Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 127.
winnen
-
Die Liberalen.
Donnerstag, den 4. Juni 1891.
von
8. Jahrg.
mehrung der Zahl der Lotterieloose nach Maßgabe des hervor getretenen Bedürfnisses, ferner eine anderweite Betriebsart der Loose, und endlich die Geltendmachung des preußischen Einflusses bei den Reichsbehörden auf Erlaß eines Gesetzes zur einheitlichen Regelung des Lotteriewesens angeregt wird.
Publikum zwischen den Zeilen lesen konnte, waren nicht aus reichend vorhanden, zumal fich dieses Publikum, verwöhnt durch die fühnere Tonart der Presse in den 10 ersten Jahren der neuen Regierung, nicht mehr mit dem zufrieden stellen lassen wollte, was ihm vor 1855 genügt hatte. Um nun auch fernerhin, wie es in dieser Epoche der Fall gewesen war, einen immer fort- Abg. Ritter( freitons.) empfiehlt die Annahme aller drei Als die Internationale den ersten Grund legte für die Ver- schreitenden Einfluß und eine herrschende Stellung wahren zu Resolutionen. wirklichung des berühmten Wahlspruches von Mary und Engels: tönnen, hätten die russischen Liberalen jetzt in ihrer öffentlichen Abg. Richter erhebt Widerspruch gegen die sofortige Ab" Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!" und als die Kom- Preß- und propagandistischen Rednerthätigkeit bis zu ftimmung über die Resolutionen, indem er sich auf§ 27 der Geg mune ihr rothes Banner auf den Giebeln einer Weltstadt auf den alleräußersten Grenzen des Möglichen gehn, ihre schäftsordnung beruft, wonach Anträge, welche eine Geldbewilligung pflanzte, waren in unserem Vaterlande die Liberalen die Einzigen, Beitungen, ihre Professorenstühle, ihre Advokaturen, ihre in sich schließen oder in Zukunft herbeizuführen bestimmt sind, komwelche den Stoff zu einer ernsthaften Opposition liefern fonnten Mitgliedschaft im Gemeinderath oder den Zemstvos aufs missarischer Berathung unterliegen müssen. Unter Geldbewilligung und die Einzigen, unter denen die Ideen des abendländischen Spiel setzen müssen; fie hätten gleichzeitig alle Vor- seien nicht blos Ausgaben, sondern auch Einnahmen zu verstehen. Es wissenschaftlichen Sozialismus Wurzel zu fassen vermochten. theile einer wenn auch noch in den Keimen steckenden sei überhaupt zweifelhaft, ob die Kommission bei der Beschlußfassung Konnten sie auch auf feine organisirte Partei blicken und keine gesetzlichen Organisation ausnützen müssen, die in Rußland unter über die Resolutionen innerhalb ihrer Kompetenz handelte. Die Regesetzlichen Wege finden, um eine Arbeiterpartei zu schaffen oder Alexander II. bestand, die Verbände der Zemstvos und Ge- folutionen würden der Budgetkommission zur Vorberathung zu überfich gegen die Willkür der Regierung zu wehren, so wußten sie meinden, die Advokatenkonferenzen, die Professorenräthe, um eine weifen sein. Unverständlich sei ihm die Eile, mit welcher diese doch unter dem bornirten Regiment Nikolaus I. ein Feld zu ge- Grundlage zu schaffen für die Parteien, welche eine grund- wichtige Angelegenheit am Schlusse einer so arbeitsreichen Session mochte es auch drohend zittern und wenig Sicherheit stürzende Aenderung der gegenwärtigen Zustände vorbereiten; betrieben werde. Die Kommission habe ihre Resolutionen begewähren, einen Grundstock literarischer Werke zu schaffen, und schließlich ware es nöthig gewesen, im Auslande oder in schlossen nach Ablehnung des Antrages Rorsch, dieser sei aber die den argwöhnischen Blicken der Zensur entrannen, Rußland eine geheime Presse ins Leben zu rufen, um beständig gestern angenommen und dadurch die Lage verändert worden. aber in rein wissenschaftlich- kritischen Artikeln, in schein- die Ziele dieser Parteien scharf zu martiren. Die russischen Die Empfehlung einer Vermehrung der Gelegenheit zum Glücksbar unschuldigen Romanen und Poesien dem intelligenteren Liberalen aber konnten ihre Rolle nicht ausfüllen; nicht einmal, spiel in demselben Moment, wo die Brotpreise eine ungeheure Höhe Theile des russischen Publikums die revolutionären Be- daß sie auch nur versucht hätten, eine politische Partei zu organi erreicht, sei eine Giftmischerei, eine Folge der gemeinfchädlichen strebungen der Feinde aller Volksbedrückung, aller firen oder ihr Programm in erwähnenswerthen geheimen Blättern Wirthschaftspolitik, in die wir mehr und mehr hineingerathen sind. Herrscherwillkür vortrugen und immer wachsende Hinneigung zu darzulegen. Was jene Führung des Rampfes bis an die letzte Präsident v. Köller hält die Verweisung auf§ 27 der Geden neuen Formen des Sozialismus erzeugten, die dieser in Europa Grenze des Gesetzmäßigen anbelangt, so fanden sich wohl neben schäftsordnung für nicht stichhaltig. Dort werde nur von Anannahm. Eine durchaus bewußte Opposition wurde besonders in sehr zahlreichen Apostaten fähige Persönlichkeiten in der Presse, trägen von Mitgliedern des Hauses gesprochen, ein solcher liege den kritischen Artikeln von Bielinsky, in den Romanen von unter den Gelehrten, in den vertretenden Körperschaften( wenn aber nicht vor, sondern ein von der Kommission aus eigener Herzen, in den Novellen des Turgeniem geführt; indeß war der auch sehr wenige), die diesen Kampf ebenso ruhmreich fortsetzten, Initiative gefaßter Entschluß. Strom so mächtig, daß auch andere Schriftsteller, ohne sich dessen wie ihre Vorgänger ihn unternommen hatten. Die besten Zeit- Abg. Richter bleibt bei seiner Auffassung stehen, dagegen bewußt zu werden, in derselben Richtung fortgeriffen wurden: schriften wurden so unterdrückt; hervorragende Männer wurden führt der Präsident aus, daß eine Kommissionsberathung ja dies war der Fall z. B. mit dem Satiriker Gogol , der durch und durch die Willkür des Ministers ihren Lehrstühlen stattgefunden habe. die durch der Reaktion angehörte; und das Gleiche stieß dem völlig verjagt; die Mikhailoff, Tschernyschewsky starben Abg. Arendt( freit.) verweist auf die zahlreichen Präzedenzindifferenten Romanschreiber Gortscharoff zu, und einer ganzen und verdarben in Sibirien verdarben in Sibirien oder schmachteten Jahrzehnte fälle, in denen die für einen Antrag aus dem Hause niederAnzahl weniger talentvoller und einflußreicher Autoren. Seit lang daselbst. Andere wurden weniger grausam betroffen: Die gefeßte Kommission Resolutionen mit finanzieller Bedeutung vordem Regierungsantritt Alexanders II. und der Befreiung der Saltykoff, die Eliffneff, die Schelgunof gaben den heißen Kampf schlug, welche im Hause Annahme fanden, ohne daß Widerspruch Bauern schien sich die Hauptlitteratur zu einem Ganzen fest zu in der Presse für die freien Gedanken bis zu ihren letzten Athem- erhoben worden wäre. Die Annahme des Antrages Korsch stehe sammen zu schließen, denn nur einige wenige zersplitterte zügen nicht auf. Doch dies waren Vereinzelte), die man schon der Annahme der Resolutionen durchaus nicht entgegen. Im Reaktionäre ohne ernstere Bedeutung fernstanden. früher in der literarischen Welt als Radikale" zu bezeichnen be- Weiteren führt Redner nochmals die Gründe an, welche bereits Als die Regierung nämlich die Reformen inaugurirte, wähnte gann und von denen mehrere in höherem oder geringerem Grade gestern für eine Vermehrung der Loose geltend gemacht worden man am Vorabende einer wenn auch mangelhaften Verfassung dem Sozialismus anhingen. Die große einige literarische Armee find. Die Vertheilung der Lotterieloose über das Land sei eine zu stehen, und die Stellung der konservativen, liberalen, radikalen der Liberalen, die 1855 bestand, hatte sich zerstreut und zersplittert, durchaus ungleichmäßige. In Berlin würden im Verhältniß und sozialistischen Parteien in Rußland schien allmälig die russischen Liberalen existiren nicht mehr als politische Partei, viel zu viel Loose gespielt; durch anderweite Vertheilung allein ähnlich zu werden, wie in anderen europäischen Ländern, nicht mehr als eine geeinte literarische Partei; vielmehr wächst sei die Lotterieverwaltung dem Mangel abzuhelfen nicht im d. h. die politische Wirksamkeit aller diefer Parteien die Zahl der bewußten und unbewußten Abfälle beständig und Stande. Die erste und zweite Resolution seien also anzunehmen, bestand aus zweierlei: einem innerhalb der gesetzlichen Schranken so offenbart sich täglich flarer ihr Verfall und ihre Entartung. desgleichen aber auch die dritte, welche auf die Einführung einer geführten Kampfe, um ein Mindestmaaß von politischen und Metaphysische und pfäffische Bestrebungen, die einst innerhalb einheitlichen deutschen Reichslotterie hinzielt. Was im preußischen wirthschaftlichen, schon jetzt möglichen Reformen, einem Kampfe, der fortschrittlichen russischen Gruppen für undenkbar gehalten Staate erlaubt und sittlich ist, könne im Deutschen Reiche nicht der gelegentliche Bündnisse zwischen Parteien verschiedener Fär- wurden, haben jetzt ihre Organe und finden einen genügenden unerlaubt und unsittlich sein. bung zuläßt; und zweitens aus einer ebenfalls auf gefeßlichem Lesertreis. Die junge Generation in der Presse, die sich als fort- Abg. Sattler( natl.) hält zwar die geschäftsordnungsmäßigen Boden stehenden Agitation, mit dem Zwecke, die Anhängerschaft schrittlich ausgiebt( in dem„ Boten des Nordens", der Woche"), Zweifel des Abg. Richter für nicht zutreffend, beantragt aber und den Einfluß der einzelnen Parteien, wie sie sich in ihren hat neben den liberalen Ideen, die sie nicht zu verläugnen wagt, wegen der Tragweite des Verlangens der Vermehrung der Lotterievollständigen Programmen und ihren letzten Zielen darstellen, zu die Propaganda für ein Ergeben in die gegenwärtigen Verhält- loose die Verweisung der ersten Resolution an die Budgetkommission. vermehren. Bald indeß fand man sich grausam enttäuscht. Die nisse aufgenommen, ohne sich Rechenschaft davon abzulegen, Die erste Resolution sei thatsächlich nur zu verstehen unter der Regierung Alexanders II. zeigte sich in der Folgezeit nicht nur daß sie damit die Entfittlichung predigt. Die bedauerlichen Ver- Voraussetzung des Antrages Korsch. Auch sachlich müsse er höchft abgeneigt, derartige Verhältnisse hervorzurufen, vielmehr irrungen des Grafen Leon Tolstoi finden Anhänger. durchaus die Meinung Richter's über die Vermehrung der Spielbegann man, als man sich versah, daß die eingeleiteten Reformen Alles turz zufammengefaßt: Die russischen sogenannten gelegenheit theilen. im Bolte ganz naturgemäß das Bedürfniß nach politischen Frei- Liberalen haben aufgehört, eine zusammenfassende politische und Abg. Olzen( natl.) hält eine Verweisung an die Budgetheiten entwickelten, diese Reformen so viel wie möglich zu ent- soziale Macht in unserer Heimath darzustellen; teine politische kommission weder für zweckmäßig noch für nothwendig; er fräften. So des Bodens zu einem gesetzlichen Kampfe in den Bewegung fönnte auf sie rechnen. Die Kämpfer, die einstmals wünscht vor Allem eine Vermehrung der Lotterieloose, alle zwei erwähnten Formen beraubt, standen den fortschrittlichen den Kern einer solchen bilden konnten, vermögen jezt in dieselbe Uebelstände rührten von der zu geringen Zahl der Loose her. Gruppen zwei Wege offen: entweder die Agitations- einzugreifen, allein, indem sie sich einzeln an andere politische Die vorhandene Zahl entspreche weder der gestiegenen Wohlweise ihrer Vorgänger aus der Zeit Nikolaus I. fortzusetzen und ihre gefehmäßigen literarischen Waffen Waffen zu schärfen und zu vermehren; oder aber jenseits der Gesetzes fchranten geheime politische Parteien zu gründen, Verschwörungen zu spinnen, zum Kampfe gegen den Absolutismus, wie es 1825 geschehen war.)
Der erstere Weg schien zwar bequemer geworden zu sein burch die etwas freiere Beweglichkeit der Presse im Vergleich zu der unter Nikolaus I ; doch fand man sich gleichzeitig weit gewiegteren Behörden gegenüber, die ungleich besser, als die schwächlichen Zensoren der vorhergehenden Regierung, zu scheiden verstanden, was wahrhaft gefährlich war in der Presse und was nicht. Die Bedingungen für eine Literatur, in welcher das
Wenn ich in meinem vorhergehenden Briefe( siehe Mr. 107 des Vorwärts") einen Vergleich anstellte zwischen der Form des" Aufstandes von 1828 in Rußland und des spanischen Pronunziamento's, so dachte ich dabei nicht an die spanischen Karlisten( die nicht vor 1830 auftraten), sondern an den Militäraufstand des Quiroga und Riego vom Jahre 1820. Der gewaltige Eindruck, den dieser auf die Geister in Rußland machte, läßt sich selbst in den Poesien eines Puschkin und eines Styleieff erkennen.
In der Volksküche.
=
11
Parteien anschließen, an Parteien, welche unter anderen Auspizien erftehen oder erstehen werden: Und nur der Sozialismus ist es, der, wie die Dinge liegen, ein fester Thurm zu werden vermag.
10. Mai 1891.
Semen Petroff.
Parlamentsberichte.
Abgeordnetenhaus.
94. Sigung vom 3. Juni. 11 Uhr. Am Ministertische: Dr. Miquel, von Heyden, Graf 3eblig. Die Berathung über die Vorschläge der 18. Kommission in Betreff des Antrages Korsch wegen Verbot des Privathandels mit Staatslotterieloofen wird fortgesetzt. Die Kommission schlägt dem Hause drei Resolutionen vor, in welchen eine Ver
* Wir hoffen in Bälde den Lesern des Vorwärts" einen Artikel über die letzten Kämpfer, von welchen Einer nach dem Andern in vorgerücktem Alter gestorben ist, bringen zu können.
in einer Volksküche zu essen."
habenheit noch der steigenden Konkurrenz der auswärtigen Lotterien. Abg. Lückhoff( freit.) empfiehlt die Annahme der ersten und dritten Resolution, bekämpft dagegen die zweite, welche eine anderweite Ordnung des Vertriebes der Loose befürwortet. Wenn der Vertrieb nach dem Arendt'schen Rezept der Reichspost übergeben würde, so würde die Post ihrem eigentlichen Zwecke zu sehr entfremdet werden. Der Lotteriekollekteur trage eine große persönliche Verantwortung, welche dem Beamten garnicht zugemuthet werden könne. Mit der bloßen Redewendung, daß die Kollekteur stellen Sinekuren seien, werde nichts bewiesen. Die Kollekteure hätten eine hohe Kaution zu stellen, müßten ein anständiges Lofal und Bureaupersonal haben und seien außerdem mit der erwähnten großen Verantwortlichkeit behaftet. Der Kollekteur sei gefällig und entgegenkommend, der Beamte im„ Dienst" werde vielleicht für das Publikum die weniger geeignete" Instanz sein. gleichheit in der Wertheilung der Loose über das Land sich durch Maßnahmen der Berwaltung allein nicht beseitigen lassen wird.
Geh. Rath Marcinowski erklärt, daß die vorhandene Un
Abg. v. Ehnern:( ntl.) bestätigt die Richtigkeit der prinzipiellen Auffassung des Abg. Richter bezüglich der finanziellen Tragweite der ersten Resolution, giebt aber zu, daß die Praxis des Hauses vielfach abweichend verfahren sei. Er schließt sich dem Antrag Sattler an, namentlich um zu vermeiden, daß eine
das zierliche Näschen rümpften und prüfend in den Napf hinein- in ausgelaffener Fröhlichkeit und frivoler Wizzelei gewetteifert, schnupperten oder tiefätig mit dem Löffel in der Suppe hin und aber sie brachten es nur bis zu einem verlegenen Lächeln. Allmälig fingen die beiden Freunde an, den Aufenthalt in undzwanzigjährigen Geschichte der Berliner Volksküchen bildet Sie hatten sich vorgenommen, um das Entree gründlich auszu- Mahlzeit hintereinander aus und standen auf, um zu gehen. Da Eines der Ruhmesblätter" in dem Buch der nunmehr fünf her schlenkerten, daß sie über den Rand schlug. Am anderen Ende des Tisches saßen zwei junge Studenten. Dieser Umgebung unbehaglich zu finden. Sie löffelten daher ihre Damals hatte der „ Verein der Berliner Volksküchen" in einem besonderen Pavillon nügen, gleich die ganze Ausstellung hintereinander durchzunehmen immer neue Schaaren von„ Hungrigen" hereinströmten, so hatten und womöglich den ganzen Tag über dazubleiben. Da sie nicht sie Mühe, die Thür zu erreichen. Es war wie in einer eine vollständige,„ naturgetreue" Volksküche eingerichtet, um den in eines der theuren Ausstellungsrestaurants gehen wollten, aber Jahrmarktsbude, in welche das sensationshungrige Publikum Besuchern der Ausstellung zu zeigen, wie herrlich weit wir es in einer Zeit gebracht haben, in welcher es Menschen giebt, die auch nicht auf das Mittagessen verzichten mochten, so waren sie hineindrängt, um sich durch die bildliche Darstellung irgend eines für 15 Pf. zu Mittag effen. Und so erging denn an die besigende übereingekommen, die Gelegenheit zu benußen und auch einmal nervenaufregenden Ereignisses für einige Minuten aus seiner Blafirtheit herausreißen zu lassen. Selbst draußen, vor dem Klaffe der Ruf, zu kommen und sich von der Reichlichkeit, Nähr- Es waren zwei recht ungleiche Freunde. Der eine der Sohn Pavillon und im Garten, standen Gruppen von Besuchern, welche fraft und Schmackhaftigkeit" der dort verabreichten Speisen durch einer Lehrerwittwe, war aufgewachsen in dem glänzenden Elend die unförmigen Näpfe in den Händen hielten und unter Scherzen höchsteigenes Kosten zu überzeugen. einer darbenden Beamtenfamilie, aber in der den Dünkel be- und Lachen in der Suppe herumplantschten. Viele suchten sich Und sie tamen alle: Der schneidige Gardeoffizier und die fördernden Erinnerung an wohlhabende und geachtete Vorfahren. ihrer Portionen, von denen sie übrigens immer wieder ver distinguirte Dame der Aristokratie, der reiche Finanzmann und Der andere, der Sohn einer Schuhmacherwittwe, war erzogen in den sicherten, daß sie vortrefflich schmeckten und beinahe für zwei feine in Volkswohl" machende Hausfrau", der geschniegelte Gewohnheiten einer Proletarierfamilie, die aus ihrer Noth kein Hehl Personen ausreichten, dadurch zu entledigen, daß sie die halb Stußer und die neugierig- naseweise" höhere Tochter." Die macht, und wußte auch von seinen Vorfahren, soweit er deren Reihe gefüllten Näpfe in den Sand oder auf den Rasen stellten, um Königin Bourgeoisie tam, um von den Speisen des armen zurückverfolgen konnte, nichts anderes zu berichten, als daß sie sich dann möglichst unauffällig zu entfernen. Mannes zu foften. ftets Noth gelitten hatten und verachtet worden waren. Ihr Die beiden Studenten wurden, als sie ins Freie traten, bei Unter fröhlichem Lachen nahmen die Herrschaften an den freundschaftlicher Verkehr hatte aber wechselseitige Beeinflussung diesem Anblick von Entrüstung ergriffen. Aber als gesittete roh gezimmerten Zischen auf den harten Holzbänken Platz und ber entgegengesetzten Anschauungen bewirkt. Der Sohn des Menschen behielten sie ihre Entrüstung für sich. fuhren zaudernd mit dem Blechlöffel in den Steingutnapf, welcher Lehrers war nicht ganz unberührt geblieben von den Anschauungen" Was mag man mit diesen Resten machen?" fragte der haft zu in dieser naturgetreuen" Volksküche. ein suppenartiges Kohl- und Linsengericht enthielt. Es ging leb- des Proletarierfprößlings, der Sohn des Schuhmachers hatte Sohn des Lehrers. schon etwas von den Anschauungen jenes Anhängsels der Bour" Wirklich famos!" schnarrte ein Lieutenant, nachdem er die geoisie angenommen, das sich wie diese geberdet, aber zum Lippen mit einigen Tropfen der Brühe angefeuchtet hatte. Und Zumpenproletariat gehört. In der Parade Volksküche thaten die Beiden beinahe so, als schlürfte, bezeigte ihre Zustimmung durch eine stumme Neigung ob sie wirklich zur Bourgeoisie gehörten. 3war, daß sie dort auf Die wohlgenährte Banquiersrau neben ihr genoß das leckere tarier spielten", das fam ihnen feineswegs so pikant oder Mahl in fleinen Schlückchen und nickte ihrem Manne zu:„ Nicht romantisch vor, wie dem Stuter und den jungen Damen, von wahr? Das ist doch Alles, was man verlangen kann?"" Und denen sie übrigens um ihres doch schon etwas schäbigen Rockes " Ich esse alle Tage da," sagte der Sohn des Schuhmachers. der Herr Gemahl ſagte mit Galgenhumor:„ Es geht. Aber willen leines Blickes gewürdigt wurden. Aber sie gaben sich Trüffelsauce ist mir lieber." sichtliche Mühe, die Situation von der komischen Seite aufzu- Sie wechselten in tiefer Beschämung einen Blick, der VerEin junger Laffe, welcher, die Hände in den Hosentaschen, fassen. Es wollte ihnen nur nicht recht gelingen. Sie beneideten zeihung erbat und zugleich dem anderen Verzeihung gewährte. dasaß und seinen Napf nicht anrührte, betrachtete bald mit die neben ihnen ſizenden Herrschaften um die Sicherheit, mit der Dann gingen sie schweigend nach dem Ausstellungspalast, um spöttischem Lächeln den vor Heroismus schwitzenden Bankier, diese sofort herausgefunden hatten, wie sie sich zu den dampfenden ihre Wanderung fortzusehen, und betrachteten die dort ausgestellten bald wechselte er Blicke mit den Badfischen ihm gegenüber, welche Näpfen zu verhalten hatten. Sie hätten mit den anderen gern Tabellen über Voltsernährung.
des Kopfes.
"
den
Was wird man damit machen?" sagte der andere.„ In gemeinsamen Bottich wird man es wohl kaum zurückgießen. Wahrscheinlich nimmt man's zu Hundefutter." Nach einer Weile setzte er nachdenklich und leiser hinzu:„ In
einer richtigen Volksküche geht es übrigens ganz anders her." " Ja, wahrhaftig!" murmelte der Sohn eines Lehrers. Die Freunde sahen sich überrascht an.
"
Waren Sie denn schon mal in einer richtigen Volksküche?^ " Leider schon oft genug."