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Seit ties höchsten SianLes 8er Arbeitslosigkeit einsetzen, Ha8en trotz ihrer relativen Geringfügigkeit mit dazu beigetragen, den Arbeitslosenziffern zu einer sinkenden Tendenz verhelfen. Jedoch 'st die Gefahr nicht zu verkennen, die für den Arbeitsmarkt darin liegt, daß die in den Etats vorgesehenen Beschaffungsmittel »n diesem Jahre frühzeitiger als sonst erschöpft sein werden. Es war daher die Aufgabe des neuen Arbeitsbetchaffungs- Programms, diese Lücke durch das Hereinbringen neuer Aufträge auszufüllen. Sodann zu der dritten Gruppe von Maßnahmen zur Bekämpfung per Arbeitslosigkeit übergehend, betonte der Redner: Die öffentliche Hand darf nicht zum Bankier der Wirtschaft werden. Trotzdem mußten in einzelnen Fällen von Reichswegen bestimmte Unternehmungen unterstützt werden, nachdem alle sonstigen Mittel und Maßnahmen erschöpft waren, um diese Betriebe oder Betriebs- gruppen vor dem Untergang zu bewahren, einem Untergang, der aus ollgemeinen Gründen verhindert werden mußte. Hervorheben müßte ich ober auch, daß, wenn diese Stützungsaktion auch vielleicht nicht positiv unter den Begriff der Arbeitsbeschaffung eingereiht werden rann, doch ohne sie zweifellos weitere Massen von Erwerbslosen   auf pe» Urbeitsmarkt geworfen worden wären, deren verminderte Kauf- kraft zur Verschärfung der Krise wiederum beigetragen haben würde. Bei der weiteren vierten Gruppe der Maßnähmen handelt es sich darum, einer besondere», aller Voraussicht nach begrenzten Notlage gewisser Wirtschaftszweige zu steuern und ihr« Produk- iionsmöglichkeiten zu erhalten. Diese Maßnahmen dürfen nicht als generelle Subvention spolitik gewertet werden, wie sie ander« Länder mit sehr negativem Erfolge versucht haben. Nur dort ist geholfen worden, wo man vorausschauend annehmen konnte, daß die in Frage kommenden Wirtschaftszweige nach einer gewissen Uebergangszeit aus eigener Kraft ihre Produktion fortzu- setzen in der Lag« sein werden. So sind die Mittel der Reichs. getreide stelle der Intensivierung der landwirt  - tchaftlichen Produktion dienstbar gemacht worden. Den deutschen   Reedereien sind Kredite gewährt worden. In diesem Zusammenhang ist auch der Zwischenkredit von 20V Millionen Mark für den Klein Wohnungsbau zu nennen. Es ist zu hoffen, daß nach einer Verlängerung der vorgesehenen Kreditfristen, der der Reichstag   kurz vor seiner Vertagung zugestimmt hat, der Baumarkt stärker als bisher durch diesen Zwischenkredit Anregung erfahren wird. Die Anträge gehen nunmehr seitens der Länder in größerer Zahl ein. Bereitgestellte 4v Millionen Mark sind bereits abgehoben und weitere 7 Millionen neu angefordert. Die fünfte Gruppe der wirtschaftsmaßnahmen führt mich auf > das Gebiet allgemeiner wirtschaftlicher Uebergangsmaßnohmen. hierzu gehört auch das gegenwärtige Stadium unserer Handels- verlragspolitik. Zur Förderung des Exports mußten auch neu« Wege beschritten werden, so der der Exportkreditversicherung und der des Russen» g e s ch ä f t s. Die Bestrebungen des Reiches zur Schaffung einer Exportkredit- Versicherung haben zu einem Erfolg gesührl. Die Versicherungsstelle hat ihre Tätigkeit aufgenommen. In den ersten Sitzungen des Ausschusses dieser Stelle sind zahlreiche Exportaufträge versichert worden. Ein beträchtlicher Teil dieser Versicherungen betraf Auslandsaufträge gerade solcher In- dustrien, die, wie z. B. die Kleineisenindustrie, besonders schwer unter dem Verlust ihrer früheren Absatzmärkte zu leiden haben. Weitere Anträge sind in Bearbeitung. Sie bewegen sich nach Zahl und Um- fang in aufsteigender Linie. An der Schaffung einer zweiten Form der Exportkreditversicherung, die sich an die Vorschläge der Hamburger Exporteure anlehnt, wird mit Aussicht auf baldigen Erfolg gearbeitet. Im Laufe der nächsten zwei Wochen werden die Pläne abgeschlossen fein. Vor etwa 2 Wochen ist es gelungen, im Russengeschäft zwischen dem deutschen   Bankenkonsortium und der Handelsoer» tretung der Sowjetunion   über die Bedingungen und Finanzierung eine Annäherung herbeizuführen. Mit dieser Einigung wird der Weg für weitere Bestellungen Rußlands   erheblich geebnet fein. Bis heut« sind aus Jndustriekreifen Anträge mit Bezug auf Erteilung der Garantie für Lieferungsoerträge im Umfang« von rund ZSO Mil» lionen Reichsmark beim interministeriellen Ausschuß gestellt worden. Das Kredilbedürfnis der Landwirtschaft erfordert besondere Maßnahmen. So wurde die Deutsche Rentenbank-Kreditanstalt errichtet. Eine weitere Ein- richtung zur Beschaffung drei- bis fünfjähriger Realkredit« ist durch die Golddiskontbank im Berein mit der Rentenbank-Kreditanstalt in einem bisherigen Ausmaße von 250 Millionen Mark gewährt worden.
Reichsregierung und Reichsbahn  . Vor der Bestätigung Dorpmüllers. Zwischen der Reiche reg ierung und der Reichsbahn- g c f e l l f ch a f t ist es zu einer Vereinbarung gekommen, durch die künftighin eine engere Fühlungnahme zwischen Reich und Reichs- bahn in den Eisenbahnfragen sichergestellt werden soll. Der Ver- waltungsrat der Reichsbahn-Gefellschaft hat der Reichsregierung zugestanden, daß in Zukunft der Re i ch s v er k c h r s m i n i st e r oder sein Stellvertreter an allen wichtigen Sitzungen des Verwal» tungsrates mit beratender Stimme teilnehmen kann. Ferner soll der Reichsregierung künftig nicht nur für den Generaldirektor. sondern auch für die Wahl der übrigen leitenden Direk- t o r e n das Bestätigungsrecht zustehen. Als Gegenleistung Hot das Reichskabinett grundsätzlich die Teilnahme des General» d i r e k t o r s oder besten Stellvertreters an den Kabinetts- s i tz u n g e n, die sich mit Eisenbahnfragen beschäftigen, zugestanden. Da das Reichsbahngesetz mit diesen Vereinbarungen in Ueber- einstimmung gebracht werden muß, denkt man, wie verlautet, an eine entsprechende Aenderung des Gesetzes nach Fühlungnahme mit den in Frage kommenden Faktoren. Nach der Vereinbarung zwischen Reichsregierung und Reichsbahn-Gefellschaft wird die Bestäti» g u n g Dorpmüllers als Generaldirektor der Reichsbahn in der nächsten Sitzung des Reichskabinetts erfolgen. Elnlgung zwischen Reich und Preußen. In der demokratischen Preste werden Meldungen verbreitet, wo- nach in dem bekannten Konflikt zmischenReichündPreußen über die Zusammensetzung des Verwaltungsrats der Reichsbahn eine Einigung erzielt sei. Diese Meldungen eilen den Tatsachen weit voraus. Richtig ist, daß das Schreiben des Reichs- kanzlcrs Marx offensichtlich von dein Wunsche diktiert ist, eine spätere Verständigung mit Preußen nicht zu erschweren. Es ist auch richtig, daß gemäß 8 13 der Gesellschaftssatzung demnächst' das Mandat von 6 Mitgliedern des Verwaltungsrats erlischt. Es ist natürlich nicht ausgeschlosten, daß anläßlich der Neuernennung dieser Mitglieder Reich und Preußen sich oerständigen. Da aber Preußen auf der Ernennung des Ministerialrats Schulte be- steht und gerade gegen diesen Vorschlag von der Reicheregierung (lies Reichsfinanzministerium) immer wieder Einwen- düngen erhoben worden sind, so ist noch manche Schwierigkeit zti überwinden, ehe eine solche vom allgemein politischen Standpunkt aus sicher wünschenswerte Einigung erzielt wird.
Zu den Kresten, die von der Krise besonders hart betroffen werden, gehört vor allem das große Heer der Arbeitslosen. Nachdem die von mir genannten Aufträge zum Teil vergeben und durchgeführt worden sind die bisherigen Estenbahnaufträge werden die Walzwerke nur noch bis Ende des Monats beschäftigen können, müssen neue Mittel und Wege gefunden werden, um Arbeit zu beschaffen. Der Winter bringt uns an sich schon steigende Er» werbslosenziffern. Diese Erwägungen haben zur beschleunigten Auf» stellung des neuen Arbeitsbeschaffungsprogramms geführt. Die Reichsregierung geht davon aus, daß bei der lang andauernden Arbeitslosigkeit, die selbst bei einer neuen wirtschaftlichen Belebung noch kein« erhebliche Abschwächung erfahren dürfte, nicht mit einer reinen Erwerbslosenunterstützunq auszukommen ist. Nicht nur soziale, sondern wesentliche wirtschaftliche Moment« machen es notwendig, Arbellsmöglichkellen zu fchafseo, die wenigstens einem Teil der freigesehlen Arbeitskräste zeitweise Beschäftigung geben können. Das Regierungsprogrannn geht daher zunächst auf dl« Vorschläge des Volkswirtschaftlichen Ausschuzfes d«s"Reichs- ta ge s ein. Außer diesen neuen Mitteln Hot sich das Rekchsfinanzmintsterium bereit gefunden, weiter« 30 Millionen der produktiven Erwerbslosen- fürsorge zum Wohnungsbau für landwirtschaftliche Arbeiter zur Verfügung zu stellen. Man hofft, mit dieser Summe, wenn der gleiche Betrag von den Ländern erbracht wird, 10 000 neue Wohnun» gen schaffen zu können. Schwieriger gestalten sich die Verhandlungen über neue Mittel, die dem wohnungsmarkl zuzuführen sind. Der preußische Wohl- fahrtsminister teilte uns in den letzten Tagen mit, daß für Preußen
bei den anderen Landern liegt es anders Ne Sto?img des Wohnungsbaues nicht auf den Mangel an erststelligen Hypothken zurückzuführen sei, sondern auf die Schwierigkeit, die zweite Hypothek zu beschaffen. Es müssen deshalb zusätzliche Mittel für den Wohnungsbau ausgebracht werden. Die Reichsregierung hat bereits auch für diese Zwecke mit den Ländern zusammen neue Mittel bereitgestellt. Es darf erwartet werden, daß die Bautätigkeit in der zweiten Hälfte der Bauperiode in stärkerem Maße als bisher einsetzt. Die Berhondlungen mit den Ländern über die Weitersührung des ZNittellandkanal» sollen von dem Reichsoerkehrsministerium be- schleunigt aufgenommen werden. Es sollen die Arbeiten an der Hauptstreck« des Mittellandkanals zwischen Magdeburg   und Peine  sofort, also noch in diesem Jahre, ausgenommen werden. Von der Reichsbahn werden die Linien fertiggestellt werden, deren Bau die Länder begonnen hatten und deren Beendigung durch das Reich auf Grund des Staatsvertroges über den Uebergang der Staaiseisenbahn auf das Reich von den Ländern verlangt wird. Es handelt sich bei diesem Eisenbahnprogramm um rund 280 Kilometer Gleis, um Tunnelbauten, Schienenoerlegungen sowie Hochbauten. Die Grundlage für diesen gesamten Arbeitsbeschaffungsplan ist aber nur dadurch gegeben, daß sich das Reich oder die beteiligten Verwaltungen für dies« werbenden Anlagen an den Anlage» markt wenden können. Noch vor einem halben Jahre konnten diese Wege nicht oder nur mit Gefahren für die übrige Wirtschast beschritten werden. Heute glaubt es die Reichsregierung verantworten zu dürfen.... Im Anschluß an die Ausführungen des Reichswirtschaftsmimsters Dr. Curtius, betont« Dr. weigert als Dertreier de- Reichsarfeeitsmiaisters den festen Willen des Ministers und der Regierun«, die Arbeits­losenversicherung in diesem Winter zur gese�lichen Regelung zu bringen. Der Entwurf soll noch im Herbst dem Reichsrat und dann dem Reichstag zugeleitet werden. Dr. Weigert ist der Meinung, daß eine Arbeitslosenversicherung auch in Zeiten größerer Arbeits- lofigkeit lebensfähig ist. solange nur die Fluktuation unter den Arbeitslosen aufrechterhalten'wird. Der Redner wandte sich dann zu der unterstützenden Erwerbs losen fürsorge. Er erklärte, daß die Reichsregierung bei ihren Bemühungen um em Lohntlassensystem in der Enverbslosensürsorg« niemals auf einen Abbau der Erwerbslosenunterstützung ausgegangen fei. Sie hat* nur die Unterstützung an die natürliche Gliederung der Arbeiterschaft und an ihren verschiedenen Lebensstandard anpassen wollen. Der Entwurf der Reicheregierung sei nicht ihr letztes Wort, sondern nur eme Verhandlungsgrundlage gewesen. Di« Stärkung der Arbeitsnachweise, ihre richtige räumliche Unterbringung, ihre Ausgestaltung mit dem geeigneten Personal ist ein« der wichtigsten Voraussetzungen gerade auch für das Arbeitsbeschaffungsprogramm, dos der Reichswirtschastsminsster ent» wickelt hat. An diese Vorträge schloß sich eine Debatte an._ Dißmann(Metollarbeiter) eröffnet die Debatte. Die Arbeits» l o s e n f r a g« sei, so führte er aus, das Kernproblem auf Jahre hinaus. Drei Fragen müßten uns beschästigen: die Frage der materiellen Unterstützung, die der Be- schästigung der Arbeitslosen und die Anordnung und Durchführung von Maßnahmen, die über den Tag hinaus der Depression entgegenwirken. Di« Arbeits- losigkeit von Hunderttausenden wird von so großer Doner sein, daß sie mit den Fällen von Arbeitslosigkeit, die wir vor dem Krieg« hatten, gor nicht verglichen werden kann. Das immerwährende Drängen der Gewerkschaften zur Lösung der drei genannten Fragen habe bisher nur bruchstückweis« zu Verbesserungen geführt. Bei der Kurzarbeiter» Unterstützung konnte selbst das Prinzip nur mit Mühe zur Auer» kennung gebracht werden. Dißmann bedauert, daß die Einführung de» Lohnklassensystems in der Er- werbsloscuunterstühung überhaupt erst zur Erörterung gestellt worden tst. Die Folge dieses Systems sei, daß schlecht entlohnt« Arbeiter bei eintretender Arbeitslosigkeit durch geringere Unterstützungen noch einmal besonders gestraft werden. Gegen den Entwurf der Regierung über ein« Arbeitslosenversicherung macht er neben anderen Einwendungen, die er erhebt, vor allem geltend, daß sie mit einer zu geringen Zahl von Arbeitslosen- Versicherungsempfängern rechne. Das Arbeits- befchaffungsprogramm dürfe nicht unter dem Gesichtspunkt sogenannter Notstandsarbeiten betrieben werden, denn die. vorgesehenen Arbeiten sollen nicht der Unterbringung Arbeitsloser
Künstlerstreit. Das Ausstellungsproblem ist ein rein wirtschaftliches. Jede Kunstausstellung ist ein Markt, auf dem die Künstler ihre Produkte jeilhalten. Am wenigsten tritt der wirtschaftliche Charakter zutage bei Elite-Ausstellungen, wie sie etwa die preußische Akademie ver- onstaltet. Hier kann man sich den Luxus leisten, Kunst um der Kunst willen, nicht zu Berkaufszwccken, zu zeigen. Reinsten Markt- charakter tragen auf der anderen Seite die juryfreien Schauen, die jedem Aussteller gegen Platzmiete einen bestimmien Raum zur Per- fiigung stellen. Alle Kämpfe zwischen einzelnen künstlerischen Rich- tungen waren und sind im Grunde nichts anderes als Kämpfe um die Futterstelle, d. h. um die beste Ausstellungsgelegenheit. Diese siackte Tatsache kann durch ideologische Feigenblätter schämig ver- deckt, aber im Wesen nicht geändert werden. Auch der Kämpf, der jetzt zwischen der Großen Berliner  und der Juryfreien entbrannt ist, dreht sich um die Futterstelle. Die Große Berliner war bisher die wirtschaftlich stärkere Partei. Bis zur Revolution herrschte in ihr der Verein Berliner   Künstler. Dessen Rechte wurden durch Haenisch insofern beschnitten, als das Ministerium einen Teil des Londesausftellungsgebäu- d e s den jüngeren Künstlerverbänden, der Sezession, der November. gruppe usw., für die jährlichen Sommerauestellungen einräumte. Nach Schluß dieser Sommerausstellungen durfte dann die Juryfreie Kunstschau über das Gebäude verfügen. Diese hatte wenig Zeit zur Vorbereitung ihrer Ausstellungen, und in dm unheizbarcn Räumen waren die kalten Herbstmonate weder den Kunstwerken noch dem Publikumsbesuch zuträglich. Trotzdem entwickelte sich die Jurysreie von Jahr zu Jahr zu einer immer stärkeren Konkurrentin der Großen Berliner   und es wurden sogar Stimmen laut, die die Existenzbe- rechtigung der letztgenannten in Frage stellten und meinten, Berlin  könne sich, neben der Akademieausstcllung und den Ausstellungen der Privatsalons, mit alljährlich stattfindenden Juryfreien Schauen begnügen. Da holten die an der Großen Berliner   interessierten Ber- bände zu einem letzten energischen Schlag aus und stellten an die Juryfreie das Ansinnen, sie möge ihrerseits in Zukunft auf selb- ständige Ausstellungen verzichten und sich als eine ArtSalon der Zurückgewiesenen" der Großen Berliner angliedern. Damit war der Bogen überspannt. Die Juryfreie fetzte sich gegen dies« Zu- mutung zur Wehr und es gelang ihr, nilyt nur ihre bisherige Posi- tian zu behaupten, sondern sogar einen Schritt vorwärts zu dringen; die entscheidenden Instanzen stellten ihr für das nächste Jahr das Landesausstellungsgebäude für die Zeit von Mitte April bis Mitte Juni zur Verfügung. Gegen diesen annähernden Ausgleich der beiderseitigen Rechte erhebt nun eine Reihe Berliner   Künstlerverbände Protest beim Kultusminister und beim Preußischen Landtag  . E» sind das die Verbände, deren Mitglieder auf der Großm Berliner auszustellen pflegen. Nur die Sezesiion hat nicht mitgemacht. Der Protest ist bemerkenswert ungeschickt formuliert. Er wirft der Juryfreien vor, sie sei nachweisbar nicht juryfrei(was ein Streit um Worte ist), er spricht von Sabotage der Großen Berliner   Ausstellung und von Brüskierung der Berliner   Künstlerschast. Tatsächlich sind durch die oerechtere Verteilung der. Ausstellungsmonate nur die Waffen im Konkurrenzkampf einigermaßen gleich gemacht. Wenn die Große
Berliner sich dadurchsabotiert" fühlt, so zeigt sie eben, daß sie nicht konkurrenzfähig ist. Die Jurysreie hat bisher unter wesentlich un- günstigeren Bedingungen arbeiten müssen, und sie hat trotzdem von Jahr zu Jahr an Bedeutung zugenommen. Ihre Ausstellungen waren die weitaus wertvollsten und interessantesten, die man in Berkin zu sehen bekam. Abgesehen davon unterliegt es keinem Zweifel, daß dem Prinzip der juryfreien Kunstschauen die Zukunft gehört. Sie sind und wollen nichts weiter sein als Märkte und entsprechen so am besten den wirtschaftlichen Bedllrsnissen der «samten Künstlerschast. Daß einzelne Sondergruppen und liquen andere Interessen haben, ändert nichts an dieser Tatsache. Wir hoffen und erwarten, daß an dem Prinzip der Gleich- berechtigung für die beiden streitenden Parteien nicht nur im nächsten Jahre, sondern für alle Zukunft festgehalten wird. _ John Schikowski  . Ein französisches Studentenheim in öerlin. ImImpartial Frangais" beschäftigt sich Stephan Berger in einer Zuschrift aus Verlin mit der Frage- des Besuches deutscher Universitäten durch französisch« Studenten, die er als ernst und drin- gend bezeichnet. Er schreibt, ehe man daran denken könne, Europa  wieder aufzubauen, müsse man da« Problem der deutsch  -französischen Beziehungen lösen. Dies sei kaüm möglich, wenn nicht ein Teil der geistigen Elite Frankreichs   endlich durch eine ernsthaste und ehrliche Kenntnis dieses so nahen und doch so fernen Landes dazu beitrage. Die Beschreibungen und Darstellungen Deutschlands   von franzö- sischer Seite seien zu oft nur Karikaturen und geeignet gewesen, die gegenseitigen Beziehungen systematisch zu schädigen. Wolle man nun die vor dem jkriege begonnene Arbeit unter besseren Bedingungen wieder aufnehmen und diesmal zum guten Ende führen, indem man endlich den jungen Generationen zeige, was Deutschland   in Wirklichkeit ist, wie es sick benimmt, woran es denkt, wohin es geht, so müsse man eine Einrichtung treffen, die es französischen Studenten, den künftigen Erziehern, Finanzleuten, Journalisten und Politikern ermögliche, ehe sie von den Sorgen um einen Beruf ergriffen werden, sich ein halbes Jahr in ihrer Jugend einem konkreten und lebendigem Studium Deutsch  - lands zu widmen, das durch nicht», weder durch Bücher noch durch Zeitungen, noch durch den besten europäischen   Berständigungs- und Friedenswillen ersetzt werden könne. Aber es sei im Augenblick so, daß es keinen in Deutschland   lebenden Franzosen gebe, der nicht Briese von irgend einem jungen Landsmann bekomme, der den leidenschaftlichen Wunsch habe, ein« Studienreise nach Deutschland  zu machen, aber nicht in der Lage sei, die Kosten zu tragen, da das einfachste möbliert« Zimmer in Bertin 400 bis S00 Franken monatlich kostet. Eine Folge der französischen   Finanznot sei es, daß sich zahl- reiche deutsche Studenten an den französischen   Universitäten ein- fänden, während die künftigen französtschen Germanisten soft voll- ständig von den deutschen   Universitäten verschwunden seien. Der Verfasser wendet sich nun an die kapitalkräftigen Kreise Frankreichs   mit der Anregung, ein französisches Studentenheim in Verfin zu schaffen; er schreibt, wenn etwa 20 der reichsten Geschäfts­leute je l0 000 M. aufbrächten, so könne man sich mit dem Ertrag einer solchen Sammlung in Berlin   einrichten, denn die französischen  Studenten könnten Dmtjchtand nicht etwa in Koblenz   oder in Bonn  
kennen lernen. In Dahlem   oder im Grunewald könne man einck große Villa mit Garten taufen, die 15 bis 30 Zimmer enthalte. Zur Verwaltung des Hauses genüge ein Hausverwalter, der unter Auf- ficht eines Beamten einer der französischen   Vertretungen in Berlin  stehe. Nach Lösung des so schwierigen Problems der angemessenen Unterbringung werde alles übrige einfach fein. Man werde sich vorher mit dem preußischen Unterrichtsmini- sterium zu verständigen haben, das von einem liberalen, ernsthaften Mann geleftet werde, den man nicht vergeblich um feine Unter- stlltzung bitten werde. Er würde auch sicherlich das Notwendige veranlassen, damit die französischen   Studenten zum Restaurant der Berliner   Universität zugelassen würden, wo man für 1 M. eine ein­fache und gute Mahlzeit erhalte. All dies lasse sich sehr bald ver- wirtlichen, und das angestrebte Ziel, das vollkommen klar fei, könne der Reichsregierung in keiner Weise verdächtig erscheinen.
Sprachforschung mit Röntgenstrahlen. Der Professor für Dantu- orschung an der Witwatersrand-Universität   in Johannisburg, r. Clement Dote, hat sich zu einer längeren Studienreise nach Nordrhodesien   begeben, um dort neues Material für fein großes Lexikon der Bantu-Sprachen zu sammeln. Der Gelehrte führt ein Dittaphon und einen Phonographen mit sich und will die Sprache der verschiedenen Stämme sowie ihre Gesänge und Volksgebräuche festhatten. Doke hat sich besonders dadurch bekannt gemacht, daß er als erster die Röntgenstrahlen für die Sprachforschung verwertete. E» gibt in der Zulu-Sprache zwei verschiedene Schnalzlaute, deren Hervorbringung bisher rätselhaft war. Um nun genau festzustellen, wie diese verschiedenen Schnalzlaute zustande kommen, untersuchte er einen Zulu mit Röntgenstrahlen, indem er dadurch die Stellung der Zunge sowie des Gaumens und den Mechanismus des Schnalzen» beobachtete. »Lachen links." Die soeben erschienene Nr. 28 des republikani« schon WitzblattesLachen links" bringt als Titelblatt die Ueber- schwemmung Deutschlands   durch die Schutzzollslut, die das Volk in Not bringt, den Juntern aber die Taschen füllt. Auch der übrige reiche Inhalt der neuen Nummer ist zeichnerisch und textlich aus gc- wohnter Höhe.Lachen links" kostet pro Nummer nur 26 Pf. und ist beziehen durch alle Voltsbuchhandlungen und Postanstalten. VerlangtLachen links" in allen Zeitungskiosken.
Staatsop«.«14 lebte öffentliche Vorstellung vor den Ferien gehen SonntagDie Meistersinger  " in Szene mit Michael Bohnen  . Hütt. Schützen darf und Frau Hussa. Generalmusikdirektor Kleiber wird sich an diesem Abend vor seiner«mertlareise vom Berliner   Publikum verabschieden Metropol-Iheaker.R I a v> p o op lv", die amerikanisch« Ncgerrevue. geht insolge verspäteten Eintreffens der Negergirl» au» New Bork erst Dien4tag, den IS. Juli, abends 8 U|r, im Metröpol-Theater erstmalig in Szrnc. Sonntag und Montag bleibt da« Theater wegen Borbercilung ge- schlössen. ver Rundfunk   als Ranzel Der tzlbvenlisienpredlger Rev. Howard O. Hough hat in Portland  (Maine  ), eine besondere Gemeinde gegründet, die nur durch eine Rundsunkjlation zusammengebaltcn wird. Er hat sein« frühere Psarrftelle ausgegeben, um sich ausschliesjlich der Predtgertätigtelt durch Vermittlung des Rundsunt« zu bedienen. Die Kosten der Station werden ausschließlich durch sreiwilltgr Beiträg« der hör« beigebracht.