Vorläufig hat er als seine Hetzhunde die kleine, doch bissige Gruppe der Anhänger G o z a s an der Koppel, die rumäni- schen ch a k e n k r e u z l e r. die im neuen Parlament jeden Tag wild und wüst zur Gewalt gegen die Juden aufrufen. Auch die nationalen Minderheiten kommen, nachdem sie bei den Wahlen ihre Schuldigkeit getan haben, unter den Schlitten; schon halten die Deutschen nicht mit ihrer Enttäuschung zurück, daß alle Verheißungen der Volkspartei namentlich in der Schulfrage eitel Papier geblieben seien. Am tollsten aber geht es in B e s s a r a b i e n zu. In dieser neuen Provinz wohnen Bauern, die nichts für den Kommunismus, wohnen vorwiegend Rumänen, die nichts für das Russen- tum übrig haben. Dennoch befinden, mit drakonischen Strafen zutapxend, die Kriegsgerichte jeden Augenblick über „Verschwörungen", in deren Mittelpunkt das Streben nach Sowjetrußland steht. Nichts ist für die Beurteilung Ave- rescus gravierender als gerade die Tatsache, daß in Bessarabien trotzdem die Parole„Los von Bukarest " so volkstümlich ist._ Die Mörüerbrigaüe. Ehrhardtleute feiern die Rathenau -Mörder. Die„nationale Gesinnung" der Rechtsputschisten ist eine Mordgesinnung. Die Brigade Ehrhardt züchtet diese Ge- sinnung, sie bringt sie demonstratio zum Ausdruck. Alljähr- lich feiert sie die R a t h e n a u- M ö r d e r, so auch in diesem Jahre. Die„Berliner Morgenpost " berichtet aus Kösen: „Eine Abteilung der„Brigade Ehrhardt " aus M o g d e- bürg hatte den traurigen Mut, in den Rathenau -Mördern Kern und Fischer ihre„nationalen Helden" zu feiern. Sie legten große Lorbeerkränze mit schwarzweißroten Schärpen am Grabe nieder, beteten, während die Fahnen sich senkten, und zogen ab unter den Klängen des Liedes„Ich halt' einen Käme- roden." Unter Gebet legten diese traurigen Gesellen ein Be- kenntnis zum Mord und zu Mördern ab, unter Gebet und unter den schwarzweißroten Farben, mit denen sie die Sache des Meuchelmordes decken! Ein Reichen der inneren Verrottung und der sittlichen Verwahrlosung, das alle anständigen Menschen empören muß.
Protest gegen üie Zensur. Beschlust des Berliner Bezirksvorstandes. Der Bezirksvorstand der Sozialdemokratischen Partei für Groß- Berlin hat in seiner letzten Sitzung zum Verbot des Potemkin-Films Stellung genommen und einstimmig beschlossen, folgenden Protest bei den zuständigen Reichsstellen zu erheben: „Der Bezirksvorstand der Sozialdemokratischen Partei Berlin p r o t e st i e r t gegen das Verbot der Ausführung des Potemkin- Films aus solgenden Gründen: 1. Das Verbot entbehrt der gesetzlichen Grund- läge, denn dos Lichtspielgesetz schließt das Verbot einer Film- darstellung aus politischen Gründen ausdrücklich aus. 2. Die Groß-Berliner Bevölkerung, vor der die Uraufführung stattfand, bewies durch die Art ihrer Aufnahme bei Tausenden von Aufführungen, daß dieses Kunstwerk weder in Berlin noch anderswo Ruhe, Sicherheit und Ordnung zu gefährden geeignet ist. 3. Auch die durch die Darstellung angeblich möglich« Gefahr- dung der Disziplin im Heere kann nicht als ausreichende Begründung des Verbots angesehen werden, denn das deutsche Heer soll sein eine Volkswehr, erfüllt von demokratifch-republikanischem Geiste im Gegensatz zu jenem Kadavergehorsam, wie er das zaristische Heer beherrschte, der so weit ging, hungernde, schwer arbeitende Matrosen zu zwingen, verdorbenes Fleisch zu essen und für die Weigerung widerstandslos erschießen zu lassen. 4. Das Verbot beweist die Geringschätzung einer überheblichen Bureaukratie gegenüber den Freiheitsbestrebungen eine» unter-
öilöerbogen vom Sommer. Von Bernhard Faust . Seit zwei Monaten war die Schneiderin da. Berge von braun- lackierten Koffern und vollgestopften Hutschachteln haben sie dann in den Wogen verstauen lassen und sind zum Bahnhof gefahren. Die breite Staubwolke, die hinter ihnen aufwirbelte, ließen sie uns zurück, und die schmalen Anlagen mit den staubgepuderten Bäumen, die Bänke, dunstige Straßen, gemächlich qualmende Fabritschorn- steine, das bleiche Elend feuchter Hinterhöfe, das Vergnügcn, von fern ihre verlassenen Gärten zu bewundern— so über den eisernen, grüngestrichenen Gartenzaun hinweg. * Ein blondes Dienstmädchen sah ihnen nach. Sie winkt, unbe- Holsen, schüchtern. Jedes Jahr, wenn der Sommer kommt, steht sie am Fenster und winkt. Zehnmal kam so der Sommer. Unten an dem fremden Küchenherd gehen die Tage schnell dahin, so leer. Aber bald kommt der Sonntag. Sie wird in da» Dorf hinausfahren. da ist ein junger Gärtner. Oh, sie wird sich hübsch machen... « Drüben an der Ecke sitzt die Zeitungsfrau. Sie hat das Kopf- tuch vorgezogen und starrt die Menschen an, die da vorübergehen. Das find die Tatsachen ihrer Zeitgeschichte. Die Welt soll ja bangig groß sein— aber früher ist wohl nich' soviel passiert. Mich' mehr schön is' das, in der jetzigen Zeit, bei der Hitz'. Ja, die Jahre, die sie schon hier hockt. Was da alles geschehen is'... «- Ein kleines, schmächtiges Kerlchen geht da. Die blauen Echlosserhosen flattern weit um die Beine. Ueber da» blasse Jungen- gesicht läuft der Schweiß und zieht in dem klebrigen Werkstattruß kleine, glänzende Rinnsale. Der hölzerne Frühstückskasten drückt so, ist schwer, wie olles in der dunklen Werkstatt da hinten. Cr will sie vergessen, vergessen. Einmal nur am Waldrand« liegen, auf die Getreidefelder hinabsehen. Einen kurzen sonnigen Tag nur. In Wochen hat er gespart und gegeizt. Aber die Mutter ist gestern abend an sein Bett getreten. Sie hat die Lippen zusammengekniffen. sein Gxld genommen. Sie trögt es in die Apotheke. Er muß doch mit, mit den anderen, er muh mit. Ach— die grobe, knochige Metzgersfrau. Sie ist reich. Ja— er muß sie betrügen. Um Geld betrügen. Er muß doch mit, mit den anderen. Rur einen sonnigen Tag... « Drüben in den Anlagen sitzt ein alter Mann. Er liest, bewegt die Lippen. Die Schotten jagen über das weiße Blatt. Er sieht auf, spricht zu dem Nachbor. Nicht, daß er arbeckslo» wäre. Das soll man nicht denken. Auch nicht zu alt. Er schafft wie ein Junger. Dreiunddrcißig Jahre in der Gummifabrik da drüben. Er hat nur Urlaub. Das haben die Jungen jetzt so eingerichtet. So zum Sommer, wenn der liebe Sonnenschein auf der Erde liegt. Da»
drückten Volkes und den eines freien Volkes unwürdigen versuch, es zu den alten Begriffen der Sklaverei zurückzuführen. Aus diesen Gründen fordert der Bezirksvorstand die sofortige Zurücknahme des Verbotes." Arbeiten üer wirtschastsenquetekommiflion. Langsamer Gang der Borarbeite«. Die Arbeiten der Kommission zur Untersuchung der Produktions- und Absatzbedingungen der deut- schen Wirtschaft gehen vorerst nur langsam vorwärts. Die einzelnen Gruppen sammeln Material über das große Arbeitsgebiet, und erst auf Grund dieser vorläufigen Materialsammlung kann man die Arbeitsmethoden festsetzen. So werden Fragebogen zu- sammengestellt und ähnliche Vorbereitungen sür die Anordnung der Erhebung getroffen. Die Sekretäre, die die Materialsammlung und den technischen Teil der Arbeit des Ausschusses zu leisten haben, sind bereits gewählt. Da diese Vorarbeiten noch geraume Zeit in Anspruch nehmen, ist damit zu rechnen, daß er st im September die eigent- liche Untersuchungstätigkeit des Ausschusses einsetzt. Ob dann die Ergebnisse der Wirtschaftsenquetekommission noch von großem Wert sür die Wirtschaftspolitik während der Krise sein würden oder ob sie nicht vielmehr viel zu spät kommen, ist min- bestens fraglich. Dabei wäre eine Beschleunigung der Ar- beiten dringend geboten, nachdem die amtliche Wirtschaftspolitik eine Reihe von Maßnahmen bis zu dem Zeitpunkt vertagt hat, an dem die Kommission ihre Gutachten erstattet hat.
�aßfront üer ßürftenfreunüe. Nach den Kriegervereinlern die Kirche. Pfarrer Tittmann in Zella-Mehlis hatte am Sonntag des Volksentscheids gegen die bekannte Erklärung des Deutschen Evan- gelischen Kirchenausschusse» in einer Predigt Stellung genommen, nicht als Politiker, der er nicht ist und nicht sein will, sondern als religiöser Mensch, der diese Erklärung als eine Verkehrung des Evangeliums empfindet. Einstimmig nimmt daraufhin jetzt der Kirchenoorstand in Mehlis gegen Pfarrer Tittmann Stellung und fordert ihn auf, zu erklären, bis zu welchem Zeitpunkt «sein A m t in der Gemeinde niederlegen werde!
die Haussuchungen bei Stollwerck. Ein Schlupfwinkel für Stahlhclmer. Köln , 20. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Auf Grund der Anfrage de« volksparteilichen preußischen Abgeordneten H e i m a n n-Köln, über die Haussuchungen bei der bekannten, sehr rechts eingestellten Kölner Schokoladenfirma Stollwerck wird jetzt unserem Kölner Parteiblatt aus Kreisen der Arbeiterschaft der Stollwerckschen Fabrik mitgeteilt, daß die Haussuchungen der Polizei zwar ergebni». lo» verlaufen sind, jedoch in d« Fabrik, die in letzter Zeit ein Schlupfwinkel sür Stahlhelmleute geworden ist. Waffen versteckt waren. Bei einer Reparatur auf dem Kartonspeicher seien bei dem Ausreißen des Fußbodens eine Anzahl Revolver gefunden worden. Es mutet darum recht sonderbar an, wenn angesichts solcher Feststellungen die Land- trgsfraktion der Deusschen Dolkspartei den Mut ausbringt, Genug- tuung für die durch die polizeilichen Haussuchungen angeblich in ihrem Ansehen geschädigte Firma zu verlangen.
Reichskanzlei. Ter neue Staatssekretär des Reichskanzlers Marx. Der Reichspräsident hat den Staatssekretär in der Reichskanzlei Dr. Kempnerauf seinen Antrag unter Gewährung des gesetzlichen Wartegeldes in den einstweiligen R u h e st a nd versetzt und an dessen Stelle den Ministerialdirektor in der Reichskanzlei Dr. P ü n d e r zum Staatssekretär in der Reichskanzlei ernannt.
oiertemal ist es nun. Ja, dos ist hier ein schönes Buch, man könnte drüber weinen. Ja, so schön. Aber er sitzt nicht etwa dahier, weil er alt wäre. Das soll man nicht denken. Auch die Arbelt ist noch nicht alle. Er hat nur Urlaub... * Die Anlagen dehnen sich lang, verlassen, beklommen hin wie ein verhaltener Atemzug. Es ist die Zeit, wo die anderen wohl an ihrem Mittagstisch sitzen. Der Magen knurrt, in den Ohren sticht ein Brausen. Die Zähne zusammenbeißen. Nichts merken lassen. Oh, es gibt so viele Blätter jetzt. Der Schweiß steht in kalten Tropfen auf den zitternden Händen. Nichts merken lassen.— Cr ist Student. Er hungert. Das Leben ist unendlich lang, alle Freude nur kurz. Nichts merken lassen. Gestern platzte dos Oberleder von der Schuhsohle. Am linken Schuh. Und der dünne Draht, mit dem er es zusammenzog, rieb sich durch. Aber die Wege sind trocken. Heute, morgen, den Sommer long. Jetzt werde ich nach Hause gehn. Schlafen, nur schlafen. So eine Hand voll Blätter von den Sträuchern ziehen und in die Tasche stecken. Das gibt einen Ge- fchmack wie Zitronensaft. Nur recht vorsichtig über den harten Straßenschotter. Besonders mit dem linken Fuß. Recht vorsichtig... * Der Marktplatz ist brennende Sonnenglut, menschenleer. Nur die Fliegenschwärme hocken auf den verwelkten Krautblättern. Ei» 5)und schleicht mit hängendem Kopf am Mauerschaltcn entlang. Der Mann tritt auf den Platz, in die Sonnenglut. Cr geht barfuß, zer- lumpt, mit schmutzverklebtem Larthaar. In seinen Augen liegt die Qual von Jahrtausenden. Cr wühlt den Schmutz der Zlbfälle auf. Sammelt die verwelkten Blätter, stinkenden Schalen, kratzt das zer- tretene Kirfchenfleifch vom Marktpflaster. Steckt alles in die eine Tasche, die an seinem Rocke hängt. Krautblätter, faules Obst, nasse Zigarrenstummel, alles in dieselbe Rocktasche. Im Hausflur von der„Roten Laterne" wird er's schon sortieren, die Schalen, die Blätter und das andere, was sich da zusammengefunden hat. Später, wenn die Leute nach Hause gezogen sind, geht er in die Vorstadt- gärten. Da sind Stachelbeeren. Dann schläft er aus der Anlagen- bank unten an der Brücke. Früher hat« bei der schwarzen Hanne geschlafen, wenn die keine Männer mithatte. Die hat ihn raus- geworfen. He, he— er stinkt doch nicht. He, he. Er kommt ohne die durch. He. he— er kriegt schon so'n Bauch, von der guten Zeit jetzt. Laß' die man. Und der Winter, der is' noch lang hin. Ver- dämmt. Das Vieh da. das Aasdreck, der Hungerlnochcn. Pißt auf die Blätter. Auf die schönen Blätter...
Komödienhaus.»Drei Mädel von heute." Sommersaison der Barnowski-Bühnen unter künstlerischer Leitung des Direktors Steiner-Kaifer, der mit Ernst Wengrath zusammen auch den Text zu dieser Operette geschrieben hat. In diesem Drei- mäderlhaus von heut: geht es zwar recht ärmlich zu; unter der Mansarde freut man sich, wenn man zum Mittagessen eine Bock- wurst und Wasser hat, ober cuf seidene Wäsche legen diese Bubi- köpfe anscheinend doch noch sehr großes Gewicht und machen aus-
Faschisten untereinanüer. Tie Feigen von gestern sind die Löwen von heute. Der stühere Iustizminister Ooiglio, der in seiner Amtszeit verschiedene faschistische Mörder hatte laufen lassen, war vor Jahres- frist bei F a r i n a c c i in Ungnade gefallen und aus der faschistischen Partei ausgeschlossen worden. Jetzt, wo der Stern des einstmals ollmächtigen Farinacci erloschen ist, betreibt Ooiglio seine Wieder- ausnähme in die Partei und er hat zu diesem Zweck an den Großen faschistischen Rat bereits mehrere Eingaben gerichtet. Bisher jedoch vergeblich. Denn Farinacci verfügt immer noch über ein Blatt, die„Cremona nuova" und hat darin enthüllt, daß Ooiglio an Mussolini einen Brief gerichtet hat, in dem es heißt: „Farinacci renommiert, daß er dich gcrcltel habe. Bedenke. daß du es in Wirklichkeit nur mir schuldest, wenn dir nach dem Matteotti -Verbrechen die Handschellen nicht angelegt wurden." Wäre dieser Brief geheim geblieben, der eine deutliche Er- Pressung enthält, dann hätte zweifellos der„Duce" die Rehabilitierung seines wackeren Exministers mit allem Nachdruck betrieben. Nach dieser Veröffentlichung kann er aber in der Tat unmöglich zulassen, daß Ooiglio wieder in die Partei aufgenommen wird. Farinacci wehrt sich unterdessen mit Verzweiflung gegen seine Kalsstellung, die der Innenminister Fedcrzoni bereits vor Mo- naten bei Mussolini durchgesetzt hat. Seine politischen Aktien sind aber durch den betrügerischen Bankrott der Agrarbank von Parma , in den er verwickelt ist, stark gesunken. Dennoch ver- sucht er mit allen Mitteln, einen Stimmungsumschwung in der faschistischen Partei, in der er noch vor einem Vierteljahr der Stell- Vertreter des Herrgotts war, herbeizuführen. So schreibt er wut- entbrannt in seinem Blatte: „In diesem Jahre 1926 triumphiert die Hefe der Partei. Die Feigen von gestern sind die Löwen von heute; die schlimm st en Defaitisten von gestern sind heute die glühcnoilcn Faschisten. Und so empfinden wir angesichts eines solchen Schauspiels polt- tischer Hurerei eine gewisse Sympathie sür den Senator Albertinl, (den aufrechten, freiwillig ausgeschiedenen Direktor des„Corriere della Sera ". Red. d.„V.".). für die Redakteure des„Mondo (des verfolgten demokratischen Organs. Red.) und für einige an- dere Blätter, die früher unsere unerbittlichen Gegner waren und e» auch im Unglück nach dem Siege des Fafchtsmus geblieben find." Schließlich noch ein weiterer Fall: Der frühere Finanz- und Handelsminister de Stefani, ein Ehrenmitglied der faschistischen Partei, hatte kürzlich die Unvorsichtigkeit begangen, an der neuen wirtschaftspolitischen Parole des Faschismus„mehr produzieren und weniger verbrauchen" Kritik geübt und erklärt, es müsse in Wirk» lichkeit mehr produziert werden, damit man mehr ver» brauchen könne, denn man könne von dem italienischen Volke, das sowieso zu wenig verbrauche, nicht oerlangen, daß es seinen Verbrauch noch mehr einschränke. Diese Kritik, die geeignet war, das italienische Volk an dos Elend zu erinnern, das der Faschismus erzeugt hat, hat das Faschistenblatt„Impero" empört. Das Blatt nennt de Stefan! eine K a s s a n d ra. wirst ihm d e m o- kratische Abweichungen vor und fordert ihn aus, in Zukunft den Mund zu halten.
Amerika und der Weltgerichtshos. Zu Jahresanfang hatten die Vereinigten Staaten bei 42 anderen Staaten angesragt, ob sie die vom Senat beschlossenen Vorbehalte bei einem Anschluß Amerikas an den Internationalen Gerichtshof annehmen wollten. Aus Washington wird jetzt bekanntgegeben, daß erst die Hülste der be- fragten Regierungen zustimmend geantwortet haben. Deussche Protestnote wegen Germersheim . Der Reichskommissar für die besetzten Gebiete in Koblenz hat im Austrog« des Reichs- Ministers für die besetzten Gebiete Dr. Bell der Interalliierten Rhein - landkommission ein« Note wegen der Vorfäll« in Germersheim am 3. und 4. Juli(Anrempelung der Bevölkerung durch betrunkene französische Soldaten) übergeben. Portugal » Exdiktator. General de Eosta ist auf einer Azoren - insel eingetroffen. Die Bevölkerung begrüßte ihn herzlich.
giebig Gebrauch davon, das sommerliche Publikum mitg»nießcn zu lassen. Aus einer anfänglichen Wut gegen die Männer ent- wickelt sich natürlich bis zum dritten Akt hin herzliche Zuneigung zu den jeweiligen Chefs. Nach einem etwas krampfhasten und unmöglichen Einleitungsakt wird die Geschichte recht lustig und drastisch, und jedes von diesen drei Mädeln mit zugehörigen Man- nern ist witzig charakterisiert. In dem Durcheinander merkt man nicht, wieviel Kalauer von gestern und vorgestern sind. Auch die Musik von Hans May hatte nicht den Ehrgeiz, etwas ganz Be- sonderes zu sein. Gerade das macht sie sympathisch. Ein wenig Musik aus der Zeit Viktor Holländers, ein paar bekannte Couplet- ansänge(„Mädi".„Das haben die Mädchen so gerne"), aber schließ. lich im rechten Augenblick noch so umgebogen, daß eine Art von Schlager herauskommt, nicht ganz Jazz, aber doch mit charak- teriftischen Stopptönen. May dirigierte selbst und machte am Pult wie als Verfettiger der Paritatur den Eindruck eines sehr begabten. die Zeit verstehenden Dilettanten. Di« Stimmung war gut. M o l l y W« s s e l y betonte als weiblicher Feldwebel ein« ihr nicht liegende Unliebenswürdigkeit allzu stark. Irma Godau war ganz Studio und Elly Hoffmann ganz liebes süßes Mädel, dem selbst die auch in der Operette schon überflüssige Courths-Mahler-Echwärmerei gut zu Gesicht stand. Von den Männern war Fritz Langen- d o r s f ein sehr choraktettstischer verknitterter Bureauvorsteher, Arthur Schröder der liebenswürdig« Bonvivant, der»uf der ganzen Linie siegt, und Hermann Glaß ein Moritz Krotoschiner. wie er nicht echter auf den Berliner Gerichten zu finden ist. K. S. Schwedisch an deutschen Schulen. In den Nachkriegsjahren haben die höheren Schulen in Deutschland die Möglichkeit erhallen, sich statt de» Französischen mit Spanisch, Schwedisch oder Russisch zu beschäftigen. Ain weitesten hat das Spanische Eingang in unsere höheren Schulen gesunden. Neun Schulen haben das Schwedische ein- geführt, im weitesten Umfange wohl in Lübeck die Oberr-allchule zum Dom. Während Englisch dort als erste Fremdsprache von Sexta an obligatorisch ist, müssen die Schüler in Ouarta zwischen Schwedisch und Französisch wählen. Es entscheiden sich durchschnittlich etwa 36 Proz. sür Schwedisch. Musik des Islam . Ein englischer Gelehtter, I. B. Trend, ver- öffentlicht soeben seine Forschungen aus der Geschichte der islamiti- schen Musik. Er stellt fest, daß die heutige Musik islamitischer Völker sich im Prinzip kaum unterscheidet von der Musik, die die in Spanien wohnenden Mauren vor vielen Jahrhunderten hatten. Heute wie damals ist charakteristisch die absolute Homophonie: die Kontraste, die in der abendländischen Musik durch Harmonik und Mehrstimmigkeit geschaffen werden, werden dort, durch kontrastierende Rhythmen er- reicht. Eine Entwicklung, wie sie die westeuropäisch« Musik zu ver- zeichnen hat, scheint bei den mohammedanischen Völkern nicht statt- gefunden zu haben. Generalmusikdirektor Ferdinand wogner gestorben. Noch einer ioebcn aus München eingegangenen Mrldung«i» der Leiter der Oper im Badiichen LandcSthcatcr, Gencraimulikdirektor lierdinand Wagner, nach einer Blind- darmoperetion an Herzschwächc gestorben. Ans« Roma«.ver wobbly» ist im Buchmeistcr-Verlag. Berlin SV St. Dreibundftr. S in Buchsorm ers-bi-nen. Der Prei« beträgt S.— Mark, sür Mitglieder der Büchergildr 3,— Mark.