Die Opfer der Krise.
Herriot und Poincaré enttäuschten. Paris , 27. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Frankreich hat seit einigen Tagen wieder eine Regierung. Die Krise dauert trotzdem an, und noch nie hat man in den politischen Kreisen unmittelbar nach der Bildung einer neuen Regierung so start wie jetzt das Gefühl gehabt, daß in Wirklichkeit gar nichts ge1 öſt" ist.
Schwerer als in der jüngsten Krise sind die verschiedenen Parteien noch nie in ihrer traditionellen Beschaulichkeit erschüttert worden, und schroffer haben die Ergebnisse der Krise noch nie den Hoffnungen widersprochen, die bei ihrem Ausbruch sowohl bei der einen als bei der anderen Seite bestanden haben. In allen Lagern gibt es Enttäuschte! Die Linke wie die Rechte hat moralische Schläge erlitten. Sie finden ihr Echo in den Kommentaren der Presse, die auf der einen Seite das Verhalten Herriots, auf der anderen Seite die Haltung Poincarés hervorgerufen haben. Die Rolle Herriots, des früheren Ministerpräsidenten, während seiner Verhandlungen zur Regierungsbildung war zweifellos wenig zufriedenstellend. Er hat es nicht gewagt, eine reine Linksregierung zu bilden, wie es ihm von seinen engeren Freunden, dem früheren Innenminister Chautemps und dem früheren Minister der öffentlichen Arbeiten, Betral, dringend geraten worden war. Das wird ihm von denjenigen Radikalsozialisten zum bitteren Borwurf gemacht, die troß der Weigerung der Sozialisten, in ein Kabinett Herriot einzutreten, eine ausgesprochene Rartellregierung für existenzfähig halten. Mehr noch hat sich Herriot dadurch ge: schadet, daß er einen Augenblick ernsthaft daran dachte, sich selbst an Poincaré mit der Aufforderung zur Mitarbeit zu wenden. Er hat später zwar auf diesen Appell verzichtet, statt dessen aber mit dem früheren Generalberichterstatter der Kammer des bloc national, Bokanowsky, und mit den nicht minder nationalistischen, wenn auch in der Finanzfrage selbständig orientierten Herren Pietri und Robiers verhandelt. Schließlich wandte er sich sogar an das Mitglied der nationalistischen Christlichsozialen, Champetier de Ribes, und schien bereit, ein Mischmasch- Kabinett zu bilden, dessen Programm mit dem Ergebnis des 11. Mai 1924 nur schwer hätte übereinstimmen fönnen. Allgemein herrscht unter diesen Umständen das Empfinden, daß der persönlich sehr sympathische Mann, zu dem nicht nur die Bürgerlich Radikalen, sondern auch fast alle sozialistischen Elemente Vertrauen hatten, sich in der außerordentlichen Situation, in der Frankreich steht, als unentschieden und mutlos gezeigt hat. Herrioi selbst fühlt das, und nicht umsonst hat er entgegen allen bisherigen Gepflogenheiten am Tage, nachdem er den Auftrag zur Regierungsbildung zurückgab, im Quotidien" eine zwei Spalten lange Recht fertigung veröffentlicht. Einstweilen steht trotzdem fest, daß Herriot an Autorität und Vertrauen viel eingebüßt hat, und um das verlorene Terrain wiederzugewinnen, wird er sowohl innerhalb als außerhalb feiner eigenen Reihen zweifellos einen harten Kampf führen müssen.
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Wenn die Rechtsparteien, die sehr genau wissen, was sich hinter den Kulissen abgespielt hat, den Fall Herriot" nicht stärfer cus schlachten, so hat das vor allem feine Irsache darin, daß auch sie, wie man hier zu sagen pflegt, einen Toten im Hause haben". Poincaré , in dem sich alle Tugenden, auf die der bloc national bisher stolz zu sein schien, immer noch am stärksten verkörperten, hat Dom Standpunkt der Rechten aus jämmerlich versagt. Was für ein Jubel ging durch die Spalten der Rechtspresse, als nach dem Verzicht Herriots Briand dem ehemaligen Präsidenten der Republik das Finanzportefeuille übertragen wurde. Jetzt mußte doch endlich das Bertrauen", dessen Wiederherstellung vom bloc national seit Jahr und Tag als einzige Bedingung für eine schnelle Gefundung der französischen Finanzen hingestellt wurde, geradezu Dzeanweise über das Land kommen, und da Poincaré feine ministerielle Karriere vor etwa 30 Jahren als Finanzminister begonnen hatte, ihm also niemand weder. fachmännische Kenntnisse noch persönliche Unabhängigkeit von den Großbanten bestreiten fonnte, gab es sogar in den Linksparteien Elemente, die sich bereit zeigten, eine wohlwollende, abwartende Stellung einem Kabinett mit Poincaré gegenüber einzunehmen. Hätte Poincaré von vornherein das Angebot Briands abgelehnt, so wäre auch das schon für die Recht: eine Enttäuschung gewefen. Aber er erbat sich Bedenkzeit, ließ sich von dem zurückgetretenen Finanzminister die geheimen Aften zeigen, fuhr wieder zum Quai d'Orsay zurüd und erklärte Briand : Bitte nicht, aber für jedes andere Portefeuille stehe ich zur Verfügung." Wie ein Donnerschlag wirkte diese Nachricht auf die Parteien des bloc national. Sie waren sich sofort im flaren darüber, daß Poincaré des mangelnden Mutes zu zeihen ist und diese nicht zu widerlegende Beschuldigung schließlich am bloc national hängen bleiben würde. Auch Poincaré hat unter diesen Umständen genau wie Herriot es für notwendig gehalten, sofort vor der Deffentlichkeit
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sein Verhalten zu rechtfertigen.
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Aber dem ehemaligen Präsidenten des bloc national ist es ebensowenig gelungen, den Eindruck zu zerstören, den sein Verhalten hervorgerufen hat, wie dem Präsidenten der Linkskammer. 3wei Großfapitäne über Bord" tönnte der Zuschauer rufen, ohne daß er dabei zu vergessen brauchte, daß in Frankreich die Wiederauferstehung zur Tradition gehört, wie das u. a. erst jetzt wieder der Fall Caillaug beweist.
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Bon Belden aus, wohin uns deutschösterreichische Gastlichkeit lud, fährt der Trupp Berliner Journalisten hinauf zum Faaker See , einem lieblichen Platz echt Kärntner Landschaft: Dicht um den See liegen grüne Hügel, wenige Stunden nur sind es zu dem trokigen Felsstock des Mittagskogels, der sich hoch aus den übrigen Karawanken heraushebt und die ganze Landschaft beherrscht. An diesem Plag Ledenizen heißt der Ort hat die Kärntner Landesregierung unter tätiger Mitarbeit des auch vielen Berlinern befannten Genossen und Landesrats Lagger ein Haus gepachtet, das, um bald seinem Zwecke dienen zu können, in aller Eile zu einem Kinderheim hergerichtet wurde. Wie groß ist die Freude, als wir hier fünfzig fröhlich lärmende, singende und spielende kinder unverfälschter Berliner Art treffen. Die Kärntner haben mit der Stadt Berlin unter Mitwirkung des preußischen Wohlfahrts ministers ein Abkommen getroffen, wonach das Heim gepachtet wurde, um hier in der frischen alpinen Luft kränklichen und schwachen Berliner Jugendamt, dessen Leitung der Genoffin Wurm untersteht, Kindern aus dem Norden einen Erholungsaufenthalt zu schaffen. Das hat die Kinder ausgewählt. Arbeiter, Angestellte, Raufleute, Beamte find die Mütter dieser Buben und Mädels, die jetzt die Höhensonne und die Alpenluft der Berge in ihre jungen Körper aufnehmen, die mit der ganzen unbewußt- fröhlichen Selbstverständlichkeit die Schön. heit dieses Landes in vollen Zügen genießen, und die mir jeßt, wohl über hundert Meilen fern der gemeinsamen Heimat, treffen. Für viele, besonders unter den Jungen, war die Fahrt teine leichte Sache, obwohl viel Borsorge dagegen getroffen war, daß 23. Juni) haben genügt, um die ganze Frische der Bergluft und der niemand schlapp macht. Aber schon die wenigen Tage( vom 20. bis Bergsonne in die Kinderherzen hineinzuzaubern. Sie find quietschfibel, die Rangen, geben auf alle Fragen Auskunft. Und so hört man, daß sie sich hier recht wohl fühlen, daß sie den lärmenden Summs der Großstadt mit ihren Autos und Straßenbahnen gern hinter sich liegen laffen, daß sie am Bach spielen und sich hummeln unter der Aufsicht der Pflegerinnen, die mit Gefang und Lautenspiel die Fröhlichkeit wachhalten. Da sind Kinder aus Karlshorst und aus Neukölln; wohl alle fühlen sich frei und unbändig, nachdem die düsteren Mietstafernen des Berliner Südwestens, Südostens, Oftens und Nordens fie für ein Böllchen unter dem Geträller rasch erlernter Alpenlieder hier in paar Wochen losgelassen haben. Wenn man so sieht, wie dieses lustige freier Natur gefunden, so kann man nur wünschen, daß recht, recht viele von ihnen hinauswachsen aus der tönenden Enge der Großstadt in die Stille und Freundlichkeit dieser gefunden Alpenstriche. Es geht ihnen gut, den Rangen, wenn auch das Heim noch erst provisorisch hergerichet ist und des Ausbaues bedarf. Saubere Betten, ein freundlicher Speiseraum, Garten dabei und die ganze bunte Bewegtheit der Alpenlandschaft ringsum das schafft schon Gemütlichkeit. Für Krankheitsfälle hat man eigene Krankenzimmer eingerichtet, wo die Kleinen ihre Pflege haben. Schleppt doch so manches von ihnen die vernachläffigten Reime chronischer Leiden mit sich, um die sich die Angehörigen nicht fümmerten oder aus Armut nicht fümmern konnten. Für diese Fälle ist aber gut vorgesorgt, und das heilende Klima des Hochlandes wird das Seine dazu tun, um den Weg zur Gefundung abzufürzen. Glücklicherweise sind es nur ganz wenige, die durch plötzlich auftretende Erkrankung ans Bett gefeffelt wurden. Alle aber grüßen die Heimat, obwohl sie versichern, daß sie nicht das geringfte Heimweh haben. Als Gegenleistung für Kärntner Gastlichkeit hat die Stadt Berlin eine Anzahl von Plätzen in ihren Heimen an der Ostsee für solche Kinder dieses Landes freigemacht, die zur Heilung der Seeluft bedürfen. So kommt die Jugend der Spree an die befonnten Teile Kärntens , und die Kinder der Berge werden das Meer rauschen hören und in seinen Wellen toben: Ein schönes Werk sozialer Hilfe, die feine Landesgrenzen fennt und in die frischen Kinderfeelen den köstlichen Samen gegenseitigen Verstehens legt. Vielleicht hoffen auch sie bald mit uns Großen, daß die Lande an Donau und Drau und die vom Rheine bis nach Ostpreußen nicht mehr lange von fünft lich erhaltenen Grenzschranken getrennt bleiben und daß die Ver: einigung, nach der die Bölker gleicher Sprache streben, in naher Butunft Tatsache wird.
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Die letzten Plädoyers im Kutisker- Prozeß. Mittwoch Urteilsverkündung.
In langer Reihe folgten gestern die Reden der Berteidiges. 1. a. behauptete Rechtsanwalt Dr. Nübell, er habe nicht den Eindruck, daß Kutister der Betrüger sei, als der er bezeichnet werde. Er sei wohl ein wilder Spekulant und Händler, auch sei er fein Kaufmann und fein Bankier im üblichen Sinne gewesen. Der einzige Vorwurf, der ihm zu machen sei, fei der, daß er leichtfertig Kredite Der Berlust, den diese gehabt hat, betrage auch nicht 14, sondern nur genommen habe, die die Staatsbant ihm leichtfertig gegeben habe. 6 Millionen Mart. Schärfer geht der Verteidiger des Angeklagten Blau und Alexander Kutisters, R.-A. Dr. Pindar, mit der Staatsbank ins Gericht. Er bezeichnet das Verhalten ihrer Direktoren als unerhört und lächerlich. Sie haben gewissermaßen einem her gelaufenen Ausländer 14 Millionen vor die Füße geworfen. Diese Leute sind nicht getäuscht worden. Sie müssen irgendwie stark be: einflußt, fie müssen bestochen worden sein. Wenn ich Staatsanwalt wäre," meinte der Berteidiger, hätte ich sie wegen Untreue und wegen passiver Bestechung, Kutister aber wegen aftiver unter Anflage gestellt. Das Gericht hat ihnen aber geglaubt und sie auch vereidigt." Sehr energisch legen sich für Holzmann die Verteidiger Dr. Willi Wolf und Dr. Sad ins Beug. Holzmann, dessen An zeige den ganzen Prozeß erst möglich gemacht und ohne Rücksicht darauf, ob er sich selbst belastet, alle nötigen Aufklärungen gegeben habe, sei durchaus nicht so schlimm, wie das von ihm behauptet wird. Daß er nicht so gehandelt habe, wie man das von einem ehrlichen deutschen Kaufmann gewöhnt sei, gebe er selbst zu. Trotzdem ver: diene er eine mildere Beurteilung. Eine betrügerische Absicht habe er nie gehabt. Auch die eidesstattliche Versicherung habe er nur gegeben, weil man ihm versichert habe, daß sie nicht für das Gericht bestimmt sei. Mittwoch mittag erfolgt die Urteilsbegründung.
Am Sonntag feierte in Flensburg die sozialdemokratische Barteiorganisation das seltene Fest der 50jährigen Fahnenweihe. Im Jahre 1876, als wenige Genossen unter der Gewaltherrschaft Bismarcs sich zusammenfanden, um die Idee des Sozialismus zu verbreiten, wurde dieses Banner von zarter Hand hergestellt und geweiht. Zwei Jahre später, bei Beginn des Sozialiche Befferung eingetreten. listengesetes, verfiel das Banner der Beschlagnahme. Nach 33 Jahren der Beschlagnahme wurde das Symbol der Freiheit und Brüderlichkeit wieder befreit. Mutige Genossen waren es, die es in stiller Nacht vom Rathausboden herunterholten. 50 Jahre sind nunmehr seit der Weihe verflossen. Das gab den Flensburger Arbeitern Beranlaffung, den Tag festlich zu begehen. Einladungen waren nicht nur an die Genossen der Provinz, sondern auch in Dänemark ergangen. Tausende Genossen waren der Einladung gefolgt, ganz besonders aus dem abgetretenen Gebiet. Bei der Festversammlung
Zu den Fleischvergiftungen in Lichtenrade . In dem Befinden der nach dem Genuß von rohem Schabefleisch glieder des Arbeiters Jänide aus der Wittelsbachstraße 2 in erfrankten und im Brizer Krankenhaus befindlichen FamilienmitLichtenrade ist im Laufe des heutigen Vormittags eine wesent Sie befinden sich außer Lebensgefahr. Die Erkrankten haben die Nacht teils sogar fieberfrei verbracht. Ein weiteres Kind Jänides wurde in das Lichterfelder Kreiskrankenhaus geschafft, da sich bei ihm gestern ebenfalls Bergiftungserscheinungen bemerkbar machten. Das vierte Kind, das von dem rohen Schabefleisch nichts gegessen hatte, befindet fich wohlauf. Die Nachforschungen der Polizei nach dem Ursprung und Verkäufer des Fleisches haben nach Berlin geführt, wo Frau 3. am Freitag das Fleisch in einem großen Berliner Warenhaus einDie Untersuchungen nach dieser Seite, wie auch die gekauft hat. aber bisher befannt geworden ist, find weitere Erkrankungen nirgends zu verzeichnen. Kurzschluß im elektrischen Vorortzug Berlin - Vernau.
der schabhafte Bug aus dem Bertehr gezogen werben, um die Strede freizubekommen. Erst im Laufe des Bormittags ging der Vorortperfehr wieder fahrplanmäßig von ſtatten. Obgleich fich die Kurzschlüsse besonders auf der Berlin - Bernauer Strecke in letzter Zeit mehren, liegt nach den Mitteilungen der Reichsbahndirektion kein Grund zu Beunruhigungen vor.
Die Geisteskranke und der Amtsgerichtsrat.
Ein Sensationsprozeß in Breslau .
Für den Ausfall des Sensationsprozesses Prof. Rosen hält Breslau die Deffentlichkeit schadlos durch einen anderen Sensations Josephson verhandelt, der der Beihilfe zum Mord prozeß. Vor dem Landgericht wird gegen Amtsgerichtsrat verfuch angeklagt iſt. Abgesehen von der psychologischen Seite ist dieser Brozeß auch insofern interessant, als die Hauptbelastungszeugin Roden stod für geistestrant erklärt worden ist. Die Rechtssprechung nimmt in solchen Fällen, wo die Hauptäterin geistesfrank war, die unmittelbare Täterschaft desjenigen an, der Falle behauptete die Rodenstock, Amtsgerichtsrat Josephson habe ihr Beihilfe geleistet oder zum Verbrechen angestiftet hat. In diesem fie ihre Nebenbuhlerin Hesse töte. Die Rodenstock hat Geld zur Anschaffung von Revolver und Munition gegeben, damit auch wirklich auf die Heise geschoffen, fie aber nur verlegt. Während des Ermittelungsverfahrens stellte es sich heraus, daß es sich um eine schwer hysterische Berson handle, die für ihre Tat nicht verantwortlich gemacht werden kann. Das Verfahren wurde eingestellt, und die Rodenstock einer Jrrenanstalt überwiesen. Auch das Verfahren gegen Amtsgerichtsrat Josephson flägerin zugelaffene Heiffe legte aber gegen den letzteren Beschlußz wurde aus Mangel an Beweisen niedergeschlagen. Die als NebenBeschwerde, ein und so tam es zur Eröffnung des Hauptverfahrens. Amtsgerichtsrat Josephson hatte die Rodenstock bereits im Jahre 1914 fennen gelernt, wurde dann durch den Krieg von ihr getrennt, traf sich später wieder und ging, wie er erflärt, weil er ihre Zudringlichkeiten nicht abmehren fonnte, mit ihr ein Verhältnis ein. Später lernte er aber die Hesse kennen, es entstanden auch hier intime Beziehungen, die dann durch Differenzen zivilrechtlicher Natur in die Brüche gingen. Die Hesse hatte dem Amtsgerichtsrat Josephson ihr Vermögen anvertraut und glaubte sich durch ihn geGerichtstermin schoß die Rodenstock auf die Hesse. Der Prozeß schädigt. Die Folge davon war eine Zivillage. Am Tage vor dem bedeutet nicht allein für die Breslauer Gerichtskreise eine Sensation, da eine derartige Anflage gegen einen Richter etwas ganz Außer. gewöhnliches vorstellt. Zur Berhandlung find insgesamt 60 3 eugen geladen. Neben dem bekannten Verteidiger Justizrat Dr. Mamroth wird der Angeklagte auch durch seinen Bruder, den Justizrat Josephson- Berlin verteidigt. Ueber die Gerichtsverhandlung wie über den Ausgang des Prozesses wird noch zusammenfassend zu be richten sein.
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Neuer Weltmeister in Sicht!
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Also, wir haben wieder mal einen Reford" zu gewärtigen! Alfredo Fernando will 130 Stunden durchtanzen. Sein erster Bersuch mußte bekanntlich nach 30 Stunden infolge Gliedmaßenstreik abgebrochen werden. Nun geht er nochmals ran. Im Lunapartcafé unter zitronengeschmücktem Himmel- Klänge der Heimat- geht die Sache vor sich. Gestern, am Beginn seiner Tätigkeit, fonnte man noch keinerlei Ermüdung an ihm feststellen. Mit todernstem Gesicht die Sache ist ja aber auch wahrhaftig zum Heulen verschiedene Partnerinnen bei Musif- und Gramophonbegleitung schwingt er herum. Zwischendurch reibt er sich mal die Hände mit Eau de Cologne ein, ohne deswegen am Blake zu verweilen. Alle 2 Stunden hat er foll er angeblich während des Tanzes, über die übrigen täglichen 10 Minuten Pause, die zu Massagezwecken verwandt wird. Essen Funktionen erfolgte feine Orientierung. Ein Aufsichtsorgan ist ebenfalls zur Stelle. Hoffentlich kann man ihm nicht nachher gleich feinem Kollegen von der Hungerfakultät unreelle Geschäfts gebarung" nachweisen. Die Schokoladenstangen Jollys geben zu denken.
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5100
Bom Gerüst abgestürzt. Beim Errichten Don Filmfulissen auf dem Gelände der fag" in Schönholz stürzte ein Arbeiter aus beträchtlicher Höhe von einem Gerüst in die Tiefe. Durch einen Wagen des Städtischen Rettungsamtes wurde der Schwerverletzte in das Pankower Krankenhaus eingeliefert.
Das Urteil im Spritweber- Prozeß wird Mittwoch früh 9 Uhr verkündet werden. Gestern wurde immer noch des langen und breiten darüber verhandelt, ob Spritweber wissen mußte, daß die 2 Millionen Mark 3oll, die auf dem Stahnsdorfer Lager lasteten, erlassen worden waren oder nicht.
Rückgang des Hochwassers.
Aus dem Ueberschwemmungsgebiet der Oder wird ein weiterer Rüdgang der Flut gemeldet. Die Elbe hai dagegen bei Wittenberge im Laufe des Montags weitere Gebiete überschwemmt und es besteht die Gefahr weiterer Dammbrüche.
Stettin , 28. Juni. ( WTB.) Nachdem der Hochwasserstand der Oder bei Schwedt um einige 3entimeter gefallen ist. 1 hat die Hochwasserwelle jetzt die Gegend von GarkGreifenhagen oberhalb Stettin erreicht. Die Deiche, die den Großschiffahrtsweg, die sog. Westoder, gegen das Hochwasser schüßen sollen, drohen überflutet zu werden. An manchen Stellen steht das Hochwasser nur noch eine Handbreit unter der Deichhöhe. Angefichts der bedrohlichen Lage wurde heute nachmittag ein Pionierfommando und ein Infanteriekommando nach Garh zur HilfeLeiſtung entfandt. An den Deichen wird fieberhaft gearbeitet. Das Wasser stieg heute zwischen 5-7 Uhr abends noch um 2 Bentimeter. Ob der Höchststand schon erreicht ist, ist im Augen. blic noch nicht abzusehen. Man schätzt die überschwemmte Fläche im Gary- Greifenhagener Odergebiet auf über 4000 Heftar. Ber. schiedene Oberdörfer wie Fiddichow und Nipperwiefe sind in den tiefer liegenden Ortsteilen gefährdet. Die Nipperwieser Frühkartoffelernte, die für die Versorgung der Großstädte von Be Bergung der Kartoffeln von den Kähnen aus. Seutung ist, zu bergen, ist unmöglich. Zum Teil versucht man die
Die Ursache der Dammbrüche.
Wie wir von zuständiger Seite erfahren, wird das preußische ministerium für Landwirtschaft, sobald sich das Hochwasser verlaufen hat, eingehende Untersuchungen über die Ursachen der in der letzten Zeit erfolgten Dammbrüche anstellen. Die in Frage kommenden Regierungspräsidenten sind bereits angewiesen worden, schriftlich Bericht zu erstatten und werden nach Berlin berufen werden, um dem Minister Vortrag zu halten und in gemeinsamen Besprechungen Mittel und Wege zu finden, um nach Möglichkeit derartigen Katastrophen vorzubeugen. Mit Rücksicht auf die in den letzten Jahren aufgetretenen Ueberschwemmungen haben gerade die Deichverbände einen besonders scharfen Ueberwachungs
sprachen nach einer furzen Begrüßung durch den Genossen Michel Feststellungen des Bakteriologischen Instituts nach dem Krankheits- dienſt ausgeübt und die ihrer Obhut anvertrauten Anlagen mit allen
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der
sen, Scheidemann Berlin , Nielsen Sonderburg, Borfizende der dänischen Bruderpartei Andersen Kopenhagen, Hansen als Bertreter des Bezirksvorstandes und Brecour als
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Bertreter der Landtagsfraktion. In einem großen Festzug, wie ihn Flensburg noch nicht gesehen hatte, fand die Begeisterung und Freude ihren Niederschlag. Auf dem großen Festplatz sprachen vor 6000 Teilnehmern die Genoffin Schröder Altona, die Genossen Nielsen und Scheidemann . So wurde das Fest zu einem feltenen Ereignis, für die ganze Provinz Schleswig- Holstein.
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Durch Kurzschluß der Leitung eines Wagens des elektrischen Borortzuges 204 auf der Strede Bernau- Berlin entstand heute früh eine etwa 1% ftündige Lahmlegung des gesamten Borortverkehrs, die sich besonders empfindlich auswirkte, als viele Arbeiter und Angestellte nur mit großer Verspätung an ihre Arbeitsstätten gelangen fonnten. Der Sturzschluß erfolgte turz hinter Röntgental, als der um 6,27 Uhr Der Generalsekretär der Bank von Frankreich, Aupetit, ist nach fahrplanmäßig abgehende Zug den Bahnhof verlassen hatte. Die dem Generaldirektor ebenfalls in den Ruhestand getreten. 1 Fahrgäste wurden zum Bahnhof zurüdgeführt. Inzwischen mußte I
tionsreisen der Deichhauptleute und der Beamten des Ministeriet,
sind ernsthafte Uebelstände nirgends festgestellt worden, und die Behauptung, daß aus Ersparnisgründen die Deichnach Angabe des Ministeriums feineswegs zu. schußarbeiten eingeschränkt oder vernachläffigt worden seien, trifft
Tödlicher Absturz vom Fallschirm. Ein Eisenbahnbeamter wollte in Riga seinen Fallschirm vorführen. Ungefähr 1000 Meter über der Dünamündung löste sich der Fallschirm vom Flugzeug und begann sich zu entfalten. Plötzlich glitt der Erfinder vom Fallschirm ab und stürzte ins Wasser. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden.