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Rosen.

Der ständig niederströmende Regen mag jeder gern viel Waffer schluckenden Rosenpflanze bekömmlich sein. Der zur Entfaltung kommenden Blüte schadet der Regen und die durch ihn verursachten Schmuzsprizer sehr. Nun fann man wohl von der Blütenhülle ein paar äußere Blätter abtrennen, aber schöner wird die Blume durch diese Prozedur nicht. Auch der harte Nachwinter hat in den Rosen­anlagen Schaden angerichtet, mancher Trieb ist erfroren. So find wir denn weit entfernt von dem tiefsten Abgrunde des Preis­standes: das ganze Dugend 10 Pfennig. Stieg da kürzlich ein älterer Herr in den Straßenbahnwagen mit zwei blaßrosa Rosen in der Hand, nachläffig in braunes Badpapier gewickelt. Glücklicher Befizer eines Gartens, der die eigenen Blumen für irgend jemand Liebes geschnitten hatte. Der Duft erfüllte den ganzen Wagen, jeder schnupperte ihn auf. In dem Wagen saß wohl ein halbes Dutzend junger Mädchen, aber feines hatte irgend etwas nach Blumen Aus­fehendes aufzuweisen. Moderne Jugend, die abseits steht von dem, was die Natur in verschwenderischer Fülle bietet. Die Rose ist bekanntlich die beste Blume für den persönlichen Schmuck. Sie ist nicht steif, wie andere Sommerblumen; ein fingerlanger Stil ge­nügt, um das Anheften an Bluse und Kleid zu ermöglichen. Sicher ist sie, so an einem heißen Tage getragen, ziemlich vergänglich, aber wollen wir denn mehr von einer Blume verlangen, als daß sie für ein paar Stunden duftet und Augenfreude um uns verbreite? Gerade daß ein einziges Exemplar so viel ausstrahlt, ist der Vorzug der Rose, man braucht sich nicht mit einem ganzen Busch zu schleppen. Mögen die kommenden Wochen von Sonnenglanz durch leuchtet sein erst dann entfaltet die Rose ihre köstlichen Eigen schaften in verschwenderischer Fülle.

Im Kokainrausch.

Vor dem einfahrenden Hochbahnzug gesprungen. Zu einer aufregenden Szene kam es heute früh gegen 8% Uhr auf dem Hochbahnhof Bülowstraße. Den auf dem Bahn steig wartenden Fahrgästen fiel eine Frau auf, die hin und herschwankte, gestikulierte und mit sich selbst sprach. Man nahm aber an, daß fie zu tief ins Glas gesehen hatte und fümmerte fich nicht weiter um sie. Als der Zug von Nollendorfplatz heran­nahte, trat sie dicht an die Bordschwelle heran. Ein Hochbahn. beamter faßte fie pflichtgemäß am Arm und zog sie von der gefähr­lichen Stelle zurück. Die Frau setzte sich zur Wehr, padte den Beamten, prang auf das Geleife hinab und riß ihn mit fich. Der Fahrdienstleiter, der den Vorgang beobachtet hatte, machte sofort die Strede stromlos. Auch der Führer des einfahren­den Zuges hatte die Gefahr erkannt und konnte rechtzeitig den Zug zum Stehen bringen. Der Beamte und die Frau wurden auf den davongetragen hatte, brachte man sie nach der Rettungsstelle. Hier Bahnsteig hinaufgezogen. Da die Frau leichte Hautabschürfungen stellte der Arzt fest, daß sie die Ausschreitung unter der Nach­wirtung übertriebenen Rotaingenusses begangen hatte. Sie wurde festgestellt als eine 33 Jahre alte Filmschauspiele rin Ottilie M. aus der Zähringer Straße.

Der Kampf um die Volkskirche.

Für innere Ehrlichkeit und innere Freiheit.

Zu einer großen öffentlichen Protestkundgebung gegen die syfte matische Schifanierung des Genossen Pfarrer Bleier von der Trinitatiskirche in Charlottenburg   durch die Kreissynode Friedrichswerder II   und den Superintendenten Raat hatten am Montagabend die Bereinigung der Freunde von Religion und Böllerfrieden, der Bund religiöser Sozialisten, die Ge werkschaft sozialistischer Theologen und die Fraktion sozialistischer Bertreter in den christlichen Körperschaften Groß- Berlins in die Schulaula Knesebecstr. 24 aufgerufen. Die Aula war beängstigend bis in den letzten Winkel gefüllt, auf den Treppen stauten sich Hun­derte und aber Hunderte, so daß auf den Gängen z meiimpropi fierte Parallelversammlungen abgehalten werden mußten. Der erste Redner, Genosse Adolf Grimme- Charlotten burg von der Vereinigung der Freunde von Religion und Völker­frieden wandte sich unter dem stürmischen Beifall der Versammelten gegen die systematischen Versuche der kirchlichen Reaktion, die Bolts­firche zu untergraben. Die wenigen republikanischen Pfarrer bes fämpft man mit einer Strupellosigkeit fondergleichen bis aufs Messer. Die Kanzel wird zu monarchistischen Agita tionen mißbraucht. Die Orthodoxie, die uns politischen Sanatismus vorwirft, hätte wahrlich allen Grund, sich an die eigene Brust zu schlagen. Wir stehen, wie ein Mann hinter Pfarrer Bleier und werden alle Versuche, ihn durch diszipli­narisches Vorgehen lahmzulegen, aufs entschiedenste bekämpfen. Die Landtagsabgeordnete Genoffin Dr. Hildegard Wegscheider betonte, daß die Grundprinzipien des Religiösen  , innere Ehrlichkeit und innere Freiheit, von den orthodoxen Dogmatikern täglich mit Füßen getreten wurden.( Stürmische Zustimmung.) Die Kirche von heute fennt feine lebendigen Brebleme mehr, sondern nur noch In­toleranz und erstarrte Formalistit. Ein Terror ohne gleichen hat gegen die freiheitlichen Pfarrer eingesetzt. Die firchlichen Instanzen von heute stüßen sich auf das Ungeistigste, was es gibt: auf militariſtiſch- monarchistischem Tand und äußere Macht. Bolksfremd find sie bis zum äußersten, dafür war das volksfeindliche, monarchenfreundliche Verhalten der Synode beim Volksentscheid ein brastisches Beispiel. Das 7. Gebot hat man mißbraucht, um die verderblichen, unchriftlichen Forderungen der Fürsten   zu legalisieren. Den Kircheninftanzen fehlt jegliches Ver. ständnis für die Not der Millionen hungernder Bolfsgenossen. Die Fürstenmilliarden, die dem Volke gehören, weil sie ihm geraubt wurden, sollen neuer Kriegsheze, neuen Intrigen gegen Republit und Volk dienen. Wir sind der letzte Verbindungsfaden zwischen dem mit Recht verbittertem Volk und dem wertvollen Kern der Religiofität. Industrieherren im Bunde mit den Kirchenherren und den militaristischen Dittatoren. Das war die empörende Dreiheit, die uns der Kampf um den Volks­entscheid bot.( Starter Beifall.) Reichstagsabgeordneter Genosse Tempel übermittelte den Anwesenden die Sympathie der Sozialdemokratischen Frattion zum Kampf gegen die firchliche Reaktion. Es sprachen dann noch Genoffe Pfarrer Schmidt( Gewerkschaft sozialistischer Theologen) und 3ippet ( Referent der Frattien sozialistischer Bertreter in den firchlichen Körperschaften Groß- Berlins  ). Eine Entschließung wurde von den Tausenden gegen eine Stimme angenommen, in der es heißt: Boltsentscheid ,, Die unter dem Thema: Kirche Fall Bleier einberufene überfüllte Bolfsversammlung legt nachdrücklichen Brotest ein gegen die Maßregelung von Pfarrer Bleier durch die Kreissynode Friedrichswerder II. Sie erblickt in dem Vorgehen der Kreissynode gegen Pfarrer Bleier den Beweis dafür, daß die offizielle Kirche wohl schöne Worte für das Volk hat, aber Pfarrer, die tatsächlich auf feiten des Boltes stehen, als Republikaner und Sozialisten fchifaniert und verfemt."

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Plak für die Fahrgäste!

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Die Schwierigkeit, in den belebten Straßen und an Marktpläken während des Markts, an den Haltestellen die elektrische Bahn besteigen zu fönnen, ruft in der Bevölkerung berechtigten Aerger hervor. Denn, faum hat man, wenn der erwünschte Wagen herbeifommt, den Fuß auf den Straßendamm gefeßt, so fommen die Autos, Fahr­räder und andere Gefährte heran und troz größter Aufmerksamkeit ist es nicht möglich, die Elektrische zu erreichen. Man würde unfehl bar unter eins der Behikel geraten. Und da einem sein Leben lieb ift, so geht man auf den Bürgersteig zurüd und wartet ungeduldig auf den nächsten Wagen der gleichen Linie. Aber beim zweiten und felbst dritten Wagen fann es einem unter Umständen noch einmal so

Fleischvergiftungen in Kalkberge- Rüdersdorf  .

Ueber 100 Erkrankungen.

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Wo stammt das Fleisch her?

Das bisherige Untersuchungsergebnis.

festgestellt worden, daß, entgegen anders lautenden Meldungen, das von den Angehörigen der Fleischerfamilie der menschliche Abgang zur Durch die Nachforschungen der Behörden ist zunächst einmal| Bom Landrat des Kreises Niederbarnim   ist angeordnet worden, daß betreffende Rind nicht auf dem Berliner   Vieh- und Schlachthof ge- Untersuchung eingesandt wird, um auch von dieser Seite aus ganz schlachtet worden ist. Der Großschlächter Güttel aus Friedrichshagen   ficher gehen zu fönnen. Die Schuldfrage ist noch immer nicht hat vielmehr das Fleisch erst von einem anderen Händler erstanden einwandfrei geflärt, und es sind die Ermittlungen nach aller und dann in der Berliner   Fleischengrosmarkthalle zum Verkauf Seiten hin im Gange. gebracht, wo auch die Gebrüder Gembuß aus Kalfberge jenes Rinderviertel erworben haben. Angeblich soll diese kuh in Schönfließ in der Mart gefchlachtet worden sein, doch steht das noch nicht ganz feft. Nach Mitteilung des zuftändigen Tierarztes in Kaltberge soll der übliche Fleischbeschauftempel auf jenen Fleischteilen nicht erkennbar gewesen sein. Aus dieser auffehenerregenden Feststellung geht das eine jedenfalls mit voller Deutlichkeit hervor, daß der Ursprung des Fleisches zweifelhaft und fragwürdig ist. Die wichtigste Aufgabe der Polizei wird also fein, so schnell wie möglich den Ort der Herkunft des vergifteten Fleisches und den Tag der Schlachtung zu ermitteln und festzustellen, durch wieviele und durch welche Hände das Fleisch gegangen ist.

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Die Zahl der Personen, die in den Ortschaften Kaltberge, Rüdersdorf   und Tasdorf   nach dem Genuß von rohem Schabefleich erkrankt sind, hat sich nach den neuesten Feststellungen auf über 100 erhöht. Während der größte Teil der leicher Er­frankten in ihren Wohnungen verbleiben fonnten, allerdings unter fortlaufender ärztlicher Behandlung und Beobachtung, wurde die aus drei Personen bestehende Arbeiterfamilie Offert in bas Rreistrantenhaus überführt. Im Laufe des geftrigen Tages mußten zwei weitere Personen, und zwar der Schiffer Kilian, der dort mit seinem Rahn liegt, sowie dessen Braut, Fräulein Schüller, die beide gleichfalls nach dem Genuß des Fleisches erkrankten, in das Krankenhaus überführt werden. Nach den uns gewordenen Informationen ist der Krankheitsverlauf im allgemeinen normal, lediglich bei einigen Personen waren im Laufe der Nacht hohe Temperaturen und starke Brechburchfälle zu ver zeichnen.

Der Laden des Fleischers Gebrüder Gembuß wurde noch im Laufe des Lebensgefahr besteht nur bei drei Personen. gestrigen Tages durch die Polizei geschlossen. Erst nach erfolgter Desinfektion des Ladens und eingehender Untersuchung durch einen Tierarzt, der während des ganzen Tages in Ralfberge weilt, wird entschieden werden, ob die Fleischerei weiter geschlossen bleibt. Der Rest des vergifteten Fleisches ist vernichtet worden. Auch bei den Desinfektion erfolgen. Erkrankten, die sich in ihren Wohnungen befinden, wird eine genaue

Es steht jetzt einwandfrei fest, daß alle Erkrankungen durch Genuß von rohem Schabefleisch erfolgt sind. Ueber­tragungen bzw. Infektionen sind bisher noch nicht zu verzeichnen.

gehen. Besonders schlimm ist das Einsteigen an Haltestellen, die an Marktplägen liegen, z. B. am Winterfeldplay. In der Haupt­stadt der Ordnungszelle Bayern und in vielen anderen Städten lautet die erste Berkehrsvorschrift, daß jedes Fahrzeug an Straßenbahn­haltestellen bei Herannahen der Bahnen zu warten hat, bis die Fahr­gäste eingestiegen find. Sollte eine solche Vorschrift für eine Weit stadt nicht noch viel notwendiger sein als für die Provinzstadt?

Die Kinderleiche im Koffer.

Nach vier Jahren auf dem Hängeboden gefunden. Einen grauenhaften Fund machte gestern abend eine Frau in dem Hause Kurfürstenstr. 7. Bor etwa vier Jahren wurde sie von einer Hausangestellten Frieda W. gebeten, einen Koffer in Ber­wahrung zu nehmen. Man stellte den Koffer auf den Hängeboden über der Toilette, und bald darauf reiste die Frau für längere Zeit dem sie aber glaubte, daß er aus dem lange nicht benutzten Toiletten­ab. Als sie zurückkehrte, fiel ihr ein unangenehmer Geruch auf, von raum fäme. Da er sich nach gründlichem Lüften verlor und sich in der Folgezeit auch nicht wieder bemerkbar machte, so dachte die Frau nicht mehr daran. Gestern wollte sie auf dem Hängeboden etwas unterstellen und war nicht wenig erstaunt, den Koffer der W. immer noch dort stehen zu sehen. Sie hatte gar nicht mehr daran gedacht. Als sie ihn öffnete, fand sie darin in Wäschestüde feſt eingewickelt die mumifizierte Leiche eines Kindes, das unmittelbar nach der Geburt in den Koffer gelegt worden war. Nachdem sie sich von ihrem Entfehen erholt hatte, erstattete sie Anzeige bei der Kri minalpolizei. Der Koffer mit der Leiche wurde beschlagnahmt und die Fahndung nach der Mutter aufgenommen.

Das musikalische Haus und der hellhörige Kreisarzt. Im Erdgeschoß des Hauses Scharrenstraße 11 zu Char lottenburg befindet sich ein Café, das zu nächtlicher Stunde seine Gäste durch Klavierspiel und allgemeinen Gesang zu unter­halten pflegt. Der durch diese musikalischen Leistungen verursachte Radau ist so start, daß die Hausbewohner sich wiederholt genötigt sahen, polizeiliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Inhaber eines neben dem Café gelegenen Ladens mußte, weil er und seine Frau mit ihren Nerven am Zusammenbrechen waren, sein Geschäft billig veräußern. Als das Café durch Ver­fauf in andere Hände überging, wurde troßdem die Ronzession mit Musit usw. wieder bis 1 Uhr erteilt. Die neue In­haberin des Cafés stand im März d. 3. als Angeklagte wegen ruhe­störenden Lärms vor dem Schöffengericht. In der Verhandlung störenden Lärms vor dem Schöffengericht. gab sie an, das Haus sei so leicht gebaut, daß der Lärm, d. h. das Klavierspiel und der Gesang", durch alle darüber liegenden Etagen dringen müsse. Die Dame wurde wegen ruhejtörenden Lärms verurteilt und der ruhe­störende Lärm ging weiter. Er dringt in den über dem Café ge­legenen Wohnungen bis in die vierte Etage, stört die Nachtruhe und Schädigt die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Bewohner. Unter biefen befinden sich schulpflichtige Kinder, die bis 1 Uhr nachts am Einschlafen gehindert werden. Beschwerden beim zuständigen Bolizeirevier blieben ohne Erfolg. Als einer der Hausbewohner am 21. Februar in später Nachtstunde beim Reoier anrief, erhielt er den Bescheid, er folle fich bei einer höheren Stelle beschweren, da die Beschwerden bei der Polizei nichts gefruchtet hätten". Ein anderes Mal wurde ihm der Rat gegeben, sich eine andere Wohnung zu suchen". Schließlich wandten sich die Inhaber der vier über dem Café ge­legenen Wohnungen direkt an den Berliner   Polizeipräsidenten. Am 5. Mai erhielten sie folgenden Bescheid:

Ihrer Beschwerde vom 29. März d. I. über das Lokal Tessendorf, Scharrenstraße 11, ist alsbald genauestens nach­gegangen worden. Das Ergebnis gibt indessen, mindestens zur­zeit, feine Handhabe zum pelizeilichen Einschreiten. Nach dem Gutachten des Kreisarztes vom 27. April 1926 gehen die durch das Mufitmachen verursachten Ruheſtörungen nicht über das üb. liche und unvermeidliche Maß hinaus, so daß eine öffentliche und damit polizeilich verfolgbare Ruhestörung nicht vorliegt. Die In­haberin ist außerdem bereit, durch eine an der Rückwand des Klaviers befestigte Decke den Schall zu dämpfen. Unter diesen Umständen kann ich zu meinem Bedauern nur ergebenst anheim­ftellen, gegebenenfalls den Weg der Privatklage zu beschreiten." Nicht nur im Interesse der Bewohner des Hauses Scharren straße 11, sondern auch im öffentlichen Intereffe wäre es von Nugen, zu erfahren, auf welchen Wegen die Polizei der Beschwerde ge­

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hat bereits zur Feststellung der Ursache der Fleischvergiftungen in Die von den zuständigen Behörden eingeleitete Untersuchung Ralfberge- Rüdersdorf geführt. Das Staatliche Beterinär- Unter­fuchungsamt in Potsdam  , dem die in Kallberge beschlagnahmten Fleischstücke aus dem Laden der Gebrüder Gembuß zur Prüfung zugesandt worden waren, hat durch batteriologische Unter­teule wie auch in dem daraus hergestellten Schabefleisch den foge­uchung sowohl in den Resten der in Berlin   gekauften Rinder­nannten Gärtner- Bazillus( Bazillus Enteritidis Gärtner) festgestellt, der zur Paratyphus- Enteritis- Gruppe gehört. Das Borhandensein dieser Bazillen deutet auf die Möglichkeit hin, daß das betreffende Schlachttier frant war, andererseits fann damit aber auch gerechnet werden, daß dieser Bezillus auf irgendeinem Wege nachträglich auf das betreffende Rinderviertel gelangt ist. Von dem Veterinär­Untersuchungsamt wird dabei betont, daß das Vorhandensein dieser Fleischvergiftungserreger lediglich auf bakteriologischem Wege er­fannt werden fönne, daß das Fleisch in Aussehen und Geruch sich im übrigen von dem gesunder Tiere in feiner Weise unterscheide. Aus diesem Grunde fönne man bisher auch noch nicht von irgend­einer Schuld, jei es bei dem Schlächtermeister in Kaltberge oder bei dem Berliner   Großschlächter, sprechen. Alles weitere müsse die polizeiliche Untersuchung des Vorfalles ergeben.

Auf diese Feststellungen des Beterinär- Untersuchungsamtes hin sind von der Berliner   Sanitäts- und Veterinär- Polizei sofort bie notwendigen Schritte eingeleitet worden. Da damit gerechnet wer den muß, daß der Großschlächter Güttel aus Friedrichshagen  , der den Gebrüdern Gembuß diese Rinderkeule verkauft hat, die übrigen Teile des betreffenden Schlachttieres an Berliner   Abnehmer ab= gegeben hat, soll zunächst versucht werden, dieses Fleisch nach Mög­lichkeit sicherzustellen und einen Weiterverkauf zu verhindern. Da die Abgabe im Engroshandel allerdings schon am letzten Sonnabend erfolgte, erscheint es zweifelhaft, ob in Ladengeschäften noch Stücke des betreffenden Fleisches gefunden werden können. Es ist demnach nicht unwahrscheinlich, daß auch in Berlin   sich noch einige Krant­heitsfälle durch Genuß von Fleisch dieses Tieres ereignen, doch kann zur Beruhigung der Berbraucher betont werden, daß diese Wahr­scheinlichkeit verhältnismäßig gering ist, da ernsthaftere Erkrankungen nur bei Genuß von rohem Schabefleisch einzutreten pflegen. Außer­dem besteht, wie bereits oben angedeutet, die Möglichkeit, daß die Krankheitserreger erst nachträglich gerade auf die nach Kaltberge verkaufte Reule geraten sind und daß so die Fleischvergiftungen auf Ralfberge- Rüdersdorf beschränkt bleiben.

nauestens nachgegangen" ist, und vor allem, wie das Gutachten des Kreisarztes zustande tam. Diefer Kreisarzt muß ein ungewöhnlich hellhöriger Beamter sein. Ist er doch fähig gewesen, die Wirkungen des nächtlichen Radaus sachverständig zu begut­achten, ohne sich in eine der davon betroffenen Wohnungen zu begeben. Wenn hier nicht übernatürliche Kräfte im Spiel gewesen sind, bleibt die Sache unfaßlich. Unfaßlich für normal begabte Intellekte bleibt auch die Ansicht des Kreis­arztes, daß Ruheftörungen, unter denen die Gesundheit zahlreicher Hauseinwohner leidet, nicht über das übliche und unvermeidliche Maß" hinausgehen. Die Deffentlichkeit hat aber auch ein Interesse an der Beantwortung der Frage, weshalb gegen einen Betrieb nicht eingeschritten werden kann, der sich wiederholt leber­schreitungen der Polizeistunde hat zuschulden kommen lassen und dessen Inhaberin wegen ruhe störenden Lärms bereits bestraft worden ist, und auf Grund welcher Er­Berlängerung der Polizeistunde über 1 Uhr nachts wägungen diesem Betriebe bei besonderen Gelegenheiten noch eine hinaus bewilligt wird.

malige sehr gründliche Untersuchung des geheimnisvollen Falles Wir empfehlen dem Polizeipräsidium dringend, in eine noch­einzutreten. Vielleicht, daß dabei Dinge zutage kommen, deren Ab­stellung nicht nur im Interesse der unerträglich geplagten Haus­bewohner, sondern auch in dem der Behörde selber liegt.

Das Opfer der Wannsee  - Parade vom Roten Kreuz".

Die Leiche des Schülers Jähnte, der bei der vom Roten Kreuz auf dem Wannsee   veranstalteten Parade sein Leben einbüßte, ist bald nach der Auffindung obduziert worden. Den Aerzten gilt als erwiesen, daß Jähnte nicht einem Herzschlag erlegen, sondern ertrunten ist. Die Feststellung ist wichtig für die Frage, wen die Schuld an dem Tode des Kindes trifft. Mit der Ausrede, daß bei einem Herzschlag selbst die besten Sicherheits- und Rettungs­porkehrungen versagen, ist nun nichts mehr zu machen. Die Unter­fuchung darüber, wem die Schuld aufgebürdet werden muß, iſt in­zwischen weitergegangen. Als Beweismittel hat man auch den Film herangezogen, der bei der Parade gedreht wurde, um später als Reflame für das Rote Kreuz verwendet werden zu können. Bertreter der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft haben sich diesen Film vorführen lassen, um aus ihm den Verlauf der ver­hängnisvollen Sanitätsübung zu ersehen.

Explosion in einer Kölner   Teerfabrik. Chemische Fabrit Beer niedergebrannt.- 3 Arbeiter getötet.

Ein Großfeuer brach am Montag nachmittag, furz nach 6 Uhr in der Chemischen   Fabrit S. C. Beer& Söhne, in dem Köln   benachbarten Ralscheuren durch die Explosion einer Teerblase in der Teerdestillation aus. Obgleich die Feuerwehren der ganzen Umgebung sofort herbeieilten, brannte die

Fabrit vollkommen nieder. Die explodierte Teerblase wurde weit

über den Bahndamm geschleudert. Ein Heizer, der die Teerblase

anblies, ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. Er hat wahr­scheinlich den Tod in den Flammen gefunden. Sämtliche Telephon­und Telegraphenleitungen der Eisenbahn und Post, sowie die Signal­einrichtungen am Bahndamm wurden zerrissen bzw. zerstört. Der Brand hat drei Tote und einige Schwerverlegte ge­fordert, außerdem erlitten mehrere Arbeiter durch umherfliegende Splitter leichtere Berlegungen.

Familientragödien.

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Eine furchtbare Familientragödie wird aus Waltersdorf  in Sachsen   gemeldet, wo der 39jährige Zeichner Gustav Arnold  seinen beiden vier und sechs Jahre alten Kindern mit einem Rafier­messer die Kehle durchschnitt und sich dann selbst entleibte. A. beging die Tat während der Abwesenheit seiner Ehefrau, mit der er in gutem Einvernehmen lebte. Seit längerer Zeit war Arnold jedoch arbeitslos, so daß er zu der Berzweiflungstat schritt. Eine weitere entsetzliche Tragödie spielte sich in der Ortschaft Ober­mühlen an der österreichischen   Grenze ab. In einem Wutanfall, nach einem heftigen Streit mit seinen Familienangehöri­gen, griff der Holzhändler Steindl zur Art und hieb damit auf seinen dreizehnjährigen Sohn und auf feine- neunjährige Tochter sinn­los ein und tötete beide. Der Täter, der sah, was er angerichtet hatte, beging darauf Selbstmord.