Bertreter der bürger­lichen Linksparteien, wie der Republikanischen Linken" und der republikanisch- demokratischen Parteien in fein Rabinett aufzunehmen, so sieht man vorläufig nicht, wie Herriot ein Finanzprogramm ent­werfen will, das ebenso diesen in Aussicht genommenen Mitarbeitern wie der sozialistischen Partei zusagt. Die am Sonnabend den ganzen Tag geführten Besprechungen haben deshalb noch nicht zu einem konkreten Ergebnis geführt, und man steht dem Gelingen des Experi­ments Herriot am Sonnabend abend ziemlich fleptisch gegenüber. Jedenfalls wird die Entscheidung erst am Sonntag, vielleicht sogar erst am Montag fallen.

Die polnischen Verfassungsänderungen bedürfen nach einer Konstitutionsbestimmung 15tägiger Borfrist; ihre parlamentarische 1 Beratung ist darum auf den 3. Juli verschoben worden.

in den ersten 14 Jahren dieses Jahrhunderts 17 Millionen nach den Bereinigten Staaten, Kanada , Argentinien , Brasilien und Auswanderer Neuseeland gegangen. Der Krieg unterbrach diefe Wanderungen zeitweilig, aber 1920 bis 1924 gingen nach Nordamerika 2,3 Mil­lionen Auswanderer, davon 1,8 Millionen nach den Bereinigten Staaten und 438 000 nach Kanada , nach Südamerika 1 Million, nach Nord- Australien und Neuseeland 500 000 und nach Afrika 76 000. Nur scheinbar ist nach dem Kriege ein Rückgang der Aus­wanderung eingetreten, weil die Einwanderung für die mittel= europäischen Länder zunächst außerordentlich erschwert war. Aus Europa wanderten 1920-1924 aus: aus Italien 1,5 Millionen, England 1 Million, Spanien 457 000, Polen 447 000, Deutschland 242 000, Tschechoslowakei 180 000, Portugal 146 000 und Belgien 108 000; alle anderen Länder hatten wesentlich In einem geschichtlichen Ueberblick jagt Brown im Kapitel Deutschland , daß

fleinere Ziffern.

die Auswanderungsfrage eine der wichtigsten für Deutschland Hungerjahren nach, den Napoleonischen Kriegen setzte sie ein, lebte ist. Die große Auswanderung aus Deutschland im 19. Jahrhundert war nach den Vereinigten Staaten gerichtet. In den furchtbaren nach den schlechten Ernten der vierziger Jahre wieder auf und wurde durch die politische Enttäuschung nach der Revolution von 1848 neu begünstigt. Ein Höhe punft wurde 1881 erreicht ( Sozialistengesetz!! Red. d. V.), als insgesamt 220 000 Menschen auswanderten. In der Nachkriegszeit wurden 1920 8458, 1921 23 451, 1922 36 527, 1923 115 416 und 1924 58 637 Auswanderer gezählt. Diese Ziffern betreffen jedoch nur die überseeische Auswanderung, während für die deutsche Auswanderung innerhalb Kontinental- Europas bisher keine Ziffern vorliegen.

Auch das Kapitel Wanderung und Beruf ist nicht un­interessant. So gehörten im Jahre 1923 von den Auswanderern aus 11 europäischen Ländern 61 023 oder 14,4 Proz. zur landwirt­schaftlichen Bevölkerung, 111 785 oder 26,5 Proz. zum Industrie­proletariat, 42 714 oder 10,1 Proz. zum Transport- und Handels. gewerbe, 67 881 oder 16,1 Proz. zum häuslichen und ungelernten zur Beamtenschaft, und von 123 530 oder 29,3 Proz. war der Be­Personal und 15 138 oder 3,6 Proz. zu den freien Berufen oder ruf unbekannt.

Das zweite Buch behandelt die

Grundfäße der Beschränkung der Einwanderung und die Lage des Einwanderers im Hinblick auf die soziale Gesetzgebung, um nach einer kurzen Betrachtung der wirt­schaftlichen Faktoren der Wanderung und deren Verhältnis zur Webervölkerung und Arbeitslosigkeit die oben wiedergegebenen Grundgedanken einer Wanderungspolitik des Internationalen Ge werkschaftsbundes festzulegen.

Londoner Entwaffnungsmeeting.

Der Abschluß des Frauen- Pilgerzuges. Condon, 19. Juni,( Eigener Drahtbericht.) Der für Schieds­gerichtsbarkeit, Sicherheit und Entwaffnung de= monstrierende Pilgerzug von Frauen aus ganz England fand am Sonnabend seinen Abschluß in einer gewaltigen Kundgebung im Hydepark. Bon 22 Tribünen sprachen die Vertreterinnen zahlreicher Frauenorganisationen aller Richtungen sowie eine Reihe von Ab­geordneten der Arbeiterpartei und Lord Parmour. Annahme fand eine Entschließung, in der die britische Regierung aufgefordert wird, sich an die Spitze der internationalen Entwaff­

nungsaktion zu stellen.

Kriegsgegnerische Paftoren- in Amerika .

Northampton ( Messachusetts), 19. Juni. ( WTB.) Neun prote­stantische Geistliche haben hier einen Aufruf gegen die Auf­stellung eines erprobten deutschen Marine­geschüßes auf dem Vorplatz des Gerichtsgebäudes erlassen. In dem Aufruf heißt es: Das Geschütz beeinträchtigt die Schönheit des Gerichtsgebäudes und stellt uns und unseren Kindern in auf­reizender Weise die Idee des Krieges vor Augen.

Baltische Parteikonferenz.

Sozialdemokratische Friedensarbeit.

Riga , 19. Juni. ( Mtb.) Am heutigen Sonnabend treten in Riga die sozialdemokratischen Parteiführer aus Estland , Lettland und Litauen zu einer dreitägigen Konferenz zusammen, auf der außer Parteifragen auch andere Punkte erörtert werden sollen, so die außen- und wirtschaftspolitische Lage der drei baltischen Staaten, die Befriedung Osteuropas , namentlich die Frage der Garantieabtommen mit der Sowjetunion , die Beschwerde über die Enteignung des Großgrundbe. sizes beim Völkerbund, die wirtschaftliche Annäherung und Zoll­vereinheitlichung.

Offensive der pps.

Drohungen der Pilsudski- Presse.

Warschau , 19. Juni. ( DE.) Die, Sozialistenpartei rüstet zum Kampf gegen die von der Regierung beantragten Berfassungsände­rungen. Im Robotnit" unternimmt Daszynski , der angesehenste Sozialistenführer, einen entschiedenen Borstoß gegen die Regierungs­entwürfe und erflärt: es sei Polens Unglüd, daß es immer aus einem Extrem ins andere falle. Einem allmächtigen Barlament solle nun eine allmächtige Regierung folgen. Aber wenn auch Boien schlechte Barlamente gehabt hätte, so habe es noch schlech tere Regierungen gehabt. Das Zentralfomitee der Sozialistenpartei beruft Volksversammlungen ein, welche die Anträge der sozialistischen Abgeordneten auf Auflösung des Sejms und Neuwahlen am 17. Otto ber unterstützen sollen. Die Partei erläßt ferner einen Oktober Protest gegen die von der Regierung angestrebte unverhältnismäßige Vermehrung ihrer Rechte. Auch sonst überwiegt in der Presse die Ablehnung der Regierungspläne. Andererseits warnen die dem Pilsudsti- Lager angehörenden Blätter vor den Folgen, welche eine Ablehnung der Regierungsentwürfe haben tönnte.

Rücktritt des Staatssekretärs Hagedorn. Wie wir aus parla. mentarischen Kreisen zuverlässig hören, hat der Staatssekretär im Reichsernährungsministerium Hagedorn sein Abschiedsge. fuch eingereicht.