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fein. In Deutschland würde die Einführung des englischen Wahlsystems der Anfang vom Ende einer bürgerlichen demo­fratischen Partei sein.

In Deutschland trat die Sozialdemokratische des Berhältniswahlsystems ein. Erst das gleiche Partei seit Jahrzehnten grundsätzlich für die Einführung Wahlrecht läßt die Demokratie fonsequent zur Geltung fommen. Durch Einrichtung der Reichsliste sollen gerade die Stimmreste den Parteien gleichmäßig zugute tommen. Aus diesem Grunde läßt die Sozialdemokratische Partei an dem Grundsatz des in der Weimarer Verfassung festgelegten Wahl­rechtes nicht rütteln. Gegen den Willen der Sozialdemokratie kann das verfassungsmäßig festgelegte Wahlrecht, auch das für die Jugendlichen von 20 bis 25 Jahren, aber nicht ab geschafft werden Es sei denn auf dem Wege des Staat s streiches.

große Parteien übrig blieben: Sozialdemokraten, Deutsch | Dr. Klönne und Dr. Retherf, bei der Deutschen nationale und Zentrum. Auch in England hat unter diesem Bolkspartei Dr. Rießer, Dr. Sorge und der verstorbene Wahlsystem mit der zunehmenden Anhängerschaft der Labour Stinnes, beim Zentrum Dr. Lammers, bei den De­Barty die liberale Bartei aufgehört, eine große Partei zu mokraten Dr. Fischer, Dr. Meyer und Dr. Raschig. Auch wer die Auffassung vertritt, daß die genannten Herren sich ruhig einen Wahlkreis suchen könnten und ihnen zum Nutzen die Reichsliste nicht aufrechterhalten zu werden brauchte, wird nicht behaupten wollen, daß durch die auf der das Niveau des deutschen Barlamentarismus besonders ge­Reichslifte gewählten rund 70 Abgeordneten aller Parteien fentt und seine Funktionen gestört worden seien. Die sozialdemokratische Fraktion wird unter Aufrecht erhaltung ihrer grundsäglichen Stellungnahme den ange fündigten Gefeßentwurf des Reichsministers Rülz fachlich prüfen. Reden läßt sich, wie das die Redner der Fraktion im Reichstag auch früher schon zum Ausdruck brachten, über eine Verkleinerung der Wahlkreise, die es den Abgeordneten noch mehr als bisher in den Riesenwahlkreisen ermöglicht, mit der Wählerschaft in Fühlung zu bleiben. Sie wird aber nicht nur jedes etwa geplante Attentat auf das Wahlrecht der Jugendlichen abwehren, sondern auch dafür sorgen, daß bei einer geplanten Aenderung des Reichstagswahlrechts nicht das paffive Wahlrecht ber Frauen illusorisch gemacht wird. Das attive Wahlrecht magt heute feine Partei mehr den Frauen zu nehmen. Die Frauen müssen aber nicht nur das passive Wahlrecht behalten, sondern auch praktisch bie Möglichkeit haben, in den Bar­lamenten für die Intereffen des deutschen Volkes zu wirken, beffen größerer Teil sie nach dem männermordenden Welt­friege erst recht sind.

Gefällige Staatsrechtslehrer haben mit dem Gedanken der Wahlrechtsänderung auf Grund des Artikel 48 der Reichsverfassung auch schon gespielt. Aber welcher verant wortungsbewußte Politiker wollte ihren Schreibübungen folgen? Wohin sollte es denn führen, wenn jeder Reichs­präsident den zur Anwendung des Artikels 48 vorauszu­setzenden staatlichen Notstand behaupten wollte, und sich dann das Wahlrecht zurechtmachen wollte, das ihm einen für seine augenblicklichen Biele gefügigen Reichstag schaffen würde. Denn was dem einen Reichspräsidenten recht wäre, müßte dem anderen billig fein. So geht es also wirt­lich nicht. So schafft man zu allerlegt stabile Regierungsver­hältnisse, sondern ganz im Gegenteil eine Unruhe, die im Innern jedes Vertrauen erschüttern und für das Ausland un­begrenzte Möglichkeiten für allerhand Abenteuer auf allen

Gebieten der Politik eröffnen würde. Endlich fei noch auf die Rückwirkungen hingewiesen, die eine verfaffungswidrige Wahlrechtsänderung auf die Finanzgebarung des Reiches haben müßte. Das Geldbewilligungsrecht ist das vornehmste Recht jedes Parlaments.

Unverständlich ist, warum die mit dem geltenden Reichs: tagswahlrecht eingeführte Reichs1lfte vielfach bekämpft wird, die doch notwendig ist, um die Reſtſtimmen aufzu fangen, die in den einzelnen Wahlkreifen nicht zur Geltung tommen. Welche Nachteile hat denn die Reichsliste gebracht? Sie ermöglicht es den Parteien, soweit die Reststimmen reichen, eine Anzahl Abgeordnete ins Barlament zu senden, die nicht den Wählern unmittelbar präsentiert werden. Soll sich nicht jeder Abgeordnete in erster Linie als Vertreter des ganzen deutschen Volkes fühlen?

Zwei gerüffelte Richter.

Der Renegat" muß anders ausgelegt" werden! Wir berichteten gestern von der ungerügten Beschimpfung, der der Regierungspräsident Grüßner in Merseburg vor dem Gericht in Halle ausgesetzt war. Der Stahlhelm- Düſterberg hatte ihn, ebenso wie der Verteidiger, im Gerichtssaal mehr fach als Renegaten" beschimpft, der Vorsitzende, Land­gerichtsdirektor Thorwest aber hatte troß ausdrücklichen Er­innerns durch Grüßner es abgelehnt, die Schimpfworte zu rügen. Auch der Landgerichtspräsident hatte abgelehnt, im Dienstaufsichtswege dem Landgerichtsdirektor zu sagen, wie er sich zu benehmen hat.

Jetzt hat jedoch der Präsident des Oberlandesgerichts Naumburg dem Genossen Grüßner folgenden Brief ge­schrieben:

Auffassung entspricht, daß nämlich der Ausdruck vielfach in berabjeßendem Sinne gebraucht werbe und es baber ge. raten gewesen wäre, den von Euer Hochwohlgeboren ausdrüd lich erbetenen Schutz gegen diese Bezeichnung in geeigneter Weise zu gewähren.

gea. Werner."

Dresden , 27. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Bor nahezu vier

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Der Volksopfer- Skandal. Volksopfer- Gelder für Schwarze Reichswehr ! Monaten fand in Dresden ber Bolts opfer Prozeß statt. Als Hauptbeschuldigte galten Dr. Walter Meißner und haupt mann Loeffler, als Mitangeklagte Buchhalter Gründel und die Kontoristin Langguth. Summen im Gesamtbetrag von rund gegeben. Unterstützt wurden von dem Gelbe insbesondere ber von 130 000 m. waren von Meißner und Loeffler unterschlagen worden und zum größten Teil an sogenannte vaterländische Kreise Meißner gegründete Nationale Klub", der Wirtschaftliche Nachrichtendienst des Berbandes sächsischer Industrieller", ber fogenannte aterländische Filmbienst", der Jungbo", der er wolf", der Stahlhelm", der hoch fchul ring deutscher Art", die Liga zum Schuße der deutschen Kultur" und eine Reihe vor Bersönlichkeiten, die Meißner oder Loeffler nahe standen. Meißner wurde seinerzeit zu 4 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverluft, Loeffler zu 2 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Gründel erhielt 8 Monate Gefängnis, Fräulein Langguth eine Geldstrafe von 70 m. Gegen diefes Urteil haben Meißner, Loeffler und Gründel Berufung eingelegt, ebenso die Staatsanwaltschaft.

Nach

Nach der Bernehmung der Angeklagten zur Berson richtete der Die Berufungsverhandlung nahm am Dienstag ihren Anfang. Staatsanwalt an Meißner die Frage, ob er immer noch behaupten wolle, daß er seinerzeit während des Krieges in England gewesen wäre. Meißner hätte dort, wie er früher versicherte, unter Lebens­gefahr viele Stunden im Schlamm des englischen Kanals gesteckt. Der Angeklagte antwortete diesmal mit Nein. Der Aufenthalt in England sei von ihm eine franthafte Einbildung gewesen. Beendigung der persönlichen Feststellung erhielt der Prozeß eine neue Wendung. Meißner bekannte fich heute als schuldig und gab zu, daß efwa 130 000 Mart für andere als für vorgesehene 3wede aus dem Bolksopfer verwendet worden sind. Der Angeklagte fügte hinzu, daß die im Urteil bezeichneten Summen an den Nationalen Klub", den Baterländischen Filmdienst", den Jungbo", den Wer wolf " und" Stahlhelm" gegeben worden sind. Er schilderte bann im einzelnen die Einrichtungen bes Boltsopfers. Die erste Ber­fehlung datierte vom Februar 1924. Damals habe er wohl 1000 m. für einen persönlichen Aufenthalt in einem Sana­torium zu Schreiberhau entnommen. Schließlich kam die Grün­bung des Nationalen Klub". Er habe dabei geglaubt, nach Auf­hebung des Ausnahmezustandes, Sachsen durch Heranbildung einer nationalen Führerschicht national zu untermauern. Zunächst habe er nur an eine vorläufige Entnahme von Boltsopfergeld gedacht, das durch Umlage bei den Klubmitgliedern später wieder gedeckt werden sollte. Der Betrag von 27 000 m. werde wohl stimmen.

General Müller habe wohl selbst auch

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,, Im Verfolg der Dienstaufsichtsbeschwerde Euer Hochwohl- Geldes tatsächlich gewußt zu haben. Als ihm der Borsigende Bor­Der Angeklagte Loeffler gab zu, von der Verwendung des geboren habe ich dem Landgerichtsdirektor Thorwest unter Die Reichsliste haben die Deutsch nationalen am Billigung des Herrn Justizministers eröffnet, daß der haltungen machte, warum er nicht eventuell an General Müller meisten ausgenugt, indem sie nicht wie andere Bar- Sinn des Wortes, Renegat" doch etwas anders aus Meldung erstattet hätte, erklärte Loeffler, er fei der Ueberzeugung gewesen und sei es zum Teil noch heute, daß General Müller teien durch Listenverbindung benachbarter Wahlfreife zu- au legen fei, als es feiner und des Herrn Landgerichtspräsidenten von der Hingabe von Geldern an den klub und für vaterländische nächst einmal Stimmen auffingen, sondern die Reststimmen Zwede gewußt hat. Er glaube aber nicht, daß Müller einverstanden der Wahltreise unmittelbar auf die Reichsliste übergehen ließen. Während die übrigen Barteien auf Grund der Rest zeichnete Loefflers Meinung als Irrtum. Darauf erwähnt Loeffler, gewesen sei. Meißner verteidigte hierauf den General und be stimmen auf der Reichsliste nur etwa sechs bis neun Abge­zeichnete Loefflers Meinung als Irrtum. Darauf erwähnt Loeffler, wie er( Loeffler) glaube- ordnete durchbrachten, musterten die Deutschnationalen nach 10 000 Mart aus dem Boltsopfer, und zwar für die Schwarze den Maiwahlen und nach den Dezemberwahlen von 1924 je Reichswehr , entnommen. Dagegen protestiert Meißner und sagte, 15 auf der Reichslifte gewählte Abgeordnete. eine Schwarze Reichswehr habe es nie gegeben, das Geld sei für major Uth entnommen worden, und zwar für die Unter­stüßung entlassener Reichswehrangehöriger. Das wurde von Loeff­ler bestritten. Als daraufhin der Borstzende fragt, wozu die Gelder verwandt worden wären, verweigerte Loeffler jede weitere Aus­tunft. Major Uth sollte als Zeuge vernommen werden, jedoch teilte der Borsigende mit, daß er in Wien verunglückt sei und daher nicht erscheinen fönne. Der Borfihende will aber eventuell für wahr unterstellen, daß die Reichswehr ein Darlehen erhielt. Er fügte hinzu: Es wäre doch ein großer Unterschied, ob Darlehen an die Reichswehr oder an persönliche Bekannte gegeben würden, da das Geld im ersten Falle doch sichergeblieben sein würde, während aber in den anderen Fällen solche Sicherheiten nicht vorlägen!

Es hat sehr lange gedauert, bis diese Selbstver ständlichkeit endlich eingetreten ist, daß man einem Straftammervorsitzenden, der täglich über Beleidigungen ab­urteilen muß, und einem Landgerichtspräsidenten erst den Sinn der deutschen Sprache im Dienstaufsichtswege" bei die Tatsache, daß der Regierungspräsident als höchster poli­tischer Beamter des Bezirks gezwungen ist, mit den Leuten bienstlich zu verkehren, die es für selbstverständlich halten, daß man ihn in ihrer Gegenwart und unter ihrem Schuh als Renegaten" beschimpft. Die Rüge, die ihnen zuteil ge worden, ist so milde, daß man nur wünschen möchte, jeder fände so barmherzige Richter, wie es der Oberlandesgerichts­präsident in diesem Falle gewesen ist.

Auf Grund der Reichswahlvorschläge wurden nach den drei letzten Reichstagswahlen eine Anzahl Abgeordnete ge­wählt, die als Vertreter bestimmter Berufs­gruppen, wie zum Beispiel. Beamten, Angestellten, Hand- bringen muß, ist ein Trauerspiel. Aber noch bösartiger ist werksmeister von den Parteien aufgestellt waren. Unter dem Kaiserreich wurde in Kreisen der Wirtschaft oft darüber ge­flagt, daß führende Männer aus Handel und Industrie nicht in den Reichstag tämen, weil sie sich dem oft gehässig und persönlich von Mann gegen Mann geführten Wahlkampf im Einmännerwahlkreis nicht aussehen wollten. Auf der Reichs­lifte erhielten gerade Männer aus diesen Kreisen in den letzten Jahren Mandate. Zum Beispiel bei den Deutschnationalen:

Das alte Haus.

Bon Else Feldmann ( Wien ).

Heute war ich in dem alten Hause, wo wir vor zwanzig Jahren gewohnt hatten.

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Alle Leute sind längst fortgezogen, nur das Schild des Schneiders hängt noch an der Stelle, wo es damals war Jakob Rosner , Schneidermeister, und der Modesalon im vierten Stod- Hermine Strahl, Robes , Modes besteht noch.

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Ich wußte damals gar nicht, daß dort so viele Mode getrieben murde. Der Herr, dem das Haus gehörte, ist längst gestorben, feine Kinder sind fortgezogen.

Ich gehe wie eine Schlafwandlerin durch den langen Hof. Wie im Traum höre ich die Glockenschläge der nahen Kirch

turmuhr.

War ich einmal hier und bin jetzt wieder da?

Fremde Leute schauen mich an. Noch immer wohnen so viele Kinder da. Aus allen Türen kommen sie heraus; wie damals, als ich selbst da wohnte. Das Kinderhaus nannte man es.

Denn auf jeber Treppe wohnten sechs Familien und alle hatten Kinder und jedes Jahr bekamen sie wieder ein neues. Damals fehlte es mir nicht an Kameraden. In der Erinnerung ist immer alles viel schöner, als es in Wirklichkeit war viel verklärter, mit einem feinen Hauch von Traum.

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Warum erscheint mir, wenn ich nachdenke, alles, was verflossen ist, ruhiger, seelenvoller?

Warum ist mir die Zeit, die ich in dem alte Hause verlebt habe, wie ein stilles Glück immer im Sinne geblieben?

im Schlafe sprächen, und der vierzehnjährige Bruber des einen war mondsüchtig. Alle marterten die Tiere. Besonders die großen, schwarzen mit der Schere, niemand sagte ihnen, daß man das nicht dürfe. Ich Hirschläfer brachten sie sich nach Hause und zerschnitten fie langsam wußte es auch nicht, mir graufte bloß. Alle Kinder logen und alle stahlen. Sie hatten es mur gelernt, zu den Feiertagen schön geputzt

angezogen zu werden.

Ich habe einmal an einem Pfingsttag fein schönes weißes Kleid damals fein Geld hatten, mir eins zu laufen. mit blaßblauer Schärpe gehabt wie die anderen, weil meine Eltern

Ich wollte daher nicht in den Hof hinunterkommen.

Ich schämte mich und weinte; meine Mutter weinte auch. Aber die andern wußten es, warum ich die ganzen Pfingsttage zu Hause blieb, und am nächsten Tage lachten sie und verspot.

teten mich.

mir nicht glauben. Ich sagte, mir habe der Fuß weh getan, aber sie wollten es

Nein, ich war in diesem Hause niemals glücklich, obwohl damals daß ich es damals war. bie goldene Jugendzeit war ich glaubte nur in der Erinnerung, Und in den Fensternischen auf dem Gange und an die Wände gebrückt, habe ich oftmals gestanden und habe geweint- und niemand hat mich getröstet.--

Der erffe pazififfische Lehrauftrag in Deutschland . Der bisher an der Berliner Handelshochschule lehrende demokratische Reichs tagsabgeordnete für Hessen , Prof. Walter Schüding, ist nach Riel auf den Lehrstuhl des ausgeschiedenen Bölkerrechtslehrers Nie­Ich war nicht glücklicher, als ich heute bin; nicht ruhiger. mener berufen worden. Er hat dabei einen besonderen Lehrauftrag Schmerzen quälen mich, Wünsche. Mein Herz tat mir weh auf für die geschichtliche Entwidlung ber internatio nalen Friedensbewegung" erhalten. Dieser Lehrauftrag dieselbe Art wie es mir heute weh tut. ist der erste seiner Art in Deutschland . Hiermit ist zum erstenmal scheid vor mehreren Jahren in der Friedenswarte", dem jegt von die Forderung erfüllt worden, die der Wiener Soziologe R. Gold gung, erhoben hatte. Er bezeichnete damals als Inhalt der Wissen. Hans Wehberg ausgezeichnet rebigierten Organ der Friedensbewe fchaft vom Frieden die Lehre von den Kriegsurfachen, den Kriegs. wirkungen und der Kriegsverhütung". Der Rieler Lehrauftrag ist ein Beweis dafür, daß sich zurzeit die ideologische Umwälzung der Friedensbestrebungen von der Utopie zur Wissenschaft" vollzieht.

Ich schließe die Augen und habe mein Gesicht vor mir, wie es damals war. Jung und glatt mit braunen Locken; mit einem Lachen, von plötzlicher Angst erstickt.

Warum find Häuser, sagte ich mir, in denen viele und arme Kinder wohnen, so gebaut, daß feine Sonne hinein kann?

Sind es denn Satane, diese Baumeister? Warum bestrafen sie uns Kinderherzen mit ewiger Dunkelheit? Warum gibt es Lichthöfe? Nie, nie kann ich die Regentage vergessen, wenn das Wasser unten in der Rinne plätscherte; wir saßen beim Fenster mit einem Stüd trockenen Brotes.

Es gab keine Sonne in der Welt. Es gab feinen Baum in diesem Leben. Manche Kinder hockten zusammen in den dunklen Winkeln und besprachen gefährliche Dinge.

Einer hatte eine Schachtel mit Zündhölzer mitgebracht; er sprach davon, daß er gerne ein Feuer anlegen wollte. Sie sprachen vom Nafchen und vom Stehlen. Viele stahlen auch bei der Mutter und beim Krämer. Und alle haßten die Schule. Alle waren an Prügel gewöhnt und viele erzählten, daß sie in der Nacht aufschrien und

Die Kommiffion des Bölkerbundes für geistige Zusammenarbeit trat, wie dem GPD. aus Genf gemeldet wird, am Dienstag zu­fammen. Sie wählte zu ihrem Borsigenden den Holländer Lorenk zum stellvertretenden Borfizenden Gilbert Murray . Deutschland ist burch Professor Einstein vertreten. Der Borfizende gab in der Eröffnungsfigung einen furzen Ueberblid über die Aufgaben der Rommission und der Unterfommissionen, so für Bibliographie, um Kunst und Literatur zur internationalen Erschließung der Kunst die Schäße der Bibliotheken der Welt zugänglich zu machen, und für schäße der Museen. Die Unterfommission für Hochschulen habe sich besonders mit der Förderung des internationalen geistigen Lebens

zu befaffen und Mittel und Wege ausfindig zu machen, um der Jugend einerseits die Geschichte der anderen Völker nahezubringen und sie mit den Zielen und Idealen des Bölterbundes vertraut zu machen.

Flugzeuge im Reffungswesen. In den letzten Wochen wurde des öfteren über Fälle berichtet, in denen ein Menschenleben nur mit Hilfe des Flugzeuges zu retten war, fet es durch den raschen Transport des Kranten in eine Operationsklinik oder durch den Flug des Arztes zum Aufenbaltsort des Patienten oder durch Beförde rung eines heilträftigen Serums. Dementsprechend wird auf dem III. Internationalen Rongreß für Rettungswesen und Erste Hilfe bet Unfällen, der vom 7. bis 11. September b. J. in Amsterdam stattfindet und an dem sich alle Kulturstaaten der Erde beteiligen, der großen Bedeutung, die das Flugzeug allmählich auf diesen Gebieten gewonnen hat, Rechnung getragen. Abteilung Nr. 6 des Arbeitsplanes dieses Rongreffes behandelt Rettungswesen und Erste Hilfe im Luftverkehr". Die Deutsche Luft- Hansa wird durch einen Spezialarbeiter in Amsterdam vertreten sein.

Sterben die Schwalben aus? Die Schweizerische Tierschuh­gesellschaft veröffentlicht einen Bericht, aus dem hervorgeht, baß die Zahl der Schwalben in Mitteleuropa in den leẞßten Jahren um mehr als 15 Broz. zurückgegangen ist. Die Ursachen liegen in Italien noch immer beliebten. Jagd auf Bugvögel, fordert auch zum Teil auf den Wanderstraßen der Bögel; abgesehen von der das Ausruhen der wandernden Vögel auf elektrischen Leitungen zahlreiche Opfer, da hier vielfach durch das enggedrängte Zu­fammenfigen der Tiere Kurzschluß entsteht. Ein gefährlicher Feind ist auch die Bampirspinne, die oft den Tieren im Flug das Blut ausfangt. Außerdem aber hat sich die Zahl der Sperlinge nördlich der Alpen nach dem Kriege außerordentlich vermehrt, und die Schwalben finden vielfach ihre Nester bei der Rückkehr besetzt und tönnen die Eindringlinge nicht vertreiben.

Aus der akademischen Kinderstube. Dem Philologen Prof. Bobler, gegenwärtig Rektor der Münchener Universität, ist, wie aus München gemeldet wird, der Orden Pour le mérite " per­nicht mehr gibt, ist die Meldung in diefer Form allerdings unrichtig. liehen worden. Da es Orden und Orbensverleihungen bei uns ihn mit, Es muß forrett heißen: Der betreffende Herr ist mit der Blech­marte P. 1. m. géfennzeichnet worden.

Sozialiffifcher Bildungsfurfus. In dem historischen Hof des Schloffes in Mylan, dem landwirtschaftlich schön gelegenen bogtländischen Städtchen, wurde am Sonntag ein vom Reichsausschuß für fozialistische Bildungsarbeit ge leiteter Bildungsfurfus eröffnet. An dem Kursus nehmen 60 Senoffinnen und Genoffen, hauptsächlich aus Sachsen , Thüringen und Norddeutschland, teil. Sammlung des Kaifer- Friedrich- Museums erwarb Direktor Demmler eine Neuerwerbungen des Kaiser- Friedrich- Museums. Für die plastiste elsässische Madonna des 15. Jahrhunderts und die lebensgroße Figur eines Inienden Mannes von dem berühmten Augsburger Barodbildhauer Petel ( um 1630).

bekannt, daß entgegen den neuerdings geäußerten Erwartungen die Senfur Die Zenfur in Litauen , Das litauische Ministerium des Innern macht für ausländische Bücher und Beitungen nicht aufgehoben wird. Für ausländische Literatur bleiben die bisherigen Zensurbestimmungen in Straft.