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Mittwoch

28. Juli 1926

Unterhaltung und Wissen

Albert, springe ma!!

Bon Karl Hermann Franz.

( Schluß.)

Benig weiß ich über die folgenden Jahre zu berichten, er schlug fich durch, so gut er es verstand, bettelte zu Zeiten, wurde ertappt, fam den Winter über in das Arbeitshaus und schlief in lauen Sommernachten im Heuschober. So reifte er heran zum Manne, der nichts sein eigen nannte als den Himmel über sich und die Lumpen, die er auf dem Körper trug.

Jahrelang hatte er das Leben eines Landstreichers geführt, aus dem blassen Jungen von einst hatte sich ein kräftiger, von Wind und Wetter gebräunter Kerl entwickelt, da bot ihm noch einmal das blindlings waltende Schicksal die hilfreiche Hand. Auf seinen Zügen war er in eine kleine Stadt gekommen, in der die Behörde ein reachfames Auge auf alle Landfahrenden hatte. Er wurde auf das Polizeiamt gebracht, seine Papiere waren einwandfrei, und so ließ man ihn mit einer Berwarnung laufen.

Er suche Arbeit, erklärte Albert, es sei wohl feine Schande, fich danach umzusehen. Was er gelernt habe, fragte man ihn. Der Stromer dachte an die Jahre im Arbeitshaus; er hatte zur Zunft der Schuhmacher gehört, und so gab er trotzig das Handwerk als seine Profession aus. Von einem Meister der Stadt wurde ein Geselle gebraucht, man bot Albert die Stelle an, und er griff zu, da es schon später Herbst geworden.

Die nun folgenden Wintermonate waren die glüdlichsten seines Daseins. Er saß in durchwärmter Werkstatt, hantierte mit Ahle und Pfriem, hämmerte sein Leder und erzählte dem lauschenden Meister aus seinem Wanderleben. Draußen tobte Sturm um das Haus, Iniehoch lag Schnee und Floden wirbelten vor den Fenstern. Die Männer schauten in die flackernde Glut des Kamins, fümmerten sich tlicht um Schneefall und flirrenden Frost und tauschten mit feinem S.önig.

Häufig tam des Meisters Tochter Johanna in die Werkstatt, brachte dampfenden Raffee und hörte den seltsamen Berichten zu Albert fand Gefallen an dem Mädchen, er sprach von der Zeit seiner Jugend, von der hohen Schule, die er besucht, und der Familie, aus der er stammte. Und setzte hinzu, daß er sich gern einen Hausstand gründen würde, wenn er eine geeignete Frau fände.

Der Meister merkte, worauf das Reden hinausging, und da er den Gesellen gern hatte und Johanna nicht nein sagte, so galten die Beiden als versprochen. Vor der Hochzeit wollte Albert aber noch zurück in die Heimat, um sich mit seinem Vater auszuföhnen.

Im Frühling machte er sich auf den Weg, der Postschaffner lag aber schon lange drei Klafter tief unter der Erde und konnte seinen Jungen nicht mehr an das Herz ziehen. Auch die Mutter mit ihren harten, fnochigen Händen, deren Schläge er oftmals schmerzlich gefühlt, schlummerte unter einem dürftig geschmückten Hügel. Albert stand lange an den Gräbern, seine ferne, fast vergessene Jugend stieg vor ihm auf, Tränen rannen ihm über die gebräunten Wangen. Behmütig gestimmt, wandte er dem Friedhof den Rüden, ging zur Stadt und suchte seine Geschwister auf. Wie Albert hörte, hatte sein Bruder Richard den Hausrat übernommen, den Spargroschen seine pargrafcher Schwester Lina.

Richard ging es gut, er war bei einer Bersicherungsgesellschaft tätig und hatte sich bis zum Subdireftor heraufgearbeitet. Er lebte noch in der gleichen Stadt, seine Wohnung lag am Ring, und Albert begab sich mit frohen Hoffnungen zu ihm.

In dem Herrn, der vor ihm stand, erkannte der Geselle seinen Bruder nicht wieder. Richard trug einen hellen, modernen Anzug, gutes Schuhmert und hatte sich sehr verändert. Seine Sprache war geschraubt und unnatürlich, feine Bewegungen abgemeffen und ge­zirfelt. Was aber Albert den höchsten Respekt einflößte, war die

goldumränderte Brille, die dem Bruder das Aussehen eines Pro­feffors gab.

Der Besuch stand vor dem Jüngeren und brachte vor Erstaunen fein Wort heraus. Was er denn wolle, fragte ihn der Direktor freundlich, ob es sich um eine Biehversicherung handle? Dabei schielte er nach den abgearbeiteten und vom Bech geschwärzten Händen des anderen. Der wußte nicht, wie er sich benehmen sollte, und brachte endlich überstürzt und erregt vor, daß er Bruder Albert sei, der gekommen wäre, den toten Bater zu besuchen.

Eine unerwartete Aenderung ging mit dem bebrillten Herrn ror, sein Gesicht färbte sich dunkelrot, die Adern auf der Stirn schwollen ihm an, wie ein giftfauchendes Reptil brüllte er heraus: ,, Du bist der Lump, der Vater ins Grab brachte und uns in Schande! Denkst du, mir missen nicht, daß du ein Zuchthausbruder bist? Du magst es, über meine Schwelle zu treten? Willst dein Erbe holen? Vater hat dich verflucht in seiner letzten Stunde! Hinaus, tu Lump, hinaus!" If

Es wäre denkbar, daß in diesem Borfall das maßgebende Ereignis zu suchen ist, das den Stromer wieder auf die Landstraße hinaus stieß. Er stürzte von dem Hause seines Bruders fort, lief schwankend wie ein Trunkener durch die Straßen der Stadt, niemand fannte und beachtete ihn. In einer Kneipe machte er Rast, saß bis fief in die Nacht hinein. Man fand ihn gegen Morgen wie ein Stüd Bich auf der Gasse und hob den finnlos Betrunkenen auf. Das war fein Wiedersehen mit seiner Heimat.

Zu dem Meister fand er den Weg nicht mehr, Johanna mag noch heute um ihn trauern. Er durchstreifte das Land, zog von Dorf zu Dorf, schlief im Sommer unter dem Sternenhimmel der Nacht und verbrachte den Winter im Arbeitshaus. Und wurde der Kerl in Lumpen, der Dienstags und Sonnabends den Popanz einer gaffenden Menge spielt.

Was wäre aus ihm geworden, wenn jene Frau nicht seinen Bater geschlagen, wenn sein Bruder ihm nicht den leise fladernden Glauben an sich selbst genommen hätte? Vielleicht wäre er ein Mann in Amt und Würden, von allen geachtet, ein ehrfamer Bürger, ein Stolz der Stadt. Unser Aufstieg, unfer Untergang liegen auf des Meffers Schneide, und wir entscheiden nicht, nach welcher Seite wir fallen.

Die Peter- Pauls- Festung .

Bon May Barthel.

01

J3wei Frembe, Springer und Sommerschuh, besuchten in Lenin grad auch die berüchtigte Peter- Pauls- Festung . Der Tag war som merlich. Die Nema glänzte heiter. Wie ein hochgestellter Spiegel gleißte im Licht die goldene Kuppel der Isaak- Kirche. Springer und Sommerschuh famen vom Winterpalast, überschritten den breiten strömenden Fluß und sahen vor sich den spigen Kirchturm der Festung. Die sanfte runde Kuppei der nahen Moschee strahlte in zärtlichen Farben, grün und blau. Das alles war Leben und Ueber fluß. Dann tam das Grauen. Das große Tor der Festung drehte

sich freischend in den Angeln. Springer und Sommerschuh standen in einem der dunklen Höfe des Kerkers.

Der Kommiffar der Festung hatte in seiner grünen Jugend selbst in einer der dunklen Zellen gesessen. Er war ein schöner, gesunder Mann in der Sonnenhöhe seines Lebens, nur in dem Schwarzen Haar schimmerten meiße Fäden. Dieser Mann also war der Führer durch die Festung.

Die Kerker lagen jenseits grüner Gärten und großer Kasernen an der Newaseite und hinter der Kirche, deren vergoldeter Turm Tag für Tag in den Himmel spießte. In den ersten Minuten schwiegen die Freunde, sie fühlten zu sehr das Grauen, das um die

19 ansb

Der abgesägte Absäger.

KATZ

SINOWIEW

RUTH FISCHER

MASLOW

TROTZK

bsn Bellage

des Vorwärts

Tragödien mit dem fließenden Herzblut, da wurde seine Brust dennoch ganz klar und hell. Ja, die unbekannten Genossen begannen zu leuchten, jetzt, in dieser Sefunde. Sie leuchteten durch alle Rerfer und Gräber, und ohne sie war das Licht auf der Welt und jeder freie Atemzug undenkbar.

Und nun will ich euch, Genossen, etwas zeigen, was nur in Rußland möglich war," nahm der Führer das Wort. Kommt, wir gehen nach den Zellen der Kriminalverbrecher."

nach den oberen Räumen und famen wie in eine andere Welt. Die Sie verließen die halb unterirdischen Kerker, stiegen aufatmend Zellen der Kriminellen, der armen Lumpenſammler des fapita­listischen Schmutzes unterschieden sich wie der Tag von der Nacht von den Zellen der politischen Gefangenen. Springer und Sommerschuh sahen diese hellen Räume der kleinen Schufte und Diebe und staunten den Kommissar an. Der lächelte bitter. Ja, das war ein grausamer Anschauungsunterricht und machte manche Dinge, die Springer und Sommerschuh vorher nicht verstanden, klar und verständlich. Dann verließen fie das Gefängnis.

Rommt mit an die Mauer," jagte der Russe, als sie mitten in der Sonne standen.

Er führte die Freunde in den breiten Gang zwischen dem Ges fängnis und der Festungsmauer. In früheren Zeiten wurden an dieser Mauer, wenn der Zar gnädig sein wollte, die zum Tode Berurteilten erschossen. Wenn sie aus der Nacht ihres Kerfers geführt wurden und das viele Licht sahen, das vom Himmel strömte, da standen fie wohl einen Herzschlag still und geblendet. Dann jahen sie die Mauer, an der sie erschossen werden sollten. O wie schön war das Licht, mie tief und blau war der Himmel, wie beseligend der kleine Windstoß, der vom Meer oder von der Nema herüberlam. Da wollten sie fich nicht die Augen verbinden lassen, bis zum letzten Augenblick mollten fie das Licht sehen, das grüne Gras, die roten, gelben und blauen Blunem darin. Vielleicht wollten sie auch an größere Dinge denken, an den Kampf des Volkes um die Freiheit, und doch war die letzte Minute erfüllt von den berauschend schönen Dingen des Lebens.

In diesen letzten Sekunden umarmten sie mit tausend Armen die Welt. Da wußten sie, daß der Kampf auch um die kleinen Blumen, um den freien Wind, um das grüne Gras ging. Sie fonnten sich nicht satt sehen an den weißen Wolken, an den roten Blumen, bis endlich die Schüsse trachten, oder am frühen Morgen im fahlen Hof der Galgen schimmerte und der Henker die Todesfutte über den Kopf warf.

An all das dachten die Freunde. Sie dachten auch daran, daß in diesem verfluchten Kerker die rote Blüte eines Boltes verdorben war, die Väter und Brüder jener Männer, die sich jetzt nach dem Sieg erbarmungslos bekämpften.

Die Sonne schien. Der Himmel strahlte. Bald standen Springer und Sommerschuh auf der Brücke über dem Fluß, sahen die vollen Bogen zum Meere rollen, sahen vor sich die steinerne Pracht des Winterpalastes, und von der Festung war nichts mehr sichtbar als die graue Mauer und die goldene Spitze der steilen Kirche.

Was man beim Perlentauchen empfindet.

Die Tätigkeit der Perlentaucher ist von einer besonderen Ro­mantit umgeben, aber diese primitiven Menschen sind natürlich nicht imstande, zu schildern, welche Eindrücke sie dabei haben. Deshalb ist es von besonderem Interesse, daß der Forschungsreisende Frant Hurlen selbst unter die Perlentaucher gegangen ist, um uns feine

Sinowjew : Himmeldonnerwetter habe ich da aus Erfahrungen mitzuteilen. Er schildert dies aufregende Abenteuer Versehen meinen eigenen Aft mitabgefägt?!"

schweren, verfchloffenen Türen geisterte. Der Kommiffar zeigte zuerst die Zellen der politischen Gefangenen, die graue und troftlose Flucht geräumiger Kerter tief an der Erde.

In dieser Zelle hat die Wera Figner gesessen, ehe sie nach der Schlüffelburg fam," sagte der Führer. Zweiundzwanzig Jahre blieb fie dort gefangen. Zweiundzwanzig Jahre Einzelhaft hinter den Bittern. 3weiundzwanzig Jahre, das sind elfhundertundvierzig Wochen! Elfhundertundvierzig Wochen, das sind elfhundertundvierzig mal fieben Tage! Rechnet euch selbst aus, Genossen, wieviel ewige Zuchthausstunden zusammenkommen.... Und sie ist nicht wahnsinnig

geworden, die Unvergleichliche!"

Springer schloß die Augen und dachte an seine zwanzig Jahre, an die bunte Fülle vieler Erlebnisse, an das prasselnde Feuerwerk schöner Nächte, an den hinreißenden Schwung leuchtender Tage. ,, und wo hat der Fürst Kropattin gefeffen?" fragte Sommer­schuh.

"

Hier saß der stolze Kropatkin," jagte der Führer und schloß eine neue Tür auf, hier hat er gesessen und sein Fürstentum zu Boden geworfen, um sein Menschentum zu gewinnen." Auch diese Zelle lag wie die andern in dem hohen, dunklen Gang und war feucht und ungaftlich. Durch die schweren Gitter jah man wohl einen Streifen Himmel und das Grün einiger Gebüsche, sonst fah man nichts, nur falte Wände, die schwere Tür, den schmutzigen Fußboden. Die Newa hörte man ganz in der Nähe ziehen. Grausam mußte das sein, zu wissen, dort strömt der Fluß in die Freiheit des Meeres, und ich, und ich bin eingeferfert, vergittert, redytlos, ge= fangen.

Sie schritten weiter. Die Füße tappten auf dem nadten Stein­boden. Der Kommissar schloß eine neue Tür auf.

In dieser Zelle faß Balunin gefangen," berichtete er ,,, bas mar nach der ersten deutschen Revolution 48. Hier hat er, als er lebendig begraben war, feine Beichte geschrieben."

Was schreibt er in seiner Beichte?" fragte Springer.

Nur einen Wunsch habe ich noch, heißt es in der Beichte," sagte der Russe ganz schnell, als spräche er eine auswendig gelernte Lektion. Jch möchte ein legtes Mal in Freiheit atmen, den Himmel, junges, frisches Grün, die Wiesen sehen... Der Gedanke, allein in der Ge fängnisnacht zu sterben, bereitet mir größere Schmerzen als der Tod selbst."

,, und fam er frei?" fragte Sommerschuh.

wissen.

Ja und nein. Er wurde nach Sibirien verschickt." Und wo ist die Zelle, in der Tropki faß?" wollte Springer

,, Das weiß ich nicht genau," antwortete der Führer. ,, Auch ich mar in derselben Zeit in der Festung. Als unsere erste Revolution niedergeschlagen war. Auf einem Spaziergang sah ich Trozki. Auch Leo Deutsch und Parvus habe ich damals gesehen... Ja, wenn Steine reden fönnten!"

Sie können reden!" rief Springer aus. Ich habe gelesen, was Parvus über diesen Kerter schreibt. Das Nichtstun ist eine Strafe, die auch dem stumpfsinnigsten Verbrecher zur Qual wird, sagt Parvus. In diefer Zeit dachte er wohl sehr viel an die Bewegung, an das Spiel freier Kräfte. Um die Arbeit freisten seine Gedanken. Um die Befreiung der Arbeit. Die Befreiung der Arbeiter wird die Stultur von ihren Fesseln befreien, jagt er weiter. Dann wird das mensch liche Werf der Arbeit herrlich erstehen und erblühen."" Seht," schloß er seine Rede: Die Steine haben gesprochen.

Aber auch die Namen der unbekannten Genoffen leuchten," sagte der Ruffe, und seine Stimme flang wie die eines Prebigers und erfüllte die Herzen der jungen Leute mit Todesbegeisterung und Opferwilligkeit.

Dann wanderten die drei Männer den dunklen Gang weiter und tomen an die jolierzellen, die jeden Lichtstrahl sperrten. In diesen Kertern mit den doppelten Wänden erstarben die Wahnsinnsaus­brüche der Gefolterten. Auch das Behegefchrei der lebenslänglich Ber­urteilten ging lautlos in ihnen unter. Und wie nun Springer das alles jah und erlebte: die Kerker, die Dunkelzellen, die grausamen

in dem foeben bei F. A. Brockhaus in Leipzig erschienenen Bande, Perlen und Wilde", in dem er seine Fahrten durch Neu- Guinea beschreibt. Er ließ sich die schwere Taucherkleidung anlegen, a er Erstidens, drehte an einem Hahn, um mehr Luft hereinzulaffen, beim ersten Hinabtauchen in die Tiefe hatte er ein Gefühl des schoß infolgedessen einen Purzelbaum und saufte mit den Füßen nach oben an die Oberfläche, wo er von den Eingeborenen mit Gelächter empfangen wurde. Dieser mißglückte Verfuch schreckte ihn aber nicht ab, sondern er ging zum zweitenmal in der Taucher­mit dem Schiff weiterzufahren. Das Rettungstau spannte sich," fleidung herunter und gab das Zeichen, den Anker hochzuholen und schreibt er, und ich fühlte mich vorwärtsgezerrt. Die Geschwindig feit nahm allmählich zu, und durch vorsichtiges Stellen des Luft­hahns brachte ich es dahin, daß ich sachte hochstieg und wie ein farmartiger Felder und üppigen Gesträuchs, über blendende Ko­Unterwasserflugzeug weiterschwebte. Ich glitt dahin über ein Gewirr rallenpracht, umstrahlt von dem Blizen und Glänzen schöner, herr­licher Fische, und verschlungen von unsäglicher Einsamkeit. Ich war überwältigt von der Traumhaftigkeit dieser erhabenen Welt. Selt­und schossen wieder fort und zerflossen. Scharen winziger Fische same Besen huschten durch das leuchtende Grün, glogten mich an jagten wie Meteorschwärme daher. Aber die Farben blendeten der schimmernder Blumen, Büfche rosafarbener Korallen zudten auf, Sinn mit ihrer glänzenden Birre wie ein herrenloser Garten voll braungefprentelte rundliche Hügel, Höhlungen und Löfcher und rotes Gestrüpp und leuchtend blaues Geäft; dann grüne Halme und Streifen Sandes. Durch dies Farbengewühl zogen föstlich gezeichnete Fische ihre Bahn, bunt gestreift und geflect, die ein Kaleidoskop in den Schotten gestellt hätten. Ueberall offenbarte sich die Hand des allmächtigen Schöpfers. Hier lag eine versunkene Welt, die mit der Bracht des Sternenzeltes wetteiferte. Ich sah feine Berlmusdel; denn meine Augen waren voll beschäftigt von dem Beschauen des ganzen großartigen Bildes. Ein Zerren an der Rettungsleine, und langsam wurde ich hochgezogen, wobei ich darüber nachdachte, daß es wohl leichter ist, das Schließfach einer Bank zu erbrechen und nach Berlen zu durchstöbern, als sie aus den Perlenbänken, der Schatzkammer des Meeres, aufzulesen."

Monatsheften" werden einige fleine chinesische Geschichten wieder­Chinesische Weise. In der neuesten Nummer von Westermanns gegeben, die von Walter Jerven übersetzt sind. So wird unter dem Titel List" nach Tsa Tschi erzählt: Es lebte ein Mann namens Niu Sei. Er war Richter im Kreise Tei Chin. Eine Familie ver mißte einen fostbaren Schmuck und meldete es dem Richter Niu Sei. dacht, den Schmud gestohlen zu haben. Jede erklärte: Ich habe es Zwei Mädchen, die im Hause der Familie dienten, gerieten in Ber nicht getan." Niu Sei entgegnete: Hier hat jede von euch einen Stock aus der Pflanze Lu. Morgen früh wird der Stock der Diebin um zwei Zoll gewachsen sein. So offenbart sich die Ge rechtigkeit." Am andern Morgen war einer der Stöcke um zwei Zoll fürzer als am Tage vorher. Der Gouverneur von Djiang Fertigkeit zu prüfen. Es erschienen viele Frauen, gleich gewandet Nan beabsichtigte, einen Hellseher und Kartenfchläger auf seine und getrachtet, und nun sollte der Hellseher die Frau des Gouver­neurs bezeichnen. Er überlegte nicht lange und sagte: ,, Ueber dem Kopf der edlen Dame ist ein gelber Hauch." Da hob die Schar der Frauen die Blicke zu der edlen Gouverneurin. Und der Befragte fagte: Das ist sie.

Cebensdauer der Berühmten. Wie der in Amerika tätige russische Soziologe P. Sorofin festgestellt hat, halten unter allen Berühmt­heiten die amerikanischen Präsidenten mit einem durchschnittlichen Alter von faft 70 Jahren den Rekord der Lebensdauer. Ihnen auf dem Fuß folgen die Bäpfte mit 69,6 Jahren; eine dritte Gruppe bilben die amerikanischen Millionäre mit 69,2 Jahren. Die Wissen schaftler erreichen durchschnittlich ein Alter von 67,3 Jahren, die Schriftsteller von 64,4 Jahren. Weitgehende Schlüsse darf man frei­lich aus diefer Statistit nicht ziehen, da einige Gruppen, wie die Päpste und Präsidenten, bereits das Ergebnis einer Auslese sind, die sich auf Persönlichkeiten in reiferem Alter und meist von guter törperlicher Konstitution beschränkt.