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Moskau   gegen Warschau  .

Alarm aus inner- und außenpolitischen Gründen.

Drei Schüffe.

Selbstmord durch Erfchießen verübte gestern abend auf dem Belle- Alliance- Plas ein noch unbekannter junger Mann. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Der Tote ist etwa 18 bis 24 Jahre alt, 1,67 Meter groß, hat dunkelblondes Haar und ein längliches, hageres, gebräuntes Gesicht. Besondere Rennzeichen find Tätowierungen auf dem rechten Oberarm, ein Sera mit durch­gehendem Pfeil, darüber die Buchstaben F. E.   und darunter I. Sch. Einer der oberen Schneidezähne ist aus Gold.

Seit einigen Tagen schreit die Moskauer   Presse: Gefahr für Litauen   im Anzug! Der riesige polnische Adler drohe den fleinen, schwertschwingenden silbernen litauischen Ritter zu ver­schlingen. Zalestis, des Warschauer   Außenministers, friedlichen Worten sei unmöglich zu trauen. Polens   Taten sprächen dagegen.. Der Sommerurlaub seiner Offiziere und Mannschaften sei Wer gestern abend gegen 10 Uhr den Belle- Alliance- Platz im leile plötzlich beendet. Pilsudski   ziehe die liebsten seiner Regimenter in rieselnden Regen umschritt, vernahm furz hintereinander zweimal Wilna   zusammen. Offen fordere die polnische Presse zu einem Feld- den scharfen Beitschentnall eines Schuffes. Man hätte es auch für zuge auf. Schreibt doch ein Wilnaer Blatt: Der Stand unserer die Fehlzündung eines Automotors oder für den Knall eines plagen­Armee garantiert uns, gegenüber den militärischen Kräften Litauens   den Reifens halten können. Der Regen sprühte weiter, die Nässe die Lösung zu finden." Ernsthaft werde in Moskau   mit der Mögtroff filbern im Schein der Lampen von den Bäumen. Die ver. lichteit eines triegerischen Konfliktes gerechnet. Der flingenden Geräusche der Nacht waren nach der kurzen und jähen Bölkerbund tauge nichts; schon einmal habe er Litauen   im Stich Unterbrechung- gerade im Begriff wieder die alte Melodie aufzu gelaffen. Die Sowjetunion   werde wohl selber einspringen müssen, nehmen, als ein dritter Knall sie aufschreckte. Diesmal wurden um Litauen   und ihre eigenen Interessen zu schützen. Denn Polen   auch die Passanten aufmerksam und es war wie ein Augenblick des ginge nicht aus eigener Initiative vor, Pilsudski   sei von jeher Atemanhaltens auf dem dunklen Baumrund des Plazzes. Plöglich englandfreundlich gewesen. Er werde vom englischen 3m lösten sich zwei Schupobeamte aus dem Regenschutz der Hochbahn perialismus aufgehegt. Der wolle ihn als Werkzeug gegen überführung, liefen mit wehenden Regenmänteln über die Straße. Moskau   benutzen. Auf Geheiß Chamberlains wolle Polen Litauen   Das niedrige Gebüsch sperrte noch den Durchblick auf die Rasenfläche, verschlingen, um dann die Sowjetunion   zu verspeisen. Aber Deutsch   auf der ein Mann die Laufenden heranwinkte. Und wie alles sich land und Lettland   seien gewarnt: Die polnische Expansion mache vorwärtsdrängte, mit den Beamten der Stelle zustrebte, fiel mattes vor niemanden halt. Sei Litauen   verspeist, kommt das Memel   Licht auf ein weißes hageres Gesicht, auf eine schmale Gestalt, die gebiet, Lettland   felber( wegen Libau  !) und Ostpreußen   dran. mit weit ausgebreiteten Armen ein Stück des feuchten Rasens deckte. Opfer und Ziel der drei Schüsse. Eine Hand hielt noch den kleinen Revolver umspannt. Das stille Gesicht hielt unbeweglich dem Regen stand, trank ihn, der stärker herniederströmte.

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Der außenpolitische Radau ist ein innerpolitisches Ab lentungsmanöver. Die fomjetistische Staatspartei mindet sich in schweren Kämpfen und Krämpfen. Noch nie waren die inner­politischen und innerparteilichen Gegensäge so auf die Spitze ge­trieben. Die Herrschaft droht zu zerplagen. Was liegt da näher, als außenpolitische Gefahren an die Wände zu malen? Je grimmer die Gefahren erscheinen, die den Bestand des russischen Staates von außen bedrohen, um so wirksamer schallt der Ruf nach innerer Einigteit. Die Opposition soll mit Bolens Hilfe in den Burgfrieden geschreckt werden das ist der eine durchsichtige Zweck der Moskauer antipolnischen Mache. Die Moskauer   Macht­haber haben von den Machthabern anderer kapitalistischer Staaten gelernt. Man stabilisiert die eigene Herrschaft, wenn man die Boltsgemeinschaft gegen den äußeren Feind pre digen tann.

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Zugleich hat das Moskauer Haltet- den- Dieb" Geschrei einen diplomatischen 3wed. Der Berliner   Vertrag vom 14. April zwischen Deutschland   und Rußland   schuf im nordöstlichen Europa  eine günstige Atmosphäre für die Gedanken friedlicher Sicherung. Seit dem Mai schweben Verhandlungen zwischen Rußland   und Lettland  , dem nördlichen Nachbarn Litauens  , und zwischen Rußland  und Finnland  , dem nördlichsten der vier baltischen Staaten. Man unterhält sich jedoch noch immer darüber, welchen Inhalt die Batte zwischen diesen Staaten haben sollen. Die Verhandlungen ziehen sich langsam hin. Noch ist man an die Ausarbeitung der Verträge nicht gegangen. Man steckt noch in den Vorverhandlungen. Die Sowjet­regierung möchte außenpolitische Erfolge haben. Darum versucht sie, Lettland   und Finnland   in Battverhandlungen hineinzutreiben. Nicht nur der innerpolitischen Opposition, auch den Letten und Finnen soll die Trommel des polnischen Imperialismus gefährlich dröhnen, dann klingt die Friedensschalmet Rußlands   um so lieb­licher. Das ist der Gedanke. Nicht nur der innerpolitischen Oppo­sition, auch den Letten und Finnen   wird das polnische Schreckens bild vorgehalten. Mit dieser Methode hofft Moskau   die Berhand lungen mit Kowno   und Helsingfors   vorwärtszutreiben. Das ist der außenpolitische Sinn des Moskauer Ablenkungs­

manövers.

Aufnahme der Alarmmeldungen in der Berliner   Preffe. Das Ersatzorgan der Roten Fahne" nimmt heute mit fetten Balkenmeldungen und einem Leitartikel die Mostauer Parole auf. Pilsudski   mobilisiert gegen die Sowjetunion  ! Geplanter Ueberfall auf Litauen  . England hinter Pilsudski.  - So Stresemann   mit im Romplott?- Wachsamteit!" schreibt die Volkswacht" ihren Lesern. Das Manöver ist auch für Deutschland   durchfichtig genug. Die ganze Aufgeregtheit ist nur dazu da, von den inneren Parteitämpfen abzulenten.

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Die Berliner   Rechtspresse fällt natürlich auf die Mos­ kauer   Manöver hinein. Sie ist blind vor Polenhaß. Sie vermag die Moskauer   Drähte nicht zu sehen, die die Puppen auf dem Theater bewegen. Die demokratische Presse verzichtet darauf, von dem Alarm überhaupt auch nur Notiz zu nehmen.

Das Zeugenverhör in Budapest  .

Widerruf der Aussagen.

Das Verhör der Angeklagten ist beendet, nun marschieren die 3eugen auf. Um es gleich zu sagen: die Zeugen haben versagt". die Anklage, besonders die gegen Bagi und Genossen, ist als gänz­lich unhaltbar erwiesen.

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Es geschah, was in solchen Fällen zu geschehen hat. Die Beamten öffneten die Kleider auf der Brust des Stillen. Da warf er sich noch einmal in einer abwehrenden Bewegung herum. Sie hoben ihn auf und trugen ihn in eine Autodroschke. Kurz es war für alles gesorgt, wie es sich gehört für den Fall, wenn einer den ernstlichen Willen gezeigt hat, aus dem Leben zu scheiden. Bloß vorher hatte man, wie es scheint, nicht genügend gesorgt, ihn am Leben zu halten.

Es war wohl der Regen, der unaufhörlich rieselte und diesen Gedanken denen eingab, die herumftanden und den Fall besprachen.

Aus Not zum Giftmörder.

Ein Vater versucht seinen Sohn zu vergiften.

Unter dem Verdacht des versuchten Giftmordes verhaftet wurde gestern der 41 Jahre alte Kaufmann B. aus der Reinicken dorfer Straße. B. ist seit längerer Zeit arbeitslos und schlägt sich mit seiner Frau und seinen vier Kindern kümmerlich durch.

1. Juli zugewiesenen mieter bie Miete für ble Zeit vom 1. Januar 1926 nachfordert, wie er es im Falle des Herrn Professor Dr. F. ge tan, und Aerzten den Zuzug in sein Haus verweigert, dürfte jedem einleuchten. Welche Forderungen der Hausbefizer an die ihm zu­gewiesenen anderen Wohnungssuchenden gestellt hat, wissen wir zwar nicht, müssen aber nach den vorstehenden Beispielen annehmen, daß er die übrigen, vom Wohnungsamt zugesandten Mieter nicht freund­licher behandelt hat."

Aufgeregte Strafentlassene.

wenn

Die Gefangenschaft ist bitter, und doch bedeutet die Freiheits­beraubung ein Dach über dem Kopf.   ein Satteffen, vielleicht oft auch nur ein halbes und eine regelmäßige Lebens­weise. Und die Freiheit? Was bedeutet die für den Straf entlassenen? Obdachlosigkeit, Rampf ums Dasein, gewürzt mit Hunger und Arbeitslosigkeit. Die Freude über die Befreiung wird durch die Sorge um die Zukunft vergiftet. Nie aber waren die Aussichten der Befreiten jo troftlos, wie im Augenblick, wenn die Wohlfahrtsämter, die konfessionellen Wohl fahrtsvereinigungen und die Gefangenenfürsorge sich um den Ent­lassenen bemühen wie nie zuvor. Das Helfenwollen ist aber leichter als das Helfen. Der Gefangene hofft bei der Gefangenenfürforge Hilfe zu finden, er rechnet aber nur selten mit den Möglichkeiten, die dieser zur Verfügung stehen. So werden seine überspannten Hoff­nungen allzuoft getäuscht; er glaubt sich aber im Recht und wird Derbittert; aufgeregt und gereizt wie er einmal ist, reißt ihm die Geduld er wird zudringlich und herausfordernd je nach Temperament, Charakteranlage und Nervosität. Da gilt es Geduld haben, mit Ruhe und Gelassenheit ihn in die Grenzen zurückzuweisen, burch Güte entwaffnen. Aber auch die Fürsorge beamten find ja nur Menschen, deren Einsicht und Wohlwollen gewisse Grenzen gesteckt ist, und so werden sie auch manchmal ungeduldig. So stand 3. B. vor einigen Tagen ein 2 pothefer vor Gericht, der wegen Rotainhandels vorbestraft war. Als Jude hat er sich an das jüdische Wohlfahrtsamt gewandt. Man war da bereit, ihm zu helfen; doch die Geldsumme, die er erhalten sollte, schien ihm zu gering; er fönne damit nichts anfangen, er brauche mehr; er wolle nicht noch einmal ins Gefängnis fommen, sondern ein ehrlicher Mensch werden. Als aufgeregter Psychopat wurde er grob und ausfallend. Man verwies ihm das Zimmer, er dachte garnicht daran zu gehen und schimpfte weiter; man holte den Portier, da verlor er die Ge­walt über sich, er lasse sich nicht hinauswerfen, mansei doch da, um zu helfen. In der Erregtheit fiel ein Wort über Hoch­stapelei, Erpressung. Der Kotainhändler drang nun auf den Fürsorgebeamten ein, versezte ihm eine Ohrfeige und es ent­stand eine regelrechte Prügelei. Schließlich wurde er hinausge-/ worfen etwas später fam es dann zu neuen Tätlichkeiten auf der Straße. Der Fürsorgebeamte verjette dem Rofainhändler eine Ohrfeige; dieser foll auf jenen eingedrungen sein. Gegen den Brügelhelden wurde wegen Hausfriedensbruch   Strafanzeige gemacht, nicht aber wegen Körperverlegung. Das Gericht vertagte aber bie Berhandlung, um noch einige Zeugen über die Borkommnisse auf der Fürsorgestelle zu befragen. Mehr Einsicht auch von seiten der Strafentlassenen wäre am Blaze. Die Fürsorgestellen sind gern bereit, alles zu tun, was in ihrer Macht steht. Sie sind bestimmt gewillt zu helfen.

Der Schwindel mit Ford- Aktien.

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Da es ihm nicht gelang, eine ausfömmliche Stellung zu finden, begann er zu trinken und geriet mehr und mehr in schlechten Ruf. Durch diese Umstände wurde auch das Familienleben zerrüttet. Am vergangenen Montag brach ein neues Unglück über die Familie herein: Frau B. erkrankte an einer schweren Lungenent­zündung und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Borgestern abend begegnete der heimkommende 16 Jahre alte Sohn Siegfried seinem Vater auf der Treppe und dieser sagte ihm, daß sein Abend­brot in der Küche bereitliege. Der Knabe, der von einem Freunde begleitet wurde, ging hinauf und fand auch vier zurechtgemachte Brote liegen. Er und eine seiner Schwestern bissen in die Stullen hinein und verspürten alsbald einen sonderbaren Geschmad, der sie davon abhielt, weiter zu essen. Es stellten sich lebelteit und Erbrechen ein. Da der Knabe den Verdacht hegte, das Brot fönnte vergiftet sein, so brachte er die Stullen nach dem nächsten Polizeirevier und erstattete gegen seinen Bater Anzeige. B. wurde daraufhin feſtgenommen. Bei einer Durchsuchung fand man in der Behausung mehrere Flaschen, die verdächtige Flüssigkeiten enthielten. Sie wurden ebenso wie die beschlagnahmten Stullen dem Unter fuchungsamt übergeben. Das Resultat der Prüfung ist noch nicht bekannt. Nach Aussagen der Kinder hatte B. schon des öfteren Selbstmordabfichten geäußert. Es ist daher nicht unmöglich, daß der Mann in seiner Verzweiflung versucht hat, die Kinder zuerst zu ver­giften und sich dann selbst das Leben zu nehmen. Die unversorgten Kinder wurden vorläufig vom Wohlfahrtsamt in Pflegeftellen unter- weifelhaften Wert der Angebote täuschen, denn gegen diese gebracht.

,, Eine unvermietbare Vierzimmerwohnung." tralamt für Wohnungsfürsorge mit: Zu diesen Ausführungen in Nr. 333 teilt uns das städtische Zen­

Seit einiger Zeit werden die deutschsprechenden Länder von zwei Firmen mit großartig aufgemachten Zeich= nungsaufforderungen überschüttet die eine Firma hat von ihnen zwei Millionen Stück auf einmal drucken lassen denen dem deutschen Sparer mit irreführenden Behauptungen Unter­teile von Aktien der Canadischen Ford- Gesellschaft" angeboten werden. Jetzt hat sich auch der Staatsanwalt mit der Sache befaffen müssen. Mit dem Namen Henri Ford wird ein schwerer Mißbrauch getrieben. Es muß ernsthaft davor gewarnt werden, gutes, deutsches( D Geld für diese sehr zweifelhafte Sache anzulegen. Der von den anbietenden Firmen geforderte Kurs von rund 900 Prozent ist fast das doppelte des ungefähren Marktwertes. Selbst bei sehr hoher Dividende würde der Erwerber dabei doch nur eine Berzinsung von ein bis zwei Prozent erreichen können, also nur einen Bruchteil der Zinsen, die er in mündelsicheren Papieren er zielen würde. Auch der Umstand, daß die betreffenden Firmen je einen Notar als Treuhänder benannt haben, darf nicht über den

Notare soll bereits ein Disziplinarverfahren anhängig gemacht worden fein. Nähere Auskunft gibt der Rechtsvertreter der Firma Ford, Rechtsanwalt Dr. Fuhrmann, Berlin  , Dessauer Straße 27.

Diebstahl in einer Penfion am Kurfürstendamm  . In einem Pensionat am Kurfürstendamm   ist am Dienstag eine russische Familie das Opfer eines raffiniert angelegten Diebstahls geworden. Im dritten Stock, wo die Russen wohn­ten, mietete Montag nachmittag ein Rumäne ein Zimmer, er nannte sich Salomon Mühlst ein und gab vor, Kaufmann in Butareft zu sein. Dienstag mittag erhielt der Rumäne den Be­fuch eines Freundes. Nach Berlauf einer Stunde verließen beide bas Zimmer. Das Zimmermädchen, das furz vorher zwei Glas bas Zimmer. Milch in das Zimmer gebracht hatte, hörte die beiden fortgehen. Als fie später die Zimmer der russischen Familie aufräumen wollte, ent­deckte sie den Diebstahl. Das Schubfach des Vertikos, in dem die Juwelen der Russen verwahrt wurden, war erbrochen und der gesamte Inhalt gestohlen. Der Verlust beläuft sich auf etwa 30 000 m. Auf der Polizei ist Mühlstein seit langem als gefährlicher Penfionsdieb bekannt. Er hat bereits mehrmals Ein­brüche und Diebstähle in Benfionen verübt.

Ein Wohnungssuchender Sp., der in der Bordringlichkeitslifte des Bezirksamts Mitte zur Zuweisung einer Dreizimmerwohnung mit Küche an der Reihe war, meldete sich am 6. Januar 1926 und bat das Wohnungsamt um Zuweisung der fraglichen Wohnung, indem er erklärte, daß der Hausbefizer mit seiner Einweisung einverstanden sei. Da sich bisher ein anderer Reflektant für die Wohnung nicht gefunden hatte, erhielt Sp., der mitteilte, daß zu seiner Familie ein Sohn von 22 Jahren, eine Tochter von 20 Jahren, eine Tochter von 18 Jahren, ein Sohn von 15 Jahren und eine Tochter von 5 Jahren gehören, am 15. Januar 1926 den Einweisungsschein. An der An­gabe des Sp., daß der Hausbesizer mit seiner Einweisung einver standen war, hatte das Wohnungsamt nicht gezweifelt. Am 18. Ja nuar 1926 erhob jedoch der Hausbesizer W. Einspruch gegen die Zuweisung des Sp. und verlangte 3uweifung eines ande ren Mieters, der ihm genehm sei und der ihm die Gewähr Hausbefizers, ihm die Wohnung zu überlassen, erfuhr, erklärte sein Vertreter am 22. Januar 1926, daß er auf die Wohnung verzichte, und das Wohnungsamt stellte sofort anderen Wohnungssuchenden erhielt, an. Bu iſt die Wohnung an. Zu unserem Erstaunen erhielt das Wohnungsamt am 1. Februar 1926 ein Schreiben des Hausbesizers W. vom 26. Ja­nuar 1926, in dem er seinen Einspruch gegen die Zuweisung des Sp. zurückzog und mitteilte, daß die mit Sp. geschlossenen Mietverträge vorgelegt würden. Welche Gründe den Hausbefizer W. bewogen haben, den zuerst abgelehnten Sp. nun doch als Mieter anzunehmen und die Vergebung der Wohnung an andere Wohnungssuchende zu unterbinden, entzieht sich unserer Kenntnis. Der Hausbefizer W. trägt danach an dem Mietausfall die Schuld selbst, auch sind danach die Ausführungen, wonach das Wohnungsamt dem Hausbefizer einen Mieter, dessen Bedürfnisse es nicht gefannt und der als ernst­hafter Reflektant nicht in Betracht gekommen sei, zugewiefen habe, falsch. Mit welchen Widerständen der Hausbesiger die Wohnungsämter zu kämpfen haben, zeigt gerade dieser als Schul­beispiel für die Unfähigkeit der Wohnungsämter" angeführte Fall; man lese nur die nachstehenden, in dieser Angelegenheit dem Woh­nungsamte zugegangenen Schreiben.

Der erste Zeuge war Polizeirat Schweiniger. Er versuchte den Beweis zu erbringen, daß die Partei von Bagi sozusagen die Borstufe der Kommunistischen Partei sei, daß die Arbeiter, be­vor sie Mitglieder der Kommunistischen Partei wurden, ihre 3ubiete, die Miete zahlen zu können. Als Sp. von der Weigerung des verlässigkeit zuerst bei Bagi erweisen müßten.(!) Er behauptete ferner, daß die Amsterdamer Zentrale, von der die Streiftaffe im Falle eines Ausstandes mehrere Male Geld erhielt, der 3. Internationale angehöre.(!) Schweiniger baute seine ganze Aussage auf vagen Bermutungen auf, auf lauter Wenn und Aber", so daß diese Antlagerede einen geradezu kläglichen Ein druck machte, da kein einziger stichhaltiger Beweis von dem Zeugen, der die polizeiliche Untersuchung leitete, erbracht werden konnte. Dann sagte der Generalsekretär der Holzarbeitergewert schaft, Genoffe Horowit, vor den Schranken des Gerichts aus: Bagi und Genossen wurden von der Sozialdemo­kratischen Partei ausgeschlossen, da sie mit ihren Sonderbestrebungen die Einheit der Partei gefährdeten. Er betonte aber nochmals, daß ihr Ausschluß aus Gründen der Partei disziplin erfolgte, daß Bagi und Genossen nicht der 3. Inter  nationale angehören, da sie ebenso wie die Sozialdemokratische Partei   auf der Grundlage der 2. Internationale stehen. Horowik erklärte weiter: Die Sozialdemokratische Partei   hat nie vom Ausland Geld erhalten, unterſtüßt wurde nur in Streif­fällen die Streittaffe von der Amsterdamer Gewerkschaftsinternatio­

nale.

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Der für die Wohnung Invalidenstr. 141, v. IV, in Aussicht ge­nommene Wohnungssuchende, Professor Dr. F., schreibt uns unterm 11. Juni 1926 folgendes:

Dem Wohnungsamt danke ich verbindlich für das abermalige An­Nun folgte eine lange Reihe der Zeugen, die alle ihre früher gebot einer Wohnung. Der Hausbefizer( W.) hat heute nachmittag gemachten Aussagen widerriefen, da sie von der Polizei bei ihrer es abgelehnt, meiner Frau die Wohnung zu zeigen, da er ausgehen Bernehmung mißhandelt wurden. Der Angeklagte Dohanyi fragt wolle, hat ferner prinzipiell sich geweigert, eine Besichtigungskarte den Zeugen Rubin  , ob er gesehen habe, wie er von der Polizei mit zu unterzeichnen, was ja dem Wohnungsamte bekannt sei", hat end. Füßen getreten wurde. Der Verhandlungsleiter unterbrichtlich vom Mieter die Zahlung der Miete vom 1. Januar ihn:" Dies gehört nicht hierher". 3euge Stefan Riß 1926 an verlangt. Das Wohnungsamt wird es vers erflärt: Er wurde geschlagen, angebunden, mit Füßen getreten, ja stehen, daß man mit einem solchen Hauswirt nicht felbst im Gerichtshof als Zeuge bis zur Bernehmung in Einzelhaft gern in Beziehung treten mag." gehalten." Mit solchen Foltern habe man seine Aussagen erzwungen, die er jetzt widerrufe.

Alsdann ersuchten die Verteidiger um Ausdehnung des Wahr­heitsbeweises. Es ist jedoch fraglich, ob das Gericht diesem Ersuchen stattgeben wird, wenn nicht, so wird das Urteil noch diese Woche ge­fällt werden

Der Arzt Dr. G. schreibt am 7. Juni 1926:

Die Wohnung Invalidenstr. 141, v. IV, ist besichtigt worden. Der Hauswirt verweigert es, mit einem praktischen Arzt einen Miet­fontrakt zu machen, ebenso verweigert er es, die Postkarte( Besichti gungsschein) zu unterschreiben."

Daß der Hausbesizer W. die Vergebung der freien Wohnung Lerschmert, ja, fogar verhindert, wenn er von einem zum

Fußgängerfunnel Friedrichshagen  . Der erste Bauabschnitt des im Bau befindlichen Fußgängertunnels in Friedrichshagen   ist beendet. Die Absentung unter Druckluft hat sich ohne jede Schwierigkeit und ohne das geringste Borkommnis vollzogen. Bei der Absenttiefe von 11,58 Meter und einer Dauer der Ab­fenfung von 34 Tagen betrug die durchschnittliche Tagesleiftung 34 Zentimeter. Während der Absenkung haben sich weder nennens werte Durchbiegungen des Senffaftens noch unvorhergesehene Ab­weichungen aus der Achse ergeben. In einigen Tagen wird der Schiffsverkehr über das fertige Tunnelstück geleitet und mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen werden.

Freilichitheater Jungfernhelde. Die nächsten Borstellungen von Schillers Räuber" finden Sonnabend, den 31. Juli, und Sonntag, den 1. August, nachmittags 6 Uhr, in berselben Besehung, wie bei der Erstaufführung ftatt Die Vorstellung am Donnerstag, den 29. Juli, fällt wegen der schlechten Witterung aus.

Feneralarmprobe im Gefängnis.

Die Meldung in einem heutigen Berliner   Morgenblatt über ein Großfeuer im Gefängnis zu Senftenberg   ent spricht nicht den Tatsachen. Es handelt sich vielmehr um eine Generalprobe der Senftenberger   Feuerwehr. Der Tatbestand, wie er in der Zeitung gemeldet wird, ist fingiert. Er war von Branddirektor im voraus schriftlich entworfen, um als vermeintliche Grundlage für einen Feueralarm zu dienen.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Jungfozialisten. Treptow  . Seute abend 7% Uhe äußerst wichtige u fammenkunft ber Funktionäre in der Vorwärts"-Spedition Groegstraße.

Sport.

Die Rennen auf der Rüff- Arena, die gestern der ungünstigen Witterung wegen abgejagt werden mußten, find auf Freitag abend 8 Uhr verlegt.