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Republik äußerst entgegentommend gewesen. Er habe Die Duisburger Kindermörderin verhaftet.

das für den Reichspräsidenten erbetene Haus dem Staate verkauft und auf Wunsch des Reichsbankpräsidenten Havenstein sogar darauf verzichtet, den Kaufpreis in holländischer Währung anzunehmen, um nicht die deutsche Währung zu gefährden. Die Hohenzollern hätten nichts getan, um die Republik zu gefährden. Er könne nur an die bürgerlichen Parteien die Bitte richten, im Hinblick auf eine organische und ruhige Entwicklung der Verhältnisse diese Bestimmung zu streichen.( Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.)

Genosse Landsberg : Ich wäre dankbar, wenn Sie den letzten Sag erläutern würden.

Abg. v. Dryander: Ich habe durchaus nicht sagen wollen, daß ich in Konsequenz meiner Ausführungen etwas gegen die Berfaffung oder die Republik tun würde und daß ich auf keinen Fall für möglich halte, daß meine Freunde oder die Fürsten etwa solches tun würden. Ich wollte nur sagen, Sie rühren an die Rechtsgrundlage jedes Staates.

Genosse Landsberg : Mit diesen Worten haben Sie den preu ßischen Staat für einen Staat erklärt, der nicht Rechts staat ist. Dabei ist das, was jetzt den Hohenzollern geschehen soll, nicht schlimmer als das, was die Hohenzollern 1866 den hannoverschen und hessischen Fürsten getan haben unter Duldung der National­liberalen und Konservativen. Lesen Sie die Reden Bismards nach. Er wollte, daß diese Fürstenhäuser minderen Rechtes sein follten. Er sah schon eine Drohung und ausreichende Begründung der Beschlagnahme des Fürstenvermögens darin, daß ein Fürst erklärt hatte, er hoffe, daß sein Haus später einmal wieder zur Re­gierung fommen werde.

Denken Sie auch daran, ob Sie etwa für den Herzog von Roburg oder den Fürsten von Bayern die Erklärung abgeben können, daß diese nicht daran dächten, etwas gegen die Republik zu unternehmen? Denken Sie auch an das Wort Wilhelm II. , als er aufforderte zum nationalen Kreuzzug gegen die Best der Demokratie? Wie fönnen Sie sich dann besonders darüber wundern, daß wir die Republik schützen wollen vor Mißbrauch des fürstlichen Vermögens. Die vor gesehenen gesetzlichen Bestimmungen sind selbstverständlich, und wenn die Fürsten nichts gegen den Staat unternehmen, droht ihnen auch

teine Gefahr.

Abg. v. Richthofen( Dem.) schließt sich den Ausführungen des Genossen Landsberg an, indem er hervorhebt, daß tatsächlich von Roburg und Bayern eine Bedrohung durchaus gegeben sei. Die mißbräuchliche Benuzung des Welfenfonds hätten die Nationalliberalen und Konservativen immer gebilligt, sogar die Verwendung der Gelder zur Bezahlung der Frühstücke des Herrn von Holstein.

Bei der Abstimmung über§ 18 werden die deutschnationalen Anträge und die sozialdemokratischen abgelehnt.

Ein Regierungsantrag auf Einführung der Bestimmung, daß nicht das Land, sondern das Gericht entscheiden soll, ob Fürsten­vermögen einbehalten werden sollen, wird angenommen.

Schließlich wird der ganze Antrag von den Regierungsparteien gegen die Kommunisten bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten und Deutschnationalen angenommen.( 16 gegen 2.) Fortsetzung Sonnabend früh, 10 Uhr.

Die erfundenen 25 000.

Der Mitgliederbestand der KPT. in Groß- Berlin. Die Rote Fahne " sucht die Feststellung des Genoffen Die Rote Fahne " sucht die Feststellung des Genossen Rünstler abzuschwächen, daß die KPD. in Groß- Berlin nur 7000 Mitglieder habe. Sie behauptet, es wären rund 25 000.

Die Bezirksleitung Berlin- Brandenburg der KPD . gab auf dem Bezirksparteitag vom 17./18. November 1925 folgende Mitglieder­

zahlen für Oktober 1925 an:

Groß- Berlin

Brandenburg - Grenzmark

Laufiz

16 072

2558 654

Diese Zahlen sind einschließlich der Erwerbslofen. Seit dem Df tober 1925 ist diese Mitgliederzahl noch erheblich zurückgegangen. Wir haben allen Grund dafür, die Zahl von 7000 für richtig zu halten.

Die Kaiserproklamation von Berlin .

Bon Hans Bauer.

Vor einigen Tagen hat es in Berlin eine Kaiferproflamation gegeben, selbstverständlich nur eine im Aufnahmeatelier einer Film­gesellschaft. Alles war Spiel.

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Der zu frönende Kaiser Wilhelm I. also, denn es handelte sich um die Szene im Spiegelsaal zu Versailles und sein Kanzler Bismard wurden durch Schauspieler verkörpert, aber die Offiziere, die die Proklamation vornahmen, waren wirkliche Offiziere und die Uniformen und Ogden , die sie trugen, die waren echt, und die donnernden Hochs, die sie nach dem Krönungsaft auf Kaiser Wilhelm ausbrachten, die kamen gewiß nicht aus dem Mund, sondern aus

dem Herzen. Biel Vornehmheit der Namen war aufgeboten worden, es wimmelte von Exzellenzen, Grafen und Uradel. Rittmeister und Leutnants tummelten sich, sogar ein Prinz war anwesend, und die Würde des Alters wurde durch die 88jährige Exzellenz von Kracht repräsentiert, der als Großherzog von Baden die Worte formulierte, die den König von Preußen zum Kaiser von Deutschland beförderten. Der Film selbst, in dem diese Kaiserproflamation eine Szene bildet, ist die Fortsetzung jenes Bismard- Films, dessen erster Teil vor einer Reihe von Monaten zu sehen war, und er dürfte in noch ärgerem Maße als dieser Vorgänger ein bösartiger, reaktionärer Dreck werden. Aber was von dem Film gilt, das wird man nicht auch restlos auf die Darsteller und Komparſen des Krönungsbildes anwenden dürfen. Nein, diese alten Militärs, die bedrohen gewiß nicht das Leben der jungen Republik . Die nicht. Die wissen über haupt nicht so recht, um was es sich handelt. Die kämpfen nicht für das Alte, die träumen von ihm und sind glücklich, diesen Traum sich vorspielen zu dürfen. Das sind keine Männer politischer Zeugnis­fähigkeit, das find politische Backfische, die vom alten Kaiser" und ,, von des Reiches Herrlichkeit" fabulieren, und denen Bismard un­

gefähr dasselbe bedeutet, wie der Jungfrau der Borchampignon. Aber das Seltsame geschah, die Marionetten, der Geiſterſput unserer Wirklichkeit, sie füllten sich mit warmem Blut, fie erwuchsen zum Leben, da es sich um ein Spiel handelte. Ihr Atem ward heiß, ihre Stimme hatte Farbe, ihre Gedankenwelt bekam Haut und Knochen eine Großaufnahme lang. Welch ein Stoff für Birandello, diese unheimliche Umkehrung von Sein und Schein, diese Durchdringung von Spiel und Ernst, diese Wirklichkeit in der Unwirklichtet, die wiederum die Nachzeichnung einer Wirklichkeit voller Spiel, Tand und Unwirklichkeit war.

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Aber schnell war der Traum zu Ende. Die Jupiterlampen ver­loschen. Nicht der Kaiser mehr, nur ein gewöhnlicher Regisseur noch beherrschte die Szene. Die Exzellenzen, Rittmeister und Grafen legten die Masken von Verkündern der Kaiserherrlichkeit ab und mechselten in ihr gewöhnliches ziviles Leben hinüber vielmehr, fie fanden sich in das Spiel ihrer Rollen zurüd, die ihnen so gar nicht liegen in die Rollen republikanischer Staatsbürger.

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oder

I

Duisburg, 25. Juli. ( Telunion.) Heute morgen ist es der angeftrengten Tätigkeit der Kriminalpolizei gelungen, die Mörde­rin der gestern nachmittag im Walde aufgefundenen beiden Kinder zu verhaften. Es handelt sich um eine neunzehnjährige un­verheiratete Nachbarin der betroffenen Familien. Die Beweggründe zu der Tat sind noch in Dunkel gehüllt.

Abbau der Polizeiverordnungen! Reformvorschläge von Ministerialdirektor Abegg.

Dabei bürfe man die Berringerung der Zahl der Amtsstellen nie aus

zulegt ausnahmsweise auch die Ortspolizeibehörde in Betracht.

dem Auge verlieren, so daß die Befugnis des Amtsvor­stehers zurüdgenommen, zum mindesten aber stark be­schränkt werden müsse.

Die Neuregelung des Berordnungswesens muß nach Ansicht des Ministerialdirektors Abegg gleichzeitig durch Erlaß eines all gemeinen Polizeigesetzes versucht werden, wobei das Polizeistrafrecht einen besonderen Abschnitt zu bilden hat.

Terror in Pommern.

Die Fälschung der Volksmeinung.

im Kreis Anklam Belgard Bütow Demmin Dramburg . Franzburg.

in 7 Ortschaften 24

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1

In der Fachzeitschrift für das Polizei- und Kriminalwesen Die Bolizei" macht Ministerialdirektor Dr. Abegg Borschläge für eine in Pommern gewirkt. Das B. T." stellt eine Liste der Orte in Der großagrarische Terror beim Boltsentscheid hat am stärksten grundlegende Reform des Polizeiverordnungs- Bommern zusammen, in denen infolge des Terrors keine einzige wesens. Er weist darauf hin, daß über eine Million Stimme abgegeben worden ist. Danach wurde keine einzige Polizeiverordnungen bestehen, die von etwa 15 000 Amts Stimme abgegeben: ftellen in Preußen erlassen worden sind. Das mache nicht nur dem Publikum eine Kenntnis dieser Verordnungen unmöglich, sondern erschwere auch den Beamten den Dienst ungeheuer, da eine große Anzahl dieser Verordnungen veraltet und unzweckmäßig geworden find. Als Kuriosum führt Ministerialdirektor Abegg an, daß im Jahre 1910 ein Arbeiter auf Grund einer Kirchen­ordnung aus den Jahren 1550 und 1730 zu 3 M. Geld­ftrafe verurteilt wurde, weil er am Gründonnerstag feinen Garten umgegraben hatte! Ein weiterer Fehler der jetzigen Verordnungen liege darin, daß sie durch Hinweise, Vorbehalte und Ausnahmen überaus unübersichtlich seien. Eine starke Zersplitterung, die sich vor allem auf den Verkehr beziehe, käme hinzu. Berücksichtige man weiter, daß eine große Anzahl von Berordnungen durch die Gerichte verneint werde

es sind im Jahre 1910

72, 1911 57, 1912 51, 1913 47, 1914 27, 1915 9, 1916 1, 1918 2, 1920 2, 1921 10, 1922 10, 1923 5, 1924 18 Polizeiverordnungen durch das Kammergericht für rechtsungültig erklärt worden-, so ergibt sich, daß die jetzt herrschenden Zustände unhaltbar sind. Ministerialdirektor Abegg weist dann weiter darauf hin, daß die bisherigen Reformversuche, so der erste große Versuch des Abg. Schiffer aus dem Jahre 1912, gescheitert sind. Eine Neuregelung lasse sich seiner Meinung nach weder auf dem Berwaltungs mege, noch durch Aufsichtsbehörden durchführen:

Soll aber schnelle und gründliche Arbeit geleistet werden, die auch für die Zukunft einen gefunden haltbaren Zustand verspricht, so muß ein anderer Weg eingeschlagen werden. Er führt dahin, die Aufhebung aller Polizeiverordnungen mit einem Schlage durch Gesetz anzuordnen, um dadurch der neuen Regelung des Polizei­verordnungswesens den Weg freizumachen. Daß dieses rechtlich zuläffig ist, ſteht außer Zweifel. Es handelt sich um landesrechts liche Borschriften, deren Aufhebung das formelle Landesgesetz als die stärkere Rechtsquelle anordnen fann. Sind wir dann von der unerträglichen Last der Ueberfälle von Polizeiverordnungen befreit, so ist der Weg für jede weitere Reform frei.

Für eine Uebergangszeit von etwa zwei Jahren müßten selbstverständlich die Polizeibehörden ermächtigt werden, von den aufgehobenen Vorschriften die unbedingt notwendigen, aber zahlen. mäßig beschränkten Verordnungen gleichzeitig mit dem Gesetze, das die Aufhebung aller Polizeiverordnungen anordnet, noch für eine bestimmte Zeit in Kraft zu setzen.

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Für die Neuordnung sei eine Befristung aller Bo lizeiverordnungen auf nicht über sechs Jahre zu fordern. Die Zahl der zu Erlassen befugten Stellen

müſſe verringert werden. Die Minister müßten auf allen wich tigeren Gebieten Muster polizei verordnungen erlaffen, von denen die untergeordneten Stellen nicht ohne weiteres abgehen dürften. Die Befugnisse der Minister zum Erlaß von Polizeiverordnungen müßten über den§ 136 des Landesverwaltungs. gesetzes hinaus zu erweitern sein, wobei freilich von jeglicher Mitwirkung des Landtags abgesehen werden könne, da die parlamentarische Regierungsform eine genügende Sicherung gegenüber minifteriellen Uebergriffen in das Gebiet der formellen Gesetzgebung biete. Je nach dem beabsichtigten Geltungs bereich der Verordnungen komme der Minister, der Oberpräsident, und erst dann, wenn eine Verordnung nicht für die ganze Provinz erlassen werden kann, der Regierungspräsident, der Landrat und

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antwor

Pompedi als Trappist? Uns wird geschrieben: ,, An der Berliner Universität regiert der unverhülltefte Nationalismus. Der Bund Entschiedener Schulreformer" hat mit dieser ,, alma mater" feltfame in der Universität abhalten( Reftor: Heffter), doch 1924 antwortete Erfahrungen gemacht: 1923 fonnte er seine Produktionsschultagung der nächste Rettor( Roethe) auf das Gefuch um den größten Hörsaal für die Internationale Geschichtstagung: Die Universität ist nicht der geeignete Rahmen für die Tagung der Entschiedenen Schul­reformer!" 1925 wünschte der Bund den gleichen Raum für die doch gewiß hierher gehörende Lehrerbildungstagung. Der damalige Roethe befahl! Rektor, der Theologe Holl, mußte aber ten: Leider gestatten es die Rücksicht auf das Ansehen des Amtes und die Stetigkeit der Grundsäße an der hiesigen Universität mir nicht, von der Entscheidung meines Herrn Amtsvorgängers abzu weichen." Und das, obgleich Aloys Fischer , Richard Seyfert und viele andere anerkannte Pädagogen beteiligt waren. Die zurzeit regierende Magnifizenz, von Pompedi, übergipfelt feine Bor­gänger nach an ,, Stetigkeit". Der BES." hält vom 2. bis 5. Oftober D. J. wieder eine Berliner Zentraltagung ab, Der Jugendhelfer", der Gertrud Bäumer , F. an Sigmund Schulze, E. v. Dühring, R. Bondy usw. mitwirken, und die ficher höchste fachliche Qualität befizen wird. In zwei überaus Höflichen Eingaben an den Herrn Reftor erbat er dafür wieder den größten Hörsaal. Dieser Reftor aber antwortet auf amtliche Schrift stücke überhaupt nicht! Hat er die Sprache verloren? Oder ist er Trappist? Vielleicht fragt das Ministerium für Volks bildung einmal an, ob Herr von Pompedi noch Deutsch versteht?

Reportage und Dichtung. Die Rowohltsche Wochenschrift Die Literarische Welt" hat eine Umfrage veranstaltet, um über die Be­ziehungen von Reportage und Dichtung Material zu sammeln. Hans Tasiemka fragte eine Reihe von Schriftstellern: wird die Dichtung, insbesondere die epische Kunstform, von der neuen Sachlichkeit der Reportage entscheidend beeinflußt werden? Inwiefern? Halten Sie zur Durchführung Ihrer Ideen das Buch oder die Zeitung für wesentlicher?

die Journalisten nie auf die Dichtung entscheidenden Einfluß ge­Alfred Döblin antwortete: Ich hoffe und erwarte, daß winnen werden. Allerdings fürchte ich, daß der Journalismus schon einen gewissen Einfluß auf die Dichtung ausübt. Ich sage, was ich zu sagen habe, durch das Buch."

Heinrich Mann schreibt: Ich bin erfreut, von Ihnen zu hören, daß es eine neue Sachlichkeit der Reportage" gibt. Dann muß es wohl auch schon fachliche Romane geben. Haben sie zugleich Kunstwert, dann verwirklichen fie für jetzt das Höchste. Abhängigkeit der Romane von der Reportage? Eher doch wohl Gehorsam beider gegen die Forderung derselben Lebensform."

In der Antwort von Leonhard Frank heißt es:, Sie fragen: wird die Dichtung durch die neue Sachlichkeit der Reportage entscheidend beeinflußt werden? Ich kann Ihnen auf diese Frage feine Antwort geben, weil ich nichts von einer neuen Sachlichkeit der Reportage bemerkt habe. Wenn Sie aber damit fragen wollen, ob die Ereignisse der Zeit auf Dichter und Dichtung wirken, dann sage ich: leider zu wenig! Dichter mit bekannten Namen fuchen ihre Stoffe in Indien oder in der Vergangenheit und in der Zukunft.

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Greifenhagen.

Greifswald - Land Kolberg- Körlin .

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Naugard Neustettin Bhrig Rummelsburg Saazzig. Schivelbein Stolp ledermünde Usedom - Wollin

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In diesen 19 Kreisen Pommerns haben also insgesamt 212 Dörfer und Gutsbezirke feine einzige Stimme gegen die Fürftenforderungen aufbringen dürfen. Unter diesen Bezirken befinden sich ganz große Ortschaften mit 300, 400 und 500 Wählern, in denen bei der Reichstagswahl zahlreiche Stimmen für die Sozial­demokratie abgegeben worden sind. Die Fälschung der Volksmeinung liegt alfo klar auf der Hand.

Niederlage der Regierung Bartel.

Das Finanzprojekt im Sejmausschuß abgelehnt.

Warschau , 25. Juni. ( Mtb.) Die geftrige Sigung des Budget­ausschusses des Sejm brachte die erste Niederlage der neuen polnischen Regierung. Ministerpräsident Bartel verließ die Gigung, nachdem der Ausschuß beschloffen hatte, die Budgetausgaben

von 457 Millionen auf 400 Millionen herabzuseßen. Gleichzeitig wurde der Antrag des Finanzministers auf Einführung eines 3ehnprozentigen Steuerzuschlages von der Sejm fommission abgelehnt. Damit fällt das Finanzprojekt der Re­gierung Bartels; falls die Stellungnahme des Sejmausschusses auch im Plenum gutgeheißen wird, müßte die Regierung nach parla­mentarischem Brauch zurüdtreten. Man rechnet in politischen Streifen jedoch damit, daß die Beschlüsse des Sejmausschusses nur als Demonstration aufgefaßt werden sollen, da man auf feiten der Rechtsparteien nicht abgeneigt ist, der Regierung Bartels die Aenderung der Wahlordnung im Sinne einer weiteren Ent­Zugeständnisse zu machen, wenn die Sondervereinbarung, nämlidy rechtung der Minderheiten, durchgeführt wird. Die deutsche Fraktion, die sich darüber klar ist, daß der Kampf wahrscheinlich auf Kosten der Minderheiten ausgefochten wird, hat das Budget­provisorium der Regierung Bartel abgelehnt, da es in feiner Weise den wirtschaftlichen Verhältnissen Rechnung trägt.

3m Zusammenhang mit dem aufgededefen Komploff gegen Muftafa Kemal find alle Abgeordnete und Mitglieder der Fort schrittspartei verhaftet worden. Die Berhaftungen dauern an. Am heutigen Freitag beginnt bereits vor einem Sondergericht der Pro­zeß gegen die Angeschuldigten.

Sie flüchten aus der Gegenwart; das spricht gegen die Dichter. In jedem Quadratzentimeter Materie in Berlin ist die ganze Welt ent­halten. Nur gehört viel Kraft, viel Ehrlichkeit und viel Arbeit dazu, dies dem Leser zu zeigen."

Der Krieg der Hungerfünffler und der Wirte. Ein furioser Konflift ist neuerdings in Belgrad ausgebrochen. Dort veranstaltete der russische Journalist Suwoin eine Reihe von Vorträgen über das Thema, wie man sich durch Hungerkuren die Gesundheit erhalten fönne. Nach der Ansicht des Vortragenden, der felbst nur von einem Minimum an Nahrungsmitteln vegetarischer Art lebt, ist das Hungern imftande, alle Krankheiten zu heilen. Die Vorträge hatten zunächst den Erfolg, den größeren Teil der russischen Kolonie, die im öffentlichen Leben Belgrads eine große Rolle spielt, zu merklichen Einschränkungen ihrer Lebensweise zu veranlassen. Eine große Anzahl von Personen hat seit zwei Wochen das Essen voll­ständig aufgegeben und erhalten ihre Lebensgeister ausschließlich durch Wassertrinken, durch Tabat und Bäder wach, denn sie be haupten, daß man mehrmals im Jahr eine vierzigtägige Fastentur mitmachen müsse, wenn man den Körper von unreinen Säften be freien wolle. In einer Borstadt hat sich eine andere Hungerkünstler gemeinde gebildet, die diesem Beispiel folgt, und man glaubt, daß die Epidemie noch weiter um fidh greifen wird; schon heute zählt man mehrere hundert Russen, die das Effen völlig eingestellt haben. Die Geschädigten dabei sind natürlich in erster Linie die Besizer der zahlreichen russischen Speisehäuser, die sich schon ruiniert sehen, da seit Beginn der Hungerfur ihrer Landsleute ihre Einnahmen fühlbar zurückgegangen find. Sie haben sich nunmehr an das Ministerium des Innern gewandt und ein Einschreiten der Behörde gegen die nach ihrer Ansicht sinnlose Propaganda des russischen Journalisten gefordert.

Erhöhtes Pflanzenwachstum durch drahtlose Wellen? Ein eng lifcher Gärtner in Nottingham , William Boot, will entdeckt haben, daß sich die drahtlosen Wellen zur Steigerung des Pflanzenwachstums verwenden lassen. Er benutzte einen Radioapparat, den er in seinem Treibhaus aufstellte, und fand, daß seine Gurfen und Tomaten Kräfte aus der Luft ziehen, durch die ihre Fruchtbarkeit um 20 bis 30 Proz. erhöht wird. Eine Gurkenpflanze brachte 35 Gurken, von denen einige zwei Fuß lang maren. Die Tomaten wurden um 6 bis 8 Boll größer, als diejenigen, die auf gewöhnlichem Wege gezogen wurden.

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Ametifanifches Mufifpreisausschreiben. Das Mufillomitee an ber Bbiladelphia Jahrhundertsausstellung, an deffen Spike Dr. Robert J. Tilly steht, hat ein Preisausschreiben erlassen, das allen Musikern der Welt offen­steht. An Preisen sind ausgelegt: ein Opernpreis von 3000 Dollar, ein Symphoniepreis in Höhe von 2000 Dollar; ferner wird preisgekrönt ein Choral mit 2000 Dollar, ein Ballet mit 2000 Dollar und eine A capella­Chor Suite mit 500 Dollar. Die Einsendungen müssen in Händen des Komitees Anfang Dftober sein.

Telephon- Reford. Es gibt feine andere Stadt der Welt, wo das Tele phon so verbreitet ist wie in Stodholm. Am 1. Mai d. I. zählte man in Stodholm mit ungefähr 450000 Einwohnern 88138, gleich rund 90000 An schlüsse an das Telephones. Das ist ein Telephon auf fünf Einwohner, Dazu kommen noch 21 950 Anschlüsse in den Vorstädten.