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Not der geistigen Berufe verlangt. Der deutschnationale An-| veterinärpolizeiliche Untersuchung des Reißnerschen Betriebes ergab, trag auf Aufnahme einer 150 millionen- Anleihe daß sich dieser in sauberem und ordnungsmäßigem Zustand befand. wurde in der Form gegen einzelne Stimmen angenommen, daß der Auch die noch vorgefundenen Fleischreste erscheinen einwand Magistrat um eine entsprechende Vorlage ersucht wird. frei. Es wurden von einigen Fleischstücken( Hackfleisch, Schinken und Bökelfleisch) Proben entnommen und zur bakteriologischen Un­tersuchung an das Veterinäruntersuchungsamt nach Potsdam   über­sandt. Diese Untersuchungen haben einwandfrei ergeben, daß das Fleisch durch Infektion vergiftet ist. Man stellte Es soll sich um den Gärtner= Typhus bazillus feft. bazillus, also um den gleichen Vergiftungserreger wie in Kalf­berge, handeln. Man glaubt, daß diese Bazillen von einem am Sonnabend auf dem Lehrgut Herzfelde notgeschlachteten Rind stammen. Das Tier war, trotzdem es hohes Fieber hatte, von dem mit der bezeichnet worden. Es besteht nun die Möglichkeit, daß die Gesellen Untersuchung beauftragten Kalfberger Tierarzt als einwandfrei die wahrscheinlich in jenem Rind enthaltenen Bazillen bei ihrer weiteren Tätigkeit in dem Herzfelder Geschäft ihres Meisters auf das dort zur Verarbeitung gekommene Fleisch, auf Schinken und Wurst übertragen haben. Genaue Anhaltspunkte hierüber wird die Untersuchung ergeben. Immerhin besteht große Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Infizierung auf diesem Wege erfolgt ist, zumal ja die Bergiftungserscheinungen nicht nur, wie es sonst in der Regel der Fall ist, nach dem Genuß von Schabefleisch, sondern auch nach dem Verzehren bereits verarbeiteter Fleischorten eingetreten sind. Dem Schlächter Reißner wird im übrigen in Herzfelde   das beste 3eugnis ausgestellt, und man hält es dort für ausgeschlossen, daß dem Geschäftsinhaber, der immer nur Fleisch bester Qualität verarbeitet hat, irgendein Verschulden zur Last gelegt werden fann.

Die Stadtverordnetenversammlung hat also das zunächst Mög­lichste getan, um die Not der Erwerbslosen zu lindern. Die von der fozialdemokratischen Fraktion erfolgte Formulierung des Antrages, der die Annahme der Magistratsvorlage ermöglichte, ist nach größeren Auseinandersegungen zwischen den einzelnen Frat tionen zustandegekommen. Nur so war es möglich, die große Mehr­heit in der Stadtverordnetenversammlung zu gewinnen, die schließlich für die Erwerbslosen eintrat. Die Führung in der ganzen An­gelegenheit hat unsere Frattion gehabt, und nur ihrer Ini= tiative, ihrer Tatkraft und ihrem taktischen Geschid ist es zu verdanken, daß die Stadt Berlin   in der allernächsten Zeit Notstandsarbeiten in einem Umfange in Angriff nehmen lassen kann, wie es kaum jemand für möglich gehalten hat. Ueber die Bedeutung des deutschnationalen 150 millionen Antrages ist sich wohl in der Stadtverordnetenversammlung niemand im Zweifel gewesen. Für die Deutschnationalen sollte es ein billiger Anlaß sein, Agitation zutreiben. Daß sie ihre agitatorischen Bedürfnisse aber gerade bei Erwerbslosenangelegenheiten befriedigen wollten, war nur durch das taktische Ungeschick ihrer Fraktions­führung möglich. Wenn trotzdem auch die sozialdemokratische Fraktion dem Ersuchen an den Magistrat zustimmte, so tat fie es in der Absicht, zu verhindern, daß die Deutschnationalen etwa den sogenannten Ferienparagraphen" anwenden konnten. Sie hätten nämlich die Möglichkeit gehabt, durch einen genügend unter­stüßten Einspruch die Absetzung der Magistratsvorlage von der Tagesordnung durchzusetzen und schließlich die ganze Ferienfizung auffliegen lassen zu können. Das ist ihnen nicht gelungen!

Fleischvergiftungen in Herzfelde  .

Etwa 180 Personen bisher erkrankt.

Eine vertagte Verhandlung.

Weil der Angeklagte betrunken war.

Der Portier Friedrich Dannenbaum wählte letztens vor der Strafkammer des Landgerichts II eine merkwürdige Ver­Die Fleischvergiftungen in Kalfberge, an denen seinerzeit teidigungsmethode. In der Trunkenheit hatte er einen Diebstahl be­160 Personen ertranffen, scheinen jetzt in dem benachbarten Herz- gangen, der ihm vor dem Schöffengericht sechs Monate Ge= felde ihre Wiederholung zu finden. Unverständlich bleibt es aller- fängnis einbrachte. Bei der Berufungsverhandlung erschien er dings, daß die Erfranfungen, die teilweise bis zum Anfang Juli nun in sinnlos betrunkenem Zustand. zurückreichen, dann aber am 26. und 27. einen außerordent­lich gefährlichen Umfang annahmen, erst jeht in der Deffent­lichkeit bekannt werden. Am Sonntag, 25. Juli, wurden die ersten Erkrankungen bekannt. Etwa 75 Einwohner, die an Er­brechen, Fieber und Darmfartarrh liften, fuchlen die dortigen praktischen Aerzte Dr. Moritz und Dr. Nitschke zur Behand­lung auf.

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Er hatte in einem Lokal die Bekanntschaft eines Töpfer meisters gemacht, der sich auf einer Bierreise befand, und war mit diesem von Lokal zu Lokal weitergezogen. Der Töpfermeister war so wenig noch Herr seiner Sinne, daß sein Begleiter dessen Brieftasche herausnehmen und die Zeche bezahlen mußte. Schließ­lich hatte Dannenbaum die Brieftasche überhaupt behal­ten. Als dann der Töpfermeister auf der Straße nicht mehr weiter fonnte und sich an eine Litfaß- Säule lehnen mußte, riß ihm Die Erkrankungen wurden allgemein für eine gewöhnliche Dannenbaum von hinten noch den Mantel vom Leibe und Sommerdiarrhoe angesehen. Am 26. und 27. Juli stieg aber lief davon. Er wurde aber bei dem Vorgang beobachtet, verfolgt die Zahl der Erkrankten derart, man nennt die 3ahi 180 und eingeholt. Zur Polizeimache gebracht, murde er nach Feststellung daß der Kreisarzt sowie ein Veterinärarzt in Herzfelde   eingehende seiner Personalien entlassen. Eine Stunde später wurde Untersuchungen anstellten. Während bisher die Krankheit ziemlich wieder eingeliefert, weil er auf der Straße gelärmt und Feuer" normal verlief, ſtellten sich jetzt bei den meisten Erkrankten hohes geschrien hatte. Das Schöffengericht hatte aber angenommen, daß Fieber, Kopfschmerz und eine auffallend große Mattig- er mit dem zweiten Vorfall nur eine sinnlose Trunkenheit bei seiner teit ein. Allerdings konnten die Aerzte bei den Kranken Erschei- Tat markieren wollte und hatte ihn verurteilt. Dannenbaum ist nungen feststellen, wie sie bisher bei Fleischvergiftungen nicht be- übrigens 17mal und zum Teil recht schwer vorbestraft. Seine Rolle fannt waren, wie Anschwellungen von Leber und Milz  , gelbliche als Irunkenbold suchte der Angeklagte auch vor der Straf Gesichtsfarbe und heftige Nervenschmerzen in den Gliedern. Die tammer, die sich mit seiner Berufung zu befassen hatte, weiter Untersuchung ergab, daß die Erkrankungen auf Genuß von infizuspielen. Er fam total angetrunken in den Gerichtssaal ziertem Bökelfleisch, Hackfleisch, frischer und geräucherter und hielt sinnlose Reden. So fragte er den Vorsitzenden, ob er nicht Wurst zurückzuführen waren, die aus dem Geschäft des Fleischer- als Student auch einmal blau gewesen sei und sich dann auf nichts meisters Reißner in der Hauptstraße stammten. Alle Ertranften mehr habe besinnen können. Als der Vorsitzende ihm antwortete, wohnen in demselben Bezirk des Ortes, vornehmlich in der Haupt- daß man immer noch wissen müsse, was man tue, erwiderte er: und Rüdersdorfer Straße. Einzelne Bewohner, die auf Ziegeleien Na, denn sind Sie nie richtig besoffen gewesen." Er redete schließ­arbeiten und auch dort ihre Wohnungen haben, und sogar einige lich sogar den Richter und den Staatsanwalt mit Du" an und Einwohner aus Rüdersdorf   sind nach dem Genuß von dem bei meinte: Ihr könnt ja mit mir machen, was Ihr wollt." Sanitätsrat Reißner gekauften Fleisch unter den gleichen Vergiftungserschei- Dr. Leppmann, der den Angeklagten schon seit 1908 fennt, hielt nungen erfrankt. Die Bergiftungen können nur auf den Genuß vera gifteter Fleischwaren zurückzuführen sein. Besonders auf­fällig ist es, daß in einigen Familien. nur einzelne Mitglieder, die von dem Fleisch genossen hatten, ertranften, während an dere von der Krankheit verschont blieben. Die Nachforschungen haben ergeben, daß auch Reißner am Sonnabend und Sonntag, ebenso sein Dienstmädchen an Diarrhöe gelitten haben. Es wird nun vermutet, daß Reißner, der trotz der Krankheit im Laden mitver­kaufte, das Fleisch durch Berührung mit den Händen infiziert hat. Es sind sofort entsprechende polizeiliche Anordnun= gen getroffen worden. Der Laden wurde geschlossen und eine Des­infektion vorgenommen. Auch nach der anderen Seite hin sind alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Die Wohnungen wurden sämtlich desinfiziert. Alle Personen, die kein Pflegepersonal zur Verfügung hatten, wur­den in das Krankenhaus nach Kaltberge übergeführt.

Leider besteht die Befürchtung, daß sich die Zahl der Er=

franften noch wesentlich erhöhen wird. Die genaue voll Vertrauen in das Glück", das wie eine wärmende Schicht um sie lagerte, schützende Mauer gegen die gehäffige Gier, die aus den Millionen fieberentzündeten Augen der großen Stadt zu ihnen hinunterblinzelte.

Morgen müssen wir die ersten sein beim Schiff!" sagte der Sezer, als sie schon vor dem Schuppen standar ,,, alles tommt darauf an, ob der Packmeister guter Laune ist. Hoffent lich haben wir Glück!"

Cesare Pasquali nickte stumm bestätigend. Als sie sich wie zufällig gegenseitig in die Augen sahen, huschte über beider Antlig ein Lächeln. So unerschütterlich fest war ihre Ueberzeugung, daß es ihnen nun nicht mehr untreu werden fonnte, das ,, Glück", das sie verstoßen und verhöhnt hatte aus den Schaufenstern voll Gold und Diamenten und den mar­mornen Einfahrten der Baläfte, um ihnen dann unverhofft entgegen zu springen aus der Weisheit eines obdachlosen Druderaefellen und der dankbaren Einfalt eines verkrüppelten Leinewebers.

Als sie am nächsten Tag, lange ehe die Sirenen zur Ar­beit riefen, hinuntereilten zu dem Anterplay der deutschen  Schiffe, fiel beiden sofort die ungewöhnliche Stille auf, die im ganzen Hafen herrschte. Sie beschleunigten noch mehr ihre Schritte und blieben an der vorspringenden Ecke ver­blüfft stehen, überrascht von der Farbenpracht der bunten Wimpel, die im Tauwerk sämtlicher Schiffe flatterten.

Daß du den Namenstag eines Heiligen vergißt," fpöttelte der Seger, der sich immer gerne über Pasqualis abergläubische Frömmigkeit lustig machte: aber der Vorwurf erwies fich alsbald als ungerecht, denn die Fahnen galten Teinem Kirchenheiligen, sondern einer patriotischen Festlichkeit, die zu Ehren des Soldate ignoto" mit großem Pomp be­gangen werden sollte. Die beiden hatten die dekorativen Bor: bereitungen am Vorabend nur nicht bemerkt, weil die Er­wartung fie im Hafen festgehalten hatte.

Im ersten Augenblick empfanden alle zwei nur die Freude von Schulkindern, die an der Schwelle ihres Kerters under­hofft heimgeschickt werden. Die Stirne des Sezers verfinsterte fich aber sofort, und er beschloß für den nächsten Tag vorzu­bauen, die Annäherung an den Backmeister des Schiffes wenigstens zu versuchen. Er setzte Pasquali auf ein Faß in der Nähe des Dampfers und begann den Ankerplay vorsichtig zu umfreisen, zur nicht geringen Beluftigung des Leine webers, der von seinem Posten aus vergnügt die Schliche Jeines Freundes verfolgte. ( Fortlegung folgt.)

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FUNK

WINKEL

Angela Sag fingt drei bescheidene Opernarien aus Cavalleria rusticana  ", aus" Margarethe" und dem Kuhreigen", aber selbst für Siebels anspruchslose, traute Blümlein reicht die Stimme nicht aus. Sie flingt merkwürdig fehlig, und die Höhe macht Schwierigkeiten. schlag, sehr viel von Rosen kommt darin vor, die einmal blühen, Es folgen dann ein paar harmlosigkeiten mit sentimentalem Ein­einmal duften und dann etwas sagen. Unterstützt wird dieses an mutige Unternehmen durch die vereinigten Finteschen Mando= linen höre, die unter anderm Kahnts überzuderte Romanze in F- Dur spielen, einen Ableger der Tosellischen Serenade. Unter Leis tung Wilhelm Finkes spielt man diese Niedlichkeiten, die ehemals nötigen Schmalz, übrigens machen fich die Mandolinen recht aus als Salonstücke Rührungstränen hervorzauberten, eraft und mit dem drucksvoll in der Uebertragung, manchmal wirken sie wie hohe Strei­cher. Das ganze Programm atmet traulichen Frieden. Man siht um den Familientisch, macht Handarbeit, liest Zeitung, und die Be­troleumlampe breitet darüber ihr versöhnliches Licht aus. Auch am Nachmittag ging es sehr gemütvoll zu. Märsche, Phantasien, Walzer und Charakterstüde hatten fich zu einem anmutigen Reigen zu sei Borbildung und Aussichten der Frau im kaufmänischen Beruf" fammengefunden. Nichts störte die Harmonie. Von den Vorträgen erwähnt, in dem die Borfizende des Verbandes meiblicher Handels, und Bureauangestellten Katharina Müller ihre reichen Er­fahrungen zu Gehör brachte.

Das Rundfunkprogramm. Freitag, den 30. Juli.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

4.10 Uhr nachm.: Zehn Minuten für die Frau. Margarete Caemmerer: Schulzwang und Elternsorge. 5 Uhr abends: Rezi­tation. Alfred Müller- Hepp: 1. Du bist ausgestellt. 2. Gewitter abends: Balladen. Anschließend: Ratschläge fürs Haus, Theater­am Sonntag. 3. Brautfahrt. Gelesen vom Verfasser. 5-6.30 Uhr und Filmdienst. 7 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungs­kurse). Abteilung Gartenbau. Dr. Martin Schmidt: Tierische Gartenschädlinge im Sommer 1926". 7.25 Uhr abends: R. Kempner: Quer durch Mazedonien  ". 7.55 Uhr abends: Dr. Friedrich Springer:" Oesterreichs Land und Leute". 8.30 Uhr abends: Franz Liszt  : Zur 40. Wiederkehr seines Todestages am 31. Juli 1886. Mitwirkende: Berliner   Funkorchester, Dirigent: Selmar Meyrowitz  von der Berliner   Staatsoper; Michael v. Zadora und Selmar Meyrowitz   am Flügel; Kammersängerin Elisabeth von Endert, Sopran. 1. Rudolf Kastner  : Einleitende Worte. 2. Les Préludes, sinfonische Dichtung. 3. a) Pusztawehmut, b) Rhapsodie Nr. 10. 4. a) Bist du( Fürst Elim Metschersky), b) Es muß ein Wunder­bares sein( Redwitz  ), c) Fischerknabe( Schiller  ), d) Wieder möcht' ich dir begegnen( Cornelius), e) In Liebeslust( Hoffmann v. Fallersleben  ). 5. Ungarische Fantasie für Klavier und Orchester. 6. Mazeppa, sinfonische Dichtung. Anschließend: Dritte Bekannt­gabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Königswusterhausen, Freitag, den 30. Juli. Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst.

für Schüler. 1.10-1.40 Uhr nachm.: Karl Graef: Die Kunst des Sprechens 3-3.30 Uhr nachm.: C. M. Alfieri und Fräulein v. Eyseren: Spanisch für Anfänger. 3.30-4.30 Uhr nachm.: Landesschulrat Dr. Schwarz, Lübeck  : a) Die Hilfsmittel des Erd­kundenunterrichtes; b) Die Erdkunde im Gesamtleben der Schüler. nachm.: Franziska Bruck: Blumenschmuck für den gedeckten 4.30-5 Uhr nachm.: Mitteilungen des Zentralinstitutes. 5-5.30 Uhr Tisch. 8.30 Uhr abends: Uebertragung aus Stuttgart  .

ihn für einen Mann, der, obwohl starter Altoholiter und minder wertig, immer genau misse, mas er tue. Jezt aber meinte der Sachverständige, daß der Angeklagte augenblicklich nicht verhand­lungsfähig sei, wegen seiner totalen Betrunkenheit. Der Angeklagte wollte aber von einer Vertagung nichts wissen und meinte:" Macht doch mal endlich Schluß mit meiner Sache. Bis ich det Ding nicht hinter mir habe, fomme ich aus der Sauferei nicht heraus." Das Gericht sab sich genötigt, die Verhandlung zu vertagen. Dem Angeklagten wurde aber angedroht, daß er in eine sofort zu verbüßende Ord­nungsstrafe genommen werden würde, wenn er wieder in einem der artigen Zustande vor Gericht erscheinen sollte.

Verfassungsfeiern des Reichsbanners.

Die Bundesfeier in Nürnberg.  - Die Feiern in Berlin  . anstaltet in diesem Jahre die Bundesverfassungsfeier in Der Bundesvorstand des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold ver Nürnberg   am 14. und 15. August. Zu dieser find bisher 20 Sonderzüge gemeldet. Man rechnet mit einem Aufmarsch Don zirka 100 000 Reichsbannerleuten. Am Sonnabend. den 14. Auguft, findet nachmittags eine geschlossene Verfassungs. feier statt, nur für geladene Gäste im großen Rathaussaal. Hier wird Staatskanzler a. D. Dr. Renner die Festrede halten. Am Sonntag vereinigen sich alle Festteilnehmer zu einer großen republika­nischen Kundgebung, bei der Bundesvorsitzender Hörsing und Führer der drei republikanischen Parteien sowie Vertreter des republika­nischen Schutzbundes Deutschösterreichs sprechen werden. Der Sonn­tagnachmittag vereinigt die Nürnberger   republikanische Bevölkerung mit den auswärtigen Gästen im Luitpoldhain zu einem Volksfest. Das Berliner   Reichsbanner nimmt diesmal von einer zentralen Verfassungsfeier, wie sie im vergangenen Jahre statt­gefunden hat, Abstand. Vielmehr werden am 8. bzw. 15. Au­gust in den verschiedenen Bezirken Berlins   groß angelegte Feiern, veranstaltet. Als Redner haben sich bekannte Parlamentarier 31 Verfügung gestellt, u. a. Professor Bergstraßer, Profeffor Erdmannsdörffer, Abgeordneter Dr. Grzimet, Abgeord neter Rave, Abgeordneter Freiherr von Richthofen  , Re dakteur W. Nowad, Senatspräsident Dr. Großmann, Mi­nisterialdirektor Dr. Fald, Polizeioberst a. D. Dr. Schü ginger, Bolizeioberst a. D. Lange, Kapitän zur See Perfius, Major auff. Gauvorfigender Frizz Koch, Abgeordneter Nuschke, Generalsekretär Grobbel, Lehrer Fest, Professor Hobohm, Schriftsteller Julius Bab  , Reichstagsabgeordneter Künstler, Robert Breuer  , Dr. Mischler.

Die Rache des Nebenbuhlers.

Die Eheleute Enderich lebten in unglüdlicher Ehe. Der Ehemann liebte es, von Zeit zu Zeit eine Extratour" zu machen. Schließlich machte es die Ehefrau ihm nach und knüpfte auch Herrenbekanntschaften an, bis sie nach einem heftigen Ehestreit das Haus verließ und zu ihrem Freunde, dem Angeklagten Most, zog. Als sie auf Aufforderung nicht zurückkehrte, verkaufte ihr Mann ihre Sachen und unternahm mit einem Freunde eine Kneiptour, die fast zwei Tage dauerte. Auf dem Heimwege schlugen die beiden Freunde mit den Fäusten an die Wohnungstür des Most. Darüber geriet Most in But und wollte sich seinerseits rächen. Nachdem er sich mit Frau Enderich und deren Bruder, dem dritten Angeklagten, Mut angetrunken hatte, stürmten die drei in schwer bezechtem Zustande die Wohnung des Enderich. Mit Fußtritten wurde die Tür eingestoßen und alle drei stürzten in das Schlaf­zimmer, in dem Enderich mit seinem Freunde ihren Rausch aus­schliefen. Mit Stöcken wurde auf die beiden Schläfer eingeschlagen. Enderich blieb besinnungslos im Bett liegen. Die beiden Opfer des Gewaltaktes mußten ins Krankenhaus geschafft werden. Die Wüteriche hatten aber noch mehr getan. Ehe sie die Wohnung, in der der bewußtlose Enderich zurückblieb, verließen, hatten sie die Gashähne geöffnet und eine Reihe von Groschen in den Gasautomaten gesteckt. Infolgedessen war auch zuerst Mord verfuch angenommen worden. Der Rechtsanwalt bat, die Tat der Angeklagten als einen Trunkenheitsaft milder zu be­urteilen und auch zu berücksichtigen, daß auf der anderen Seite ebenfalls ein gut Teil Schuld liege. Das Gericht erkannte auf Strafen von sechs und neun Monaten Gefängnis und hob die Haftbefehle auf. Der Angeklagte Most erhielt auch Bewäh= rungsfrist.

Verfuchter Einbruch. Nach dem Muster berühmter ,, Kollegen". versuchte gestern nachmittag ein Trio von Einbrechern in die Räume der Installationsfirma 3appel u. Co., Ritterstr. 49, einzubringen. Durch die Aufmerksamkeit einer Hausbewohnerin wurde der Einbruch vereitelt und einer der Einbrecher von dem in­zwischen herbeigerufenen Ueberfallkommando verhaftet. Es iſt bies ein früherer Angestellter der Firma, ein Kriegsinvalide, namens Erich Winkler, aus der Oderberger Straße. Winkler, der die Dert­Riste verpackt, mit einem Handwagen vor Schluß des Betriebes auf lichkeiten ganz genau kannte, ließ sich von zwei Komplicen, in einer den zweiten Hof fahren. Hier wartete er ab, bis alles ruhig wurde, um ungestört an die Arbeit" gehen zu können. Vor dem Hause standen die beiden anderen Schmiere. W. stellte sich aber so un­geschickt an, daß er von einer Hausbewohnerin bemerkt wurde und von dem lleberfallfommando in einem Fabrikraum, wo er sich ver­rechtzeitig unerkannt. steckt hielt, verhaftet werden konnte. Seine Helfershelfer entfamen

Feuer in der Andreasstraße. Ein größeres Feuer fam gestern abend kurz vor Uhr in den im Erdgeschoß gelegenen Berkaufs- und Lagerräumen der Einkaufszentrale für Wäscherei und Plätterei Bedarfsartitel im In­duftriehaus ,, Andreas Hof", Andreasstraße 32, zum Ausbruch. Mengen Waren lagerten, in Flammen. Es wurde etwa eine Stunde Bei Eintreffen der Wehren standen die Räume, in denen größere lang Waffer gegeben. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt.

Letzte Probefahrt der Barbara. Das Motor- Rotorschiff Bar­bara wird heute vormittag von Bremerhaven   aus seine letzte Erprobungs- und zugleich Uebergabefahrt nach Hamburg   antreten. Die Reederei Robert M. Sloman   jr., Hamburg  , übernimmt auf der Fahrt das Schiff zwecks Einstellung als Frachtschiff in ihren Mittel­meerdienst von dem Bauherrn, dem Reich, und der Bauwerft A. G. Weser  , Bremen  .

Schnee in der Schweiz  . Niederschläge in der ganzen Schweiz  haben in den höheren Lagen starte Schneefälle gebracht, die bis 800 Meter niedergehen. Zugleich ist ein heftiger Sturz der Temperaturen erfolgt, die in einer Höhe von 1000 Metern 6 bis 7 Grad über Null liegen.

Großfeuer in Dünaburg  . In den Eisen- und Flachsbuden des Dünaburger Trödelmarktes brach ein großer Brand aus, der sich mit großer Schnelligkeit verbreitete und eine gewaltige Banif hervorrief. Während des Brandes ertönten aus den brennen­Alteisen ausgiebig mit Granaten und Handgranaten durchsetzt. Der den Gebäuden laute Detonationen. Wahrscheinlich war das Brand konnte glücklicherweise von einigen Läden mit Benzin und Betroleum ferngehalten und schließlich eingedämmt werden. Im ganzen sind zehn größere Buden eingeäschert worden. Nach der Rigaschen Rundschau" wird unvorsichtiges Umgehen mit Feuer als Entstehungsursache des Brandes angenommen.

Drei Dampfer gefunten. Nach einer Meldung aus San Do mingo erlitten die drei Dampfer Francisco", Peaceful" und Macoria", die sich auf der Reise nach den Kleinen Antillen  befanden, Schiffbruch, wodurch zahlreiche Reisende und Mitglieder der Besazung ertranfen.

Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle für Berlin.  ( Nachdr. verb.). Geringe Temperaturzunahme, meist stärker bewölft mit leichten Regenfällen, handenen Bitterung in Mittel- und Ostdeutschland, geringe Temperatur später etwas Ausheiterung. Für Deutschland  : Fortbestand der vor зипайте.