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Konferenz

aller SPD. - Funktionäre im Saalbau Friedrichshain Dienstag, den 6. Juli, abends 712 Lhr. Tagesordnung:

Der Dieb".

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Meit draußen in der Frankfurter Allee , abends gegen 11 Uhr. Aus den niedrigen engen Wirtschaften des Proletarierviertels tommt stoßweise Grammophonmufit, auf der Straße stehen kleine Gruppen behutsam disputierender Kleinbürger. Eben schließen die Kinos. Es ist wie ein letztes Aufflingen furz vor dem Schlafengehen. Noch ein­mal pulst das Leben in den Adern der großen Stadt, um dann toten­ähnlich zu erschlaffen. Nach einem langen Tag von Mühe und Qual. In einer stillen Seitenstraße hat sich eine große Menschen­menge wie ein Bienenschwarm um irgend etwas festgesetzt. Eine ge­wisse Aufregung geht durch die Leute, Gerüchte laufen fiebrig von Mund zu Mund. Was Rätselhaftes wird hier umlagert? Ein Kutscher steht betrübt da, neben ihm ein Wagen mit Fleisch bepact, vor dem zwei starte Gäule angeschirrt ihrer Taten harren. Den haben sie mal gefriegt", flüstert eine aufgeregte Fistelstimme. Bei jedem Dred sind die Grünen mittenmang; wenn sie gebraucht werden, tommt feener", ruft ein nervös Gewordener. Alles geftituliert erregt durch einander. Und der Kutscher, den die erregte Volksseele hier schlankweg zum Diebe stempelt, bleibt ftuman wie ein Grab, zudt refigniert die Achseln und läßt sich durch die mehr oder weniger verblümten An­schuldigungen nicht aus der Faffung bringen. Ganze Läden plündern die Burschen" fagt jemand herausfordernd und sieht den Fatalisten mit bewunderungswürdiger Geduld. Dann kommt die Lösung. Zwei Grüne nahen im Eiffchritt. Die Spannung wächst. Die Beamten verlangen Ausweise. Und der Must von Vermutungen und Berdächtigungen löst sich auf zu einer harmlosen Angelegenheit. Der Mann bringt Fleisch aus Luckenwalde , erlitt unterwegs einen Achsenbruch und blieb hilflos liegen. Die Polizisten grüßen und gehen. Der Schwarm verläuft sich. Warum hat er's nicht gleich gefagt," murmelt ein Ueberschlauer. Ja, wenn sie ihn nur hätten reden lassen!

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Die Julimiete.

100% Prozent der Friedensmiete. Das Städtische Zentralamt für Wohnungs­wesen feilt mit: Die widersprechenden Angaben über die Höhe der für den Monat Juli zu zahlenden gesetzlichen Miete laffen es notwendig erfcheinen, von amtlicher Seite auf die tatsächliche Höhe der für Berlin zu berechnenden Julimiete hinzuweisen. Der allgemeine Hundertfaiz der gesetzlichen Miete, der nicht vom Magistrat, sondern von dem preußischen Staatsministerium für ganz Preußen einheitlich festgefeht wird, be­frägt ab 1. Juli 100 Prozent, bzw. wenn der Mieter die Verpflichtung zur Ausführung der Schönheitsreparaturen über­nommen hat, 96 Prozent der reinen Friedensmiete". In Berlin tritt hierzu noch die Umlage des Gemeindezuschlages zur staatlichen Grundvermögenssteuer, soweit er 100 Prozent des staatlichen Sakes übersteigt. Dieser Gemeindezuschlag beffeht zurzeit noch in Höhe pon 112½ Prozent, so daß wie in den Vormonaten 12% Prozent der Grundvermögenssteuer umgelegt werden fönnen. Diese Umlage ergibt etwa einhalb Prozent der Friedens miete. Die von den städtischen Körperschaften beschlossene Erhöhung des Gemeindezuschlages' ift noch nicht in Kraft getreten.

Die Herrenpartie des Vereins Felsenfest". Bierulf oder grober Unfug?

Einen tragikomischen Abschluß nahm die Herrenpartie, die der Berein Felfenfeft" aus Berlin am Himmelfahrtstage nach den Wäldern des Ostens unternommen hatte.

Etwa 30 Teilnehmer waren um sieben Uhr früh mit der Bahn bis Köpenick gefahren und hatten sich nach ihrem geplanten Lager­play im Walde eine Fuhre Bier und Kognat nachkommen laffen. Man war bald in einer sehr animierten Stimmung, ba bie da Herrenpartie von Anfang an in einer Pilgerfahrt von Lokal zu Lokal bestanden hatte. Mit allgemeinem Hallo wurden die vier halben Fässer Bier, als sie mit einem Einspänner eintrafen, be­

grüßt. Dan wollte nun auch dem Pferd, das durch den Sand­laffen und schüttete ihm statt Wasser Bier in den Getränkekübel. Bald machte sich bei dem Tier die Wirkung des genossenen Alfo­hols bemerkbar. Als es aber zum Heimweg ging, war es unfähig, selbst die leeren Fässer zu ziehen. Mit Knüppeln und Baum­äst en schlugen die bezechten Wanderer roh auf das arme Pferd ein, um es vorwärts zu treiben. Der Vorgang erregte mit Recht die Empörung des Feiertagspublikums, und es tam schließlich zu einer fürchterlichen Schlägerei. Ein Schußmann, der rermittelnd eingreifen wollte, wurde selbst derartig zugerichtet, daß er mehrere Wochen im Krankenhaus darniederliegen mußte. Sieben Teilnehmer der Herrenpartie wanderten ins Köpenider Gefängnis und blieben einige Wochen dort in Haft. Jetzt hatten sie sich vor dem dortigen Schöffengericht wegen Widerstand und Tierquälerei zu verantworten. Der Verteidiger bat, zu berücksichtigen, daß die Angeklagten selbst eine erhebliche Ueberfracht" gehabt hätten und daß sich nicht ganz einwandfrei feststellen lasse, wie weit der ein­zelne an der Schlägerei beteiligt gewesen sei. Das ganze sei, fo meinte der Herr Berteidiger, doch mehr ein etwas übel ausge laufener Bierulf" gewesen. Das Gericht beurteilte die Sache auch ziemlich milde und betrachtete die Bergehen der Angeklagten durch die Untersuchungshaft als verbüßt.

boden so schwer zu ziehen gehabt hatte, etwas zugute fommen

Zugzusammenstoß bei Kaputh.

Gestern nachmittag gegen 3 Uhr fuhr ein von Beelitz tommen der Güterzug auf einen auf dem Rangiergleife stehenden Güterzug. Mehrere Wagen wurden beschädigt, und es entstand ein großer Materialschaden. Menschen sind nicht verlegt. Zurzeit ist die eingleisige Strecke nach Beelitz noch gesperrt.

Arbeit für den Schularzt.

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Reichstag und Fürstenabfindung

Appetitlich ist diese Arbeit auch für einen Erwachsenen nicht, aber Erwachsene bieten eher eine Gewähr, daß sie dabei die Vorsicht üben, die zu ihrem eigenen Schutz nötig ist. Es hat erst einer Be­fprechung im Elternbeirat bedurft, um zu erreichen, daß jetzt endlich dieser gefundheitswidrigen Beschäftigung kleiner Kinder ein Ende gemacht wurde. Man sieht, daß der Schularzt nicht nur Kindern und ihren Eltern, sondern sogar noch Lehrern manche gute Lehre geben kann. Da gibt's reichlich Arbeit für den Schul­arzt, und er wird sie leisten, wenn man ihm die Möglichkeit schafft, sich um die Dinge zu kümmern.

Der Rachefeldzug des Ehemannes.

Ehemartyrium einer jungen Frau.

Eine jugendliche Modiftin hatte in Berlin einen Kaufmann Simon aus Sangerhausen tennen gelernt, der dort ein Geschäft und zwei Grundstücke besaß. Ohne sich über ihn zu er fundigen, heiratete sie, eine zwanzigjährige, ihn und zog dann nach Sangerhausen , wo sie aber Verhältnisse vorfand, die in der Folge zu einer Chefcheidung führten. Damit nicht genug, verfolgte Simon feine ehemalige Ehefrau und versucht sie schließlich mit den Mein­cidsparagraphen vollkommen zu vernichten.

In Sangerhausen fand die junge Frau zwei weibliche Haus angestellte vor, mit denen der Ehemann auf recht vertrautem Fuße zu stehen schien. Die eine, das Hausmädchen G., verließ den Haushalt bald. zurückgebliebene Mädchen, Edelmut, im Bette ihres Mannes liegen Als die junge Frau aber eines Tages das fand, entstanden heftige Auseinandersetzungen. Der Ehemann schloß dann mit seiner Frau einen merkwürdigen Nota riatsvertrag ab, in dem die Frau sich verpflichtete, ihre Mutter nur mit Genehmigung des Ehemannes als Gast aufzu­nehmen und ihm außerdem das Verfügungsrecht über ihren Schmuck werden sollten. Auf der anderen Seite verpflichtete sich der Ehe­und ihre Kostüme abtrat, die ihr dafür nur leihweise überlassen mann, die Edelmut aus dem Hause zu entfernen. Dazu kam es aber nicht, denn die Edelmut behauptete, daß sie 2500 Mart rüd ständiges Gehalt zu bekommen habe, und zur Deckung dieser Schuld ging Simon mit ihr einen Vertrag ein, nach welchem ihr das Ge­schäft und die beiden Grundstücke übertragen wurden. So blieb die Edelmut Herrin im Hause und die Ehefrau kehrte nach Berlin zurück, um sich hier als Modiftin selbständig zu ernähren. Schließ­lich wurde die Ehe geschieden. Nun verlangte Simon von seiner Frau die Herausgabe der ihm abgetretenen Schmucksachen und Kleider. Es fam in der Folge auf beiden Seiten zu einer Reihe von eidesstattlichen Versicherungen. Jezt eröffnete, wie der Staatsanwalt bei der Vertretung der Anflage gegen Frau Simon, die wegen Abgabe falscher eidesstatt­licher Versicherungen angeklagt worden war, hervorhob, der Ehe­mann einen wahren Feldzug gegen seine geschiedene Ehefrau. Eine Strafanzeige folgte der anderen, und der Ehemann schob dabei die Edelmut vor. In einer ganzen Reihe von Fällen mußte das Verfahren eingestellt werden, aber durch immer neue Anzeigen und Beschwerden hezte Simon die Edelmut weiter auf seine Ehefrau und zwang schließlich die Straf­verfolgungsbehörde, die eidesstattlichen Versicherungen, die die Ehe­frau abgegeben hatte, Bunft für Punkt durchzuprüfen. So fam es, daß gegen Frau Simon die jeßige Anflage, die sich etwa auf sechs

FUNK

WINKEL

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Neben der matt gespielten Ouvertüre zu Aubers" Der schwarze Nachmittagskonzert der Bariton Richard Koennede Lieder von Domino" und einer mittelmäßigen Butterfly- Phantasie sang im Bolf, Brahms und Schubert. Die Stimme, in der Mittellage ge­fättigt, flingt in der Höhe gepreßt, eignet sich wenig zur Uebertragung auch der Ausdruck läßt noch zu wünschen übrig. Das Abend. durch Radio, fie bleibt völlig farblos; ihr fehlt Biegsamkeit, und fonzert zeichnete sich ebenfalls durch seine merkwürdige 3usammenseßung aus. Zuerst sang Louis van de Sande gregorianische Chorale. Es bleibt ein gewagtes Unternehmen, diese in ihrer herben Architektonik erhabenen Gesänge im Rundfunk zu übermitteln. Es fehlt die Suggestion des Raumes. Zum Abendessen als Musikbegleitung serviert, nehmen sie sich fenderbar aus; jedenfalls blieb selbst das erschütternde Dies irae" ohne Wirkung. Und dann fann faum einen Chor ersezen. Uebrigens ist der Rundfunk fein dies: die Gefänge find für den Chor geschrieben, und eine Soloftimme musikhistorisches Seminar. Daß aber zwei Minuten nach den gre­gorianischen Chorälen ein mufitalisches Mir- Pickle mit Opernarien, Liedern zur Laute, Bofaunensolo und ähnlichen Scherzen in Szene ging, ist eine Gefchmadlosigkeit. Herr Michelsen spielte auf der Bosaune sehr schön D Isis und Osiris" und Abts Gute Nacht, du mein herziges Kind", auch gegen Herrn Kießlich s Lautenvorträge ist faum etwas einzuwenden, Franz Baumann preßt in der Höhe, und Else Tuschkau singt die Zerline aus dem Fra Diavolo" etwas wehleidig, an sich alles aber diskutierbare Leistungen. Doch diese Zusammensetzung. Wer mag nur der verantwortliche Redak­teur dafür sein? Warum immer diese Gartenlaubenpcefie? Berliner sind doch nicht nur Beute für das traute Heim.

Das Rundfunkprogramm. Mittwoch, den 30. Juni.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

Die

3.30 Uhr nachm.: Jugendbühne( Unterhaltungsstunde). Die Funk prinzessin erzählt: Träumereien an französischen Kaminen von A. Volkmann- Leander. Die Funkprinzessin: Paula Knüpfer. punkte bei der Auswahl von Badeorten. 5 Uhr nachm.: Nach­4.30 Uhr nachm.: Dr. Rudolf Wegner:" Klimatologische Gesichts­ mittagskonzert der Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzert­meister Franz v. Szpanowski. 6-6.30 Uhr abends: Teemusik aus dem Hotel Adlon ( Kapelle Marek Weber ). Anschließend: Rat­schläge fürs Haus, Theaterdienst. 7 Uhr abends: Oberregierungs­rat Prof. Dr. Möllers: 50 Jahre Reichsgesundheitsamt". 7.25 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). Abteilung Rechts­wissenschaft: Dr. Th. Tichauer: In den Maschen des Straf­gesetzes( Beweis und Gegenbeweis)". 7.55 Uhr abends: Bibliotheks­direktor Dr. W. Hoppe: Märkisches Land und märkische Ge­schichte". 8.30 Uhr abends: Klabund . 1. Einleitende Worte. 2. Aus Klabunds Werken. Mitwirkende: Der Dichter, Karola Neher . Ziemlich langsam, Lebhaft, Romanze( ziemlich langsam), Scherzo 9.30 Uhr abends: Sinfonie D- Moll, Nr. 4, von Robert Schumann. ( lebhaft), Lebhaft. Berliner Funkorchester. Dirigent: Dr. W. Buschkötter. Anschließend: Steuerterminkalender für Juli. Ferner: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst. Königswusterhausen, Mittwoch, den 30. Juni.

Wir haben gemeldet, daß für Berlin ein allmählicher Abbau der bisher nur nebenamtlich beschäftigt gewesenen Schulärzte und die allgemeine Durchführung des Systems hauptamtlich beschäftigter Schulärzte beabsichtigt ist, und daß hierdurch eine eindringen­dere Schulgesundheitspflege ermöglicht werden soll. Einem Arzt, der im wesentlichen von dem Ertrag feiner Privat praris leben muß und sich um die ihm anvertrauten Schulen und Rinder nur nebenbei fümmern fann, wird leicht manches entgehen, was Abhilfe erfordert. Wenn man weiß, welche Schar Kinder jogar den bisher nur nebenamtlich beschäftigten Schulärzten zugewiejen ist, dann begreift man es, daß sich in ben Schulen noch man cher Mißstand erhält, der schleunigst beseitigt werden müßte. 1.10-1.40 Uhr nachm.: Lektor Grander und Walinski: Franző­So hat in der 9. Berliner Gemeindeschule( Hirtenstraße) in einer sisch für Schüler. 3-3.30 Uhr nachm.: Studienrat Friebel und Klaffe VI ein Lehrer es gebulbet, daß fieben bis achtjährige Lektor Mann aus London : Englisch für Anfänger. 3.30-4 Uhr nachm.: Studienrat Friebel und Lektor Mann aus London : Englisch Schüler den Spudnapf hinaustrugen und reinig­ten. Man tann sich denken, daß die Kinder für die Gefährlichkeit Bienenzucht und Pflanzenzacht. 4.30-5 Uhr nachm: Mitteilungen für Fortgeschrittene. 4-4.30 Uhr nachm.: Prof. Dr. Armbruster: des Speichels noch nicht das richtige Berständnis haben und bei der des Zentralinstitutes. 5-5.30 Uhr nachm: A. v. Gierke: Was ist Reinigung des Spudnapjes nicht mit der nötigen Borsicht verfahren, I soziale Arbeit? 8.30 Uhr abends: Uebertragung von Berlin .

Punkte erstreckte, erhoben wurde. Ein Teil der Anflage hielt der Staatsanwalt auf Grund der Beweisaufnahme nicht mehr aufrecht; es blieben nur zwei Punkte übrig, in denen sich Frau Simon nach der Meinung des Anflagevertreters unrichtig ausgedrückt habe. In diesen beiden Punkten erblickte der Staatsanwalt jedoch nur eine Fahrlässigkeit. Der Verteidiger war der Meinung, daß Simon weit eher por den Strafrichter gehöre als die Ange flagte, die in der Ehe ein Martyrium erduldet habe. Der Ehe­mann habe es sogar fertig bekommen, durch seine Denunziationen wegen derselben Straftaten seine eigene Mutter hinter Schloß und Riegel zu bringen. Das Schöffengericht Schöneberg fam unter einer sehr vernichtenden Kritik des Ehe mannes zu der Ueberzeugung, daß die Angeklagte nur in einem Fall fahrlässig ihre Eidespflicht verletzt habe, hielt aber eine Sühne von 50 Mart hierfür für ausreichend.

stimmen.

Wunderlichs Hahnkrähen!

Der Schlächtermeister und sein belschewistischer Mieter. Der Herr Schlächtermeister Wunderlich strengte gegen die Ehe leute v. Hahn neben andern auch eine Emissionsflage an, um dem Kriegszustand im Hause Bittoria ftr. 11 in Schlachtensee ein Ende zu bereiten. Das ist nun eine lange Geschichte. Tier­stimmenimitationen fommen darin vor, Schmähplafate, Husten, Schimpf- und sonstige Konzerte. Gegen den ehrenwerten, alt­bekannten Schlächtermeister", wie ihn der Rechtsanwalt Grünberg von Hahn als Mietervertreter Strafantrag gestellt worden. Die Verträge und so manches andere sollten nicht nannte, war megen verfuchten Betruges und Unterschlagung Die Kriminalfache verlief allerdings in der Borunter­fuchung, doch ist das letzte Bort hierzu noch nicht gesprochen. Ein sympathischer Hausvater scheint Herr W. allerdings faum gewesen. zu sein, und was an schmuziger Wäsche die beiderseitigen juristischen Beistände bei Erörterung der lieblichen Differenzen so auspadten, in der Rechtfertigungsschrift der Eheleute gesagt, daß er brüllte, genügte durchaus, eine dreiaftige Groteste zu füllen. Von W. wird schrie, grunzte", Protestierende tierisch anschrie" und mit Tier­stimmengefläff zur musikalischen Belebung seiner Wohngäste mächtig beitrug. Jedenfalls muß es schon einigermaßen turbulent zugegangen sein, da der Hauswirt in den Hausfluren wilde Plakate gegen die Hahns anschlagen ließ. Die Verhandlung ist teilweise sehr lebhaft, mehrere Personen gestikulieren mild durcheinander, auch das Publi­fum greift mit ein. Schließlich fommt es zu einer bezeichnenden Szene. Der flägerische Rechtsanwalt: Die Eheleute Hahn find ſtaatenlos. ftaatenlos. Der Beklagtenanwalt( jehr entschieden): Meine Mandanten find Balten, ferndeutsch" in Sprache und Ab. Stammung. Frau Hahn: Wir sind zehnmal so deutsch als Herr W. Aber er hat uns als Bolsche wisten" beschimpft und Links­die Mieter nach roter Manier aufgehegt haben". So also pfeift der radifale"; nur weil wir die Mieterinteressen vertraten, sollen mir Wind. Um den Eindruck dieser Enthüllungen zu verwischen, teilt der Beklagtenanwalt mit, daß die dermaßen Beschuldigten teines­megs Bolschewisten seien. Herr v. Hahn sei früher Volksparteiler gewesen, jetzt aber ausgetreten. Der Zwischenfall wirkt tomisch. Nachdem man sich über melodisches Hahnkrähen und ähnliches unter­halten, wurde die öffentliche Sigung geschlossen und der Gerichts­beschluß vertagt. Auf der Treppe kommen die übrigen Mieter, die mit dem Ehepaar fonform gehen, an die beiden Streithähne heran. Und eine fagt: Wenn wir jetzt nach Haus fommen, wird das ein Krächzen sein. Bei Barons haben fie nachts um 4 Uhr in die Klappe gebellt. 199

Eine Friseurzwangsinnung für Groß- Berlin.

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Das Berliner Friseurgewerbe mar bisher in mehr als einem Dutzend Innungen und Zwangsinnungen der Friseure und der " Haarformer" vereinigt, trotzdem die freien Bereinigungen sich auf­ge.öft und den Friseurinnungen angeschlossen hatten. Bom 1. Oktober ab wird diese Zerjplitterung beseitigt durch Schaffung einer ein­heitlichen Friseurzwangsinnung für Groß- Berlin. Man mag zu den Zwangsorganisationen der Kleingewerbetreiben­organisatorisch in dieser Zusammenfassung ein Fortschritt zu erblicken den stehen wie man will, so wird man doch zugeben müssen, daß rein ist, der auch den Lehrlingen und Gehilfen in Gestalt einer einheit­ich geleiteten Fachschule und eines einheitlichen Arbeitsnachweises zustatten kommen fann, ganz abgesehen von anderen Vorteilen für das Gewerbe wie im öffentlichen Interesse.

Hausfleiß- Ausstellung.

Der Deutsche Verein für ländliche Wohlfahrts- und Heimat.

Man

Pflege hat in feinen Geschäftsräumen, Bernburger Straße 13, eine findet hier hübsche Arbeiten auf dem Gebiete der Weberei, Flechterei schiedener Gebrauchsgegenstände der Haus- und Landwirtschaft, wie und anderer Heimarbeiten. Interessant ist auch die Herstellung ver­ringen Mitteln imstande sind, ihr Heim vollständiger und persönlicher öffel, Körbe, Matten u. a. m. Zweck der Veranstaltung ist, zu zeigen, wie Leute in einfacher, ländlicher Umgebung mit ganz ge­Heim dadurch gehoben wird. Auf dem Lande bietet sich im Winter auszugestalten und wie sehr die Freude am Schaffen fürs eigene ungemein viel freie Zeit, die auf diese Art nugbringend angewandt werden fann. Durch die Wirtschaftstrife ist ein großer Rückstrom von Arbeitern nach dem Lande hin zu beobachten. Die Landwirt­schaft selbst fann wenige der Leute unterbringen, und so ergab es fich fast von selbst, daß die Menschen Betätigung im eigenen Heim anstrebten. Außer der wirtschaftlichen Erleichterung, die fie durch die Selbstanfertigung eigener und auch fremder Bedarfsmittel ge­nießen, bringt diese volkstümliche Kunst den Menschen auch seiner Heimat wieder ein Stück näher.

Sprechchor für Proletarische Feierstunden. Sonntag, den 4. Juli, Be. fichtigung des Botanischen Gartens. Treffpunkt pünktlich 2 Uhr nachmittags am Eingang zum Botanischen Garten, Straße Unter den Eichen".

Das hohe. C

Die vornehme 6 Pfg Zigarette

Sie finat nicht, wie der Sänger fingt, und doch Melodie in ihr erklingt!

Orient Tab.a.Cigort- fabr.Yenidze Gm.b.M. Dresden Köln Königsberg Seifhennersdart Sa