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wurden, diese zum Teufel jagten und die Ortsverwaltungen wieder mit Gewerkschaftlern der Amsterdamer Richtung be­fegten, ist eine Gesundung der Organisationsverhältnisse ein­getreten.

Inzwischen aber haben die Scharfmacher der Me tallindustrie des Westens die günstige Situation, die durch die Wirtschaft der Kommunisten für die Unternehmer geschaffen wurde, weidlich ausgenutzt. Der Achtstunden­tag wurde beseitigt. Es bedurfte einer schweren und hartnäckigen Arbeit der Gewerkschaften und der Partei, um den Achtstundentag für die Schwerindustrie wieder auf par­lamentarischem Wege zurückzuholen. So sehen die Ergebnisse fommunistischer Gewerkschaftsarbeit aus!

Jedesmal wenn es den Kommunisten durch ihre Dema­gogie gelingt, Verwirrung in die Reihen der Arbeiterschaft hineinzutragen, fönnen die Unternehmer für sich einen Sieg buchen. Während in Rußland  , wo angeblich die Arbeiter regieren, eine riesige Arbeitslosigkeit herrscht, während gleichzeitig dort bei Löhnen, die 25 und 30 Proz. unter den elenden Vorfriegslöhnen der russi schen Arbeiter liegen, ein mörderisches Antreiber- und Akkordsystem die Arbeitermassen entfräftet, unterhält Moskau   gleichzeitig in allen Ländern eine demagogische Agi­tation, die die Gewerkschaften verantwortlich macht für die Wirtschaftskrise. Die Kommunisten versuchen, die Arbeits­lofen gegen die Gewerkschaften mobil zu machen, obwohl sie ganz genau wissen, daß der stärkste Rückhalt der Arbeitslosen in den Gewerkschaften liegt.

Der Deutsche   Metallarbeiterverband hat in Gemeinschaft mit anderen freien Gewerkschaften fich freilich nicht begnügt, die Arbeitslosen mit fommunistischen Phrasen zu füttern. Er hat einen energischen Kampf geführt, um die Not der Er­werbslosen zu mildern. Es ist den Gewerkschaften auch teil­weise gelungen, den Widerstand der bürgerlichen Parteien und der Regierung zu überwinden und eine Erhöhung der freilich immer noch ungenügenden Bezüge der Erwerbslofen und eine Verlängerung der Unterstützungsdauer durch­zusetzen. Wenn nicht mehr erreicht wurde, so liegt das nicht an dem schlechten Willen der Gewerkschaften, sondern daran, daß die Mehrheit der Bevölkerung bei den Wahlen den bür gerlichen Parteien ihre Stimme geben, oder aber der KPD., die ihre Aufgabe in der Sabotage der Parlamentsarbeit sieht. Es ist die letzte Sorge Moskaus  , wenn dadurch die Erwerbslosen geschädigt werden.

Die großen Aufgaben, die der Deutsche   Metallarbeiter verband als stärkste Gewerkschaftsorganisation zu lösen hat, wird er nur zu bewältigen imftande sein, wenn der Bremer  Verbandstag sich aus Delegierten zusammensetzt, die Gewähr bieten für planmäßige, überlegte Gewerkschaftsarbeit. Dafür zu sorgen, die Liste der Amsterdamer Richtung zu

wählen, ist das Intereſſe und die Pflicht der Mitglieder des arbeiter am Sonntag den Kommunisten die wohlverdiente Niederlage bereiten.

Schluß des Weltwanderungskongresses.

Der JGB. soll untersuchen und berichten. London  , 25. Juni.  ( WTB.) Die von den Arbeiterparteien aller Länder veranstaltete Weltwanderungskonferenz hat heute ihre Eagung beendet. In der Schlußfizung wurde der Vorschlag an genomaten, den Internationalen Gewertschaftsbund damit zu beauftragen, die mit den Wanderungsfragen in Berbin dung stehenden Wirtschafts-, Rassen, Arbeiter und sozialen Be­dingungen zu untersuchen, und die Ergebnisse der nächsten Konferenz zu unterbreiten.

Präsident Calonder bei Ministerpräsident Braun. Wie der Amt liche Preußische Pressedienst mitteilt, fand anläßlich der Anwesenheit des Präsidenten der gemischten Kommission für Oberschlesien  , Calonder, beim Preußischen Ministerpräsidenten Braun ein Empfang statt, bei dem die schwebenden Fragen Oberschlesiens   be­sprochen wurden.

Eine schmerzhafte Geburt.

Der dritte Tag des Internationalen Schauspielerfongreffes. Noch immer ist die Internationale Union der Schau­spieler nicht gegründet. Man hat zwar schon beschlossen, daß der Geschäftsfiz der fünftigen Internationale Wien sein soll, doch gleich bei der Beratung des ersten Paragraphen der Statuten geriet man ins Stocken und schließlich in einen Ideenstreit, der gestern noch nicht entschieden wurde.

Die russischen Schauspieler sind vorläufig das auf haltende Element. Drei Delegierte, zwei Männer und eine Künste ferin, find zur Konferenz erschienen. Während nun die Vertreter der übrigen 19 Nationen der Ansicht waren, daß der erste Baragraph des Statutes die Berteidigung der besonderen schauspielerischen Be rufsinteressen gebietet, wollten die Russen den Grundsah durchſezen, daß die Internationale fich betrachten müsse als eine kämpfe­rische Organisation zur Durchführung des prole= tarischen Klassentampfes ganz allgemein. Dieser Wunsch der Ruffen, einen so von jedem neutralen Gewerkschafts­prinzip abweichenden Bekenntnissaß, der mehr zur Lösung eines großen politischen und weltanschaulichen Problems als zu praktischer Gewerkschaftsarbeit führen soll, wurde von allen Teilnehmern der Schauspielerkonferenz leidenschaftlich bekämpft. Man wollte zunächst die Gegenfäge ausgleichen durch eine aus gegenseitigen Konzessionen herstammenden Kompromißformel, und das Bureau der Internatio­nale schloß die Deffentlichkeit aus, um im engen Kreise diese Aus­gleichsformel zu finden.

Die KPD  . führt".

Der eine saß, der andre stand..

Der Fall, daß eine Fraftion, die in einem Ausschuß mit drei Mitgliedern vertreten ist, durch jedes ihrer Mitglieder eine andere Abficht zu erkennen gibt, hat sich in der Parlamentsgeschichte nur einmal ereignet. Das war gestern im Rechtsausschuß des Reichstags bei der Beratung des Gesetzes über die Fürstenabfindung, und zwar waren es die Kommunist en, die es fertig brachten, bei der Ab­ftimmung über einen sozialdemokratischen Antrag dreierlei ver­schiedene Haltungen einzunehmen. Renzler stimmte mit Ja. Rosenberg enthielt sich. Stoeder lief davon. Was einst eine dichterische Uebertreibung war, ist wortwörtliche Wahrheit ge­worden: Der eine faß, der andre stand, Der dritte fehlte wieder: Das ist der Nationalverband...

Oder es ist vielmehr die gesinnungstüchtige, von der Zentrale mit neu aufgebügelten Prinzipien versehene Kommunistenfraktion, wes. halb sich die Geschichte nicht mehr reimt. Sie ist aber auch höchst un­gereimt.

Die Groteste erflomm ihren Gipfel, als Renzler nach einer Abreibung durch Stoeder gänzlich gefnicht erklärte, er habe nur aus Bersehen für den sozialdemokratischen Antrag gestimmt.

Was war das für ein sozialdemokratischer Antrag, für den ein Rommunist nur aus Bersehen stimmen kann? Der Antrag verlangte, daß die Fürsten   statt für ewige Zeit nur für 24 Jahre Renten be­tommen sollten! Ist das Verrat"? Nein, es ist mur Dummheit. Es ist die bis zur Verzweiflung gesteigerte Ronfusion. Kuddelmuddel in höchster Botenz. Glanzszene in der großen Posse mit dem Titel: Die KPD  . führt!"

Volkspartei und Fürstenabfindung.

Ein Beschluß in Baden  .

Karlsruhe  , 25. Juni.  ( TU.) Zur Frage der Fürstenabfindung hat die Frattion der Deutschen Boltspårtei im badischen Landtage folgende an die Reichstagsfraktion der Deutschen   Bolkspartei gerichtete Entschließung gefaßt:

,, Die Fraftion der Deutschen Boltspartei in Baden   hat sich im letzten Wahlkampf um den Boltsentscheid mit aller Tatkraft für die Ablehnung des Boltsentscheids eingefeßt. Sie erwartet nunmehr, daß die Reichstagsfraktion fich für einen unverzüglichen reichsgesetz­lichen Abschluß der das Volt tief erregenden Frage einsetzt, der der rechtlichen Seite der Frage Rechnung trägt, aber auch in vollem Umfange die Berarmung des Boltes und die Finanzlage von Reich und Ländern berücksichtigt."

Der Streit um den Reparationskohlenpreis Das Kohlensyndikat wollte auf Kosten des Reiches an der Reparation verdienen.

Am Freitag verhandelte das Reichswirtschaftsgericht den bekannten Streit zwischen dem Rheinisch- Westfälischen Rohlensyndikat und der Reichsregierung über die Fest. fegung des Reparationstohlenpreises. Auf Grund der Bersailler Bestimmungen wird dem Reich für die Reparationsfohle nur der Weltmartipreis( englischer Kohlenpreis) vergütet oder der deutsche Rohlenpreis, wenn dieser unter Welt. marktpeis liegt. Der deutsche Preis lag nun in den letzten Monaten infolge der englischen Kohlensubventionen über Weltmartt. preis. Das Rheinisch- Westfälische Kohlensyndikat fordert aber als Entschädigung für die Kohlenlieferung vom Reich den deutschen  Inlandspreis anstatt des Beitmarktpreises, der dem Reich tatsächlich für die Lieferungen auf Reparationstonto gutgeschrieben worden ist.

Dr. Bibersum, den Inlandspreis abzüglich eines bestimmten Der Vorschlag des Borsigenden des Reichswirtschaftsgerichtes, Rabatts, den das Kohlensyndikat für gewisse Gebiete und für Groß­abnehmer gewährt, zu zahlen, wurde von beiden Parteien abge.

sei, damit sie als Weltgewerkschaft die gemeinsamen Berufsintereffen der Schauspieler der ganzen Erde verwalte.

Ob Rußland   seine dogmatische Stellung aufgeben wird, weiß Mitglied der Schauspielerinternationale fein wird. Denn in der man noch nicht. Gewiß ist nur, daß England vorläufig nicht englischen Schauspielerunion, in der sogenanten Stage guild, find Theaterunternehmen, d. h. Direktoren und Schauspieler als Arbeit nehmer gemeinschaftlich organisiert. Mitglied der Internationale darf aber nur ein Verband der Arbeitnehmer werden. Darum wird es Sache der englischen Schauspieler sein, das Statut ihrer nationalen Union   so zu ändern, daß die Schauspieler als bloße Arbeitnehmer von dem gemischten Verbande abrüden. Miß Kingston, die berühmte englische   Schauspielerin, die auf der Ronferenz ihre britischen Kameraden vertritt, mußte zugeben, daß für ihre Nation vorläufig teine andere Lösung möglich sei.

Adolf Bastian  .

Zum 100. Geburtstag des Forschers.

Heute sind hundert Jahre seit dem Tage verflossen, an dem Adolf Bastian  , einer der berühmtesten deutschen   Forscher, in Bremen   ge boren worden ist. Zur Erinnerung an diesen Tag wird das staatliche Museum für Völkerkunde, die Schöpfung Bastians, das seit zwei Jahren geschlossen war, aufs neue feine Pforten öffnen. Bastian hat eine solche Ehrung wohl verdient; es gibt in der Geschichte der Entdeckungen und Forschungen nur wenige Beispiele eines folchen Lebens, das ganz der Wissenschaft und den Entdeckungsreifen in fernen Ländern geweiht war.

Im Jahre 1851 zog der damals Fünfundzwanzigjährige als Schiffsarzt zum erstenmal in die Welt hinaus. Zehn Jahre dauerte diese Fahrt, auf der er die Goldbezirke Australiens   und einen Teil des Innern durchstreifte, Neuseeland   bereiſte, nach Beru übersetzte, die Anden überstieg, Westindien  , die Bereinigten Staaten und Merilo besuchte, nach China   weiterfuhr, Indien   durchzog, an den Ruinen von Babylon und Ninive   forschte, sich durch Syrien   und Palästina nach Kairo   begab, den Nil hinauffuhr, durch die Wüste ans Rote Meer   ritt, mit einer Karawane nach Aden   zog, über das Kap der Guten Hoffnung   nach Loanda ging, die Königsstadt San Gal. vador besuchte, die Gebiete am Niger   bereiste, um dann nach der Heimat zurückzukehren. Nur eine kurze Erholungspause gönnte er sich, um dann auf die zweite Reise zu gehen, die fünf Jahre dauerte. Sie führte ihn nach Indien  , dem malaischen Archipel, nach Japan  , der Mongolei  , nach Sibirien   und dem Kautajus. Was er auf diesen Forschungsreisen an wertvollem Material zusammengetragen hatte, bildete den Grundstock der zwanzig Jahre später im Museum für Völkerkunde aufgestellten Sammlungen, und zahlreiche wissen­schaftliche Werte bezeugen, daß Bastian nicht nur als Forscher, fondern auch als Schriftsteller große Bedeutung besaß. 1868 ließ er sich in Berlin   nieder, 1869 wurde er Dozent für Ethnologie an der Universität. Nach zwei weiteren Reisen wurde er 1886 zum Direktor des neugegründeten Museums für Völkerkunde ernannt, und unternahm als solcher noch mehrere Forschungsfahrten, deren Ertrag dem Museum zugute fam.

Als die Deffentlichkeit wieder hergestellt wurde, mußte der Berhandlungspräfident mitteilen, daß der Ausgleich nicht gefunden war. Slawinski, der Redner der Ruffen, legte in längerer Rede dar, daß er nicht als Anwalt eines reinen Sowjetideals auftrete und daß ihm das Heil seiner Schauspielerfollegen ebenso nahe am Herzen liege wie den Verteidigern der anderen Meinung. Die Konferenz hörte ihn mit Achtung, wenn auch mit steigendem Un­willen an. Slawinski beantragte schließlich die Abstimmung über den programmatischen Saß des Statuts auf den heutigen Sonn­abend zu verschieben. Die übrige Konferenz wollte zur sofortigen Abstimmung schreiten und besonders der Deutsche   Wallauer ver trat diese Forderung in außerordentlich scharfer Weise. Wallauer ist selbst im vorigen Jahre Gast bei dem sowjetrussischen Kongreß der geistigen Arbeiter gewesen und er hat sich in der Deffentlichkeit sehr anerkennend über den intensiv wirkenden Kunstgeist Rußlands   aus gesprochen. Nun aber will er nicht zulaffen, daß Schauspieler, die irur Verteidiger ihrer Berufsinteressen sein flen, eine Internatio­nale gründen, deren programmatischer Leitsab, mehr oder minder verschleiert, das wohlbekannte sowjetrussische Ideal verficht. Man redete hin und her, es war 5 Uhr nachmittags geworden. Ein äußerer Grund führte zur Unterbrechung der Debatte. Die Konfe renz war zum Innenminister Dr. Külz geladen und wollte die Pflicht der Höflichkeit nicht vernachlässigen. Man hob die Tagung auf. Man wird am Sonnabend schon sehr früh wieder beginnen. Aber man will nicht mehr diskutieren, sondern nur noch abstimmen, be­stimmen, daß die Internationale Union der Schauspieler gegründet 13.

Auf einer dieser Wanderungen durch die Welt starb er am Februar 1905, fern der Heimat, auf einer fleinen Antilleninjel.

lehnt. Der Vertreter des Syndikats betonte, wie immer, die Not­lage des Steinkohlenbergbaus. Bezüglich des vom Syndikat erzielten Preises wurde festgestellt, daß der festgelegte Syndikatspreis auch in Deutschland   nicht in allen Gebieten erzielt werden fann. So find in den Kampfgebieten, an der Küste, im Berliner   und Magdeburger  Bezirk und auch im oberrheinischen Gebiet, Abschläge gebräuchlich, die für die Tonne bis zu 5 M. und in vielen Fällen auch bis 7 M. ausmachen.

Der Bertreter des Reichskommiffars für Reparationslieferungen, Bergrat Basel  , nahm für das Reich in Anspruch, vom Syndikat so behandelt zu werden wie jeder Privatexporteur. Im übrigen forderte Basel   die Berücksichtigung des Umstandes, daß die vom Rheinisch- Westfälischen Kohlensyndikat zu liefernde Kohle nicht im Inlande unterzubringen sei, wenn sie nicht durch Reparations­lieferung abgesetzt werde.

Nach diesen Auseinandersetzungen nahm das Reichswirtschafts­gericht die Gutachten des Sachverständigen entgegen. Das Urteil wurde nicht öffentlich befannt gegeben; es soll den Parteien zugestellt werden.

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Konflikt im Stahlhelm.

Bundesführer Seldte gegen Braunschweiger Offizierkreise.

Die Boffische Zeitung" berichtet über einen heftigen Konflikt innerhalb des Stahlhelms, der zu einer Rebellion der Braun­fchweiger Organisation gegen den Bundesführer Seldte geführt hat. Der Braunschweiger Gauführer Uhlenhaut   ist seit längerer Zeit mit den Offizierstreifen im Stahlhelm in Konflikt geraten. Die äußere Beranlaffung dieses Konflikts ist eine stärkere wirtschaftliche und soziale Betätigung dieses Braunschweiger Stahlhelmführers durch Gründung eines Heims, sowie den Bau eines Wohnungs­blods. Für die Verbindlichkeiten, die daraus entstanden sind, fehit die Deckung und die als Gelbgeber in Betracht kommenden Industriellen und Raufleute versagen die weitere Unterſtügung. Im Verlaufe dieses Konflikts verlangten die Braunschweiger den Rüd­tritt Uhlenhauts. In dieser Auseinandersetzung griff Seldte zugunsten Uhlenhauts ein. Infolgedeffen haben sich schließlich fast fiebzig braunschweigische Gruppen auf die Seite der Oppo. fition gegen Selbte gestellt. Die ,, Boffische Zeitung" führt diesen Konflikt auf den wachsenden Gegensatz zwischen den Offizierstreisen, die sich als die geborenen Führer be­trachten, und dem jetzigen Bundesführer zurüd.

Um den Potemkin- Film.

Eine Protestkundgebung.

Gegen die Absicht reattionärer Kreise, ein Berbot des Potemkin­Films herbeizuführen, wenden sich namhafte Persönlichkeiten aus

allen Lagern. Am Sonntag vormittag findet im Picadilly Charlottenburg, Bismardstraße eine große Protesikundgebung ftatt, bei der u. a. Prof. Ballentin, Stefan Großmann und Wolfgang Heine   sprechen werden. Eine ganze Reihe von Ber­bänden und führender Männer der Literatur und Presse wenden sich dagegen, daß ein großes fünstlerisches Filmwerk aus politischen Motiven unterdrückt" werden solle. Einen Aufruf zum Schuße des Films haben u. a. unterzeichnet: Georg Bernhard  , Prof. Ein­ft ein, Friz Engel, Ludwig Fulda, Helmuth v. Gerlach, Senatspräfident Freymuth, Wolfgang Heine, Leopold Jeß. ner, Alfred Kerr  , Reichstagspräsident Löbe, Prof. Quidde  , Dr. Kurt Rosenfeld  , Lydia Stödet, Ernst Toller   und andere. Wir möchten vorläufig noch nicht glauben, daß die Film­oberprüfstelle fich dazu hergeben wird, dem kurzsichtigen Partei­fanatismus Rechnung zu tragen und ein Meisterwert wie den Potemkin- Film zu verbieten.

Der ehemalige ungarische Junenminiffer Beniczky hatte noch Urheberschaft der Ermordung Somocztis und Baczos abzufizen. eine längere Reststrafe für seine Enthüllungen über Horthys Horthy hat ihm aber den Reft seiner Strafe erlassen. Will man damit Benicztys Schweigen erfaufen?

rauf

Ein bedrohtes Falterkleinod. Der schönste Tagschmetterling, der bei uns heimisch war, der Apollofalter, ist bereits in den meisten Gegenden ausgestorben. Es gibt aber noch einen nahen Verwandten dieses Schmetterlings, den sogenannten schwarzen Apollo" oder Schwarz- weiß- Apoll, der ebenfalls immer seltener wird. In den Schlesischen Monatsheften" weift jeßt Julius Stephan hin, daß dieser Falter, der früher an vielen Stellen Schlesiens zahl­reich anzutreffen war, heute nur an einigen eng begrenzten Ortlich­feiten des Waldenburger Berglandes zu finden ist. Breslauer Händler haben an manchen Tagen Hunderte dieser schönen Tiere erbeutet, und außerdem wurden die notwendigen Lebensbedingungen der Falter durch die Aufforstung der Flugpläße immer mehr ge­schmälert. Solche Vorgänge haben auch in anderen Provinzen zum Rückgang des schwarzen Apollos geführt. Der Falter ist nun vor einigen Jahren vom Staat zum Naturdenkmal erklärt worden; das Fangen des Schmetterlings und ebenso das Sammeln der Eier, Raupen und Puppen ist unter Strafe gestellt. So ist zu hoffen, daß dieses Falterkleinod unserer Tierwelt erhalten bleibt. Der Schwarz­weiß- Apoll ist etwas fleiner als sein berühmter Better, auch fehlen ihm die roten Augenflede, aber mit seinen glasartigen, tieffchwarz gefleckten Flügeln ist auch er eine edle Erscheinung. Bei der Ei­ablage und dem Auffuchen der Futterpflanze, dem Lerchensparn, legt der Falter eine bewundernwürdige Findigkeit an den Tag. Denn bei seiner Flugzeit, im Juni und Juli, ist von dem Gewächs nichts mehr zu sehen, und der beste Botaniker ist nicht imftande, im Sommer eine Lerchensparnknolle zu entdecken. Die Schmetterlings­weibchen aber lassen sich so sicher auf der richtigen Stelle nieder, als hätten sie ein besonderes Organ, das ihnen die im Boden ver steckte Frühlingspflanze herausfinden hilft.

Rauchplage und Wäscherechnungen in England. Im englischen Unterhaus wurde bei der Besprechung des Gefeßentwurfs über Be fämpfung der Rauchplage von der Regierung mitgeteilt, daß nach einer genauen Statistit allein in Manchester   jährlich 300 000 Bfund Sterling mehr für Wäscherechnungen ausgegeben werden müssen, als bei Fortfall der Rauchplage notwendig wäre. Eine entsprechende Berechnung für die anderen Industriezentren Englands ergibt eine den Wäschereien zufließt. Man fann verstehen, daß die großen enorme Summe, die infolge der starten Rauchentwidlung jährlich den Wäschereien zufließt. Man fann verstehen, daß die großen Wäschereien und Seifenfabriken dem neuen Gefeßentwurf mit ge­mischten Gefühlen gegenüberstehen.

In der Kunstausstellung Neukölln( Warenhaus Josepb) werden vom 26. Juni ab täglich, nachmittags 5 Uhr, Führungen veranstaltet. Jofeph Schwarz bat infolge einer plößlichen Ertranfung seine nächsten Gastspiele in der Städtischen Oper ablagen müffen. An seiner Stelle fingt am Sonntag Kammerfänger Wilhelm Rode   den Sebastiano Tiefland".

in

Der dänische Grönlandforscher Konteradmiral T. V.   Garde ist im Alter bon 67 Jahren geftorben. Der Borstorbene leitete eine Anzahl von Grönlanderpeditionen oder nahm an ihnen teil und schrieb eine Anzahl wissenschaftlicher Werke darüber.

Ein internationales Theater in Paris  ? André Rivoire schlägt die die Gründung einer Comédie Etangère" in Baris vor, wo die be deutendsten Bühnenwerte aller Rationen in französischer Sprache zur Auf­führung gelangen und außerdem Gastspiele ausländischer Musterenjembles stattfinden sollen.