Einzelbild herunterladen
 

Conntag

27. Juni 1926

Aus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

Das schwarze Geschlecht."

( Capitol.)

Der Titel verheißt nicht zu viel Dies wirftich bas schwarze Afrifa mit seinem Gewinniel von Rassen, mit seiner lauten Fröhlich feit und Tanzluft, mit seinen Wüsten und Urwäldern, mit dem Ge brüll der Löwen   und der trägen Dumpfheit der Krokodile, mit tausend bekannten und ebensoviel neuen Eindrücken und Abenteuern, Es ist ein großes Märchenbuch, das dieser Expeditionsbericht vor uns aufschlägt. Ein franzöfifcher Automobilindustrieller Citroën  hatte sich seit 1923 in den Kopf gelegt, mit Automobilen den schwar. zen Erdteil zu durchqueren, und nach mancherlei Bersuchen begann die Fahrt mit acht Automobilen im März 1924 und erreichte wie vorgesehen nach achtmenatiger Fahrt von Süd- Algier aus, quer durch Mittel- und Ostafrika  , den Indischen Ozean gegenüber Mada. gastar. An 20 000 Rilometer waren zurückgelegt, ein ganzer Erd­teil ohne Wege war vom Automobil erobert worden. Der Film schildert all die Abenteuer und Gefahren, die die Automobiltolonne zu bestehen hatte. Sunächst ging es durch die Wüste Sahara   nach dem Nigerfluß, von hier aus zum Tschadsee, dann zur englisch­ägyptischen Grenze nach Darfur  , dann nach Süden unter zahllojen Flußübergängen zum belgischen Kongo   und Albertsee. Dann wird Ostafrita durchquert und endlich die Rüfte erreicht. Es ist beinahe des Guten zuviel, was bier Den Land und Leuten gezeigt wird. In der fengenden Wüfte tünden borrende Stelette von den Gefahren der Passage, am Tschadsee erleben wir Reiterparaden, die durchaus an die Kreuzfahrerzeiten erinnern. Dann tommen die Clous jedes Afritafilms; Löwen   und Nilpferdjagden mit Wüstenbränden und immer wieder Feste und Länge der Eingeborenen, die alle geborene Filmdarsteller zu sein scheinen. So natürlich, mil soviel Anmut und Rhythmus bewegen fle fich müsante Episoden und nette fleine Genrebilder schieben sich ein. Da ist eine Gerichtsszene, bei der die Schwarzen ciceronische Beredsamkeit an Mienen und Gesten entwickeln. Da find entzüdende Bilder von der Dressur junger Elefanten, ble brabilole Telegraphie Afiens und Afritas, ber Bubu Gudu wird er unjeren Augen in Sjene gelegt. Auf den großen hohlen Holzsollndern tremmelt ber dazu bestellte Mann. 3m nád ften Dorf nimmt sein Kollege es auf und so geht es mellenwelt fort. Etwas ganz Besonderes hat der Film mit der Aufnahme der Byg­mäen geleistet, bie vielleicht ein Rest der afrikanischen Urbe völkerung im tiefften Urwald ein ganz primitives Leben führen. Sie nehmen sich wirklich als Swerge und feltfame Refte einer längst ausgestorbenen Welt neben den Regern und den Europäern aus. Wiederholt merden Empfänge durch ganze Negerdörfer oder durch Häuptlinge vorgeführt, immer sind die Reger luftig, zutunlich und tanzfroh, und auch die Bisiten in den Harems der Häuptlinge, die manchmal bis zu 100 Frauen zählen, find nicht ohne Interesse. Zahllose ethnographische Ruriofa werden nebenbei gezeigt, Frauen, die statt aller Bekleidung hinten ein Schwänzchen tragen, die wunder. bar frisierten Mangbettufrauen oder gar die Sara- Massa- Frauen, die in Ober- und Unterlippe große Holz oder Metallteller tragen und taum noch menschlichen Wesen gleichen. Aber es würde zu weit führen, die Fälle der Eindrüde festhalten zu wollen. Es ist ein Film von unermeßlicher Weite, der immer Neues vermittelt, aber natür. lich vieles nicht vertiefen tonn, weil die Reise immer weiter geht und weil man von den vielen Taufenden Metern Aufnahme boch D. mur ein paar zeigen kann.

-

Ein Schritt vom Wege. ( Primus- Palaft.)

Die Frau des Bogers Dempfen spielt die Hauptrolle. Sie ist die Frau eines reichen Kaufmanns, hört auf den Namen Beatrice und hat außerdem ein Verhältnis mit einem unbeschäftigten jungen Mann, der in den Berdacht gerät, einen wertvollen Diamanten ge­stohlen zu haben. Der Dieb ist aber Robert Blad, der Freund des jungen Mannes und ein echt amerikanischer Filmintrigant mit einem Schwarzen Verführerbärtchen. Und damit nicht genug, Blad stiehlt auch die Liebesbriefe, die Beatrice an ihren Geliebten geschrieben hat, gerade in dem Augenblick, als dieser das Zimmer betritt und auch Beatrice sich dort aufhält. Die natürliche Folge ist ein Bormatch zwischen den beiden Herren, aber Black erschießt noch obendrein den Freund. In den Verdacht der Tat gerät der Ehemann, der gerade in diesem Augenblid, allerhand Böses ahnend das Hotelzimmer be­tritt. Und dann wird es ganz schlimm, die unwahrscheinlichkeit feiert Triumphe, die Zufälle häufen sich. Jedenfalls ist die Gerechtig feit lobenswert, der Ehemann tommt frei, der Mörder stirbt auf der Flucht. Am Schluß Familienidyll vor traulichem Ramin unter weitgehendster Anwendung von Edelmut. Kein Mensch wird nun behaupten wollen, Estelle Taylor Dempfen sei eine große Schauspielerin. Die junge Dame fieht sehr nett aus, und verfügt über einen zudrigen Augenauffchlag mit bazu gehörigem Blid, aber spielen tann sie nicht. Hin und wieder gelingt ihr Schred oder Schmerz, damit ist das Register erschöpft. Die törperliche Aus­brudsfähigkeit einer Tolmadge oder Pickford besißt sie nicht, hingegen bat fie scheinbar eine große Liebe für Pofen, die der Regiffeur Howard Mitchell noch unterstreicht. Ueberhaupt wird in diesem Film alles in Sperrbrud gegeben. Schon das Szenenbild ist von etwas progiger Anmaßung. Diese überluguriösen Zimmer fallen allmählich auf die Nerven. Marmorftatuen erübrigen sich, besonders wenn sie den Hintergrund zerreißen, und die Umrißlinien der Menschen nicht scharf hervortreten lassen. Man kann auch durch andere szenischen Mittel Reichtum andeuten. Der Regisseur betont Daneben wenig die schauspielerische Leistung. Philo Mc. Cullough als Gentlemenverbrecher und Berführer stilisiert sich auf Menjou, ohne dessen Selbstverständlichkeit zu erreichen, die anderen geben mehr oder minder gute Typen, nur der Ehemann Standings über. ragt das Niveau durch gebändigtes Spiel und Ausbruchstraft der Geste. F. S.

EME

KA

ONZERT

Achtung!

Dienstag, 29. Juni 1926

Uraufführung

des neuen Emelka- Bayernfilms

Wir sind vom K. und R

Infanterie- Regiment

Regie: Richard Oswald  

nolong mit

Mary Kid  , Colette Brettl, Grit Haid  , Camilla Spira  , Mira Hildebrandt, Paul Heidemann  , Fritz Spira  , Hans Albers  , Fritz Bendow, Fritz Kam­ pers  , Hans Brausewetter   usw. usw.

Musik: Hans May  

Bellage des Vorwärts

Heimliche Sünder."

( Alhambra, Kurfürstendamm  .)

Auf das Sommerprogramm seẞt man für gewöhnlich keine zu großen Hoffnungen. Darum joll man mit Freuden davon berichten, wenn mal eine nette, leichte Sache heraustommt. Und befömmliche Roft ist der Emelta- Film Heimliche Sünder", bei dem Franz Seig die Regie führte. Der Film spielt in einer Rieinstadt, wo Klatsch, Tratsch und Aufregungen mancher Art die moralisch stickige Luft des felbstgerechten Spießbürgertums in Schwingungen bringen. Der Hausherr liest gern unmoralische Bücher, seine Gattin ist die tampf­bereite Präsidentin des Sittlichkeitsvereins, der Echwiegerjohn hatte ein Berhältnis mit einer Tänzerin und die wohlbehütete Tochter bringt sich aus der Pension einen Verlobten mit heim, der Verfasser anstößiger Bücher ist. Das wirbelt alles bunt durcheinander; da­zwischen tauchen sogar Gespenster   auf. Die Darsteller sind von der erften bis zur legten Szene allesamt guter Laune, so Margarethe Rupfer als robuste Sittlichkeitsfanatiterin, Mary Kid   als leicht­lebige Tänzerin und Dorothea Wied, ein Neuling, als sympathisches, balbflügges Menschenkind. Die männlichen Rollen waren durch felig Gluth, Hans Leibelt   und Bictor Colani portrefflich befeßt. Die gute Aufnahme des Films bei der Premiere ift ficher maßgebend für seinen weiteren Erfolg.

e. b.

Filmfongres in Paris  , le bie franzöfifchen Blätter melden, wird der Gumtongres in Baris in der Zeit vom 27. September bis einschließlich 3. Oktober stattfinden. Bisher haben 20 Länder die Einladung angenommen, auch deren Regierungen werden Vertreter entfenden. Es find Tagungen der Produzenten, der Verleiher, der Rinobefizer, der Regiffeure und der Stars geplant. Unter den Broblemen, bie zur Berbandlung tommen sollen, befinden sich einige febr intereffante. Der Jugendschug" wird einen breiten Raum in ben Erörterungen einnehmen; auch ein Bortrag Der Film als Friedensbringer" ist angemeldet. Mehrere Nationen haben Beschwerdeschriften überreicht, in denen darauf bingewiesen wird, dah Filme, be in thren Gebieten Iptelen, zumeift ein ganz falsches Bilbon Charakter der Bevölkerung geben.

Det hedholowafischen Senter wurden im Jahre 1925 1861 Filme gegen 1463 im Borjahre eingereicht. Davon wurden 809 als zur Borführung vor Erwachsenen geeignet befunden, 719 auch für Jugendliche freigegeben und 33 verboten. Bon den ver botenen Filmen find 14 deutschen, 13 ameritanijchen und 1 russischen Ursprungs. Bon den freigegebenen Filmen stammen 777 aus Amerita, 282 aus Deutschland  , 209 aus der Tschechoslowatet, 200 aus Frantreich, 27 aus Desterreich, je 17 aus Italien   und Schweden  , 15 aus England und 14 aus Dänemart. Drei Filme wurden in Balästina hergestellt. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Import an amerikanischen   Filmen um 57, an deutschen   um 79 gestiegen; einen starten Rückgang zeigen französische und italienische Filme. Die tschechoslowakische Eigenproduktion erhöhte sich um 23 Filme.

Sport.

Eröffnung der Rüff- Arena.

In ben geftrigen Spätnachmittagsstunden hat nun die Rütt Arena, als deren Leiter Weltmeister Walter Rütt   zeichnet, die Pforten geöffnet, um eine Aussiebung der zahlreich abgegebenen Meldungen der Amateure vorzunehmen. Am heutigen Sonn tag selbst, werden die eigentliche feierliche Eröffnung, die der Bund Deutscher Radfahrer übernommen hat, und die End­läufe vor sich gehen. Zu den gestrigen Borrennen fanden sich einige Tausend Buschauer ein, die mit großem Interesse den Verlauf der Ausscheidungsrennen verfolgten. Erwähnt sei noch, daß die Bahn neben der Berliner   Fahne vielfach das Schwarzrotgoldene Tuch zeigte. Der Rennbeginn für Sonn­tag ist auf 4 hi angelegt.

Resultate: 1 Rm. Baumeisterschaft.

$

7 Vorläufe,

1 Hoffnungslauf. Qualifiziert für den heutigen Endlauf: Blanke  , Mühlbach, Graue, Mar. 25 Km.­Baumeisterschaft. 3 Vorläufe. Qualifiziert sind für den heutigen Endlauf: D. Blant, Donath, Falschild, Bonn  . Naft, B. Badebusch, Petermann, Fliegel, Eggert, Schuffenhauer, Beinert, Mühlbach, Kühl, Krehn, Engelmann, H. Backebusch, Spridel.( Graue defekt, Wette gestürzt). 2000 Meter Einweihungs Handicap. 4 Vorläufe: ür den heutigen Endlauf qualifiziert: Fliegel, Petermann, Balfe, Donath, W. Pacebusch, R. Lehmann, Beinert, Immhof, D. Blant, Neumann, Eggert, Bonn  , Falschild, Müller, Mühlbach, Schleusener. Ausscheidungsrennen für Junioren waren: 2 Borläufe. Qualifiziert für den heutigen Endlauf: Weichs­ner, Fliegel, Bonn  , Hahn, Beinert, Neumann, Ulig, Sparmann, Schleusener, Grünsch

"

Das erste Berufsfahrerrennen auf der Rüff- Arena findet, wie wir bereits mitteilten, am fommenden Mittwoch in Gestalt eines Abendrennens bei elettrischer Beleuchtung 16 riefige Bogenlampen werden die Fabrfläche taghell erleuchten statt und bringt als Hauptnummer des Programms ein 100 Rilometer Mannschaftsrennen nach Sechstage­art, für das eine erstklassige Belegung vorgesehen ist. Als erster wurde der lange Lorena berpflichtet, dar sich zurzeit in Höchftform befindet, wie fein letter Sieg im Mannschaftsrennen in Breslau   mit dem Franzosen  Bailltes bemtes. Auch der Pariser   wird voraussichtlich mit von der Bartie sein. Dagegen nimmt das famose Straßenfahrerpaar Koch Miethe bestimmt an dem Rennen teil, ebenso wie ibre Stellegen Huschte- Dstar. Tieb, deren Partner allerdings noch nicht befannt sind, während die beiden schnellen Flieger Hahn und Schrage auf eigenen Wunsch zusammenfahren. Mit weiteren guten deutschen   Spezialisten für Mannschaftsrennen sowie mit starken ausländischen Fahrern schweben Verhandlungen. Für die Amateur- Rennen liegen bereits zablreiche Meldungen der Berliner   Bundes. Amateure vor. Die Eintrittspreise sind durchweg sehr niedrig gehalten. Der Vorverkauf beginnt am Montag.

WH.WITTIG

ENVER BEY

Fabelhaft

ENVER BEV

Jabelhaft 31

gn Qualität konkurrenzlos