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Ein Dieb. Don petcr Hcmecher. Wißt ihr, was eine Kirmes ist? Ich meine nicht für die Großen, für die die drei Tage mit Essen, Sausen und Tanzen aus- gcsütlt find. �(Segen den Herbst beginnen diese Festlichkeiten, Ab- schlug des Sommers und der Sommerarbeit, Feier der einge- brachten Ernte. Sie wandern von Ort zu Ort, und von Rah und Fern kommen die Verwandten, um mitzuseiern. In Chaisen kommen sie, auf geschmückten Leiterwagen, und während dreier Tage nimmt das Bewirten und Festieren kein Ende. Für die Kinder aber, die ja aus dem Lande nicht zuviel von Fest und Vergnügen zu sehen bekommen, hat die Kirmes ihren besonderen Reiz. Schon in der Mitte der Woche ziehen die Buden- besitzer an mit ihren Wagen, und die Jugend ist in der Schule kaum stillezuhalten. Sie müssen dabei sein, wenn die Buden ausgeschlagen werden. Und Sonntags können sie es nicht erwarten, bis das Hochamt, das an solchen Tagen sehr seierlich ist und recht lange dauert, zu Ende ist und sie sich über die Karussells, über die Schaustände mit ihren tausend Herrlichkeiten, in die Schaubuden stürzen können. Sie haben schon lange die Pscnnige, die sie ge- legentlich geschenkt bekommen, gespart, und man verschwenden sie mit vollen Händen, bis nichts mehr da ist, und bis sie heimlausen müssen, uin den Eltern und den Verwandten noch einige Groschen abzubetteln. Wenn aber der Dienstag sich zum Ende neigt und mit ihm das Fest, sind sie traurig, und sie trösten sich nur mit dem Ge- danken, daß auch die Nachbarorte, so weit sie ihnen erreichbar sind, bald ihre Kirmes haben werden, und daß man vielleicht mit den Eltern oder auch allein auf ein paar Stunden dorthin gehen tonn. So hatte sich auch der kleine Fritz getröstet, als die Kirmes im eigenen Orte vorbei war, und als nach ein paar Wochen irgendwo in der Nähe das Erntefest angesagt war, bat er den Vater um die Erlaubnis, hingehen zu dürfen. Fritzchen war ein artiger Junge, eher schüchtern als dreist. In der Schule zählte er zu den Fleißigsten, und keiner hatte je eine Spur einer bölen Neigung an ihm bemerkt. Der Vater war ein kleiner Beamter, der sich schlecht und recht durch- setzen mußte, aber seine Armut mit dem Stolz seiner Ehrlichkeit und mit dein Bewußtsein seiner Beamtenstellung trug. An seinem Jungen hatte er bisher nur Freude erlebt, und er träumte dem Elf- jährigen eine bessere Existenz, als er sich selber zu bauen verinocht. Ein Grund, dem Buben seinen Wunsch abzuschlagen, log nicht vor. So gab er Fritz die erbetene Erlaubnis, schenkte ihm noch ein Fünf- zigpfenniastück, ein Vermögen für solch einen kleinen Landbuben, und die Mutter steckte ihni ein paar Butterbrote in die Tasche, da- mit er nicht verhungere. So zog Fritz davon. Die Herbstsonn« stand schön im satten Blau der Lust, und in Fritzen» Seele war Fröhlichkeit. Weniger fröhlich ober war Fritz, als er am Abend zurückkam. Er war blaß und sichtlich erregt. Der Vater war nicht zu Hause. Die Mutter bemerkte das fremde Wesen ihres Kindes und drang in ihn, um den Grund solcher Veränderung zu erfahren. Fritz aber wich ihr aus und schützte Kopfweh vor. In der Tat war die Stirn des Knaben ganz heiß, und die Mutter, den Ausbruch einer Krankheit fürchtend, schickte ihn zu Bett. Am anderen Morgen drückte Fritz sich länger al» sonst im Zimmer umher, bevor er zur Schule ging, und den Weg über zögerte er ganz gegen seine Gewohnheit. Als er in die Nähe des Echulgebäudes kam, stand ein Rudel Burschen wispernd zusammen. Man fühlte direkt die Neugier und Spannung, die über der Gruppe lag. Als sie Fritzens ansichtig wurden, wandten sich alle Blicke zu ihm, und Zeigefinger erhoben sich und wiesen auf ihn. Fritz sah Gesichter, die von Schadenfreude und Bosheit verzerrt waren. Er hätte kehrtmachen und davonlaufen mögen. Er war jedoch von den Blicken wie gefesselt und gebunden und ging gebannt auf die Gruppe zu. Plötzlich rief einer:.Da kommt der Dieb." Dies war wie ein Signal. Die Gruppe tat sich auf und nahm Fritz, dem das Herz vor Angst bis zum Halse schlug, in sich auf..Du hast ja was Schönes angerichtet," begann einer. Ein anderer feixte:.Der Lehrer weiß schon alles. Der Heinrich hat es ihni gepetzt, daß sie dich er- wischt haben."„Jetzt weiß ich auch, wer mir die Löschblätter ge- stöhlen hat," rief ein dritter:„und mir die Federn" ein Vierter. Und nun ging es los:„Dieb! Dieb! Der Musterfritz ist ein Dieb! Warte, Junge, du wirst eingesperrt werden. Deinem Vater wird wegen der Geschichte die Stellung' weggenommen werden!" Alle Grausamkeit der Schadenfreude umheulte den zitternden und wei- nenden Knaben. Vergebens suchte er eine Ausbruchstelle. Aber die Rotte war wie eine Mauer um ihn. Endlich ertönte die Glocke, und sie gaben ihn frei. Was war denn so Furchtbares geschehen? Er hatte gestohlen Und war erwischt worden. An einer Bude wurden kleine Büchlein mit Landschaftsansichten verkauft. Diese roten Dinger hatten Fritz gereizt. Er hatte kein Geld mehr, aber er hätte solch ein Büchlein zu gerne besesien. Er sah sich die Bilder an, und dann war der Wunsch ganz herrisch in ihm geworden. Nein, Fritz hatte nie vor- her fremdes Eigentum angerührt. Aber er konnte nicht mehr anders. Als der Budenbesitzer sich abwandte, lieh er das Büchlein in feine Tasche gleiten. Dann kam jedoch die Angst über ihn, und er rannte weg. Dadurch hatte er die Aufmerksamkeit aus sich gezogen, und plötzlich war der Budenbesitzer hinter ihm und mit ihm noch eine Schar Kinder, die sich schreiend an der Verfolgung beteiligten. Fritz sah sich um und wußte nicht mehr, wohin er fliehen sollte. Da griff er automatisch in die Tasche, nahm das Büchlein und warf es von sich. Aber der Budenbesitzer ließ sich dadurch in seiner Verfolgung nicht aufhalten. Endlich hatte er Fritz erreicht, haute ihm eine Ohrfeige und ließ ihn lausen. Es wäre gewiß nichts weiter passiert, wenn der Heinrich nicht zufällig den Austritt gesehen und ihn sofort weitergetragen hätte. Allerdings: es war ein Diebstahl. Aber was hotten die anderen Jungen schon alles angestellt. Gerade der Heinrich hatte seiner Mutter oft genug Geld gestohlen. Aber wußten die anderen auch. wie Fritz zu diesem Diebstahl gekommen? Er hatte es Nicht frei- willig getan. Etwas in ihm war stärker gewesen als die Ueber- legung. Und er würde es gewiß nicht wieder tun. Er würde beichten und bereuen. Die Klasse hatte mit dem Lehrer das gemeinsame Morgengebet verrichtet und die Plätze eingenommen. Alles sah auf den Lehrer: denn jetzt mußte das Strafgericht kommen. Fritz saß da und zitterte wie ein armer Sünder, der zum Schafott soll. Werde ich alles sagen, wie es gewesen? dachte Fritz: aber dos wird nichts nützen. Sie werden mir nicht glauben. Ich bin eben ein Dieb, und das bleibt. Da hörte er den Lehrer seinen Nomen aussprechen. Er stand mechanisch auf. den Kopf gesenkt.„Vor die Klasse treten!" chörte er die Stimme wieder. Fritz trat au» der Bank und ging wie mit gesesielten Gliedern zum Katheder. Der Lehrer verhörte ihn. Er wollte es nicht glauben, daß der Musterschüler ein Dieb sei.
Der Kriminalist von Dewersburg.
deutliche Spur führt ins tschechische Sonsulat.-
Aber als Fritz die Wahrheit der Anklage bestätigte, wurde er ganz Abscheu, ganz Gerechtigkeit. Er nahm den Jungen, drehte ihn herum und stellte ihn mit strafenden Worten der Klasse vor:„Seht, das ist der Anfang auf dem schlimmen Wege des Verbrechens! Ich warne dich! Gehe nicht weiter. Und auch alle warne ich." Jedes Glied am Körper des zur Schau gestellten, grausam angeprangerten Knaben flog. Die anderen Burschen saßen da mit heuchlerischen Mienen und nahmen sich die Worte des Lehrers offensichtlich zu Herzen. Innen aber waren sie voll boshafter Freude über das Schauspiel. Die Höhe der Strafe wollte der Lehrer noch erwägen. In der dritten Stunde kam der Religionslehrer. Auch er war schon unterrichtet, und noch einmal mußte Fritz die großen, er- wachsen«» Worte von Gerechtigkeit und Strafe und von der Nei- gung zum Verbrechen hören. Aber der Priester war milder als der Lehrer. Er sprach auch von der Reue und der göttlichen Gnade und befahl dem Sünder, am nächsten Tage zur Beichte zu kommen. Als die Glocke den Schluß der Schulstunde verkündete, wagte Fritz kaum das Klassenzimmer zu verlassen. Am liebsten wäre er zu dem Lehrer gegangen und hätte ihm erzählt, wie alles gekommen. Aber würde er gegen die strengen Worte der Gerechtigkeit mit seiner verworrenen Erzählung ankönnen? Ganz zerschlagen schlich er au» der Schule. Aber als er an die nächste Häuserecke kam, erwartete ihn dasselbe Rudel, das ihn bereits am Morgen empfangen hatte. Ein Gejohl« erhob sich:„Da ist der Dieb," und zwischen der heulenden Rotte mußte er Spießruten laufen bis nach Hause. In seiner Verzweiflung wollte er ein paarmal ausbrechen, aber Stöße und Püffe hinderten ihn daran. Fast leblos kam Fritz daheim an. Am liebsten hätte er geweint: aber Tränen wollten ihm nicht mehr kommen. Innen war alles tot, und in hoffnungsloser Verzweiflung hing er den Schulranzen an den gewohnten Ort. Der Vater saß am Tisch, den Kopf aufgestützt. Die Mutter sah er gar nicht. Wieder mußte er vor das Gericht treten, und wieder hörte er die grausamen, erwachsenen Worte. Von der Schande sprach der Vater, von seiner Ehre als Beamter, und al» er alle seine Worte verbraucht, sprach er beinahe mit Härte:„Wenn du auf solchen Weg kommen solltest, sähe ich dich lieber vor meine» Augen sterben." Fritz wäre am liebsten aus- schluchzend seinem Vater zu Füßen gestürzt: aber dieses Wort wurde zu einem Bann, der ihn lähmte, und als er den Vater sagen hörte: ..Geh' auf dein Zimmer, bis ich dich rufe," schlich er lautlos, mit der Haltung eines endgültig Verurteilten, hinaus. Gegen Abend suchte ihn der Vater, ruhiger geworden und zu einer sachlicheren Aussprache bereit, in seinem Zimmer auf: das Zimmer aber war leer. Ein Suchen begann, im Haufe, im Orte, in den Feldern. Die Ahnung eines Unheils überkam den Vater, und er irrte die ganze Nacht umher, ohne sein Kind zu finden. Fritz aber hing derweil, still geworden, zwischen dem Gebälk des Bodens. War er ein Dieb? Das Wort reichte nicht mehr an seinen Frieden und auch nicht mehr das Jammern der Eltern, die ihn am nächsten Tage fanden.
Gurkengeruch als Varsüm. Nur wenig bekannt ist es, daß auch die Gurke zur Parfümfabrikation herangezogen wird. Ihr süßlicher und noch frischer Duft eignet sich indes tatsächlich zur Herstellung von Essenzen, mit denen man besonders die bekannte und viel verwendete Gold-Cream parfümiert, wodurch diese ihre erfrischende Wirkung aus die Haut erholten soll Die Gurkenparsüm-Esienz wird hergestellt, indem man Alkohol über die in Scheiben geschnit- tenen Gurken destilliert und dieses Verfahren so lange wiederHoll, bis der Alkohol den Dust der Gurken an sich gezogen hat,
öeilage ües vorwärts
Die Dezembermänner. Rustlands erster Komps um die Verfassung. Von Paul Diner-Denes. Am 25. Juli waren es hundert Jahr«, daß Rylejew der Dichter und seine Schicksalsgenossen von den Schergen des Aarismus hinge- richtet wurden, waren es hundert Jahre, daß in Rußland der erste Ruf nach einer Verfassung ertönt« und mit roher Gewalt unterdrückt wurde. Es war Dezember l82Z. Aar Alexander I. war gestorben. Zar Nikolaus I. kam zur Regierung. Totenstille herrschte im weiten russischen Reiche. Es gab nur«inen Willen, eine Macht, die des „Väterchen", des heiligen Zaren. Das Leibeigentum stand in voller Blüte. Millionen und aber Millionen, das ganze Volk wurde als Vieh betrachtet und auch als solches behandelt, ja ihr Los war noch schlechter, denn sie waren ja zahlreicher und auch billiger als die Haus- tiere. Von einer Verfassung sprach niemand. Wozu auch? Der Muschik brauchte sie nicht, er hatte genug damit zu tun, den Rücken unter der Knute seines Gebieters zu krümmen. Der Adel, die Aristokratie lebten in Saus und Braus, das ganze Volt arbeitete für ihr Wohlergehen, sie brauchten auch keine Verfassung. Und doch... Von Frankreich kam der Freiheitswille, er kam bis nach Rußland . Im Jahre 1789 wurde in Paris die Bastille sieg- reich erstürmt, im Jahr« 1825 zogen Gardetruppen gegen den Sitz des Zaren, gegen das Petersburger Winterpalais. Es mar der erste Aufstand, di« erste Militärrcvolle zur Erzwingung einer sogenannten Verfassung. Junge, begeistert« adelig« Gardeoffiziere, die im Jahre 1814/1815 in Frankreich gestanden hatten, dort von der Freiheit um- weht worden waren, stellten sich an di« Spitze der Bewegung. Ge- Heimbünde wurden gebildet, so z. B. in Petersburg die des„Nordens" unter der Leitung des Fürsten Trubetzkoi und die des„Süden" unter Oberst Pesfcel. Es war eine Revolution im Wasserglase, eine Re< volution der herrschenden Klasse, der Oberschicht. Das Volk, das arbeitende Volk wurde nicht gefragt, das alles ging es ja nichts an. Und so hatte Zar Nikolaus I. ein gar leichtes Spiel, den Ausstand mit Kartätschen niederzuschlagen. Der Vorwand zu diesem Aufruhr war«ine„hochwichtige" Frage. Alexander I. starb am 1. Dezember 1825, nun wollten die söge- nannten Rebellen statt des rechtmäßigen Erben Nikolaus I. dessen Bruder auf den Thron setzen und von ihm als Gegenlesstung eine Art Verfassung erbitten. Der Ausstand wurde blutig niedergeschogen, die Führer, die Deca- bristen, Dezembermänner(vom russischen Decabry gleich Dezember), verhaftet und eingekerkert. Das Zarenreich stand mächtig da. Das Grollen der großen Volksmassen war noch unterirdisch. Neunzig Jahre des Kampfes, des Leides, des Elends bedurfte es, bis die Macht der Zaren gebrochen wurde, noch neunzig Jahre lang regierte in Rußland die Kantschuka, die Peissche. Der Tyrann war unerbittlich. Die' Führer des Aufruhrs, Rylejew , Vestushew, Oberst Pestel und viele andere saßen in t\; Festung zu Petersburg und erwarteten ihr Schicksal. Die Rache kam, viele von ihnen wurden erschossen, andere noch Sibirien verschickt, die Revolution war niedergeschlagen, das Zaren- tum triumphiert«: Totenstille herrschte wieder im russischen Reiche. Doch der Geist des Dichters Rylejew lebte weiter. Er ging mit klaren, sehenden Augen in den Tod. Der Idee willen. In seinem „Verbannten"(ins Deutsche übertragen von Chamisso) spricht er es aus! Er weiß, daß ihn am Ende des Weges der Tod erwarte, er schreitet aber doch vorwärts, immer vorwärts... Die ersten Märtyrer der Idee der Freiheit sind hingerichtet worden, die Saot wuchs aber. Im Laufe der Jahrzehnte traten viele Millionen in ihre Fußtapfen, ziel- und siegesbewußt kämpften sie, bis sie es erreichten— die Zertrümmerung des Zarenreiches. Doch alles wiederholt sich, und heute muß der Kampf gegen di« Diktatur aufs neue ausgefochten werden.
Die Fruchtbarkeit niederer Tiere. In der niederen Tierwelt finden wir eine Fruchlbarkeit, von der wir uns oft kaum noch«ine Vorstellung machen können. Schon die Fische haben eine erstaun- lichc Vermehrungsfähigkeit. So legt die Forelle etwa 2000 Eier, der Hering 30 000, der Karpfen 500 000, der Stör sogar 3 Millionen, der Kablia» 4 Millionen, und vom Steinbutt wird behauptet, daß er seine eierlegende Tätigkeit bis auf 80 Millionen bringt. Der Eier- stock einer Teichmuschel enthält etwa 400 000 Eier, und Austern sollen jährlich bis zu einer Million produzieren. Im Rogen des Dorsch gelten 3 Millionen als die Regel, und der des Hausen soll 10 bis 12 Millionen enthalten. Ein« fabelhaste Fruchtbarkeit wird den Spulwürmern nachgesagt. Ein einziges Weibchen soll im Lause eines Jahres über 60 Millionen Eier abstoßen, deren Gesamtgewicht etwa doppelt so groß ist wie das Lebendgewicht des ganzen Tieres. Der Bondwurm soll nach Leukart jährlich 800 reise Glieder erzeugen, und jedes einzeln« Glied soll im gleichen Zeitraum 53 000 Eier her- vorbringen, so daß wir beim Bandwurm auf di« ungeheure Zahl von rund 42 Millionen Eier kommen. Unter günstigen Verhältnissen kann diese Zahl aber noch viel größer werden, denn es gibt Exemplare, die täglich 6 bis 8 Glieder abstoßen. Gewaltig groß ist auch die Bermehrungsfähigkeit des Regenwurms. Marschall schätzte in Deutschland die Zahl der Regenwürmer auf 130 000 Stück für jeden Hektar Kulturland. Von den Trichinen soll jedes Weibchen winde- stens 1500 Junge hervorbringen, und bei den Fliegen hat Wilhelm von Gleichen die Gesamtzahl der Nachkommenschaft eines einzigen Weibchens in einem Zimmer auf 2 Millionen Stück berechnet. Dia geradezu beängstigende Vermehrung mancher Insekten ist ja bekannt. Der Kartoffelkäfer wird dadurch zu einem gefürchteten Kultur- Ssianzenschädling, und ebenso ist di« Forleulc durch ihr« erstaunliche ruchtbarkeit zu einem verwüstenden Waldschädling geworden. Der Schwammspinner, der in Amerika einen Schaden von vielen Mil- lionen Dollar angerichtet hat, muß heut« noch mit allen Mitteln ver- folgt werden, weil er sich sonst sehr bald wieder zu seiner vernichten- den Tätigkeit aufschwingen würde. Das Schluckrezept des JJlato. Wie Dr. C. F. East in der englischen medizinischen Zeitschrift„Lancet" ausführt, beschreibt Plata einmal die Behandlung und die Kur de» Schluckens, dessen Ursprung bis in feine Anfänge verfolgt wird. Aristophanes konnte in Platos „Gastmahl" einmal nicht sprechen, als die Reihe an ihn gekommen war, weil er vom Schlucken befallen wurde. Das veranlaßte den Arzt Eryximachos, ihm e>ne Kur zu verordnen.„Jcki empfehle dir," so erklärte der Gelehrte,„den Atem anzuhalten, und wenn du da» ein« Zeitlang getan hast und der Schlucken noch immer anhält, so gurgle mit etwas Wasser. Ist er auch dann noch nicht zum Stillstand gekommen, so kitzle deine Ras« mit einem Reizmittel und niese! Wenn du einmal oder zweimal geniest hast, wird selbst der heftigste Schlucken verschwunden sein." Die Behandlung schlug auch bei Äri- stophanss gut an, und Dr. East empfiehlt dieses von Plato gegebene Rezept auch heule noch bei leichten Schluckenansällen. Hervorgebracht wird der Schlucken durch einen Zwerchsellkrampf, der nach Ueber- ladung oder Erkältung des Magens einzutreten pflegt, aber auch infolge der Reizung von Zwerchfellnerven oder durch Resser von«nt- fernteren Nervenpartien her bedingt sein kann. So verschieden die Ursachen dieses Zwerchsellkrampfes sind, so zahlreich sind auch die Rezepte zu seiner Behandlung. Dr. East ergänzt diese Rezepte, die von altersher gegen den Schlucken gegeben wurden, durch die sol- genden: Halte die Arme über dem Kops einige Minuten lang, oder iege dich aus den Rücken und ziehe die Knie so fest du kannst, an den Leib. Drücke fest auf die Augäpfel, wodurch ein Gegenreiz entsteht, oder nimm ein paar Tropfen Kampserspiritus auf ein.Stück Zucker-