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Vater ist arbeitslos.

Bom nahen Turm schlägt die Uhr eins. Die großen Flügel­türen der Sájule öffnen sich, und gleich darauf erfüllt eine lärmende Kinderschar die Straße. Zuerst kommen die Großen", Mädchen zwischen zwölf und vierzehn Jahren. Ist ihnen darum jetzt schon ihre Freizeit so kostbar, weil sie wissen, daß bald das harte Muß des Brot­verdienens sie ihnen spärlich genug zumeffen wird? Ach, es ist eine arme Arbeitergegend, und Freiheit" erwartet diese Halb­wüchsigen wohl faum. Bielleicht hat die hagere Duntelhaarige, die mit so eiligen Schritten heimwärts strebt, ohne sich um ihre Same­rabinnen zu fümmern, schon die Sorgen und Lasten eines viel föpfigen Haushalts zu tragen. Und auch der freundliche Kraustopf, der auf irgendeine Frage der Freundin noch rasch antwortet: Nein, ich muß machen, daß ich nach Hause fomme; Mutter hat morgen Liefertag", darf die Hände gewiß nicht müßig in den Schoß legen. Auch manches jüngere Mädchen mischt sich schon in diesen Bortrupp. Dann folgen die anderen in kleineren Gruppen. Zuletzt kommen die ABC- Schüßen. Ihnen ist in der Mehrzahl wenigstens die Schule noch Lebensinhalt; und selbst die Kleinen, die schon um häusliche Kümmernisse wissen, können diese doch noch auf Stunden schiebt sich die Schar aus dem Torweg. Irgendeine von ihnen berich vergeffen. Wichtig schwabend, zu einem großen Knäuel geballt, tet anscheinend von einer besonders gerühmten Arbeit. Schließlich nimmt sie die Mappe herunter, zieht die Schiefertafel vor und setzt sich damit auf die nächste Hausschwelle, um ihre Leistung den anderen, die sie erwartungsvoll umstehen, noch einmal zu zeigen. Drei Kinder aber gehen in eifrigem Gespräch vorüber. Bati geht heut nachmittag mit mir spazieren; er ist arbeitslos", berichtet die mittlere. Glück und Stolz flingen aus ihrer Rede; der Vater, den sie sonst in der Woche faum sieht, der höchstens Sonntags einige Chunden für sie frei hat, wird heut, am 2ltag, mit ihr fortgehen. Die anderen erfassen die Größe dieses Ereignisses. Nach einer mert lichen Pause fagt die Kleine an der rechten Seite ganz leife: Wir gehen immer Sonntags in den Barf, mit meiner großen Schwester; aber meine Eltern bleiben zu Hause"; und von links schließt sich ein Stimmchen an: Und wir friegen am Sonntag reine Schürzen um, und dann spielen mir auf dem Hofe," Da triumphiert die Glückliche in der Mitte noch einmal, indem sie ihre Rede mit aufgeregtem Kopfniden unterstreicht: 2 ber mein Bati geht heut mit mirspazieren!" Bielleicht liegt der Bater die Nächte hindurch wach und rechnet, wie es nun werden soll, und die Mutter weint heimlich, weil schon bei dem spärlichen Verdienst das Wirtschaftsgeld faum reichen wollte. Aber wenn die Arbeitslosigkeit des Mannes nicht gar zu lange dauert und die Not zu fühlbar wird, so wird das Rind aus dieser bitteren Zeit nichts anderes zurüdbehalten als die Erinnerung an ein unerhörtes Glüd: Bati mar arbeitslos; da ging er mit mir spazieren."

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Fünfzig Jahre Reichsgesundheitsamt.

Das Reichsgesundheitsamt wurde im Jahre 1876 ins Leben ge. rufen. Aus bescheidenen Anfängen hervorgegangen, hat es sich ent sprechend dem wachsenden Umfange, in dem Reichsgesetzgebung und Reichsverwaltung mit der Gesundheitsfürsorge für Menschen und Tiere fich zu befassen hatten, nach und nach zu stattlicher Größe mit einem weiten Arbeitsfeld entwickelt. In diesen Tagen tann es auf fein 50jähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlaß fand Gestern im Blenarsigungsfaal bes Reichswirtschaftsrats ein Fest

aft statt, zu dem Bertreter der Reichs- und Landesbehörden, des Reichstags, der Universitäten sowie aller Rörperschaften und Ge sellschaften, die Beziehungen zum Reichsgesundheitsamt unterhalten, erschienen waren. Man jah unter anderen den Reichsfangler Dr. Marg, den Reichsminister des Innern Dr. Kü13, den Reichsarbeitsminister Dr Brauns, Ernährungsminister Haslindend den Breußischen Wohlfahrtsminister Sirifiefer. Der Domchor unter Leitung Professor Rüdel fang das Ganttus Don Schubert und der Präsident des Reichsgesundheitsamtes Ge heimrat Dr. Bumm, der nach 20jähriger Tätigkeit infolge Er reichung der Altersgrenze aus seinem Amt scheidet, hielt die Er öffnungsansprache. In furzen Worten streifte er die Entwicklung und den Umfang der Tätigkeit des Gesundheitsamtes. Der Sieg über die Cholera in Hamburg  , Bekämpfung von Typhusepidemien, Herausgabe von Büchern zur Bekämpfung der Krankheiten, Ueber­wachung der Nahrungsmittelversorgung, wissenschaftliche Forschung in eigenen Laboratorien, Prüfung von Erfindungen neuer Arznei­mittel ufm. find bemerkenswerte Phasen aus der Arbeit des Ge fundheitsanites. Ein Schreiben des Reichspräsidenten wurde ver lejen, der Minister des Innern Dr. Külz antwortete, dankte zum Schluß Dr. Bumm für seine Tätigkeit und teilte mit, daß dem Reichsgesundheitsamt cine Jubiläumsstiftung 100 000 Mark zufließe. Aus der Fülle der Redner war be­merkenswert Genosse Dr. Moses, der in Bertretung des Reichstagspräsidenten Löbe sprach und anerkennende Worte für die Tätigkeit des Amtes fand. Die Kritit des Reichstags, meinte der Redner, galt ja in den meisten Fällen nur der mangelnden Macht gemalt des Amtes. Er knüpfte an eine Schrift Bebels an und wünschte, daß sich das Reichsgesundheitsamt bald zum Reichs. gesundheitsministerium entwidele und damit erst auch feinen wichtigen fozialen Pflichten nachtommen fann. Dr. Bumm banfte im Schlußwort für alle Ehrungen. Der Schlußchor aus den Meistersingern beendete die Feier.

DON

Aus den Tagen des Volksentscheids. Ein paar Proben von all dem, was in Berlin   sich dem Wolfs­entscheid hindernd in den Weg gestellt hat, erfahren wir auch aus zwei Anfragen, die jetzt von ben sozialdemokratischen Stadtverordneten an den Magistrat gerichtet werden. Die Anfragen lauten: 1. In den letzten Tagen vor dem Boltsentscheid find an die Infaffen des städtischen Obdachs in der Fröbelstraße, entgegen den. Bestimmungen des Magistrats, Flugblätter mit dem Sonntagsfreund"( Blätterber Stadtmiffion) nerteilt worden. Wir fragen daher: Sind dem Magistrat dieſe Borgänge bekannt; billigt er diese einseitige Propaganda; wenn

nicht, was foll getan werden, um solche Bortommniffe in Butunff zu verhindern? 2. Ist dem Magistrat befannt, daß bei der Bolts abstimmung im Hospital Buch zahlreiche Personen durch direfie oder indirekte Maßnahmen der Verwaltung die Ausübung des Abstimmungsrechts unmöglich gemacht wurde, und städtischer Anstalten das Wahlrecht zu sichern? was gedenkt der Magistrat zu tun, um in Zukunft den Insassen

Raubüberfall auf einen Kassenboten.

Der Bote niedergeschossen.

Ein schwerer Raubüberfall murde gestern nachmittag auf den Kassenboten der Landbank in der Dessauer Straße verübt, dem der 51 Jahre alte Hermann Bech el aus der Stargarder Straße 27 zum Opfer fiel.

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trug, will er nicht fagen. Ulrich wird dem Raubbezernat ber Bolizel eingeliefert werden. Personen, die zu der fraglichen Zeit einen Mann aus dem Gebäude der Landbank haben herausstürzen ſehen, werden gebeten, sich bei Kriminalkommissar Werneburg zu melden,

, Straße am Königsplay" gibt's ja gar nicht!

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Der frühere Königsplay" hat seinen neuen Namen Bla der Republit" endlich erhalten und die Tafeln mit dem neuen Playnamen sind aufgestellt worden. Aber dicht daneben sieht man, mie wenn alles beim alten geblieben wäre, immer noch Tafeln mit dem Straßennamen Straße am Königsplay". Wir haben auf diesen Schildbürgerstreich schon vor acht Tagen hingewiesen, doch hat sich bisher nichts daran geändert. Ist es nicht selbstverständlich, daß mit der Umnennung des Königsplates" in einen Platz der Republic" auch eine Straße am Königsplay", wenn es eine solche gibt, zu einer Straße am Platz der Republik" werden muß? In der Presse ist die Ansicht geäußert morden, auch hier sei ein aus­drücklicher Beschluß der Gemeindebehörden nötig, der dann wieder erst von der Aufsichtsbehörde gebilligt werden müßte. Ja, gibt es denn überhaupt eine Straße, die den angeblichen Namen Straße am Königsplay" trägt?

Bechel hatte auftragsgemäß von der Reichsbant 10000 Mart abgehoben und trug sie in einer Aftentasche bei sich. Als er furz nach 3 Uhr den Hausflur der Landbank betrat, stand er plöglich einem Manne gegenüber, der ihm mit einem Revolver in der Hand zurief:" Hände hoch! Gelb her!" Pechel hielt seine Tasche mit der linken Hand frampfhaft fest und schlug mit der rechten auf den Angreifer ein. Dieser feuerte jezt einen Schuß ab, der den Boten ins Geficht traf. Als der Berlegte um Hilfe rief, warf der verfolgten ihn durch die Königgräger, die Bernburger zurück durch Räuber die Waffe weg und flüchtete. Bantangestellte und Bassanten die Deffauer Straße bis zum Hafenplay. Hier wurde er endlich er­griffen und nach der Revierwache in der Wilhelmstraße gebracht. Es ist ein 30 Jahre alter früherer Bankbeamter und jetziger Kauf- zeichnissen gesucht, die früher alljährlich dem Rotbuch der mann Dr. Otto Ulrich aus der Kazbachstraße 19. Er bestreitet, mit dem Ueberfall irgendwie im Zusammenhang zu stehen. Von den Berfolgern fann auch keiner, mit Ausnahme eines zwölfjährigen Knaben, bestimmt behaupten, daß er der Räuber war. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Leute während der langen Flucht eine falle ährte aufgegriffen haben. Erst die Gegenüberstellung mit dem Kaffenboten fann volle Klarheit bringen. Die Kugel traf

Bechel an der rechten Nasenseite und trat hinter dem linken Ohr wieder aus. Er wurde in das Elisabethfrankenhaus gebracht, mo er noch vernehmungsunfähig daniederliegt. Verdächtig macht den Festgenommenen der Umstand, daß man in seiner Tasche eine Tüte mit fein gemahlenem Pfeffer sand. Wozu er ihn bei sich

FUNK

WINKEL

# 1

Klabund las eine geschmackvolle Auswahl aus seinen Werken: Enrit, einige Kapitel des Eulenspiegelromans Brade"; zulegt gab es einen medefind- beeinflußten Stetch, vermutlich ein sehr frühes Bert des Dichters, das weniger start wirfte, obgleich es als Hör fpiel mit ungenannten Mitwirfenden eine gute lebermittlung er­fuhr. Schumanns D- Moll- Sinfonie, vom Funtorchefter unter Dr.. Busch tötters Leitung gespielt, vervollständigte die Abendbarbietungen. Diese legte Sinfonie Schumanns hat so wenig mie die vorangegangenen ben flaren Aufbau, den die Werke bes romantiters tritt auch hier zutage, und wenn auch Schumann in

flaffischen Meisters zeigen. Doch die Melodienfülle biefes Spät feinen Klavier- und Gefangtompofitionen am wirffamften bleiben wird, so bereitete es gemiß vielen Hörern Freude, mit einem feiner in Konzerten nur selten gehörten Orchesterwerken befannt zu werden. Buschfötter erwies fich dafür als trefflicher Interpret. Um Nach, mittag berichtete Oberregierungsrat Brofeffor. Dr. Möller über Fünfzig Jahre Reichsgesundheitsamt auch der Bortrag Dr. Th. Tichauers: In den Mafchen des Strafgefeges", in dem er über die Beweisaufnahme sprach, mar interessant und aufschlußreich, Das Rundfunkprogramm. Donnerstag, den 1. Juli.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

12 Uhr mittags: Die Viertelstunde für den Landwirt. 4 Uhr nachm.: Professor Dr. Seligmann: Schutz- und Heil­impfungen". 4.30 Uhr nachm.: Maler und Graphiker Georg Haus­dorf: Bildende Künstler und ihre wirtschaftliche Bedrängnis". 5 Uhr nachm.: Kurzgeschichten. 1. W. v. Lengerke: Das Ge­heimnis. 2. Sling: a) Der Herr, der nicht tanzt, b) Ein Spazier­stock hängt im Regen. 3. V. Aubertin: a) Die Flucht zur Natur, b) Der Versuch. 4. Fr. Hildenbrandt: a) Notturno  , b) Anschlag ( Renée Kürschner. Rezitation). 5.30 Uhr nachm.: Nachmittags­konzert der Berliner   Funkkapelle. Ferdy Kauffman. Leitung: Konzertmeister

6-6.30 Uhr abends: Teemusik aus dem Hotel Adlon  ( Kapelle Marek Weber  ). Anschließend: Ratschläge fürs Haus, Theaterdienst. 7 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bil­dungskurse). Abteilung Technik. Dr. Hans Dersin: Glas, Kunstformen und Technik". 7.25 Uhr abends: Dr. Fritz Pfirrmann: , Fortschritte der Technik. Erfinderschutz". 7.55 Uhr abends: 8.30 Uhr abends: Orchesterkonzert. Dirigent: Bruno Seidler­Geheimrat Prof. Dr. L. Heck: Tiere und Menschen in Indien  ". Winkler. Unter Mitwirkung von Konzertmeister Georg Kniestädt  , Violine. 1. Beethoven: Ouvertüre zu Die Ruinen von Athen". 2. Mozart: Konzert für Violine D- Dur: Allegro, Andante cantabile, Rondo( Andante grazioso)( Georg Kniestädt). 3. Goldmark: Ein­leitung zu der Oper Die Königin von Saba". 4. Tschaikowsky: Ballettmusik ans Schwanensee  ". 5. Wieniawski  : Faust- Fantasie ( Georg Kniestädt). 6. Glazounow: Walzer( Berliner   Funkorchester). Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater- und Film­Leitung: Kapellmeister Otto Kermbach  ). 10.30-12 Uhr abends: Tanzmusik( Kapelle Kermbach. Königswusterhausen, Donnerstag, den 1. Juli. 3-3.30 Uhr nachm.: Professor Dr. Amsel und Oberschullehrer Westermann  : Einheitskurzschrift. 3.30-4 Uhr nachm.: Ober­studienrat Dr. Brunner: Die deutschen Länder und Landschaften schichtliche Entwicklung der Blindenbildung. 4.30-5 Uhr nachm.: Mitteilungen des Zentralinstitutes. 5-5.30 Uhr abends: Margot Grupe: Mißstände in der Stadterziehung. 8.30 Uhr abends: Ueber­tragung von Berlin  .

dienst.

im Geschichtsunterricht. 4-4.30 Uhr nachm.: Oskar Picht  : Ge­

Gewiß, die Namentafeln sind mirlich und wahrhaftig vor. Hindersinstraße erstreckt. Aber bisher hat man eine Straße dieses handen: sie stehen an dem Fahrdamm, der den No.drand des frühes ren Königsplates" bildet und sich von der Herwarthstraße bis zur Namens vergeblich in den amtlichen Straßenver Stadt Berlin   angehängt wurden. Auch im Adreßbuch fannte man nur einen Königsplay" und feine Straße am Königsplan", und dasselbe gilt von amtlichen Stadtplänen. Die angebliche Straße

am Königsplay" hat überhaupt keine Grundstücke und feine Num mern, dagegen trifft das für den Königsplay" zu. Die Straße Königsplay" selber gehört. Bir behaupten, daß niemals eine am Rönigsplay" ist weiter nichts als ein Fahrdamm, der zum 2uffichtsbehörde die vorgeschriebene Genehmi­

gung erteilt hat, diesem Fahrdamm den besonderen Namen " Straße am Königsplay" zu geben. So erflärt es sich auch, daß dieser Straßenname Jahrzehnte hindurch in den amtlichen Straßen­verzeichnissen gefehlt hat, obwohl die Namentafeln an dem Fahr­damm standen. Erst das neueste, vom Magistrat veröffentlichte Straßenverzeichnis hat uns plöglich damit überrascht, daß es mirt­lich und wahrhaftig auch den Straßennamen Straße am Königs play" aufführt. Das ist die erste und bisher einzige amtliche Zu­fammenstellung, in der uns der Name begegnet ist. Wie er hinein­gelangt ist, das entzieht sich unserer Kenntnis. Auch darüber fann man nur Vermutungen haben, wie dieser Fahrdamm vor Jahr­zehnten zu feinem niemals genehmigten Namen gekommen ist. Bielleicht hat die Straßenbauverwaltung der Stadt diefen Fahr damm nur zu Berwaltungszweden in ihren Aften so benannt, und irrtümlich ist die Bezeichnung dann als amtlicher Straßenname angefehen und durch Aufstellung von Ramenfchildern peremigi worden. Der Name best and niemals zu Recht, und er hätte schon in den Zeiten der Monarchie ohne alle Förmlichkeiten beseitigt werden fönnen.

Benn sogar heute noch viele Umstände gemacht werden sollen, ehe man sich zu der selbstverständlichen Beseitigung entschließen mill, fp heißt das, die Schildbürgerei auf die Spigetreiben. In die Rumpelfammer auch mit den Straßenschildern Straße an Rönigsplay"!

Explosion auf einem Truppenübungsplatz. 38 polnische Soldaten von einer Granate zerrissen.

Warschau  . 30. Juni.  ( WIB.) Heute nachmittag wurde bei& owel eine militärische Uebung abgehalten, an der dos 41. Regiment teilnahm. Eine der Kompagnien dieses Regiments überquerte eine Straße, als eine schwere Granate explodierte, die, wie man annimmt noch aus dem Weltkriege herrührt. 38 Soldaten wurden sofort getötet, 30 fchwer und 11 leichter verwundet. Unter den Schwerverwundeten befinden sich auch drei Offiziere.

Nach einer weiteren Meldung von gut unterrichteter Seite foll die Zahl der Berlegten bedeutend höher sein. Außer 38 getöteten Soldaten, worunter fich 2 Offiziere befinden, haben weitere 41 Soldaten, die sich in unmittelbarer Nähe der trepie­renden Granate befanden, schwere Verlegungen davongetragen. Drei von ihnen sind so furchtbar zugerichtet, daß fie faum mit dem Leben daponfommen dürften. Das Unglüd geschah in Kewel, hart an der polnisch- sowjetukrainischen Grenze. Angeblich soll es sich um eine manöverübung gehandelt haben. Zur Zeit des Weltkrieges lagen in diesem Kampfgebiet die Fronten der Mittelmächte und des zarischen Rußlands   lange Zeit einander gegenüber. Dort waren auch die schweren österreichischen Motormörfer eingefeßt, die 30-3entimeter- Granaten verfeuerten. llebrigens haben sich seit Ende des Weltkrieges ein oder zweimal Explosionen derartiger Blind­gänger in jener wolhynischen Gegend ereignet. So streut der Krieg auch heute noch Tod und Verderben, wenn man auf seine Ueberreste stößt.

Ein Stadtsekretär als Sittlichkeitsverbrecher.

Bor dem erweiterten Edhöffengericht Lichtenberg   hatte sich der 47 Jahre alte Stadtjekretär Martin Röster wegen Erregung öffentlichen Bergernisses und fortgesetzten Sittlichkeitsverbrechens zu verantworten. Trotzdem der Angeklagte schon wegen Erregung öffentlichen ergernisses vorbestraft ist, gehört er nach wie vor noch dem Magistrat als Beamter an. Diesmal wird ihm zur Last gelegt, in den Jahren 1923, 1924 und 1925 fich wiederholt an minderjährigen Mädchen vergangen zu haben, außerdem soll er sich der Erregung öffentlichen Aergernisses schuldig gemacht haben. Die Verhandlung, die unter Ausschluß der Deffentlichkeit geführt wurde, hatte ein überraschendes Ergebnis. Das Gericht jah einige Fälle von Schamlosigkeiten des Angeklagten nicht als strafbar an und sprach ihn auf Kosten der Staatstaffe frei. Im übrigen hielt es ihn in einem Fall des versuchten Sittlichkeits­verbrechens für überführt und verhängte hier die geringe Strafe von nur drei Monaten Gefängnis.

Vor dem Verderben

durch Schimmel und Gärung werden alle für den Winter eingemachten Früchte sicher geschützt, wenn man sie mit

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Dr. A. Oetker, Bielefeld  .

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