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beitsstunde erklärt hat. Er ist auf der Stelle ver-| Tendenzmachwert" schreibt die Deutsche Zeitung", die es haftet worden. Dazu die nie endenden Prozesse wegen wiffen muß- Stellung genommen und das Eintrittsgeld Mussolinibeleidigung. zurückverlangt."

Aber die Gerichte sind noch eine relativ anständige Waffe, um den Widersacher zu verderben. Man kann nicht alle Anti­faschisten ins Gefängnis bringen, so wenig man alle Faschisten zu Unterstaatssekretären, Abgeordneten, Podestà und Offi­zieren der Miliz machen kann. Aber man fann die Anti­faschisten brotlos machen oder durch unbillige Steuerforderungen bandschaßen. So verliert in Rom der Zeitungsverkäufer seine Lizenz, wenn er nicht das Organ der faschistischen Syndikate am Kiosk aushängt. Dem Senator Albertini, den man gezwungen hat, den Corriere della Sera zu verkaufen, hat man versucht, den Erlös seines Anteilscheins als Kriegsprofit zu besteuern, mit der Begrün­dung, daß die Blüte der Zeitung eine Folge des Krieges ge­wesen sei. Dabei hat Albertini 21 seiner 22 Anteilscheine erst im Jahre 1920 erworben, als sich die Kriegsprofite doch wohl schon ausgetobt haben sollten. Die Berufungsfom mission hat die Unrechtmäßigkeit der Besteuerung anerkannt. Kleine Leute, die nicht um Millionen, sondern um 100 Lire geprellt werden, fechten aber selten die unrecht­mäßige Belastung an, so daß sich langsam die Steuerlast immer mehr auf die Schultern der Antifaschisten wälzt.

Will man etwa im Ausland sagen, daß dieser Zustand besser sei, als der der öffentlichen Gewalt, so ist zu bemerfen, daß wir auch mit dieser noch immer geschlagen sind. So schreibt ein Faschistenblatt aus Ravenna , in bezug auf die Beiträge zum Pressefonds des Avanti":

,, Diese Sammlung muß aufhören, wenn sie auch nur noch eine sehr geringe Bedeutung hat, fie muß vollständig aufhören. Das sei allen Faschi, allen Faschisten, allen Führern von Syn

dikaten der Provinz gesagt, damit sie dementsprechend handeln!"

Also ganz wie zu den seligen Zeiten von Cesare Rossi , als die Namen der Spender für den Pressefonds des ,, Avanti", der ,, Giustizia " und der Boce Republicana" von Mussolini selbst angestrichen wurden, damit die Faschisten die Betreffenden mit Stochieben trattierten. In Mailand ist ein Arbeiter von ,, Unbekannten" aus seiner Woh­nung abgeholt, im Auto an die Peripherie der Stadt ge= schleppt und da geschlagen worden, so daß er in ein Kranken­haus gebracht werden mußte. Alles wie in den Zeiten der faschistischen Morgenröte: nichts gelernt und nichts vergessen. Aber wir bitten den Ausländer, um Gottes­willen zu beachten, daß die Züge pünktlich abfahren; be­sonders die Herren Amerikaner wollen das gnädig vermerken. Was ist die Würde eines Volkes gegen die Pünktlichkeit feiner Züge, wo man viel mehr vom Dollar ab hängt als von der Achtung? Verwünscht ist nur, daß doch irgendeine unterirdische Verbindung zwischen Achtung und Dollar zu bestehen scheint.

Völkische Filmhehe.

Inszenierter Radau, dann Verbotsverlangen! Die Potemkin- Hehe macht Schule. Das war von vorn­herein klar, und gerade deshalb war es notwendig, den Kampf gegen das Filmverbot zu führen, um nicht der Willkür ein zelner Bureaukraten und dem Machwerk der deutschnationalen Straße für alle Zeiten Tür und Tor zu öffnen.

Am Dienstag erfolgte in Berlin die Uraufführung des Films Die Stadt ohne Juden ". Es handelt sich um einen völlig unpolitischen Film, gegen dessen Vorführung selbst die ,, Mühleifens" im Reichsministerium des Innern nichts ein­zuwenden hatten. Das heißt schon allerhand. Aber die deutsch­nationale und völkische Presse wollte es anders. Ihr Anhang hatte das Alhambra Theater am Kurfürstendamm bereits vor Beginn der Vorführung auf Befehl start be­setzt, und als der Film kaum zu laufen begonnen hatte, tam es zu erregten Proteſten und zwischenrufen". Alles auf Be­fehl. In leidenschaftlicher Weise wurde gegen das jüdische

Die vier- nationale Wanderausstellung.

Im Kronprinzenpalais " wurde heute die Ausstellung von Ge­mälden jüngerer Künstler aus Deutschland , England, Frankreich und den Bereinigten Staaten" eröffnet, eine Schau, deren Zustande kommen das Verdienst von Mrs. Harriman in New York ist und die den Zweck hat, in den Hauptstädten jener vier Nationen gezeigt zu werden und ihnen einen Begriff von der heutigen fünstlerischen Broduktion zu geben.

Die Beranstaltung gehört zu jenen Unternehmungen, die dem Verständnis der Völker untereinander dienen wollen. In dieser Hinsicht ist sie bedingungslos anzuerkennen und zu unterſtüßen. Man beginnt allseitig in Europa und Amerita einzusehen, daß man fich besser kennen lernen müsse, um sich zu verstehen, zu würdigen und endlich zu lieben. Politik und Wirtschaft haben wohl die erste Rolle in der Völkerversöhnung zu spielen, vielleicht aber sind die geistigen Güter geeigneter, die stärkste Bresche zunächst in die Mauern von Haß und Unvernunft zu schlagen, mit der die Völker sich seit zwölf Jahren voneinander abgesperrt haben.

Mrs. Harriman und ihren Helfern in der USA. , Frankreich , England und Deutschland also gebührt unser Dank für das erft. malige Zustandekommen der vier- nationalen Wanderausstellung( die fich übrigens jährlich wiederholen und verbessern, hoffentlich auch durch Hinzuziehung weiterer Nationalitäten ergänzen soll). Wir wollen aber auch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß die Carnegie- Stiftung bereits seit einiger Zeit ein ähnliches Unterneh­men finanziert, das vor allem auch deutsche Kunst der Jüngsten wenigstens in den Vereinigten Staaten zeigt, um die Amerikaner mit den Kulturströmungen der europäischen Gegenwart bekanntzu machen.

Selbstverständlich kommt alles barauf an, wie diese Wander­follektion ausgewählt ist, da bei ihrem naturgemäß fleinen Umfang nur das Wichtigste gezeigt werden tann, dieses nun aber bei großen Kreisen des Publikums eine abschließende Vorstellung von der heutigen Kunst der betreffenden Länder erwecken wird.

Am wenigsten Neues bringt die Ausstellung gerade an ihrem ersten Erscheinungsort, in Berlin . Nicht nur haben unsere Kunst­händler und Kunstinstitute, allen voran die Nationalgalerie, fich schon jahrelang mit bestem Erfolg bemüht, uns mit der Produktion des Auslandes befannizumachen, die große Dresdener Ausstellung gibt uns gerade jezt einen weit umfassenderen Ueberblick über die europäische und außereuropäische Kunst seit dreißig Jahren.

Solchergestalt legt die Harriman- Schau die Frage nahe, wie sie sich wohl im Auslande präsentieren möge und vor allem in Amerita, das, als faufträftigstes Land mit einem relativ großen Kunsthunger, zweifellos am wichtigsten ist.

Darf man von dem Bekanntesten ausgehen, d. h. von Frant­reich und Deutschland , deren Abteilungen uns einen ziemlich ge­lungenen Durchschnitt durch das Schaffen der lebenden Darsteller, Don Matisse bis Léger, von Rohlfs bis G. Groß, und von hier auf die Repräsentationskraft der englischen und amerikanischen Werte schließen, so muß uns einigermaßen vor dem Erfolg unferer deutschen Abteilung bange werden. Vertreten nämlich die angel­sächsischen Bilder tatsächlich in demselben Grade Kunst und Kunst­

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Weiter heißt es in dem gleichen Blatt:

Wir machen jetzt schon die Behörden auf die hetzerische ge­mein- beleidigende Tendenz dieses Machwerks aufmerksam. Ein Verbot wäre im Interesse der öffentlichen Sicherheit unbedingt am Blaze, da es bei weiteren Aufführungen sicher zu neuen schweren 3wischenfällen tommen dürfte."

Das bedeutet: Entweder befolgt ihr unseren Willen, oder die deutschnationalen und völtischen Jünglinge wiederholen ihren Krach, so oft man ihnen Ge­legenheit dazu gibt. Die Mühleisen- Politit" feiert also ihre ersten Triumphe, und es zeigt sich, daß sie in ihrer Konsequenz schließlich zum Verzicht auf jede Staats= autorität führen muß. Die Reichsregierung darf sich rühmen, in diesem Sinne Vorarbeit geleistet zu haben! Wir aber erwarten, daß den Hetzern endlich das Handwerf gelegt wird, die Radaubelden bestraft werden und ihr wüftes ,, Heldentum" mit der Freigabe des Potemkin Films beantwortet wird.

Gegen das Potemkinverbot.

Die nachfolgend verzeichneten proletarischen Jugendorgani­sfationen erlassen einen Proteftaufruf gegen das Verbot des Potemfin Films: Arbeiter- Abstinenten- Bund Groß- Berlin; Freie Gewert fchaftsjugend Groß- Berlin; Jungsozialistische Vereinigung der SPD . Groß- Berlin; Jungproletarischer Bund; Kommunistischer Jugend­ verband Deutschlands , Bezirk Berlin- Brandenburg ; Sozialistische Arbeiterjugend, Groß- Berlin; Touristenverein Die Naturfreunde", Bentrale Wien, Ortsgruppe Berlin ; Touristenverein Die Natur­freunde", Zentrale Berlin ( ausgeschlossene Gruppen); Zentral­verband der Angestellten, Ortsgruppe Groß- Berlin, Jugendgruppen.

Kreisblatt und Potemkin- Film. Deutschnationale Neugier.

|[ chifft worden fel. Sofort nach der Mitteilung im Unterhaus seien die belgischen Delegierten bei den Arbeitgebern vorstellig ge­worden, um Aufschluß über die von ihnen vorgenommenen Ver­schiffungen zu erhalten. Auf diese Weise sei feft gestellt worden, daß die über Deutschland und Belgien gelieferten Rohlenmengen aus Polen stammten.

Der Kassenwart des englischen Bergarbeiterverbandes, Richardson, berichtete über die finanzielle Unter­stützung des Streifs. Bis zum 14. Juli feien insgesamt 685000 Pfund eingegangen, davon 420 000 Pfund aus Ruß­ land . Da die Zahl der streifenden Bergarbeiter eine Million über­schreite, habe jeder von ihnen nur 1 Schilling und 10 Pence pro Woche erhalten können.

Reichswehr und Nationalistenverbände. Der Ehrentag" von Nürnberg .

Als Gegendemonstration gegen die Verfassungsfeier des Reichs­banners Schwarz- Rot- Gold in Nürnberg ist bekanntlich eine nationalistische Rundgebung unter dem Titel Ehren­tag der Armee und Marine" geplant, der furz nach der Verfassungsfeier in Nürnberg stattfinden soll. Im Pro­gramm des Ehrentages" sind auch Veranstaltungen vorgesehen, an denen sich Reichswehrangehörige beteiligen sollten. Wie das Reichs­wehrminifterium mitteilt, fann eine Beteiligung von Reichs­wehrangehörigen an dem Ehrentag" nicht in Frage fommen, da im Rahmen der Beranstaltung auch Tagungen von politischen Rechtsverbänden stattfinden.

Aus den russischen Geheimarchiven. Italien betrogen, um Griechenland zu ködern. Die russischen Geheimarchive bilden nicht nur eine sie bieten auch den Machthabern der Sowjetrepublik die Handhabe wirtsame diplomatische Schachzüge. Einen solchen Schachzug hat jetzt Tschitscherin unternommen, indem er bisher geheim­gehaltene Dotumente hat veröffentlichen lassen, die geeignet find, in Italien starte mißstimmung gegen England hervorzurufen. In der Zeit der italienischen Neutralität zu Beginn des Weltkrieges hatte die Entente den Italienern alles Mögliche ver­sprochen für den Fall, daß sie Desterreich den Krieg erklärten. Nicht nur Trient und Triest , sondern auch Fiume und die östliche Adria­Küste sollten Italien als Gegenleistung für seine militärische Hilfe zugesprochen werden. Das war längst bekannt. Neu aber ist, daß Italien die Zusicherung erhielt, auch festen Fuß in Klein.

faft unerschöpfliche Quelle für die Geschichtsforschung, fondere für

In einer Anfrage der deutsch nationalen Landtags­fraktion war darauf hingewiesen worden, daß das amtliche Kreis­blatt des Kreises Fischhausen in Ostpreußen in Form eines Extra­blattes einen Prospekt der Miramar- Lichtspiele in Königsberg i. Pr. für den Potemkin- Film gebracht hatte, und daß im Kreisblatt selbst in einer besonders in die Augen springenden Weise durch eine Notiz auf das Extrablatt hingewiesen worden war, die mit der Bitte afien faffen zu fönnen, und insbesondere das Gebiet um schloß, dem Film eingehende Beachtung zu schenken. Auf die Nachträglich machten sich sowohl bei Rußland wie vor allem bei Eng­Smyrna und zahlreiche Inseln im Aegäischen Meer zu erhalten. Frage, ob das Staatsministerium den Hinweis auf den Potemkin­land starke Widerstände gegen diese Versprechungen bemerkbar. Be­Film in einem amtlichen Kreisblatt billige, hat das preußische fonders als es für die Entente galt, Griechenland auf ihre Seite Innenministerium jetzt folgende Antwort erteilt:" Der Film Panzer- zu ziehen, famen die Engländer, Russen und auch Franzosen darin freuzer Botemfin" war zu der Zeit, wo das Kreisblatt des Kreises überein, den Griechen die gleichen Gebiete in Kleinafien zu Fischhausen einen Prospekt des Films als Beilage und eine Notiz versprechen, die sie bereits den Jatlienern zugesichert hatten. Das über den Profpeft im redaktionellen Teil des Blattes aufnahm, zur wird nun durch die neuen russischen Beröffentlichungen schonungslos öffentlichen Vorführung zugelaffen. Die Handlungsweise des Blattes enthüllt, wobei die Dokumente ergeben, wie verächtlich die russischen, ist nicht zu beanstanden." französischen und englischen Diplomaten während des Krieges über die italienische Habgier und über den geringen Wert der militärischen Hilfe Italiens untereinander sprachen.

Die Internationale der Bergarbeiter.

Beratungen über den Konflikt in England. Paris , 22. Juli. ( WTB.) Der Internationale Bergarbeiter ausschuß, der seit gestern in Paris tagt, hat sich schon am ersten Berhandlungstage in der Hauptsache mit der durch die Verlängerung des englischen Bergarbeiterstreits geschaffenen Lage beschäftigt und zuerst mit der Prüfung der die D'ur ch führung des englischen Streits betreffenden finanziellen Frage sowie mit der Frage der Kohleneinfuhr nach England begonnen. Der Sekretär des Internationalen Bergarbeiterverbandes, Hodges, teilt mit, daß der englische Unterstaatssekretär für den Bergbau im Unterhaus er­flärt habe, daß bis zum 3. Juli etwas m'e hr als eine Million Tonnen ausländische Kehle nach England eingeführt wor­den sei.

Die deutschen und belgischen Delegierten be ftritten diese 3iffern und erklärten, daß nur sehr wenig deutsche und belgische Kohle nach England ver

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geschmack ihrer Länder wie es die deutschen tun, so herrscht drüben und zwar in England anscheinend noch stärker als in den USA .. der Sinn für das Unauffällige von vorgestern, für angenehmes Mittelmaß in Empfindung und Können, für äußerst vorsichtige Zu rückhaltung in der Aufnahme moderner Ideen. Kurz gesagt, die ameri­kanischen, noch mehr die englischen Jüngsten" erscheinen so harm los, als wenn sie die Entwicklung der letzten Jahrzehnte verschlafen hätten. Das Publikum wird man sich noch entsprechend naiver vor­stellen dürfen. Einige Hoffnung und Beifall dürften drüben noch die Franzosen haben. Aber unsere deutschen Maler?

Prophezeien ist schwierig, schwieriger noch der Versuch, dem überseeischen Bolt in die Seele zu friechen". Die deutsche Abteilung ist ausgezeichnet gewählt( ganz besonders der wegen Platzmangel nicht ausgestellte Teil in der Bibliothek), will sagen: für unser ge­schultes und an das Stärkste gewöhnte Auge. Sie sticht aber durch ihren überbetonten Individualismus und die Kraßheit ihrer Dar stellungsmittel so stark von den drei anderen Nationen ab( wir fagen, ob mit Recht oder Unrecht: zu ihrem Vorteil), daß sie eine sehr schwere Belastungsprobe für das Kunstverständnis der anderen Bölker darstellt. Ich glaube z. B. nicht, daß man sich in New York mit diesen Noldes, Schmidt- Rottluffs, Kirchners oder Beckmanns, so vortreffliche Dinge da auch hängen, schnell befreunden wird. Vielleicht wird man einiges Verständnis für die gläserne Romantik Feiningers, für die Aufrichtigkeit der Dig schen Porträts, für Hofers flare Kompofitionen aufbringen und an den Tafeln Levys und Ostar molls die gute Kultur schäzen. Zu fürchten ist aber, daß die starken Dinge den Eindruck bestimmen werden und nicht günstig.

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Aber das sind nun Zukunftssorgen. Die Ausstellung ist fom­pleft, und man muß ihre Wirkung abwarten. Hoffentlich wird man allseits aus den Pressestimmen von drüben lernen, wie man es das nächste Mal anstellen foll. Wir können unsere Auffassung von Kunst den Leuten von drüben nicht aufdrängen. Wollen wir auf sie wirken, so müssen wir das für sie aussuchen, was sie wirklich auf irgendeine Weise packt und zu Beifall oder fruchtbarer Dis fuffion reizt, und ausscheiden, was fie als ungemäß ablehnen. Dr. Paul F. Schmidt.

Der Blinde.

Meine Sonne liegt zerfetzt und blutigrot auf einem Schlachtfeld in Frankreich . Dort fiel ich in einen großen schwarzen Sad, der oben zugebunden wurde, daß kein Lichtstrahl hineinfallen konnte. Buerst war es mir immer, als müßte ich ein Feuer anzünden, das die ganze Erde mit allem, was nicht mehr da war und mich felbst, der allein noch lebte, verzehren follte. Immer, jeden Atemzug, fah ich einen roten Funken im Dunkel glimmen, der darauf wartete, daß meine Hände ihn fortschleuderten. Oft hörte ich schon das Brasseln und Knistern, das Schreien und Weinen als fei es fo weit... und mein Herz war voll Freude. Aber einmal scholl in meine Feuerträume eine Stimme, anders leiser und doch lauter als die übrigen, ängstlich und hilflos... die Stimme eines Kindes. Es war nur seine Stimme bis dann das große Wunder geschah und ich es fah! Da mußte ich es trösten, bis es nicht mehr weinte. Dann ist der Feuertraum nie wiedergekommen.

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Diese Veröffentlichungen haben natürlich in Italien das größte Aufsehen erregt und die faschistischen Blätter fchäumen vor Buf, namentlich gegen Lloyd George und England überhaupt. Inzwischen hat auch die griechische Regierung ihrerseits Veröffent­lichungen vorgenommen, die den Inhalt der russischen Enthüllungen Bangalos ein Intereffe daran, anknüpfend an das Vorgehen des vollständig bestätigen. Offenbar hat der griechische Diktator Mostauer Auswärtigen Amtes seine Vorgänger zu belasten, die sich durch die englischen Versprechungen zu dem Smyrna- Abenteuer ver­leiten ließen, das bekanntlich im Jahre 1922 mit einer Ratastrophe für Griechenland geendet hat.

Durch diese Veröffentlichungen hat Tschitscherin sein Ziel erreicht: Er hat im psychologischen Augenblid, nämlich furz nach dem Abschluß des englisch - türkischen Mossul - Friedens, den die Italiener nicht gerne gesehen haben, und am Vorabend der Auseinandersetzung über die Neuregelung der Verhältnisse in Marotto, die faschistische Regie­rung Italiens gegen England und Frankreich tüchtig aufge= Puscht. Die russischen Veröffentlichungen bilden ein neues Glied in der Kette der diplomatischen Schachzüge, die Sowjetrußland namentlich gegen England unausgesetzt unternimmt.

Aber oft sah ich von da an ein Kind. Es nahm meine Hand und führte mich. Es lehrte mich sehen und war der einzige Mensch, mit dem ich sprach. Hundert verschiedene Gestalten hatte es. Dann tamen Hände und faßten die meinen, ich fühlte Holz, Stein und Eisen. Das eine war warm, das andere talt oder es war weich und hart oder spitz und rund. Und dann lernte ich auch mit Menschen wieder reden.

Wenn ich nun manchmal stehen bleibe und an ein Haus mich lehne, merke ich, daß viele mich ansehen; sie wissen alle nicht, daß ich auf eine Frau warte, die mir ein Kind schenken soll. Im lauten Lärm der Straße höre ich ihren leichten, leisen, fernen Schritt.

Z. Gläfe.

Aufgaben des Reichsforschungsinstituts für Tabakbau. Das auf Anregung des Reichsernährungsministeriums in Gründung begriffene Reichsforschungsinstitut für Tabakanbau und Tabalverwertung wird feine praktische Arbeit an zwei verschiedenen Stellen durchführen: Bei Forchheim in Baden soll auf dem dortigen Versuchs- und Lehr­gut der Landwirtschaftskammer eine Arbeitsstätte errichtet werden. die sich mit der Prüfung der einzelnen Sorten und der Bestellung und Kontrolle von Bersuchsfeldern beschäftigen soll. Dagegen werde die wissenschaftlichen Arbeiten, die sich auf die Bergärung des Tabais beziehen, in einem der Institute in Dahlem durchgeführt werden Die sozialpolitische Bedeutung dieser Arbeit geht daraus hervor, das es in Deutschland zurzeit 102 182 Tabakpflanzer gibt, von dene mindestens die Hälfte mit ihrer Eristenz auf den Tabakanbau ange­wiesen sind. In der Regel genügen drei Morgen Land, und zwar geringwertiger Sandboden, um eine Familie zu ernähren. 50 Proz des deutschen Tabakanbaues entfallen auf Baden ; es folgen die Pfalz und das Anbaugebiet bei Schwedt a. d. Oder; die Pflanzungs­gebiete in Württemberg , Heffen und Südhannover haben geringere Bedeutung.

Die Schreibmaschine als Mufifinstrument. Bor einigen Tagen wurde in England ein Ballett des vor einem Jahr verstorbenen Komponisten Eric Satie aufgeführt. Die Annäherung an den Rhythmus der modernen Zeit wurde dadurch besonders veranschau­licht, daß eine Schreibmaschine im Orchester das für heute so unentbehrliche Tidtad markierte. So viele Töne des mechanisieren­den Lebens sind bereits in die Welt der Mufit hinübergenommen worden, aber es scheint das erste Mal zu sein, daß der Schreibmaschine diese Rolle zugewiesen wird.

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Leffing- Theater. Wegen Umbau Schluß der Sommerspielzeit 1. Auguft. Bis dahin allabendlich 8%, Uhr die rheinische Komödie Schneider Wibbel" in der Premierenbesetzung.

Antiquariat wiederaufgetaucht. Jetzt ist die loftbare Reliquie nach Göttingen Bürgers Lenore" als Manuffript war im Herbst 1924 in einem Wiener beimgefehrt. Die dortige Universitätsbibliothel hat sie mit Unterſtügung Hannoverscher Bücherfreunde von einer Prager Buchhandlung für den Breis von 5000 Mart erworben.

Der Internationale Wohnungs- und Städtebau- Kongreß, den der Inter nationale Berband für Städtebau, Landesplanung und Gartenstädte ver anstaltet, wird, nachdem er im vorigen Jahre in New- Yort stattgefunden hat, diesmal in Wien abgehalten werden, vom 14. bis zum 19. September. Sm Anschuß daran wird eine Internationale Ausstellung veranstaltet und in einer besonderen Abteilung die Entwidlung von Wien dargestellt.