spiel eine zahlenmäßig stärkere Zollbeamtenschaft hatte, als das weit größere Norwegen !
Seitdem die Sozialdemokratie vor Jahresfrist in den Senat eingetreten ist, gelang es zwar, einige hundert Beamtenstellen abzubauen. Immerhin werden in Danzig noch bei einem Etat von 117 Millionen allein 46 Millionen für Beamtengehälter ausgegeben. Die bürgerlichen Parteien haben sich bisher gescheut, eine großzügige Berwaltungsreform nach den Vorschlägen der Sozialdemokratie durchzuführen. Wenn nummehr der Völkerbund die Sanierung der Staatsfinanzen Danzigs in die Hand nimmt, dürfte es bei dem zu erwartenden Beamtenabbau viel mehr härten geben, als wenn Danzig selbst diese Maßnahme getroffen hätte. Die Danziger Parteiorganisation hat sich noch in den letzten Tagen eingehend mit der Sanierung des Freistaates befaßt und dabei zum Ausdruck gebracht, daß sie gewillt ist, an diesem notwendigen Werk tatkräftig mitzuarbeiten. Ganz entschieden hat sie sich aber dagegen ausgesprochen, daß die Sanierung auf Kosten der Arbeiter, insbeson dere etwa durch Kürzung der Erwerbslosenunterstützung er folgen soll, wie es von vielen bürgerlichen Politikern Danzigs erstrebt wird. Daß es überhaupt zu einer Sanierung durch den Bölkerbund fommen muß, daran trägt einerseits die 30llpolitische Bertoppelung Danzigs mit Polen durch den Versailler Vertrag und anderseits die bisherige Untätigkeit der bürgerlichen Barteien die Schuld. Die fozialdemokratischen Borschläge hat man wieder einmal nicht rechtzeitig beachtet. Die Folge ist nun, daß es in Europa einen zwangsmäßig fanierten Staat mehr gibt.
Die Kräfte in der Verwaltung, die gegen dies Kunstwert| intrigieren, haben damit gezeigt, daß ihre Gesinnung und ihre politische Willensrichtung mit dem Geist der Verfassung unvereinbar ist.
Der Lärm um die Kontrollnoten.
Eine Intrige gegen Seeckt.
In einem Aufsatz über den Streit um Deutschlands Abrüstung macht der diplomatische Korrespondent des„ Daily Telegraph " auffehenerregende Mitteilungen. Er behauptet, daß Walchs Note über die Stellung Seedts auf eine Intrige in der Umgebung des deutschen vielmehr Berbindungsoffiziers zwischen dem Reichswehrminifterium und der Interalliierten Kontrollkommission zurückzuführen sei. untergeordneten Gruppenfommandeurs der Reichswehr gewesen, der Dieser Berbindungsoffizier sei Stabschef eines bisher Seedts ben Ehrgeiz haben soll, an Stelle von Seedt General inspektor zu werden oder wenigstens die Schaffung eines gleichgeordneten Postens für ihn selber eventuell durch eine Forderung der Entente zu veranlassen. Diese Intrige foll die Aufregung über General, Walchs Forderungen verursacht haben. Am 11. und 12. Juli begannen die Deutsche Beitung" und die Deutsche Tageszeitung" über angeblich neue For derungen der Botschafterkonferenz Lärm zu schlagen. Damals fchienen politische Motive hinter dem Geschrei zu stehen. Es fah so aus, als ob eine neue Heze gegen die Politit von Locarno inszeniert werden sollte. Schon damals entstand der Eindruck, daß bestimmte Stellen im Reichswehr ministerium dahinter ständen und auf eigene Fauft Politik trieben. Es wurde schon damals auf den Entwaffnungskommissar des Reichswehrministeriums hingewiesen.
Potemkin.
Der Oberreichsanwalt soll verbieten.
Die Freigabe des Potemkin- Films hat einen Wutschrei der Rechtspresse hervorgerufen. Sie ruft nach neuem Einschreiten, nach Mühleisen, nach dem Reichswehrministerium, nach Einschreiten von Länderregie rungen, nach dem Oberreichsanwalt. Das sind die Organe, bei denen die Rechtspresse gleiche reaktionäre Gefinnung voraussetzt wie bei sich selbst.
Die Aeußerung des Daily Telegraph " gibt der Angelegenheit eine neue Wendung. Statt politischer sollen per sönliche Motive hinter der Aktion stehen. Eine bestimmte Stelle hätte den Ehrgeiz, Seedt zu verdrängen und stecke sich hinter die Kontrollkommission, damit sie die Abberufung oder die Kaltstellung Seedts verlange. Bir erinnern in diesem Zusammenhang an eine seit langem auffällige Tatsache. Die Schuh polizei ist von der Kontrollkommission und der Botschafterfonferenz seit jeher schlecht behandelt worden. Oft wurden aber Forderungen bewilligt. Steckten etwa hinter dieser mißgünstigen Behand Dieser Film ist ein Prüfstein, an dem freiheitliche Gelung der Polizei in vielen Kontrollverhandlungen auch Infinnung und reaktionäre Gesinnung sich scheiden. Gegenüber trigen von Stellen des Reichswehrminifteriums? Wird das Reichswehrministerium, wie die bayerische Regieder erschütternden Sprache dieses Kunstwerks gibt es nur zwei Stellungnahmen: das Bekenntnis zur Menschlichkeit, rung, die Anklagen zu vertuschen versuchen und sie einfach zur Menschenwürde, zur Freiheit oder das Bekenntnis zur für unbegründet erklären? brutalen, Menschenleben und Menschenwürde verachtenden tyrannischen Gewalt. Heute schreibt die Deutsche Tageszeitung":
,, Es ist schwer vorstellbar, daß dieser übelfte aller Hezfilme durch die Behandlung mit der Schere an einigen besonders brutalen Stellen wesentlich von seiner gemeingefährlichen Wirkung eingebüßt haben sollte."
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An einigen besonders brutalen Stellen! Ja, es gibt Stellen in diesem Film, die die Brutalität des zaristischen Systems eindrucksvoll aufzeigen das Schießen der Kosaten in der Treppenszene. Diese Brutalität des zaristischen Systems ist es, die die Zeitungen vom Schlage der Deut schen Tageszeitung" in Schuh nehmen! Es war fo, und es ist historische Wahrheit!
Es ist nicht minder Wahrheit, daß der Geist der tyrannischen Brutalität, der Berachtung des Boltes und der Würde des Einzelnen noch heute lebendig ist. Er spricht aus dem erbitterten Haß der Mühleisen, der Sachverständigen der Reichswehr und der Rechtspresse gegen dies Kunstwerk der Freiheit. Was sie fürchten, ist, daß durch ein Kunstwerk die edle, sittliche Empörung und die geistige Abkehr von einem vergangenen System angefeuert werden könnte, daß sie- entgegen dem Geiste der republikanischen demokratischen Verfaffung in Schuh nehmen und zurücksehnen!
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Zwischenfall.
Von Erich Guffind.
Der Zug hielt. Und während die Reisenden des Abteils schon bachten, daß an dieser menschenleeren Station niemand einsteigen würde, öffnete sich die Tür und war auch gleich darauf wieder verstopft durch einen großen aufgerollten Teppich, der sich aus eigener Kraft zu bewegen schien. Sein Träger, wenn es einen gab, war völlig unter ihm begraben. Der fäuerliche Geruch neuer Teppiche drang voran. Und als die Masse sich durch die Tür hindurch gequetscht hatte, rieselten eine Unzahl bunter Stäubchen auf die Kleider der Insassen. Haß erfüllte nun giftig die Enge. Bei dem Herrn mir gegenüber loderte er zuerst hell auf. Die Haare feines Schnurr baris standen senkrecht auf der Lippe nach außen fort. Sein Gesicht hatte jenen so verbreiteten gepreßt angestrengten Zug, wie man ihn etwa bei Zuständen von Hartleibigkeit gut fennt. Dieser Ausdruck harmonierte wunderbar mit dem keine Hoffnung duldenden niefelnden Eisregen draußen. Man sieht, es handelt sich also um einen jener Wackeren, die ,, mit beiden Füßen in der Wirklichkeit stehen". Die arme Wirklichkeit freilich sieht unter diesen Füßen so schäbig abge. treten aus, wie ein zerfetter alter Treppenläufer.
heraus, und
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siehe da
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ein Mensch! Es war ein ganz richtiger
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Auf das Schnauzen schälte sich endlich der Träger des Teppichs Mensch, der trotz der frostigen Nässe nur eine bescheidene, dünne Zwillichjacke trug. Der Mensch so wollen wir ihn einfach nennen fagte auf das Gebrüll nichts anderes als:„ Ja was soll ich denn machen, lieber Herr." Er sagte es ganz ruhig, mit der fimplen Logik der Lebensnot und einem so überwältigenden Anstand, daß es urplöglich um die Lage des Brüllers übel aussah. Der entpuppte sich nun aber als Idealist. Es schien ihm nicht um die Stäubchen auf seinem Ueberzieher zu gehen, nein um eine Idee. Ich habe ein Recht darauf, mich nicht versauen zu lassen," schnauzte er weiter. 3war begab er sich damit in die beschränktere Sphäre des Privatrechts, denn von einem Anspruch des Einzelnen an den Staat ,,, sich nicht versauen zu lassen", fann ja gar feine Rede fein. Aber wie riefenstart ihn auch die Autorität des Rechts aufrichtete, der Mensch erhob dennoch seine Stimme und sagte: Ach, feien Sie doch nicht schlecht, lieber Herr." Er sagte es nicht etwa weinerlich, nicht etwa fentimental, sondern mit einer unpathetischen föniglichen Ruhe, die das Siegel höchster Menschenfreundlichkeit ist.
Jetzt wurde es allen deutlich, daß der Konflikt unauflösbar war. Der Mensch ging offenbar von einem ganz anderen Wirklichkeitsbe. griff aus als sein Gegner. Es hätte schlimm um den Brüller gestanden, wenn der Mensch nun aber nicht einen verdächtig ausländischen Akzent gehabt hätte. Hier galt es einzuhaken. Wir sind hier nicht in Polen , Verehrtester, wir sind in Deutschland ." Das„ eu" in Deutschland hatte einen hohen, gludfend quietschenden Ton. Jegt aber verharrte der Mensch wortlos und in einer gar nicht zu über.
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Aufgaben der Berliner Kriminalbeamten. Magdeburg , 29. Juli .( Eigener Drahtbericht.) Die Berliner Magdeburg eingetroffen und haben sich mit Kriminalfommissar Kriminalbeamten Dr. Riemann und Braschwig find in Busdorf in Verbindung gesetzt, der ihnen das ganze Material übergab. Dr. Braun, der Berteidiger von Rudolf Haas, hat dem Gericht einen umfangreichen aftentlassungsantrag eingereicht, der unter anderem ein umfangreiches lüdenloses Alibi von Haas enthält, nach dem Haas unmöglich in Rottmersleben gewesen fein tann. Zu den vielen Beispielen über die sonderbare Art der Untersuchung des Herrn Kölling gehört auch die Bernehmung des Direttors Thieß, des Doppelgängers von Haas. Kriminalfommiffar Busdorf hatte Thieß aufgesucht und ihn gebeten, am nächsten Tage mit nach Rottmersleben zu kommen, um die even tuelle Berwechslung mit Haas durch die in Rottmersleben wohnenden Leute, die Haas gesehen haben sollten, aufzuklären. Busdorf bat Thieß, seinen Automantel und seine Lebertappe mitzunehmen. Direktor Thieß hatte aber am nächsten Tage feine Beit und wünschte, daß die Sache verschoben werde auf den übernächsten Tag. Sehr wahrscheinlich hatte Busdorf , der mit Tenholt zusammenarbeitete, den Untersuchungsrichter Kölling von seiner Absicht unterrichtet. An jenem Tage nun, als Busdorf mit Tenholt und Thieß als dem
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steigenden Gleichgültigkeit. Nicht etwa als ob es ein impertinentes Schweigen gewesen wäre. Es war die reine, absolute Indifferenz, ein so fühles Jenseits aller Ländergrenzen, daß jeder Bölfische darüber hätte zum Amotläufer werden können. Nur nach einer fleinen Weile bemerfte er nebenbei:„ Ich bin gar nicht aus Polen !" Nach dieser Niederlage in der äußeren Politik flüchtete der Herr wieder in die innere, aber diesmal zum öffentlichen Recht.„ Wenn ich den Stationsvorsteher er sprach triumphierend jede Silbe des Wortes einzeln benachrichtige, so müssen Sie heraus, in das Abteil für Traglasten." Aber der Mensch, statt sich endlich vor der Majestät der Gesetze zu neigen, antwortete nur, mit der Fremdsprache seiner anderen Wirklichkeit:" Lieber Herr, ich tat Ihnen nichts Böses, Sie nehmen ein wenig die Bürste und es ist gut". Jetzt war die Niederlage vollkommen. Staat und Autorität waren gleichsam zu Boden gelächelt, ja komisch geworden, wie die Götter bei Offenbach . Der Mensch bereitete sich zum Aussteigen, nicht ohne vorher mit dem gleichen überwältigenden Anstand gebeten zu haben, ihm Platz zu machen. Der Herr, der abreagiert hatte, tat es jetzt bereitwillig.
Als der Teppichträger den Zug verlassen hatte, hinterließ er im Blig eines Augenblicks ein durchdringendes Licht, fast nicht zu er tragen. Selbst der Brüller hatte für einen flüchtigen Moment faft das Geficht eines Menschen, und für eine Sekunde waren die zufälligen Fahrgäste des Stadtbahnabteils zu einer Gemeinde von
Wissenden geworden. Aber ganz schnell erlosch das Licht, andere Leute stiegen ein, die das Leuchten nicht mehr sahen. Schuljungens blickten in ihre Bücher, um den Ernst des Lebens von Solon bis Stresemann einzupaufen. Der schimpfende Herr hatte seine beiden Füße in die Wirklichkeit zurück gerettet, und das rieselnde Naßkalt begrub in seinem Grau den unvorsichtig enthüllten Glanz.
In dem Staate Chiapas wurden, wie aus Merito berichtet wird, die gewaltigen Ruinen einer alten Hauptstadt entdeckt, die Die merita bisher nie den Weißen zu Gesicht gekommen waren. nische Regierung hat eine Expedition von Forschern entsandt. die die Ruinenstadt in der Nähe von San Bartolome im Bezirk Libertad untersuchen sollten. Die Indianer, die in diesem Gebiete leben, wußten von dem Geheimnis dieses Ortes, der Copanahuarila genannt wird, aber sie verrieten es nicht, da sie glauben, daß riesige Goldschäße in den Ruinen verborgen ruhen. Der Schah hat nach ihrer Meinung dem legten König des Stammes gehört, der die Stadt gebaut hat. Die Indianer haben bereits seit vielen Jahren Nachforschungen nach dem Schage angestellt und große Gruben aus gegraben, aber bisher haben fie noch feine Spur von dem ver. meintlichen Schabe gefunden. Dagegen gruben fie eine große Menge von Götterbildern und Töpferwaren aus. Da sie aber den Wert dieser Dinge nicht ertannien, haben sie sie achtlos beijeite geworfen
und zerstört.
Nach den Ruinen, die die Forscher feststellten, zu urteilen, haudelt es sich um eine Stadt, die in der Zeit ihrer Blüte eine große
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Doppelgänger" von Haas nach Rottmersleben fahren wollte, wurde plöglich Thieß zum Untersuchungsrichter geladen und dort den zweifellos auf schnellstem Wege herbeigeholten Zeugen aus Rott mersleben, die angeblich Haas gesehen haben wollten, ohne Automantel und ohne Kappe gegenübergestellt. Und die halbblinde Greisin, die im Hause Schröders wohnt, wurde sofort vom Untersuchungsrichter Rölling auf ihre Aussage, daß sie Haas und nicht Thieß in Rottmersleben gesehen habe, vereidigt! Auch dieser Fall bedarf der eingehenden Nachprüfung. Eine noch ungeflärte sehr bedeutende Rolle spielt der Magdeburger Privatbetettiv Grau in der Angelegenheit Haas. Seit Monaten ist er, wie er seinen Kunden gegenüber offen zugibt, nicht in der Lage, bringende andere Anträge zu erledigen, weil er so start mit der Angelegenheit Haas beschäftigt ist. Erwiesen ist, daß der Kriminaltommissar Tenholt schon seit Monaten intensiv mit Grau zujainmen monatelange ausschließliche Tätigkeit? Der Zusammenhang zwischen arbeitet. Privatdetektive find nicht billig. Wer bezahlt Grau diese Grau, Tenholt und Liebing ist ebenfalls noch dunkel. Bevor der Steuerbeamte Liebing von Magdeburg versetzt wurde, hatte er mit allem Eifer in der Steuersache Haas gearbeitet, so intensiv, daß er vermutlich gerade darum nach Kaffel versetzt wurde, weil sein Aufwand an Spettafel in gar keinem Verhältnis zum Erfolg stand. Ueber diesen Liebing fommen jetzt unaufgefordert aus dem Reich sehr zweifelhafte Leumunds zeugen nach Magdeburg . Alle diese angedeuteten Wege müffen unbedingt von den neuen nach Magdeburg gekommenen Kriminalisten erforscht werden. Wenn man über die Frage, wie das tschechische Konfulat in die Mordsache Schröder hineinfam und wie der Fall Haas überhaupt möglich war, Aufklärung haben will, muß man hier einhaken. Wie wenig richtig die Behauptung der Antisemiten ist, die Linkspreffe habe sich verbündet, um den Juden Haas zu retten, wird ersichtlich aus der Tatsache, daß die Deffentlichkeit von der gleichen Bresse immer wieder auf den ebenfalls noch unschuldig festgehaltenen Fischer hingewiesen wird, der von Tenholt mit Gewalt zum Mittelsmann zwischen Schröder und Adolf", der ja Haas sein soll, gemacht werden sollte, den Tenholt aber sofort frei laffen wollte, wenn er aussagen würde, daß er die Vermittlung zwischen Schröder und Haas bewerkstelligt habe. Fischer blieb aber bei seiner Aussage, er fenne Haas überhaupt nicht und er wisse nichts von einem„ Adolf". Fischer ist als Schriftfeber bei seinen Kollegen sehr unbeliebt und man fagt ihm nach, daß er vollkommen nationalistisch gesonnen ist. Trotzdem verlangt die angebliche Judenpresse seine Freilassung, weil es sich hier nicht um rechts oder links, sondern um Recht und Gerechtigkeit handelt.
Der Volksopfer- Skandal. Reichswehrmajor Uth wird aussagen.
Das Reichswehrministerium läßt mitteilen, daß der im sächsischen Boltsopfer Prozeß als Zeuge geladene Major Uth am Sonnabend in Dresden als Zeuge seine Aussagen machen wird. Hoffentlich erfolgen diese in voller Deffentlichkeit, damit festgestellt werden fann, ob wirklich die dem General Müller gepumpten Gelder wandt wurden oder in welche sonstigen Geheimkanäle sie geflossen für die angeblich niemals existierende Schwarze Reichswehr ver
find.
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Friedrich Ebert und die Paulskirche.
Ein reaktionärer Kirchenvorstand.
Die städtischen Körperschaften von Frankfurt a. M. beabsich tigen bekanntlich, an der historischen Baulskirche bei der dies jährigen Verfaffungsfeier eine Gedenktafel an den Besuch des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert bei der 75jährigen Gedächtnisfeier der Nationalversammlung von 1848 anbringen zu lassen. Der Kirchenvorstand der Paulskirche hat es jetzt fertig gebracht, gegen diese Absicht der Stadtverwaltung einen Protest zu erlassen. Reichspräsident Ebert habe weder der evangelischen Kirche angehört, noch in irgendwelchen Beziehungen zu ihr gestanden, geschweige denn eine Bedeutung für sie gehabt. Stadtverwaltung als Eigentümerin der Kirche ist jedoch über diesen Protest hinweggegangen und hat den Kirchenvorstand offiziell von ihrer Abficht benachrichtigt.
Die
Ausdehnung und Bedeutung hatte. Was besonders von einem Gebäude übrig geblieben ist, zeigt eine überraschende Schönheit der Die Architektur, die sich in diesem Falle sehr gut erhalten hat. Fassade des Gebäudes ist aus reinem Stein, der reichen Bildschmuck trägt, Gestalten von Kriegern, Gefichter und Schlangen. Der Tor. eingang, der gleichfalls mit schönem Bildwert geschmüdt ist, hat sich noch erhalten. Augenscheinlich war es ein Tempel, in deffen Mittelpunkt ein großer Stein von mehreren Tonnen Schwere gefunden wurde. Der Stein hat in der Mitte eine Bertiefung, wie man fie in anderen Fällen auch schon beobachtet hat, und man glaubt, day es ein Opferstein war, in dem den Göttern Menschenopfer darge Die Ruinen sollen bedeutsamer sein als die be bracht wurden. rühmten von Palenque . Man fand eine Anzahl großer Steintants, die zeigen, daß die Bewohner der alten Stadt Farbstoffe aus den einheimischen Pflanzen herstellten. Auch Kanäle wurden fretgelegt. Etwa einen Kilometer von der Ruinenstätte entdeckte man Die Reste eines alten Gartens, der von einem Kanal bewässert wurde
und von dem die Indianer erzählten, daß es der Garten des
Königs" gewesen wäre; er läge dort mit einem großen Schake zu
sammen begraben. Noch heute entblößen die Indianer, wenn sie an der Stelle vorüberkommen, ihr Haupt, um dem toten Könia ihre Ehrerbietung zu beweisen.
Deutsche Literatur in Ueberfee. In einigen Monaten erscheint wachen" in chinesischer Sprache. Es ist, wie die„ Literarische Welt" in Shanghai eine Uebertragung von Wedekinds Frühlings Ermitteilt, das erste unter den Dramen Wedekinds, das in den fernen Often gelangt. Sein Uebersetzer ist ein in München studierender Chinese, von dem bereits chinesische Uebertragungen von Goethes " Stella" und" Wavigo" vorliegen. Eine Goethe- Feier wurde fürzlich von der Universität Habana veranstaltet; unter den etwa 200 Teilnehmern waren der Kultusminister von Cuba , der Rektor der Universität und der deutsche Gesandte.-In New Yort erscheinen im Herbst Uebertragungen zweier Novellen von Arthur Schnißler: eines alten Wertes, des Leutnant Guftl", und seiner letzten Erzählung, der Traumnovelle".
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Wiedererivachender Befuv. Wie es von den italienischen Beobachtern anläßlich der schweren Stürme in den letzten Tagen vorhers gesagt worden war, ist der Vesuv in eine neue Tätigkeitsperiode eingetreten. Das Schauspiel, das er bietet, ist höchst eindrucksvoll. Ricfige Feuerwolken färben den Himmel blutrot; fie folgen sehr schnell aufeinander, fast von Minute zu Minute, aber bisher wurde noch fein Ausfluß von Lava beobachtet. Nach dem Urteil des Observatoriums ist bisher noch fein Grund zur Sorge gewesen, und so sieht man zahllose Karawanen von Fremden und Neapolitanern, die sich bis zum Krater selbst vormagen, um das grandiose Schauspiel zu genießen.
Beethovenfeier in Wien . Anläßlich der bundertiten Wiederkehr des Todestages Ludwig van Beethovens findet in Wien in der Zeit vom 26. obersten Behörden des Landes und der Stadt Wien stehen wird. Sämtliche bis 30. März 1927 eine große Feier statt, welche unter der Aegide der in Wien beglaubigten Bertreter ausländischer Regierungen find eingeladen worden, dem Ehrenfomitee beizutreten, dem der österreichische Bundes präsident Dr. Michael Hainisch vorsteht.