2sr Termin des I. August 1926 naht heran. Was gedenkt die Reichsregler ung zu tun, und was sind ihre Absichten? Die Handelspolitik der bisherigen Negierungen kann nicht auf Erfolge zurückblicken. Ihre Ziel- richtung war verfehlt. Statt ckm Abbau der fremden und der eigenen Zollmauern zu arbeiten, hat sie zum Aufbau der Zoll- schranken beigetragen. Für die Zollnov-Ue war eine Mehrheit nur zustande gekomnien auf(Jjrund der Versicherung daß die niedrigen Getreidezollsätze zu dauernden gemacht werden, daß die Handelspolitik auf den Zollabbau gerichtet werden sollte. Ueber diese Bedingungen des Zustandekommens der Zoll- Mehrheit vom Jahre 1925 hat sich die amtliche Politik des Reiches hinweggesetzt. Sie zielt auf eine völlig neue hochschutzzöllnensche Handelspolitik ab. Der neue große Zolltarif liegt zwar nicht vor, dafür hat die" Re- gierung in den Handelsvertragsverhondlungen Tatsachen geschaffen, die als Ouvertüre zu einer Politik des l ü ck e n- losen Zolltarifcs gelten müssen. Sie hat in dem deutsch -schwedischcn Handelsvertrag ohne jede Not Getreidezollsätze hineingearbeitet, die gewaltig höher liegen als die Zollsätze, die bis zum 1. August 1926 in Geltung sind. Die Sätze sind erhöht worden für Roggen..... von 3,— Mar! auf 6,— Mark• Weizen....., S,60,, 6,50. Braugerste...., 8,—,, 5,—, Haier........ 3,—,, 6,— Diese Sätze liegen noch höher als die berüchtigten Agrar» zolle der Bülowfchen Handelsverträge. Diese neuen Sätze sind unter dem Druck der großagrarischen Interessenten hin- eingeschrieben worden. Sie sind die Vorbereitung darauf, daß die Großagrarier den Kampf um den lückenlosen Hoch- schutzzolltarif wieder aufnehmen wollen, und daß die Re- gierung ihnen nachzugeben gedenkt. Es stehen sich schroff gegenüber: die Sätze der Zolltarif- Novelle, die bis zum 1. August 1926 in Kraft sind, und die Zollsäge im deutsch -schwedischen Handelsvertrag, die Aufschluß geben über die zollpolitischen Absichten der Reichsregierung. Die Vorbedingung für die Kompromißmehrheit von 1925, daß die bis 1. August 1926 geltenden niedrigen Sätze zu dauernden gemacht werden sollen, und die Absicht der Reichs» regierung, zu erhöhten Getreidezöllen zurückzukehren. Die Interessentenpolitik der Großagrarier triumphiert. Der Hochschutzzoll für Getreide bedeutet eine Verschiebung der Eintommensverhältnisie der Bevölkerungsklasien zugunsten der Großagrarier, eine Steigerung des Einkommens der Großgrundbesitzer um den Preis der Schmälcrung des Real« einkommens der Arbeiterschaft, der Angestellten, der Beamten, der kleinen und mittleren Bauern. Es bringt eine neue gewaltige Schwächung der inneren Kaufkraft der Massen mit sich. Die Belastung für eine fünfköpfige Arbeiterfamilie durch die Hochschutzzölle wird auf 159 M. im Jahre berechnet. ■ Im Zeichen der Krise und der Arbeitslosigkeit bedeutet diese Schmälerung des Mafseneinkommens Erschwerung und Verlängerung der Krise. Die Interessentenpolitik führt tiefer in Krise und Arbeitslosigkeit hinein. In der Interessenten- Politik liegt der große politische Fehler, der die tiefe Ursache der Rot ist. Der Reichstag, der am 7. Dezember 1924 gewählt wurde, hat von den Wählern kein Mandat zur Einleitung einer Mchschutzzollpolitik. Die Zollmehrheit vom 12. August 1925 hat von ihren Wählern kein Mandat, über die Bedingungen hinaufzugehen, die damals das Kompromiß zwischen Zen- isuni» und Deutschnationalen ermöglichte. Die Reichsregierung hat selbst von der Zollmehrheit vom 12. August 1925 kein Mandat, eine völlig neue, auf die Vorbereitung eines lückenlosen Hochschutzzolltarifes gerichtete Handelspolitik zu treiben. Trotzdem betreibt die Reichsregierung unter dem Druck der großagrarischen Interessenten eine ausgesprochene Hoch- schutzzollpolitik. Das Volk leidet unter dem Druck eines schweren Krisen-
Hier unö öort. von Walker Hasenclever. Paris , im Juni. In Frankreich ist eine Schokoladenfabrik geschlossen worden. Das kommt vor. Streik. Entlassung. Der zähe Kampf um» tag. lich« Brot. Der alte Arbeiter Ernest Michel hat 34 Jahre in der Fabrik gearbeitet. Er ist müde uiid verbraucht. Der Streik ist beendet. Die Arbeiter kehren in die Fabrik zuzück. Auch Ernest Michel möchte wieder arbeiten, aber er kommt ein paar Tag« zu spät. Sein Posten ist besetzt. Man kann ihn nicht mehr gebrauchen. Der alle Mann läuft oerzweisel» durch alle Bureau». Wenn sie ihn nur als Packer anstellen oder als Boten! Er hat zu Hause eine Tochter. Di« Miete ist fällig. Wovon soll er leben? Bergebens. Ganz still geht er nach ijause, suhlt seine Füße, seine Hände, seinen krummen Rücken. Es muh etwa» geschehen. Der Streik hat die Wohnung leergesressen. Wo» nun? Er geht auf die Suche, verdingt sich al, Kohlenträger, Holzhacker . Aber die Kräfte wollen nicht mehr. Er ist ein alter Wann. Was hat es für einen Zweck, um Arbeit zu betteln, wenn man sich vom Lohn kaum satttlsen kann! Denn die Preis« steigen. Das Brot und die Milch werden immer teurer« Die Trohindustrie macht Riescngeschöste. Di« Börse plätschert im Schaum der Inslation. Minister und Geldleute treiben Kuhhandel. Täglich werden die Menschen ärmer. Don all diesen Dingen weih Ernest Michel nicht». Cr sieht nur: so geht e» nicht weiter. Es reicht noch gerode für einen Tag. Dann kommt das Elend. Er geht hin und hängt sich aus. Ein Esser weniger. So findet ihn seine Tochter, als sie abends von der Arbeit kommt. Und dann haben sie ihn begraben. Arbeiter sprachen an seinem Grab«. Am gleichen Tage, wie wir«rfabren, gab die Baronin Henri de Rothschild einen Tee. Es wurde Bridge und Mahjong gespielt. »Frankreich geht schweren Zeiten entgegen", lächelte die Baronin sorgenvoll, als sie hem bekannten Senator die frischen Walderdbeeren reichte.» »Wenn er nur hält!" dachta.in derselben Sekunde Ernest Michel, ok» er die Bank unter seinen Fühen wegstieß. So ist da» Leben. Wir wollen nichts hinzudichten.
»Jährt nach öer Süösee.� Der sunge Stuttgarter Bernhard Blume ermie» sich gestern mit seiner..sobrt nach der Süds««" ol» stark» dramatisch« Kraft, als ein Dichter, in dessen Adern Thbaterblut rollt und al» ein Airtuol«, der mit"Bübnenmitteln umzuspringen weiß. Die„Fabrt nach der Süds«?" ist ein lebeusheih«? Spiel von den primitiven Instinkten geknechteter und knechtender Menschen, die auf einem alten Kasten von Schiff nach Australien segeln. Im dumpfigen
jahres, unter entsetzlicher Arbeitslosigkeit. Ein Enqueteaus- schuß sucht nach den Fehlern der Wirtschost und der Wirt- jchaftspolitik. Der Grundfehler der Jnterefsentenpolitik gegen die Interessen des Volkes ober besteht fort. Dieser Grundfehler muß beseitigt werden. Die Absichten der Hochschutzzöllner fordern neue schwere Zollkämpfe heraus. Wollen die Interessenten den Hochschuhzoll, will die Reichs- regierung ihnen nachgeben, so mögen sie das Volk befragen. » Am Montag werden zwischen der Reichsregierung und den Parteien des Reichstags die abschließenden Verhandlungen über die Regelung der schwebenden Zollfragen stattfinden.
Zahlen zur Arbeitslosigkeit. 1,8 Millionen Hauptunterstützte.— Gcsamtbclastunq 1 200 Millionen Mark. Im Sozialpolitischen Ausschuß des Reichstages gab am Sonn- abend Reichsarbeitsminister Dr. Braun? nähere Aufklärung über den Stand der Erwerbslosenfürsorge. Mitte Juni 1926— 1,4 Millionen Hauptunterstützungsempsänger— kamen aus 1000 Einwohner in abgerundeten Zahlen im Reich 28, in Preußen 28, in Bayern 21, in Sachsen 40. in Württemberg 17, in Baden 30 und in Hetzen 37 Erwerbslose: in Berlin ist die entsprechende Zahl 48. in Ost- preußen 9, in Pommern 14, Provinz Sachsen 23, Westsalen 38. Die beiden stärksten Industriebezirk«, da» Land Sachsen und die Provinz Westfalen , sind also am stärk st en betroffen und erreichen in Sachsen weit über da» Doppelte, in Westfalen das Doppelte des Durchschnittssatzes für Reich und Preußen. Di« Ausgaben betrugen im Monat April für etwa IB Mil- lionen Hauptunterstützungsempsänger 113 Millionen. Hiervon werden etma 35 Millionen durch Beiträge(3 R-oz. der Lohnsummc je zur Halste nom Arbeitgeber und Arbeitnehmers aufgebracht. Etwa 80 Millionen fallen Reich, Ländern und Gemeinden zur Lost. Rechnet man mit den Zahlen des Wintere, oder den jetzigen Zahlen des Sommers und geht von dem Durchschnitt beider Zahlen als Jahreszahl aus, so ergibt sich eine Gesamtbelastung von rund 1200 Millionen Mark, von denen 400 Millionen durch Deiträg«, 800 Millionen durch das Reich, dl« Länder und Ge- meinden aufgebracht werden. Die Zahl derjenigen, die wegen zu langer Dauer der Erwerbslosigkeit nicht mehr unterstützt werden, der sogenannten„Ausgesteuerten", beträgt für Preußen 43 000. 186000 erhalten wemger als sechs Monate Unterstützung. Der Arbeitsminister teilte mit, daß die Fortführung der Kurzarbeiterunter st ützung beabsichtigt sei, dagegen habe die Reichsregierung die Absicht, ein« Höchstgrenze von 75 Proz. des Lohnes einzuführen, wegen der ungleichmäßig-n Auswirkung auf die einzelnen Lchnklatzen, aufgegeben.
Reif zur Auflösung. Aber die bayerischen Rechtsparteien vermeiden die LandtagsanflSsvng. ZNÜachen. 26. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Als vor einigen Wochen die bayerisch« Reaktion bei ihrem Berfuch, die Verfassung ihren politischen Plänen günstiger zu gestalten, im Landtag eine Niederlag« erlitt, droht« die Doyerische Dolkspartei aus Wut darüber öffentlich mit einer Londtagsauflösung. Von national- sozialistischer Seit« wurde dies« Drohung ernst genommen und der Antrag gestellt, der Landtag möge sich sofort selbst auf» lösen. Am Sonnabend kam nun dieser Antrag im Bersaffungs» ausschuß zur Entscheidung. Dabei stellte sich heraus, daß sämtliche chürgerlichen Parteien mit Ausnahme der Antragsteller vor einer Landtagsauflösung eine Mordsangst hoben. Sie lehnten deshalb gegen die Stimmen der Linken den Antrag glatt a b, trotz- dem sie anerkennen mußten, daß die Zusammensetzung des Bayerischen Landtag » in keiner Weise mehr dem Willen der Wählerschaft ent- spricht. Diese Tatsache geht mit aller Deutlichkeit aus folgenden Zahlen hervor: Bei der unter den Fanfaren des Hitler-Prozetzes sich voll- ziehenden Landtagswahl 1924 wurden für die Vereinigten
Schiffsbau stähnen hundert oerdreckte arme Seelen, die zur Der- bannung verurteilt sind. Zwei Lager stehen sich in grollendem Haß gegenüber: die Schisssmannschaft mit dem kalten Befehlsautomoten von Kapitän und die Masse der verkommenden Deportierten. Ihre Lebensgier wächst am Trieb zur jungen Maro, die sich der junge Offizier au» der Kerkergrust geholt hat. Empörung flammt aus und der Kapitän unterliegt. Aber dem wüsten Siegesfest der Deportierten macht ein fürchterlicher Seesturm ein schnelles Ende. Aus dem Freudentaumel werden ratlose Verzweiflung und hilfloser Jammer. Den übrig gebliebenen Schisfsosfizier, der eben noch zu Tode ge- peinigt werden sollte, betteln sie an, die Führung des Schiffes zu übernehmen. Wohin er sie steuert, ist gleich, ob in die Berbannung oder in die Freiheit, nur leben wollen sie. Dem Hot aber die Disziplin die Energie au » den Knochen gesogen. Erdenkt an sein« gemordeten Kameraden und springt ins Meer. Der Sturm zerbricht das sührer- lose Schiff. Das neroenoufpeitschende Drama hat manche Längen, aber dafür lebensstrotzende Gestallen von seltener Bildkrast und Buntheit. Der Regisseur Friedrich Neubauer, der die..Fahrt nach der Südsee" im Staatlichen Schiller. Theater inszeniert Hot, besitzt den Blick für grelle Wirkungen, der hier unerläßlich ist. Er Hot Szenen von erschütternder Grausigkeit geschassen. Unterstützt wurde er von einer Schar von Darstellern, di« oll« ihr Letztes her- gaben, um den erlebnishaften Eindruck zu vertiefen, allen voran Veit Harlan als junger Deportierter mit stammenden Idealen. Seine Verzweiflung, seine Hossnungslosigkeit. sein Jammern und sein immer wieder hervorbrechender Lebensdurst kamen aus über- strömendem Herzen und gingen zu Herzen. Heinrich Witte mar die Verkörperung eines seelenlosen Kapitäns mit dumpfer Energie.. Hann» Heinrich v. Twardowsky, Charlotte Schultz und Gad Shelaso hallen an dem starken Beifall eben- soll» Teil, der Dichter, Darsteller und Regitzeur vor die Rampe rief._(Ernst D c g n e r.
fimcrikanisihes Musitkabarett. Diese» also ist die ganz neue, ganz groß«, noch nie dagewesene Sensation de» berlinischen Sommer». Ist es eine? Hereinspaziert, hereinspaziert— ja klang es in den Zeitungen aus den Reklamerund- fahrten, in den Interviews. Der Jazz- König Whltman aus Amerika übertönte mit seinen« Orchester beinake die Fragen des Volksentscheid», der Fürstenobsindung, der Pälkerbundsoerhand- lungen, der Kapilaloerbrechen. de» Falles Hessing. Nun haben wir ihn gesehen und gehört, nun sind wir mit einem lachenden und einein weinenden Auge fortgegangen, im Herzen die Leere. Wa» war, was blieb? Ein musikalisches Kabarett. Der Jazz, von den Negern her nach Amerika gepflanzt, schnell im tänzerischen Europa heimisch, dringt langsam ,n die moderne Musik«in. Auch ernsteste Musiker können sich dem vitalen rhyth- mischen Schwung nicht entziehen, mutzen bekennen, daß im Schlag- zeug und Saxophon heimliche, unheimliche Stimmlauts-n der künst- serischen Erfindung lagern. Da» süblt keiner stärker als W h i t m a n, der ein gan.-.es Orchester sinfonisch für diese seltsame Kunst der Der- blüffung herstellt, erzieht, sührt. Ein dicker, freundlicher, nicht sehr beweglicher Mann, oft mit dem Taktstock, öfter mit einem Lächeln. einer Handbewegung, einem Wackeln der Schultern dirigierend.
Völkischen 512 000 Stimmen asigegesien, Bei Ben Reichsiagswohle-r am 7. Dezember 1924 erhielten dann die gleichen Völkischen nur noch 120 000 Stimmen, und für ihren Reichspräsident- schaftskandidatcn Lüdendorff in ganz Deutschland nur noch 28 000 Stimmen. Demgegenüber erzielte die S o z i a l�d e m o- krotischc Partei bei den Landtagswahlen 513 000 stimmen» bei den Reichstogsuxihlen aber schon 709 000 Stimmen. Stork ab- genommen haben auch die K o m m u n i st« n, die bei den Land- tagswahlen 257 000 Stimmen mustern konnten, die aber bei den Reichstagswohlen schon auf 173 000 Stimmen zusammengeschmolzen waren, um schließlich bei der Reichsprösidentenwohl für ihren Aandi» baten Thälmann nur 79 000 Stimmen zu erhalten. Dies« Zahlen dokumentieren also klar, daß der Bayerische Landtag reif zur Auslösung ist._ tzilfe für Äqulüationsgestbaüigte. Aber nur bei einem Schaden von über 200 000 Mark! Zu Beginn fitT Sonnabendsitzung des Reichshaushalts- a u s i ch u I i c» sprach der Abg. Dr. klöckner(Ztr.) im Namen sämtlicher Parteien dem Vorsitzenden des Haushaltsausschutzes, Genossen Heimann, zu seiner Ernennung als Ehrenbürger der Stadt Berlin di« besten Wünsche aus. Staatssekretär Fischer schloß sich den Worten des Abg. Klöckner namens der Reichs- regierung an. Zur Beratung stand der folgend« Antrag, die Reichsregierung zu ersuchen, Mittel bereitzustellen, um den Geschädigten, die einen entschädigungsfähigen Liquidationsschaden mit einem Grundbetrage von mehr als 200000 Reichsmark er- litten haben, und entwurzelt sind, über den Rahmen der Richtlinien für Wiederaufbaudarlehen hinaus Darlehen zum Zwecke des Wieder- aufbaues zu stellen, sosern dieser der deutschen Außenwirtschaft dient und ein besonders volkswirtschaftliches Interetze an ihm besteht. Der Antrag wurde von Vertretern aller bürgerlichen Parteien auf das Wärmste befürwortet. Es Handels sich hier um wirtschaftliche Fragen von größter Wichtigkeit. Der Antrag sei geeignet,«in Uli- recht gut zu machen, das den über 200 000 Mark Geschädigten dadurch zugefügt wird, daß sie für den 200 000 M. überschießenden Betrag kein« Entschädigung erhalten. Demgegenüber wiesen die Genossen Schirmer. Gräfe und Dr. Hertz mit dem größten Nachdruck daraus hin, daß die Sozialdemokratie zwar seinerzeit den Richtlinien für Wiederaufbaudarlehen zugestimmt habe, ober� unbedingt darauf dringen, müsse, daß dies« Richtlinien gleichmäßig bei ollen Geschädigten angewendet wurden. iHer aber soll eine kleine Gruppe, die' über 200 000 M. Geschädigten, also gerade die größten und von diesen wieder nur die Kolonia�eschädigten herausgehoben und günstiger als alle anderen gestellt werden. Ganz abgesehen davon s-i der Antrag so unklar und dehnbar gefaßt, daß sein« An- wendung zu neuen Üngerechtigteilen führen würde. Man könne der Verwaltung allein nicht das Recht geben, zu bestimmen, ob und wann ein besonderes volkswirtschaftliches Interetze vorliege oder nicht. Tis zu 200 000 Mark werden alle Geschadigten nach den gleichen Grund- sätzen behandelt. Es geschehe also den größten kein Unrecht. Die Gen. Schirmer und Hertz beantragen, im Auftrage der Regierung-- Parteien die Wort«„mit einem Grundbetrage von mehr als 200 000 Reichsmark" zu streichen. Dieser Antrag wurde abgelehnt und gegen die Stimmen der Linksparteien der Antrag in der oben mitgeteilten Form von den Regierungsparteien angenommen.
Ein nationalsozialistischer tzelü. Erst morden, dann ausrücke«! Wien . 26. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Vor einigen Monaten wurde der Hakenkreuzler Roland Steingruber zu einem Jahr Kerker verurteilt, weil er den Uebersall auf den Obmann des Republikanischen Schutzbund «» in Mädling, den Genossen Müller, organisiert hatte, der dabei bestialisch ermordet worden war. Steingruber, dem vom Gericht Strafaufschub zugebilligt worden war, hat seine Strafe bis jetzt nicht angetreten, sondern ist flüchtig geworden. Im hauptousschuh des Landtages wurde am Sonnabend de?- Gesegentwurf über die Ulbert ragung de» staatlichen Bergwerksbesitzes an die Preußag angenommen, ferner ein Gesetzentwurf, der eiüen Staatskredit von 30 Millionen für die staatlichen Bergwerk« anfordert, von denen 4,5 Millionen der Preußag, 12.5 Millionen der Hibernia und 12 Millionen der Aktiengesellschaft Recklinghousen zustießen sollen. i BEE-g Links Streichorchester, recht» Jazzmusik, in der Mitte zwei Pianisten. deren Namen strahlend genannt werden sollten. Sie sind äußerlich und innerlich das Zentrum der musikalischen Erregung. Wir sind in Amerika . Blaues, gelbes, rotes Licht, tiefe Dunkelheit, blutroter Horizont mit silhouettenhastev Umrissen der Spieler. Stimmung sür einen Film. Mit einer Bravour, die ohne gleichen Ist, blasen hier die gestopften Hörner, Posaunen, bringt das Saxophon gleitende, flüsternde, schimpfende, brummende, lustig unanständige Skalen, diskret wird eine Pauk« und ein Banjo, ein Glockenspiel und ein Becken bedient. Das olle» sind Künstler ihre» Faches, spezifisch in ihren Temperamenten und Ausdrucksnuancen. Diese Jozzkompo- nente für sich ist bravourös, herrlich. Mit dem Streichkörper zu- lammen, bei ernst-elegischer Musik stört sie. Zwischen Sinfonie und Tqnz wird bier eine Scheinbrücke geschlagen. Und da» Interetze tzumpst selbst gegenüber besonderen Reizen des Zusammen- und Gegenklangs bald ab. Bekannte Schlager werden in dieser Bear- beitung ihre« hüpienden, packenden, schwebenden Reizes entkleidet, wcnn Takte für Schlagzeug eingeschaltet, wenn Perioden mit der Zeitlupe gespielt, andere heruntergerast werden. Das ist Spielerei. nicht Kunst. Dann aber treten Solisten auf. Drei lunge Leine sinken mit den Gleittönen des Saxophons, hinauf und hinunter, ein Geiger springt mit Bogen und Instrument um. wie andere Akro- baten mit Fangbällen, au» einer Luftpumpe pumpt er ein richtig«, Lied: eine Jo»zposaune meckert, den Hut vor die Ocssnung gehalten, wie ein Wockelgrei», der da» Sprechen verlernt hat, eine andere wie ein ungezogene», strampelnde» Kind,«in» Vahtuba und ein Kontrasagolt scheinen Elesantenrachen zu haben. Da» schlägt ein, reizt zum Lochen, stimmt fröhlich. Da» Gesamtorchester kann in seiner eigentlichen Aufgabe, tänzerisch anzuregen und zugleich mnsikolisch wertvoll zu bleiben, die beiden Klavierspieler In ihren Solopartien nicht übertreffen. Es ist ein Kompromiß zwischen Kunst und Spielerei, Sinfonie und Kabarett, der in Deutschland , dem Land der ernsten Musik, unerträglich wird. Da» Handwerkliäie ist bis zur Vollendung gediehen. Bewunderung oerdient, tiefsten Respekt, was W h i t m a n hier geleistet hat. Nun sollen Musiker kommen, um bei Vertonung eigener Ideen, von Volksliedern und Tanzen diese» instrumental 5)andm«rkliche auszunutzen. Whitmans Truppe, im Humoristischen zündend. Ist eine Vorbereitung sür deutsche Iozzkiinst, die einen Aufstieg oder dos Ende aller ernsten Musik bedeutet.__ Kurt Singer . Schloß der Internationalen Schauspielerkonferenz. Nachdem di« Internationale Union der Schauspieler gegründcb worden war. blieb am letzten Tage noch die Verbandlung reiner Kunst- und Theaterkulturfragen übrig. F i r m i n G rem! er, der heute kein Arbeitnehmer al» Bühnenkünstler, sondern ein Theater- dlrektor tzt�der ober immer wieder betont, daß sein Herz für die Sache der Schauspieler schlägt, kam. um für den Vlan seine, Welt- t h e a t« r» die Hilfe der Internationalen Union zu erbitten. R i ck« l t formulierte die Kremier angebotene Mithilfe dahin, daß Gremier beaufiragt' wird, sich in Paris für den Frühling des kom, inenden Jahres zwei Theater zu sichern. Dort iberdsn Franzosen. Deutsche und Rotzen ihre Kunst zeigen, mehrere Wochen long, so hofst man.— Emil Lind sprach über das Problein'der modernen Regie. Cr faßt« feine Aufgaben psychologisch und historisch auf und charakterisierte den Gegensatz zwischen jenin