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Bebel und das Reichsgesundheitsamt.

Eine zeitgemäße Erinnerung.

Als jüngst der fünfzigste Geburtstag des Reichsgesundheitsamts in großen Festreden gefeiert wurde, da brachte die bürgerliche Presse begreiflicherweise nicht die eigenartigen, sehr herabstimmenden Be­gleitumstände in Erinnerung, unter denen sich dieses Amt seine Existenz langsam erfämpfen mußte.

Am 2. März 1878 erlitt der Deutsche Reichstag nämlich eine recht beschämende kulturelle Niederlage, dessen ganze Bedeutung man erst ermessen fann, wenn man den wegweisenden Aufsatz August Bebels in der sozialistischen Revue Die Zukunft" lieſt. An diesem Tage stand nämlich die Mehrforderung von 44 500 M. für das Reichsgesundheitsamt auf der Tagesordnung des Reichstags, und dieser bewies gegenüber den großen sozial- hygienischen Aufgaben des neuen Amtes eine so stumpfe und beschränkte Auffassung, daß die Regierung vor jeder durchgreifenden Tat auf dem Gebiete des Ge­sundheitswesens eigentlich zurückgeschreckt werden mußte.

Der Sprecher des Zentrums, August Reichensperger witterte in dem Gesundheitsamte eine förmliche finanzielle Aus­saugungsmaschine". Es war für diesen Kulturpolitiker eine unheim­liche Borstellung, wenn im Anschluß an die Tätigkeit des Reichs­gesundheitsamtes an allen deutschen Universitäten Lehrstühle für das Gesundheitswesen entstehen würden. Selbst von einer offiziellen Ueberwachung der Lebensmittelfälschung wollte dieser fürsorgliche Herr nichts wissen.

Der medizinische Sachverständige der Fortschrittspartei Dr. Mendel lehnte sich mit der gleichen Kurzsichtigkeit gegen jede Erweiterung der Tätigkeit des Gesundheitsamtes auf. Nach seiner Ansicht habe sich das Reichsgesundheitsamt nicht mit wissenschaftlichen Aufgaben zu befassen, er wollte dieses Amt nur als eine Ver­mittlungsbehörde zwischen der Wissenschaft und der Gesezgebung gelten lassen. Allerdings verschloß er sich nicht vor dem Gedanken, daß ein Gesundheitsamt bei Epidemien Feststellungen über die Todes­ursachen eine höchst müßliche Tätigkeit entfalten fönnte. Hinter dem Gesundheitsbeamten sah der fortschrittliche Manchestermann den reglementierenden Polizisten. Er meinte, wir hätten schon überall Polizei! Der Mediziner Mendel blickte mit einer gewissen Verachtung auf die Chemie herab, die ja wesentlich zur Mitarbeit auf dem Gebiet der Hygiene berufen ist, und er meinte achselzuckend, die Chemie sei noch keine Wissenschaft, die sichere Resultate gäbe, sondern fie sei noch im Werden und bleibe daher noch die Antwort auf viele Fragen schuldig.

Der freitonservative Abg. Dr. Lucius stand völlig blind und taub den Forderungen des Gesundheitsamtes gegenüber. Meinte er doch im Hinblick auf einen durch das Gesundheitsamt aufgedeckten Schwindel mit fosmetischen Mitteln: das Amt habe sich mit solchen Dingen in feiner Weise zu befassen.

Entrüstet hebt Bebel in seinem Artikel in der Zukunft" die Wendung in der Rede des Dr. Lucius hervor: Wollten die Leute sich damit betrügen lassen, so möchten sie es tun, damit habe das Reich gerade so wenig zu schaffen, als daß es berufen sei zu verhindern, daß das Publikum sein Geld in Schwindelpapieren anlege. Und Bebel fügt ironisch hinzu: ,, Damit fam alfo der Satz des Erminifters Delbrück , den er seinerzeit gegen Laster auf deffen Anflagen gegen den Börsenschwindel aussprach: Wir können die Leute nicht ver hindern, die ihr Geld los sein wollen, dies zu tun, auch auf dem Gebiete des Handels zur vollen Geltung". Mit Recht meinte Bebel, man schrede das Gesundheitsamt durch derartige Reden von seiner sehr nüßlichen Tätigkeit zurück, und die Fälscher- und Betrügerbande lache fich in's Fäustchen.

Die Bereinigung der medizinischen und chemischen Wissenschaft und die Zusammenfassung der wissenschaftlichen mit der volks­belehrenden Tätigkeit im Reichsgesundheitsamt betrachtet Bebel als einen Weg, um die Wissenschaften für das Leben fruchtbar zu machen. Er stellt im Hinblick auf das Reichsge­fundhuntsamt den programmatischen Saß auf:

Die assoziative Tätigkeit in der Wissenschaft und die Kom­binierung der verschiedenen Wissenszweige unter gemeinsame Lei­tung ist für die Entwicklung der Menschheit gerade so notwendig, wie die assoziative und kombinierte Tätigkeit von Ackerbau und Industrie. Neun Zehntel der wissenschaftlichen Errungenschaften unserer Zeit bleiben für mehr als neun Zehntel der Menschen voll ftändig totes Rapital, weil es sowohl an einer passenden und zwed mäßigen Sichtung und Zusammenstellung des wissenschaftlichen Materials wie an einer gleich paffenden und zweckmäßigen Anwen­dung in der Pragis des Lebens mangelt.

Die Verwirklichung des Programms des Reichsgesundheitsamts ist dazu ein großer und bedeutsamer Schritt, und wenn sogenannte Männer der Wissenschaft das nicht einsehen, so stehen sie genau auf der Stufe des Handwerkers oder Bauern, der nach alter Weise sein Handwerk treibt oder seinen Acker bebaut, weil er glaubt, daß Ver­änderungen seinem Interesse oder seiner Bequemlichkeit schaden."

Bebel sieht den tiefen Zusammenhang zwischen der Wissenschafts­und Gesellschaftsverfassung und den gesundheitlichen Berhältnissen der in ihr lebenden Menschen. So scharf tadelnd auch immer seine grundsägliche Kritik an den bestehenden wirtschaftlichen und fozialen Zuständen ist, die allen gesellschaftlichen Reformen nur einen engen, atembeklemmenden Spielraum laffen, so lobend- anerkennend klingt feine Zustimmung zu dem großen sozialhygienischen Programm des Gesundheitsamts, das alle sozialen Beziehungen der Menschen weit­fichtig umfaßt. Das neue Amt ist nach Bebel mitten in die soziale Frage hineingestellt und sein Programm wirft wie ein revolutio­närer Aft", allerdings wie ein Att von durchaus friedlicher Ten­denz". Es regt alle sozialen Fragen an, die eine förmliche Revo­

lution in der Wohn-, Nähr, Arbeits- und Lebensweise der Men­schen bedingen. Bebel betrachtet eben in ganz großzügiger Weise das Reichsgesundheitsamt als ein wegweisendes Institut für den Aufbau einer neuen gesunden Wirtschaft und eines neuen ge funden Menschen. P. K.

Jrregeführte Natur.

Ob sich dessen die bekannten ältesten Leute zu erinnern wissen? Raum, faum, denn was dieser verstümmelte Frühling verregnen ließ, geht auf keine Kuhhaut. Aber auch die Premierenvorstellungen des mißvergnügten Sommers find alles andere als erfreulich, Noahs Sintflut muß eine Zimmerbrause gegen das gewesen sein, was uns der Himmel an Wässerigkeiten auf die Erde schickte. Die Organi fation jenes Betriebsapparates, den der naive Gläubige in wonnigem Selbstbetrug als göttlich anerkennt, fleppt entschieden nicht. Wenn strangulation verbrachten ins Grüne fährt, und es wird ihm die jemand auf 3 Wochen nach 49 mit Arbeit, Staub und Nerven­Erholungspeterfilie so gründlich verhagelt, daß er meint, in einem strangulation verbrachten ins Grüne fährt, und es wird ihm die dumpfen Schwimmbassin von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, so ist das bitter. Der Aerger über die mißlungene Auffrischungs: partie tut sein übriges, um die Eituation zu verpfuschen. Das Erholungsminimum ist bei weitem nicht erreicht, aber die Arbeit geht von neuem los. Selbst in der Stadt beginnt uns der Deuer­regen, dieses höllische Aufeinander von Wolkenbrüchen, Katastrophen, Gemittern und Ueberschwemmungen nachgerade unheimlich zu wer­den. Schon ziehen die Spekulanten des drohenden Beltunter­gangs" mit ihren 10- Pfennig- Broschüren fonjunkturwitternd durch die Straßen. Wann wird ein Ende kommen diesem Schrecken? Die Folgen des Unwetters.

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Die ungewöhnlich starken Niederschläge, die über Groß- Berlin in den letzten Wochen in besonders startem Umfange aber in den letzten Tagen niedergegangen sind, haben felbstverständlich auch die Wachsamkeit der Behörden erregt. Wenn auch keine dirette Steigerung des Baiserspiegels der Spree besteht, Ueberschwemmungsgefahr durch eine sehr erhebliche haben sich doch mancherlei Schwierigkeiten ergeben, die Sicher heitsmaßnahmen erforderlich machen. So ist zum Beispiel an der Mühlendammschleuse ein leberwachungs­dienst eingerichtet worden, der darauf zu achten hat, daß die Wehre in dem Ausmaß gezogen werden, daß bei einem besonderen Andrang des vom Oberlauf kommenden Wassers eine Regulierung bzw. ein Ausgleich geschaffen wird. Das Behr in Charlottenburg ist ganz geöffnet worden. In Berlin ist die Schiffahrt für beladene Kahne noch frei. Für leere Kähne dagegen von über 3,40 Meter Höhe ist der Verkehr gesperrt worden, weil sie die Brücke am Mühlendamm nicht mehr durchfahren können. Auch in dem Seengebiet der Oberspree verschärft sich die Lage erheblich, wo nur ein lang­samer Abfluß der Wassermengen vonstatten geht.

Die unbekannte Tote von Woltersdorf .

Troß aller Bemühungen der Woltersdorfer Behörden ist es auch heute noch nicht gelungen, das dreizehnte Todesopfer der Einsturzfatastrophe am Kranichsberg zu identifizieren. Es handelt sich bei der Toten nicht, wie verschiedentlich behauptet, um ein achtzehnjähriges Mädchen, sondern um eine Frau in den mitt­leren Jahren, die einen Ehering trägt, also verheiratet sein muß. Unerflärlich ist, daß die Tote bisher von feiner Seite her als vermißt gemeldet worden ist, so daß unter diesen Umständen ange nommen werden muß, daß es sich bei diesem Todesopfer um eine auswärts wohnende Berson handelt. Die Gerüchte, daß die Kata­strophe noch ein vierzehntes Todesopfer gefordert haben soll, das auf dem Transport nach Cöpenick den Verlegungen erlegen sei, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Heute früh ist bereits die Leiche der Frau Gebauer auf Beranlassung der Angehörigen nach Berlin über­geführt worden, wo die Beisetzung erfolgen wird. Auch die anderen Leichen werden im Laufe des heutigen Tages nach Berlin trans­portiert und hier nach den Dispofitionen der Hinterbliebenen zur legten Ruhe bestattet werden. Die Meldung, daß die Toten von Woltersdorf gemeinsam auf dem dortigen Waldfriedhof beerdigt werden sollen, trifft demnach nicht zu., um so weniger, als Wolters­ dorf überhaupt feinen Waldfriedhof besitzt.

Im übrigen wird in Woltersdorf immer noch fieberhaft gearbeitet, um die zahlreichen Wasserschäden, von denen faum ein Grundstück verschont geblieben ist, auszubessern. Die frei willige Feuerwehr hat immer noch zu tun, um die unter Waffer ge­fetten Keller- und Wirtschaftsräume auszupumpen. Die Rüdersdorfer Straße in Woltersdorf , in der die Regenmassen eine Schlucht von etwa 10 Metern ausgespült haben, ist noch immer unpaffierbar und für den Fuhrwerfsverkehr gesperrt.

Der Herr Reichspräsident hat dem Vertreter des beur laubten Oberbürgermeisters von Berlin , Herrn Bürgermeister Scholz, seine herzlichste Teilnahme anläßlich des Weltersdorfer Unglücks ausgesprochen und ihn gebeten, den Hinterbliebenen der ums Leben gekommenen Berliner Mitbürger sein Beileid sowie den Berletzten feine beften Wünsche für baldige Genesung auszusprechen.

Der Kampf der Inflations- Grundstückskäufer. Eine zweitägige Tagung des Reichsverbandes der Grundbesiger gegen untragbare Aufwertung war wirklich faum wert, daß man eine Stunde zuhörte. In diesem Reichsverband haben sich Grundbesizer zusammengefunden, die ihre Grundstüde und ihre Häuser während der Inflation erworben haben. Dabei sind eine Reihe von sogenannten Schwarzfäufen vorgekommen, d. h. von Käufen, bei denen im Kaufvertrag aus steuerlichen Gründen nur ein Teil des Kaufpreises angegeben war. Der Rest war entweder in einem besonderen Bertrage festgesetzt oder es war eine freie Vereinbarung über ihn getroffen, und er wurde bemgemäß bezahlt. Nun werden nachträglich diese Käufe allergrößten Teil auf den Standpunkt, daß die Verträge ungültig von den Berkäufern angefochten, und die Gerichte stellen sich zum feien, und daß der Verkäufer des Grundstücks sein Grundstück wieder zurückerhalten muß. Gegen diese Auslegung der Berträge wandten fich die Inflationsfäufer in ihrer Sonnabend und Sonntagtagung. Wir möchten hierzu folgendes bemerken: Für uns liegt feine Ver anlassung vor, zugunsten der einen oder der anderen Partei Stellung zu nehmen. Es handelt sich bei beiden Teilen um Spetu, lanten. Die meisten Hauseigentümer haben in der Inflation ihre Grundstücke verkauft, weil sie glaubten, mit dem baren Gelde bessere Geschäfte machen oder bessere Sachwerte erwerben zu können. Und die Grundstückseigentümer waren bei ihrem Kauf der Ansicht, daß es bei der Geldentwertung keine bessere Anlage in Deutschland gäbe, als die Anlage in Grundstüden. Wenn sich nur eine der beiden Parteien nach der spekulativen Richtung hin getäuscht hat, so ist das etwas, was die Deffentlichkeit im Grunde genommen gar nichts angeht. Daß auch diefe Kategorie der Hauseigentümer fich mit aller Macht gegen die Mieterschutzbestimmungen

Monarchistisches Oberverwaltungsgericht. wandte, soll nicht unerwähnt bleiben. Es ftützt monarchistische Beamte gegen republikanische Oberbehörden.

Der Bürgermeister von Hohenstein in Ostpreußen hat am 12. September 1925 bei einer vaterländischen Feier" ein hoch auf den Kronprinzen ausgebracht. Der Erfonprinz war das bei anwesend.

Der Regierungspräsident bestrafte am 24. Januar 1926 den Bürgermeister mit einem Verweis. Der Bürgermeister legie Beschwerde ein, der Oberpräsi. dent lehnte die Beschwerde ab.

Nunmehr erhob der Bürgermeister Klage beim Oberverwal tungsgericht, das prompt die Disziplinarverfügung des Re­gierungspräsidenten und den Bescheid des Oberpräsidenten aufhob. Das Urteil ist wie das Verhalten des Bürgermeisters von Hohenstein eine Demonstration gegen die republita­nische Staatsform. Bon Recht ist bei dieser politischen Juftig

feine Rede

hens die Kleider der Tochter. Er erzählte, baß sie zufamen nach Limburg a. d. Lahn gefahren seien. Hier hätten sie im Flusse ein Bad genommen. Dabei sei das Mädchen infolge eines Herz­schlages ertrunken. Seine Versuche, sie zu bergen, feien erfolglos geblieben. In Limburg habe er fofort Anzeige erstattet. Die Leiche des Mädchens ist anscheinend noch nicht gefunden, da noch feine Mitteilung hierher gelangt ist. Die Eltern der Sch. beschuldigen nun Kn., ihre Tochter absichtlich ins Wasser gestoßen zu haben, weil das veruntreute Geld zu Ende gegangen sei. Kn. wurde in Haft ge= nommen, bis aus Limburg eine aufklärende Nachricht eingegangen sein wird.

Ein Mord nach fieben Jahren aufgeklärt. Die Täter geftändig und verhaftet.

konnte jetzt in überraschend furzer Zeit aufgeflärt werden. Die Ein schweres Verbrechen, das im Februar 1919 verübt wurde, drei Beteiligten, ein 28 Jahre alter Kutscher Robert Schwarz aus der Paul- Singer- Straße, ein 29 Jahre alter Kutscher Franz Liefow aus der Langestraße 49, sind geständig und wurden Paezsch und seine Mutter, die 58 Jahre alte Witwe Anna fofort verhaftet.

auf Anzeige seiner mit ihm in Scheidung lebenden Frau verhaftet, In der Nacht zum Montag wurde der Kutscher Robert Schwarz weil die Frau ihn beschuldigte, vor sieben Jahren den Arbeiter Liez­tom erschossen zu haben. Bei seinem Berhör durch Kriminalfommissar Lobbes leugnete Schwarz hartnäckig und behauptete, sich an einen derartigen Borgang nicht mehr erinnern zu können. Die Ermitt lungen der Kriminalpolizei nahmen im Verlaufe des gestrigen Montags eine so überraschende Wendung, daß die Frau des Getöteten, die Witwe Anna Liezkom und ihr Sohn aus erster sie endlich ein umfassendes Geständnis ab. Danach er Ehe, Franz Baezsch, verhaftet wurden. In später Nachtstunde legten Schoß Schwarz auf Anstiften der Frau Liezkom ihren Ehemann, mit dem sie in Unfrieden lebten. Zur Ausführung ihrer Tat an einem Sonnabend im Februar des Jahres 1919 gingen sie nach der Laube des L. in Baumschulenweg . Baetsch hatte den Revolverfeines Baters mitgebracht. Während L. auf der Leiter stand, um Dach­pappe anzunageln, schoß ihn Schwarz mit diesem Revolver nieder. 3m Sturz schlug sich der Sterbende den Kopf auf, so daß die Schuß­verletzung später nicht mehr festzustellen war. Der Arzt erkannte daher auf Schädelbruch und Herzschlag. Frau Liezkow, die An­stifterin, suchte das Verbrechen damals mit einem Unglücksfall zu verschleiern, was ihr auch gelang. Der Mord wäre nie ans Licht ge­tommen, wenn nicht Frau Schwarz jetzt Anzeige erstattet hätte.

Raubüberfall auf einen Kutscher.

Gestern abend gegen 8% Uhr während des strömenden Regens wurde der 65 Jahre alte Kutscher Gustav Grunwald aus der Laufizer Straße 21, auf seinem Fuhrwert überfallen und beraubt. Der Mann hatte Lebensmittel zur auswärtigen Kundschaft gefahren und fam die Treptower Chauffee entlang zurück. In der Nähe der Karpfenteichstraße wurde er plötzlich von einem Burschen von hinten am Halse gepadt, über den Bod zurückgerissen und gewürgt. Das Trommeln des Regens auf dem straff gespannten Stoff hatte es dem Räuber ermöglicht, ungehört bis an den Kutscher heranzufriechen, und ihn hinterrücks anzufallen. In der geraubten Brieftasche befanden sich über 100 m. eingezogene Gelder. Der Räuber entfam in der Dunkelheit und dem strömenden Regen un­gehindert.

Ein Motorrad gefunden. Bei Wensickendorf i. Mark wurde, dicht an der Berliner Chauffee liegend, ein gut erhaltenes Motorrad, Marke Stod IA 20 921, herrenlos aufgefunden. Bisher hat sich der Verlierer nicht gemeldet.

Das Arbeitersportfest in Wien .

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mit dem Staffetenlauf ein voller Erfolg. Nicht besser hätte der Be Der Beginn der sportlichen Veranstaltungen des Festes bar völkerung das Wesen des Arbeitersports vor Augen geführt werden tönnen, als durch diesen Stafettenlauf, in dem jener einzelne sein Bestes hergibt, um der Mannschaft den Sieg zu bringen. Das erste Fußballspiel des Festes wurde Sonntag 10 Uhr vormittags auf dem Trabrennplay begonnen. Die Wiener waren die bessere Mannschaft und errangen einen verdienten Sieg mit 3: 1 Touren. Troß der großen Hize war das Spiel ungemein leb= haft und reich an spannenden Momenten. In dem ersten Turn­piel, dem Raffball- Städtekampf Wien - St. Pölten errang Wien einen hohen Sieg, doch entspricht das Resultat durchaus nicht den Kräfteverhältnis. Die St. Pöltener tombinierten besser und befizen auch eine bessere Fangtechnik als die Sieger. Jedoch waren die Stürmer vor dem Tor zu unentschlossen und zu langsam. Die aus­gezeichnete Verteidigung der Wiener verhinderte meistens die St. Pöltener am Schuß. Endresultat: Wien 7: 3( 3: 2). Während die Sportler quer durch Wien eilen, streben durch die

Straßen Wiens marschierende Jung fo lonn en dem großen Blaz vor dem Rathaus zu. Fahnen, Musit, heller freudiger Gesang und frohe Gesichter. Immer neue Züge marschieren an. Ein ein­ziges Meer von Menschen füllt das weite Feld bis zum jenseitigen Burgtheater, bis hinauf zum Barlament, bis hinunter zur Uni­persität. Inmitten dieser gewaltigen Masse die schulentlassene Jugend, die heute durch eine besondere würdige Feier in das schmale Menschengasse führt der Schlußmann der Wander­fampfreiche Leben des Arbeiters eingeführt werden soll. Durch die stafette Graz - Wien . Hoch schwenkt er in seiner Rechten die Botschaft aus der steiermärkischen Landeshauptstadt. Dicht hinter Otto Glödl, Präsident des Wiener Stadtschulrates, begrüßt die ihm folgen die Schlußleute der Linie Linz - Wien . Genosse Jungen und Mädel. Ueberzeugend dringen seine Worte über den Turnverein auf dem Trabrennplag vor ungefähr 20 000 Bu weiten Platz. Am Nachmittag hielt der Wiener Arbeiter= Generalprobe hat bewiesen, daß die Maffenübungen am nächsten sehern eine Generalprobe der Massenfreiübungen ab. Die Sonntag, dem Hauptfesttag, zu dem wuchtigsten Ereignis des Festes werden dürften. Während die Turner in der Aufstellung waren, traf folgendes Telegramm des burgenländischen Land: tagspräsidenten ein: Zu Ihrer Tagung die herzlichsten. Glückwünsche und besten Erfolg. Proletarische Kultur zeigt mit diesem Fest der Jugend den Weg, der zur Volksgesundung führen diesem Fest der Jugend den Weg, der zur Volksgefundung führen muß. Es lebe die Jugend, es lebe der Sport!"

Explosionskatastrophe in einer Bronzefabrik. Heute früh um 6,25 Uhr ereignete sich in der Bronzefabrit Weigand in Schwabach bei Nürnberg ein schweres Explosions= unglüd. Das Dach der Fabrik flog in die Luft und eine Stichflamme schoß empor. Die Explosion war in der ganzen Stadt zu vernehmen. wurden sechs Schwerverlette geborgen.

Erneute Verschlechterung im Befinden Kutiskers. Wie wir erfahren, hat sich das Befinden Jwan Kutiskers in der Charité erneut verschlechtert. Man befürchtet ein Wiederauffladern In den umliegenden Straßen sprangen die Fensterscheiben. Bisher der Lungenentzündung; außerdem ist infolge Herzschwäche eine Blasenlähmung eingetreten. Aus diesem Grunde kommt nach Ansicht der Aerzte eine Ueberführung Kutisters in das Unter­juchungsgefängnis Moabit vorläufig nicht in Frage, er muß viel mehr weiter in ärztlicher Behandlung in der Charité bleiben.

Mord oder Unglücksfall?

Unter dem Berdacht der Anstiftung zur Unterschlagung und des Mordes wurde der Hausdiener Kurt Rn. aus der Kaiser- Friedrich­Straße zu Neukölln verhaftet. Vor etwa 3 Wochen unterschlug die 19 Jahre alte Minna Sch. aus der Prinz- Handjery- Straße 39 ihrer Firma 500 M. und verschwand damit. Es wurde festgestellt, daß das Mädchen mit An. befreundet war und daß dieser gleichzeitig mit ihr verschwunden war. Bor 8 Tagen fam der junge Mann nach Berlin zurück und brachte den Eltern des Mäd­

Wieder ein Eisenbahnunglüd in Frankreich . Auf dem Bahn­hof von Annemasse sind vorgestern abend die letzten Wagens eines nach Genf fahrenden Zuges von einem in den Bahnhof ein­fahrenden Bug gerammt worden. Dabei wurden fünfzehn Personen zum Teil schwer verlegt.

Geschäftliche Mitteilungen.

Das bekannte Groß- Detail Schuh- Lokal Behendt betef in feinem

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iährigen Gaison- Ausverkauf außerordentliche Vorteile. Sie Firma muß ihre großen Läger räumen und hat infolgebeffen große Bosten Herren, Damen- und Rinderschuhe in guter Ware rückfistslos herabgefeht. Die Prelse find geradezu als lächerlich billig zu bezeichnen und weisen wir noch auf das heutige Inferat der Firma hin.