lichung und Neuordnung der Sozialversicherung den höchst- möglichen Leistungsefsekt sicherzustellen. Verfolgt man die Entwicklung Englands auf diesem Gebiete, dann muß man feststellen, daß die Führung in all diesen Fragen längst an England übergegangen ist. Das gilt nicht nur von der Arbeitslosenversicherung, es gilt neuerdings für alle Fragen der Sozialversicherung. Aus einer Ver- öffentlichung des bekannten englischen Fachmannes, Professor Joseh L. Cohen von der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Universität Cambridge in der„Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft vom 1. Juli 1S25 ergibt sich, daß nicht nur die Vereinheitlichung der Sozialoersicherung in Groß- britannien erhebliche Fortschritte mach«, vielmehr auch alle politischen Parteien des Landes von der Notwendigkeit eines weiteren Ausbaues überzeugt sind. Nicht nur in England, ebenso auch in Frankreich , in der Tschechoslowakei und in Oesterreich reifen wichtige Fragen einer Neuordnung der Sozialversicherung zur Entscheidung heran: in den letzteren beiden Ländern sind sie bereits teilweise zu einem gewissen Abschluß gekommen. Es ist deshalb ein durchaus aktuelles Thema, wenn Ministerialdirektor Grieser vom Reichsarbeitsministerium die internationale Sozialversicherung und ihre Triebkräfte auf der Tagung behandeln wird. Klarheit gilt es vor allen Dingen darüber zu schaffen, daß Sozialversicherung keine Wirtschaftsbelastung, sondern die z w e ck v o l l st e Der- Wendling eines Teiles des Lohnauftommens zum Schutze der Arbeitskraft ist. Die Sozialversicherung ist zu ihrem Teile die Sacbwalte- rin des organischen Kapitals der Nation. Alle Aufwendungen hierfür sind kein ökonomischer Verlust, sie sind vielmehr die beste Kapitalanlage, weil sie durch Erhaltung, Wiederher- stellung und Steigerung der Arbeitsfähigkeit den wichtigsten Produktionsfaktor quantitativ und qualitativ verbessern und damit die Grundlagen zu einer wahren Reichtumssteigerung legen. Und so möge von dieser Krankenkassentagung der lebendige Wille ausgehen, mit aller Kraft an einem Ausbau de? deutschen Sozialoersicherung zu arbeiten.
Luther utiü die Reichsbahn. Reichskanzler a. D. Dr. Luther reist«ach Südamerika . Wie mitgeteilt wird, tritt Reichskanzler a. D. Dr. Luther heute mit dem Dampfer„R u g i a" der Hamburg- Amerika-Linie eine Reise nach Südamerika an» die ihn zunächst nach Venezuela führen wird. Die Reise des ehemaligen Reichskanzlers nach Südamerika wird mehrere Monate in Anspruch nehmen. Herr Luther ist durch die Reichsregierung gegen den heftigen Widerspruch der preußischen Regierung zum Mit- glied des Äerwaltungsrats der Reichsbahn ernannt worden. In dem Briefwechsel, der über diese Frage l zwischen dem Reichskanzler und dem preußischen Minister- Präsidenten entstanden ist, hat der Reichskanzler darauf hin- gewiesen, die Reichsregierung sei bei der Ernennung Dr. Luthers von der Ueberzeugung ausgegangen, daß gerade seine Wahl volle Gewähr für die Wahrung der Interessen Preußens in der Reichsbahn biete. An dem Zeitpunkt, an dem die Reichsregierung Dr. Luther ernannte, war sie bereits : informiert, daß Dr. Luther eine monatelange Reise nach Venezuela antreten wird. Soll Dr. Luther die Interessen f Preußens in der Reichsbahn in Venezuela vertreten? Im Verwaltungsrat der Reichsbahn wird in den nächsten Tagen über dieVerwendungdeslüV-Millionen- Kredits zur Behebung der Erwerbslosigkeit beraten und entschieden werden. Bei dieser Entscheidung müßte der Ver- treter Preußens im Verwaltungsrat der Reichsbahn ein gewichtiges Wort mitsprechen. Die Reichsregierung hat zu- dem Herrn Luther als die Persönlichkeit bezeichnet, die die sozialen Interessen gegenüber einseitig betontem Arbeitgeberstandpunkt in der Reichsbahn oertreten würde. Unmittelbar vor den entscheidenden Verhandlungen über das
Der„Letzte*. Don Winckler-Sterny. Im Leben eines Angestellten hat das Jahr nur zwölf Tage—, den letzten eines jeden Monats. Diese Tage haben es den anderen voraus, daß sie voll gewertet werden. Man geht nicht leichtfertig über sie hinweg, sie versinken nicht im grauen Einerlei der Zeit. Man ersehnt sie, hofft, wartet auf sie: gber fürchtet sie auch. Alle Wünsche, die im Laufe eines Monats im Angsstelltenherz erwachen, werden aus Eis gestellt— bis zum Letzten. Dom Stück Apfelkuchen mit Sahne des Bureaumädchens bis zum neuen grauen Hut des Buchhalters. Vom Verlangen des kinderreichen kleinen Angestellten, sich einmal recht, recht satt zu essen, bis zur Theater- karte»des Lehrlings. Der Letzte erfüllt den Traum vom Dlück. Am Letzten ist der Angestellte»Mensch". An diesem Tage Ist er froh, � seine Augen leuchten, und die Stunden der Arbelt vergehen ihm i schneller als sonst. Ein Höhenrausch erfaßt ihn bei dem Gedanken an die gefüllte Brieftasche. Machtbewußtsein erfüllt Ihn. Wenn er will, kann er das, und das, und das sich leisten und taufen. Dar jedem Schaufenster bleibt er flehen, liebäugelt mit den Auslagen. Di« Kaffeehauslichter sind magischer denn je. Dem leisesten Klingen einer Musik geht er nach. Doch die Bemunft steht schnell kaltlächelnd und grau zur Seite. Wenn man überlegt, dann ist das Gehalt ja so klein, so winzig klein. Es reicht kaum sür das Notwendigste. Da» Geld zerrinnt! Da und dort ist noch Rückständiges zu bezahlen. Der vorige Letzte ließ zuviel zurück. Und rasch verfliegt der schöne Traum. Die Wünsche bleiben unerfüllt, man hofft und wartet auf den nächsten Letzten. Wo man dann, sür Stunden wenigstens, wieder Mensch ist. Aber meist ist es auch der»Letzte", der schicksalsschwer in da» Leben eines Angestellten greift. Am Letzten wird ihm gekündigt, oder er hat Aussicht auf eine neue Stellung. Am Letzten hat er ausgelernt, wird er befördert und bekommt auch vielleicht sogar mal eine Gehalteausbesserung. In jetziger Zeit hat der Letzte wvhl für die meisten Angestellten etwas Drohende» angenommen. Gewiß, man ersehnt ihn jetzt wehr denn je, weil er endlich den knappen Lohn bringt für dreißig Tage harter Arbeit, steter Entbehrung. Aber man fürchtet ihn, denn er ist der Tag, da das Kündigungsgespenst umgeht. Ost hat es die Gestalt eines verknörgelten Prokuristen angenommen, der manchmal nicht ohne hämisches Grinsen seinen lieben Untergebenen mit Worten tiefen Bedauerns den blauen Brief überreicht. Froh ist der An- gestellte jetzt, wenn er einen Letzten überstanden hat. und er den daheim bang wartenden Angehörigen mitteilen kann, daß das Ge- fpenst ihn diesmal noch verschonte. Denn wehe dem Angestellten, an dem es nicht vorübergegangen. Es liefert ihn einer Zukunft aus, die das' Antlitz einer grausamen Ungewißheit zeigt. So wartet der Angestellte stets mit der tröstlichen, leben»- erhaltenden Hoffnung aus eine bessere Zeit sein Leben hindurch— und aus den nächsten„Letzten".
große Arbeit«beschaffungsprogramm. bei dem preußische Interessen sehr stark berührt werden, fährt diese Persönlichkeit auf Monate ins Ausland. Preußen hat zehn Monate auf die Regelung seiner Vertretung im Verwaltungsrat der Reichsbahn warten müssen. Nunmehr ist die Besetzung gegen dcK Willen Preußens Hals über Kopf erfolgt. Kaum ist der neue Vertreter ernannt, so fährt er für Monate nach Süd- amerika . Bei solcher Sachlage hätte die Reichsbahn in Ruhe eine Verständigung mit Preußen suchen können und die Er- nennung Luthers nicht zu überstürzen brauchen. Für Preußen ist das Ergebnis folgendes: Es mußte zehn Monate lang warten, bis die Frage der Vertretung im Verwaltungs- rat geregelt wurde. Jetzt ist Herr Dr. Luther ernannt und die Reicheregierung hat dekretiert, daß er der geeignete Ver- treter Preußens im Verwaltungsrat sei. Nun muß Preußen abermals mehrere Monate auf die Vertretung Seiner Interessen im Verwaltungsrat warten, bis Herr Zuther aus Südamerika zurückgekehrt sein wird.
Was tut Gürtner? Andeutungen des„Bayerischen Kuriers". Die„München-Augsburger Abendzeitung", ein dem bayerischen Iustizminister Dr. G ü r t n e r sehr nahestehendes Blatt» führt bittere Klage gegen den„Bayerischen Kurier", weil er anläßlich der Veröffentlichung des V e r t u s ch u n g s- e r l a f s e s oes Justizministeriums— der auf einen Schutz der bayerischen Fememörder hinausläuft„die bürgerliche Einheitefront durchbrochen" habe. Der„Bayerische Kurier" habe sich„die aus den Fingern gesogenen<I) Vorwürfe des Sozialistenblattes(gemeint ist der„Vorwärts"") zwar in hypothetischer Form, aber doch so zu eigen gemacht, daß Herr Lern und der„Vorwärts" ihre helle Freude daran haben werden". Dieser deutschnationale Angriff richtet sich gegen die Ablehnung weiterer Vertuschungsoersuche in Sachen der Fememorde und gegen die Forderung, daß die Schuldigen. auch wenn sie Inhaber gewisser staatlicher Stellen seien, zur Verantwortung gezogen werden müßten; das hat der„Bayerische Kurier" mit aller Eni- schiedenheit gefordert. Die deutschnationale„München-Augs- burger Abendzeitung" sieht darin eine persönliche Spitze, ver- rät aber nicht, gegen w e n sie gerichtet ist. Vielleicht gegen den Herrn Justizminister G u r t n e r selbst? Daß Inhaber gewisser staatlicher Stellen mit den Feme - Mördern zusammengearbeitet haben, ist ja längst festgestellt. Der„Bayerische Kurier" wird wohl auch wissen, in w e l ch e n Aemtern die Mitschuldigen der Mörder zu suchen sind. Er macht auch noch eine weitere, sehr interessante Andeutung. Er meint, es sei „dringend wünschenswert, daß sich das deutschnationale Interesse an der Wahrung des Amtsgeheimnisies auf alle Fälle. also auch auf solche Fälle, bei denen es sich nicht um Sozia- listen, sondern um völkische handelt, erstrecken würde." Es gibt nur einen deutschnationalen Minister in Bayern : das ist der Justizminister Dr. Gürtner. Er hat durch seinen neuesten Erlaß über den Feme -Untersuchungs- ausschuß des Reichstags eine Art Vorzensur verhängt. Will der„Bayerische Kurier" andeuten, daß etwa die A k t e n» die sich der bayerische Iustizminister vorlegen läßt, ehe sie an den Femeausschuß gehen» den Völkischen und damit den Mörderkreis en zugänglich gemacht werden, damit sich die Schuldigen rechtzeitig in Sicherheit bringen können? Es wird dem moralischen Ansehen Bayerns sicher nicht dienen, wenn man in München so lange mit der Aufklärung dieser deutschnational-völkischen Beziehungen wartet, bis der Untersuchungsausschuß des Reichstags sich der Sache an- nimmt. Wenn der„Bayerische Kurier" sich schon gegen jede weitere Untersuchung der bayerischen Femefälle wendet, dann sollte er sie auch verhindern, zumal er die Möglichkeit dazu hat.
�iif Satt. Der Distriktsarzt Dr. Gregor Krause hat mit seinem Bilderbuche von der Insel Bali, der Nachbarinsel von Java, Bericht gegeben von einer der schönsten Entdeckungsfahrten, die jemals der photo- graphischen Kamera gelungen ist. Nun hat Krause während eines Europaurlaubes eine neue Auflage seines Werkes zusammengestellt (bei Georg Müller in München ), um noch einmal festzuhalten, was die Schönheit von Bali ausmacht, ehe der Moloch der europäischen Zivilisation auch diese vernichtet. Die reiche balinesische Sprache hat kein Wort sür Kunst und auch keines für Künstler. Daß dort jeder ein Künstler ist, drückt er aus im unmittelbarsten Material, seinem Körper. Die balischen Frauen, wie Gregor Krause sie schildert, sind so schön, wi««in« Frau nur gedacht werden kann, ein« physiologisch- einfache, würdige Schönheit voll östlichen Adels und natürlicher Keuschheit. Die Schultern sind von fast gleicher Breite wie die Hüften. Das Tragen jedweder Last auf dem Kovfe mit hoch- gestreckten Armen entwickelt den Schultergürtel und dessen Musku- latur, von der der stets kräftige große Brustmuskel sich als die günstigste Unterlage für die formvollendeten Brüste darbietet. Die Hüften sind luisfallend schlank- die Beine ebenfalls und doch von fast männlicher Stärk«, eine Folge des täglichen Schreitens durch steile Täler. Der Gang ist so prächtig, funktionell einfach, daß man darin alle Wahrheiten der statischen Gesetze aufs köstlichste sich offen- baren sieht. Die Kleidung kann diese Schönheit nicht erhöhen: fle hat da» Verdienst, sie auch nicht zu mindern. Der Oberkörper ist rel. Nur Prostituierte bedecken ihn mit einer Jacke. Das lange, glatte, schwarze Haar wird mit einem Handgriff seitlich oder auch mehr am Hinterkopf geknotet. Das junge Mädchen läßt als Zeichen. daß es noch unverheiratet ist, eine Locke aus dem Haarknoten lose herunterhängen. Ein schmaler weißer oder selten schwarzer Schleier mit grobe» Maschen hängt von einer Schulter und wird zum Bedecken des Busens gebraucht, wo dies nötig ist, beim Be- treten eines Tempels oder fürstlichen Palastes oder dort, wo Euro- väer wohnen. Furchtlos schreitet das Mädchen auf einsamem Wege, furchtlos bleibt die Frau im offenen Hause zurück, wenn die Männer im Urwald oder auf den Reisfeldern arbeiten. Mit sicherem Schritt sieht man Frauen und Mädchen durch steile Schluchten klimmen, mit ihren oft schweren Lasten aus dem Kopfe, Bambus- oder Lianen- brücken überschreiten, reißende Bäche überqueren. Ohne Scheu wird an einer Quelle am Wege'Halt gemacht und gebadet. Männer, die vorbeikommen, baden in unmittelbarer Nähe oder warten, ohn« daß man einander stört oder beachtet. Man badet mindestens zwei- mal täglich an zahllosen herrlichen Badeplätzen: man unterläßt dabei nicht, jeden Muskel und jedes Gelenk zu massieren und die Haut mit feinem Bimsstein abzureiben. Die Nägel an Finger und Zehen färbt man zuweilen mit Pflanzensäften rot. Mit Kindern ist man besonders rücksichtsvoll. Sie werden nie gestraft, in ihrer Nähe darf kein hartes Wort fallen, nichts Un- ziemendes geschehen. Hat einmal eine Mutter— ein anderer wird das nie tun— ihrem Sprößling einen leichten Klaps gegeben, so eilt die ganze Familie voll Bestürzung in den Haustempei, und reiche Opfergaben und einige Gebete versuchen, die beleidigte Seele des Kindes zu oersöhnen und zum Bleiben auf dieser Erde zu bewegen. Nirgends auf der Welt sieht man Kinder so sanjt, so lernbegierig,
der Stalhelmführer von Sraunschwekg. Keine Mannen, aber Pastoren. Braunschweig . 24. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Dem Stahl- Helmführer Uhlenhaut haben bekanntlich die Kameradschaftssührer der Stadt Braunschweig Unwahrhaftigkeit. Untreue und Verstöße gegen Ehre und Gewissen vorgeworfen. Außerdem haben sie Strafantrag gegen Uhlenhaut bei der Staatsanwaltschajt in Braunschpweig gestellt. Das hinderte diesen Führer der allein echten Stahlhelmorganisation jedoch nicht, weiter Paraden abzunehmen und Fahnen zu weihen. Am Sonntag, den 25. Juli, findet zum Beispiel in Wer- berg im Kreise Helmstedt ein Bezirksgruppentag der Bezirkegruppe Helmstedt statt, der mit einer Fahnenweihe verbunden ist. Bei der Fahnenweihe wird zunächst wieder einmal die hohe Geistlich- keit in der Person eines Pastors Erdmann aus Räbke zugegen fein, um die Fahne zu weihen und Loblieder auf Stahlhelmtugendcn und wahrhaft nationale Gesinnung zu singen. Danach wird die Fahne durch Landesverbandssührer Uhlenhaut übergeben. Als Schluß folgt der Dorbcimarsch sämtlicher anwesenden Gruppen an Uhlenhaut ! Dem Vorbeimarsch folgt ein K l ei n k a li b e r- schießen. Die Geistlichkeit ist in Braunschweig mit der Stahl- Helmorganisation dick befreundet. Auch das»Stahlhelmheim" in Braunschweig (das ist die Kneipe, in der jetzt alle Schläge- reien des Stahlhelms statlsinden und um deren Besitz jetzt heiß gestritten wird) ist von einem Geistlichen eingeweiht und in der Festrede als»Eckstein deutschen Glückes' bezeichnet worden. die �Isweftija" entdeckt etwas. Nämlich die deutsch -franzöfische Verständigungspolitik. Da» große halbamtlich« Moskauer Weltblatt, die.gswestiia", brachte vor einigen Tagen einen längeren, gewichtigen Aussatz über die»nicht mehr zu leugnende, in Osteuropa ober noch nicht genügend beachtete Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland . Diese Annäherung," so beobachtet da» Blatt scharfsinnig,»vollzieht sich einerseits auf wirtschaftspolitischem Gebiet, wie z.B. die Verhandlungen von Vertretern der Industrie beider Länder in Luxemburg und die Gründung des sranzösisch-deutschen Komitees bewiesen hätten. Andererseits aber ist auch oufretnpolitischem Gebiet eine gleiche Tendenz deutlich zu bemerk«». Wenn ein Blatt wie die»Er« Nouvelle" im Juni einen Aufruf zu Frieden und Einig- keit zwischen Frankreich und Deutschland veröffentlichen konnte, so ist das als ein sehr bedeutsame» Symptom de» Umschwunges in Europa zu bewerten." Der Moskauer Beobachter hat In der Tat richtig gesehen, daß sich eine Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich vollzieht und führt zum Beweise einige hübsch« kleine Beispiele an. In der Tat, die Annäherung geht bereits soweit, daß sich industrielle Kreise, die sonst im nationalistischen Denken befangen sind, ansangen, sich auf die Internationalität ihrer Interessen zu besinnen. Damit aber entdeckt man In Moskau jetzt, im Juli 1926, nur eine Tatsache, über die man seit anderthalb oder zwei Jahren in Berlin und Pari» sich klar Ist. Wichtiger nämlich als die Annäherung industrieller Kreise ist es, wenn die Bölter sich nähern. Die Gründung eine« Eisentrustes oder eines Berständigungs- ausschusscs von Industriellen ist gewiß für die Beziehungen zweier Völker nicht gleichgültig. Weitaus bedeutsamer aber ist es, wenn die Völker, vertreten durch ihre verantwortlichen Regte- rungen, eine neue Politik einschlagen und ihre Beziehungen in Verträgen grundlegend ändern und regeln. Gewiß hat Moskau die Dawes-Politik. die zur Befreiung des Ruhrgebietes führte und die gewalttätige Reparationspolitik beendete, so wenig wie die Politik von Locarno oerschlafen, die die Räumung der ersten Zone erzielte und Deutschland in den Völkerbund als gleichberechtigte Macht führt. Aber der Aufsatz der»Iswestija" zeigt, daß man sie noch immer nicht verstanden hat. Egozentrisch oder eingebildet, wie Moskau nun ein- mal ist, hat es in der Politik von London oder Locarno Im Grunde nur antisowjeti st Ische, Manöver gesehen. So mißversteht Moskau die Grundzüge der Weltpolitik.
Sieben japanische Abgeordnete besuchen Australien . Sie wollen für die Verständigung der weißen und gelben Rasse wirken.
so voll Vertrauen. Wo ist dos Land, wo ohne Schulen fast jeder lesen und schreiben kann, wo Knaben Ornamente in den Sand oder auf Mauern zeichnen, um die sie mancher, der sich bei uns Künstler nennt, beneiden würde. Zu Krause kamen Kinder von S bis 6 Jahren ohne Begleitung, von ihren Eltern wegen irgendeinen Leidens ge- schickt, und immer wieder bewunderte er ihr grenzenloses Vertrauen und ihr tapferes Betragen. Die Frau auf Bali kann in manchen Dorfgenossenschaften selbst Mitglied sein mit allen Rechten des Mannes. Sie kann eine hoch- geachtet« Priesterin oder Aerztin sein. Sie bildet ihr« eigenen Ver- einigungen. Ein unverheirateter Mann ist aus Bali«in Wesen ohne jede» gesellschaftlich« Recht. Der ganze Handel, auch der mit den schlauen Chinesen und betrügerischen Arabern, ist in Frauenhand, ebenso der größte Teil des Geldwesens. Der Mann trägt auf Bali Blumen im Haar, sein Sarong ist voll bunter Farben, er soryt eitel besonders für sein lange» gelocktes Haar oder die Adligen für ihre langen Nägel an der linken Hand. Ohne Zwcisel wählt auf Bali da« Weib den Mann. Es ist, so meint Kraust, sicherlich physiologisch richtig, wenn der Frau mit ihrem feineren Instinkte für das Wohl- ergehen der Nachkommenschaft die aktive Auslese gelassen ist.
Eine Lehr- und Meisterschule für das Vuchdruckgewerbe. Der Deutsche Buchdrucker-Verein plant die Errichtung einer Lehr- und Meisterschule für dos Buchdruckgewerbe jn Leipzig . Die Vorarbeiten find so weit gediehen, daß der Buchdrucker-Verein im Herbst auf seiner Hauptversammlung in Eisenach endgültig damit sich belchäfiigen wird. Die Kosten von etwa einer Million sollen der sächsische Staat, die Stadt Leipzig — die auch das Gelände gegenüber dem Deutschen Buchgewerbehaus an der Dolzstraße als Bauplatz zur Verjügung stellt— und der Buchdrucker-Verein unter sich teilen. Die Meister- schule soll eine organische Fortbildung von der Lehrlinasschule zur Gehilsen- und Meisterschule bieten: denn, wie die Zeltschrist de» Buch. drucker-Vereins schreibt: das Buchdruckoewerbe kann nur wieder auf eine künstlerische und wirtschaftliche Höhe gebracht werden, wenn jeder Gewerbsangehörig«, Gehilfe und Prinzipal, sich al» Meister in seinem Fach fühlt und es in der Tat auch ist. Die Verbindung von Gehilfen- und Meisterschule hat sich in der graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien I «it Jahrzehnten als äußerst praktisch und segensreich bewährt._ Ersl-Aoffiihrungen der Woche. Sonnabend: Deutsche « Künstler- Theater: Äroh.Reinemachcn; Sonntag(l. t.): Theater am Kur- ürstendamm: Dvonne. Urania -Vorträge 23 Jahr« im brasilianischen Urwald, 2S. 8.(7); Syrien , da» Land der 1000 Moscheen. 2«. 7.— 1. 8.(S): G o e tz vonverltchingen ütilm). 27. 7.-1. 8. ,S): S ü d. T t r o l. 2S. 30.. 1.8. IS, 8). 27.— SS.. 31.(S): D i i P s I e g e der S a st I t ch k e i t. 27.. SS, 31.(8): A u S d e u t I ch e n v ä d e r n. 28.(8). vom rasfischeu Zungtommunismu». Die Sowjetprejse vermerkt, da» die Zlnslagcn der Jungkommunistischen Blatter unaufhörlich sin ten. Da» Blatt»Na smenu" hatte srüher eine Auslage von 13 000 Exemplaren, während e» heute nur noch 9000 Abonnenten zählt;„Kom- omolev'(Woronetch) hatte 8000. heut« nur noch 0000:.Towartschtsch" (Smolensk ) hatte 7 500, aber zählt heute noch 5 500 Abonnenten.