Einzelbild herunterladen
 

städtischen bürgerlichen Parteien durch erhöhten Zollschutz auf einige wichtige Industrieerzeugnisse, wie Motorräder, Kunstseide, Personen- und Lastautomobile, und für einige Erzeugnisse der chemischen Industrie. Mit Hilfe der 3ölle wird aus den Taschen der Verbraucher den Agrariern jähr lich mehr als eine Milliarde tschechischer Kronen zufließen. Für die Regierung, die eben auf der Suche nach neuen Steuerquellen ist, bedeuten die Zölle ein unverhofftes Geschenk, denn sie werden gleichzeitig als Finan33ölle wirken, deren jährlicher Ertrag auf rund 500 Millionen Tschechotronen geschätzt wird.

wirken.

Für die städtische und industrielle Bevölkerung, beson­ders für die Masse der Arbeiter und Angestellten, werden sich die einzuführenden Zölle in verhängnisvoller Weise aus Es ist leicht zu errechnen, daß die jährliche Mehr belastung für einen Arbeiterhaushalt 700 Kronen betragen wird. Das ist in Anbetracht der fortdauernden Industriekrise und der außerordentlich elenden Lohnverhältnisse mehr, als die Arbeiterschaft ohne ernsteste Gefährdung ihrer Ernährung und Gesundheit zu ertragen imstande ist. Bei vielen Hunderttausenden Arbeitern beträgt der Tagelohn um 20 Kronen herum, das sind nur wenig über 3 Reichsmark. Die durch die Zölle eintretende Ent­wertung des Lohnes wird, da sie bei dem ohnehin schlechten Ernährungszustand nicht allein bei den Lebensmitteln erspart werden kann, eine Einschränkung beim Ankauf von Kleidern, Schuhen, Wäsche und Haushaltungsgegenständen zur Folge haben, was den Inlandsmarkt der industriellen und gewerblichen Erzeugnisse ich mer schädigen muß. Den noch nehmen deutsche Christlich   soziale und deutsche Gewerbeparteiler, erstere beſtochen durch die Erhöhung der Seelsorgergehälter, lettere in ihrem Mandatsbefiz abhängig von der deutschen Agrarpartei, an dem Zollanschlag tätigsten Anteil. Nicht einmal die Tat sache vermochte diesen sonst stramm national auftretenden Barteien den Geschmack an den Zöllen zu verleiden, daß der deutsch  - tschechisch- flowakisch- magyarische Kuhhandel gerade der deutschen Bevölkerung zum schwersten Nachteil gereichen wird. Das deutsche   Volk in der tschecho­slowakischen Republik ist in seinen Lebensbedingungen auf das Gedeihen von Industrie, Handel und Gewerbe ange­wiesen, denn es ist in überwiegendem Maße ein Industrie­polt. Der Gewinn aus der durch die Zölle bewirkten Teuerung wird meist mehr Angehörigen der anderen Na­tionen zugute kommen, als jenen der deutschen  , über die in­folge der Zölle nur gesteigerte wirtschaftliche und soziale Not

hereinbrechen wird.

Um zu diesem Ziele zu gelangen, haben die deutsch  bürgerlichen Parteien alle Scham und Hemmungen beiseite geworfen. Früher führten sie über die drakonische Geschäfts­führung des Parlaments und ihre brutale Handhabung Klage, während der Zollverhandlungen aber ließen sie sich die rücksichtsloseste Handhabung dieser Ge­fchäftsordnung gerne gefallen. Ueber Anträge durch tie tschechische Koalition haben die Deutschbürgerlichen sich Früher entrüftet, jetzt haben sie felber beim Guillotinieren aller solcher Anträge eifrigst mitgewirkt. Sie unterstellen sich dem Kommando der tschechischen Parteien bedingungslos, so daß nicht einmal ein Antrag, der die Regierung auf forderte, über die Sprachenverordnung, die eine drückende Entrechtung der deutschen   Bevölkerung bedeutet, Bericht zu erstatten, Gnade in ihren Augen fand. Auch den Antrag, es mögen einige Fachminister über die voraus sichtlichen wirtschaftlichen, sozialen und handelspolitischen Wirtungen der Zölle ge­hört werden, empfanden die Deutschbürgerlichen als Beit vergeudung   und halfen ihn niederstimmen.

Der von beiden Seiten leidenschaftlich geführte Bollkampf, der die Scheidung der Parteigruppen nach wirtschaftlichen und fozialen Gesichtspunkten vollzog, hat noch eine andere Folge gehabt; er bedeutet auch den Beginn einer weit reichenden Aenderung in der Innenpolitik

Deutscher   Volksbühnentag.

Erster Tag der Berhandlungen.

des Staates. Die deutschen   Zollparteien, Agrarier ,, Chriftlichsoziale und Gewerbeparteiler, sind nicht, wie erwartet wurde, nach der Beschlußfaffung über Bölle und Kongrua in die Opposition zurückgekehrt, sondern sie bekundeten schon bei dem folgenden Gesez betreffend die Reform der Beamten­besoldung die Absicht, die tschechisch deutsche   3011 mehrheit zu einer dauernden parlamenta rischen Mehrheit zu machen. Die haben bei der Abstimmung über das wenig beamtenfreundliche Besoldungs­gesetz der tschechischen Beamtenregierung, die lange vergeblich nach einer Mehrheit dafür suchte, mit ihren Stimmen aus der Klemme geholfen und sich auch bereit erklärt, für die Er­höhung der Zucker- und Spiritussteuer, die der finanziellen Bedeckung des Beamtengesezes dienen, zu stimmen. Damit ist aus der tschechisch- deutschen Zweckmehrheit eine parlamen­tarische Mehrheit geworden. Die Gliederung nach nationalen Fronten ist durch die Scheidung nach Klassenfronten abgelöst worden.

nejzlit auszuliefern, wurde mit 151 gegen 108 Stimmen anges nommen. Der Fall der Abgeordneten Frau 3 emin wurde an den Immunitätsausschuß zur neuerlichen Verhandlung zurück ver. wiesen. Die vom Staatsanwalt verlangte Zulassung der strafrecht­lichen Verfolgung von fünfzehn anderen Abgeordneten wurde ab­gelehnt. Präsident Malypetr bemerkte, daß sechs Fälle vom 3mmunitätsausschuß noch nicht erledigt seien, und schloß darauf die gegenwärtige Tagung.

=

Der Schutz der älteren Angestellten. Umfall der bürgerlichen Angestelltenvertreter. Die mehrfach verzögerte Sitzung des Sozialpolitische It Reichstagsausschusses, die endlich eine von dem Unteraus­fchuß einstimmig beschlossene Vorlage für den Schutz der älte­ren Angestellten verabschieden sollte, fand am Freitag statt. fie die Not dieser Berufsschicht wohl anerkenne, aber den Be Ministerialdireftor Sigler erklärte für die Reichsregierung, daß schlüssen des Unterausschusses nicht beizutreten Der Eintritt der Deutschbürgerlichen in permöge. Die Reichsregierung wolle gemeinsam mit den Ländern die Regierungsmehrheit ist bedingungslos umschulungsmaßnahmen für die erwerbslosen Angestellten erfolgt. Man spricht wohl von nationalen Kompensationen, treffen. Den Stellenlosen jolle ferner auf dem Weg der Für­die ihnen versprochen worden sein sollen, aber es fehlt dafür sorge für die Zeit der Erwerbslosigkeit die Aufrechterhaltung ihrer jeder Beweis. Die deutschen   Parteien rechtfertigen ihre poli- Anwartschaft an die Angestelltenversicherung ermöglicht werden. tische Schwenkung mit dem Hinweis auf die durch ihre Re- in ben einzelnen Betrieben des Handelsgewerbes wolle das Reichs­3wecks Festsetzung von Höchstzahlen für die Lehrlingsbeschäftigung gierungsgefolgschaft bewirkte Verhinderung der Wieder- arbeitsministerium zunächst mit den Ländern verhandeln. Ueber die belebung der tschechischen Koalition. Es ist richtig, daß fie Berbefferung des Kündigungsrechtes für die älteren Angestellten sei den tschechischen sozialistischen   Parteien den Rückweg in die bereits eine Vorlage in Arbeit. Ebenso würde im Reichsministerium Koalition abgeschnitten haben, aber da die deutschen Parteien des Innern erwogen, durch eine Ergänzung des Reichspressegeſetzes alle undemokratischen Methoden des alten Systems getreulich die mißstände auf dem Gebiet der Chiffre anzeigen unterstüßen, fann wohl von einer Aenderung in der Zu abzumildern. Die sonstigen Vorschläge des Unterausschusses, wie Ein­sammensetzung der Mehrheit, nicht aber von einer Aenderung stellungszwang, Meldepflicht der offenen Stellen und Beschäftigungs­des Systems gesprochen werden. Bezweifelt muß werden, Pflicht von älteren Angestellten würden noch weiter geprüft. Die Regierungsparteien legten alsdann unter Ableh­daß das bedingungslose Hineinschlüpfen der Deutschbürger- nung des von ihren eigenen Fraktionsvertretern mit beschloffenen lichen in die Regierungsmehrheit den nationalen Ausgleich, Borschlages des Unterausschusses zwei Resolutionen vor, die der allein die Voraussetzung einer gedeihlichen Zusammen- ebenso nichtssagend find wie die Regierungserklärung. arbeit der Nationen im Staate bringen kann, herbeizuführen Unterausschulfes nicht mehr verlange als die bürgerlichen Barteien Abg. Aufhäuser( Soz.) legte nochmals dar, daß die Vorlage des imftande ist. nur zur Berudigung der Angestellten, gefordert haben. Man in ihren eigenen Anträgen seit einem Jahr, wahrscheinlich habe die Angestellten im Lande durch die Vorlage dieser Anträge schwer getäuscht, denn nach der Resolution will man den Reichstag  nochmals in Ferien gehen lassen, ohne daß diese brennende Frage irgendwie positiv entschieden wird. Die sozialdemokratische Frattion beantragt beshalb, daß nunmehr über die Borlage des unterausschuffes en bloc abgestimmt würde. In der weiteren Diskussion stand von den bürgerlichen Parteien nur noch der Abg. Stöhr von den Bölkischen zu den im Unteraus­Abg. Gering( 3.) versuchte, eine Abstimmug über den materiellen schuß einstimmig angenommenen geseggeberischen Vorschlägen. Der Inhalt der Borlage überhaupt zu verhindern, die dann schließlich mit ber bürgerlichen Mehrheit gegen SPD.   und RBD. abgelehnt wurde.

Es ist jedenfalls bedeutsam, daß die tschechischen sozia­liftischen Parteien zum ersten Male feit Bestand des Staates in offene Gegnerschaft zur tschechischen Bourgeoisie und an die Seite der deutschen   Klaffengenoffen gedrängt wurden. Im tschechischen Bolte hat sich in wenigen Jahren ein gewal tiger sozialer Umschichtungsprozeß vollzogen. Das tschechische Bürgertum, wirtschaftlich im rajchesten Tempo erstarkt, ist nicht mehr die kleinbürgerliche Schicht, die es bis zum Umsturz war. Die Klassengegensäge innerhalb der Nation haben sich wesentlich verschärft, die tschechische Bour­geoisie fühlt sich bei der Vertretung ihrer Intereffen in steigen dem Maße zu den deutschen Besitzklassen hingezogen. Die neue tschechisch- deutsche bürgerliche Klassenfront ist der Aus­druck dieser Tatsache.

Die Kirchenvorlage im Senat angenommen.

Prag  , 26 Juni.( WTB.) Der Senat hat das Rongrua gesetz in der von der Abgeordnetenkammer beschlossenen Form in der ersten und in abgekürztem Berfahren auch in der zweiten Lesung mit 77 gegen 56 Stimmen angenommen. Im Berlauf der Sigung, die kurz nach Mitternacht endete, tam es zu scharfen Auseinandersehungen zwischen dem national­demokratischen Abgeordneten Dyk und den sozialistischen   Parteien, so daß der Vorsitzende gezwungen war, die Sigung zu unter. brechen.

Die Immunität in fünf Fällen aufgehoben.

Prag  , 26. Juni.  ( WTB.) Das Abgeordneten haus beendete heute um 3 Uhr morgens die Debatte über die Frage der Aufhebung der 3mmunität der von der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit den Zwischenfällen in der Kammer am ver­gangenen Sonnabend verfolgten Abgeordneten. Der Antrag des 3mmunitätsausschusses, die tommunistischen Abgeordneten Harus, Jilet, Kreibich und Safrante sowie den der tschechoslowakisch- sozialistischen Partei angehörenden Abgeordneten

Abg. Hoch( Soz.) verlangte nunmehr, daß die Regierung wenig­stens die bereits ausgearbeitete Vorlage für den erhöhten Kün digungsschutz der älteren Angestellten unverzüglich dem Reichs­tag unterbreite. Das soll nächsten Mittwoch geschehen. Die Ange­stellenvertreter in den bürgerlichen Parteien spielten in dieser Sigung eine recht jammervolle Rolle. Der Abg. Lambach( Dnat.) überließ es feinem Fraktionskollegen Dr. Rademacher, die Vorlage des Unterausschusses nach den bekannten Scharfmachermethoden her unterzureißen, und auch der Abg. Schneider( Dem.) wußte fich taum noch zu erinnern, daß er selbst im Unterausschuß für diese Borschläge geftimmt hatte.

allen Umständen auch die Entscheidung des Plenums no Die fozialdemokratische Fraktion wird darauf drängen, daß unter noch vor den Sommerferien erfolgt.

Keine Landtagsauflösung in Bayern  .

Ablehnung eines völkischen Antrags. München  , 26. Juni.  ( WTB.) Der Verfassungsausschuß des Bayerischen Landtages   lehnte heute nach längerer Aussprache den nationalsozialistischen Antrag auf Auflösung des Landtages mit den Stimmen der Koalitionsparteien, des Bölki­fchen Blods und der Freien Vereinigung gegen die Stimmen der Antragsteller, der Sozialdemokraten und der Kommunisten ab.

| mann Lange vom Mitteldeutschen Landestheater, ergänzt dieje Darlegungen vor allen Dingen in einer Richtung: Er fennzeichnet die Bedeutung der mordernen fünstlerischen Wanderbühnen für die Schulung des Schauspielernachwuchses. Daneben würdigt Lange die Bedeutung der Wanderbühne im Hinblick darauf, daß sie das Er.. lebnis der Kunst an ganz neue Kreise von Menschen heranträgt. Endlich spricht er von der Möglichkeit, die Wanderbühne auch zur Pflege internationaler Beziehungen auszunuzen. Beide Referate finden begeisterte Zustimmung.

Eine furze anschließende Aussprache ergänzt das Bild von der Bedeutung und der Arbeit der Wanderbühnen. Hans Meißner  vom Frankfurter   Künstlertheater richtet einen Appell an die staat­lichen Behörden, mehr noch als bisher die Wanderbühne zu fördern. Prof. Reftenberg unterstreicht diese Forderung und bringt sie in Be­ziehung zu dem neuerdings besonders hervorgetretenen Streben der staatlichen Stellen, etwas für die Heranbildung eines wertvollen fchauspielerischen Nachwuchses zu tun. Julius Bab   und Direktor Holl von der Boltsbühne Berlin würdigen ebenfalls den Wert der Wanderbühnen für den Schauspieler, der in seiner Lehrzeit äußere Beweglichkeit brauche und durch Wanderbühnen, mit ihrer Möglich­feit ausgiebiger Proben und vieler Wiederholungen aller Inszenie rungen davor bewahrt werden fönne, an fleinen Provinzbühnen zu verschmieren". Andere Redner fordern für Gebiete, die heute noch feine künstlerischen Wandertheater fennen, die Schaffung neuer Unternehmungen. Die Debatte bewies den frischen Geist der Volks. bühnenbewegung, und den Willen, die begonnene Arbeit lebendig fortzuführen.

trieb nehmen. Der Verband selbst unterhielt drei Wanderbühnen, die 56 Drte regelmäßig mit Borstellungen versorgten. Ferner war er an mehreren anderen Wanderbühnen wie auch an einigen stehen­den Theatern als Gesellschafter beteiligt. Der vom Verband be­gründete Verlag verbreitete faft 40 000 Klaffiterbände und gab mit seiner Bühnenvertriebsstelle den deutschen   Theatern eine Anzahl wertvoller Dramen junger Autoren. Allein in Berlin   fanden im abgelaufenen Spieljahr 300 Aufführungen von Werten des Bolts bühnenverlages statt. Von den Behörden wurde die Verbands leitung mehr und mehr zur Mitarbeit auf dem Gebiete der Theater­politik herangezogen. Der Redner fennzeichnet dann noch kurz die Pläne für die weitere Arbeit des Verbandes, wobei er besonders auf Maßnahmen zur Förderung des fünstlerischen Jugendspiels, zur Anregung der dramatischen Produktion und auf Schaffung einer Stelle eingeht, die den darstellenden Künstlern Gelegenheit bieten foll, Ideen einer neuen Gemeinschaftskunft mit jungen Kräften in aller Ruhe auszuproben. Diesen Ausführungen schließen sich Dar. legungen des Verbandstaffierers Geilgens an, der von einer wesentlichen Steigerung der Einnahmen des Verbandes im Berichts. jahr und von einer gesicherten finanziellen Lage zu berichten weiß. Es folgen zwei Referate über Bedeutung, Aufgaben und Mög­des vom Verband unterhaltenen Ostdeutschen Landestheaters, Paul hag. In feinfinnigen und bis zum letzten Wort fesselnden Aus­führungen verwertet er feine vielfältigen praktischen Erfahrungen, um allgemein Gültiges herauszuarbeiten. Er spricht von den Schwierigkeiten der Wanderbühnen, aber auch von der besonderen Freude, die dem Darsteller seine Tätigkeit an einer fünstlerischen Wanderbühne bereiten muß. Er zeigt, welche besonders günftigen Bedingungen die Wanderbühne bei richtiger Leitung für die En femblebildung befißt, da die Mitglieder zu einer festen Gemeinschaft zusammenwachsen und von außen wenig abgelenkt werden. Freilich erfordert die Wanderbühne mehr als jedes andere Theater, daß der einzelne fich für das Ganze verantwortlich fühlt. Weitere Darlegun­gen des Redners gelten der Spielplangestaltung. Er führt aus, daß einer künstlerischen Wanderbühne legten Endes nur wenige Stüde  verschlossen bleiben. Ein besonderes Gebiet weiterer Wanderbühnen arbeit sieht er vor allen Dingen auch darin, daß für die Aufführung gewiffer Werte die interessierten Mitglieder der Theatergemeinde zum Sprechchor herangebildet werden. Er schildert die Schwierigkeiten, ein alle Teile befriedigendes Repertoir aufzustellen, findet aber auch Worte hoher Befriedigung über den immer wieder bewiesenen guten Willen der Voltsbühnenorganisation, sich mit der Bühnenleitung zu verständigen. Das Ostdeutsche Landestheater bringt im Jahre nur 10 Stücke zur Aufführung, fann dann aber auch 20- bis 25mal jedes dieser Stücke wiederholen und gewinnt so Zeit zu gründlicher Vorbereitung. Grundsäglich ausgeschaltet wird, was untünstlerisch und titschig ist. Zum Schluß wendet Hag sich noch gegen eine ge­Urania- Vorträge: Syrien  , das Land der tausend Men wisse ironisierende Geringfchäßigkeit, die oft, vor allem in der Großchen( Montg. 28. bis Sonntg., 4. Juli, 5 u. 9), Falsche Scham( Montg., stadtpresse, den Wanderbühnen gegenüber zutage tritt. Die fünft- 28. bis Sonntg., 4. Juli, 7). lerischen Wanderbühnen von heute, wie sie durch den Verband ihre Juftigrat Prof. Dr. Eduard Rosenthal  , der bekannte Staatsrechtslehrer sicherste Stüße erhalten haben, stellen etwas Besonderes und Eigen- an der Universität Jena, langjähriger demokratischer Landtagsabgeordneter artiges, aber sicherlich nichts minderwertiges dar und haben An- und Schöpfer der Thüringer   Berwaltungsalademle, ist gestern abend im spruch, als voll genommen zu werden. Der zweite Redner, Her- 73. Lebensjahre gestorben.

Mehr als 250 Teilnehmer hat der 7. deutsche   Volksbühnentag in der alten Hansestadt Hamburg   zusammengeführt. Vertreten find etwa 120 Boltsbühnenorganisationen aus allen Teilen des Reiches, die durch ihre Organisation der Theaterbesucher mit fester Besuchsverpflichtung die Massen stärker am Theater intereffieren und zugleich der Bühne ein neues finanzielles Fundament und neue Freiheit zu fünstlerischem Schaffen geben wollen. Der Borsigende des Verbandes, Staatssekretär a. D. Curt Baate, eröffnet die Tagung mit einem herzlichen Willkommen. Er weist darauf hin, daß die Bewegung troß der schwierigen Wirt schaftslage auch im letzten Jahre gut vorwärts gefommen wäre. Er würdigt die Bedeutung der Volksbühnenarbeit, die gegen eine leber­macht von Sport, Technik und Wirtschaft in unsrer Zeit die Werte des Geistes und der Seele wieder zu ihrem Recht bringen wolle. Es schließt sich eine Reihe von Begrüßungsansprachen an. Füt die Hamburger Boltsbühne spricht Bürgerschaftspräsident Roß. Für die oberste Behörde der Stadt findet Senator Krause herz­liche Worte der Begrüßung. Lebhafte Bewegung löst seine Mitlichkeiten der Wanderbühnen. Zunächst spricht der künstlerische Leiter teilung aus, daß man in absehbarer Zeit mit der Gründung eines eigenen Boltsbühnentheaters für Hamburg   rechnen dürfe. Dann spricht Prof. Pätsch als Vertreter der Universität. Er verweist auf die innere Berwandtschaft dieser jungen Hochschule mit der Bolts­bühnenbewegung. In packenden Worten legt er dar, wie diese Be wegung den Boden für das neue große Drama ebne, das die Zeit brauche, aber noch nicht habe, das aus dem Bolt herauswachsen müsse, aber ein mit dem Theater. innerlich verbundenes Volk vorausseye. Dann verliest Prof. Restenberg die im Vorwärts" bereits veröffentlichte Rundgebung, in der etwa dreißig hervorragende Dra­matiker, Schauspieler und Kritiker den Wunsch aussprechen, daß die Boltsbühnenbewegung mehr noch als bisher das Neue in der Kunst, das Zeitliche im Drama und eine freiheitliche Gesinnung bejahen möge. Ein Geschäftsbericht, der zugleich einen Ueberblick über den Stand der Boltsbühnenbewegung gibt, liegt den Teilnehmern der Tagung gedruckt vor. Dr. Nestriepte, Berlin  , hebt seine wesent lichen Bunfte in knapper Rede noch einmal heraus: Die wirtschaft liche Krise brachte hier und da Mitgliederverluste, auf der anderen Seite aber konnten zahlreiche Vereine ihre Mitgliederzahlen steigern. 3wei ältere große Organisationen, die Volksbühnen von München  und Dresden  , schlossen sich dem Verband neu an, und 48 Bereine wurden neu begründet. So wuchs trotz allem der Verband der Volksbühnenvereine auf 240 Theatergemeinden mit mehr als 560 000 Mitgliedern an. Von fast allen Vereinen wurde eine überaus rege Tätigkeit entfaltet. Insgesamt führten sie nahezu fünf Millionen Besucher in die Theater und zahlten für die in Anspruch genomme­nen Bläge etwa sieben Millionen Mark. Der von den Vereinen durchgeführte Spielplan hielt sich meist auf vorbildlicher Höhe. Nicht wenige Vereine trafen umfassende Maßnahmen, um auch den Er­werbs- und Verdienstlosen die Teilnahme an den Theateraufführun­gen zu ermöglichen. Die Berliner Volksbühne, für sich allein

160 000 Mitglieder start, konnte ein zweites eigenes Theater in Be­

Infernationale Schauspielerfonferenz ohne Rußland  . Die Inter­nationale Union der Schauspieler wurde gegründet, nach schwierigen Debatten, in denen immer wieder die Stellung der Russen disku­tiert wurde. Die Russen wollten um jeden Preis durchfeßen, daß die Internationale Union sich zu dem Prinzip des unbedingten. Klaffenkampfes bekenne. Die übrigen Konferenzteilnehmer wollten als Hauptzwed der Union   nur die Berteidigung der Berufsinteressen anerkennen. Die Anträge der Russen wurden abgelehnt; nur Dester­reicher und Holländer stimmten den Russen bei. Daraufhin erklärten die Ruffen, daß sie vorläufig nicht in die Schauspielerinternationale eintreten fönnten. Aber man versicherte sich trotzdem der gegen­feitigen Freundschaft. In Wien   wird der Geschäftssiz der Schau­spielerinternationale sein.

Lederbissen; Donnerstag: chiller Theater: Die leichte Jiabell; Erffaufführungen der Woche. Dienstag: Ieines Theater: Lustspielhaus: Armut; Residenz Theater: Fräulein Julie und die Stärkere; Boltsbühne: Darüber läßt fich reben; Neue 3 Theater am 800: Ich schulde dir eine Frau; Freitag: heater i. b. Klosterstraße: Stampolo.