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Caillaux und die Bank von Frankreich.

Amtsenthebung des Gouverneurs.

Paris , 26. Juni( Eigener Drahtbericht). Der Quotidien" gibt

Stillstand des Hochwassers?

heute in großer Aufregung ein Gerücht wieder, das am Freitag Bisher keine Gefahr für den Großschiffahrtsweg.- Erwartung der neuen Flutwelle.

in Börsentreifen zirkufferte, in den Abendstungen aber halbamtlich dementiert wurde. Nach ihm verlautet, daß im Ministerrat, der heute morgen stattfinden wird, der bisherige Gouverneur der Bant von Frankreich , Robineau, seines Amtes enthoben werden soll. An seine Stelle werde der bisherige Direktor der Bank von Algerien , Moreau, treten, der feinerseits durch den bisherigen Untergouverneur der Bant von Frankreich , Picard, ersetzt werden soll. Das Blatt fügt hinzu, daß für den Fall der Amtsenthebung Robineaus alle oder mindestens die meisten höheren Beamten der Bank sich mit ihm solidarisch erklären und ihre Demiffion geben werden.( Das Gerücht ist inzwischen durch Havas bestätigt. Red. d. ,, B.".)

Der Konflikt zwischen der Bank von Frankreich und den fran­ zösischen Finanzministern der letzten Monate ist nicht neu. Am 15. Juin hat Béret seine Demission als Finanzminister gegeben unter dem Hinweis, daß ihm gewisse Unterstügungen, auf welche die Regierung das Recht habe, zu zählen" gefehlt hätten. Im Laufe späterer Erklärungen gegenüber seinen Ministerkollegen hat Béret diesen Satz dahin berichtigt, daß es sich dabei um die Unterſtügung der Bank von Frankreich gehandelt habe. Die Bank hatte sich wie erinnerlich geweigert, mit ihrem Goldbestand oder einem Teil desselben eine französische Auslandsanleihe zu garantieren. Die letzte Krise war also wegen eines Konflikts zwischen der Bank von Frankreich und der Regierung ausgebrochen. Diesmal scheint der Konflikt durch die Regierung schon vor ihrem Erscheinen in der Kammer durch die Amtsenthebung des Gouver­neurs und des Untergouverneurs gelöft zu werden.

Die Regierugn dürfte heute u. a. auch beschließen, am nächsten Dienstag den Antrag auf Bertagung jämtlicher Inter pellationen über die Finanzpolitik und zwar auf acht Tage zu stellen. Es sollen nur die Interpellationen über die allgemeine Politik und die Zusammensetzung der Regierung diskutiert werden. Sollen die Großbanken den Staat ersehen? Paris , 26. Juni. ( EP.) Nach dem Avenir" wird der Finanz­fachverständigenplan folgende Borschläge enthalten:

1. Ratifizierung des Washingtoner Schuldenabkommens. 2. Die Verwaltung der schwebenden Schulden soll einem Banfenkonfortium übertragen werden. Diesem Konfortium wäre dem die deutschen Eisenbahnobligationen und Kredite der Bank von im Stathaushalt ein gewisser Kredit zur Verfügung zu stellen, außer Frankreich . Das Konsortium hätte in Zukunft die Rückzahlung der nationalen Berteidigungsscheine zu vollziehen.

3. Der Staat wird in Zukunft nicht mehr bei der Bank von Frankreich Zuschüsse verlangen, sondern ebenfalls beim Ron fortium. In der Bilanz der Bant von Frankreich würde der Posten Neue Borschüffe an den Staat" verschwinden. Der Betrag der Borauszahlungen an den Staat wäre also stabilisiert.

4. Das Konsortium ist der Ansicht, daß die gesetzliche Höhe der Banknotenausgabe, d. h. 58 Milliarden, verwirklicht werden soll. Es empfiehlt eine Bantnotenausgabe von 4% Mil. liarden Franken.

An der Bruchstelle des Oderdamms bei Niedersaaten ist Reste des Dammes zu versteifen und ein weiteres Einreißen zu ver­man noch immer mit allen Kräften bemüht, die noch erhaltenen hindern. Das Wasserbauamt Schwedt hat insgesamt 400 At­beiter zur Durchführung dieser Maßnahmen eingesetzt, die in den lehten Tagen abwechselnd durch Reichswehr , Technische Nothilfe und Freiwillige Feuerwehr unterstützt wurden. An ein provisorisches Verschließen des Dammriffes ist bei der gegenwärtigen Lage der Dinge gar nicht zu denken, zumal das Hochwasser seit gestern um weitere 26 3entimeter gestiegen ist und bis zum heutigen Sonnabend abend voraussichtlich abermals um 5 Zentimeter steigen wird. Insgesamt sind durch diesen Dammbruch sowie durch einen zweiten Dammriß auf halber Strede zwischen Niederfaaten und Schwedt 22 Quadratkilometer Wiesen und Heder unter Wasser gesetzt. Entgegen anders lautenden Meldungen wird jedoch von den zuständigen Stellen versichert, daß bisher für den Großschiffahrtsweg Berlin- Stettin eine Ge­fahr infolge des Hochwassers nicht besteht. Es ist lediglich an einer Stelle eine Siderung am Deich dieser Waffer­Straße eingetreten, die zur Jnangriffnahme von Schuhmaßregeln Anlaß gegeben hat, aber feineswegs gefährlich ist. Im übrigen glaubt das Wasserbauamt Schwedt , daß die bisher getroffenen Bor­fehrungen durchaus genügen, falls nicht ganz unvorhergesehene Zwischenfälle eintreten. Am morgigen Sonntag dürfte das Hoch­waffer feinen Höchftstand erreicht haben und wird dann voraussicht­lich, wenn auch nur vorübergehend, etwas fallen. Für den 1. Juli wird aber in der Schwedter Gegend die dritte Hochwasser­welle erwartet, die am 21. Juni von Rafibor abgegangen ist und etwa zehn Tage zur Zurücklegung dieser 600 kilometer langen Strede gebraucht. In den ersten Julitagen wäre demnach erneut mit dem augenblicklich erreichten Hochwasserstand zu rechnen. Der durch den Oderdammbruch angerichtete Schaden läßt sich bisher auch schätzungs­weise noch nicht berechnen.

Der Schaden, den die Wassermengen angerichtet haben, ist ge­waltig. Allein der Dammbruch bei Schwedt hat bis jetzt 2 Millionen Mark Bolksvermögen gekostet. Die gesamte Feldfrucht sowie die Seuernte in den betroffenen Gebieten ist größtenteils Futtermangel. Die Landräte der Kreise Angermünde und verloren gegangen. Bei den betroffenen Landwirten herrscht Rönigsberg( Neumark) inspizieren zurzeit die Unglücksstätten. 2n der Ausbesserung der schadhaft gewordenen Deichstellen wird in fieberhafter Haft gearbeitet. Mit Sandsäcken und riesigen Blanen versteift das Hilfsheer den brüchigen Damm. Außer der Bevölkerung ist auch die Schwedter Reichswehrgarnison zur Hilfeleistung heran­gezogen worden. Wo das Erdreich ins Rutschen gekommen war, wurde es durch Faschinen befestigt. Die Rettungsmannschaften Brust im Wasser. Mehrere große Baggerspülmaschinen sind in arbeiten unter den erschwerendsten Umständen und zum Teil bis zur Tätigkeit. Besonders schwer scheinen nächst dem Oderbruch die Niederungen des Warthe - und Negebruches geschädigt. In einer Breite von mehr als 10 kilometer find ganze Dörfer unter Wasser gefeht. Der Bevölkerung hat sich eine Banif bemächtigt. Zurzeit wird stündlich ein Anwachsen des Wasserspiegels erwartet. Den Ber­fehr zwischen den Dörfern vermitteln Sahne, die allerdings nicht fehr zahlreich vorhanden find. Die Eisenbahnlinie nach Schneidemühl , die am Freitag noch sehr gefährdet schien, ist zurzeit wieder außer Gefahr. Jedenfalls braucht der Berkehr nicht mehr eingestellt zu werden.

Das Blatt Avenir" ist das Kampforgan des Nationalen Blodes und besonders der Millerand- Gruppe und der Schwer industrie. Es ist also möglich, daß hier der Wunsch der Bater des Gedankens ist. Ein solcher Plan würde die Aus= lieferung wesentlicher Teile der Staatsgestrigen Tages bei einem Begelstand von 4,67 zum Stebenge. hoheit an das Banttapital bedeuten, unter dessen Joch alle Regierungen der letzten Jahre geseufzt haben. Gerade von Caillaug hieß es, daß er diese Tyrannei des Finanzkapitals abschütteln wollte. Die Verwirklichung der oben erwähnten Pläne würde aber die amtliche Sant tionierung dieser Tyrannei bedeuten.

Fortschritte im Russengeschäft.

Der tote Punkt überwunden?

Das russische Exportgeschäft Deutschlands , das durch die Direk tiven von Rykow auf einen toten Bunft gekommen war, obwohl Reich und Länder durch ihre 60prozentige Ausfallsbürgschaft das Geschäft weitgehend gefördert hatten, scheint einen kleinen Schritt weitergekommen zu sein. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Handelsorganen der Sowjetregierung und den Banten fonnten bisher nicht beseitigt werden. Durch die Initiative des Reichswirt. schaftsministeriums fam es zwischen dem von der Deutschen Bank geführten Bankenkonsortium und den Vertretern Rußlands zu einer Einigung. Die Einigung wurde dadurch erleichtert, daß das Reich den Banken für einen Teil des Kredits( etwa die Hälfte der jetzt ver­fügbaren Summen) Redistontierung zusagte.

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Der für die Finanzierung maßgebende Zinssatz wurde ein heitlich festgelegt und beträgt: jeweiliger Reichsbantdiskont zu züglich 1 Broz. Zinsen und 1,9 Proz. Provision, insgesamt 9,4 Broz. Die beiden Parteien hatten bisher noch nicht verhandelt. Die Banten lehnten den russischen Einspruch ab, weil die Finanzierungs bedingungen nur sie und die deutschen Lieferfirmen angingen. Die Ruffen weigerten sich, Aufträge zu geben, bevor die Binsfrage ge­löst war.

Ob die Einigung die Geschäftsabschlüsse nun fühlbar vermehren wird, steht dahin. Zunächst hat das Bankenkonsortium( 9 Groß­banken ohne handelsgesellschaft) mur 120 von den 300 Millionen bereit. Wann der Rest bereitstehen wird, ist fraglich. Dann ist die russische Auftragsvergebung eine Frage der Wirtschafts­und Finanzlage in Rußland ; auch dann, wenn man die Langfristig feit der Kredite und der Garantie( 2% bis Jahre) berüdsichtigt. Jedenfalls wird Deutschland darauf zu achten haben, daß die Auf träge sehr bald gegeben werden. Ein Mittel dazu wird sein, daß die Berlängerung der Kreditgarantie nicht erfolgt, wenn die Aufträge nicht bis Ende dieses Jahres getätigt sein werden.

Ein amerikanischer Völkerbund? Beschluß des Panamerikanischen Kongresses. Aus New York wird gemeldet, daß der zurzeit in Panama tagende Panamerikanische Kongreß eine Resolution an­nahm, die die Schaffung eines amerikanischen Bölkerbundes verlangt. Die amerikanischen Staaten werden aufgefordert, schleunigft eine konferenz einzuberufen, die eine Berfassung ausarbeiten wird. Der Staat Panama soll die Bor­verhandlungen führen und die Panamerika- Union veranlassen, eine fchnelle Berwirklichung des Vorschlages zu ermöglichen.

Druckfehlerberichtigung. In unserem heutigen Morgenblatt ist in dem Artikel ,, Die Lohnsteuer als 3wangssparkasse" die Höhe des deutschen Boltseintommens mit 50 bis 55 Millionen Mart angegeben worden. Natürlich sind es 50 bis 55 Milliarden Mart, movon 30 bis 36 milliarden Mark aus Lohnarbeit stammen.

Frankfurt a. d. O., 26. Juni. ( TU.) Die Oder ist im Laufe des kommen und bis zum heutigen Morgen auf 4,60 3urud gefallen. Die Scheitelwelle hat gestern früh Frankfurt paffiert und dürfte heut das Oderbruch durchlaufen. Küstrin meldet gleich Freitag dicht vor Rüstrin- Altstadt stattgefunden. Schon Sonn­falls stehenden Begel. Ein Dam mruisch hat in der Nacht zum tag zeigten sich in der Göriger Chauffee, die am Damm entlang führt, gefahrdrohende Riffe. Die Daminmache beobachtete in der Nacht zum Freitag, daß das Erdmert in 20 Meter Höhe abjadte, da unmittelbar daneben ein drei Meter tiefer Pfuhl liegt. Die ent­stehenden Riffe drohten die Chaussee aufzureißen. Die fofort alarmierten Pioniere gingen sofort an die Arbeit. Die Chaussee Göriz- Rüstrin mußte für den Verkehr gesperrt werden. Im Laufe des Nachmittags wurden 70 Wagen Kies, die die Bahnverwaltung verhütet, der das gesamte rechte Oberbruch zwischen Küstrin und zur Verfügung gestellt hatte, angefahren und damit der Dammbruch Frankfurt überflutet hätte.

Keine Gefahr für Magdeburg .

Nicht viel hätte gefehlt so wäre ein Ereignis eingetreten, für das in der Vergangenheit fein Gegenbeispiel zu finden ist: Durch das Hochwasser wäre die Stadt Magdeburg nahezu jeder Berbindung mit dem Dsten, besonders mit Berlin , beraubt worden. Diese große Gefahr scheint nunmehr, wenn nicht erneut durch große Niederschläge eine Verschärfung der Wetterlage eintritt, glüdlicher weise behoben zu sein. Das Wasser ist nämlich in Magdeburg selbst in der legten Nacht um 3 3entimeter gefallen. Immer hin ist die Gesamtlage noch immer äußerst bebrohlich, und besonders

Branatenexplosion im Stadion.

Ein Arbeiter schwer verleht.

Ein schweres Explosionsunglüd ereignete fich heute früh im Stadion im Grunewald, wo zurzeit an einigen Stellen Erbarbeiten ausgeführt werden. Der 31jährige Arbeiter Alfred Lettow aus der Bismarckstraße 42 in Niederschönhausen stieß beim Braben auf eine Granate, bie explodierte und den Arbeiter so schwer verlegte, daß er durch die Stadionverwaltung in das Birchowkrantenhaus übergeführt werden mußte. Die sofort an­gestellten Ermittelungen ergaben, daß es sich bei dem Explosin­geschoß wahrscheinlich um eine Rebelbombe handelt. Die Arbeiten wurden unterbrochen und durch vorsichtige Untersuchung soll festgestellt werden, ob sich in dem Erdreich noch weitere Explosivgeschosse befinden.

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Den Schwiegersohn in der Notwehr erschossen. Gestern abend gegen 8 Uhr hat der 65jährige Altfiger August Kleinert, der in Berlin Rosenthal , Schönhauser Str. 75 mohnt, seinen auf demfelben Grundstüd wohnenden Schwiegerjohn, den 42 Jahre alten Landwirt Frig Rathenow erschossen. Rathenow lebte mit seinen Schwiegereltern und seiner Ehefrau gleich nach Beginn seiner Einheirat standig in Streit und soll seine Schwiegereltern sowohl wie auch seine Frau des öfteren geschlagen hoben. Am gestrigen Tage war es wieder zwischen ihm und seiner Frau zu Auseinandersetzungen gefommen, in beren Berlauf Rathe. now seine Frau würgte und auf sie einschlug. Als die junge Frau am Nachmittag sich auf dem Felde befand, machte Kleinert seinem Schwiegersohne Vorhaltungen, worauf dieser seinen Schwie gervater mit einem starten Knüppel bedrohte. In der Notwehr griff Kleinert in der Küche, wo sich die Scene abspielte, zu seinem Jagd gewehr und feuerte einen Schuß auf Rathenow ab. Die Kugel traf

aus den Dörfern und Gütern der Umgebung von Magdeburg laufen stündlich Schreckensnachrichten ein. Die Situation in und um Magde­ burg dürfte zur Stunde etwa die folgende sein. einigermaßen fennt, ist erstaunt and entfezt über die grundlegende Wer von Berlin und Magdeburg sich nähert und die Strece Veränderung der Landschaft in den Elbeniederungen. Wo sich früher üppig grünende fette Marschwiesen dehnten, sieht man heute eine endlose, unermeßliche Wasserwüste. Man fönnte wähnen, an einem uferlosen See zu stehen, wenn sich nicht hier und dort Bäume Breite von 5 kilometern erreicht. Das einzig Zuverläffige und Gehöfte aus dem Wasser erhöben. Die Elbe hat hier eine sind zurzeit noch die Bahndämme. Wenn auch die nicht mehr stand­halten sollten, ist Magdeburg vom Often isoliert. Ungemein ver heerend ist die Wirkung des Hochwassers im Magdeburger Stadtpark. Sämtliche Wege find überflutet. Das Gartenrestaurant Salzquelle ist vollständig unter Wasser gefeßt. Zum Teil liegt der steht halb unter Waffer und auch auf dem Flugplatz bilden sich große Spiegel des Wassers 1% Meter über dem Part. Der Ererzierplatz Wafferflächen. Die größte Gefahr hat man dadurch abgebogen, daß man das große Wehr bei Prehin öffnete, so daß fich ein großer Teil des Waffers in den Umflutkanal über Biederig nach Costau und dort wieder in die Elbe ergießt. Dadurch werden Magdeburg und Schönebeck vor den größten Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe geschützt. Die Gefahr, daß die Deiche aufweichen und das Wasser durchlaffen, ist noá feineswegs gebannt. Abgesehen von dem un­deffen Größe auf 50 000 Hektar geschätzt wird, durch die sich nieder­mittelbar vernichteten Erntevorräten ist das überflutete Gebiet, segenden Schlick- und Schlammaffen auf lange Zeit hinaus unfrucht­bar geworden. Es bedarf jahrelanger Arbeit, um das Verloren­gegangene wieder zu ersetzen.

Eine aufsehenerregende Mitteilung verbreitet das B. I." aus Magdeburg . Danach soll man in Jerichow , wo in einer Länge von 5000 Metern ein Deich überflutet ist, auf das rechtzeitige Ein­segen des seit Wochen zur Hilfe bereitstehenden Reichsbanners nicht den ausreichenden Wert gelegt haben, während sich die Technische Nothilfe außerstande erklärt hat, den Deich rechtzeitig zu erhöhen.

Reichs- und Landeshilfe für die Geschädigten. Wie im Preußischen Landtag, fo find jeht auch im Reichstag von jämtlichen Parteien Anträge eingegangen, um den vom Hochwasser Betroffenen zu Hilfe zu kommen.

Hohen- Neuendorf wieder unter Wasser.

In Hohen- Neuendorf steigt das Grundwasser wieder. Vermutlich steht diese neuerliche Steigung mit den dauernden Regen­fällen in Zusammenhang. In wenigen Wochen ist stellenweise in den Kellern das Wasser bis zu einem Meter hoch ge­it i egen. Das Pumpen hat wenig geholfen. Hatte man es geleert war, am andern Morgen stand schon wieder alles unter abends soweit geschafft, daß der Keller von dem, nassen Element Waffer. In den Kellern läßt sich daher überhaupt nichts mehr auf­bewahren. Sie bieten zum Teil, besonders in dem südöstlichen Bezirk der etwa 8000 Einwohner zählenden Ortschaft, ein Bild der gräßlichsten Verwüstung. Von den Wänden ist der Buzz ab­gebrödelt, die Balten faulen, sind zum Teil direkt perfault schon, ebenso die Dielen, so daß die darüberliegenden Wohnräume nicht mehr betreten werden können. In der Flora ft r. haben auf bau. polizeiliche Verfügung hin drei Wohnungen geräumt werden müffen, und zwar in den Häusern Nr. 10, 11 und 14. Hier 14. ist das Betreten der unteren Wohnräume mit Einsturzgefahr ver­bunden. Das Ausbeffern der Fußbodendielen hat nichts geholfen. Nach furzer Zeit waren auch die neuen Dielen wieder faul. In folgedeffen hat man sich große Mühe nicht mehr gegeben. Betritt man diefe Wohnungen, strömt einem ein morscher Geruch entgegen, an dem sich gleich erkennen läßt, daß Wasser in der Nähe iſt. Es biegt fich, als wenn man über eine Wiese mit Moorgrund geht. ist schon gefährlich, die Wohnungen zu betreten. Der Fußboden Auf verschiedenen Stellen sind die Die len durchgebrochen, so daß man in den Keller hinabfehen kann. Besonders mitgenommen sieht das Haus Florastraße 10 aus. Ein freundlicher Schupowacht­meister in Zivil, der die oberen Räume bewohnt und die Führung übernommen hat, bemerkt mit biffigem Humor, daß der Herr, der vor einigen Wochen hier noch gewohnt hat, des Nachts immer in feinem Keller geangelt hätte. In der Tat wäre das auch ganz gut gegangen, denn wo das Bett stand, befand sich ein solch großes In allen Räumen sind diese Löcher und die Stellen, auf die ber Loch in dem Fußboden, daß man bequem hindurchfriechen fann. Fuß nur noch mit Borsicht gestellt werden kann. Die Wände sind feucht und naß, und von der Dede tropft es.

Neun Jahre leidet Hohen- Neuendorf schon unter diesem Uebel. Die Provinz und der Kreis haben Mittel zur Beseitigung und für erlittenen Schaden hergegeben. Aber diese Summen reichen nicht aus, um die Grundwasserregulierung durchzuführen und den Schaden zu ersehen. Nach dem Voranschlag würde die Entwässerungsanlage etma 1 600 000 M. toften. In einem Teil der Straßen hat sich mit den bisher vorgenommenen Regulierungsarbeiten das llebel be­feitigen laffen. Die Häuser in der Berliner Straße leiden nicht mehr sehr darunter, wenngleich auch hier in einer Reihe von Kellern nochy Grundwasser vorhanden ist und nachfickert. Am schlimmsten find jetzt noch betroffen die Stolper Straße und die Floraftraße. Die Bewohner leben dort in dauernden Aengsten

Rathenow in den Kopf und tötete ihn auf der Stelle. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Friedhof gefchaft. Der Täter ist vorläufig in Haft genommen worden.

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Wiedereröffnung des Museums für Völkerkunde. Heute vor­mittag um 10 Uhr fand im Beisein der Vertreter der Stadt Berlin , der auswärtigen Mächte und der Länder und vor Vertretern der statt. Kultusminister Dr. Beder hielt die Eröffnungsrede. Wiffenfchaften die Wiedereröffnung des Museums für Völkerkunde banfte der Museumsleitung des Museums für die große Arbeit, die sie durch die Umgestaltung geleistet hat. Aus einem veralteten Bau ist ein modernes Museum geschaffen worden, das vor allem nach dem Prinzip der Uebersichtlichkeit geordnet ist. Man hat alle Objekte, die nur die wissenschaftliche Forschung intereffieren, aus der öffentlichen Schaufammlung entfernt, die jetzt ein flares Bild über die Entwid­lung der asiatischen, amerikanischen und erotischen Böller vermittelt. Nach Dr. Beder sprachen Oberbürgermeister Böß, Prof. Dr. Müller, der Leiter der asiatischen Abteilung des Bölferkundemuseums, und Prof. Dr. Thilenius als Vertreter der auswärtigen Museen für Bölferkunde. Der Madrigalchor sang am Schluß Wachet auf" aus dem britten Aft der Meistersinger". Ein Rundgang durch das Museum folgte.

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Zeugen gesucht! Am dritten Pfingstfeiertag( 25. Mai), abends fura nach 8 Uhr, wurde ein Arbeiter an der Prinzenallee( Ede Soldiner Straße) von einem Kraftwagen überfahren und schwer berlegt. Zeugen dieses Vorfalls werden dringend gebeten, ihre Adresse an Frau Kieper, Berlin- Johannisthal, Friedrichstr. 38, mitzuteilen.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

129.- 130. bt., Bankow. Heute Sonnabend 7% Uhr bei Dohnke, Wollantstraße wichtige Vorstandssigung mit den Abteilungsleitern. Alle Genossen müssen un­bedingt erscheinen.